Full text: Lübeckische Anzeigen 1911 (1911)

ne brauen Fluten des Mittelmeeres würden ihre Klarheit ver⸗ 
lieren und rot sich färben — ein trübes Fischwasser gäbe es, das 
stets schon dem englischen Politiker das beste Angelwasser war. 
Hat Marokko nicht Deutschland aus seiner Reserve hervorzulocken 
vermocht, so soll jetzt der Angriff auf unseren besten Freund, 
den Türken, uns zur Unklugheit eizen. Tas könnte den Eng4- 
ländern so passen, daß IJtalien vom Dreibund sich 
lösen mühte. Man wird ja sehen, wer in der Rechnung 
die gröberen Fehler gemacht hat. Noch fehlt jedenfalls nicht die 
Soffnung, daß auch Italien die richtige Erkenntnis finden wird. 
Warten wir es daher zunächst noch ruhig ab 
Warten wir es daher zunächst noch ruhig ab. d. 
Eine Erklürung ũber Frankreichs Stellungnahme. 
W. Paris, 25. Sept. Der Figaro schreibt zu der tripoli— 
tkanischen Angelegenheit: Für Frankreich ist die Lage völlig 
flar. Wir übernahmen gegen Italien Verpflichtungen, die wir 
lonal erfüssen. Wir erinnern uns seiner guten Dienste, seiner 
freundschaftlichen Haltung während und nach der Konferenz von 
Algeciras. Wir haben Italien versprochen, uns politisch nicht 
mit Tripolis zu beschäftigen. Das Versprechen wird peinlich 
gehalten werden. Wir hatten newiß Schwierigkeiten mit den 
türlischen Behörden wegen des Hinterlandes von Tripolis. Unsere 
Regierung wird die gegenwärtigen Umstände sicherlich benutzen, 
um diese Frage endaültig zu regeln und von den Beteiligten 
alle notwendigen Zusicherungen zu erhalten. 
Keine deutsche Vernittlung. 
W. Köln, 25. Sept. (GPrivattelegramm.) Die Kölnische 
Zeitung meldet aus Berlin: Nach Meldungen der Presse aus 
Italien ist dort das Gerücht verbreitet, in der tripolitanischen 
Ftage würden die Verhandlungen über Berlin geführt. Das 
Gerücht ist nach unseren Erkundigungen unzu treffend. Deutsch⸗ 
land wurde weder von anderer Ceite um seine Vermittelung 
angegangen. noch bot es selbst eine Vermittelung an. 
Noch eine Aeicßerung eines türkischen Staatsmannes. 
Ein hoher aktiver türkischer Staalsmann äußerte sich u. a.? 
Es ist ausgeschlossen, daß die Italiener wie Räuber in Tripolis 
einbrechen. Sie werden vielmehr in den nächsten Tagen eine 
Note an uns richten, in der sie ihre Wunsche fixieren und für 
deren Beantwortung eine sehr kurze Frist stellen. Ihre For⸗ 
derungen sind uns im wesentlichen bekannt. Sie sind wohl 
im Einverstündnis mit Deutschland und Frankreich aufgestellt 
worden und repräsentieren die Kompensation, die Italien bei 
dem marokkanischen Handel kaum vorenthalten werden ronnte. 
Eiichtlich ist. daß die tripolitanische Frage nicht ohne Rücdhschlag 
auf unser Verhältnis zum Dreibund bleiben kann. Man wird 
der Regierung vorwerfen, daß sie dei England einen wirksameren 
Schutz gegen Italiens Mpirationen gefunden haben würde. 
Eine ausweichende Autwort der italienischen Regierung. 
Rom, 25. Sept. Der Hesige ktürkische Geschäfts— 
rräger soll auf der Consultà ein offizielles Dementi 
der Zeitungsnachrichten über die Absichten Italiens auf Tripolis 
verlangt haben. Ihm sei erwidert worden: da die Presse 
volle Freiheit geniehe, könne die Regierung nicht intervenieren. 
Weitere italienische Mobilmachung. 
(Privattelegramm der Lübeckischen Anzeigen.) 
EK. Rom, 25. Sept. Das militärische Amtsblatt veröffent— 
licht die Einberufung des Jahrganges 1888 zur Komplettierung 
der Regimenter. 
