Full text: Lübeckische Anzeigen 1911 (1911)

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Ausgabe 4. 
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Aus den Nachbargebieten. 
Schles wig⸗ Holstein. 5. 
iel; 23. Sepk. Erschossen hat sich in Berlin ein 
Dienstmädchen aus Kielz das bei einem Zollbeamten in der 
Holtenauer Strahe diente. Das Mädchen war mit einem Ober⸗ 
maaten in Kiel heimlich verlobt, hatte das Verhältnis aber ge⸗ 
löst, weil es einem nach Berlin versetzten Angehörigen der 
Marine seine Liebe zugewandt hatte. Seinem neuen Lieb⸗ 
haber war es nach Berlin nachgereist; scheint aber dort nicht 
die Aufnahme gefunden zu haben, die es wünschte. Dies wird 
wohl der Grund des Selbstmordes gewesen sein. — Selbst⸗ 
mordversuch. Eine junge, auf dem Steinberg wohnende 
Ehefrau sprang in selbstmörderischer Absicht in den Hafen, 
wurde aber gerettet, der Polizei übergeben und von der 
Hauptwache aus nach dem städtischen Krankenhause gefahren. 
Die Frau ist schwer nierenleidend; die Beschwerden ihrer Krank⸗ 
heit haben sie wohl auch in den Hafen getriebenn. 
Kiel, 28. Sept. Die Preistreibereien im Kohe 
enhandel setzen hierselbst aufs neue ein. In drei Wochen 
ist der Preis für Haushaltungsbohlen von 1,70 Me auf 
2,30 Mefuür 100 Kg. gestiegen.. Die Kohlenfirmen begründen 
dies namentlich mit der Steigerung der Frachtraten. Da diesle 
aber nur 1,60 Mubis 2 Mufür 1000 Kg. ausmacht, ist 
die Erhöhung um 6 Meueine ganz unerhörte Belastung der 
Verbraucher. — Treu bis in den Tod. Ein Matrose, der 
gegenwärtig eine Arreststrafe verbützt und infolgedessen ver⸗ 
hindert ist. Liebesbriefe zu schreiben, erhielt von seiner Ge-— 
liebten in Elbing einen Brief, der auf der Rücdseite folgende 
Bemerkung trug: „Wann Adreßzat verstorben ist, dann legen 
sie Brief an seinen Sarch in Laichehalle nieder.“ 
Plön, 23. Sept. Der Schloßgarten gehört unstreitig 
zu den größten Naturschönheiten Ostholsteins. In den Jahren, 
als die königlichen Prinzen hier wohnten, stand der Park in 
seinem weitaus größten Teil dem Publikum offen. Taß wäh— 
rend dieser Zeit einzelne Parkteile für die Prinzen reserviert 
blieben, haben verständige Leute niemals kritisiert. Eine Kritik 
setzt jetzt aber ein, da die Polizeibehörde die vor 15 Jahren 
erlassenen Bestimmungen über den Aufenthalt im Schloßgarten, 
die schon fast ganz vergessen waren, in ihrer ganzen Schärfe 
ns Gedächtnis zurüchruft. Die Maßregel berührt, wie den 
Fl. N. geschrieben wird, um so seltsamer, als die Prinzen 
Plön längst verlassen haben und das Prinzenhaus un— 
bewohnt daliegt. Ein Grund zu Absperrungen ist also 
nicht mehr vorhanden. Trotzdem sind die schönsten Prome— 
nadenwege, namentlich alle am Seeufer liegenden, die jeder 
anständig gefleidete Parkbesucher besuchen konnte, ijetzt durch 
vorgehängte Ketten und Drahtzäune strenger abgesperrt. 
Großherzogtum Oldenburg. Fürstentum Lübecl. 
Oldenburg, 283. Sept. Die diamantene Hochzeit 
feierten gestern Pastor emer. Carstens und Frau hierselbst. 
