Full text: Lübeckische Anzeigen 1911 (1911)

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— Akbe 52 WM — AXAM 
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Ausgabe . Abend⸗Blatt Kr. 473. 
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Aus den Nachbargebieten. 
Haunsestũdte. — * 
sSamburg, 18. Sept. Dem Hamburger Verein 
kür Lupusfürforge, der seit zwei Jahren eine außer⸗ 
ordentlich segensreiche Tätigkeit entwicelt, ist in neuerer Zeit 
badurch eine wesentliche Stütze erwachsen, daß sich eine Reihe 
von Frauen freiwillig in den Dienst des Vereins gestellt hat. 
Als besonders Verdienst ist dem Verein anzurechnen, daß er 
neuerdings auch viele verschämte Arme der Behandlung zu⸗ 
gänglich gemacht hat. Man darf getrost sagen, daß Ham— 
burg heute an der Spitze der Lupusbekämpfung marschiert 
und für andere Städte vorbildlich ist. i a 
Ein zum zweiten Male blühender Kastanien- 
baum ist gegenwärtig am Eingang der Grindelallee, beim 
Wilhelm⸗Gymnasium, zu sehen. Zwar trägt nur eine kleinere 
Partie des Baumes neue Blätter und Blüten, eine botanische 
Sellenheit bleibt die Erscheinung aber doch. l t 
— Gleine Nachrichten) Einer Erpressung schlimm⸗ 
ster Art hat sich der Kellner Albert August Lindenberg schuldig 
gemacht, weshalb er sich nun vor dem Landgericht zu ver⸗ 
antworten hatte. L. behauptete, gewisse Neigungen eines 
früheren Oberkellners, der später ein eigenes Lokal in Kiel 
hatie, gekannt zu haben. DTiesen Umstand benutzte er, unter 
Trohungen von dem Oberkellner Gelder bis zur Söhe von 
lo ooo Mezu erhalten. Die Handlungsweise des Angeklagten 
trieb den Bedrohten schließlich dahin, sein Geschäft wieder 
aufzugeben. Schließlich wußte der Bedrängte sich nicht anders 
zu helfen, als den Schutz der Polizei anzurufen. Das Gerichl 
perurteilte L. zu 2 Jahren 6 Monaten Gefängnis. — Für 
5000 MFischeund Geflügel gestohlen. Ein in Ham— 
burg wohnender Fisch- und Geflügelhändler, der seine Waren⸗ 
vorräte im Kühlhaus am Rainweg in Altona lagern hat, 
ist von einem Angestellten, und zwar von einem 171ährigen 
Artbeitsburschen, in der unverschämtesten Weise bestohlen. Dieser 
hat seinem Dienstherrn fortgesetzt Fische, besonders Lachse, und 
Geflügel gestohlen und damit einen schwunghaften Handel 
gettieben. Die von dem Diebstahl benachrichtigte Kriminal⸗ 
polizei verhaftete außerdem einen Händler, der den Burschen 
nach einer Wirtschaft in Ottensen bestellt hatte, um ihm 
dort für die gestohlene Ware Geld zu zahlen. Ferner wurde 
in dieser Sache ein Kutscher wegen Hehlerei verhaftet, während 
ein vierter Spießgeselle sich noch auf freiem Fukß befindet. 
Der Bestohlene schätzt den Wert des ihm gestohlenen Gutes 
ruf über 5000 M. — Ein frecher Doppeleinbruch. 
Ant Moorkamp wurde ein Einbruch verübt, zu dem die 
Täter die Gelegenheit besonders fsein ,ausbaldowert“ haben 
müssen. Die Diebe drangen in die Wohnung ein und erbrachen 
dort ein Vertikocn aus dem sie eine goldene Uhr und ver— 
schiedene Schmucksachen entwendeten. Dann schlich sich einer 
der Diebe, wie an den Fußspuren festgestellt werden donnte, 
in das Schlafzimmer, in dem der Bewohner mit seiner 
Frau schlief, und stahl hier die vor dem Bett hangende 
Hiose des Herrn. Mit der Hose suchte er das weit nach vorn 
liegende Zimmer, in dem der erste Diebstahl verübt worden ist, 
wieder auf und nahm aus der Sose die Schlüssel. 