Englifche Intervention? 
W. Malta, 24. Sept. Der Kreuzer „Medea“ hat Befehl 
erhalten. morgen mit versiegelter Order nach dem Osten zu gehen. 
— 6 
Zum Untergang der „Libertéè“. 
Einzelhtiten der Katastrophe. 
Das gestern von der so entsetzlichen Katastroßhe betroffene 
Linienschiff „Liberts“ ist am 19. April 19058 vom Stapel ge—⸗ 
laufen. Es hatte eine Wasserverdrängung von 14870 Tons, 
3 Schrauben und eine Geschwindigkeit von 19,3 Seemeilen. 
Es hatte vier 30,5 em, zehn 19,4 em, elf 6,5 em, vierzehn4, 7 em 
und zwei 8,7 em Geschütze. Es war 138,8 m lang, 24,2 m 
breit, hatte einen Tiefgang von 6,4 m und eine Besatzung von 
793 Mann, darunter 42 Offiziere. 
Unbeschreibliche Erregung ergriff die Bevölkerung, die 
nach der ersten Explosion massenhaft nach den Kais strömte. 
Man sah nur einen Teil des unförmigen eisernen Schiffsrumpfes 
inmitten von Trümmern, woran die Verwundeten sich fest— 
klammerten. Die „Liberts“ hatte 700 Mann Besatzung, von 
denen 140 Mann beurlaubt waren. Als nach der ersten Explo— 
sion ungefähr hundert Mann ins Wasser sprangen und die 
anderen sich aus dem Schlaf aufrafften und ins Wasser sprin— 
gen wollten, befahlen die Vorgesetzten, ihren Dienst zu ver— 
richten. Sie blieben an Bord und gingen mit dem Schiff 
unter. 
Weiter wird gedrahtet: 
W. Toulon, 25. Sept. Der Brand auf dem Panzerschiff 
.Liberte“ war um 5 Uhr früh ausgebrochen und trotz der 
größten Bemühungen war es unmöglich, das Feuer zu hindern, 
den Kohlenraum zu erteichen. Nach fünf Explosionen, die in 
einem Zeitraum von einer Minute erfolgten, zersprang das 
Schiff und legte sich auf die Seite. Der Teil des Schiffes, 
der zu sehen ist, befindet sich in einem kläglichen Zustand und 
ist oberhalb der Wasserlinie vollkommen zerstört. Das Kriegs— 
schiff scheint in zwei Teile geborsten zu sein. Sogleich nach der 
Erplosion kamen zahlreiche Boote und Rettungsdampfer der 
„Liberté“ zu Hilfe, die ebenfalls mehrere Mannschaften ver— 
lyren. Die Leute der „Liberts“ wurden in die Luft ge— 
schleudert und fielen dann ins Wasser zurück. Es bestätigt 
sich, daß Hunderte von Opfern zu beklagen sind. Der Kom— 
mandant des Schiffes war Kapitän zur See Jaurds. Das 
Marineministerium bestätigt, daß das Linienschiff „Libert“ ex— 
plodiert und gesunken ist, wobei der größte Teil der Besatzung 
umgekommen ist, und fügt hinzu, daß auch das Linienschiff 
„Republique“ an der linken Seite einen Riß erhalten hat, 
sehr wahrscheinlich durch die Trümmer der „Liberté“ verur⸗ 
sacht worden ist. 
Toulon, 258. Sept. 2 Uhr nachmittags. Die Zahl der 
bei der Katastrophe Geretteten beträgt nach den letzten Fest— 
stellungen 200. Verwundet sind 45 Mann an Land gebracht 
worden. Die Zahl der Getöteten beträgt 300. 
Mehrere kleinere Schiffe kenterten nach der 
dritten Explosion auf der „Liberté“. Auf einem dieser Schiffe 
befanden sich Matrosen, die Nachturlaub hatten. Ob der Be— 
fehl, die Kohlenkammern unter Wasser zu setzen, überhaupt ge— 
geben wurde, oder ob er nicht rechtzeitig gegeben worden ist, 
fonnte nicht festgestellt werden. 
Schilderung eines Geretteten. 
