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Freitag, den 22. September 194. Abend⸗Blatt Ur. 481.
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Ausgabe 4.
Nyköbing auf Falster.
(Zum Besuch der Journalisten und Verkehrsvereine in —
Kopenhagen“) 77
Es gibt Leute, die der Meinung sind, Dänemark sei identisch
mit Kopenhagen, und alles, was im Lande vorgehe, hänge
mehr oder weniger von der Hauptstadt ab. Für gewisse Gebiete
der Kunst und Industrie mag das zutreffend sein, doch ist
noch ein Hauptgebiet, das der Londwirtschaft, zu betrachten,
das in Dänemark von beträchtlicher Bedeutung für das ganze
Land ist. Nicht nur in Jütland und auf Fünen und Seeland,
sondern auch auf den kleineren Inseln des nordischen König⸗
reiches, auf Laaland, Falster, Lange'and, Möen usw.
wird in vorbildlicher Weise das erste und ur—
sprüngliche Gewerbe, die Landwirtschaft, Aderbau und Viehzucht
und die sich angliedernden Fabrikationsbetriebe gepflegt. Tabei
liegt die Landwirtschast Dänemarks vorwiegend der Väehzucht
und der Erzeugung von Zuckerrüben, weniger dem Körnerbau
ob. Die Ziffern der Ein- und Ausfuhr belegen dies. — Einen
kinblick in diese eigenartigen Verhältnisse zu gewinnen, war
uns daher bei unserem jüngsten Aufenthalt in Dänemark
sehr erwünscht und wir benutzten gern die uns von dem
Touristen⸗Verein zu Nykobing während unseres Aufenthalts in
Kopenhagen zum Besuche Nyköbings zugehende Einladung. Tem
Lübecker kam diese Einkehr doppelt erwünscht, als er dabei
gleichzeitig mehrfache Beziehungen Lübecks zu der Bevölkerung
Nylöbings familiärer und geschäftlicher Art feststellen konnte.
Einer unserer neu erworbenen Freunde, der bekannte Kunst⸗
schriftsteller Dr. Elsner-Kopenhagen begleitete diese Fahrt. Auch
hier war, wie während des ganzen Kopenhagener Aufenthalts,
wieder bestens vorgesorgt. Den 11,058 Uhr morgens? von Kopen⸗
hagen abgehenden Schnellzug ließ man unsertwegen in Ny—
köbing halten, und so kamen wir — 10 Deutsche und ein
Prager Zeitungsmann — in verhältnismäßig kurzer Zeit an
das Ziel unserer Reise. Die Schnellzüge sausen hier sonst ohne
Aufenthalt vorbei, aber heute ginfte uns freundlich der über
den Häusern Nyköbings wehende Dannebrog, die weiß ge⸗
kreuzte dänische Flagge. In Oerehavet hatte uns bereits
ein Abgesandter des Nyköbinger „Touristen-Vereins“, der
Herr Oberlehrer Bang, erwartet, um auf alle an ihn
gerichteten Fragen bereitwilligst Auskunft zu geben. Auf
dem Nyfköbinger Bahnhofe fanden wir weitere Mitglieder
des Empfangsausschusses bereit, uns in das nahebelegene
Hotel „Phönix“ zu gebeiten. Man hatte sich offenbar auf
den Besuch gefreut, denn aus allen Häusern wurde uns beim
Passieren der wohlgepflegten Straßen ein freundliches Will—
kommen zugewinkt, ja, die Zeitungen Nyköbings (es erscheinen
vier Tagesblätter) hatten, teils in deutscher Sprache, herzliche
Begrüßungsartikel veröffentlicht. Nach einem Frühstück in dem
zenannten Sotel wurden wir zu einer Fahrt auf dem die
Insel Falster von Laaland trennenden Guldborgssund einge—
aden. Eme frische Brise wehte über den über 600 Meter
zreiten Sund, der den nördlichen mit dem südlichen Teil der
Osftsee verbindet. Wald und Feld umsäumen das breite Ge—
wässer und entzüchen das Auge durch seine große Mannigfaltig—
keit. Im Hafen selbst lagen zahlreiche Schiffe und es herrschte
lebhaftes Treiben. Es werden von hier regelmäßige Schiff-
sahrtsverbindungen nach Kopenhagen und England, periodisch
auch nach Deutschland unterhalten. Die regelmäßige Verbin—
dung Nyköbings mit Deutschland führt indessen über den Laa—
länder Hafen Nakskow, der mit Nyköbing durch eine über den
Guldborgsund führende Eisenbahn verbunden ist. Der im
Lübecker Hafen heimatberechtigte Tampfer,Thor“ fährt regel—
mäßig von hier nach Lübech seine Touren. Während der Fahrt
hatten wir Gelegenheit, den Nyköbinger Ruderverein, je ein
Herren⸗ und ein Damen-Vierer, ror uns paradieren zu sehen.
