Full text: Lübeckische Anzeigen 1911 (1911)

absolute Gleichheit der Zolltarife und sonstigen Zollvorschriften 
für Export und Import wird zum Nutzen aller Mächte durch— 
geführt. Etwaige Beschwerden werden von einem Schiedsgericht 
geschlichtet, das nach dem Algecirasrertrag zusammengestellt ist. 
4. Die Handelsfreiheit wird ohne jede Ungleichheit und ohne 
Bevorzugung aufrechterhalten. 1. 
Ueher die Haltung der deutschen Regierung gegen— 
über den Presseinformationen zu der französischen Antwort be—⸗ 
richten die Zeitungen verschieden. Nach den Debats glaubt 
man in Regierungskreisen nicht, daß Deutschland den französischen 
Standpunkt akzeptieren wird; nach dem Temps scheint eine 
Annäherung zwischen den Gesichtspuntten der Regierungen mög— 
lich. — Die Dimes schreibt: „Man honnte nicht erwarten, 
dad Frankreich die deutschen Forderungen erfüllen werde. Die 
ftanzösischen Vorschläge besagen, wenn Frankreich Zugeständnisse 
eines Kongogebietsteils an Deutschland machen muß, dam muß 
Deutschland seinerseits auf jede politische Ein— 
mischung in Marokko verzichten. Der Kampf, der 
zwischen den Spaniern und einer Harka ausgebrochen ist, erin⸗ 
nert uns wieder daran, wie groß die Opfer sind, die Frank⸗ 
reich in Marokko gebracht hat, um seine Vorherrschaft aufzu⸗ 
pflanzen.“ — Der Standard sagt: „Deutschland könnte jetzt 
den Fehler von Agadir (2)) wieder gut machen und sich 
mit Gewinn aus der unangenehmen Lage zurüchziehen, in die 
es sich durch seine Verletzung der internationalen Gepflogen— 
heiten (2!) gebracht hat. Wenn Teutschland so fortfährt wie 
bisher, so wird es trotzdem nicht mehr erreichen, als es bisher 
erreicht hat, und Frankreich wird ihm auf keinen Fall ein vor—⸗ 
teilhafteres Angebot machen.“ — Der Globe üußert: „Die 
Unterhandlungen zwischen Berlin und Paris sind auf einem 
Punkte angekommen, wo einige Kslärung nunmehr notwendig 
jein könnte. Wenn verlangt, wird England intervenieren. Wenn 
die Verhandlungen scheitern oder in ein Uebereinkommen aus⸗ 
laufen, das Deutschland wirtschaftliche Sondervorrechte in Ma⸗ 
rokko gewährte, so hat das englische Publikum das Recht, von 
unserem Amte Auskunft darüber zu verlangen, warum es sich 
in ein Engagement mit Deutschland hegeben müsse.“. 
Telegraphisch wird uns weiter gemeldet: 
Berlin, 14. Sept. An hiesigen maßgebenden Stellen ist 
noch keine Depesche aus Paris über die französischenVorschläge ein— 
getroffen. Man weiß also noch nicht, wann die französische Ant— 
wort auf die deutschen Gegenvorschläge erwartet werden darf. In 
leitenden Kreisen scheint nach wie vor die Auffassung dahin zu 
gehen, daß die Verhandlungen in kurzer Zeit so weit gediehen 
ein werden, daß nur noch minder wichtige Detailfragen zur 
krledigung übrig bleiben. 
Paris, 14. Sept. SHiesige unterrichtete Kreise sind der 
Ansicht, Cambon werde spätestens am Sonnabend die neuen Vor— 
chläge der französischen Regierung Herrn v. Kiderlen-Waechter 
unterbreiten. Die Einigung werde zweifellos zu— 
standekommen. Es handele sich zunächst ausschließlich um 
die Anerkennung der französischen politischen Rechte in Marokko 
und um die Gewährung völliger wirtschaftlicher Gleichstellung 
aller in Marokko interessierten Nationen, Deutschland und 
Frankreich eingeschlossen. Dann kämen die Unterhandlungen 
über die Kompensationen im Kongo-Gebiet an die Reihe. Diese 
vürden wahrscheinlich zwar wieder eine Reihe von Tagen, 
dielleicht Wochen, in Anspruch nehmen; über ihren zufrieden⸗ 
tellenden Ausgang bestehe aber kaum Zweifel. Weiter wird 
aoch mitgeteilt, daß Fra nkreich auf keinen Fall die 
von Deutschland verlangten Privilegien ge 
wäth ren wird. Man stützt sich hierbei auf die Verbindung 
mit den übrigen Mächten. Gegenüber der Haltung Deutschlands 
bei den augenblicklichen Verhandlungen wird von gewissen Krei— 
sen erklärt, daß Deutschland Kenntnis von Meinungsunterschieden 
erhalten hat, die zwischen Taillaux und de Selves entstanden 
waren, die aber jetzt ausgeglichen sind. 
