absolute Gleichheit der Zolltarife und sonstigen Zollvorschriften
für Export und Import wird zum Nutzen aller Mächte durch—
geführt. Etwaige Beschwerden werden von einem Schiedsgericht
geschlichtet, das nach dem Algecirasrertrag zusammengestellt ist.
4. Die Handelsfreiheit wird ohne jede Ungleichheit und ohne
Bevorzugung aufrechterhalten. 1.
Ueher die Haltung der deutschen Regierung gegen—
über den Presseinformationen zu der französischen Antwort be—⸗
richten die Zeitungen verschieden. Nach den Debats glaubt
man in Regierungskreisen nicht, daß Deutschland den französischen
Standpunkt akzeptieren wird; nach dem Temps scheint eine
Annäherung zwischen den Gesichtspuntten der Regierungen mög—
lich. — Die Dimes schreibt: „Man honnte nicht erwarten,
dad Frankreich die deutschen Forderungen erfüllen werde. Die
ftanzösischen Vorschläge besagen, wenn Frankreich Zugeständnisse
eines Kongogebietsteils an Deutschland machen muß, dam muß
Deutschland seinerseits auf jede politische Ein—
mischung in Marokko verzichten. Der Kampf, der
zwischen den Spaniern und einer Harka ausgebrochen ist, erin⸗
nert uns wieder daran, wie groß die Opfer sind, die Frank⸗
reich in Marokko gebracht hat, um seine Vorherrschaft aufzu⸗
pflanzen.“ — Der Standard sagt: „Deutschland könnte jetzt
den Fehler von Agadir (2)) wieder gut machen und sich
mit Gewinn aus der unangenehmen Lage zurüchziehen, in die
es sich durch seine Verletzung der internationalen Gepflogen—
heiten (2!) gebracht hat. Wenn Teutschland so fortfährt wie
bisher, so wird es trotzdem nicht mehr erreichen, als es bisher
erreicht hat, und Frankreich wird ihm auf keinen Fall ein vor—⸗
teilhafteres Angebot machen.“ — Der Globe üußert: „Die
Unterhandlungen zwischen Berlin und Paris sind auf einem
Punkte angekommen, wo einige Kslärung nunmehr notwendig
jein könnte. Wenn verlangt, wird England intervenieren. Wenn
die Verhandlungen scheitern oder in ein Uebereinkommen aus⸗
laufen, das Deutschland wirtschaftliche Sondervorrechte in Ma⸗
rokko gewährte, so hat das englische Publikum das Recht, von
unserem Amte Auskunft darüber zu verlangen, warum es sich
in ein Engagement mit Deutschland hegeben müsse.“.
Telegraphisch wird uns weiter gemeldet:
Berlin, 14. Sept. An hiesigen maßgebenden Stellen ist
noch keine Depesche aus Paris über die französischenVorschläge ein—
getroffen. Man weiß also noch nicht, wann die französische Ant—
wort auf die deutschen Gegenvorschläge erwartet werden darf. In
leitenden Kreisen scheint nach wie vor die Auffassung dahin zu
gehen, daß die Verhandlungen in kurzer Zeit so weit gediehen
ein werden, daß nur noch minder wichtige Detailfragen zur
krledigung übrig bleiben.
Paris, 14. Sept. SHiesige unterrichtete Kreise sind der
Ansicht, Cambon werde spätestens am Sonnabend die neuen Vor—
chläge der französischen Regierung Herrn v. Kiderlen-Waechter
unterbreiten. Die Einigung werde zweifellos zu—
standekommen. Es handele sich zunächst ausschließlich um
die Anerkennung der französischen politischen Rechte in Marokko
und um die Gewährung völliger wirtschaftlicher Gleichstellung
aller in Marokko interessierten Nationen, Deutschland und
Frankreich eingeschlossen. Dann kämen die Unterhandlungen
über die Kompensationen im Kongo-Gebiet an die Reihe. Diese
vürden wahrscheinlich zwar wieder eine Reihe von Tagen,
dielleicht Wochen, in Anspruch nehmen; über ihren zufrieden⸗
tellenden Ausgang bestehe aber kaum Zweifel. Weiter wird
aoch mitgeteilt, daß Fra nkreich auf keinen Fall die
von Deutschland verlangten Privilegien ge
wäth ren wird. Man stützt sich hierbei auf die Verbindung
mit den übrigen Mächten. Gegenüber der Haltung Deutschlands
bei den augenblicklichen Verhandlungen wird von gewissen Krei—
sen erklärt, daß Deutschland Kenntnis von Meinungsunterschieden
erhalten hat, die zwischen Taillaux und de Selves entstanden
waren, die aber jetzt ausgeglichen sind.
