isieren, lsondern erst das einheitliche Ganze im Unterrichts⸗
fjesetz abwarten.
Senator Kulenkamp?: Werstehen könne er nicht, daß
jach Fertigstellung des Beamtenbesoldungsetats gesagt werde,
etzt sollen keine neuen Stellen mehr bewilligt werden. Die
Ablehnung einer Vorlage dürfe nur aus sachlichen Gründen
erfolgen. Er teile nicht die Ansicht, dah bis zur Revision des
Anterrichtsgesetzes gewartet werden könne.
B.M. Dr. von Brocken: Er werde gegen die Vorlage
stimmen und es würde ihm leid tun, wenn daraus ein Mangel
an Vertrauen zu der Oberschulbehörde gefolgert werde. Das
Gegenteil sei der Fall. Es empfehle sich, das nächste Budget
ꝓbzuwarten, bevor neue Stellen geschaffen würden. So wie
die Verhältnisse lägen, würde jeder zugeben müssen, daß ganz
starke Gründe gegen neue Stelen sprächen. Man täte ent—
schieden gut, die Ergebnisse der neuen Steuern abzuwarten.
Damit wolle er nicht sagen, daß er schlechte Ergebnisse er—
warte, im Gegenteil sei er der Meinung, Lübed gehe besseren
Zeiten entgegen. Der Staat stehe vor großen Aufgaben, die
ihn finanziell sehr belasten. Es müsse einmal alles zurückstehen,
bis das neue Budget fertiggestellt sei. Auch diesem Grunde
bitte er auch die Kommissionsberatung: abzulehnen.
Senator Dr. Fehling: Den vorgetragenen Standpunkt
halte er für vollkommen verkehrt. Es müsse unterschieden
verden zwischen großen gewaltigen und unter Umständen sich
aicht rentierenden Ausgaben und der Schaffung einer Stelle,
die im Interesse eines bestimmten Kreises nötig scheine.
Dieses müsse immer für die Beurteilung maßgebend und ent—
scheidend sein. Darüber könne n'cht hinweggegangen werden
nit der allgemeinen Behauptung, d'e Finanzlage des Staates
sei eine schwierige. Auch das Finanzdepartement habe ge⸗
vrüst und keine Bedenken gehabt.
B.⸗«M. Dr. v. Brodcken: Es solle nichts stagntert werden,
Wer eine Pause könnte nach seinem Dafürhalten veranwortet
werden.
BeM. von Scha vermag keine Vortelle aus der An⸗
ttellung eines Schulinspektors zu erkennen, der nur alle zwei
Jahre eine Schatle inspiziere. Auch fananzielle Bedenken be—
tänden gegen die Vorlage und er bitte um Ablehnung der
Vorlage und des Antrages auf Kommissionsbératung.
Die Bürgerschaft lehnt darauf sowohl den
üntrag auf Kommissionsberatuns; als auch—
ie Senatsvorlage mit Mehrheit ab
eues Moment in die Beratung hinein. Herr Coleman vergesse,
aß die Gewerbesteuer erst bei einem Einkommen von
000 Meäeintrete. Aber wo erreiche ein Beamter ein Nebenein⸗
ommen von 3000 Mꝰ Die übrigen Nebeneinnahmen würden
urch die Einkommensteuer gefaßt. .*
B.M. Coleman: Sein Vorredner habe seine Ankräge
alsch aufgefaßt. Er habe nicht angeregt, diese Personen der
zewerbesteuer zu unterwerfen, sondern ein Spezialgesetz zu
haffen.
Senator Dr. Vermehren: Die Steuerbehörde habe sich,
bgesehen von grundsätzlichen Bedenken, sagen müssen, daß die
inanziellen Vorteile nicht genügend seien, um ein neues Spe—
ialgesetz zu rechtfertigen.
B.eM. Dr. Schlomer: Die bisherigen Ausführungen
sätten gezeigt, daß das Gewerbesteuergesetz nicht alles erfassen
önnte und es sei daher der Zeitpunkt gekommen, dieses Gesetz
dieder aufzuheben, und ein allgemeines Einkommensteuergesetz
u beschließen.
9.
Antrag von Dr. Schlomer :
Die Bürgerschaft ersucht den Senat, ihr einen Gesetzent⸗
vurf entgegenzubringen, durch den für die Wahlen zur Bürger-
chaft das allgemeine, gleiche, geheime und direkte Wahlrecht
üv alle lübedischen Staatsangehörigen ohne Unterschied des
sbeschlechts vom vollendeten zwanziasten Lebensjahre an einge-
ũhrt wird.
