Full text: Lübeckische Anzeigen 1911 (1911)

hierbei werden sich unzählige Schwierigketten zeigen und, falls 
man nicht einen Sprung ins Dunkle wagen will, kaum in 
so kurzer Zeit überwinden lafssen. Da ist die Strafpro— 
eßreform, bei deren Beratung in der Kommission schon 
so erhebliche grundsätzliche Meinungsverschiedenheiten auf— 
traten. Da ist die Schiffahrtsabgaben-Vorlage, 
die starke Gegensätze zwischen dem Norden und dem Süden 
hervorgerufen hat und sogar vom Auslande her bekämpft 
worden ist. Da ist das Hausarbeitsgesetz, bei dem 
besonders die Frage der Lohnämter Schwierigkeiten begegnet. 
Auf die Erledigung des Arbeitskammergesetzes rech⸗ 
nen wohl selbst Optimisten nicht mehr. Das Schicksal des 
Kurpfuschergesetzes liegt ganz im Dunklen. Die Fern—⸗ 
sprechgebühren-Vorlage harrt ebenfalls noch immer 
der Erledigung. Die Vorlage über die Ausgabe 
kleiner Akstien, die bereits einmal abgelehnt wurde, 
ist von neuem eingebracht worden. Bei der Handelsvor-— 
lage mit England liegt ein „Muß“ vor: ihre Erledi— 
gung darf nicht aufgeschoben werden. Zahlreiche Inter— 
pellationen sind bereits angemeldet, wie die über 
Marokko. Andere Interpellationen, z3. B. über die 
Teuerung, über eine Neueinteilung der Wabl—⸗ 
kreise und über einheitliche Wahlurnen, stehen 
in sicherer Aussicht. Dazu kommen Dutzende von Anträgen, 
teils von allgemeinem Interesse, teils durch das Agitations⸗ 
bedürfnis vor den Wahlen veranlaßt. Hunderte von Petitionen 
sind ebenfalls bereits im Reichssstage eingegangen. — Man 
darf gespannt sein, ob die Bewältigung dieser riesigen Ge⸗ 
schäftslast dem Reichstage gelingen wird. nge. 
—— 
Der neue Oberpräsident von Posen. 
Der langberedete Wechsel im Oberpräsidium der Provinz 
Posen ist jetzt vollzogen. Der Unterstaatssekretär im preußi⸗ 
schen Kultusministerium, Herr Schwartzkopff, der als Volksschul— 
referent seit fast zehn Jahren schon wirkt und dadurch mit 
einent in den Ostmarken besonders wichtigen Gebiet aufs 
innigste vertraut ist, ist zum Oberpräsidenten der Provinz 
Posen gewählt worden. Der neue Oberpräsident erfreute 
sich persönlich in seinem bisherigen Wirkungskreis großer Be—⸗ 
liebtheit. Er vermeidet gern, ouch wenn er von seinem 
orthodox⸗ evangelischen Standpunkt aus sachlich anderer Meinung 
sein muß, jede Schroffheit. Die bisherige Polenpolitik hat 
er gelegentlich selbst vertreten müssen, die Umstände aber, unter 
denen er zu dem neuen Amt lam, die Tatsache, daß Ober—⸗ 
präsident v. Waldow ging, weil er für den bisherigen Polen—⸗ 
kurs nicht mehr Rückhalt genug in Berlin fand, lassen den 
Verdacht aufkommen, daß Herr Schwartzkopff, der übrigens 
als Grundbesitzer in Posen persönlich ganz gern dort hingeht, 
auf seinen neuen Posten gestellt wurde, weil er den neueren 
Auffassungen über die Behandlung der Polenfrage, wie sie 
namentlich der preußische Landwirtschaftsminister vertritt, zi⸗ 
gänglicher zu sein scheint, und jedenfalls seinem Wesen nach 
allen durchgreifenden Maßregeln weniger hold ist. Es muß 
natürlich abgewartet werden, was Herr Schwartzkopff als Ober— 
praäsident in Posen tun wird; eine Politik im Sinne des 
Ostmarkenvereins jedoch wird er wohl kaum verfolgen. Man 
muß unter diesen Umständen nur hoffen, daß es seiner persön⸗ 
lichen Liebenswürdigkeit gelingen wird, allzu schroffe Gegen— 
sätzlichkeiten, die der Sache des Deutschtums in den Ostmarken 
schaden müssen, zu vermeiden. 1 
deutsche haudelsberichterstattung aus dem Auslande. 
