Full text: Lübeckische Anzeigen 1911 (1911)

neuerdinge Kinder Und Guch Erwachsene wieder von der 
Diphtheritis befallen. Die Aerzte im Julienstift nehmen täg— 
lich Schutzimpfungen vor. —73 * 
Plön, 22. Sept. Auszeichnung. Dem Gärtnergehilfen 
Timmermann ist die Erinnerungsmedaille für Rettung ous 
Gefahr verliehen worden. Timmermann hatte am 16. Jan. 
1911 ein junges Mädchen mit eigener Lebensgefahr vom Tode 
des Ertrinkens gerettetet.. * 
Reumuünster, 22. Sept. Der Verein der land— 
wirtschaftlichen Arbeitgeber Schleswig-Holsteins tagte 
Miftwoch im Bohnhofs-Hotel. Für den aus dem Vereins—⸗ 
gebiet verzogenen Gutsbesitzer Conze, Sarlhusen, wurde Guts- 
besitzer L. Sieck, Ziegelhof, zum Vorsitzenden gewählt. — Die 
schleswig-holsteinische Missionskonferenz tagte 
Mittwoch unter Leitung von Pastor Schröder, Altona— 
Othmarschen. Vorträge hielten WMissionsdirektor Bischof 
Senning, Herrnhut, und Pastor Lucht, Husum. Ersterer be— 
handelte die Mission in Deutsch-Ostafrika, letzterer die Innere 
Mission. 5 
Reinfeld, 22. Sept. Das Abfischen der hiesigen 
Gewässer, speziell des großen Herrenteiches, das alle zwei 
Jahre stattfindet, hatte wieder viele Zuschauer angelockt. 
Hunderte von Zentnern schwerpfündiger Karpfen wurden in 
Bottiche verladen und in wenigen Tagen werden Reinfelder 
Karpfen auf dem Hamburger Fischmarkt erscheinen. J 
Neustadt, 22. Sept. Der Anschluß Neustadts 
duen die Ueberlandzentrale des Kreises Oldenburg be— 
wegt noch immer die Gemüter der Stadt lebhaft, so daß 
jetzt der hiesige Bürgerverein in außerordentlicher General⸗ 
versammlung zu der Frage Stellung genommen hat. In der 
Bürgerschaft herrscht viel Stimmung für ein eigenes 
Elektrizitätswerk in Neustadt. 
Großherzogtum Odenburg, Fürstentum Lũbed. 
O Suüsel, 22. Sept. Verkauft haben Ww. Warnke 
ind Ww. Stamp hier ihr Haus mit Garten, erstere an 
Zugführer a. D. Brösen, hier, und letztere an Landwirt Benn, 
Neustadt. — In der Gemeinderatssitzung wurde zum 
Vertrauensmann der Gemeinde Süsel zwecks Wahl von 
Schöffen und Vorschlag von Geschworenen beim Amtsgericht 
zu Ahrensbök der Beigeordnete Sieck EEdelsdorf) wieder⸗ 
gewählt. Zu Revisoren für die Jahresrechnung der Ge— 
meindekrankenkasse wurden die Gemeinderatsmitglieder Rave 
und Dencker (Süsel) berufen. Der Gemeindevorsteher berief 
als Wahlvorsteher zu Beisitzern bei der Landtagswahl Kaack 
steen (Ottendorf) Wulf (Middelburg), Knoop (Gronenberg) 
und Willert Gaffkrug). 
Lauenburg. 
Ratzeburg, 22. Sept. Die Stadtkollegien be— 
schlossen, den durch das Großfeuer arg mitgenommenen Stadt⸗ 
teil Seestraße und Fischertwiete zu verbreitern, wofür sie 
5000 Miubewilligten. Die Fahrbahn soll 5 m, die Trottoirs 
ie 2 m breit werden. * 
6 Großherzogtümer Medlenburag. 
„Neustadt, 22. Sept. Dödlicher Sturz. Als Mitt⸗ 
woch gegen Abend in Spornitz der Erbpächter Brüning mit dem 
Abbringen eines Fuders Heu beschäftigt war, fiel er so unglücklich 
auf die Diele, daß er schon nach lurzer Zeit verstarb. 
vortnachrichten. 