Die Hose blieb an Ort und Stelle zurüch. Die Diebe begaben 
ich dann in das Geschäftslokal des Bestohlenen auf dem 
Alsterdamm und öffneten dieses mit den gestohlenen Schlüsseln. 
Im Kontor erbrochen sie dann den Geldschrank. aus dem lie 
Theater, Kunst und Wissenschaft. 
Lübeck, 18. Sepk. 
ztadt⸗Theater. 
„Tannhãuser“ /. — 
Froße romantische Oper von R. Wagner. 
Welch' eine Wandlung der Dinge! Als am 19. Okt. 
1845 der „Tannhäuser“ in Dresden zur ersten Aufführung 
am, fehlte nicht viel an einer vollkommenen Ablehnung 
seitens des Publikums, der Presse und sachverständiger, tüch— 
tiger Musiker. Jetzt ist die Oper, die allerdings noch etwas 
iängere Zeit dazu gebraucht hat als der „Lohengrin'“, nahezu 
populär geworden und hält es nicht allzuschwer, den großen 
musikalischen Schönheiten auch bei minder Begabten Eingang 
zu verschaffen. Wagner schöpfte für den Text aus ver 
schiedenen Sagenkreisen, denselben dann mit einer bestimmten 
zugrunde liegenden schönen Idee wirkungsvoll verbindend. 
Die sinnliche und die fromme reine Liebe finden ihre Gegen⸗ 
überstellung in der Venus und der Elisabeth; der Tann⸗ 
zäuser steht zwischen beiden und findet seine Erlösung in 
zer Fürbitte der Elisabeth. Auch im Gefolge der Liebes— 
göttin und der Nichte des Landgrafen finden sich die passen⸗ 
den Attribute: dort wilde Bacchanten, hier die Pilger; die ganze 
Oper durchzieht Erregung und zartes Empfinden. Daß diese 
beiden Kontraste gestern zu herrlichstem Ausdruck kamen, ver⸗ 
danken wir in erster Reihe Herrn Ka pellmeister Pfeiffer 
und unserm fein empfindenden neuen Oberregisseur Herrn 
Beyer. Die Ouvertüre, die wir schon öfter unter der 
Direktion Pfeiffer gehört haben, gelang, unseres Erachtens, 
doch nie in so ausgezeichneter, hinreißender Weise, als am 
gestrigen Abend; ein genialer Schwung und kraftvolles Er— 
fafsen. des großen Bayreuther Meisters würdig, lag über dem 
Ganzen. Das Publikum begriff diese großartige Leistung 
und dankte mit starkem Applaus. Mit großer Ruhe waltete 
unser ausgezeichneter Kapellmeister dann weiter seines Amtes, 
das Orchester bei den kraftvollen Stellen mit sich fortreißend 
und wieder zu großer Poesie in der Begleitung hinanfüh— 
rend, wo es nötig war. Die Soli des Cellos, der Klarinette 
und des Oboe erklangen wie die Harfe stimmungsvoll und 
paßten sich den Vorgängen auf der Bühne wirkungsvoll an. 
Zu diesen musikalischen Schönheiten gesellten sich nun 
zenische Stimmungsbilder, die dem feinen Geschmack der 
tunstlerischen Anpaffungsweise des Herrn Oberregisseurs 
Beyer alle Ehre machen. Er hatte so ziemlich mit der 
uͤblichen Tradition gebrochen und war dem menschlichen Empfin— 
den dadurch unr vieles näher Aekommen. Die Venus wan 
800 Miin barem Gelde stahlen. Von den Dieben fehlt jede 
Spur. e 
Cuxhaven, 18. Sept. Die ersten Austern. Freitags 
ind hier die ersten Nordseeaustern der diesiährigen Austern⸗ 
angzeit gelandet worden, und zwar 6000 Stück von dem 
uller „HeF 2170, der für die Cuxhavener Austern⸗Groß⸗ 
Jandlung Robert Dohrmann Nchfl. (Hoflieferant Chr. Koch) 
aüͤhrt. Man rechnet in der Bochsee-Segelfischerflotte für dieser 
Ferbst und Winter mit droßer Bestimmtheit auf die Wieder— 
ehr der Sprotten, und die Fischer wollen sich deshalb alle 
dein weit weniger defährlichen Sprottenfang widmen. 