Wt. London, 14. Sept. Cunninghame Graham, eine 
bekannte Marokkoautorität, erklärt im Evening Standard, 
Deutschland kämpft den Kampf Englands, denn 
venn die Franzosen freie Hand in Marokko erhielten, würden sie 
zweifellos den englischen Handel ebenso ausschließen, wie sie es in 
Madagaskar getan haben. 
Newyork, 14. Sept. Der Chefredakteur des in Amerika er—⸗ 
scheinenden deutschen Blattes Herold, der sich augenblicklich in 
Deutschland aufhält, versichert, daß Herr v. Kiderlen-Waechter ihm 
gegenüber geäußert habe, daß, falls Deutschland und 
Frankreich zu einer Verständigungenicht gelan— 
gen sollten, so würde die Angelegenheit dem Haager 
Schiedsgericht unterbreitet werden. Jedenfalls würde man über 
zeugt sein, daß Deutschlandniemals wegen Marokko 
Frankreich den Krieg erklären wird. 
W. Berlin, 14. Sept. Die Nordd. Allg. Zis. schreibt: 
Die kaiserliche Regierung erhielt auf eine Anfrage von der groß— 
britannischen Regierung die Mitteilung, daß der englische Bot⸗— 
schafter in Wien weder den bekannten Artikel der Neuen Freien 
Presse inspirierte, noch die ihm vom Verfasser des Artikels 
zugeschriebenen Aeuhßerungen getan hat. Damit ist der Zwischen⸗ 
fall für die kaiserliche Regierung in befriedigender Weise er—⸗ 
ledigt. 
Wi. Wien, 14. Sept. Die Neue Freie PVresse veröffent— 
licht eine Zuschrift des Sekretärs des englischen Botschafters 
Cartwright, in der dieser mitteilt, daß kein Mitglied der 
englischen Botschaft von Cartwright ermächtigt worden sei, den 
bekannten Artikel in der Neuen Freien Presse über das Inter— 
view des Botschafters mit anderen zu besprechen. Dieser könne 
daher nicht dafür haften, was unverantwortliche Personen in 
dieser Angelegenheit veröffentlichten. 
Toulon, 14. Sept. Mit der Kriegsbereitschaft der 
französischen Flotte ist es offensichtlich nicht allzu glänzend be— 
sttellt. Es wird jetzt bekannt, daß während der Flotten— 
manöver bei Toulon eine Anzahl von. Torpedobooten 
mehr oder weniger schwer havariert wurden. Der Tor— 
pedobootszerstörer „Janissaire“ mußte infolge eines Maschinen⸗ 
defektes in den Hafen eingeschleppt werden, der Zerstörer „Hache“ 
mußte ebenfalls nach kurzer Zeit aus dem Verbande austreten, 
weil die Maschinen streikten. 
— 
Momentbilder vom sozialdemokratischen Parteitag. 
(Nachdruck verboten.) r Gr. Jena7 13. Sept. 
VII. 
Ein Sieg und eine Niederlage der Revisio— 
nisten. — Stuttgarter Parteiwäsche. — Die 
Reichsversicherungsordnung. 
Die Abstimmungen in der Vormittagssitzung, durch welche 
die Mandate der vier Stuttgarter Delegierten, darunter drei 
Revisionisten, für gültig erklärt wurden, sah wie ein Sieg der 
Revisionisten aus. Beim Mittagsmahl wurde deshalb von 
manchem Revisionisten ein Glas Bier, oder ein Schoppen Wein 
oder auch Selterwasser — je nachdem — mehr getrunken. 