Es wurde mitgeteilt, daß der Nyköbinger Ruderverein in diesem
Jahre Besitzer des ersten Preises in den nordischen Ruder—
lonkurrenzen geworden sei; vier Schmiedegesellen sollen die
waderen Ruderer sein. Die kleine Flotte wurde lebhast begrüßt.
Mit unserem Dampfer wieder im Hafen angelangt, er—
wartete uns eine Anzahl Automobile, sämtlich im Besitz von
Privatleuten, mit denen wir dem großen Rittergute Ourup⸗
naard in teilweise recht lebhaftem Tempo zustrebten. Am
derrenhause empfing uns der Besitzer, Königlich Tänischer
Rammerherr VTesdorpf, ein Nachkomme unserer heimischen
Lübecker Patrizierfamilie gleichen Namens. Als bei der Vor—
tellung durch unsern Führer Tr. Eisner meine Herkunft be—
zeichnet wurde, reichte mir der Schloßherr erfreut die Hand
und versicherte, daß er nach dem vorijiährigen Tesdorpfschen
Familientage in Lübech immer gern wieder hierher zurüdkehre
ind insbesondere der herrlichen Marienkirche und des Schabbel—
zauses gedenke. Wir durchschritten das von Kunstschätzen und
Altertümern erfüllte, in prächtigem gotischen Stil erbaute schloß⸗
artige Herrenhaus und den von wunderschönen hundertiährigen
Buchen und Eichen besetzten großen Park, um alsdann, pvach—
dem wir noch einen Blich in Palmen- und Gewächshäuser ge—
worfen hatten, einen Besuch in den großartigen Pferde- und
Rindviehställen des Gutes zu machen. Herr Desdorpf be—
treibt hier eine starke Pferdezucht; die dänische Rasse gehört zu
den stärksten und besten ihrer Art, und nicht ohne Bewun—⸗
zerung betrachteten wir einen prächtigen Hengst, ein Pferd von
Au facher Normalgröße, das man uns vorführte. „Ein präch—
liger Kerl, nicht wahr?“ fragte mit einem Blick auf das
schöne Tier unser liebenswürdiger Wirt. Weiter führte der
Weg in die Rindwiehställe. Der große Viehstapel umfaßt
hier — wenn ich die Ziffern recht crimere — 800 Haupt, und
„on diesen verbleibt ein Teil, 80 Stüch, auch während des
Sommers im Stall, um die Versorgung Kopenhagens mit
Kindermilch zu übernehmnen. Der Gutsherr teilte mit, daß
alljährlich die Herde einer Impfung unterworfen werde, und
daß im letzten Jahr nur zwei Tiere reagiert hätten und aus—
rangiert seien, während alle anderen gesund befunden seien.
