auf erhebliche Zweifel stoßen. Jedenfalls genügt
die einfache Behauptung dieser Auffassung der Arbeitszentrale
keineswegs. es müßte auch der Beweis dafür erbracht werden.
Denn in den eingehenden Beratungen, die gerade über diesen
Punkt stattgefunden haben, hat sihh stets herausgestellt, daß
dieser Weg zu einer Vertenerung der Versiche—
rung führen würde. Die Unbkosten der deutschen Lebens⸗
verficherungs⸗ Unternehmungen belaufen sich nach zuverlässigem
sta tistischen Material auf 165 v. H. das bedeutet 8,80 M
auf eine Police. Diese hohen Unkosten erklären sich durch
die kostspieligen Organisationen, die der scharfe Wettbewerb
der Gesellschaften untereinander nötig macht. Zum Vergleich
sei angeführt. daß sich die Aufwendungen der Invalidenvev-
sicherung pro Jahr und Kopf auf rund 1Mubelaufen. Für
die Hinterbliebenenversicherung sind die Unkosten auf den Kopf
der Versicherten auf 1,74 Merrechnet worden. Dies be—⸗
deutet bei dem angenommenen Umfang der Versicherung mit
1,8 Millionen versicherungspflichtigen Angestellten ei ne Er—
sparnis von fast 13 Milliornen Mark. Fäür die
Ancessellten spricht auch gegen eine Uebertragung der Ver—
sicherung auf private Unternehmungen der Umstand, daß ihnen
und den Arbeitgebern eine Mitwirkuns bei der Ber—
waltung und Rechtsprechung und vor allem bei
Bewilligung der Versicherungsleistungen nicht
zustehen würde. Da nun die Feststellung der Berufs—
unfähigkeit sehr leicht zu Streitigkeiten Anlaß geben kann.
ist es bei weitem vorzuziehen, wenn die Ansprüche durch die
Versicherten und deren Arbeitgeber selbst geprüft und ent
schieden werden. Schließlich würden die privaten Unter—
nehmungen zweifellos wohl auch nach der Art der Risilen eine
Prämien-Abstufung einführen, die kinderreichen
Familienvätern oder Personen in gefahrvollen Berufen uner⸗
schwingliche Beiträge auferlegen müßten. Wollten aber die
privaten Unternehmungen durch Zusammenschluß zu einer gemein⸗
samen Anstalt alle Risiken gleichmäßig und ohne Auswahl
übernehmen, so würde dadurch eine Anstalt entstehen. die vor
der stagatlichen iedenfalls keine Vorzüoe hätte“
Die deutschen Kriegsschiffe in Ostasien.
Tas dem Befehl des Vizeadmirals v. Krosigk unterstellte
Kreuzergeschwader in Ostasien hat jetzt seine auf nahezu drei
Monate ausgedehnte Uebungsreise beendet. Das Flaggschiff des
Geschwaders, der große Kreuzer; Scharnhorst“, ist mit den dret
übrigen Schiffen desselben, den kleinen Kreuzern „Leipzig“,
„Emden“ und „Nürnberg“ am 15. September nach Tsingtau zu⸗
rüdgelchrt, um bis auf weiteres dort zu verbleiben. Die jetzt
beendete Reise, die sich bis nach Sibirien ausdehnte, war eine
der größten und interessantesten, die jemals das Geschwader zu⸗
rüclgelegt hat. Hierüber wird aus Kiel geschrieben:
Es wurden eine ganze Reihe von Häfen angelaufen, in denen
die deutsche Flagge seit Jahren nicht gezeigt worden ist. Nach—
dem der frühere Geschwaderchef am 21. Januar d. J. plötzich
gestorben war, trat der zu seinem Nachfolger ernannte Kontre—
admiral v. Krosigk die Ausreise an, übernahm am 25. März den
Befehl über das Geschwader und jehke seine Flagge auf SMS
„Schatnhorst“. Nachdem Ende Mai Besatzungswechsel ftattge⸗
funden hatte, hielten die Schiffe zur Cinübung der neuen Mann—
schafsten zunächst Einzelübungen ab und traten am 5. Juli von
Tsingtau aus die große Sommerreise an, an der sich die grober
Kreuzer „Scharnhorst“ und Gneisenau“, sowie die kleiner
Kreuzer „Nürnberg“ und „Emden“ beteiligten. Die Torpedo—
boote „Taku“ und „S 90“ schlossen sich dem Geschwader an.
