Full text: Lübeckische Anzeigen 1911 (1911)

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Wöchentlich Bmal (Wochentags morgens und 
abends, Sonntags morgens) erscheinend. Bezugs⸗ 
preis für das Vierteljahr 8,80 Mark einschließlich 
Bringgeld in Lübeck. Durch die Post bezogen ohne 
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Ailungen 1Mk. d. Zeile. Tabellen⸗ u. schwieriger 
Sak den Anforderungen entsprechend hoͤher. o 0 
Amtsblatt der freien und Hansestadt Lübeck 
beiblatt: Gesetz⸗ und Verordnungsblatt h⸗ 
— 7 — 
Beilagen: Vaterstädtische Blätter. — Der Familien freun 
164. Jebrgang Nachrichten für das Herzogtum Lauenburg, die 
Denruntdtodenn Jeheeaer de wenc au. Zrstentümer Ratzeburg. Lübecdk und das angren⸗ 
— buhiin dc ieee etecteen eende meglenburgische und holsteinische Gebiet. 
Orud und Lerlao; Gebrüdbder Borchers G. m. K. S. in Lübeck. — Geichãrtsste lle Adrekß haus (Koniastr. 46). Fernsprecher oono u. 2001 
Große Ausgabey Montag, den 28. September 1911. Morgen⸗Blatt Ur. 485. 
fHusor 
Neueite Nachrichten und Telegramme. 
Die deutichr französischen Verhandlungen. 
WM. Berlin, 24. Sept. Die Norddeutsche Allge⸗- 
meine Zeitung schreibt in der Wochen-Rundschau: „Bei 
den Marokko⸗Verhandlungen sind in den letzten Besprechun— 
gen des Staatssekretärs v. Kiderlen mit dem französischen 
Votschafter Vorschläge zur Ausgleichung der noch verblie 
benen Streitpunkte formuliert worden. Diese von den Anter⸗ 
händlern vereinbarten Vermittlungsvorschläge liegen den Re— 
gierungen vor. Eine Rücäußerung der franzssischen Regie—⸗ 
xrung ist für die nächsten Tage zu e rwarten. Sollte dieser 
Antwort Frankreichs eine abschließende Bedeutung im Sinne 
der Vermittlungsworschläge zukommen, so würde, da die 
beiderseitigen redaktionellen Wünsche für den Marokko be— 
treffenden Teil der Vereinbarungen bereits erörtert worden 
sind, noch eine nach genauen Vorarbeiten nicht mehr lang⸗ 
wierige Verhandlung in der Kompensationsfrage übrig bleiben.“ 
Vor der Einigung über Marollbo. 
.. W. Paris, 23. Sept. Der Ministerrat genehmigte ein— 
stimming den Text der Instruktionen, die heute abend an Cam⸗ 
bon übermittelt wurden. Diese Instruktionen bezwecken, wie 
von unterrichteter Seite verlautet. Herrn v. Kiderlens Zu— 
stimmung zu der im Winisterrat festgestellten Faffung der 
Bestimmungen über die Konsulargerichtsbarkeit und das Schutz- 
befohlenen⸗Wesen in Maroklo en erlangen. Man wunscht 
eine möglichst kurze Dauer des Uebergangs von der gegen 
wãrtigen Praxis zu den durch den ünftigen Kodex zu regelnden 
Verhältnissen und hat demgemäß in zwei knapp gefabten 
Paragraphen die Klderlenschen Vorichläge zu präzisieren ge— 
glaubt. Diese Artilel bedürfen der Genehmigung der Algeciras- 
Mächte. Ist diese erlangt, und nur die Zustimmung Spaniens 
steht, wie man in Paris annimmt, noch in Frage, dann kann 
Frankreich seine politische und! wirtschaftliche Reform in Ma— 
rotko hedginnen. 
erworben. In dieser Eigenschaft hat er 1905 den reaktionären 
Verband der echten Russen an der dortigen Universität auf⸗ 
gelöst. DO —— .!il 
WM. St. Petersburg. 23. Sept. In Kiew fand, wie die 
Birshewiija Wiedomosti meldet, eine Versammlung der Okto— 
zristen und Nationalisten der Reichsduma statt, an der auch 
»er Präsident Rodsianko und der frühere Präsident Gutschkow 
eilnahmen. Die Mehrheit beschloß die Fortsetzung der Siolt— 
inschen Nationalpoliti. 