Einer der bei der Katastrophe der „Liberts“ Geretteten 
erzäbult: Nach der ersten Explosion um 154 Uhr verließ kein 
Mann das Schiff; die zweite Erxplosion fand kurz vor 2 Uhr 
tatt. Der Stellvertreter des Kommandanten, ein Bruder des 
Wgeordneten, gab bekannt, daß weder für die Offiziere, noch 
ür die Mannschaften Gefahr vorhanden sei. Immerhin ge— 
tattete er, daß sich die für die Löscharbeiten nicht unbedingt 
zotwendigen Offiziere und Mannschaften an Land begaben. 
zaum hatte der letzte von diesen fesften Boden unter den Füßen, 
als gegen 6 Uhr morgens eine neue Erplosion erfolgte, die das 
Schiff zum Sinken brachte. Man ist darüber im Unklaren, 
wie viele von den Matrosen, die während der Nacht Urlaub 
hatten, an Bord des Schiffes zurückgekommen sind. 
Die Ursachen des Unglücks. 
W. Toulon, 25. Sept. Das Feuer an Bord des Linien—⸗ 
chiffes „Liberts“ entstand 1 Uhr nachts infolge des Leichtsinnes 
iniger betrunken heimkehrender Mannschaften. Man versuchte 
das Feuer zu löschen, wobei die Matrosen der benachbarten 
dampfer Hilfe leisteten. Zunächst schien es auch, als ob das 
xeuer gelöscht werden könnte, als plötzlich die Brücke, unter 
»er die Pulvervorräte aufbewahrt wurden, vom Feuer ergriffen 
vurde. Nach wenigen Sekunden flog das Schiffshinterteil mit 
urchtbarem Getöse in die Luft. Der Knall wurde in ganz 
Toulon gehört, so daß die erschreckte Bevölkerung nach dem 
vafen eilte. 
Die letzten Nachrichten über die Katastrophe. 
W. PVaris, 25. Sept. Nach Mitteilung des Marinemini— 
teriums meldete der Kommandant der „Liberts“ in dem letzten 
Inspektionsbericht, daß er die Maßnahmen zur Aufbewahrung 
der Pulvervorräte als vollständig ausreichend befunden habe. 
Der Marinepräfekt von Toulon meldet: Heute vormittag 
0 Uhr meldeten sich beim Namensaufruf 274 Mann, von denen 
twa vierzig verwundet seien. Gegenwärtig sei man mit den 
kettungsarbeiten für die noch an Bord Befindlichen beschäftigt. 
M. Marseille, 258. Sept. Petit Marseillais meldet, 
dapitän zur See Jaurès sei beurlaubt gewesen. An seiner 
Stelle führte Fregattenkapitän Joubert das Kommando auf 
er „Liberts“. 
Wt. Toulon, 25. Sept. Die „Liberté“ ist nichts mehr 
Ils ein Haufen zerbrochenen alten Eisens, den kleine Dampfer, 
ßarken und Kähne suchend umschwärmen. Die Reede ist mit 
Trümmern bedeckt. Pumpen ersticken den Brand, der under 
z»er Asche glimmt. „Liberts“ ist in zwei formlose Teile 
errissen. Der hintere Turm ist teils mit Wasser bedeckt. 
Wt. Paris, 25. Sept. Der Marineminister ist heute nach— 
nittag um 4 Uhr 30 Min. offiziell davon in Kenntnis gesetzt 
vorden, daß die Zahl der Toten auf der „Liberté“ und 
den anderen in Mitleidenschaft gezogenen Schiffen ungefähr 
300 beträgt. 
Wt. Paris, 25. Sept. Kaiser Wilhelm telegraphierte 
in den Präsidenten Fallidres: Es fehlen Mir die Worte, um 
en Ausdruck für Mein Mitgefühl mit der nätionalen Trauer 
anz Frankreichs zu finden. Die so furchtbar geprüften Fami— 
ien werden sich mit dem Bewußtsein trösten können, daß die 
inglückliche Besatzung der „Liberts“ in der Erfüllung ihrer 
bflicht gegen das Vaterland gestorben ist. — Präsident 
ralliéres erwiderte: Ich bin tief ergriffen von den be— 
begten Worten, mit denen Ew. Majestät sich der Trauer an—⸗ 
chlieben, die ganz Frankreich betroffen hat, dem Zeichen tiefen 
hmerzlichen Mitgefühls, das Ew. Majestät die Güte haben, 
in die unglücklichen Familien zu richten, die durch das Unglück 
'o furchtbar geprüft sind. Ich bitte Eure Majestät, den Ausdruck 
neines lebhaften Dankes entgegenzunehmen. 