Man lege den allergrößten Wert darauf, diesen Gesundheits—
zustand dauernd zu erhalten. Bewundern konnten wir in
riesigen, in größter Sauberkeit ethaltenen Stallungen auch
eine Melkmaschine, die mit Vakunmerzeugung betrieben, die
menschliche Hand vgllkommen eisetzt und, wie der Hausherr
zreuherzig hinzusetzte, nicht so viel Hindernisse bereite, wie
die schwer zu erhaltenden Milchmädchen. — Natürlich wird
»on Durupgaard aus auch ein starker Viehhandel mit Rind—
viel. Echweinen und Schafen und daneben ein umfangreicher
Zuderrübenbau betrieben. Eine von der Familie Tesdorpf
'ns Leben gerufene große Zuckerfabrik in Nyköbing legt Zeug—
iis ab von der Bedeutung dieses Zweiges der Landeskultur.
das Gut Ourupgaard befindet sich seit mehreren Generationen
m Besitz der Familie Tesdorpf, dessen Oberhaupt der vorigen
heneration, Edbuard Tes dorpf, man auf dem Kirchplatz
tyköbings ein Denkmal gesetzt hat. Mit dem Auftrage:
Grüßen Sie mir das schöne Lübeck“ wurden wir von der
ztätte verabschiedet, auf der wir einen Blick tun durften in
»en großartigen, wohlgeordneten und gepflegten landwirtschaft⸗
ichen Betrieb des dänischen Nachbarreiches. — Hui, ging's
n sausendem Tempo weiter auf staubigen Landwegen, die,
ft, hoch gelegen, einen hübschen Ueberblick boten, quer durch
„ie JInsel zum nördlichen Ostseestrande, dem Gebiet des Bade⸗
Ates „Marielyst“ (zum Unterschiede von „Marienlyst“ bei Hel⸗
ingör). Man legte Wert darauf, uns hier den in der Tat
esonders feinsandigen, ausgedehnten Strand zu zeigen. Eine
woße. künstlich angelegte Tüne schützt das Land vor Ueber—
chwemmungen. von der es 1872 in besonders starkem Maße
eimgesucht ist. An dem idyllischen, einem dänischen Bauern⸗
ause gleichenden Strandhause wurden wir durch einen Schluck
Selt etquickt und hierbei freundliche Worte auf das Gedeihen
er Kolonie gesprochen. Eine Stunde später fanden wir uns
ille wohlbehalten in Nyköping wieder, in dessen ersten Hotel
„Phönix“) wir einem Phönix gleich der Staubkruste ent—
tiegen, in die wir durch die schnelle Fahrt gehüllt waren. —
zei dem nun folgenden Abendessen, bei dem weitere Bewohner
tyköbings uns in festlichem Gewande Gesellschaft leisteten,
ankte der deutsche Konsul Herr Ortmann, der uns
nit seiner, der Lübecker Familie Sie vers entstammenden
zattin bereits am Bahnhofe mit den Herren Sidenius, Oli—⸗
»arius, Burchhardt, Nobel, Fredriksen, Hansen und Bang be—
nrüßt hatte. für den Besuch und trank auf das Wohl der
Häste. Namens der Besucher dankte Herr Dahms—-
dübeck. der Stadt Myfksping weiteres Gedeihen wün—⸗
chend. Der Redner konnte namentlich feststellen,
aß in der Stadt Ryköbing ein lebhaftes Interesse für
ine Bahnverbindung Hamburg Lübed —Neustadt — Fehmarn —
sö dby ⸗ Nyköbing —Kopenhagen herrschte. — Während ein
Teil der Gäste noch in der Nacht über Giedser in zwei—
tündiger Seefahrt das Festland erreichte, verweilte eine kleinere
Bruppe in Nyköbing, um am folgenden Morgen einer Ein—⸗
adung des deutschen Konsuls und seiner Gattin zum Besuche
hres traulichen Heims Folge zu leisten. Bei der Wanderung
durch die Stadt, in der an diesem Tage gerade Markttag
var, wurden wir an die Zeit erinnert, da noch in Lübeck
der Obst- und Fleischmarkt auf den freien Plätzen stattfand.