Wt. London, 14. Sept. Cunninghame Graham, eine
bekannte Marokkoautorität, erklärt im Evening Standard,
Deutschland kämpft den Kampf Englands, denn
venn die Franzosen freie Hand in Marokko erhielten, würden sie
zweifellos den englischen Handel ebenso ausschließen, wie sie es in
Madagaskar getan haben.
Newyork, 14. Sept. Der Chefredakteur des in Amerika er—⸗
scheinenden deutschen Blattes Herold, der sich augenblicklich in
Deutschland aufhält, versichert, daß Herr v. Kiderlen-Waechter ihm
gegenüber geäußert habe, daß, falls Deutschland und
Frankreich zu einer Verständigungenicht gelan—
gen sollten, so würde die Angelegenheit dem Haager
Schiedsgericht unterbreitet werden. Jedenfalls würde man über
zeugt sein, daß Deutschlandniemals wegen Marokko
Frankreich den Krieg erklären wird.
W. Berlin, 14. Sept. Die Nordd. Allg. Zis. schreibt:
Die kaiserliche Regierung erhielt auf eine Anfrage von der groß—
britannischen Regierung die Mitteilung, daß der englische Bot⸗—
schafter in Wien weder den bekannten Artikel der Neuen Freien
Presse inspirierte, noch die ihm vom Verfasser des Artikels
zugeschriebenen Aeuhßerungen getan hat. Damit ist der Zwischen⸗
fall für die kaiserliche Regierung in befriedigender Weise er—⸗
ledigt.
Wi. Wien, 14. Sept. Die Neue Freie PVresse veröffent—
licht eine Zuschrift des Sekretärs des englischen Botschafters
Cartwright, in der dieser mitteilt, daß kein Mitglied der
englischen Botschaft von Cartwright ermächtigt worden sei, den
bekannten Artikel in der Neuen Freien Presse über das Inter—
view des Botschafters mit anderen zu besprechen. Dieser könne
daher nicht dafür haften, was unverantwortliche Personen in
dieser Angelegenheit veröffentlichten.
Toulon, 14. Sept. Mit der Kriegsbereitschaft der
französischen Flotte ist es offensichtlich nicht allzu glänzend be—
sttellt. Es wird jetzt bekannt, daß während der Flotten—
manöver bei Toulon eine Anzahl von. Torpedobooten
mehr oder weniger schwer havariert wurden. Der Tor—
pedobootszerstörer „Janissaire“ mußte infolge eines Maschinen⸗
defektes in den Hafen eingeschleppt werden, der Zerstörer „Hache“
mußte ebenfalls nach kurzer Zeit aus dem Verbande austreten,
weil die Maschinen streikten.
—
Momentbilder vom sozialdemokratischen Parteitag.
(Nachdruck verboten.) r Gr. Jena7 13. Sept.
VII.
Ein Sieg und eine Niederlage der Revisio—
nisten. — Stuttgarter Parteiwäsche. — Die
Reichsversicherungsordnung.
Die Abstimmungen in der Vormittagssitzung, durch welche
die Mandate der vier Stuttgarter Delegierten, darunter drei
Revisionisten, für gültig erklärt wurden, sah wie ein Sieg der
Revisionisten aus. Beim Mittagsmahl wurde deshalb von
manchem Revisionisten ein Glas Bier, oder ein Schoppen Wein
oder auch Selterwasser — je nachdem — mehr getrunken.