Gleichzeitig unternahmen die beiden dem Geschwader unterstellten
Kanonenboote „Ikltis“ und „Jaguar“ Kreuzfahrten nach den
großen chinesischen Flüssen, während Tiger“ in Tsingtau zu—
rüdblieb. Die Reise des Geschwaders ging zunächst nach Japan,
wohin sich auch KanonenbootLuchs“ wendete. Es wurden
hier die Häfen Migadzu, Thuruga und Halodate aufgesucht.
„Jaguar“ traf am 16. Juli in Nanking, „Vaterland“ in
Tschangscha, „Otter“ in Sowtschontze ein. „Emden“ sollte zu⸗
nächst Kok aufsuchen und in Yokohama sich dem Geschwader an⸗
schließen; der Kreuzer wurde indessen während eines Taifuns
von einem japanischen Tampfer beschädigt und mußte zur Aus—
besferung des Schadens nach Tsingtau zurücklehren. Ebenso tra
„Gneisenau“ am 13. August wieder in Tsingtau ein. Inzwischen
hatte das Geschwader Ende Juli die japanischen Gewäsfer ver
lassen und wandte sich nach der Insel Sachalin und Sibirien
Es besuchte Korsakowsk und die Castriesbucht auf Sachalin,
die Batraconta, die Wladimirbucht und Wladiwostok. wo
„Emden“ Anfang August wieder zum Geschwader stieß. Von
doit aus wandte sich das Geschwader nach Tschifu, besuchte am
3. September Port Arthur und trat über Weihaiwei und Schan⸗
heitman die ücroife nach Tsinatau an
z
lleueite VRachrichten und Telegramme.
Die Düsseldorfer Nationalliberalen verkündigen Stimm⸗
enthaltung.
W. Düfseldorf, 22. Sept. Für die Reichsta gsstich⸗
wahl haben die Nationalliberalen Stimmenthaltung ver⸗
kändigt, um für die nächstjährigen Reichstaaswahlen freie
Hand zu haben. IJ
Die Notstandsmaßnahmen der Regierung.
W. Berlin, 22. Sept. Eine offiziöse Korrespondenz be⸗
richtet im Anschluß an die Meldung, wonach die Reichsregierung
in Bern um Auskunft über die Erfahrungen ersucht habe, die
die Schweiz mit argentinischem Gefrierfleisch gemacht
hat, daß eine ebensolche Anfrage auch an die italienische und
österreichische Regierung gerichtet wurde. Dann heißt es wörtlich
in der offiziösen Korrespondenz weiter: „Die Reichsregierung
erachtet es auch, unabhängig von den Ereignissen, die die hei—
mische Lebensmittelversorgung ungünstig beeinflussen, stets für
ihre Pflicht, sich uber alle Erfahrungen, die in anderen Staaten
auf dem Gebiete der Volksernährung gemacht werden, dauernd
auf dem Laufenden zu halten. Aus solchen Anfragen Schlüsse
auf etwaige geplante Maßnahmen zu ziehen, ist aus diesem
Grunde nicht angängig.“ Dagegen teilt die Eisenbahndirektion
Berlin mit, daß mit Gültigkeit vom 25. Sept. ein neuer er—
mäßigter Ausnahmetarif für den Bexaug frischer See—
fische in Kraft treten solle.