Der Jubilar, der einer alten Pastorenfamilie des Jeverlandes 
entstammt, steht im 87. Lebensiahre. J 
Großherzogtümer WMedlenburg. 
Schwerin, 23. Sept. Am Vodestagedes Herzogs 
Friedrich Wilhelm wurden am Sarkophage in der Bluts— 
kapelle von der Großherzogin Marie, den Seeoffizieren des 
Jahrganges 1888, dem hiesigen Mülitärverein Kränze nieder— 
gelegt. Aus der Friedrich⸗Wilhelm-Stiftung des Militärvereins 
wurden 16 Witwen verstorbener Kameraden mit 180 Muunter⸗ 
stützt. — Die Großherzogin ließ dem Magistrat 1000 M 
und dem Magistrat in Ludwigslust 300 Memit der Bestim⸗ 
mung überweisen, das Geld an ihrem Geburtstage, am kommen⸗ 
den Freitag. unter bedürftige Einwohner der genannten Städte 
zu verteilen. D—— 
Güstrow, 23. Sept. Diegetäuschte Lebensmüde. 
Fin junges Mädchen, das an Liebeskummer litt, versuchte sich 
hier Donnerstag zu vergiften. Nachdem es mehrere Abschieds- 
briefe geschrieben hatte, verschaffte es sich .Gift“. nahm dieses 
Welt und Wissen. 
Die ersten Austern. 
Pünktlich haben sich auch diesmal die ersten Austern im 
Septeniber eingestellt. Man begegnet ihnen schon auf den 
Speiselarten der großen Restaurants, und sie sollen in diesem 
Jahre außergewöhnlich zahlreich und schmackhaft sein. Das 
ist eine Botschaft, die den Ohren lieblich eingeht. Denn es 
zibt wenige Nahrungsmittel, die so viele Vorzüge in sich 
dereinigen, wie die Auster. Sie schmedt nicht nur köstlich, sie 
besitzt auch einen nicht zu verachtenden Nährwert. Sie ist 
von allen Schaltieren am leichtesten verdaulich, und da es 
teiner Anstreugung der Kinnbacken und Zähne bedarf. um 
sie zu bewältigen, so ist sie selbst für Kranke ein angenehmes 
Genußmittel. In den Teilen Deutschlands, die nicht allzu 
weit abliegen von der Meeresküste, hat die Auster längst 
aufgehört, eine den oberen Zehntausend vorbehaltene De— 
likatesse zu sein. Z. B. in Berlin ist der Verbrauch von Austern 
ins riesige gewachsen. Es gibt einzelne Berliner Geschäfte, 
»ie während des Winters Abend um Abend Tausende von 
Austern nach allen Richtungen der Stadt versenden. Aber 
venn Einstimmigkeit im Urteil über die Vortrefflichkeit der 
Austern herrscht, so gehen die Meinungen über die Art, wie 
man sie essen soll, weit auseinander. Einige nennen es eine 
Barbarei, irgend welche Zutaten, seien es auch nur ein paar 
Tdropfen Zitrone, zu ihr zu verwenden, und schlürfen das 
Tierchen, nachdem sie es sorgfältig von der Schale losgelöst. 
und vom Bart und Darm befreit haben, mitsamt dem Salz- 
wasser, in dem es liegt. Andere dagegen ziehen die Auster 
vor, wenn sie gebaden, gratiniert oder gebraten ist. Die 
ameriftanische Küche kennt auch Austernsuppen und Austern⸗ 
Todtails, mit denen man den Axpetit vor der Mahlzeit 
anregt. Eine andere Frage ist es, wie viele Austern man 
essen soll in einer Sitzung. Vom römischen Kaiser Vitellius 
wird gemeldet, er habe däglich deren 1200 verschluckt, und 
bei dem Austernessen, das äährlich in Colchester, dem durch 
seine Austernzucht weltberühmten englischen Städtchen, im Herbst 
veranstaltet wird, erhält jeder Teilnehmer elf Dutzend Austern 
vorgesetzt. Im allgemeinen Wrß man es wohl, aus Mähigkeit 
8 W 
Abend⸗Blatt Ur. 483. 
