Full text: Lübeckische Anzeigen 1911 (1911)

gien. Ersterer meinte, von einer Umgestaltung des Partei— 
vorstandes solle nicht gesprochen werden, denn die Genossen 
Lentzsch, Ledebour und Luxemburg könnten ihm keinen Ersatz 
dafür bieten. 
Von Bremen liegt folgender Antrag vor: 
„Der sozialdemokratische Verein Bremen bedauert, daß der 
Parteivorstand es nicht für nötig gehalten hat, in eine all⸗ 
gemeine Altion gegen den Maroklorummel einzutreten. Die 
Versammlung ersucht den Parteitag, dafür Sorge zu tragen, 
daß der Parteivorstand in Zukunft solche wichtige, die ganze 
ivilisierte Welt in Aufregung setzende Fragen nicht so gleich— 
nültig behandelt.“ 
Es wurde beschlossen, über dieses Mißtrauensvotum na⸗ 
nentlich abzustimmen. Darauf wurde die weitere Dis— 
ussion auf morgen (Dienstag) vertaot. 
1 an 
* 
Reichstagswahl. 
legt der Varteivorstand folgende Resolution aur Beschlußk— 
fassung vor: 
„Der Parteitag erwartet, daß, soweit es noch nicht ge⸗ 
chehen sein sollte, die Parteigenossen in allen Wahlkreisen, 
n denen die Vartei Anhänger besitzt, unverzüglich die Vorberei⸗ 
ungen zur Reichstagswahl treffen, um selbständig in die 
Wahl einzutreten. 
Der Parteitag erwartet weiter, daß die Varteigenossen die 
Wahlagitation gründlich ausnutzen, um sowohl neue Mitglieder 
ür die Parteiorganisation, wie neue Abonnenten für die 
barteipresse zu werben. 
Insbesondere muß die Wahlagitation auch für Erlangung 
des allgemeinen, gleichen, direkten und geheimen Wahlrechts 
iem Sinne des Parteiprogramms für die Wahlen zum Land⸗ 
cag in Preußen wie in den Staaten, die das allgemeine gleiche 
direkte und geheime Wahlrecht noch nicht besitzen, ausgenutzt 
werden. 
Wo nach dem Ausfall der Hauptwahlen die Parteigenossen 
hei engeren Wahlen eine Entscheidung zwischen gegnerischen 
Zandidaten zu treffen haben, dürfen sie nur demjenigen Kan⸗ 
idaten ihre Stimme geben, der sich verpflichtet: 
. für die Aufrechterhaltung des bestehenden Wahlrechts für 
den Reichstag; 
2. gegen eine Beschränkung des Vereins- und Versammlungs⸗ 
rechts und des Koalitionsrechts; 
z. gegen eine Verschärfung der sogenannten politischen Para— 
graphen des Strafrechts; 
4. gegen ein wie immer geartetes Ausnahmegesetz; 
z. gegen jede Erhöhung der Zölle auf die Verbrauchsartikel 
der großen Masse; 
3. gegen jede Neueinführung oder Erhöhung indirekter Steuern 
auf Verbrauchsartikel der großen Masse 
inzutreten und zu stimmen. 
Der betreffende Kandidat ist zu ersuchen, seine Erklärung 
por Zeugen oder schriftlich abzugeben. Stehen in der engeren 
Wahl zwei Kandidaten, die beide bereit sind, die aufgestellten 
Bedingungen zu erfüllen, so ist der Liberale dem Nichtliberalen 
borzuziehen. 
In jedem anderen Falle ist strikte Stimmenthaltung au 
oroklamieren.“ 
* 2 
Die Stellung zu den Reichstagswahlen dürfte voraussicht- 
ich am Mittwoch früh zur Beratung kommen. 
Neueste Nachrichten und Telegramme. 
Manöverunglück in Sachsen. 
Wt. Nirna, 12. Sept. Ueber das Unglück, das heute 
früh eine verstärkte Patrouille des Oschatzer Ulanenregiments 
hetraf, wird ausführlicher gemeldet: Als die Patrouille die 
Elbe bei Obervogelsang durchschreiten wollte, gerieten einige 
Pferde an einer tiefen Stelle in einen Strudel. Sie wurden 
don der Strömung fortgerissen und gingen mit ihren Reitern 
unter. Von der Patrouille erreichten inzwischen zwei Offiziere 
und ein Unteroffizier das Ufer von Posta. Als die Offiziere 
nun die gefährliche Lage der Soldaten erkannten, zogen sie sofort 
hre Uniformen aus und stürzten von neuem in den Strom, um 
die Leute zu retten, doch vermochten sie wegen der starken 
Strömung nicht bis in die Mitte des Stromes zu gelangen. 