WM. Belsingfors, 23. Sept. Der finnische Senat schrieb dem 
Ztaatskontor vor, dem Reichsschatzamt 6 Millionen finnische 
Mark auszuzahlen, die die Hälfte jener Summe darstellen, 
die in diesem Jahr an Stelle der Ausübung der Wehr— 
pflicht zu entfrichten ist ** 
LLIII.C.ϾT 
beim Großwesir an. Dieser erklärte, die Verbindung mit Tri⸗ 
polis sei sehr schlecht, bisher liege aber keine solche Nach-⸗ 
rxricht vor. z** — 
Der Riicchchlag des kanadischen Wahlausfalles. 
M. Newyorl, 24. Sept. Die Niederlage der kanadischen 
Reziprozitätssreunde bewirkt überall ein Steigen der Le— 
bensmittelpreise; besonders in Chicago und Duluth 
schnellen die Preise für Getreide und Mehl empor. Laurier 
rklärte, daß er erst dann zurücktreten werde, wenn das 
Parlament die Reziprozitätsverträge abgelehnt haben 
vird. Die demokratische Partei im Kongreß der Vereinigten 
Staaten hat die Absicht, daß die im Reziprozitätsvertrage den 
Kanadiern eingeräumten niedrigen Zölle, trotz 
dem der Reziprozitätsvertrag so gut als gefallen anzusehen 
ist, aufrechterhalten bleiben sollen. Zu diesem Zwecke soll 
ie Regierung durch ein einseitiges Geseß die Tarifherab⸗ 
jetzung festlegen 
Keine Aenderung der russschen Politil. 
W. Petersburg, 23. Sept. Die offiziöse Rossija schreibtk: Die 
in der Presse vorbereiteten Gerüchte über eine Aenderung der 
russischen Politik als Folge des Todes des Ministerprä⸗ 
sidenten Stolypin find unbegründet. Die Poutik Stoly- 
vins die or, ganisch mit dem Leben des russischen Reiches und 
einen Bedürfnissen verbunden war, kann nicht mit dem Tode 
ihres Trägers sterben. Die Wahrung der monarchischen Idee, 
der Rechte des russischen Monarchen und des russischen Volkes 
war und bleibt die Aufgabe der russischen Regierung. Wenn 
von einem Wachsen des Absolutismus als Folge des Kiewer 
Meuchelmordes gesprochen wird, so wird augenscheinlich eine 
Beunruhigung der öffentlichen Meinung bezweckt. Im Gegen⸗ 
leil hat die Volksvertretung Wurzel m Volksbewußktsein ge— 
aht, Jsie wird immer nationaler und schafft festen Boden für 
den Kampf mit Revolution und Terror. J 
J Bagrow gehĩnggt. — 
WM. Kiew, 24. Sept. Bagrow, der Mörder Stolypins, 
wurde heute gehängt. 