B.«M. Dr. Schlo mer: Vor drei Jahren sei zuletzt dieser
Intrag von ihm gestellt worden, und er werde immer wieder
iese Forderung der Bürgerschaft unter die Nase reiben. Bei
jer Beratung des jetzt geltenden Wallgesetzes sei u. a. gesagt
jorden, wie sehr trotz des beschränkten Wahlrechts für die In—
eressen der Minderbemittelten gesorgt werde, ersehe man aus
er Tatsache, daß noch die Freischulen beständen. Aber das
uste neue Gesetz sei schon die Aufhebung der Freischulen gewesen.
lber die Bürgerschaft könnte auch nicht hre eigene Würde
bahren auf Grund eines solchen Wablgesetzes, das habe sie
adurch bewiesen, daß sie vor jedem energischen Schritt des
enats zuruckweiche. (Lebhafter Widerspruch.) Das jetzige Wahl-
echt sei deshalb nicht allgemein, weil es die Frauen von der
sReitarbeit ausschliehe, obgleich diese immer mehr eindringen in
slle Gebiete des Lebens eine wirtschaftliche Selbständigkeit er—
angten. In den Berufen der Arbeiter sowohl wie in den
dohnverhältnissen erreiche man schon beim 20. Lebensiahre fast
as Endziel, das kaum überstiegen werde. Bei Begründung
es jetzigen Wahlgesetzes sei immer betont, die Grundlage zum
Vahnecht mühßte die wirtschaftliche Selbständigkeit bilden. Die
rbeiter erlangten diese Selbständigkeit bereits mit dem 20.
ebensjahre. Die Bürgerschaft abe jetzt die Verpflichtung,
iesen Personen das Wahlrecht zu vewilligen und durfe nicht
o lange warten, bis die Empörung der Lübecker Arbeiterschaft
en Siedepunkt erreicht hätte. (Bravo! bei den Sozialdemo-
caten.) n
B.“M. Klein: Schon am Sonnabend habe man im
ßZolksboten diese Rede lesen können. Nur unterschied sie sich in
en Tonarten. Die erste Auflage, die für das Volk bestimmt
eldgier des Bürgertums, Vearchtung und Hak der bürgerljichen
ewesen sei, enthalte Ausdrücde wie: der herrschende Klüngel,
klassen ac. Herr Dr. Schlomer habe hier in der Bürgerschaft
a etwas verbindlicherer Form gesprochen. Was in dem Artikel
m Volksboten alles gesagt sei, sei nicht mehr zu verantworten.
Bitte Namen dafür zu nennen, dan in der Bürgerschaft die
inträge der Sozialdemokraten mit Sohn und Spott empfangen
ien. Die Aeußenumngen im Volksboten seien so amglaublich,
aß darauf gar nicht weiter eingegangen werden könne, und ebenso
nglaublich sei der Sa daß die Bürgerschaft heute schon ar—
eitsunfähig sei. Artikel dieser Art dönnten nur ganz niedrigen
Hiotiven entspringen und sie würfen auf das Innenleben des
zerfassers ganz bedenkliche Schatten. Und wenn der Volks—
ote Jage, die Bürgerschaft sei krank bis an die Wurzel und
oͤnne nur gesunden durch Annahme des Antrages De. Schlomer,
o seien das alles nur Schlagwörter, welche zur Betörung der
Nassen dienten. — Wie solle ein 20jähriges Mädchen, das
ielleicht noch von auswärts lomme, schon nach kurzem Auf-
alt beurteilen können, wo es not tue im Staate Lübech (GHeiter-
eit.) Er sei der Ueberzeugung, dah der heutige Antrag, ebenso
ꝛie die vor Jahren gestellten, von der Bürgerschaft abgelehnt
erde. Wenn bedacht werde, daß die Sozialdemokratie feit
wei Jahren mit heißem Bemühen bestrebt sei, die Burgerschaft
nit einem neuen Entwurf der Verfassung zu beglücken, und wenn
ieser Antrag als das Ergebnis dieser heißen Arbeit angesehen
erden Jolle, so müsse freilich das Ergebnis als ein recht klägliches
ezeichnet werden. Der vorliegende Antrag sei nichts weiter als
in Stüd aus dem sozialdemokratischen Parteiprogramm. Er
ꝛi futz vor den Reichstagswahlen hervorgeholt, um seine alte
igitationskraft zu erproben. Der Antrag sei nichts weiter als
me Demonstration. Herr Dr. Schlomer wisse ganz gut, daß
Ränner erst nach Uem vollendeten 21. Lebensjahre zur Heirai
chig seien; d er Antragsteller habe nun anscheinend die Auffassung,
aß zum Wählen weniger Verständnis gehöre als zum Hei—
aten. Dah die Sozialdemokraten Anregungen in der Bürger—
chaft gegeben hätten, sei ihre Pflicht und Schuldigkeit gewesen.