Ein am Postaer Ufer wohnender Hausbesitzer eilte den Offi— 
zieren zu Hilfe und brachte sie glücklich an Land. Unterdessen 
varen Schiffer und Rettungsmannschaften mit Kähnen herbei— 
geeilt, doch gelang es nicht, die in den Strudel geratenen 
elf Mann zu retten. Diese ertranken sämtlich. Gegen 10 Uhr 
vurde der erste Tote gelandet. Um 12 Uhr war die letzte 
Leiche geborgen. Oberstabsarzt Demmelmann unternahm mit 
Hilfe von Mitgliedern der Postaer Sanitätskolonne stündenlang 
Wiederbelebungsversuche, die jedoch erfolglos blieben. Die Vesr— 
unglückten sind: Unteroffizier Dittrich, die Gefreiten Je— 
dicke, Possart und Obranskzka und die Ulanen Zimmermann. 
Gruhl, Hut, Börner, der Reservist Kreißig und der Reservist 
Wildenhain. Der letzte Name ist noch nicht festgestellt. 
Wit. Pirna, 12. Sept. Das heutige Unagalück ereignete 
tich im Verlaufe der MNansverübungen der 23. Division. Heute 
vormittag versammelte sich die 46. Infanteriebrigade, zu der 
das 17. Ulanenregiment gehört“, südlich von Pirna. Kurz 
vor 8 Uhr wurde eine Patrouille, bestehend aus zwei Offizieren, 
zwei Unteroffizieren und zwanzig Mann unter Führung von 
Leutnant Stresemann und Leutnant Freiherrn von Luttitz gegen 
den Feind vorgeschickt, der sich bei Neustadt sammelte. Die Pa— 
trouille ging bei Oberposta über die Elbe. Leutnant Skreese— 
mann schickte einen Ulanen vor, der mit einer Lanze die Wasser— 
tiefe untersuchen sollte. Bevor die Patrouille das rechte Elb— 
ufer erreichte, geriet sie jedoch an eine vier Meter tiefe Stelle. 
Die beiden Leutnants und einige Mann konnten sich an das 
rechte Ufer retten. Die übrigen wurden, nach einer Beschreibung 
von Augenzeugen, von der starken Strömung wie ein Knäuel 
zusammengerollt und gingen plötzlich unter, wobei nur 'die 
Lanzen oben schwammen. Einige Mann wurden von Fischern, 
zie mit Kähnen zur Hilfe eilten, gerettet. Die Leichen der elf 
Ertrunkenen wurden sämtlich ins Garnisonlazarett in Pirna 
überführt. Kurz vorher durchschritten oberhalb und unterhalb 
der Unglücksstelle andere Unterofsiziere und Mannichaften die 
Elbe ohne Unfall 
Wr 
Luftfahrt. 
Kaffel, 12. Sept. Das Luftschiff „Schwaben“ ist heute 
bormittag um 9 Uhr hier eingetroffen; es zog einen weiten 
Zreis über der Stadt und setzte in rascher Fobrt den Flug 
iach Düsseldorf fort. 
W. Düsfseldorf, 12. Sept. Das Luftschiff „Schwaben“ 
'am heute mittag um 1 Uhr 10 Min. in Sicht, machte über der 
Stadt eine Schleifenfahrt und landete um 1 Ubr 45 
Wpin 4—l0f 
Stuttgart, Flugplatz Weil, 12. Sept. Gestern früh erfolgte 
oer Start für den Ueberlandflug Stuttgart — UIm— 
rriedrichshafen. Hirth stieg um 5 Uhr 51 Min. 
Jeannin 5 Uhr 56 Min., Hoffmann 5 Uhr 58 Min,., Nölle 
3 Uhr 15 Min., Vollmöller 6 Uhr 26 Min., Schall 6 Uhr 
;9 Min. und Röder 7 Uhr 21 Min. auf. Nölle landete auf 
»em Cannstatter Wasen. Er wird vorläufig nicht weiterfliegen. 