Vermischtes. J 
*Die „Sphinx von Paris. Eine der seltsamsten Persönlich- 
feiten unter den vielen absonderlichen Individuen des Künstler⸗ 
võlkchens, das im sogenannten Lateinischen Viertel der Seine— 
tadt hauft, ist eine alte Malerin, die der Pariser Volkswitz 
Ephina“ getauft hat. Die dem Aussehen nach etwa 7Ojähriqe 
Zünstlerin ist eine wohlbekannte Figur in den Straßen des 
Montmartre. Sie sitzt dann irgendwo auf dem Bur gersteig 
ind mart oder zeichnet. Gelegentlich sieht man sie auch nit 
Zchreiben beschäftigt, und zwar fungiert sie als öffentliche 
Korrespondentin für die ganze Nachbarschaft. Jeder bezahlt 
gern den verlangten, stets mähigen Preis, da er lücher sein 
darf, einen tadellos orthographischen, kurz und klar ver— 
ahßten Brief dafür zu erhalten. Ihren eigenartigen Beinamen 
jat die Alte erhalten, weil sie fast nie spricht. Ein Nicken 
oder Schütteln des Kopfes muß fur gewöhnlich genügen, um 
die Verftändigung zwischen der Strahenbriefschreiberin und ihrer 
Rlientel zu erzielen. Vor wenigen Jahren erjt erschien die 
seltsame alte Frau eines Tages in Montmartre, mietete sich 
ein bescheidenes Zimmerchen in nächster Nähe des Bürger⸗ 
meisteramts und gab ihren Namen als Madame Periot an 
Einem findigen Journalisten ist es nun geglückt, etwas mehl 
uus der „Sphinx“ herauszubekommen. Madame Periot war 
oor dem Kriege von 1870 Lehrerin an einer Pariser Volks 
schule. Als im März 1871 die Kommune ausbrach, gehörte si 
zu den eifrigsten Revolutionärinnen. Sie beteiligte sich sogat 
an den Barrikadenkämpfen der ,Pekroleusen“. Schließlich dus 
Baris ausgewiesen, verbrachte sie viele Jahre in einem ent 
jegenen Winkel Frankreichs und in völliger Einsamkeit. Auch 
jetzt, mitten inr lauten Großstadttrubel, lebt die Frau voll— 
ständig zurückgezogen und verkehrt mit keinem Menschen. Selbst 
ein dienstbares Wesen scheint sie nie zu brauchen. Ihrer 
ãußeren Erscheinung haftet jedoch nichts Aermliches an, und 
niemals sieht man sie unsauber oder nachlässig gekleidet. 
Ueber den Einflulß der Sitze auf die Sterblichkeit der Sãug⸗ 
linge hielt Dr. Liesmann in Berlin einen Vor— 
hrag; Res ist bekannt, daß zwischen Hitze und Säuglingssterb⸗ 
lichkeit ein Zusammenhang besteht. Man dachte bisher, daß 
die von der Hitze begünstigte Milchzersetzung den Tod sa 
bdieler Kinder in heißeren Sommern bedinge. Die neuest er 
Forschungen -zeigen- aber, daß zweifellos auch ein anderei 
schädlichet Einfluß der Hitze besteht, der bisher nicht ge⸗ 
nügend beachtet worden ist. Es wird jetzt angenommen, daß 
die gestorbenen Kinder zu einem großzen Teil den direkten 
Einwirkungen der Hitze — also Hitzschlägen — erlegen 
ind. Der zwingendste Beweis dafür ist wohl der, daß die 
tinder an heißen Tagen vorwiegend nicht an Darmstörungen 
uugrunde gehen, sondern an Krämpfen, d. h. an den Er— 
scheinungen. die auch beim Hitzschlas des Erwachsenen prä⸗— 
oalieren. Verdauungsstörungen stehen allerdings auch in einem 
Zusammenhang mit der Hitze. Es wäre aber durchaus ver— 
ehlt, anzunehmen, daß die Hlitze direkt zur Darmerkrankung 
führt. Diese Erkrankungen treten nur dann auf, wenn zu 
der Hitzeschädigung sich üunzweckmähige Ernährung gesellk 
Will man daher die Säuglingssterblichkeit bekämpfen, so 
darf man den Sitzefaktor nicht unberüdsichtigt lassen. Allem 
Anschein nach kann man durch einfache Maßnahmen, die 
zegen die Hitzeschädigungen der Kinder sich richten, in ein— 
facherer und wirksamerer Weise als es bisher möglich war, 
viele Säugalinastodesfälle im Sommer vermeiden. a 
nge. Ein Goethe⸗Kuriosum. Vor mir liegt, so schreibt 
ein Mitarbeiter der N. G. C., der „Adreß⸗Kalender der 
Kol. Preuß. Haupt⸗ und Residenz⸗Städte Berlin und Pots dam, 
zesonders der daselbst befindlichen hohen und niederen —X 
Instanzien und Expeditionen auf das Jahr 18060. Er ist 
beny Johann Friedrich Unger“ erschienen, und zwar, wie 
misdiũudlich vermerkt wird: „Mit Genehmigung der Königlich 
greußischen Akademie der Wissenschaften“ Ein Adreßbuch im 
zeutigen Sinne ist der schmale Oktavband, der nur 374 Seiten 
umfaßt. nicht, eher ein Hof⸗ und Staats⸗Kalender, der aber 
die Wohnung jeder einzelnen in ihm verzeichneten Personlichkeit 
nenau angibt. von „Seiner Exxellenz. Herrn Carl August 
Die Wiener Teuerungskrawalle vor Gericht. 