Die wachsende Bedeutung des deutschen Außenhandels hat 
naturgemäß ein steigendes Interesse an der Tätigkeit und 
den Organisationsformen der für dessen amtliche Förderung 
berufenen Einrichtungen zumak des deutschen Konsulatswesens 
zur Folge gehabt. Die hieraus entstandenen kritischen Er—⸗ 
örterungen haben zu mancherlei Neuerungen geführt, die der 
kaufmännischen Seite des Konsulatswesens stärkere Geltung ver— 
schasfen sollen. Hierzu gehört auch die Angliederung von 
Sandelssachverständigen an die wichtigeren deutschen Konsulate 
im Auslande. Ueber diese Einrichtung äußert sich nach den 
Mitteilungen des Vereins für das Deutschtum im Ausland 
ein Aufsatz im „Handelsstand im Auslande“, dem Organ 
des Vereins der Handlungs-Kommis von 18858, in beachtens— 
werter Weise. Es wird darauf hingewiesen, daß sowohl Japan 
wie Nordamerika bei seinen Konsulaten einen ausgezeichnet 
arbeitender Nachrichtendienst eingeführt habe. Demgegenüber 
wird auf deutscher Seite bei Anerkennung einer Besserung 
in den letzten Jahren bemängelt, daß die deutsche amtliche 
Auf des jungen Mädchens Befragen erzählte er noch 
ein wenig von der Malerin, die hier „man mächtige Stüden 
gesmiert“ — von sich und seinem kleinen, einfachen Leben, 
das noch so ohne alle Erschütterungen dahinfloß. Zuletzt 
brachte er zwei Reclam-Bändchen, mit denen sich das Mial— 
fräulein einen untilgbaren Erinnerungsstein im Herzen des 
hraven Klaas errichtet hatte. Gleichzeitig überreichte er Josa 
mit einem urdrolligen Kratzfuß einen köstlichen Apfelblüten- 
zweig, ein wahres Wunderwerk der Natur. 
„O, Klaas, wie schade!“ 
Das leichtbewegliche Blut schoß ihr erschrocken in das 
reizende Antlitz. Da sie aber hörte, daß ein „bannig unver—⸗ 
zämten Kierl“ einen großen Ast zur Nachtzeit abgebrochen und 
weggeworfen habe, nahm sie dankbat und bewundernd das 
chöne Geschenk entgegen. 
(Fortsetzung folat.) 
— — — — — — 
Theater, Kunst und Wissenschasft. 
„Die Nacht von Verlin“. 
Die Metropolhpremiere. 
(BVon unserem Berliner Teuilletonisten.) 
d. Die Berliner Saison hat durch den Mund des Herrn J. 
Freund und D. BHolländer im altberühmten Metropoltheater 
chte Premiere gehalten. „Die Nacht von Berlin“ hat die 
Betliner Nächte für eröffnet erklärt. Eine etwas lange, aber 
sonst sehr fidele Nacht. Mit Kientopp, Theatern, Bars, Ball⸗ 
lokalen — wie eben so die Berliner Nächte sind. Vielgestaltig, 
bunt: elegante Kavaliere, galante Tamen. ... 