Internationales Schachturnier in Karlsbad. Stand des 
Turniers nach der 23. Runde: Teichmann 164 (1), Rotlevi 
152/. (1), Schlechter 140/, (1), Rubinstein 141/4 (1), Niemzowitsch 142/. 
Marshall 14, VBidmar 1396, Tartacower 13, Leonhardt 12, 
Alechin 12 (17, Duras 1I11/ (I), Spielmann 119 (1), Süchting, 
Perlis 11, Cohn, Löwenfisch 10953, Chotimirski, Burn 10, Salve, 
Kostic, Johner 96, Rabinowitsch 813 (1), Fahrni 
314, Alapin 8, Chajes, Jaffa„ 79.. 
Luftfahrt. ie 
sr. Der Vorsitzende des Deutjchen Luftschifferverbandes. 
Erz. von Nieber, hat, wie es den Anschein hat, wegen 
Unstimmigkeiten im Vorstande des Luftschifferverbandes, sein 
Amt niedergelegt. Die Ersatzwahl findet am 8. Okt. in 
Breslau gelegentlich des Verbandstages statt. 
Das Luftschiff Schwaben“. Düsseldorf, 21. Sept. Die 
Abreise des Vuftschiffes „Schwaben“ von hier nach 
Baden-Baden, die ursprünglich morgen stattfinden sollte, 
ist wegen schlechten Wetters aAuf Sonnabendverschoben 
vorden. 
— — — — 
Hermischies. 
Ein Sitafgefangener als Millionenerbe. Der Bonner Pri⸗ 
batgelehrte Dr. Grosser erschoß sich in Mainz, nachdem 
seine vor einigen Tagen verstorbene Gattin im dortigen Krema— 
torium verbrannt worden war. Seine schöne Villa bei Mehlem 
and sein nach Millionen zählendes Vermögen erbt sein 
Bruder Oswald Grosser aus Steglitz, der, wie erinner⸗ 
ich sein wird, am 16. Nov. 1908 vor dem Reichs ge⸗ 
richt in Leipzig während der Verhandlung gegen ihn den 
Gerichtsschreiber Obersekretär Rudolf Straßburg er— 
schoß und den Präsidenten Männer verwundete. Der Erbe 
verbüßt jetzt seine ihm wegen des Attentats zudiktierte Frei⸗— 
heitsstrafe von zehn Jahren in der Strafanstalt Hoheneck 
in Sachsen. Die Affäre Grosser, die sich am 16. Nov. 
1908 in Leipzig abspielte, hatte seinerzeit großes Aufsehen 
erregt. Jetzt ist dem Manne, der 18 Jahre seines Lebens 
den Kampf um das nach Millionen zählende Erbe geführt 
hakt, durch den Selbstmord des Bruders ein Teil des er— 
trebten Vermögens ohne eigenes Zutun zugefallen. Oswald 
Grosser ist der Sohn des 1890 verstorbenen Berliner Millionärs 
rosser. Da der Sohn sehr viel Geld verbrauchte und 
biele Schulden machte, geriet er mit dem Vater in Diffe— 
renzen. Als er von Grosser sen. eines Tages 20 000 M 
Us Darlehen erbat, erfüllte ihm dieser den Wunsch unter 
er Bedingung, daß der Sohn dafür durch eine notarielle 
Erklärung zugunsten der Geschwister auf sein Erbe verzichte. 
Dieser Vertrag kam zustande. Oswald Grosser behauptete 
nun, daß es nur ein Scheinvertrag gewesen sei und nur 
deshalb geschlossen wäre, damit er, der Sohn, vor weiteren 
Spekulationen geschützt sei und sein Erbteil nicht vorzeitig 
durchbringen könnte. Diese Behauptung bildete das Thema 
des Prozesses, der länger als ein Jahrzehnt hindurch alle 
Instanzgerichte beschäftigt hat. Das Urteil war stets un— 
zünstig für den Sohn, so auch im letzten Termin vor dem 
Reichsgericht, der schließlich die Veranlassung zu der Kata— 
trophe wurde. 