M. Wien, 24. Sept. Vor dem Landesgericht sand ˖ geftern 
die erste Verhandlung gegen die Angeklagten statt, die bei 
den Teuerungskrawallen vom leßten Sonntag in Wien sich 
negen das Strafgesetzbuch vergangen haben. Angeklagt waren 
28 Personen, die sich sämtlich in Haft befanden. Ein Maurer— 
gehilfe, der einen Wachmann, als er eine Arretierung vor— 
nahm, an der Schulter packte, wurde zu 6 Monaten schweren 
Kerkers verurteilt. Ein Bäckergehilfe erhielt 3 Monate Arrest. 
Lin nach Ungarn zuständiger 18jähriger Hilfsarbeiter, der in 
Ottalring Laternen eingeworfen hatte, wurde zu 18 Monaten 
schweren Kerkers, verschärft mit einem Fasttag vierteliähr lich, 
und zur Landesnwerweisung verurteäls 
Die Durchführung des Flottengeseßes. 
M. Kassel, 24. Sept. Der kurhessische Provinzialverband 
bes Deutschen Flottenvereins hielt heute seine Mitgliederver- 
jammlung hier ab. Großadmiral v. Koester besprach in län⸗ 
gerer Rede die englischen, französischen und deutschen Flotten⸗ 
manöver und vertrat die Ansicht, daß diese Flottenschauen das 
Mißverhaltnis in der Zahl der deutschen Panzerkreuzer zu 
den Linienschiffen besonders markant hervortreten ließen. 
Deutschland habe im Vergleich zu England und Frankreich 
viel zu wenig Panzerkreuzer. Er unterstrich deshalb nochmals 
die Forderung des Flottenvereins in der Nürnberger Reso— 
lartion, über das bestehende Flottenprogramm hinaus in jedem 
Jahr den Bau eines weiteren Panzerkreuzers ins Auge zu 
sassen, um schnell auf die Zahl von 20 brauchbaren Panzer⸗ 
kreuzern zu kommen. Mit erhobener Stimme sprach Groß⸗ 
abmiral v. Koester solgende Worte: Ich möchte von dieser 
Stelle aus an die verantwortlichen Staatsmänner und vor 
allen Dingen an den EStaatsfefretär des Reichsmarineamts 
dis Frage richten, ob sie angesichts der seit Wochen im Reich 
jerrschenden, tiefgehenden Besorgnis um die Unabhängigkeit 
unserer Nation beim Bauprogramm verharren wollen, das 
neines Erachtens die Selbständigkeit des Reiches zu sichern 
nicht imsiande ist. Ich möchte an den Reichstag, der schon 
einmal in kritischer Zeit unbefugten fremden Einspruch durch 
debattelose Annahme des Marinehaushalts beantwortet hat, 
die Mahnung richten, daß er auch jetzt der Dolmetsch des 
deutschen Volkes sei und dessen Willen zur Wahrung seiner 
Selbständigkeit durch die Forderung der schnelleren Durch 
führung des Flottengesetzes im Sinne der Nürnberger Reso- 
ution bekunde. Das deutsche Volk, dessen dürfen wir gewiß 
jein, wird in seiner Mehrzahl einen solchen Beschluß mit 
Freuben begrüßen. Auch fernerhin müssen wir ein Volk in 
Waffen bleiben, wenn wir uns unsere Stellung unter den 
Weltmächten in Ehren wahren und die wirtschaftliche Zukunft 
unseres Volkes sichern wollen.“ Seine Worte waren von stür- 
mischem Beifall begleitet. Eh 
Kolkowtzow russischer Ministerpräsident. * 
W. St. Petersburg, 24. Sept. Die Ernennung des Finanz⸗ 
ministes Kokowitzow zum Ministerpräsidenten unter Be— 
sassung in seiner Stullung äils Finanzminister wird ietzt 
oamtlich versßffentlicht 
J Der italienisch-tür lische Konfliit. 
