Full text: Lübeckische Anzeigen 1911 (1911)

anwalt Dr. Jonas-Altong, mit einer weiteren Beschwerde 
in das Oberlandesgericht in Kiel, doch hat auch dieses auf 
Zurücweisung der Beschwerde erkannt und zwar weil Flucht- 
derdacht vorliegt. Die Antersuchungshaft dauert daher fort. 
Neumünster, 11. Sept. Die Polizeihunde der 
Stadt, 17. follen verkauft und der Hundezwinger aufgehoben 
verden. 
Flensburg; 11. Sert. Eine Ehrung für das 
zandwerk. In der letzten Vorstandssitzung der hiesigen 
zandwerkskammer führte der anwesende Staatskommissar Geh. 
Reg.-Rat Neumann aus, dal die Ordensverleihung, die an den 
Präsidenten kürzlich erfolgt sei, außer einer persönlichen Ehrung 
ür den Dekorierten, auch eine Ehrung für das Handwerk 
zedeuten soll. — Quarantäneanstalt. Die Vächter der 
ziesigen Quarantäne haben zum 1. Oltt. gekündigt. Es ist 
eine Neuausschreibung mit Bewerbungsfrist bis zum 20. Sept. 
erfolgt. Voraussetzung ist eine Mindestpacht von 60 000 M 
ährlich, die einer Einfuhr von 15000 Stüd Vieh entspricht, 
da für jedes Stück Vieh für die Dauer von zehn Tagen 4 M 
uin Pacht gezahlt werden. — Verurteilt hat die Straf⸗ 
ammer den früheren Polizeisergeanten Meier, der bei einer 
Festnahme einen Buchhalter beleidigte und körderlich mißhan⸗ 
jelte, zu 100 MuGeldbuße. M. ist aus dem städtischen Dienst 
entlassen.« 
Eckernförde, 12. Sept. Vom Automobil über⸗ 
zahren. Als Sonntag nachmittag der Graf von Alten⸗ 
of mit seinem Automobil zur Stadt fuhr, wollten zwei 
Angehörige der Marine mit ihren Rädern nach der Wasser⸗ 
eite ausbiegen. Der Graf, der selbst am Steuer saß, über⸗ 
uhr einen von ihnen, der auf der Chaussee liegen blieb. 
der Verunglückte wurde nun sofort mit dem Automobil näch 
hier zu einem Arzt gebracht, der schwere innere Verletzungen 
keststellte, so daß an dem Aufkommen des Verunglückten ge⸗ 
weifelt wird. 
Großherzogtum Oldenburg, Fürstentum Lübed. 
Eutin; 12. Sept. Der Verband der Bäder und 
Sommerfrischen in Schleswig-Holstein und Lauenburg hält 
im 16. und 17. Sept. seinen Verbandstag hierselbst ab. Am 
ersteren Tage findet ein Begrüßungsabend und ev. eine Motor—⸗ 
bootfahrt statt, während die geschäftliche Sitzung am nächsten 
Tage vormittags 912 Uhr eröffnet wird. In dieser er— 
tattet u. a. Dr. Petersen-Kiel den Bericht über das verflossene 
heschäftsjahr und Bürgermeister Mahlstedt-Eutin über die vor— 
zenommene Propaganda. Weiter gelangt die für 1912 beab— 
ichtigte Propaganda zur Besprechung. 
ESchwartau, 12. Sept. Gemeinderatssitzung. 
Die Errichtung des Professor Peterichschen Monumentalbrunnens 
ruf dem Marktplatz erfordert einen Kostenaufwand von 12000 
Mark. Von dieser Summe sind noch 2000 Muungedeckt. Das 
Komitee für die Errichtung des Brunnens hat daher bei der Re— 
zierung beantragt, die 2000 Miaus Mitteln des Landesverbandes 
u bewilligen. Auf Aufforderung der Regierung, sich hierzu 
zutachtlich zu äußern, beschloß der Gemeinderat, den Antrag 
des Komitees zu befürworten. — Für das verst. Mitglied des 
Brovinzialrats, Aktuar Tesenfitz, wurde Zimmermeister Menschel 
nit 9 von 12 Stimmen gewählt. — Die Beschlußfassung über 
einen Antrag des Bauamts Lübed, den Teerhof aus dem 
hielsigen Wasserwerk zu versorgen, wurde vertagt, weil die Rück— 
iußerung des Bauamts auf die Vorschläge der Wasserkom- 
mission noch nicht vorlag. 