Zzüchner hatte eine unglückliche Fahrt, der Apparat wurde 
ertrümmert, er selbst blieb unverletzt. Schall nahm bei 
sdeuffen eine Notlandung vor. Wie verlautet, ist ein Flügel 
eines Apparates gebrochen. Der Flieger selbst blieb unverletzt. 
Um, 12. Sept. Jeannin ist gestern um 7 Uhr 51 Min. 
zelandet, nachdem er in Ehrenstein zur Ergänzung seines Wasser⸗ 
»orrates eine kurze Zwischenlandung vorgenommen hatte. 
Bol Imöller jist um 7 Uhr 57 Min. eingetroffen. Hirth 
außte auf dem Exerzierplatz bei Lerchenfeld eine Notlandung 
ornehmen. 
Wit. Ulm,. 12. Sept. Heute abend gegen 5 Uhr fand in 
AInwesenheit von etwa 50-60 000 Personen anläßlich des schwä— 
ischen Ueberlandfluges 1911 hier ein Schaufliegen statt, 
ei dem Hanuschke mit 57 Minuten am längsten in der 
ruft blieb. Die größte Höhe erreichte Vollmöller und 
zirth, die bis 1500 Meter aufstiegen. Um 7 Uhr 16 Min. 
andete Lindpaintner, von Reutlingen kommend, auf dem 
xIlugplatz. Unfälle sind nicht zu verzeichnen. 
Wt. Verdun sur Meuse, 12. Sept. Ein deutscherl 
zallon landete gestern abend in der Nähe des Dorfes Rou⸗ 
»res, 23 Kilometer von Verdun. Die drei Insassen gaben an, 
infache Reisende bürgerlichen Standes zu sein und Frankfurt 
gestern vormittag verlassen zu haben. Die Gendarmerie be—⸗ 
scchlagnahmte zahlreiche photographische Vlatten und sandte sie 
an die Militärbehörde. 
Arbeiterbewegung. 
W. Dresden, 12. Sept. Nachdem die Verhandlungen zwi⸗ 
chen den beteiligten Arbeitgebern und Arbeitnehmern in Leipzig 
ine endgültige Einigung in nahe Aussicht gerückt haben, be⸗ 
chloß am 11. September das Kartell der sächsischen Me— 
allindustriellen, um möglichst weitere Schädigungen der 
ächsischen Metallarbeiterschaft zu vermeiden, auf den Vorschlag 
es Kartellverbandes Leipzig einstimmig: Die Aussperrungen 
n Chemnitz und Dresden werden am 13. Sept. abends auf—⸗ 
sehoben. Sie sollen in vollem Umfange am 27. September 
bieder aufgenommen werden, falls die Verhandlungen in Leip⸗ 
ig bis zum 23. September abends nicht zur vollen Einigung ge— 
üßrt Rhahen 
We⸗ Berlin, 12. Sept. Thomas Alwa Edison ist 
zeute vormittag mit Familie hierher abgereist. 
Wit. Posen, 12. Sept. Der deutsche Städtetag nahm 
ie von den Oberbürgermeistern Wallraf-Köln und Adickes— 
zrankfurt am Main eingebrachten Leitsätze zur Arbeitslosen— 
»ersicherung an, nach denen alle Gemeinden die Durchführung 
der zunächst erforderlichen Untersuchungen in den einzelnen Ge— 
verben nicht selbst übernehmen, sondern von den Regierungen 
ordern sollen. J 
MWt. Bremen, 12. Sept. Der laiserliche Bankdirektor und 
rster Vorstand der Reichsbankhauptstelle in Bremen, Geh. Reg.⸗ 
kat Schartmann, ist heute im 69. Lebensjahre ver— 
torben. 
Wi. Jena, 12. Sept. Der Ingenieur Richter ist heute 
iachmittag 1 Uhr 44 Min. hier angekommen, von einer großen 
Menschenmenge lebhaft begrüht. Richter fuhr mit seiner Frau 
ind seiner Mutter im offenen, mit Blumen geschmückten Wagen 
n seine Wohnung. Unterwegs dauerten die Begrüßungen fort. 
W. Lissabon, 12. Sept. Der deutsche Gesandte v. Bodman 
eilte gestern nachmittag der hiesigen Regierung die Aner-— 
ennung der Republik Portugal durch das Deutsche 
keich mit. Auch England, Desterreich-Ungarn, Italien und Spa— 
ien erkannten die Republik an. 