Wt. Berlin, 22. Sept. Die Nordd. Allg. Ztg. veröffent⸗
licht zu den geplanten Tarifermäßigungen auf den preußisch—
hessischen Staatsbahnen, die am 16. September beschlofssen wur—
den, die endgültigen gütertarifischen Maßnah—
men. Betroffen werden hiervon Futtergerste, Mais zu Futter⸗
und Brennereizwecken, Futter- und Streumittel, Kartoffeln, Ge—
muse, Hülsenfrüchte, Düngemittel, Seefische. Futtergerste und
Ma's werden bis zum 30. Juni 1912 nach dem Spezialtarif 3
verfrachtet, so daß fuür ausländische Futtergerste der Zoll von
13 Mfür die Tonne durch die Frachtersparnis fast aufgeboben
vird. Eine Ladung von Thorn nach Berlin kostet anstatt 158
Mark künftig 96 M. Andere Futtermittel erfahren fünfpro—
entige Ermäßigung nach den Sätzen des Spezialtarifes 3 und
des Rohstofftarifes, so daß die Fracht für 10 Tonnen Kleis
don Thorn nach Berlin statt 34 42 Mibeträgt. Die gleiche Er—
näßigung krifft Stückgutsendungen. Der Futtermitteltarif iss
zerart verallgemeinert. daß Futter an jedermann anstatt nur
an Landwirte und Viehzüchter gesandt werden kann. Frische
dartoffeln in Ladungen kragen den halben Frachtsatz, für
Ztückgut wird das halbe wirkliche Gewicht gerechnet. 10 Tonnen
dortoffeln kosten demnach von Posen nach Frankfurt a. M
instatt 138 Jünftig 60 Miund bei der Entfernung Deutsch-⸗Eylau
Dortnrund entfallen nur 42 Pfennige Fracht auf den Zentner.
ßemüse geht vom Spezialtarif 3 auf die halben Sätze ves
Rohstofftarifes, so daß 10 Tonnen Grünkohl ufw. von Satz
bergen bis Berlin 49 M, früher 111 MuFracht tragen. Erbsen,
Bohnen und Linsen werden vom Spezialtarif 1 in den Rohstoff⸗
tarif gesetzt, so daß z. B. für 10 Tomen von Salzbergen bis
Berlin anstatt 224 Me98 MiFracht zu zahlen sind. Bei Stück
nutsendungen entfallen auf Gemüse und die genannten Hüllsen⸗
rüchte die Sätze für das halbe wirkliche Gewicht, auf das Pfund
twa O,6 bis 0.7 Pfg. Nach den großen Ermäßigungen dauern⸗
er Art für frische Seefische beträgt die Fracht Geestemünde nach
Berlin für 10 Tonnen 145 Mugegen 231 Mefrüher, wozu noch
veitere, den Gemeindebehörden und wohltätigen Organisationen
ewährte Bergünstigungen von 20 Prozent kommen. Diese Er—
näßigung wird den wohltätigen Unternehmungen in Höhe von
5 Prozent auch auf die anderen Mittel gewährt. Die Fracht
ätze für Düngemittel des Spezialtarifes 3 werden auf die halben
Sätze herabgesetzt. Bei der Durchführung der Ermäßigungen
echnet man mit einer erhöhten Warenzufuhr, was eine weitere
Lerbilligung im Gefolge haben muß. Die Getreideexporttarife
verden nicht aufgehoben. Die beiden bestehenden Ausnahme⸗
arife 1. für die Ausfuhr von Getreide und Mühlenfabrikaten,
2. für Getreide auf den ost- und westpreußischen Stationen sind
»hne gröhßere Bedeutung. 35
Wt. Karlsruhe, 22. Sept. Die Karlsruher Zeitung mel⸗
»et: Die Generaldirektion der badischen Staatsbahn ist ermäch—
igt worden, sich dem von der preußisch-hessischen Staatseisen-
»ahnverwaltung mit Rüchksicht auf die wirtschaftliche Lage ge—
roffenen Tarifmakßnahmen mit sofortiger Wirkung an—⸗
uschließen.
Zur neuen Spionageaffäre.
W. Berlin, 22. Sept. Auf Anfragen an unterrichteter
Stelle wird uns bestätigt, daß die Entlassung der beiden
n Emden wegen Spionageverdachts verhafteten englischen
Offiziere verfügt ist. Als unzutreffend wird uns die
durch die Presse verbreitete Nachricht bezeichnet, wonach deutsche
Torpedoboote die den beiden Offizieren gehörige Jacht be—
vacht oder festgehalten hätten.
Der spanische Grneralftreit gescheitert.