X. Ahrensbök, 12. Sept. Ein Schauturmen hielt 
Sonntag der Männerturnverein auf dem Lornsenplatze vor 
der Turnhalle ab. Nachdem das Lied: „Wem der Jugend 
Ideale“ verklungen, trat die Knabenabteilung an, um einige 
Stabübungen vorzuführen, die vortrefflich gelangen. Auch 
die darauffolgenden Keulenübungen der Männerabteilung zeug— 
ten von emsigem Fleiß. Zum erstenmal traten Sonntag 
die Mädchen- und Damenabteilungen, die vor kdurzem gegrün— 
det wurden (erstere schon 37, letztere 12 Teilnehmer starkh), auf 
und ernteten dieselben für ihre Leistungen, die von großem 
Fleiß während der kurzen Zeit zeugten, regen Beifall. Auch 
an den verschiedenen Geräten zeigten dann noch die ein—⸗ 
elnen Abteilungen ihr Können. Vortreffliches wurde zum 
Schluß noch geboten von der Männer⸗ und Knabenmuster⸗ 
riege am Reck und Sprungtisch. 
Großherzogtümmer Medlenburg. 
88 Grevesmühlen, 12. Sept. Die Bürgeraus— 
schußwahl, die Sonnabend abend zum Ersatz für den 
verst. Bürgervorsteher Kaufmann Kröncke angesetzt war, konnte 
nicht erledigt werden, da nicht 53 der berechtigten Wähler 
»er zweiten Wählerklasse ihre Stimmen abgegeben haben. 
Es muß zur Fortsetzung der Wahl ein zweiter Termin statt— 
tinden. — Der Männer-Turnverein machte Sonntag 
eine Turnfahrt mit der Bahn nach Plüschow und von 
bort zu Fuß über Quaal, Tressow und Gressow nach dem 
Sternkrug, wo Rast gemacht wurde. Die Rückkehr erfolgte 
zu Fuß auf der Wismarschen Chaussee. — Der Krieger— 
pesrein zu Hohen-Schönberg feierte Sonntag den Tag von 
Sedan durch einen Ball. 
Rehna; 12. September. Der Geflügelzucht— 
zerein für Rehna und Umgegend hielt Sonntag nachmittag 
eine Versammlung ab. Nach Erledigung der reichhaltigen 
Tagesordung wurden unter die anwesenden Miitglieder ein 
Zaß 1,2 Ramelsloher Hühner veriost, ferner wurde beschlossen, 
im Sonntag, 8. Oktober d. J. ein Vereinsvergnügen mit 
iachfolgendem Kränzchen im Noreinlofale abzuholten 
versammlung der Bürgerschaft 
amn Montag, dem 11. September. 
Wortiührer Konsul Dimpker eröffnete die Sitzung um 
3 Uhr 20 Min. und legte zunächst die Abrechnung der Bürgerschaft 
üc das Jahr 1910 vor. Danach fragte er, wann von der 
Fommission zur Vorprüfung der Senatsvorlage betr. die Wasser— 
cersorgung des Ansiedlungsgebietes in Kücknitz der Bericht zu 
erwarten sei. 
B.⸗Mi. Lippert teilt als Vor'itzender dieser Kommission 
nit, daß dieser Ende August ein Schreiben des Herrn Senats— 
fommissars zugegangen sei, in weichem die Kommission ersucht 
werde, auch zu prüfen, in welcher Weise die Wasserversorgung 
auch für Feuerlöschzwecke verwendbar gemacht werden könne. 