W. London, 12. Sept. Der deutsche Konsul in Queens⸗ 
owun gab gestern ein Vankett zu Ehren der Offiziere des 
5chulschiffes „Hansa“. Unter den Anwesenden befan— 
en sich der kommandierende Admiral der irischen Station, 
lle dort stationierten Marineoffiziere und die Kommandanten 
er Kriegsschiffe „Achilles“ und „Hood“, der Kommandeur der 
Truppen und der Lordmayor von Cork. Die Trinksprüche auf 
en deutschen Kaiser und den König von England wurden be— 
eistert aufgenommen. Vom Generalgouverneur von Irland, 
Lord Aberdeen, traf ein Telegramm ein in dem er bedauerte. 
im Erscheinen verbindert zu sein 
— 
— 
heer und Flotte. 
W. Berlin, 12. Sept. Angekommen: „Eber“ am 9. Sept. 
»or Agadir, am 11. Sept. vor Las Palmas (Canarische In— 
eln), „S 90“ am 12. Sept. in Tinafau. .VBIL ist am 11. Sent 
om Stapel gelaufen 
die mecklenburgischen Kaisermanöver 1941. 
Von unserem militärischen Berichterstatter.) 
Woldegk, 11. Sept. Bei der gestern abend erfolgten Be— 
prechung der Pressevertreter mit dem Generalstabsoffizier Maijor 
zeyl war folgender Beschluß zunächst mitgeteilt, daß, die Kriegs— 
age erst am folgenden Morgen bekannt gegeben werden könnte. 
zeute gelangte dieselbe in unsere Hände. Sie lautet folgender⸗ 
naßen: Allgemeine Kriegslage: Zwei rote Armeen haben am 
Sept. aus der Linie Bremerrörde —,amburg — Lübeck den 
Vormarsch in südöstlicher Richtung angetreten. Eine blaue Elb— 
»Amee weicht beiderseits des Stromes zurück. Die besondere 
Kriegslage für Blau 
uutet: Die zweite (Elb-) Armee iit am 10. September in 
je Linie Tuttlitz, Schnadenburg und Salzwedel zurückgedrängt. 
ztarke feindliche Kräfte haben VParchim, Südacker, Alzen und 
zoltau erreicht. In Schlesien und Süddeutschland freigewordene 
Reeresteile sollten mit der Eisenbahn anfänglich in die Gegend 
Nalchin, sowie nach Tiefhorn und Hannover hinübergezogen 
verden, um gegen die roten Flügel vorzugehen. Auf die Nach— 
icht von der Landung starker feindlicher Kräfte im Greifswalder 
Zodden wird die erste Armee nunmehr um Prenzlau am 11. Sept. 
norgens ausgeladen. Das Armeeoberkommando ist am 10. Sept. 
nittags in Tangermünde eingetroffen. Die bisher mit dem 
düstenschutz beauftragte 41. Infanteriedivision ist non der Heeres— 
eitung angewiesen, den Aufmarsch der ersten Armee zu sichern 
ind zu verschleiern. Sie hat am 9. Sept. der roten Landarmee 
in der Peene Widerstand geleistet und ist bis zum 10. Sept. 
bends hinter dem Landgraben und die Tollense in die Linie 
fgerdinandehafen, Neddemin, Neubrandenburg zurüdgewichen. 