Sonnabend, den 23. September 1911. 
ein und erwartete den Lod. Gestern morgen sand die Serrschaft 
das Mädchen im Bett liegend, neben sich eine geleerte Flasche 
nit der Bezeichnung „Gift“. Der sofort herbeigeholte Arzt 
tellte aber glüchlicherweise fest, daß die Flasche kein Gift, 
ondern ein harmloses Gemisch enthalten hatte. Dem ein« 
ichtigen Verkäufer des Giftes war wahrscheinlich das unruhige 
Wesen des Mädchens aufgefallen und er hatte an Stelle von 
Hift dem Mädchen ein harmloses Wasser gegeben, dessen Genuß 
ür die Gesundheit der Lebensmüden ohne schädliche Wirkungen 
zlieb. 
Bützo w, 28. Sept. Verhaftet wurde auf Antrag 
eines Vaters ein 171ähriger Knecht aus Viezen. Er war bei einem 
kabpächter in Jürgenshagen im Tienst, wurde daselbst aber 
ntlaffen. Der Knecht stellte sich eine Anzahl Abgangspapiere 
nit der Unterschrift seines früheren Dienstherrn aus und 
uchte mit diesen Papieren wieder Stellung zu bekommen. 
Ihm war es aber nicht um den Dienst, sondern nur um das 
Mietsgeld zu tun. Letzteres hat er sich dann auch mehrfach 
rschwindelt, ohne je den Dienlt anzutreten. 
Lübz, 23. Sept. Grobe Lebensgefahr. An einer 
Jirchenglode in Burow löste sich beim Läuten das 80 pfd. 
chwere Bleigewicht und flog aus der Luke, und zwar in dem 
Augenblich, als der Pastor in die Kirche treten wollte. Dieser 
lieb wie durch ein Wunder unversehrt. 
Boizenburg, 23. Sept. Eine vorgeschichtliche 
Vohnmulde wurde auf einem Acker zu Neu-Gülze entdedt. 
Iinmitten einer kreisförmigen Mauer befindet sich der Rest eines 
verdes, auch lagen auf dem Lehmflur verschiedene Tonscherben 
von Gefäßen umher. 
Schönberg; 23. Sept. Beim gestrigen Schul— 
schluß erhielt Sekundaner W. Maass, Rupensdorf, das Zeug⸗ 
nis zur Berechtigung für den einjährigen Dienst. M. beab— 
ichtigt, Landmann zu werden. Die beiden Oberprimaner J. 
8. Maltzahn und F. W. Burmeister von hier bestanden in 
Malchin die Abiturientenprüfung. Ersterer will Offizier, letzterer 
Tierarzt werden. — Der Weltdurchwanderer Manuel 
Alves aus Brasilien passierte gestern unsere Stadt. Hoffentlich 
zat er nicht dasselbe Schidsal wie sein Kollege, der ein Faß 
bor sich durch Europa rollen wollte und hier wegen Ent— 
räftung die Reise einstellt⸗ 
die Stratze ist bekanntlich für den Werkehr da und der Ver— 
kehr, in diesem Sinne, besteht darin, daßz die Menschen von 
einer Richtung zur anderen an einander vorbeieilen, nicht 
iber, dah sie sich zusammen niedersetzen, essen, trinken und 
hre Ansichten üUber Marokko austauschen. Die Grenzen ihrer 
Tertitorialbefugnisse abzustecken, dazu dient den Wirten der 
Garten“, der vielbespottete Berliner, Garten“, der doch ein 
Beweis unserer Genügsamkeit und unserer Freude am Selbst⸗ 
ronisieren ist. In schmalen, grüngestrichenen Kästen rankt 
ich, in einem Rahmen von daufgerichteten Holzstäben, mit 
Draht und Bastfäden befestigt, wilder Wein oder Efeu empor, 
on einer dichten Schicht des Staubes bededct, den die vor⸗ 
ibersausenden Autos aufwirbeln. Der Berliner, der zwischen 
dieser naiven Kulisse und der Hausmauer, von einer Zelt— 
einwand überdacht, bei seinem Abendschoppen litzt, genießt 
as bescheidene Behagen, wenigstens seinen heißen vier Wänden 
entflehen zu sein. Und oft sind es nur zwei eingepflanzte 
Bäume, die klassischen, kümmerlichen Berliner Oleanderbäume, 
die den „Garten“ andeuten. „Fritze“, so sagt im Volks— 
nunde der Budiker zum Lehi ig, „trage mal den Jarten 
aus. Aber stell die beeden Olljander 'n bisken weit aus— 
unander, det't mehr wie'n Park aussieht.“ . Wenn der 
„Jarten“ wieder „rinietragen“ wird, dann ist es Herbst ge⸗ 
worden in Berlin. nge. 