Am Nachmittag kam es dann umgekehrt, als sich der Parteitag 
nit den Vorgängen in der württembergischen Landes— 
423I4 anisation beschäftieen — wollte. In Württembera 
ühlen sich nämlich die braven Radikalen, die in der Minder heit 
ind, von den bösen Revisionisten arg bedrängt. Die Genoffsin 
Dunder entrollte, soweit es ihr kleines Stimmchen zuließ 
in ganzes Sündenregister. Insbesondere die „Schwäbisch 
Tagwacht“, das Varteiorgan, setzte sich in Widerspruch mit der 
Partei. Wenn man einen Jahrgang durchblättere, so werde man 
rußer am 1. Mai und bei sonstigen Parteiangelegenheiten kaum 
ꝛin Dutzend „grundsätzliche“ Artikel finden. Dagegen werd 
viel Reklame für die Mandatare der Partei gemacht, wie z. B 
bei der Oberbürgermeisterwahl für den Genossen Lindemann. 
Die Zeitung habe einem reaktionären Schulgesetz zugestimmt und 
»ie Abgeordneten gehen zu Ministeressen. Der Preßausschuß 
ei auch nicht gerecht zusammengesetzt, auch habe Stuttgart im 
Verhältnis zu dem übrigen Württemberg viel zu wenig De⸗ 
legierte. Da solle nun der Parteivorstand helfen und er wird 
deshalb beauftragt 
„mit dem württembergischen Landesvorstand und mit einer 
Stuttgarter Parteileitung in Verbindung zu treten, um die 
Entwicklung der Partei im Sinne und Geiste der Gesamtpartei 
und ihrer Beschlüsse zu sichern.“ 
Reichsstagsabgeordneter Dientz beantragte, diesen Antrag 
ohne Diskussion anzunehmen, da die Aufrollung der ganzen An 
gelegenheit eine tagelange Debatte zur Folge haben würde 
dandtagsabgeordneter Hilden brand-Stuttgart widersprach 
kr wäre damit einverstanden gewesen, wenn die Genossin Dunckel 
aicht den Vortrag gehalten und auf die materielle Seite der 
Angelegenheit eingegangen wäre. Nunmehr müsse man aus 
Herechtigkeit auch einen Vertreter der angegriffenen Parte⸗ 
sören. Aehnlich äußerten sich Richard Fischer-Berlin, Keil— 
5tuttgart und Auer-München. Parteisekretär Ebert— 
Berlin bedauerte ebenfalls, daß die Genossin Duncke r mate— 
iell auf die Angelegenheit eingegangen sei. Indessen bitt⸗ 
ruch er, die Angelegenheit dem Parteivorstand zu überweisen 
In diesem Sinne wurde beschlossen unter dem lebhaftem Beifal 
der norddeutschen Radikalen und der revisionistische Reichstags 
abgeordnete nannte es nicht mit Unrecht eineVergewaltigung, daß 
nan die Gegenpartei nicht gehört. Der württembergische Land— 
agsabgeordnete Hildenbrand!l gab die Erklärung ab, daß 
»die württembergische Landesorganisation ernstlich bemüht sei, 
die in ihr bestehenden Differenzen zu schlichten, daß sie aber in 
ver bisherigen Weise weiter arbeiten werde und außerdem 
weise sie die aufgestellten grundlosen Behauptungen zurück. 
Danrauf referierte Reichsstassabgeordneter Molkenbuhr 
über die 
Reichsversicherungsordnung. 
Er gab ein Bild von dem Erstehen dieses Gesetzes und das 
dielfache Bemühen der sozialdemoratischen Partei, Verbesserungen 
durchzusetzen. Endlich kritisierte er die der Reichsversicherungs⸗ 
ordnung anhaftenden Mängel. Frau Zietz begründete eine 
ängere Resolution, in welcher die „skandalöse Behandlung, welch 
die Frage des Mutter- und Säuglingsschutzes anlählich der Be 
atung der Reichsversicherungsordnung durch die Regierung und 
die bürgerlichen Parteien erfahren hat“, gebührend gebrand 
narkt“ wird. Frau Zietz hielt es für notwendig, auch den 
Deutschen Kaiser hier in die Debatte zu ziehen, indem sie aus— 
ührte, der Kaiser, der seine Frau jüngst in Hamburg als das 
Ruster einer Gattin gerühmt habe, sie als ein Musterbeispiel 
reuer Pflichterfüllung hingestellt habe, derselbe Kaiser, der bein 
Antritt seiner Regierung erklärt habe, für den Säuglingsschut 
olle alles mögliche getan werden, der Vertreter der Regierung 
esselben Kaisers habe die Erklärung abgegeben, wenn hinsicht 
ich der Säuglingspflege die sozialdemokratischen Anträge an 
senommen würden, die ganze Reichsversicherungsordnung scheitere 
Pfuirufe!) Das sei der größte parlamentarische Skandal allen 
Zeit. Weiter stellte Frau Zietz eine Reihe von Forderunger 
ezüglich Ausdehnung der Krankenpersicherung, Schwangerschafts 
Anterstützung auf die Dauer von 8 Wochen, freie Behandlung 
durch Hebammen und Aerzte, Wöchnerinnenunterstützung, 
Stillgeld busw., welche Forderungen bereits auf früheren so 
zialdemokratischen Parteitagen erhoben worden sind. Der Kampf 
um die Verwirklichung dieser Forderungen solle mit aller Schärfe 
weitergeführt werden. Geifall.) 