W. Madrid, 22. Sept. Der für gestern angekündigte spa—
rische Generalstreik ist infolge der Energie der Regierung, die
sur Verhaftung der Arbeiterführer schritt, wie der Abneigung
der organisierten Arbeiterschaft gegen die anarchistischen Ruhe—
törer gescheitert. Selbst in der Hauptstadt des Landes ist es
rur zu kleinen Teilausständen gekommen.
WM. Madrid, 22. Sept. Alle Zeitungen sind heute morgen
erschienen. Der Ausstand dauert noch in Giijon, in den Kohlen
ninen von Pueblo Nuevo del Terrible an. Einige Zusammen
löße haben stattgefunden, mehrere Personen wurden verwundet
der allgemeine Arbeiterverband verkündete gestern abend den
Zchluß des Streiks.
Mt. Barcelona, 22. Sept. Infolge der Hetzarbeit einiger
funger Agitatoren aus Barcelona ist in Mataro der General⸗—
1usstand erklärt worden. Es sind Truppen dorthin unter
wegs. Heute mittag bot die Stadt den gewöhnlichen Anblick
Vom Eifenbahnerstreik in Irland.
W. London, 22. Sept. Der Aufforderung zum Gesamtaus—
tand entsprechend, ist die Hälfte der Arbeiter der Great Northern
Fompany in Dublin in den Ausstand getreten. Die Berichte
ius den fünf anderen Hauptverkehrspunkten zeigen jedoch keine
lenderung. Die Züge Dublin—Belfast verkehren in gewöhn
icher Weise. Die Gesellschaft fand Signalwächter und Weichen—⸗
teller, die den Dienst an Stelle der Ausständigen versehen.
Wit. London, 22. Sept. Die Lage in Queenstown gestaltet
ich außerordentlich ernst. Die Stadt wird allmählich von Dublin
ind London abgeschnitten. 200 Reisende, die heute morgen
mit den Dampfern „Cedrict und „Arabic“ von Newyork und
Boston ankamen, konnten die Stadt nicht verlassen. Die Brief⸗
»ost muß den Umweg zu Wasser über Liverpool machen. Heute
verden die Züge Queenstown weder verlassen noch dort ein⸗
treffen.
Die Einberufung des französischen Parlaments.
W. Paris, 22. Sept. In parlamentarischen Kreisen läuft
das Gerücht um, das Parlament werde am 24. Okt. einberufen.
Der Figaro Leilt mit, dah dieser Termin bei vielen Mitglie—
dern des Senats und der Kammer leine große Zustimmung
ftindet; man würde es in diesen Kreisen lieber sehen, daß der
Varlamentsbeginn auf den 6. November verschoben werde.
Zum Kampf gegen die amerikanischen Trusts.
W. Newyork, 22. Sept. Soweit hier bekannt ist, richtet
siich die Aufmerksamkeit des Justizdepartements hauptsächlich
ruf den Stahltrust. Die Unterfuchung ist, wie man glaubt,
rioch nicht so weit gediehen, daß man sagen könnte, die Regie—
rung sei bereit, den Prozeß auf Auflösung zu eröffnen. An⸗
zesichts der Haltung der Regierung gegenüber der Harvester
Company nimmt man an, daß die Regierung dem Stahltrust
Helegenheit geben will, einige Einrichtungen zu ändern, wo—
zegen die Regierung Einwendungen macht.
Die Wahlergebnisse in Kanada.
W. Otiawa, 22. Sept. Der Führer der Opposition, Bor⸗
den, wurde in Halifax gewählt. Acht Minister unterlagen. Man
aimmt an, daß die konservative Majorität sich auf 4a6 Mandate
heziffern und damit die arößkte seit 1878 sein werde.
Eisenbahnunglüdk.