Wt. Paris, 25. Sept. Der deutsche Botschafter Frhr. von 
x„chön war der erste Botschafter, welcher der Regierung seine 
keilnahme aussprach. Er erschien um 11 Uhr im Quai d'Orsay 
ind wüurde sofort empfangen. Er erklärte dem Minister des 
Auswärtigen, de Selves, er habe zwar noch keine Instruktionen 
rhalten, glaube aber dem Wunsche seiner Regierung zu ent—⸗ 
prechen, wenn er sogleich erscheine, um seine Teilnahme an der 
Katastrophe auszudrücken, die die französische Marine so grau— 
am betroffen habe. 
Aeber die bevorstehende schwedische Kabinettskrise 
wird aus Stockholm geschrieben: 
Die Wahlen zur schwedischen Zweiten Kammer' nehmen einen 
ür die Gruppen der Linken so unerwartet günstigen Verlauf, 
»aß die Rechte sich allmählich mit dem Gedanken des Endes 
hrer politischen Herrschaft vertraut machen kann. Es war 
war vorauszusehen, daß unter der Wirkung des neuen allge— 
mneinen Wahlrechts, das auch für die Erste Kammer gilt, die 
'onservative Regierung endlich ihren Halt verlieren mußte, aber 
ndem Ministerchef Lindman die Forderung der Linken, die Erste 
Kammer aufzulösen und nach dem neuen Wahlrecht erneuern 
u lassen, ablehnte, glaubte er sich noch eine Frist von einigen 
Jahren zu sichern. So lange dauert es nämlich noch, ehe das 
Wahlrecht auf die Erste Kammer, da sie stückweise erneuert 
vird, ihre volle Wirkung ausüben kann. Nun gestalten sich 
edoch die Verluste der Rechten größer, als man erwartete. In 
»en Wahlkreisen, aus denen die Ergebnisse bis jetzt vorliegen, 
jaben die Konservativen schon gegen 29 Plätze verloren. Auf 
svrund des bisherigen Wahlverlaufs werden sie es vermutlich 
n der Zweiten Kammer, die 230 Mitglieder zählt, auf 70 
Nann bringen, während man den künftigen Bestand der liberalen 
zammlungspartei auf 100 Mann und den der Sozialdemokraten 
zuf 60 Mann berechnet. Bei den jüngsten Wahlen zur Ersten 
dammer haben indessen die Liberalen und die Sozialdemo— 
raten ebenfalls Gewinne zu verzeichnen, nämlich von 16 auf 
z33. Halten die Berechnungen für die Zweite Kammer Stand, 
vann verliert die Regierung schon jetzt die Mehrheit, auf die 
ie früher bei den gemeinsamen Abstimmungen bei— 
der Kammern rechnen konnte und die Stütze des Ministe— 
riums bildete. Unter diesen Umständen rückt also die Möglichkeit 
iahe, daß die Wahlen ein liberales Ministerium berbeiführen 
können 
Die oldenburgische Landtagswahl. 
E Schwartau, 26. Sept. In der gestrigen Wähler— 
nersammlung des Bundes der Landwirte im Hotel Germania 
entwichelten die beiden Kandidaten Frande und Graage ihre 
Programme. Francke, der zugleich Kandidat des neutralen 
Wahlkomitees ist, erklärte zunächst loyalerweise eine bündlerische 
Veröffentlichung der Ahrensböker Nachrichten, wonach zwischen 
Bund und liberaler Partei im südlichen Wahlkreis ein Kom— 
promiß geschlossen sei, für falsch. Sodann behandelte er in 
ehr sachlicher Weise das neue Wahlsystem, Steuerfragen ufw. 