Am Nachmittag kam es dann umgekehrt, als sich der Parteitag
nit den Vorgängen in der württembergischen Landes—
423I4 anisation beschäftieen — wollte. In Württembera
ühlen sich nämlich die braven Radikalen, die in der Minder heit
ind, von den bösen Revisionisten arg bedrängt. Die Genoffsin
Dunder entrollte, soweit es ihr kleines Stimmchen zuließ
in ganzes Sündenregister. Insbesondere die „Schwäbisch
Tagwacht“, das Varteiorgan, setzte sich in Widerspruch mit der
Partei. Wenn man einen Jahrgang durchblättere, so werde man
rußer am 1. Mai und bei sonstigen Parteiangelegenheiten kaum
ꝛin Dutzend „grundsätzliche“ Artikel finden. Dagegen werd
viel Reklame für die Mandatare der Partei gemacht, wie z. B
bei der Oberbürgermeisterwahl für den Genossen Lindemann.
Die Zeitung habe einem reaktionären Schulgesetz zugestimmt und
»ie Abgeordneten gehen zu Ministeressen. Der Preßausschuß
ei auch nicht gerecht zusammengesetzt, auch habe Stuttgart im
Verhältnis zu dem übrigen Württemberg viel zu wenig De⸗
legierte. Da solle nun der Parteivorstand helfen und er wird
deshalb beauftragt
„mit dem württembergischen Landesvorstand und mit einer
Stuttgarter Parteileitung in Verbindung zu treten, um die
Entwicklung der Partei im Sinne und Geiste der Gesamtpartei
und ihrer Beschlüsse zu sichern.“
Reichsstagsabgeordneter Dientz beantragte, diesen Antrag
ohne Diskussion anzunehmen, da die Aufrollung der ganzen An
gelegenheit eine tagelange Debatte zur Folge haben würde
dandtagsabgeordneter Hilden brand-Stuttgart widersprach
kr wäre damit einverstanden gewesen, wenn die Genossin Dunckel
aicht den Vortrag gehalten und auf die materielle Seite der
Angelegenheit eingegangen wäre. Nunmehr müsse man aus
Herechtigkeit auch einen Vertreter der angegriffenen Parte⸗
sören. Aehnlich äußerten sich Richard Fischer-Berlin, Keil—
5tuttgart und Auer-München. Parteisekretär Ebert—
Berlin bedauerte ebenfalls, daß die Genossin Duncke r mate—
iell auf die Angelegenheit eingegangen sei. Indessen bitt⸗
ruch er, die Angelegenheit dem Parteivorstand zu überweisen
In diesem Sinne wurde beschlossen unter dem lebhaftem Beifal
der norddeutschen Radikalen und der revisionistische Reichstags
abgeordnete nannte es nicht mit Unrecht eineVergewaltigung, daß
nan die Gegenpartei nicht gehört. Der württembergische Land—
agsabgeordnete Hildenbrand!l gab die Erklärung ab, daß
»die württembergische Landesorganisation ernstlich bemüht sei,
die in ihr bestehenden Differenzen zu schlichten, daß sie aber in
ver bisherigen Weise weiter arbeiten werde und außerdem
weise sie die aufgestellten grundlosen Behauptungen zurück.
Danrauf referierte Reichsstassabgeordneter Molkenbuhr
über die
Reichsversicherungsordnung.
Er gab ein Bild von dem Erstehen dieses Gesetzes und das
dielfache Bemühen der sozialdemoratischen Partei, Verbesserungen
durchzusetzen. Endlich kritisierte er die der Reichsversicherungs⸗
ordnung anhaftenden Mängel. Frau Zietz begründete eine
ängere Resolution, in welcher die „skandalöse Behandlung, welch
die Frage des Mutter- und Säuglingsschutzes anlählich der Be
atung der Reichsversicherungsordnung durch die Regierung und
die bürgerlichen Parteien erfahren hat“, gebührend gebrand
narkt“ wird. Frau Zietz hielt es für notwendig, auch den
Deutschen Kaiser hier in die Debatte zu ziehen, indem sie aus—
ührte, der Kaiser, der seine Frau jüngst in Hamburg als das
Ruster einer Gattin gerühmt habe, sie als ein Musterbeispiel
reuer Pflichterfüllung hingestellt habe, derselbe Kaiser, der bein
Antritt seiner Regierung erklärt habe, für den Säuglingsschut
olle alles mögliche getan werden, der Vertreter der Regierung
esselben Kaisers habe die Erklärung abgegeben, wenn hinsicht
ich der Säuglingspflege die sozialdemokratischen Anträge an
senommen würden, die ganze Reichsversicherungsordnung scheitere
Pfuirufe!) Das sei der größte parlamentarische Skandal allen
Zeit. Weiter stellte Frau Zietz eine Reihe von Forderunger
ezüglich Ausdehnung der Krankenpersicherung, Schwangerschafts
Anterstützung auf die Dauer von 8 Wochen, freie Behandlung
durch Hebammen und Aerzte, Wöchnerinnenunterstützung,
Stillgeld busw., welche Forderungen bereits auf früheren so
zialdemokratischen Parteitagen erhoben worden sind. Der Kampf
um die Verwirklichung dieser Forderungen solle mit aller Schärfe
weitergeführt werden. Geifall.)