Wt. Eßlingen, 22. Sept. Auf dem Bahnhofe fuhr heute
nittag ein nach Möhringen fahrender Güterzug infolge falscher
Weichenstellung auf einen stillstehenden Güterzug mit voller
Wucht auf, trotzdem der Lokomotivführer Gegendampf gab.
die Lokomotive wurde teilweise, die Güterwagen des stehenden
zuges vollständig zertrümmert. Der verheiratete Lokomotiv—
ührer Elser aus Neuhausen und der ledige Heizer Gorkus aus
Kannstatt wurden verbrannt unter den brennenden Trüm—
nern hervorgezogen. Der Bahnhofsvorsteher Lenz erlitt bei
en Hilfeleistungen Brandwunden an beiden Armen. Der Ver—
ehr bleiht aufrechterhalten. Eine Untersuchung ist eingeleitet
Unwetter am Vesuvb.
W. Rom, 22. Sept. Schwere Gewitterregen haben vom
Vesup gewaltige Aschenmassen heruntergespült und viele Gär—
ken bei Resing damit überschüttet. Die Straßen von Resina
sind unter dem Schlamm verschwunden. Viele Bewohner flohen,
nehrere Säuser stürzten ein; 6 Personen fanden den Tod.
Der Bahnverkehr nach Neapel ist unterbrochen.
W. Neapel. 22. Sept. Ein Sturm verursachte gestern ins—
besondere in Resina und Torre del Greco mehrfachen Schaden.
Die Eisenbahn wurde in einer Entfernung von mehreren Kilo—
metern vom Bahnhof Torre del Greco beschädigt und der
zZugverkehr dadurch unterbrochen.
W. Rom. 22. Sept. Eine Sonderausgabe des Gior—
nale d' Italia meldet: In den Gemeinden in der Nähe des
Vefuvs, wo das Unwetter wütete, sollen etwa 20 Personen
imgekommen sein. Viele Familien sind durch Wasser und
Schlamm in den Häusern eingeschlossen. Zwei Familien aus
Torre del Greco sollen verschwunden und die Felder ernstlich
beschädigt sein. Eine Rettungsabteilung ist von Neapel nach
der Unglücksstätte abgegangen.
Wit. Neapel, 22. Sept. Ueber die Folgen des gestrigen
Unwetters wird aus Torre el Greco gemeldet: Die Straßen
ind unpafssierbar. Mehrere HSäuser sind eingestürzt, die Wasser—
eitung unterbrochen und die Erdgefchosse zahkreicher Häuser
iberschwemmt. Auch aus San Giovanni a Teduccio, Portici
uind besonders aus Resina werden ähnliche schwere Unwetter—
chäden berichtet. Der Schlamm erreicht beinahe die Höhe der
Straßenlaternen. Die Orte sind vom Verkehr abgeschnitten, die
Hßas⸗ und Wasserleitungen zerstört.
W. Berslin, 22. Sept. Wie die Nordd. Allg. Itg. er—
ährt, sind die Attachéss Prinz zu Oettingen-Wallerstein, bisher
bei der Botschaft in Petersburg, und Riedesel Freiherr zu Eisen⸗
hach, bisher bei der Botschaft in London, zwecks einer weiteren
Ausbildung in das Auswärtige Amt einberufen worden. Zu
zleichem Zwecke ist die Versetzung des Attachess von Tiedemann
hon der Gesandtschaft im Saaa nach der Botschaft in London
erfolgt.
Wie. Berlin, 22. Sept. Edison ist heute nachmittag
hier eingetroffen und im Hotel Adlon abgestiegen.
Wit. Verden, 22. Sept. In der Privatklage des
jrüheren Reichstagsabgeordneten, jetzigen Lotteriekollekteurs
Held⸗Berlin gegen den Amtsgerichtsrat Dr. Herz-Hamburg,
der in einer politischen Versammlung in Verden am 7. April
»en Privatkläger beleidigt haben soll, wurde der Angeklagte
derz zu 200 MuGeldstrafe verurteilt. In der Widerklage Herz“
zegen Held wegen Beleidigung in einem Brief wurde der Privat⸗
tläger zu 250 MuGeldstrafe verurteilt.
W. Wien, 22. Sevyt. Die Blätter melden, der bei den
Ausschreitungen am Sonntag verwundete Werkzeugschlosser
Franz Joachimsthaler ist seiner schweren Unterleibsverletzung
erlegen.
Wt. Wien, 22. Sepk. Die von Sachverständigen festgestellte
söhe des durch die Kundgebungen s am Sonntag ange—
richteten Schadens ist im Bezirke Ottakring 100 000, im Bezirke
nnere Stadt 40 000, im achten Bezirke 40 000 Kronen.