Es war nur sinngemäß, daß der gute alte Morpheus 
dei dem nächtlichen Unternehmen Pate stand. Der Griechen- 
gott, der ja längst international geworden ist, feiert im Vor— 
jspiel Geburtstag, und seine Töchter, die Nächte von Wien, 
London, Paris, Newyork, versammeln sich glückwünschend um 
ihn. Nur die Nacht von Berlin jsehlt noch, sie, die Papachens 
liebstes und frömmstes Kind ist. Aber in den fünfzig Jahren, 
die er sie nicht sah, hat sie sich erstaunlich verändert; des 
Morpheus' Tochter verleugnet ihren Vater — man schläst nicht 
nehlur in Berlin. Morpheus droht der Entarteten mit Fluch 
Zerichkerstatrung zu langsam äarbefte, so daß sie meist vom 
erivaten Nachrichtendienst längst überholt sei. Als weiterer 
fehler wird die überwiegend statistische Natur der amtlichen 
zerichterstattrung bezeichnet, die gewiß für den wissenschaftlich 
eschulten Statistiker und Volkswirt von Wert sei, dem Kauf— 
rann selbst aber nicht genügende praktische Winke gebe. Ein 
weifelloser Nachteil sei auch die Zusammenfassung des ganzen 
stacht ichtenmaterials in den jährlichen Konsularberichten, da 
s keinem Exporteur einfallen werde, die Verhältnisse eines 
randes für seine praktische Betätigung in diesem nach Be— 
ichten und Ziffernzusammenstellungen zu beurteilen, die viel—⸗ 
ach ein Jahr und mehr zurückliegen. Auch hier gelte als 
rster Grundsatz für die ganze Berichterstattung die Geschwindig⸗ 
eit! Ebenso wie die Börsenberichterstattung prompt und sogar 
neist telegraphisch arbeitet, muß auch die Handelsbericht⸗ 
rstattung regelmäßig und auf dem schnellsten Wege arbeiten. 
.So kommt es leider zu oft vor, daß an irgend einer Stelle 
in Artikel in großen Mengen verlangt und nicht geliefert 
vird, während an einer anderen Stelle im gleichen Artikel 
leberfluß des Angebots und Ueberfüllung des Marktes herrscht. 
ks hilft dem Exporteur wenig, wenn er nach Monaten er—⸗ 
ährt, daß in einem bestimmten Lande ein Artikel verlangt 
vird, den er vielleicht anderswo vergeblich anbot —, um so 
deniger, wenn sein ausländischer Konkurrent diese Nachricht 
rüher als er erhalten hat.“ Der Aufsatz, dessen offenbar 
achverständige Ausführungen jedenfalls sehr beachtlich sind, 
hlägt nach englischem Muster die Einrichtung besonderer 
zandelsbevollmächtigter vor, die, aus dem praktischen 
daufmannsstande gewählt, direkt dem Handelsministerium 
interstehen und mit dem diplomatischen Dienst nichts zu 
un haben. 
Inland und Ausland. 
Deutsches Reich. 
Ein Geschenk Kaiser Wilhetms II. für den abessinischen 
Thronfolger. Lidj Jeassa, der fünfzehnjährige Enkel Meneliks 
ind künftige Kaiser von Abessinien, hat ein kostbares Ge⸗ 
chenk aus der Hand des deutschen Kaisers Wilhelm II. er⸗ 
zalten. Es ist ein Jagdgewehr, und zwar ein Repetier⸗ 
zewehr nach dem Mauserschen System. Die Wafse ist nicht 
iur auf das sorgfältigste gearbeitet, sondern überreich mit 
Zilber verziert und in gleichem Metall mit dem ein— 
elegten Namenszuge und der Krone des Kaisers geschmückt 
das Gewehr wurde in der Werkstatt des Berliner Hof—⸗ 
üchsenmachers W. Förster hergestellt und hat vor einigen 
Wochen die Fahrt nach Addis Abeba angetreten, so daß es 
ich jetzt bereits in den Händen des jagdfrohen jungen Thron— 
rben befinden dürfte. — Auch in der Politik gilt bekanntlich 
zer Grundsatz, daß kleine Geschenke die Freundschaft erhalten. 
Die Wahl in Düfseldorf. Bei der gestrigen Reichstags— 
rsatzwahl im Wahlkreise Düsseldorf erhielten Stimmen: 
zaberland (Soz.) 33812, Dr. Friedrich (Itr.) 29076, Dr. 
Breitscheid (Demokrat) 8510, Heckenrath (Chr.“Soz.) 3118 und 
choczieczewski (Pole) 271. Es ist Stichwahl zwischen Haber—⸗ 
and und Friedrich erforderlich. Düsseldorf war 40 Jahre 
ang der Stammsitz des Zentrums. Mit der Unterstützung 
»es Hansabundes wäre sehr wahrscheinlich Dr. Friedrich Sieger 
zeblieben. 