Hoch⸗Hanau wünschte, daß die Arbeiter sich bei den Kran—
lenkassen nicht beiseite schieben üssen sollten, sondern sich auch
in Zukunft um die Krankenkassen kümmern sollten. Der Antrag
der Frau Zietz wurde darauf mit großer Mehrheit angenommen
Landtagsabgeordneter Keil-Stuttgart gab darauf gegen
über dem Referat der Frau Duncdker eine Erklärung ab,
wonach diese eine unrichtige Darstellung der Württemberger
Streitigkeiten angegeben habe.
Mit Rücksicht auf die im Saale herrschende Hitze wurde sodann
um 6 Uhr die Sitzung geschlossen. Viorgen (Donnerstag) wird
Bebeel seinen Vortrag über die Reichstagaswahlen und
die Marokkoaffäre halten.
Neueste Nachrichten und Telegramme.
Der Kaiser und das Regiment „Bremen“.
Mt. Bremen, 14. Sept. Dem Senat der freien und
Hansestadt Bremen ist heute vonm Kaiser folgendes Schreiben
ugegangen:
Das Infanterieregiment „Bremen“ (1. Hanseatisches)
Nr. 75, hat sich bei der diesiährigen agroßen Parade sowie bei
den vor Mir abgehaltenen Manövern des 9. Armeekorps in
rortrefflicher Haltung gezeigt und Mich durch seine guten
Leistungen durchaus befriedigt. Es gereicht Mir zur be—
sonderen Freude und Genugtuung, dem Senat hiervon Kennt—⸗
nis zu geben und Ich benutze diese Gelegenheit gerne, um
die freie Stadt die Fortdauer Meiner ihr gewidmeten wohl—⸗
vollenden Gesinnung zu versichern.
Boitzenburg, 13. Sept. gez. Wilhelm J. R.
Dem Senat der freien und Hansestadt Bremen.
Luftfahrt.
Wi. Friedrichshafen, 14. Sept. Schwabenflug. Nach
dem Spruch des Preisgerichtes ist es unentschieden, ob Vollmöller
»der Jeannin als Sieger anzusehen ist. Die Sportleitung be—
chloßz. den ersten und den zweiten Preis von 20 000 und 8000 M
usammenzulegen und den Betrag unter Vollmöller und Jeannin
u teilen. Jeannin erhält auker dem Preis des Königs für den
chnellsten Flug um Friedrichshafen den des Kriegsministeriums
ür den schnellsten Passagierflug. Der dritte Preis wurde Hirth,
der vierte Hofmann zuerkannt.
W. Berlin, 14. Sept. Der Kaiser hörte heute vormittag
im Neuen Palais in Potsdam den Vortrag des Reichskanzlers.
Nach dem Vortrag folgte der Reichskanzler einer Einladung des
ñaisers zur Frühstückstafel.
Wt. Neues Palais, 14. Sept. Anläßlich des 50jährigen
Militärdienstiubiläums des Kommandanten des Kai⸗
erlichen Hauptquartiers, Generaloberst v. Plessen, fand
ibends um 8 Uhr in der Jaspis-Galerie bei dem Kaiser eine
Tafel statt. Generaloberst v. Plessen saß zur Rechten des
Zaisers. Ferner waren u. a. geladen: Generaloberst v. Kesser
riegsminister von Heeringen, der Kommandierende Genera—
ves Gardekorps, von Löwenfeld, der russische Generalmajor von
Tatischtschew, Oberhofmarschall Graf Eulenburg und das gefamte
hauptquartier des Kaisers.