Irrsinnsanfall eines Berliner Divisionspfarrers. Ein tief 
vellagenswertes Opfer der Agitation gegen Pfarrer Jatho ist, 
Q atb ber'chtet. der bei doer zweiten 
sardediviston amtierende Davisionspfärrer Hans Vollmer ge— 
vorden. Pfarrer Vollmer befindet sich seit Ende voriger Woche 
n der Dr. Edelschen Anstalt zu Charlottenburg, nachdem er 
inen schweren Anfall von Geistesstörung erlitten hat. Pfarrer 
Vollmer wohnte mit seiner aus seiner Frau und fünf Töchtern 
bestehenden Familie im vierten Stock des Vorderhauses Fon— 
ane-Promenade 9. Am Freitag abend zeigte er plötzlich Spuren 
zon Geistesstörung. Er sührte wirre Reden und ließ sich 
chlieklich nicht abhalten, auf den Balkon hinauszutreten und 
»ine laute Ansprache über den Fall Jatho zu halten. Vor 
»em Hause sammelten sich bald zahlreiche Straßenpassanten an, 
o daß die Polizei einschreiten mußte. Der Pfarrer war nur 
otdürftig bekleidet, und da er immer aufgeregter wurde, 
rang man in die Wohnung ein. Nur mit Mühe konnte 
er Kranke überwältigt werden. Auf Anordnung eines Arztes 
vurde er noch am selben Abend mit einem Krankenwagen 
aach der Anstalt übergeführt. Divisionspfarrer Vollmer hatte, 
wie erinnerlich. seinerzeit, zwei Predigten gehalten, in denen 
r sich mit dem Fall Jatho beschäftigte, ohne freilich den 
stamen des Pfarrers Jatho zu nennen. Er hatte sich in diesen 
Predigten ungefähr auf den gleichen Standpunkt gestellt, wie 
Jatho. Die Folge davon war die Eröffnung eines Verfahrens 
zegen ihn, das die Verabschiedung zum Ziel haben solite. 
Entdeckung von Betrügereien auf dem Berliner städtischen 
Schlachthofe. Erst vor kurzem ist, wie berichtet, gegen eine 
RKeihe von Arbeitern des städtischen Berliner Viehhofs ein 
zerfahren wegen großer Futtermitteldiebstähle eingeleitet wor— 
„en. Jetzt werden neue aufsehenerregende Betrügereien ge— 
neldet, die auf dem Berliner städtischen Schlachthofe vorge— 
'ommen sind. Eine Anzahl von Schlachthofbeamten wird 
ämlich beschuldigt, mit Schlachtscheinen für Rinder, Kälber 
ind Hammel „Schiebungen“ vorgenommen zu haben. Es 
jandelt sich, wie die Allgemeine Fleischer-Zeitung erfährt, 
»arum, daß seit mehreren Jahren alte Schlachtscheine von 
ieuem verwendet und auf diese Weise die Schlachtgebühren 
»er Kasse der Schlachthofverwaltung entzogen sind. Wie 
joch sich die Summe beläuft, um welche die Stadtoerwal—⸗ 
ung durch diese Betrügereien geschädigt worden ist, und wie— 
iel Personen dabei beteiligt sind, dürfte die eingeleitete 
Intersuchung ergeben. Die betrügerischen Manipulationen 
ollen Jahre lang zurückreichen. Zwei Beamte der Stadt 
saben die ersten Untersuchungen geleitet, jetzt hat bereits 
die Staatsanwaltschaft des Landgerichts J die Angelegenheit 
n die Hand genommen. 
Wassernot in Großbritanmen. Man schreibt aus Lon⸗ 
don: Infolge der andauernden Trockenheit wird in einigen 
zroßen Städten eine Wassernot befürchtet. Manchester und 
Bradford le'den am meisten an Wassermangel. Manchester 
hat in seinen Reservoiren nur noch einen Wasservorrat für 
26 Tage. Die Wasserleitungen werden bereits von 7 Uhr 
Wends bis 6 Uhr morgens abgesperrt, und die Stadtverwal— 
tung beabsichtigt, die Wasserzusuhr noch weiter einzuschränken. 