Buntes Allerlei. 
Amerita als französischer Bestz. Man schreibt der Fränk— 
furter Ztg.: In der reichhaltigen Karten-und Plansammlung 
ver französischen Nationalbibliothek in Paris ist kürzlich ein 
Fund gemacht worden, der von den weltumspannenden Plaͤne 
»er Kön'gin Katharina von Mesdici beredtes Zeugnis ablegt. 
In einem Fache dieser Abteilung lag verstaubt und unbeachtet 
ine Karte des nördlichen und südlichen Amerika aus 
»em Jahre 1584, die zum Zeichen der französischen Ober— 
poheit über den neuen Weltteil von der französischen Flagge 
iberdacht war. Wie sich nun m Anschlun an diesen Fund 
rus den Akten des französischen Staatsarchivs ergeben hat, 
hegte die Königin Katharina von Medici den grandiosen Ge— 
danken; ganz Amerika unter französische Herrschaft 
zu stellen, und sie war des Gelingens ihrer Absichten so 
icher, dahn sie bereits zwei Vizekönige für Amerika ernannt 
zatte. Die nördliche Hälfte sollte T. de Mesgonez, die 
üdliche der ihr von Florenz her bekannte Graf Camillo 
Strozzi verwalten. Beide Wazekönige traten ihre Reise 
in, die Pläne der Königin verwirklichten sich nicht, und da 
weitere Instruktionen für die Reisenden ausblichen, so sahen 
zeide sich zur Rückkehr gezwungen. Die verworrenen Zustände 
jrankreichs/ eine Folge der Hugenottenkriege und Hugenotten⸗ 
erfolgungen, nahmen die Aufmerksamkeit und Tatkraft der 
Königin zu sehr in Anspruch, als dah sie an übersecische Er— 
berungen hätte denken können. Die auf ihren Befehl ge— 
eichnete Karte aber hat sich von jener Zeit her erhalten — 
in anderes Exemplar als das in der Nationalbibliothek 
zefindliche ist nicht bekannt — und sie ist ein wertvoller und 
nteressanter Beleg für die Zuversicht, mit der Katharina von 
Redici im Jahre 1584 Amerika bereits unter französischer 
IRberherrschaft gesehen hatte. 
Neue ungarische Briefmarken. Die ungarische Postverwol— 
ung trägt sich seit längerer Zeit mit der Absicht, neue, 
ünstlerische ungarische Briefmarken einzuführen. 
dor zwei Jahren wurden für die besten Entwürfe der neuen 
zriefmarken quch Preise ausgeschrieben. Es liefen zahlreiche 
zntwürfe ein und vor kurzem wurden auch die Preise ver— 
eilt, doch wurde gleichzeitig erklärt, daß sich keiner der Ent— 
»ürfe zur Ausführung eigne. Die Postverwaltung will nun 
rjt abwarten, bis die mit anderen Staaten geführten Ver— 
andlungen über verschiedene Tariffragen, die vermutlich zu 
lenderungen im Pakettarif führen werden, abgeschlossen sind. 
dann wird die Post einzelne namhaftere ungarische Künstler 
nit der Ausarbeitung der Entwürfe betrauen. 