Wt. Neustrelitz, 14. Sept. In dem im Manövergeländ«
belegenen Dorfe Kublank brach gestern abend ein Feuer aus
das die Kirche und viele Scheunen einäscherte. Bei dem Versuche
die Pferde vom Stabe der 17. Division zu retten, erliis der
Divisionsadiutant Major von Stockhausen-Schwerin schwer⸗
Brandwunden. Er wurde nur durch die Geistesgegenwart seines
Burschen gerettet.
Wt. Varis, 14. Sept. Heute früh ging in Luneville
das Gerücht um, daß 25 de utsche Ulanen in der Umgebung
der Stadt gesehen seien. Maior Magnin, der Stabschef der
dortigen Kavalleriedivision entsandte Gendarmen und eine Es—
ladron Chasseurs in die in Betracht kommenden Gemeinden und
die bezeichnete Richtung. Man fand aber keinen Menschen, der
deutsche Reiter gesehen hätte, und glaubt, es mit Teuten zu tun
zu haben, die Halluzinationen zum Opfer fielen. Die Präfektur
des Departements Meurthe et Moselle und das Ministerium
des Innern bezeichnen das Gerücht in aller Form als unrichtig.
We Tanger, 14. Sept. Wie aus Feez unterm 13. Sept.
gemeldet wird, ist Leutnant Prioux von der Militär—⸗
mission auf dem Marsche nach Sefru mit der Mahalla
Bremond, die mit den Ait Yuß zusammenstieß, schwer ver—
wundet.
W. Paris, 14. Sept. Aus Fez wird gemeldet, daß die
Verluste der Mahalla Bremond bei dem Zusammenstoß mit
den Ait Yussi 10 Tote und 10 Verwundete betragen. Die Ait
Yussi wurden mit starken Verlusten zurückgeschlagen. Der Zu—
stand des verwundeten Leutnants Prioux ist lebensgefährlich.
heer und Flotte.
W. Personalien. Das Militärwochenblatt meldet: Ernannt
wurden: die Generalleutnants: Großherzog von Sach—
senn zum General der Infanterie, Herzog von Anhalt und
Prinz Georg von Sachsen zu Generalen der Kavallerie
Muchra, Chef des Ingenieurkorps, und v. Pritzelwitz,
Kommandierender General des 6. Armeekorps, zu Generalen
der Infanterie, Erbprinz Reuß j. L., Regent der Fürsten—
tümer Reuß, wurde der Charakter als General der Kavallerie,
Frhr. v. Ganyl, zuletzt Gouverneur von Köln, der Charakter
als General der Infanterie verliehen. v. Oertzen, General—⸗
eutnant, Abteilungschef im Militärkabinett, wurde zum Vor—
itzenden der Obermilitärprüfungskommission ernannt. Dem
Dberstleutnant Fürst zu Fürstenberg wurde der Charakter
ils Oberst verliehen. Dem Major Herzog Adolf Fried—
icch zu Mecklenburg wurde der Charqkter als Oberst⸗
leutnant verliehen. Oberst v. Bauer, begqauftragt mit der
Führung der 37. Infanteriebrigade, wurde zum Generalmaior
befördert unter Ernennung zum Kommandeur dieser Brigade.
o. Kos ciels ki, Kommandeur des oldenburgischen Dragoner⸗
regiments Nr. 19, ist zum Kommandeur der 30. Kavallerie⸗
brigade ernannt.
Verliehen wurde: der Stern der Komture des Königlichen
Hausordens von Hohenzollern General v. Löwenfeld und
Seneralleutnant v. Oer tzen, Abteilungschef im Militärkabi—
nett; der Verdienstorden der Preußischen Krone General von
Blomberg; das Großkreuz des Roten Adlerordens mit Eichen—
laub General von Linsingen, Kommandierender General
des 2. Korps, und General von Schmidt, der Rote Adler⸗
orden 1. Klasse mit Eichenlaub General v. Plettenberg,
dem Kommandierenden des 9. Korps.