Auch für die Bahn Lübeck— Neustadt erklärte Redner unbedingt 
intreten zu wollen, da mit dieser Verbindung gleichzeitig die 
Verbindung Travemünde— Niendorf gesichert sei. Zum Schluß 
vandte Francke sich gegen die Sozialdemokratie. Der zweite 
Kandidat, Graage, verbreitete sich zunächst über das Plural— 
yahlrecht, um sodann den Vorwurf, daß der Bund durch Auf— 
tellung einer Sonderkandidatur Verwirrung in die Wähler— 
reise getragen habe, zurückzuweisen. Im weiteren belämpfte er 
ie Finanzgemeinschaft mit dem Herzogtum, die Selbständigkeit 
n der Gesetzgebung müsse dem Fürstentum erhalten bleiben. 
luch für Vermehrung der Mitglieder des Landesausschusses 
volle Redner eintreten, um steuerkräftigen Gemeinden eine bessere 
bertretung zu sichern. Nachdem Redner sich mit der Sozial⸗ 
emokratie auseinandergesetzt, erörterte et zum Schluß seine 
Stellung zum Handwerk. In der Diskussion wies der neben 
rrancke vom neutralen Wahlkomitee aufgestellte Kandidat Voßß 
unächst den Vorwurf Herrn v. Levetzows, Redner habe mit 
er Sozialdemokratie paktiert, zurück, ebenso den Vorwurf von 
inderer Seite, daß Redner für das Handwerk nichts übrig habe. 
sodann wies Voß noch auf die Zersplitterung im bürgerlichen 
ager hin, wodurch nur die Sozialdemokratie gewinnen könne. 
vsraage erklärte zum Schluß, daß er zurüdtreten werde, wenn 
ei der Hauptwahl Voß mehr Stimmen erhält, worauf Rechts⸗ 
nwalt Böhmcker für das neutrale Wahlkomitee betreffs Voß die 
leiche Erklärung abgab. Bei den verschiedenen Kandidaturen, 
ruch die Handwerker haben noch zwei eigene 
Kandidaten aufgestellt, ist der Ausgang der Wahl noch völliag 
ingewißk. 
sleueste Nachrichten und Telegramme. 
W. Berlin, 25. Sept. Die Nordd. Allg. Ztg. meldet: 
An Stelle des in den Ruhestand tretenden preußischen Ge⸗ 
'andten in Dresden, Prinzen Hohenlohe, ist der 
»erzeitige deutsche Gesandte in Bern, v. Bülow, in Aussicht 
genommen. 
W. Kopenhagen, 25. Sept. Infolge eines Falles von 
Maul- und Klauenseuche auf der Insel Langeland 
»erbot der Landwirtschaftsminister unter dem 25. September 
ie Ausfuhr dortigen lebenden Viehs von der Insel. 
Wt. Stodholm, 25. Sept. Bei den Wahlen zur Zwei— 
en Kammer in Stockholm-Stadt wurden vier Sozialisten, zwei 
Liberale und der der Rechten angehörige Ministerpräsident Lind⸗ 
nan gewählt. 
Wit. Tanger, 25. Sept. Aus Sefru wird vom 22. Sept. 
jemeldet: Kaid Hammon der Zaini sämmelte im mittleren Atlas 
eine Harka, um gegen Sefru vorzurücken. 
heer und Flotte. 
V. Berlin, 25. Sept. Angekommen sind: „Berlin“ am 
24. September vor Agadir, „Illis“ am 24. Sept. vor Naga- 
saki, Flußkanonenboot „Vaterland“ am 24. Sept. in Ischeng— 
lin am Jangtse. 
Vermischtes. 
Madames Beobachtungen. Die Neue Freie Presse ent⸗ 
nimmt dem Pariser „Auto“ folgende hübsche kleine Satire von 
P. L. Hervier: 
Der Zusammenstoß. 
..Madame Moͤgre hatte im Disput mit ihrem Manne nicht nach⸗ 
geben wollen. 
„Was glaubst du? Bei einem Wetltier wie dem heuligen7? 
D nein!“ 
Berr Megre wollte im Auto nach Chartres fahren, Madame 
Meègre dagegen zog eine Promenade, gleichfalls im Auto, doch in 
Baris selbst, vor. Madame Moögre bebhielt natürlich recht — und 
das Auto. 