In Bradford wird die Lage von Tag zu Tag ernster, da 
die Stadt im ganzen 24 Städte und Dörfer in der Nachbar— 
chaft mit Wasser zu versorgen hat. Zahlreiche industrielle 
Betriebe sind bereits geschlossen worden, und viele Arbeiter 
iind infolgedessen ohne Beschäftigung. Zum Glück befinden 
sich in der Stadt einige artesische Brunnen, die im Notfall 
dem Publikum zur Verfügung gestellt werden. Auch Dorset 
st durch die Trockenheit stark in Mitleidenschaft gezogen, 
und die Aussichten für die Bauern und die Viehzüchter sind 
ziemlich trostlos, da die Rübenernte schlecht zu werden ver— 
pricht. In Preston sind die Bewohner zu sparsamem Wasser—⸗ 
zerbrauch aufgefordert worden. Aehnliche Zustände herrschen 
ruch in West Riding. 
Verleumdung durch den Kinematographen. Man schreibt 
nis Paris: Eine eigenartige, wohl ganz neue Rechts— 
rage wird demnächst die Gerichte zu beschäftigen haben. 
kine Anzahl von Korsen hatte sich zusammengetan, um dar— 
iber Klage zu führen, daß ihr Land von dem — Kine— 
natographen verleumdet wird. Ein Fabrikant von Films 
hat sich nämlich bemüßigt gefühlt, für die Kinematographen— 
Theater Auftritte aus dem korsischen Banditenleben in der 
dekannten Weise „mimen“ au lassen. Die „Nummer“ fand 
zroßen Beifall und wird lehr viel aufgeführt. Aber da« 
Initiativ⸗Syndikat von Ajaccio, das sich die Aufgabe ge— 
tellt hat, Fremde nach Korsika zu ziehen, erachtet nicht mit 
Unrecht, daß derartige Schaustellungen der Propaganda, die 
es betreibt. äußerst schädlich sind. In seiner Klage weist es 
darauf hin, daß es jedermann abschrecken müsse, Korsika zu 
hesuchen, wenn überall gezeigt würde, wie die Räuber die 
Landstraßen in Korsika ungestört beherrschten. Ueberdies seien 
diese Aufführungen nur von Figuranten posiert, stellten also 
reine wahren Tatsachen dar. Man darf auf den Ausgana 
des Prozesses gespannt sein 
seueste Nachrichten und Telegramme. 
Zur Linderung der Teuerung in Berln. 
W. Berlin, 22. Sept. In der gestrigen Stadtverordneten⸗ 
»ersammlung erklärte der Oberbürgermeister, daß die Stadit 
Berlin den ernstlichen Willen habe, tatkräftig einzugreifen, 
um bei der allgemeinen Teuerung die Not der ärmeren Be— 
»ölkerung lindern zu helfen. Zwar hätten die städtischen 
Hutsverwaltungen selbst unter der Mißernte der Kartoffeln 
„èu leiden, aber in der Versorgung mit Fleisch und Mohrrüben 
wären die städtischen Güter wohl in der Lage, durch Abgabe 
rößerer Mengen die Not zu lindern. Ferner solle dem 
donsfum von Seefischen im weitesten Maße der Weg geebnet 
verden. Berlin werde mit den Nachbargemeinden in Ver— 
bindung treten, um mit ihnen gemeinsom den Notstand au 
hekämpfen. 
Kaiserliches Handschre'ben an den öästern ide schen Kei asmaniter. 
W. Wien, 22. Sept. Der aus dem Amte scheidende Kriegs— 
minister erhielt, wie die Korrespondenz Wilhelm meldet, gleich— 
eitig mit dem kaiserlichen Handschreiben das Bilnd des Kaisers 
n prachtvollem Rahmen mit dem kaiserlichen Namenszuge, 
Trone und Wappen, und mit der eigenhändigen Widmung „In 
teter Gewogenheit“ 
Der holländische Ministerpräsident erreate in Brüssel Aergernis. 