W. Konstantinopel, 23. Sept. Es geht das Gerücht, alle 
italienischen Dampfer, die den Levantedienst versehen, hätten 
die Fahrten eingestellt, angeblich, weil sie von der italieni— 
schen Regierung in Anspruch genommen seien. Der heute hier 
erwartete Dampfer „Società Nazionale“ wurde von dem 
italienischen Konsul in den Dardanellen aufgehalten und nach 
Italien zurückgeschicht. 3 
Die italienische Regierung genehmigte die Ernennung ves 
rrüheren Gesandten in Belgrad, Ali Fuad Hikmet Bei, zum Bot⸗ 
schafter in Rom. 
M. Rom, 24. Sept. Die Tribuna meldet dus Tripolis: 
In der italienischen Kolonie der Stadt herrscht eine 
Banik. Man fürchtet, daß es bei Ankunft der türkischen 
Ddampfer, die Waffen, Munition und Soldaten an Bord 
jaben, zu einem gegen die Italiener gerichteten Ausbruch 
des Fanatismus der Bevölkerung kommt. In diesem Falle 
wären die Italiener unvermeidlich einem Massacre ausge— 
letzt. In dieser Lage hat sich die italienische Kolonie an 
die italienische Regierung gewandt und sie um energische Maß- 
iahmen zur Sicherung ihrer Staatsangehsrigen erfucht. Die 
Tribuna fügt dieser Meldung hinzu: Man weiß, daß die 
talienische Regierung bereits eine genügende Anzahl Schiffe 
zut Entsendung in die ottomanischen Häfen bereit hält, für 
den Fall, daß es sich als notwendig erweisen sollte, Leben 
und Eigentum von Italienern zu schützen. 
Konstantinopel. 24. Sept. Die Zeitung Tachydromos mel⸗ 
det, der Sultan habe sich in einem Telegramm an den 
Deutschen Kaifer gewendet und ihn gebeten, die Sache 
der Türkei Italien gegenüber zu vertreten. Deutschland und 
Desterreich sollen der Pforte erklärt haben, daß sie sich in 
der tripolitanischen Frage neutral verhalten würden. 
Informationen bei der Pforte besagen, daß zwischen 
den Großmächten und Italien über die tripolitanische 
Frage nicht verhandelt worden sei. Ohne Zustimmung der 
Mächte werde aber Italien keineswegs vorgehen. ve 
Gestern in später Nachtstunde wurde hier u. a. gemeldet, 
balßß die Italiener einen türkischen Munitions« 
dampfer gekapert hätten. Auf das Gerücht von dver 
Landung italienischer Truppen in Tripolis fragte den Sultan 
Der neue russische Kurs. 4 
W. St. Petersburg, 23. Sept. Man beschäftigt sich hier 
nit der Frage der Wahl des künftigen Ministers des In— 
nern. Als bevorzugter Kandidat wird der bisherige General— 
gouverneur des Amurgebiets Gondatti genannt. Dieser 
ist ein Liebling des Zaren, den er auch auf der Reise 
nach Japan begleitet hat. Er hat Naturwissenschaften studiert 
und gilt als besonders gebildet und klug. Durch seine Libe— 
ralität hat er sich als Gouverneur von Tomsk viel Liehe—
	        
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