Bremen, 18. Sept. Eine Lohnbewegung der 
zremischen Staantsarbeiter ist schon wieder ins 
Werk gesetzt worden, nachdem erst im September 1910 eine 
seuregelung und Aufbesserung ihrer Bezüge durch Senat 
ind Bürgerschaft vorgenommen worden sind. Damals sind 
reilich die Wünsche der Staatsarbeiter zu nicht unerheblichem 
Teile unerfüllt geblieben, so daß von ihnen gleich in Aus— 
icht genommen worden war, schon beizeiten dem Senat ihre 
Forderungen, um die es damals beinahe zu einem Streil 
in den staatlichen Betrieben gekommen war, wieder ein— 
ureichen. Nachdem nun die Wirkungen der im agrarischen 
Zinne bewerkstelligten Reichsfinanzreform sich im Haushal— 
»es kleinen Mannes mehr und mehr fühlbar gemacht haben 
uch die sonstige diesjährige Nahrungsmittelteuerung ; hinzu 
jekommen ist, hält es die Darbenden und Unzufriedenen 
iicht länger. In einer stark besuchte Staatsarbeiter⸗— 
»er sammlung am Freitag hat man sich einstimmigs 
ruf die Vertretung einer Reihe von Forderungen ge— 
inigt, die vom Vorstand mit einer Lohnkommission 
usammen ausgearbeitet worden waren. Sie verlangen bei 
»en Löhnen von 3,70 bis 3,90 Meeine Erhöhung um 20 0, 
»ei 4 Muum 185 06, bei 4,110 Mubis 5 Muum 121/ oo, 
erner Dienstalters-Zulagen für alle Arbeiter, bessere Ueber— 
tundenbezahlung, anderweitige Regelung der Arbeitszeiten, 
paritätischen Arbeitsnachweis, Sommerurlaub und anderes 
mehr. 44 — 
J Schleswig⸗ Holstein. 
— Neumunstet, 18. Sept. Votgeguetscht im Fahr— 
tuhl wurde in der Lederfabrik von Carl Wiese Söhne der 
Djährige Sohn des Schneidermeisters Rönnefahrt. R. beging 
»ie Unvorsichtigkeit, sich auf den Boden des Fahrstuhls zu 
egen und über diesen hinwegzublichen. Hierbei wurde der 
Kopf zwischen Stuhl und Podest eingekeilt und schrecklich ver— 
tümmelt. i —8 
Preetz, 18. Sept. Niedergebrannt ist die dem 
ideligen Kloster Preetz gehörige. vom Hufenpächter Brodmann 
gepachtete Hufenstelle Behnkenmühlen. Das ganze Gewese, bis 
auf den Schweinestall, Mühle und Bachhaus, wurde vom 
Feuer vernichtet. Es wurde fast gar nichts gerettet. 
EGroßzherzo gtum Oldenburg, Fürstentum Lübelc. 