Verliehen wurde ferner: Der Stern des Roten Adlerordens
2. Klasse mit Eichenlaub Generalleutnant Voigt, Kommandeur
der 18. Division, die Krone zum Roten Adlerorden 2. Klaise
nit Eichenlaub Generalleutnant Nickisch von Rosenegk,
Kommandeur der 17. Division, der Rote Adlerorden 2. Klasse
mit Eichenlaub den Generalmajoren v. Schwerin, Kom—
mandeur der 17. Kavalleriebrigade, v. Oidtman, Komman—
deur der 81. Infanteriebrigade, Schaer, Kommandeur der
35. Infanteriebrigade, . Worgitzky, Kommandeur der 36.
Infanteriebrigade, der Stern zum Kronenorden 2. Klasse Ge—
neralleutnant von Meyer, zuletzt Kommandeur der 81. Bri—
gade und der Kronenorden 2. Klasse mit Stern Generalleutnant
v. Dreising, zuletzt Kommandeur der 35. Infanteriebrigade.
W. Kaiserliche Marine. „Möwe“ ist am 10. Sept. in
Banana (Kongostaat) eingetroffen. „Nautilus“ ist am 13. ds.
don Cuxhaven nach Kiel gegangen. Das 3. Geschwader und die
Aufklärungsgruppe haben sich am 12. Sept. aufgelöst. Die
L. 2. 8. 4., 5. und 6. Torpedobootsflottille sind am 13. Sept.
außer Dienst und die 1. in Bereitschaft gestellt. Der Fähnrichs-
rransport für „Bremen“ wird mit dem am 12. Okt. 1911 von
Bremen abgehenden Dampfer, Main“ des Norddeutschen Lloyd
nach Baltimore und von dort mittels Eisenbahn nach Newport
News befördert werden. — Privatpakete an die Be—
satzungen von „Berlin“, „Eber“ und „Bremen“ können zu der
bekannten Versendungsbedingungen kostenfrei verschickt werden,
wenn sie mit der Post porto- und bestellgeldfrei bis spätestens
zum 19. d. M. bei der Speditionsfirma Matthias Rohde CCo.
Hamburg, Afrikahaus, eintreffen. Für Verpackungs- und Lade—
zebühr sind 30 Pfg. bei der annehmenden Postanstalt zu ent—
richten.
W. Zur Havarie des „Me3“. Amtlich wird mitgeteilt, daß
die Havarie des „M 3“ lediglich auf das Reißen des Ventilator—
seiles zurückzuführen ist. Hierdurch konnte die Betätigung am
Ballonnetz nicht in der nötigen Weise erfolgen, das Schiff wurde
abgetrieben. Der Führer entschloß sich, bei Großbelow nieder—
zuugehen. Infolge des starken Bodenwindes in der Tollense—
niederung sah er sich genötigt, das Schiff mittels der Reiß—
»orrichtung zu entleeren. Bei dieser Gelegenheit erfolgte die
Entzündung des Gases, unter einer Detonation. Die Hülle
verbrannte. An der Maschinierie ist ein Schaden nicht wahrzu—⸗
nehmen. Die Besatzung verließ völlig unverletzt das Schiff.
Das Versagen des Ventilatorseiles hat aller Wahrscheinlichkeit
nach in einem Materialfehler seinen Grund. Für die Ent—
zündung des Gases kann der Anlaß mit Bestimmtheit nicht ange—
geben werden. Eine Einwirkung der Luftelektrizität erscheint
nicht ausgeschlossen.
Wt. Berlin, 14. Sept. Das deutsche freiwillige
Automobilkorps, das wie alljährlich auch diesmal an
dem Kaisermanöver sich beteiligt hatte, unternahm heute, Don⸗
nerstag im Anschluß daran eine eintägige Uebungsfahrt,
die vom Manöverfelde auf großem Umwege nach Berlin führte.
Ein von dem Kaiser gestifteter Wanderpreis, ein Preis des
Kriegsministeriums und zwei Korpspreise waren für die schnellsten
Fahrer ausgesetzt. Die Preisverteilung erfolgte heute abend
in den Festräumen des Hotels Kaiserhof, wo sich die Mitglieder
des Automobilkorps mit ihrem Kommandenur, Herzog Adoli
Friedrich zu Mecklenburg, und einer Anzahl höherer Offizier
zu einem Festmahl vereinigt hatten.