Berliner Bilder. — herbstbeginn. 
Wenn die Dichter Herbststimmung im Wald und auf länd⸗ 
icher Flur schildern wollen, so versäumen sie es nicht gern, 
nit sanfter Melancholie zu beklagen, daß die Blätter an 
Bäumen und Sträuchern ihr leuchtendes, liebliches Grün ver— 
ieren und sich gelblich zu färben beginnen. Wir Berliner 
ätten, selbst wenn wir weniger praktisch und nüchtern ver— 
imlagt wären, zu so schwärmerischer Naturbetrachtung kaum 
Zelegenheit. Denn zu uns fommt der Herbst nicht langsam, 
rcht auf Umwegen. Er ist mit einem Male da. And die 
Blätter an den Bäumen im Tiergarten, auf den Plätzen und 
am Etrahzenrand wechseln die Farbe nicht von einer Schattierung 
uur anderen. Sie welken schnell undz flattern bald zu Boden. 
Dann begegnet unser Blick vom Fenster aus, zwenn der Herbst 
eben erst im Kalender steht, dürren, spitz zum Himmel auf—⸗ 
agenden dunklen Aesten und Zweigen. Und wir wissen nun, 
daß der Sommer vorüber und die häßliche Zeit des Jahres 
zekommen ist. Aber es gibt noch ein untrüglicheres Zeichen 
ür diesen betrübenden Wechsel. Das ist das Verschwinden, 
niach und nach, der unzähligen improvisierten Terrassen und 
härten vor den Türen und auf den Höfen. Unsere um 
das Woehl ihrer leichtsinnigen und unerfahrenen Schutzbefohlenen 
o ängstlich bemühte Polizei duldet ja kein fröhliches Straßen⸗ 
eben, wie man es anderswo kennt. Der Berliner Wirt, 
jer einen Tisch und ein paar Stühle aus der stickigen Schenk- 
tube ins Freie hinausstellen will, bedarf dazu einer Kon— 
essien, die ihm genau vorschreibt, wiediele Zentimeter er in 
Breite und Weite auf dem Bürgersteig beseßen darf. Denn 
und mit Rüchicht auf den Geldbeutel, bei einem Dutzend 
zewenden lassen. Und in Norddeutschland, besonders in Berlin, 
hat sich sogar der seltsame Brauch eingebürgert, daß ein 
Tutzend, wenn es sich um Austern handelt, nur aus zehn 
Stüdh besteht. nILgo. 
— 
Die Forthbrückee. 
DTie Forthbrüde, die über den Firth of Forth in Schott⸗ 
and geht und die gröhte Brüde der Welt ist, wurde vor elf 
Jahren eröffnet, und trotzdem ist sie immet noch nicht ge— 
üstlos. Sie wird auch niemals gerüstlos, niemals fertig 
perden. Denn um den eisernen Riesenbau vor dem verderb- 
ichen Einfluß der Witterung zu schützen, muß das Eisenwerk 
nit einem Anstrich versehen sein, und diese Arbeit nimmt 
ein Ende. Seit den elf Jahren, seitdem die Brücke fertig 
it, wird ununterbrochen angestrichen. Es sind 35 Leute damit 
eschäftigt. Sie begannen mit dem Anstrich än dem sud 
ichen Ende der Brüche und haben Tag für Tag fortge⸗ 
irbeitet, mit Ausnahme Sonntags und der Tage mit unge⸗ 
vöhnlich stürmischer Witterung. Es dauerte volle drei Jahre, 
is die Arbeiter am nördlichen Ende angelangt waren. Die 
Instrichfarbe hält aber ebenfalls nur drei Jahre. Daraus 
olgt, daß die Arbeiten an dem einen Ende sofort von neuem 
eginnen müssen, wenn sie an dem anderen Ende aufgehört 
aben. Jetzt erhält das kolossale Bauwerk bereits den vierten 
Ansttich Fragt jemand, der nicht weiß. datz die Brüde 
riemals fertig werden kann, die Andtreicher, ob sie noch 
ange an der Brüde buddeln werden. so antworten sie mit 
zumor: „Ja, wenn Sie in drei Jahren wiederkommen, so 
verden wir noch an derselben Stelle anstreichen.“ Um den 
Instreichern zu ermöglichen, ohne gar zu große Wrrhe zu 
edem Teil des Eisenwerls der Brücke zu gelangen, hat der 
igens für diese Brüce angestellte Ingenieur ein besonderes 
Zystem von Leitern und Auftzügen mit Dampfbetrieb her— 
tellen lassen. Dt.K. 