Eutin, 18. Sept. Eine Schulschiffsvereins— 
itzung fand Sonnabend im Schlosse unter dem Vorsitz des 
Sroßherzogs statt, an der zirka 18 Mitglieder teilnahmen 
stachmittags gegen 2 Uhr wurde große Tafel abgehalten. — 
Der Großherzog besuchte Sonnabend vormittag mit Prinzeß 
hitel Friedrich die Gemälde-Ausstellung des Irl. Goesche, Berlin, 
m Schloß⸗Hotel. Die hohen Herrschaften nahmen die von 
Frl. Goesche hergestellten, größtenteils Motive aus unserer näch⸗ 
tten Umgebung darstellenden Oelgemälde mit großem Interesse 
in Augenschein und sprachen sich lobend darüber 
voll Leben, der Tannhäuser empfand warm und menschlich, 
und blieb — was sehr schön war — in kniender Stellung 
hei Vollziehung des Wunders, anstatt an — Turnreck. Auf 
die Elisabeth, die für das erkrankte Frl. Weingarten ein— 
getreten war, wird er wenig Einfluß gehabt haben können; 
vir kommen aber auf ihre schöne Auffassung zurück. Der 
Sängerkrieg, der Empfang, alles war voller Leben und ließ 
»as Wirken des tüchtigen Spielleiters spüren. Der Wart— 
hurgsaal, der in nahezu echter Nachbildung erschien, war 
vohl dazu angetan, eine mittelalterliche Stimmung auf. 
ommen zu lassen; der Venusberg bot ein Bild wildern 
rust; der Herbstwald, mit seinen natürlichen Beleuchtungs 
*Ffekten, ein tieftrauriges Bild. Wir dürften von diesen 
ach⸗ und fachkundigen Spielleiter viel Schönes und Vor— 
ildliches zu erwarten haben. Herr Richard Pistori, als 
Tannhäuser im Mittelpunkt des Ganzen stehend, hat sich 
nnerhalb 6 Monate zu einer in stimmlich und dramatischer 
Weise ganz bedeutenden Höhe aufgeschwungen. Die kraft— 
trotzende Stimme findet mit Leichtigkeit den Uebergang zur 
Zopfstimme und einem zarten Piano, dessen unser Helden— 
enor in mancher Abstufung fähig ist. Ganz wundervoll ge— 
ang die „„Romfahrt“, die der Sänger sich mit großer 
Zzünstlerschaft in den feinsten Schattierungen zurecht gelegt 
zatte. Hierbei berührte es sehr wohltuend, daß nirgend⸗e 
ine Uebertreibung sich geltend machte, wie es besispiels— 
veise so manchen Tenoristen bei dem Papstfluch 
ind bei der Stelle: „Zurück von mir, die Stelle, 
vo ich ruhte, ist verflucht“, zueigen ist. Alles wurde wie eine 
chlichte, ergreifende Erzählung vorgetragen. Die Stelle im 
weiten Akt „Erbarm dich mein“, der Prüfstein für so viele 
Tenoristen; war auherordentlich kiangschön, ebenso wie das 
Allmächtiger, Dir sei Preis“ im ersten Akt ergreifend zur 
zeltung kam. Im Spiel, wie in seinem ganzen Auftreten, er— 
annten wir unseren Heldentenor vom vorigen Winter kaum 
vieder; in Mimik und Geste wurde die Schönheitslinie nir— 
jends überschritten. Frau Wenternitz-Dorda von Ham— 
zurg war schnell genug für das erkrankte Frl. Weingarten ein— 
etreten, und zwar war es ein ganz eigenartiger Genuß der 
alentvollen und stimmbegabten Sängerin zuzuhören. Sie 
satte sich ihrer königlichen Würde fast vollständig entkleidet 
ind gab die Elisabeth als fromme, sich ihrer sündigen Liebe 
ast schämende Jungfrau, eine Auffassung, die für uns außer— 
ordentlich sympathisch wirlte. Sogar die „Hallenarie“ erklang 
schon unter diesem Eindruck, wodurch eine ganz eigentümliche 
Wirkung erzielt wurde. Das „Gebet“ wurde glockenrein und 
nit tiefer Empfindung wiedergegeben. Ein kleines Versehe 
hei dem „Er kehret nicht zurück“ darf nicht angerechnet werden 
Ddie Stimme ill warm timbriert und der Wiedergabe jeden 
—C 
vr. Eutin, 18. Sept. Der Verbandstasg der 
schleswig-holstein-alzuenburgischen Bäder und 
Sommerfrischen am Sonntag im Voßhause, vom Bürger⸗ 
neister Mahlstedt hierselbst geleitet, war nur schwach besucht. 