W. Toulon, 22. Sept. Von den auf dem Panzerkreuzer
„Gloire“ Verletzten ist wieder einer gestorben. Die Ge—
samtzahl der Umgekommenen beträgt neun. F
W. Brest, 22. Sept. Der Kalsierer der hiesigen sogia-
listisch⸗revolutionären Arbeitsbörse, Go urmelin, wurde auf
frischer Tat ertappt, wie er auf Telegraphenstangen kletterte
und die Drähte abschnitt; er wurde verhaftet. Die Ver—
haftung rief unter der hiesigen Arbeiterschaft große Er—
regung hervor. J
Wt. Brest,. 22. Sept. Das Linienschiff „„ran Bart“
ist in Gegenwart des Marineministers heute nachmittag glück⸗
lich vom Stapel gelaufen.
W. London, 22. Sept. Dem Reuterschen Bureau wird
aus Tschungking meldet: 16500 Mann qhhinesöischen
Truppen sind von Tibet in TIschengtu einge⸗
roffen. Die Stadttore wurden ihnen geöffnet; die telegta⸗
ohische Berbindung ist wiederhergestellt.
Wt. Newnork,. 22. Sept. Nach einem Telegramm der
„Sun“ aus Kuba besteht vort die Absicht, eine Anleihe von
100 Millionen Dollars aufzunehmen behufs Rückkaufs der jetzt
in Umlaufe befindlichen Anleihe im Gesamtbetrage von 97
Millionen Dollars. Die Anleihe dürfte wahrscheinlich non der
Firma Spener Brothers finanziert werden.
Wet. Mainz, 22. Sept. In dem Prozesse der Politzeiassi-
tentin Schapiro und des Beigeordneten Bernundi gegen den
Redakteur des Mainzer Neuesten Anzeigers wurde heute abend
Uhr die Verhandlung abgebrochen. Das Urteil wird in acht
Tagen gefällt. —
WMWit. Mannheim, 22. Sept. Die Mutter des Milio—
rendefraudanten Setzler, die 56iährige Lehrers—
vitwe Marie Hetzler hat sich heute mittag aus ihrer im zweiten
Stockwerk gelegenen Wohnung auf die Strake gestürzt und
var sofort tot.
Wien, 22. Sept. Die Wiener Bierbrauereien lassen vom
1. Oktober ab eine allgemeine Erhöhung der Bierpreise
uim zwei bis drei Mark pro Hektoliter eintreten.
W. Burlarest. 22. Sept. Seit dem 17. Sept. ist in
Rumänien kein neuer Cholerafall vorgekommen.
Sendisfjord EIsland), 22. Sept. Am Sonnabend scheiterte
hier ein Motorboot, vier Mann der Besatzung ertran—
ken. Ein anderes Motorboot mit vier Mann und ein Ruder—
boot mit drei Mann werden vermikt. Mon befürchtet, daß
die Boote perunglücdt sind.
Erdbeben. Wie die Newyorker Sun Seldet, zerstörte
ein Erdbeben den Ort Taroiarillo in Costarica,
Miehrere Personen sind umgekommen.
Gläcklich gerettet. Aus Buenos Aires wird ge—
neldet: Drei Seeleute des schiffbrüchige Hamburger
Biermasters „Thekla“, die sich in einem Indianerboot
gerettet hatten und tagelang als verschollen galten, wurden
von einem Segelschiff aufgenommen.
Die Pest. In Smyrna ist ein Pestfall vorgekommen
In Aidin sollen sich zwei Veitfälle ereignet haben.
heer und Flotte.
Ablösungstransport für Marokto. Zur Reise nach Marokko
berlassen am 11. Oktober mit dem Dampfer „Bürgermeister“
10 See- und Decoffiziere und 116 Mann die Heimat. Sie sind
am 23. Oktober in Las Palmas und werden dort an Bord des
Kanonenbootes „Eber“ eingeschifft. Die abgelösten Mannschaf⸗
ten kehren am 31. Oktober in die Heimat zurüd