Hoch⸗Hanau wünschte, daß die Arbeiter sich bei den Kran— 
lenkassen nicht beiseite schieben üssen sollten, sondern sich auch 
in Zukunft um die Krankenkassen kümmern sollten. Der Antrag 
der Frau Zietz wurde darauf mit großer Mehrheit angenommen 
Landtagsabgeordneter Keil-Stuttgart gab darauf gegen 
über dem Referat der Frau Duncdker eine Erklärung ab, 
wonach diese eine unrichtige Darstellung der Württemberger 
Streitigkeiten angegeben habe. 
Mit Rücksicht auf die im Saale herrschende Hitze wurde sodann 
um 6 Uhr die Sitzung geschlossen. Viorgen (Donnerstag) wird 
Bebeel seinen Vortrag über die Reichstagaswahlen und 
die Marokkoaffäre halten. 
Neueste Nachrichten und Telegramme. 
Der Kaiser und das Regiment „Bremen“. 
Mt. Bremen, 14. Sept. Dem Senat der freien und 
Hansestadt Bremen ist heute vonm Kaiser folgendes Schreiben 
ugegangen: 
Das Infanterieregiment „Bremen“ (1. Hanseatisches) 
Nr. 75, hat sich bei der diesiährigen agroßen Parade sowie bei 
den vor Mir abgehaltenen Manövern des 9. Armeekorps in 
rortrefflicher Haltung gezeigt und Mich durch seine guten 
Leistungen durchaus befriedigt. Es gereicht Mir zur be— 
sonderen Freude und Genugtuung, dem Senat hiervon Kennt—⸗ 
nis zu geben und Ich benutze diese Gelegenheit gerne, um 
die freie Stadt die Fortdauer Meiner ihr gewidmeten wohl—⸗ 
vollenden Gesinnung zu versichern. 
Boitzenburg, 13. Sept. gez. Wilhelm J. R. 
Dem Senat der freien und Hansestadt Bremen. 
Luftfahrt. 
Wi. Friedrichshafen, 14. Sept. Schwabenflug. Nach 
dem Spruch des Preisgerichtes ist es unentschieden, ob Vollmöller 
»der Jeannin als Sieger anzusehen ist. Die Sportleitung be— 
chloßz. den ersten und den zweiten Preis von 20 000 und 8000 M 
usammenzulegen und den Betrag unter Vollmöller und Jeannin 
u teilen. Jeannin erhält auker dem Preis des Königs für den 
chnellsten Flug um Friedrichshafen den des Kriegsministeriums 
ür den schnellsten Passagierflug. Der dritte Preis wurde Hirth, 
der vierte Hofmann zuerkannt. 
W. Berlin, 14. Sept. Der Kaiser hörte heute vormittag 
im Neuen Palais in Potsdam den Vortrag des Reichskanzlers. 
Nach dem Vortrag folgte der Reichskanzler einer Einladung des 
ñaisers zur Frühstückstafel. 
Wt. Neues Palais, 14. Sept. Anläßlich des 50jährigen 
Militärdienstiubiläums des Kommandanten des Kai⸗ 
erlichen Hauptquartiers, Generaloberst v. Plessen, fand 
ibends um 8 Uhr in der Jaspis-Galerie bei dem Kaiser eine 
Tafel statt. Generaloberst v. Plessen saß zur Rechten des 
Zaisers. Ferner waren u. a. geladen: Generaloberst v. Kesser 
riegsminister von Heeringen, der Kommandierende Genera— 
ves Gardekorps, von Löwenfeld, der russische Generalmajor von 
Tatischtschew, Oberhofmarschall Graf Eulenburg und das gefamte 
hauptquartier des Kaisers. 