Auf den Marktplätzen Nyköbings fand ein lobhafter Landel
nit frischem Fleisch, mit lebenden Ferkeln und Hühnern, mit
semüse und Topfwaren, mit Obst und Geräten statt, ein
ꝛewegtes Bild, das in seinem originellen Verlauf würdig
väre, von einem Maler festgehalten zu werden. Als Merk—
ou; digkeit zeigt man in Nyköbing das in altem Fachwerkstil
rhaltene „Czarens Hus“, das Haus, in dem einst Peter
der Große gewohnt haben soll. Sehenswert sind ferner
zie Kirche. die lange Brücke nach Laaland und das Kloster.
lUs Ausflugsort gilt neben den schon berührten Orten noch
zAtubbeköbing im Norden der Insel und Giedser mit seinen
cteilufern. — Mit dankbarem Serzen schieden wir am Mittag
nion der gastlichen Stätte. Wer in der Richtung von und
iach Kopenhagen—Warnemünde fährt, sollte nicht versäumen,
sRyköbing einen Besuch zu machen. Von Giedser aus ist
die Stadt mit dem allerdings etwas langsamen Personenzuge
in kurzer Fahrt leicht zu erreichen.
Ich schließe hiermit meine Betrachtungen über die auf
kinladung des Fremdenverkehrsvereins Kopenhagens und
styköbings in voriger Woche unternommene Ausfahrt. Das
AInternehmen hat sich glänzend bewährt, zahlreiche Federn
zreisen aufs neue die Schönheiten der nordischen Lande. An—
zeregt durch diese Schilderungen, werden sich aufs neue
Touristenströme gen Norden ergießen. Man kann nur wünschen,
aß wir Lübecker durch baldige Schaffung der Bahnlinie über
Fehmarn noch näher wie bisher an diesen Fremdenzustrom
erangerückt werden. D.
Aaus den Nachbargebieten.
Sanjestãdte.
Hamburg, 22. Sept. Kommerzienrat Carl Ha—
renbed. Während des Aufenthaltes Carl Hagenbecks und
Zohn beim Kaiser in Kadinen ernannte der Kaiser Carl
zagenbeck zum preußischen Kommerzienrat. Außerdem erhielt
zagenbeck das Bildnis des Kaisers aus Kadiner Porzellan,
oährend die Kaiserin ihn mit ein Paar siamesischen Katzen
zeschenkte. Hagenbeck selber überreichte der Kaiserin die ersten
Straußenfedern von deutschen Strauben, die vor zwei Jahren,
als die hohe Frau im Tierpark zu Stellingen weilte. aus
dem Ei gekrochen waren.
Das neue Reserve-Offiziers-Kasino im Dom—
hof, Mönckebergstraße, ist Donnerstag seiner Bestimmung über—
wiesen worden. Zur Feier des Ereignisses fand abends 7 Uhr
n den festlich geschmückten, vornehm ausgestatteten Räumen ein
Mahl statt, an dem außer zahlreichen Reserve- und Landwehr⸗
Iffizieren mit den Bezirkskommandeuren Obersten z. D. Grü—
iing und Kunau eine Reihe Chrengäste teilnahmen. und
war Bürgermeister Dr. Burchard, die Senatoren Holthusen,
Westrhal, v. Berenberg-⸗Goßler, die Präsidenten der Bürger—
chaft Landgerichtspräsident Engel, D. H. D. Blinckmann und
Tr. Bagge, der preuß. Gesandte bei den Hansestädten Kammer—
jerr v. Bülow, Legationsrat Graf v. Bassewitz, Max Schinckel
i. a. Lorbeerbäume umsäumten das Treppenhaus und lange
chwarz⸗weiß⸗ rote Fahnen flatterten vor der Front des Hauses
»on der ersten Etage herab. Von den früheren Räumen
ind die wertvollen Schmudstücke mit hinübergenommen worden.
Zas lebensgroße Kaiserbild ziert den mit einer Estrade ver—⸗
ehenen Saal und die Bilder der anderen Bundesfürsten sind
n den oberen Räumen angebracht. Den alten Ausstattungen
jesellen sich einige neue hinzu, von denen vor allem das Ge—
chent des Senates zu erwähnen ist, ein Gemälde von Prof.