Veshalb werde das hier extra hervorgehoben? Auch von der
inderen Seite seien nicht minder Anträge und Anregungen ge—
ymmen. In einem Artiklel des Volksboten sei anknüpfend an
inen Bericht gesagat, dah Soldaten, die in bezug auf Intelli—
enz und Verantwortlichkeitsgefühl nicht den bescheidensten An—
rüchen genügten, auf Wachposten die Waffen in die Hand
edrücht würde, mit der fie, ohne lange zu überlegen, das größte
Inheil anrichteten. Jetzt werde mit einem Male wieder be—
auptet, dah junge Leute von diesem Alter wie die Soldaten
olle politische Erkenntnis hätten. Die Sozialdemokratie sei für
ein Ausnahmegesetz, hier aber wolle sie beschränkt Geschäfts-
ähigen das Wahlrecht verleihen. Es sei eine alte Weisheit,
besprechung des Senatsdekretes vom 15. JZukf
y. J.e betr. besondere Besteuerung der Erträge
rus nebengewerblicher Tätigkeit von Personen,
deren Jabreseinkommen 3000 Munbersteigt.
B.⸗M. Heinsohn: Nur mit Erlaubnis des Senats könne
den Beamten die Erlaubnis zur Nebenbeschäftigung erteilt wer—
den. Es gehe der Wunsch der Gewerbertreibenden im allge⸗
meinen dahin, daß den Beamten der Nebenerwerb untersagt
werde. Die Beamten seien durch die neuen Gehälter so gestellt,
)daß sie auf die Nebenbeschäftigung verzichten könnten und die
wewerbetreibenden hätten es auf sich genommen, den Ausgleich
in den Ausgaben durch die Gewerbesteuer zu tragen. Sein
Wunsch gehe dahin, daß von der Erteilung der erwähnten Er—
aubnis möglichst wenig Gebrauch gemacht werde. —4
Senator Dr. Vermehren: Die Ausführungen des Vora—
edners deckten sich nicht mit dem früheren Antrage zu dieser
Frage aus der Bürgerschaft. Herr Heinsohn wünsche also eine
Abänderung des Beamtengesetzes. Im Beamtengesetz sei gesagt,
daß ein Beamter eine Nebenbeschäftigung oder ein Gewerbeé
aur mit Genehmigung des Senats ausüben dürfe. Eine solche
Genehmigung sei bisher niemals erteilt. Außerdem sei jede Be—
hörde in der Lage, die Ausübung einer Nebenbeschäftigung zu
hindern, sobald die Hauptbeschäftigung des Beamten darunter
—
BeM. Coleman: Die Baltung des Senats, daß er die
Besteuerung der Nebenbezüge wegen der Geringfügigkeit ablehne,
bedauere er. Wenn Untersuchungen durch die Steuerbehörde an—⸗
gestellt worden seien, hätten sie auch der Bürgerschaft im Er—⸗
jebnis mitgeteilt werden können. Er gäbe manchen Rentner in
dübed, der als Agent Nebenerwerb hätte und zur Steuer her⸗
mgezogen werden könnte. Auch gäbe es sehr viele Lehrer,
die Pensionen betrieben, die Privatstunden gäben oder sich schrift-
tellerisch betätigten, alle diese Nebenbezüge könnten zur Steuer
herangezogen werden. Das Senatsdekret befriedige ihn in
leiner Weise und er bitte, der Sache noch einmal nachzugehen.