Wt. Neustrelitz, 14. Sept. In dem im Manövergeländ« 
belegenen Dorfe Kublank brach gestern abend ein Feuer aus 
das die Kirche und viele Scheunen einäscherte. Bei dem Versuche 
die Pferde vom Stabe der 17. Division zu retten, erliis der 
Divisionsadiutant Major von Stockhausen-Schwerin schwer⸗ 
Brandwunden. Er wurde nur durch die Geistesgegenwart seines 
Burschen gerettet. 
Wt. Varis, 14. Sept. Heute früh ging in Luneville 
das Gerücht um, daß 25 de utsche Ulanen in der Umgebung 
der Stadt gesehen seien. Maior Magnin, der Stabschef der 
dortigen Kavalleriedivision entsandte Gendarmen und eine Es— 
ladron Chasseurs in die in Betracht kommenden Gemeinden und 
die bezeichnete Richtung. Man fand aber keinen Menschen, der 
deutsche Reiter gesehen hätte, und glaubt, es mit Teuten zu tun 
zu haben, die Halluzinationen zum Opfer fielen. Die Präfektur 
des Departements Meurthe et Moselle und das Ministerium 
des Innern bezeichnen das Gerücht in aller Form als unrichtig. 
We Tanger, 14. Sept. Wie aus Feez unterm 13. Sept. 
gemeldet wird, ist Leutnant Prioux von der Militär—⸗ 
mission auf dem Marsche nach Sefru mit der Mahalla 
Bremond, die mit den Ait Yuß zusammenstieß, schwer ver— 
wundet. 
W. Paris, 14. Sept. Aus Fez wird gemeldet, daß die 
Verluste der Mahalla Bremond bei dem Zusammenstoß mit 
den Ait Yussi 10 Tote und 10 Verwundete betragen. Die Ait 
Yussi wurden mit starken Verlusten zurückgeschlagen. Der Zu— 
stand des verwundeten Leutnants Prioux ist lebensgefährlich. 
heer und Flotte. 
W. Personalien. Das Militärwochenblatt meldet: Ernannt 
wurden: die Generalleutnants: Großherzog von Sach— 
senn zum General der Infanterie, Herzog von Anhalt und 
Prinz Georg von Sachsen zu Generalen der Kavallerie 
Muchra, Chef des Ingenieurkorps, und v. Pritzelwitz, 
Kommandierender General des 6. Armeekorps, zu Generalen 
der Infanterie, Erbprinz Reuß j. L., Regent der Fürsten— 
tümer Reuß, wurde der Charakter als General der Kavallerie, 
Frhr. v. Ganyl, zuletzt Gouverneur von Köln, der Charakter 
als General der Infanterie verliehen. v. Oertzen, General—⸗ 
eutnant, Abteilungschef im Militärkabinett, wurde zum Vor— 
itzenden der Obermilitärprüfungskommission ernannt. Dem 
Dberstleutnant Fürst zu Fürstenberg wurde der Charakter 
ils Oberst verliehen. Dem Major Herzog Adolf Fried— 
icch zu Mecklenburg wurde der Charqkter als Oberst⸗ 
leutnant verliehen. Oberst v. Bauer, begqauftragt mit der 
Führung der 37. Infanteriebrigade, wurde zum Generalmaior 
befördert unter Ernennung zum Kommandeur dieser Brigade. 
o. Kos ciels ki, Kommandeur des oldenburgischen Dragoner⸗ 
regiments Nr. 19, ist zum Kommandeur der 30. Kavallerie⸗ 
brigade ernannt. 
Verliehen wurde: der Stern der Komture des Königlichen 
Hausordens von Hohenzollern General v. Löwenfeld und 
Seneralleutnant v. Oer tzen, Abteilungschef im Militärkabi— 
nett; der Verdienstorden der Preußischen Krone General von 
Blomberg; das Großkreuz des Roten Adlerordens mit Eichen— 
laub General von Linsingen, Kommandierender General 
des 2. Korps, und General von Schmidt, der Rote Adler⸗ 
orden 1. Klasse mit Eichenlaub General v. Plettenberg, 
dem Kommandierenden des 9. Korps. 