divisionsstabsquartier: Friedland. Rote Vorposten sind bei 
ucherow, Stretense und Treptow a. T. festaestellt. Die be⸗ 
indoer⸗ 
Kriegsläge für Not 
lautet: Am 10. Sept. hat die erjite Armee die Gegend Verder 
a. d. Aller, Soltau, die zweite Armee die Linie Uelzen— Parchin 
erreicht, die blaue Elbarmee ist bei Schnackenburg und Puttlit 
urückgegangen.“ Im Greifswalder Bodden ist inzwischen die 
zritte Armee mit diem Auftrag gelandet, in südlicher Richtung 
orzugehen, die blauen Küstenschutztruppen (etwa eine Division 
zatten am 9. Sept. an der Peene Widerstand geleistet und an 
— V 
Neddemin und Ferdinandshof besetzt. Die Vortruppen der dritten 
Armee sind bis in die Linie Treptow — Vermen—Stretense— 
ducherow gelangt. Armee⸗-Hauptquartier: Jarmen. Von der 
weiten Armee war die verstärkte 18. Kavalleriebrigade unter⸗ 
liichtet worden, um östlich des Müritzsees gegen die untere Oder 
zufzuklären und hierbei die Verbindung mit der dritten Armee 
rufzunehmen. Die Brigade hatte am 9. Sept. die Gegend 
Waren und Malchin von Feinden freigefunden und wollte am 
0. Sept. nach Waren vorgehen. Rot beabsichtigt am 11. Sept. 
n südlicher Richtung weiter zu marschieren; ihm kommt es daraus 
in, nach vorwärts Raum zu gewinnen, den gegenüberstehenden 
Jeind zu schlagen, ehe er Verstärkung erhält, und sich dann gegen 
ie rechte Flanke der blauen Elbarmee zu wenden. Am 10. Sept. 
3 Uhr abends, erhielt das Armeehauptquartier in Jarmen eir 
Telegramm der Heeresleitung aus Boitzenburg an der Elbe 
nach dem die am 8. Sept. freigewordenen Truppen mit der 
Fisenbahn aus Süddeutschland und Schlesien auf Hannover und 
Berlin befördert werden. Die dritte Armee sollte ihren Vor 
narsch in der bisherigen Richtung fortsetzen und die in Waren 
ingetroffene verstärkte 18. Kavalleriebrigade wurde ihr unter⸗ 
tellt. Es wurde daraufhin befohlen, daß am 11. Sept. das 
). Armeekorps von Treptow a Toll. ber Neddemin, Neu—⸗ 
hrandenburg auf Stargard mit einer Entsendung östlich des 
Tollenseflusses), das 2. Armeekorps über Friedland auf Golm 
narschieren sollte. Die verstärkte 18. Kavalleriebrigade geht 
üdlich des Tollensees, um den weiter zurückgehenden Feind 
rufzuhalten, wenn neue feindliche ron Süden kommende Kräfte 
ie Linie Gransee, Templin, Angermünde erreicht haben. Die 
eiden Armeekorps haben die Anweisung, siarke Vorhuten zum 
Deffnen der Uebergänge über den Landgraben zu bilden. Es 
rdnen darauf an: das 9. Armeekorps: Die 17. In— 
anteriedivision erzwingt die Uebergänge über den Landgrabes 
ei Neddemin und Brunn und marschiert darauf auf Neubran⸗ 
jenburg weiter. Die 18. Infanterie-Division folgt der 17 
Division und übersendet ein Departement von Gülz auf Pries— 
eben, Klein-⸗Tetzleben, Groß-Tetzleben auf Neubrandenburg; 
2. Armeekorps: 3. Infanterie-Division marschiert von Sa 
rower Mühle über den Kawelpaß zunächst bis Friedland, 4. In— 
anterie⸗Division folgt der 3. Infanterie-Division vorläufig bi— 
Sarnow; die verstärkte 18. Kavalleriebrigade südlich des Tol 
ensesees in zwei Kolonnen vorgehend, beabsichtigt 12 Uhr mittag 
zie Linie Usadel —Blumenhagen zu erreichen. Die blaue 41 
Infanteriedivision war in Fortsetzung ihres bisherigen Auftrage⸗? 
am 10. Sept. über den Landgraben zurückgegangen und haftt 
die Uebergänge zwischen Ferdinandshagen und Neddemin ge 
spetrt. Bei dem Armeeoberkommando bei Angermünde ging 
am 10. Sept. ein Heeresbefehl aqus Magdeburg ein, welcher 
anordnet, daß die erste Armee den gelandeten Gegner an—⸗ 
neifen soll. Die 41. Infanteriedivision wurde ihr unterstellt. 
Die zweite Armee sollte einen seindlichen Angriff in Linie 
Pritzwalk, Wittenberge, Arendsee annehmen, die dritte Armee 
rus Linie Tiefhorn —Hannover gegen den rechten Flügel vor— 
zehen. Das Armee-Oberkommando ordnet an: daß die 41 
Inf.⸗«Division unter Vermeidung zinschneidender Kämpfe möglichst 
larke rote Kräfte auf sich ziehen und westlich der Linie Wol— 
vegk —Fürstenwalde zurückgehen sollie. Die Garde-Kavallerie 
Dirision hat auf Friedland vorzugehen, um im Zusammenwirken 
mit der 41. Infanteriedivision den feindlichen Vormarsch zu 
erzögern. Das 20. Armeekorps (ohne 41. Infanterie⸗Divi⸗— 
ion) erhielt Befehl, im Vortrabe die Linie Schlettkow — Otten- 
zagen zu erreichen und die Seeengen bei Hildebrandshager 
ind Fürstenwerder offen zu halten. Tas Gardekorps wurde 
ingewiesen. mit Vortruppen Briestow und Ellingen zu erreichen, 
»en Armeebefehl entsprechend. Das 20. Armeekorps (41. Janf. 