Brranoheit verdient, trotzdem sie doch so leicht und ohne Schwie— 
igkeiten, vor allem bei den Freiubungen der Schüler und in den 
durnvereinen, geübt werden könnte. Nachdem die Verschiebung 
wischen Land und Stadt besonders in den letzten Jahren eine 
o bedeutende geworden ist, daß die gröbere Hälfte der Menschen 
hereits in den Städten wohnt und hier einer sitzen den Lebens 
weise obliegt, sind bei vielen Menschen besonders die Lungen⸗ 
pitzen gefährdet, weil bei dem Mangel an genügender körper⸗ 
icher Betätigung zu tiefen Einatmungen nicht genuügende An— 
egung vorhanden ist. Die Lunge muß aber durch reichliche 
Diefatmung gut durchlüftet und gut durchblutet sein. dann 
nird sie am wenigsten den sie angreifenden Krankheitskeimen 
nterliegen. und bei mangelhafter Cinatmung bleiben beson— 
ers die Spitzen zurüch und dehnen sich nicht aus, die deshalb 
ruch so häufig erkranken. Indessen, die Einatmung allein ge— 
cgt nicht, ebenso wichtig ist quch die Ausatmung, welche qus 
em Körper in gasiger Form Schlacken und Verbrauchsstoffe ent— 
ernt. Abgesehen davon, daß fiarle Einatmung und schwache 
lusatmung mit der Zeit zu einer Lungenblähung führen, hält 
nangelhafte Ausatmung im Körper zum Teil jege Zersetzungs⸗ 
nodukte zurüch und belastet ihn dadurch mit einem allmählich 
echt störend auftretenden Ballast. Derselbe macht sich be⸗ 
onders in einer gewissen Gereiztheit und Arbeitsunlufi be⸗ 
nersbar, und daher soll die daun günstige Jahreczeit va 
wpaziergängen Verwendung finden, da deim Gehen die 
uuch die Bewegung veranlaßte stärkere Atmungstätigkeit auch 
u kräftigem Ausatmen benutzt wird. Nicht dringend genug 
ann dem Stadter empfohlen werden, an schönen Tagen ben! 
Wanderstab in die Hand zu nehmen und durch die Walder 
ind Berge zu streifen, er wird dadurch am ehesten fich von deg 
sachteilen seiner Lebensweise befreien. seinen Körper reinigen 
ind auch geistig die Erholung finden, deren er zur Fortsetzung 
er Arbeit bedarf. Aber auch unter den gewöhnlicen dus 
ichen Verhältnissen soll man bedenken. dah ver Ausatmung 
benfalls eine wichtige Rolle im Konerhaushalt ukomnt. ng 
wan darf sich nicht auf das unbewußte oberflachliche Aus, 
ritmen beschränken, fondern soll jeden Taa Atemũbungen machen! 
inds auf die tiefe Einatnuung die ebenso tiefe Nnn 
olgen lassen. Dr. M. 
* 
Ausatmen! — 
Die Atemt Gynmastik hat im allgemeinen noch nicht vie 
Beachtung und Pflege gefunden, welche sie im Interesse der
	        
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