Madame Moͤgre installierte sich im Auto, das davonknatterte. 
der schnelle Wagen fuhr jetzt mitten unter vielen anderen schnellen 
Pagen, die gleichfalls die Richtung nach dem Bois einschlugen. 
Bumm, Tschin, Krach — ein Zusammenstoß! Die Bremsen knirschen, 
ie Räder gleiten, die Karosserien sind zerlratzt, die Fenlterscheiben 
zersprungen. Der wilde Zerstörer scheint ale Ur'ache zu haben, seine 
Fahrt schleunigst forlzusetzen, denn er ist gleich um die nächste Ccke 
erschwunden. 
Madame Moͤgre hat weniger Furcht als der Bösewicht, aber ihr 
Thauffeur ist verzweifelt. Was wird sein Herr lagen?! 
„Fahren Sie zurück nach Hause!“ befiehlt die Dame. 
Hert Megre wird, als er seinen Wagen sieht, abwechselnd rot 
ind bleich. Innerlich ist er wütend. 
„Welche Nummer hatte das andere Auto?“ 
„Ich weiß es nicht.“ antwortete Madame Mèegre, „es soß eine 
unge, schlanke, elegante Dame darin ...“ 
„Was sür ein Wagen war es?“ 
„Die Dame hatte ein Kostüm an und einen großen Hut, mit 
Bergißmeinnicht geputzt.“ 
„Aber der Wagen, der Wagen ?“ 
„Ich habe ihre Gesichtszüge nicht erkennen lönnen. Sie halte 
ine Toilette aus weißem Tuch, auf der sich große Blumen wie 
Z„chneeflocken ausnahmen.“ 
„Welche Firma beiläufig ?“ 
„Das Kleid war von einem guten Schneider gemacht, von 
Foudet oder Guapin vielleicht. Das einzige, was mir an ihr nicht 
zefallen hat, war ihre Pelzstola. Die war sicher falsch.“ 
„Welches Modell? Sag mir doch wenigstens die Jahreszahl.“ 
„Die Dame kann etwa 26 oder 27 Jahre alt gewesen sein.“ 
Herr Möegre hat nur schätzenswerte Eigenschaften. Er ijst höflich, 
in jein Schichsal ergeben, geduldig. Er ist ein guter Kerl. 
„Es ist aut, ich danke dir.“ 
Dabei denkt er angestrenat über die merlwürdige Beobachtunas⸗ 
4ahe der Frauen nach. 
Erdbeben. Nach einer Meldung aus St. Petersburg 
wurde in Wernyi am 21. Sept. abends 8 Uhr 50 Min., 
eine länger andauernd Bodenshwankung wahrgenommen, 
die an vielen Häusern die Stuckatur beschädigte. Freitag morgen 
vurde ein neuerer schwächerer Stoß verspürt. 
Fünfzehn Matrosen aus der Seenotgerettet. 
VRon den verschollenen Matrosen der gestrandeten Viermasterbark 
Thekla“ sind fünfzehn Mann durch einen argentinischen 
Regierungsdampfer in der Nähe der Strandungsstelle bei Feuer— 
and aufgefunden und gerettet worden. Die Geretteten be— 
inden sich mit den schon in Sicherheit gebrachten neun Mann 
ruf der Reise nach Hamburg. 
Eine wohlverdiente Strafe. Der vielfach vor— 
jestrafte Händler Bernsen, der bei dem Einbruchsdiebstahl in 
der Genthinerstraße zu Berlin den bekannten nächtlichen 
Renolverkampf mit Polizeibeamten hervorgerufen hatte, wurd⸗ 
iu 3 Jahren Zuchthaus, 5 Jahren Ehrverlust und Stellung unter 
Polizeiaufsicht verurteilt. Bekanntlich folgte nach der Schießerei 
der neue Schießerlaß des Polizeipräsidenten. 
Abgebranntist die Teefabrik von Litwinow in Hankan. 
Der Schaden wird auf 700000 Taels geschätzt. Das Feuer 
rerrichtete große Teemassen. Von sieben Fabrikgebäuden sind 
echs niedergehrännt.
	        
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