rutteroth, einen Ausschnitt vom Hamburger Hafen und die
zatharinenlirche darstellend, sowie zwei Bücherschränke. Wäh—
end des Mahles hielt Oberst Grüning. zu dessen Seite rechts
Bürgermeister Burchärd, unts der preuß. Gesandte v. Bülow
sahen, eine Ansprache, in der er seiner Freude über die schönen
neuen Räume Ausdruch gab und dem Senat für seine Spende
dankte. Der Redner brachte zuerst ein Hoch auf Hamburg
ind dann auf den Kaiser aus. Bürgermeister Tr. Burchard
nwiderte mit einer Ansprache, in der er der Spende des Senats
krwähnung tat und die er mit einem Hoch auf die Bezirkskom-
nandos J und II schloß. Später wurden noch einige einge—
gangene Glückwunsch-Telegramme verlesen. Nach dem Mahl
olieben die Teilnehmer noch einige Stunden in zwanglosem Ge—
präch beisammen.
(Kleine Nachrichten.) Bei einer Razzia, die die Po—
tizei Dienstag abhielt, wurden u. a. zwei von Berlin aus
tedbrieflich verfolgte Personen verhaftet, und zwar die 32 Jahre
alte Frau Bartl geb. Politz, die sich in Gemeinschaft mit meh—
reren bereits in Berlin verhafteten Männern des Villenein—
bruchs und der Hehlerei schuldig gemacht hatte. Die Gesellschaft
hat im Grunewald und in Westend sowie in anderen vornehmen
Begenden Berlins zahlreiche Villen erbrochen. Der zweite Ver⸗
haftete ist der Artist Karl Hermann Gottlieb Zimmermann,
31 Jahre alt, der von Berlin wegen Betruges verfolgt wurde.
— Beide Beine abgefahren. Der Erdarbeiter Czatka.
vohnhaft Niedernstrahße, wollte Donnerstag früh in der Nähe
des Deichtors auf den Vorderperron eines Anhängers der Straßen⸗
bahn während der Fahrt aufspringen. Er stieß aber mit seiner
Zchaufel irgendwo gegen, fiel, ehe er festen Fuß gefabt hatte,
zurüch und geriet dann mit dem Unterkörper vor die Räder des
Anhängers. die über seine Beine hinwegrollten. Diese wurden
ihm oberhalb der Knie abgequetscht. Die Feuerwehr bemühte
sich um den Schwerverletzten, der sodann ins Krankenhaus kam.
Großherzogtum Otnenbhuta. Fürstentum Lübed.
K. Ahrensbök, 22. Sept. Versetzt wird Lehrer Rave-
Sieseltiade zum 1. Okt. nach Ravensbusch. Die zweite Lehrer⸗
telle in Hutzfeld ist Lehrer Steffen aus Mecklenburg über—
tragen. Mit der Verwaltung der Schule zu Dakendorf ist
Lehrer Kersten aus Bant betraut. — Versetzt wird Bahn—
chaffner Feih zum 1. Okt. nach Lübeck. An seine Stelle
rxitt der Bahnschaffner Beceer.
Großherzogtüner Med'enburag.
88 Grevesmühlen, 22. Sept. Die Maul⸗-⸗ und
Klauenseuche ist auf den Erbpachthufen Nr. 14 in Gostorf
und Nr. 10 in Roggenstorf sowie auf den Pachthöfen Thorstorf
ind Santow und dem zum hiesigen ritterschaftlichen Amt ge—
zörigen Gute Rosenhagen ausgebrochen. — Die Weidege—
rossenschaft wählte an Stelle des verst. Hofrats Ihlefeld
den Bürgermeister Dr. v. Leitner in den Vorstand. — Neuer
Senator. Von den beiden durch die Stadtverwaltung für
»ie durch Ableben des Hofrats Ihlefeld erledigte Ratsherrnstelle
orgeschlagenen Kandidaten hat das Ministerium des Innern
Arotheker Dieterich zum Senator bestellt. — Die Karaz-
offelernte ist seit einiger Zeit im vollen Gange. Die
döhnung fällt sehr verschieden aus. Die frühen Sorten sallen
im allgemeinen besser aus als die späten, die Erträge reichen
aber bei weitem nicht an -diejenigen-des Vorjahres. Auch
wird viel über Mäusefraß und Auswuchs geklagt. Feste
Preile haben sich bisher noch nicht gebildet. »7
Großherzogtümer Medlenburg.