W. Brüssel, 22. Sept. Ueber das Aergernis, welches der 
hemalige holländische Ministerpräsident Abraham Kuyper, der 
n Brüssel zu vorübergehendem Aufenthalt ankam, als Freund 
»er Naktkultur gestern morgen erregte, läßt sich die Voss. Ztg. 
nelden: Kunyper erschien gestern vormittag wiederholt nackt 
im Fenster seines Zimmers. Sofort sammelte sich auf dem 
Platze vor dem Hotel eine größere Menschenmenge an, so daß 
vie Polizei einschresiten mußte. Sie begab sich auf das Zimmer 
es Ministers und machte ihm begreiflich, daß sein Betragen 
instößig und unstatthaft sei. Er erwiderte, daß ihm sein 
Urzt aus Gesundheitsrücksichten hygienische Uebungen empfohlen 
sabe, die er täglich eine Viertelstunde ausführe. Er habe 
iicht geglaubt, daß man ihn von der Straße aus beobachten 
nne. Die Polizei bedeutete ihm jedoch, daß er öffentliches 
lergernis erregt habe und nahm über die Angelegenheit ein 
Protokoll auf. Eine ganze Reihe von Personen meldete sich, 
»ie bekunden wollen, daß der Ministerpräsident sich in an— 
töhiger Weise am Fenster gezeigt habe. 
Soz'alistische Obstrultion in der holiändischen Kammer. 
W. Haag, 22. Sept. In der Kammersitzung setzte der So— 
ialist Terlaan seine Obstruktionsrede eine Stunde hindurch fnet 
ind sagte, er könne, ohne von der Tagesordnung abzuweichen, 
ioch stundenlang reden. Er habe nur zeigen wollen, welche 
Mittel die Minorität besitze, um die Majorität zu hindern, der 
Minorität ihren Willen aufzudrängen. Jedoch träten die Se— 
ialisten heute nicht in eine wirkliche Obstruktion ein; sie würden 
iber dafür erkenntlich sein, wenn die Majorität die Möglichkeit 
ines Zusammenarbeitens wieder schaffe. Hierauf verlangten die 
ozialistischen Teputierten noch zweimal Abstimmung üder ihre 
Borschläge, gewisse Entwürfe in den Sektionen zu prüfen. Nach 
zchluß der Sitzung pfiff das ozialistische Publikum den christ⸗ 
ich⸗historischen Deputierten Lohmann aus und nahm eine 
»rohende Haltung an, so daß die Gendarmerie blank ziehen 
nußte, um die Menge, die sozialistische Lieder sang, in einer Ent- 
ernung zu halten. 
Zum Abjschluß der deutjch-französischen Verhandlungen. 
W. Paris, 22. Sept. Der Ministerrat prüft am Sonnabend 
früh die letzten Vorschläge der deutschen Regierung. Prä— 
sident Falliöres hatte gestern nachmittag mit dem Minister— 
präsidenten und dem Minister des Aeußern über den Stand 
der französisch-deutschen Verhandlungen eine Unterredung. 
Der Generalstreik in Irland besch ossen. E 
W. Dublin, 22. Sept. Der Exekutivausschuln des Eisen⸗ 
bahnerverbandes beschloß, auf den irischen Bahnen den General— 
treik zu erklären. In Dublin wurden die Versuche, den Aus— 
tand der Ejsenbahner beizulegen, den ganzen gestrigen Tag 
ortgesetzt. Die Zahl der Züge der Linie der Great⸗Southernbahn 
nimmt zu. Die Leiter der Bahn kiagen über Einschüchterungs— 
versuche und unzureichenden Schutz. 
Der span sche Ausstand beendet. 
W. Madrid, 22. Sept. Die Gruppen von Ruhestsrern, 
welche die Provinz Biscaga durchstreiften, wurden zerstreut. 