Der Nachfolger Schwartlopffs. Im preußischen Kultus- 
ministerium wird Exzellenz Schwartzkopff durch Oberregierungs- 
at Dr. Schmidt ersetzt werden. 
Die Kurzstunde an den höheren preußifchen Lehranstalten. 
Wie wir vereits als bevorstehend ankündigten, ist die preu— 
zische Ministerialverfügung über die allgemeine Kurzstunde 
in den höheren Lehranstalten nun ergangen. Danach wird 
in allen höheren Schulen Preußens die bisherige 50-Minuten-⸗ 
Stunde durch die 45-Minuten-Stunde ersetzt werden. 
Maßnahmen gegen den Futter⸗ und Kartoffelmangel. Die 
stordd. Allg. Z3tg. schreibt: „Die von der königlichen Eisen— 
zahndirektion in Berlin als geschäftsführende Verwaltung 
eröffentlichten Aenderungen des Notstandstarifes für 
rütter- und Streumittel, die außer der Aufnahme 
„on Kartoffelflocken, Holzsägemehl und Holzwollabfälle ver— 
hiedene im Interesse des Handels getroffene Erleichterungen 
ringen, erschöpfen noch nicht die vom Minister der Oeffent— 
ichen Arbeiten im Einvernehmen mit dem Staatsministerium 
iach unserer Mitteilung vom Sonnabend in Aussicht ge— 
zommenen Maßnahmen, die den Tarif verallgemeinern, außer⸗ 
»em Futtergerste sowie Mais zu Futter- und Brennerei— 
wecken in ihn aufnehmen werden. Der nach diesen Gesichts— 
und Enterbung (man sieht, es ist em recht altmodischer Er— 
euger!), und das Töchterlein schlägt ihm eine Wette vor: 
Sie wolle ihn überzeugen, daß sie besser sei, als ihr Ruf; 
in der Hand von Frau Saison solle er selbst im Bummel 
urch die Reichshauptstadt ziehen. 
Und nun entrollt sich Bild auf Bild — manche von 
neffendem Humor durchwelht, andere weniger mit Geistesgaben 
zedacht. In ihrer Gesamtheit ein Mosaik aus allem, was 
ie zweite Hälfte von 1910 und die ersten beiden Drittel 
ron 1911 bescherten. Die Ereignisse, die das Weltgespräch 
zildeten, oder nur dem Stadtklatich Stoff gaben, hat Freund 
eschidt verarbeitet, und wenn dies oder das auch nur mit 
wei, drei pointierten Worten gestreisft wird: es ist da — 
aum etwas ist vergessen. 
Die besten Einfälle hat Freund, wenn er im Theater das 
theater glossiert. Ferdinand Bonn muß natürlich mit seinem 
Richard III.“ herhalten, und Reinhardt, dessen „Achtstunden⸗ 
zaust“ köstlich persifliert wird, erlert zugleich eine amüsante 
Parodie seiner „Oedipus“-Aufführung. Die schauerlich klin— 
jenden Chöre: „Mang uns mang is einer mang, der nich 
nang uns mang gehört“ und „Immer an de Wand lang!“ 
trugen um so mehr zur Erheiterung bei, als sie in der leben⸗ 
igen Bewegung und der einzelne Worte scharf heraushebenden 
Zprechart dem Original treulich nachgebildet waren. 
Einen netten Trick gibt es im Salon Poiret: die ver— 
lüffend schnelle Verwandlung einer unschicken Dame in eine 
Boirette, und dann gibt es Aufzüge, wie selbst das Metro— 
oltheater die noch nicht gezeigt hat, Farbenträume, Orgien 
»er Schönheit und des Geschmads, und zum Schluß bemüht 
zerr Direktor Schulz seine Nachbarschaft: Das Palais de dance 
zildet mit seinem Glanz und Schimmer den szenischen Rahmen. 
d. „Die Dame in Rot“, eine dreialtige Operette, erlebte am 
Zonnabend ihre Uraufführung im Theater des Weitens 
n Berlin. Unser Berliner Musikrefserent schreibt darüber: 
Julius Brammen und Alfred Grünwald khaben e'n 
echt unterhaltendes und re'zvolles Libretto zusammengebraut. 