Schwerin, 22. Sept. Das gewerbsmäßige Feil—
hieten von Gänsen im Umherziehen ist zur Abwehr
ind Unterdrückung der Maul⸗ und Klauenseuche bis 1. Nov.
911 im ganzen Lande untersagt. — Hofverpachtungen.
Tonnerstag wurden die Domanialpachthöse Gutow (Amt
Hrevesmühlen) und Brodhagen mit Kalkbrennerei (Amt DTo—
zeran) öffentlich meistbietend verpachtet, und zwar der Hof
Sutow, 212 ha groß, bis Joh. 1928 und Brodhagen mit Kalk—
Zrennerei, 202 ha groß, bis Joh. 1926. Bei der Verpachtung
von Gutow, das bisher 12 200 MuPoacht jährlich brachte, blieb
Zau⸗Neubrandenburg mit 15500 Meam Meistgebot, bei der
Verpachtung von Brodhagen mit Kalkbrennerei, deren bisherige
Pacht 7700 Maubetrug, Krohn-Rostockh mit 10500 M. Als
zrodhagen allein verpachtet wurde, gab Krohn mit 10 400 M
das Meistgebbt ab und ebenfalls mit 600 Wi
für die Kalkbrennerei allein. — Fahnenflüchtig gewor—
»en ist der Kanonier (Soldat zweiter Klasse) Walter Brumm
ꝛom hiesigen Feldartillerie-Regiment Nr. 60.
Rostock, 22. Sept. Zur mecklenburgischen
Steuerre form. Donnerstag begannen hier wieder im
Ständehause die Verhandlungen über die Steuergesetzentwürfe.
aͤe eine Abänderung der bisherigen Steuern in beiden Groß-
erzogtümern bezwecken und die von beiden Regierungen dem
etzten Landtage in Malchin unterbreitet worden waren. Dieser
alte die Entwürfe zur Vorberatung einer Kommission über—
oiesen, die sich aus den Mitgliedern des Engeren Ausschusses
und zwölf weiteren hinzugewählten Teputierten von Ritter- und
Landschaft zusammensetzt. Die Kommission tagte bereits unter
hinzuziehung von Kommissaren beider Regierungen im Maisd. J.
zier in Rostoch, und nahm damals die eiste Lesung der Regierungs—
„orlagen vor. Jetzt erfolgt in den mit gestern begonnenen Ver—
jandlungen der Kommission die zweite Lesung der Steuergesetz-
intwürfe. Diese wird voraussichtlich in einet Woche erledigt
verden. wogegen die erste Lesung im Mai zwei Wochen in An—
rruch nahm. — Aufhebung eines Steuerprivilegs.
zier will man die Befreiung der sogenannten Eximierten von
er städtischen Einkommensteuer beseitigen. Zu den eximierten
Bersonen gehören die großherzoglichen Beamten, Universitãts⸗
rosessoren, Studenten und pensionierte Offiziere des medlen⸗
zurgischen Kontingents. Die Eximierten haben nur ein Armen—
jeld und einige andere kleine Abgaben zu entrichten.
Demmin, 22. Sept. Ein Bootsunglüchk bei dem
ein blühendes Menschenleben den Tod fand, ereignete sich Mitt-
voch am Landungsstege des Devener Holzes auf der Peene.
kine aus neun Personen bestehende Demminer Gesellschaft hatte
neinem Privatruderboote einen Ausflug nach dem Devener
ʒolze unternommen. Die Räckfahrt sollte angetreten werden
ind alle bis auf einen Schüler hatten in dem Boote Platz ge⸗
sommen. Als dieser in das Boot hineinsprang, brach eine
blanke durch. Das Boot füllte sich rasch mit Wasser und sank.
zinem jungen Kaufmann, der vom Ufer aus den Vorgang be—⸗
bachtet hatte, gelang es, acht Personen zu retten. Die junge
Fnau des Rechtsanwalts Dr. Kleist hatte dagegen einen Schlag
infall erlitten, der ihrem Leben ein schnelles Ende bereitete. Jor
Ua Jahre altes Söhnchen wurde dagegen gerettet.