⸗»Senator Dr. Vermehren: Der Senat habe noch nie—
nals seine Genehmigung erteilt, daß ein Beamter eine Neben⸗
beschäftigung mit fortlaufender Remuneration oder ein Ge—
werbe betreibe. Nebenbeschäftigung hätten natürlich die Be—
amten, das sei aber durchaus im Rahmen des Gesetzes. Der Se—
nat habe auch grundsätzliche Bedenken gegen die Einführung
dieser neuen Steuer, sie würde zu einer Spezialeinkommensteuer
führen. Ein Einkommen, das auf Arbeit beruhe, speziell noch
einmal zu besteuern neben der allgemeinen Steuer, das sei sehr
»edenklich und eine solche Steuer gebe es in keiner Stadt.
kine drückende Steuer dürfe es auch nicht werden und das Er⸗
jebnis aus einer solchen Steuer würde also nur ein geringes
ein. Redner bittet, sich bei dem Bescheide des Senates zu be—
cuhigen. J
B.“M. Heinsohn: Es sei notwendig, dah den Beamten
vie nebenamtliche Tätigkeit als Gewerbetreibende verboten würde.
die Beamten könnten billiger arbeiten, weil sie ihre Beamten⸗
telle als Rückgrat hätten. J
Senator Dr. Fehling weist darauf hin, daß hiermit eine
Jenderung des Beamtengesetzes angestrebt werde. Ein Antrag,
in Gewerbe als Nebenbeschäftigung zu betreiben, sei bisher noch
nie an den Senat gestellt. 3
B. M. Mühsam: Die Antwort des Dekretes beziehe sich
mur auf den Antrag Coleman. Herr Heinsohn werfe ein ganz
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127904
Jab das, was einmal unlogisch und verkehrt Jei, auch nicht durch
ortwãhrende Wiederholungen vogisch und richtig werde. Ei
jabe deshalb keine Veranlassung, seinen Standpunkt vom Jahre
906 zu ãndern. Er erkläre: weil der Antrag beschränkt Geschäfts
ãhigen Rechte geben wolle, die ihnen nicht zuständen, lehne er
hn ab. Und wer solche Anträge stelle und in seinem Leib—
und Magenorgan selbst die Leute, für die er das höchste öffent
iche Recht fordere, als zu jung und unerfahren hinstelle, der
öonne und dürfe nichts anderes als eine Ablehnung seines An⸗
rages erwarten. (Bravo!)“)
B.M. Stellins: Herr Klein habe sich gemähigt ge—
sehen, auf einen Artikel im Volksboten einzugehen. Er
wolle auf diesen Artikel weniger eingehen (Aha!), und zwar
deshalb nicht, weil er nicht zur Debatte stehe (Zuruf Klein:
stennen Sie Namen!) Das, was der Artikel enthalte, treffe
Vort für Wort zu, und es sei betrüblich, dah das Begriffs—
ermögen einzelner Herren schon soweit gelitten habe, daß sie
nicht wüßten, daß im Artikel Tatsachen und Wahrheiten be—
jauptet seien.
Wortführer Konsul Dimpker: Er nähme an, daß diese
letzte Aeußerung lich nicht auf ein Mitglied der Bürgerschaft
be õge.
—— Stelling ortfahrend)!: Als unser Antrag auf
kinführung der Arbeitslosenversicherung hier eingebracht wor⸗
den sei. wurde er in zynischer Weise bekämpft und belächelt.
Lebhafter Widerspruch! Zuruf Dr. Görtz: Nennen Sie
samen!) Er bedaure, dah so wenig Gerechtigkeitsgefühl in
»er Bürgerschaft herrsche. Es werde immer wieder an das Ge—
vissen der Bürgerschaft appelliert und dieses allgemeine und
gleiche Wahlrecht gefordert werden, und wenn garnicht anders,
so werde die Sozialdemokratie sich stützen auf die große Mase
des werktätigen Volkes.