sin ungemein begabter Maler porträtiert eine Dame der eng⸗ 
ischen Gesellschaft, deren Schönheit ihn überwältigte, aus dem 
vedächtnis. Das Bild wird ausgestellt und preisgekrönt. Die 
zunkten ganz umgearbeitete Tarif wird noch in dieser Woche 
ien erscheinen.“ 
Vorfschläge zur Privatbeamtenversscherung. Unter dem Vor— 
itz des Regierungsdirektors v. Rasp hat die Arbeitszentrale 
ür die Privatbeamtenversicherung am 18. September in 
Zresden eine Vollsitzung abgehalten. Auf ihr legten die 
zerichterstatter der beiden von der Arbeitszentrale eingesetzten 
dommissionen das Ergebnis ihrer Forschungen dar. Es läßt 
ich dahin zusammenfassen, dah es sowohl auf dem Wege des 
lusbaues der Invalidenversicherung wie dem 
er Uebertragungder Angestellten versicherung 
uf eine Gemeinschaft von Lebensversische— 
ungsgesellschaften möglich ist, eine brauchbare An— 
estelltenversicherung zu schaffen. Die eingehenden Untersu— 
zungen der versicherungsmathematischen, juristischen und volks— 
nyirtschaftlichen Berichterstatter stellten wegen der Ueber— 
ragung der Privatbeamtenversicherung auf 
ine Verkinigung von Lebensversicherungsge— 
ellschaften fest, daß in diesem Falle bei den Leistungen 
er Angestellten, wie der Regierungsentwurf sie vorsieht 
richt nur die Leistungen des Entwurfs sich erzielen lassen, 
ondern daß die Angestellten eine Wartezeit von nur fünf 
Jahren und die Möglichkeit haben, unter einer Reihe von 
Hersicherungsarten auszuwäblen. Hinsichtlich des AUsbaues 
der Invalidenversicherung ergab sich durch versiche— 
ungsmathematische Prüfung, daß die Belastung der 
Volkswirtschaft durch die Sonderklafse um100 
Millionen von der Regierung zu gering geschätzt 
var; die versicherungstechnischen Einwände gegen den Aus. 
zau sich als nicht haltbar erwiesen und die Belastung des 
Reichs durch den Ausbau infolge der Wahl eines eigenartigen 
ind ganz neuen Beitragssystems sowie der allmählichen Ver— 
ingerung des Reichszuschuses in den höheren Gehaltsklassen 
sich in den engsten Grenzen bewegt. Die Arbeitszentrale be— 
schloß, diese für die Gesamtheit der Angestellten wie ihrer 
Arbeitgeber überaus wichtigen Untersuchungen der Regierung 
nach dem von ihr geäußerten Wunsch unverzüglich zugänglich 
zu machen. 
GHolland. 
Stinmrechts kund gebung. Anläßlich der Eröffnung der 
heneralstaaten kam es gestern im Haag zu einer Kund⸗ 
zebung für das allgemeine Stimmrecht, an der 
20 000 Anhänger verschiedener Parteien des Landes sich be— 
eiligten. 11 Redner hielten Ansprachen. Im Ministerium 
des Innern wurde eine große Zahl Petitionen abgegeben. 
England 
Der Streik auf den irischen Eisenbahnen. Infolge des 
Ztreiks gestaltet sich die Lage auf den irischen Eisenbahnen 
ehr kritisch. 40 schottische Arbeitswillige, die in Dublin 
ingetroffen sind, begaben sich unter starker polizeilicher Be— 
eckung nach der Königsbrücke, wobei es zu feindlichen 
dundgebungen der Streikznden kam. Die 
TDruppen in Fermoy erhielten —3 sich bereit zu halten. 
zunderte von Reisenden aus England werden in Dublin 
urückgehalten und können nicht nach Nord- und West— 
Irland weiter reisen. Auf der Strecke Tralee-Mallow wurden 
»en Lokomotivführern zwei bewaffnete Polizeibeamte zum 
Schutz mitgegeben. Der Import von irischen Eiern und 
— * England wird sehr durch den Streit beein- 
rd igt. 