In Valencia versuchte eine Bande Revolutionäre den Palast 
des Herzogs von Gandia zu verbrennen, wurde aber ver— 
rieben. Eine andere Bande beraubte die Gemei-dekasse. In 
EAlferrol beginnen die Lebensmittel knapp zu werden. Zahl— 
eiche Arsenalarbeiter nahmen die Arbeit wieder auf. In 
adajoz wurden zwei portugiesische Anarchisten rerhaftet. In 
zarcelona herrscht vollkommene Ordnung, überall wird ge— 
rbeitet. Einige Grupren Anarchisten wurden zerstreut. In 
dacoruna nahmen die Hafenarbeiter die Arbrit waͤeder auf. 
zn Madrid erschienen gestern abend nur vier Zeitungen. Die 
inzigen, die den Ausstand in Madrid noch aufrechterhalten, 
ind die Deoschkenlusscher, diesen wurden eine vieru dzwanzig⸗ 
tündige Frist gewährt:; wenn sie in dieser Zeit die Arbeit 
licht wieder aufnehmen, werden ihnen die Fahrscheine ent⸗ 
ogen. Ministerpräsident Canalejas sagte veim Verlassen 
des Königsschlosses zu den Journalistsen: Ich habe das Ver— 
znügen, Ihnen mitzuteilen, daß der Ausstand über— 
all beendet ist. 
Bagrow nicht mit Schutz Stoknpins beauftragt. 
W. Petereburg, 22. Sept. Der Kiewer Polizeichef Kul— 
abko erklärte in einem Schreiben an die Nowoje Wremia, er 
zätte Bagrow nicht den Schutz Stolypins anvertraut. 
Zur finnländischen Einderleübungsfrage. 
W. Bessingfors, 22. Sept. Der Generalgouverneur von 
Finnland enthob den Polizeimeister von Tammerfors seines 
Amtes, weil er eine gesetzwidrige Versammlung zuließ, die 
»emonstrativ zum Protest gegen die Einverleibung der beiden 
zirchspiele in das Wuborger Goubernement einberufen wor—⸗ 
den war. 
Niederlage der kanuadijchen Regierung. 
W. Montreal, 21. Sept. 9 Uhr abends. Bisher wurden 
30 Liberale uünd93 Oppositionelle gewählt. Die Opposition 
zjewinnt rund 25 Sitze. Eisenbahnminister Grahem, Acker⸗ 
zauminister Fisher und Arbeitsminister King sind unter— 
egen. Durch die Niederlage der Regierung ist das Rezi— 
»rozitätsabkommen so gut wie gefallen. 
W. Montreal, 21. Sept. Bis gestern abend 10 Uhr waren 
»on 221 Wahlen 208 Resultate bekannt; es waren 129 
Konservative und 79 Liberale gewählt. Die Niederlage dee 
kegierung ist überwältigend. Als Präsident Taft dies auf 
einem Bankett in Kalamazoo, Michigan, erfuhr, sagte er: 
Ich hin sehr enttäuscht.“ 
— 
W. München, 22. Sept. Der Verkehrsminister ordnete 
n Verbindung mit dem Minister des Innern himsichtlich der 
Ddeuerung an, daß die von Preußen betr. Frachtvergün⸗ 
tigung in Aussicht genommenen Maßnahmen auch i 
ßayeun Platzgreifen. 
W. Andernach, 22. Sept. Der allen Rheinreisenden be 
annte historische Rheinwerftkran ist gestern nach Fertigstellung 
ver neuen Rheinwerft außer Betrieb gesetzt worden. Der Kran. 
»er der älteste dRer Welt ist, wurde in den Jahren 165655 bis 
1657 von vier Baumeistern aus Franlfurt und Speyer erbaut. 
W. Straßßburg, 22. Sept. Der in Kettwig (Westfalen; 
»erhaftete Mörder der Witwe Weber, der Tagelöhner 
Adolf, legte ein umfassen des Geständnis ab. Nach 
einer Aussage schlug er der Frau mit einem Hammer den 
Schädel ein. 
W. Ront, 22. Sept. Wie die Tribuna mitteilt, ist die 
Meldung einiger Blätter, die itglienische Regierung 
richtete bezüglich Dr ipolis eine Note an Deutsch— 
and, vollkommen falsch. 
W. Sewastopol, 22. Sept. Der Kaiser besuchte 
estern nachmittag die Kriegs schiffe „Swiatoi-Jevstafi“ 
Panteleimon“ und „Joann-Slatoust“ und wurde seitens der 
hannschaften mit ndlosen Huzrarufen begrükt. 
— — — —
	        
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