Division) verzögert im Verein mit der Garde-Kavalleriedivision 
en feindlichen Vorniarsch und geht westlich der Linie Woldegk— 
fürstenwerder zurüch; 3. Garde⸗Infanteriedivision erreicht mit 
ßortruppen Schlettkow. Ottenhagen, war 11 Uhr vormittags 
hei Taatz und übernimmt die Postenanordnung der Seeengen; 
hHatdekorbss (2. Garde-Inf.⸗Dipision) marschiert von Blidkow 
iber Prenzlau auf Blindow; 1. Garde-Inf.Division von Potz— 
ow über Strehlow auf Ellingen. Tie Divisionen sollen, wenn 
zis zur Erreichung dieser Machtmittel keine ernste Berührung 
nit dem Feinde stattfindet, beiderseitig in Prenzlau Alarmquar 
iere beziehen. Tie Garde-Kapalleriedivision geht zur Unter⸗ 
fützung der 41. Infanterie-Diodision von Strasburg über Schön— 
ausen auf Lübbersdorf vor. 
Bei beiden Parteien befinden sich Militärluftschiffe, 
und zmar „Me2“ bei Blau, „M 3“ bei Rot. Ersteres ist 
enntlich durch eine weißblaue Fsagge und durch silbergrauen 
Anstrich, und wird vom Hauptmann Schoof geführt; letzteres 
rägt eine weißrote Flagge und hat gelben Anstrich; sein Führer 
jt Hauptmann George. Außer den Führern befindet sich in den 
Lufsichiffen je ein Generalstabsoffiziet. Heute morgen er— 
chienen alsbald Luftschiffe in der Richtung Woldegk—Friedland. 
zereits gegen 127 Uhzr das blaue Luftichiff „Me2“. Es hielt sich 
m allgemeinen östlich der Straße Woldegk— Friedland. Sein 
zlug schien trotz des starken Windes glatt von statten zu gehen. 
Hegen 8 Uhr erschien in nächster Nähe des blauen Luftschiffes 
in rotes Flugzeug, das sich im allgemeinen in seinem Fluge längs 
inserer Fahrsstraße hielt. Das zur roten Armee gehörende Luft— 
chiff „Me3“ wurde erst gegen 11 Uhr über dem Roggenhagener 
Wald geslichtet. Es zog sich im al gemeinen nach sdöstlicher 
Richtung, anscheinend um den Rückmarsch der blauen Kültenschutz— 
truppe und die Versammlungsorte der übrigen zu Blau gekörender 
druppenteile zu erkunden. 
Gegen 10 Uhr erschien der Kaiser nördlich Heinrichshager 
uind stieg dort zu Pferde. Hier hatten auf der Strabe nach 
Henzkom die zurückgehenden blauen Truppen eine Bereitschafts 
tellung bezogen und dieselbe mit äuferst geschickt angelegten 
Schützengräben ausgerüstet. Diese Schützengräben waren nur 
chwach besetzt, hatten aber in ihrem Bau Scheinbauten, so daf 
ie nach dem Gegner zu eine größere Besetzung vortäuschten. 
Hegen 11 Uhr drang der rote Gegner über Friedland und in 
Zreiter Linie östlich und westlich Friedlands nach den vorher schon 
angegebenen Miarschzielen vor und drängte die blauen 
Truppen zurück. Der Kaiser begab sich um 12 Uhr voni 
Manövßergelände zu seinem Frühstückszelt nach Heinrichswalde. 
Unter den Truppen, deren nähere Kriegsgruppierung noch in 
dem nöchsten Bericht erfolgen wird, befanden sich ke i ne Truppen 
mit feldgrauen Uniformen. Postel, Viajor a. D. 
W. Strasbura, 12. Sept. Soweit beobachtet werder 
ftonnte. giug Rot mit dem 2. und 9. Korvps auch heute weiter
	        
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