B.M. Klein: Herr Stelling habe wohl daran getan, auf
eine (Redners) Ausführungen über den Artikel des Voitsboten
nicht einzugehen, denn er habe den Gegenbeweis unweigerlich
chuldig bleiben müssen. Zu den Ausführungen des Herrn
Stelling müsse er bemerken, daß der sozialdemokratische An—
rag, betreffend die Arbeits!'osenversicherung krineswegs nur
dohn und Spott in der Bürgerschaft gefunden habe, viel—
nehr seien sehr ernste Anregungen dazu gegeben worden. Herr
Schiemann, Dr. Wittern und er edner), vielleicht auch
Zherr Thiele, hätten zu dem Antrage gesprochen. Herr Schie—
nann, der mit großem Ernste die Sache bebandelt habe, sei
u dem Ergebnis gekommen, daß die Materie von großer
Tragweite sei, daß man fie daher eingehend prüfen mü'se und
licht im Rahmen einer Etatsdebatte erledigen könne und die
Bersicherungs auch wohl von reichswegen eingeführt werden
mnüfsse. Herr Stelling habe dann selbst dazu bemerkt, dah
man darüber streiten könne, ob die Arbeit s⸗
losenversicherung am Platze sei oder nicht. Nicht
ganz mit Unrecht hat Herr Schiemann gesagt, dak diese Ver—
icherung Sache des Reiches sei. Hirraus ergebe sich doch klar
ind deutlich, daß die Bürgerschaft keineswegs mit Hohn und
3pott die Arbeitslosenverficherung abgelehnt habe. Wenn
herr Stelling nun diese Tatsachen ins Gegenteil zu verdrehen
uche, so werde er damit bei allen denkenden Leuten doch
ein Glück haben. Im großen und ganzen seien seine (Redners)
Ausführungen, nach keiner Richtung hin von den Sozialdemo—
raten widerlegt worden. In einem Punkte habe Herr Stelling
auch den Artilel des Volkshoten etwas zu beschönigen ver⸗
ucht. Während es in diesem heihe, die Bürgerschaft sei
nicht arbeitsfähig, habe er vorhin nur gelagt, sie fei man ch⸗
nal nicht arbeitsfähig. Aber auch damit könne se sich nicht
erausreden. Die Sozialdemokraten hätten somit die Schlacht
nuch nach außen hin vollständig verloren. *
B.M. Dr. Schlomer: bemängelt im Schlußworte, daß
berr Klein zu seinem (Redners) Antrag gesprochen habe, alle
anderen Bürgerschaftsmitglieder aber der Sache nicht eines
Wortes gewürdigt hätten.
In der nun folgenden Abstimmung wurde der Antrag
Dr. Schlomer mit allen gegen die Stimmen der
Sozialdemokraten abgelehnt.
Schluh der Sitzung 10 Uhr 15 Minuten.
Oermischtes.
Die „schreckhafie“ Grete. Das Wiesenthalplakat
zerboten. Grete Wiesenthal wird dieser Tago in dem
Theater in der Königgrätzer Strahe zu Berlin kamen, und zu
den Vorbereitungen gehört auch, daß das künstlerische Ereignis
vorher durch Plakate angezeigt wird. Der Maler Erwin Lang,
der Gatte der Frau Wiesenthal, hat diese Affiche gezeichnet,
ind man sieht sie an allen Litfaßsäulen Berlins. Nur in
en Bahnhöfen sieht man sie nicht, und auch nicht in den
Stationen der Hoch- u nd Untergrundbahn, die in gewissen
Ddingen der Aufsicht der Eisenbahndirektion Berlin
intersteht. Im Kreise dieser Behörde hat man das Plakat
ils z3zu schrecdhaft“ empfunden und es in zarter Rück—
icht auf die Nerven des fahrenden Publikums verboten. Bahn⸗
jöfe sind nun zwar im allgemeinen keine Sanatorien und
ein beschaulicher Aufenthaltsort für Neurastheniker, aber darum
elibt es im Prinzip von der Behörde doch verdienstvoll, daß
ie mit sanfter Hand alles Störende fernhält. Diesmal aber
jeht ihr mütterlicher Trieb zu weit. Das Plakat ist nämlich
jar nicht „schreckhaft“. Man sieht auf schwarzem Hintergrund
inen zurückgelehnten bleichen Frauenkopf mit verzückt ge⸗
chlossenen Augen. Weiter nichts; nicht um eine Linie ist das
Maß des Künstlerischen überschritten, und selbst der gern zi⸗
ierte Normalmensch, ja der am wenigsten, wird etwas „Schreck⸗
aftes“ darin finden können. Es zeigt sich hier nur wieder,
atz unsere Bahnverwaltung künstlerischen Dingen mit einer
jeradezu „schreckhaften“ Unsicherheit gegenübersteht, und man
»enkt von neuem an jenen Rechenschaftsbericht des Eisenbahn⸗
ministers, gegen den von allen Kunstsachverständigen Vreußens
io energisch protestiert worden ist.
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