Spanien. 
Die revolutionäre Bewegung. Nach den Erklärungen des 
Ministerprälidenten Canalejas verschlimmerte sich die Lage 
n der Provinz Valencia. Die Kommune wurde in 
darthagenag und Alcira ausgerufen. Alcira ist 
nmder Gewalt der Revolutionäre. Das Rathaus und zwei 
ffentliche Gebäude sind niedergebrannt. Die Revolutionäre 
ersuchten ein Nonnenkloster in Brand zu stecken und sprengten 
ine Brücke mit Dynamit in die Luft. Die Eisenbahn ist 
cbgeschnitten. Es sind Truppen ausgesandt. Das fremde 
Flement in der Leitung der Bewegung wurde in der Pro— 
»inz Valencia ganz besonders festgestellt. 
Türkei. 
Türkische Zirkularnote zur Kretafrage. Die dem Koͤnig der 
zellenen und dem kretischen Exekutiokomitee notifizierten Be— 
chlüsse der Kretamächte wurden bisher der Pforte schriftlich 
licht mitgeteilt, was in Amtskreisen peinlich berührt. Unter—- 
essen richtete die Pforte eine Zirkularnote an die Mächte, 
n der sie auf die Notwendigkeit einer raschen endaültigen 
stegelung der Kretafrage hinweist. 
hunst der Dame erringt der Künstler aber nicht. In seiner 
Verbitterung überläßt der Maler das Bild einem reichen Fabrä— 
anten, der es nun zur Reklame für seine kosmetischen Prä—⸗ 
zarate benutzt. Auf mancherlei wunderlichen psycholog'schen 
Umwegen kommt es dahin, daß sich die porträtierte Lady in 
»en Maler verliebt. Eine Weile schleppt sich die Handlung 
pisodenhaft hin, im Dialog jedoch mit cçeistvollen Bonmots 
espickt. Dann wirbt „sie“ um „ihn“, gewinnt ihn, fordert 
ber, dah er seine Liebe bewe'se, indem er das Porträt mit 
igener Hand zerstöre. Das geschieht, und schließlich sinken 
ich Maler und Porträt, gerührt von ihren e'genen Leiden, in 
vie Arme. Die effektvolle Schlußszene, in der die Ersehnte 
uus dem leeren Bildrahmen tritt als lebendig gewordenes 
Zorträt, mag die ganze vorhergebende Handlung erzeust haben. 
kigen- und neuartig ist die Figur eines jungen japanischen 
Zrofessors, in den sich alle Damen verlieben, während er sie 
cur studiert und innerlich immun bleibt. Dieser kleine gelbe 
Kaisonneur entfesselte mit seiner ironischen Glossierung der 
uropäischen Kultur Heilerkeit und Beisoll auf offener Szuue. 
Leider läht sich über die Musik von Robert Winter— 
rerg gleich Günstiges nicht sagen. Sie ahmt englischen 
Mustern allzu aufdringlich nach und bewegt sich entweder im 
hythmus schablonenhafter Twosteps oder in sentimentalen und 
ührseligen Schmachtmelodien. Der unmotivierten Tanzercö 
ind Hüpferei ist der breiteste Raum gegeben. Die Aufführung 
m Theater des Westens war ausgezeichnet. Kutzner und 
NRatznner sind stimmlich wie darstelse isch auf gewohnter Höhe. 
dagegen schien unsere vortreffliche Operettendida Marie 
Attmann stimmlich ermüdet. 
Aus den Konzertsälen. Otto Taubinanns .Deutsche 
Messe“ wird jetzt vom Rühlichen Gesangverein in Frank— 
urt a. M. (Kapellmeister Schuricht) zur Aussührung in kom— 
nender Konzertte't vorbereitet. — Granville Bantock»z..Omar 
dhavyam“, das große dreiteilige Chorwerk, das in Eng— 
and und Amerika bereits an die zwanzig Aufsührungen erlebt 
hat, ist von der Gesellschaft der Musitfreunde in Wien zur 
ersten deutschen Aussührung angenommen worden. Die Auf— 
ührung wird im Februar 10912 stattfinden. 
—.
	        
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