Verliehen wurde ferner: Der Stern des Roten Adlerordens 
2. Klasse mit Eichenlaub Generalleutnant Voigt, Kommandeur 
der 18. Division, die Krone zum Roten Adlerorden 2. Klaise 
nit Eichenlaub Generalleutnant Nickisch von Rosenegk, 
Kommandeur der 17. Division, der Rote Adlerorden 2. Klasse 
mit Eichenlaub den Generalmajoren v. Schwerin, Kom— 
mandeur der 17. Kavalleriebrigade, v. Oidtman, Komman— 
deur der 81. Infanteriebrigade, Schaer, Kommandeur der 
35. Infanteriebrigade, . Worgitzky, Kommandeur der 36. 
Infanteriebrigade, der Stern zum Kronenorden 2. Klasse Ge— 
neralleutnant von Meyer, zuletzt Kommandeur der 81. Bri— 
gade und der Kronenorden 2. Klasse mit Stern Generalleutnant 
v. Dreising, zuletzt Kommandeur der 35. Infanteriebrigade. 
W. Kaiserliche Marine. „Möwe“ ist am 10. Sept. in 
Banana (Kongostaat) eingetroffen. „Nautilus“ ist am 13. ds. 
don Cuxhaven nach Kiel gegangen. Das 3. Geschwader und die 
Aufklärungsgruppe haben sich am 12. Sept. aufgelöst. Die 
L. 2. 8. 4., 5. und 6. Torpedobootsflottille sind am 13. Sept. 
außer Dienst und die 1. in Bereitschaft gestellt. Der Fähnrichs- 
rransport für „Bremen“ wird mit dem am 12. Okt. 1911 von 
Bremen abgehenden Dampfer, Main“ des Norddeutschen Lloyd 
nach Baltimore und von dort mittels Eisenbahn nach Newport 
News befördert werden. — Privatpakete an die Be— 
satzungen von „Berlin“, „Eber“ und „Bremen“ können zu der 
bekannten Versendungsbedingungen kostenfrei verschickt werden, 
wenn sie mit der Post porto- und bestellgeldfrei bis spätestens 
zum 19. d. M. bei der Speditionsfirma Matthias Rohde CCo. 
Hamburg, Afrikahaus, eintreffen. Für Verpackungs- und Lade— 
zebühr sind 30 Pfg. bei der annehmenden Postanstalt zu ent— 
richten. 
W. Zur Havarie des „Me3“. Amtlich wird mitgeteilt, daß 
die Havarie des „M 3“ lediglich auf das Reißen des Ventilator— 
seiles zurückzuführen ist. Hierdurch konnte die Betätigung am 
Ballonnetz nicht in der nötigen Weise erfolgen, das Schiff wurde 
abgetrieben. Der Führer entschloß sich, bei Großbelow nieder— 
zuugehen. Infolge des starken Bodenwindes in der Tollense— 
niederung sah er sich genötigt, das Schiff mittels der Reiß— 
»orrichtung zu entleeren. Bei dieser Gelegenheit erfolgte die 
Entzündung des Gases, unter einer Detonation. Die Hülle 
verbrannte. An der Maschinierie ist ein Schaden nicht wahrzu—⸗ 
nehmen. Die Besatzung verließ völlig unverletzt das Schiff. 
Das Versagen des Ventilatorseiles hat aller Wahrscheinlichkeit 
nach in einem Materialfehler seinen Grund. Für die Ent— 
zündung des Gases kann der Anlaß mit Bestimmtheit nicht ange— 
geben werden. Eine Einwirkung der Luftelektrizität erscheint 
nicht ausgeschlossen. 
Wt. Berlin, 14. Sept. Das deutsche freiwillige 
Automobilkorps, das wie alljährlich auch diesmal an 
dem Kaisermanöver sich beteiligt hatte, unternahm heute, Don⸗ 
nerstag im Anschluß daran eine eintägige Uebungsfahrt, 
die vom Manöverfelde auf großem Umwege nach Berlin führte. 
Ein von dem Kaiser gestifteter Wanderpreis, ein Preis des 
Kriegsministeriums und zwei Korpspreise waren für die schnellsten 
Fahrer ausgesetzt. Die Preisverteilung erfolgte heute abend 
in den Festräumen des Hotels Kaiserhof, wo sich die Mitglieder 
des Automobilkorps mit ihrem Kommandenur, Herzog Adoli 
Friedrich zu Mecklenburg, und einer Anzahl höherer Offizier 
zu einem Festmahl vereinigt hatten.
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.