Dr. Petersen-⸗Kiel berichtete zunächst über die Tätigkeit des 
Verbandes im verflossenen Jahre und erstattete den Kassen⸗ 
„ericht. Die Zahl der dem Verbande ungehörenden Vereine 
st von 35 auf 33 herabgegangen. Bürgermeister Mahlstedt 
egte an, zu versuchen, die oldenburgischen und preußischen 
Dstseebäder, wie Niendorf, Timmendorfer Strand, Scharbeutz. 
dafftrug, Grömitz, Dahme, Kellinghusen usw.,, zu bewegen, 
em Verbande beizutreten. Daß diese sich zum Teil ab⸗ 
ehnend verhalten, wurde darauf zurücgeführt, daß diese 
ODrte vielfach dem Ostseebäder-⸗Verband angehören. Immerhin 
will man nur solche Bäder und Sommerfrischen in den Ver— 
hand aufnehmen, die nach ihrer Lage und in dem, was sie 
hieten, Anspruch darauf haben, als solche bezeichnet zu werden. 
Nach dem Kassenbericht belaufen sich die Einnahmen des ver— 
llossenen Jahres auf rund 1800 M(860 MeKassenbestand und 
300 MuMitgliederbeiträge), die Ausgaben auf rund 1300 M, 
davon 1000 MBeitrag für die Schleswig-Holstein-Nummer 
er Illustrierten Zeitung, so daß ein Ueberschuß von zirka 
300 Muverbleibt. Nach einem Bericht des Bürgermeisters 
Mahlstedt über die Propaganda entspann sich eine lebhafte 
lhisfprache. Man war allgemein der Ansicht, daß die 
Zchleswig⸗Holstein-Nummer nicht das geboten habe, was man 
xwartet hatte, es seien viele Enttäuschungen vorgekommen. 
fẽs wurde aber doch zum großen Teil die Meinung vertreten, 
»aß die Reklame immerhin genützt habe. Beim nächsten 
hunkt der Tagesordnung wurde über die für 1912 zu machende 
Propaganda beraten. Bürgermeister Mahlstedt hielt es für 
ingebracht, mehr Reklame in den Tageszeitungen zu machen. 
der Vertreter von Segeberg meinte, daß die frühere Kollektiv⸗ 
Annonce in der Illustrierten Zeitung genützt habe. Man sieht 
iber wegen der Kostspieligkeit davon ab. (Dem Verbande stehen 
nur zirka 1000 Mezu Propagandazwecken zur Verfügung.) 
Dr. Petersen-Kiel wünschte die Herausgabe eines gemeinsamen 
Jührers, dem wurde aber mit Rücksicht auf die Zusammen— 
etzung des Verbandes nicht beigetreten. Auf Vorschlag des 
zürgermeisters Mahlstedt wurden in die fünfgliedrige Preß⸗ 
ommission gewählt: Oberlehrer Roering-Eutin Vorsitz), 
Bürgermeister Oetken-⸗Mölln, Stadtrat Wulff⸗Segeberg, Stadt⸗ 
lat Leonhardt⸗Schleswig und Dr. Petersen-⸗Kiel. Die Vorstands— 
wahl ergab eine Wiederwahl des Stadtrats Leonhardt⸗Schles⸗ 
vig und eine Neuwahl des Bürgermeisters Mahlstedt-Eutin und 
Stadtrat Wulff-Segeberg. Ein Antrag, den Vorort von Kiel 
zu verlegen, wurde nicht angenommen. Als Ort des nächsten 
Verbandstages (Juni 1912) wurde Segeberg gewählt. Zum 
Schlußß der Tagung hielt Architekt Albert Klücher⸗Eutin einen 
fesselnden Vortrag, in dem er als Architekt, Natur⸗ und 
Kuustfreund einige Winke zur Hebung und Wahrung der schönen 
Bauten alter und neuer Städte gab. — 
Großherzogtümer Medlenbura. * 
Schwerin, 18. Sept. Zum Befinden des Maiors 
v. Stochhausen, der durch Brandwunden verletzt wurde, 
als er beim Feuer in Kublank die in der brennenden 
Scheune untergebrachten Pferde zu retten versuchte, wird be— 
uchtet, daß es dem Verleßten den Umständen nach gut 
geht und die Schmerzen sich a.mählich verlieren. Er erhielt 
Brandwunden namentlich im Gesicht und an den Händen. Sein 
A4.414 im Laozarett dürfte noch eine Zeitlang dauern 
1 
Empfindung fähig. Eine sehr musitalische Vertreterin der Venus 
begrüßten wir in Frau Kruse-Diburtius. Wüßten wir 
nicht, dan die Sängerin gestern zum ersten Male in diesor 
Rolle aufgetreten wäre, so möchten wir es uns zu bezweifeln 
rlauben, so sicher und tonschön dam die hochliegende schwere 
Partie zur Geltung. Der sehr natürliche Tonansatz ist ein Etwas. 
as bei der Sängerin gleich auffällt; die Stimme klingt außer— 
ardentlich frisch und ist großer Kraftentfaltung fähig. Sicherheit 
ind musikalisches Wesen werden die Künstlerin zu einem tüch— 
igen Mitglied unseres Ensembles slsempeln. Eine schöne Er— 
cheinung und gute Spielanlagen unterstützen sie wirkungsvoll. 
Als Landgraf stellte sich Herr Geora Fabian vor, eine mit 
onorer Baßstimme begabte gute Bühnenerscheinung, dem leider 
die hohe Partie etwas unbequem laa. Abgesehen hiervon, er⸗ 
lang die Ansprache an die Sänger in der tieferen Lage schön 
ind würdevoll. Wir sind gespannt, den Sänger in einer ihm 
Zzequemer liegenden Rolle zu hören; Aussprache und Vortrag 
ind auf beachtenswerter Höhe. Der Wolfram von Elchinbach 
es Herrn Axel Holmauist litt noch unter allzugroßer Be— 
angenheit. Im Besitze einer schönen weichen Baritonstimme. 
ie sich nur noch ein wenig mehr auf Zutrauen stützen muß, 
ürfte es ihm, auch im Spiel, unter den Händen unseres vor⸗ 
refflichen Spielleiters nicht schwer sallen, sich bald zu ent« 
vicheln. Willy Kollwitz sdang den Walther von der 
bogelweide mit weicher sympathischer Stimme, wenn auch etwas 
chleppend im Vortrage, über welchen Mangel Herr Kapellmeister 
Bfeiffer aber glüchlich hinweghalf. Unser altbewährter Hert 
o. Schenck vertrat den Biterolf in ehrenfester Weise. Irl. 
Villy Jansen stattete die kleine, aber schwere Partie des 
zirtenknaben mit glockenreiner Intonation aus; an den 
Stimmklang wird man sich etwas gewöhnen müssen; der Ton 
st etwas dick und schwer und kommt nicht weit genug nach vorne. 
die Chöre leisteten Vorzügliches an Kraft und Reinheit; wir 
jaben den gefürchteten Pilgerchor nicht oft so gut gehört. Die 
Stimmen der jüngeren Pilger am Schlusse erklangen in ihrer 
xrische rührend und überzeugend. Die Oper hat unter den 
rünstigsten Auspizien begonnen; in dieser Weise weiter und es 
teht uns eine schöne Spielzeit bevor. — Am Schluß der Oper 
eschollen von allen Seiten des Zuschauerhauses stürmische Rufe 
nach Herrn Kapellmeister Pfeiffer, der schließlich mit den 
Süngern und Sängerinnen vor der Gardine erschien, um den 
vohlverdienten Dank des Hauses entgegen zu nehmen. Aud 
dert Oberregisseur Bey er mußte sich vor dem Vorhang zeigen. 
derr Pistori wurde durch einen prachtvollen Lorbeerkranz aus⸗ 
nezeichnet. M. Stiehl.
	        
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