Infolge dieser Erweiterung der Arbeiten der Kommission habe 
äich die Fertigstellung des Berichtes etwas verzögert. 
Worfführer Konsul Dimpker: Noch nicht berichtet habe 
des weiteren die Kommission zur Prüfung des Senatsantrages 
hetr. Erlaß eines Nachtrages zum Gesetz über die Erhebung 
iner Gewerbesteuer von Gast- und Schankwirtschaften sowie dem 
Kleinhandel mit Branntwein. Vom Vorsitzenden der Kom⸗ 
nission sei ihnm schrifilich mitgeteilt worden, daß diese noch die 
krgebnisse der neuen Gewerbesteuer zu berüchsichtigen vedenke; 
a diese der Kommission inzwischen mitgeteilt worden seien, 
eide der Bericht wohl bald erscheinen können. Ferner fehle 
och der Bericht der Kommission zur Prüfung des Senats- 
ektets betr. Anlegung von Mündelgeldern. Die Kommission 
abe ihren Bericht nach einer schriftlichen Mitteilung des Vor⸗ 
itzenden demnächst in Aussicht genommen. Endlich fehle noch 
er Kommissionsbericht über das Senatsdekret betr. Heran⸗ 
iehung hiesiger Architekten zu öffentlichen Bauten. Hierüber 
önne er nichts mehr mitteilen. Unter den an die Bürgerschaft 
elangten Eingaben befinde sich eine vom Verein FSüxrtertor- 
NRarli, die Einführung eines 5-Minuten-Verkehrs auf der Marli— 
zahn betreffend. Er beabsichtige, sie der Kommission zur Vor—⸗ 
rüfung der Frage der Einführung von Zeitkarten für die 
ztrabenbahn zu überweisen. 
Die Bürgerschaft erklärte sich hiermit einderstanden. 
Wortführer Konsul Dimpker: Er habe ferner der 
Zürgerschaft mitzuteilen, daß Herr Rudolph Thiel ihm seinen 
Tustritt aus der Bürgerschaft angezeigt habe und diesen mit 
»er Vergrößerung seines Geschäftsbetriebes und einem ernst— 
jaften, inzwischen allerdings überstandenen Augenleiden be— 
zründe. 
Wortführer und Bürgerschaft gaben ihrem lebhaften Be— 
hauern über das Ausscheiden des Herrn Thiel Ausdruck. 
Hiernach wurde die Wahl der Kommission zur Vor—⸗ 
zrrüfung der Frage der Einführung von Zeitkarten für die 
5trahßenbahn vollzogen und zu Mitgliedern derselben be— 
timmt: 
Die Herren Dr. med. J. Meyer, Kommerzienrat! 
Scharff, Polizeiinspektor Lippert, Rechtsanwalt Dr. von 
zrocken und Kaufmann von Schack, sowie als Ersatz- 
aänner die Herren Postsekretär Klein und Hauptlehrer Scchul⸗ 
nerich. 
Sodann wurde in die Tagesordnung eingetreten. 
1. 
ßerlängerung der Frist Gis zum 1. Okt) für die 
dem Senat erteilte Ermächtigung zur nachträg⸗ 
ichen Anrechnung von Pensionsdienstiahren. 
B.“M. Schulmerich fragt an, wie weit die Frage 
der Regelung der festen Anstellung der Silfslehrer gediehen 
ei. Bei der Beratung des Beamtenetats habe der Senat 
ersprochen, eine diese Angelegenheit regelnde Frage inner⸗ 
alb sechs Monaten an die Bürgerschaft gelangen zu lassen. 
diese Zeit sei inzwischen nicht unerheblich überschritten. In⸗ 
wischen sei auch das Gehalt der Bureauhilfsarbeiter neu ge— 
egelt worden, so daß jetzt manche von diesen ein höheres 
Hehalt bezögen als die Hilfslehrer in Lübeck überhaupt be— 
iehen können. Es sei daher wohl der Wunsch gerechtfertigt, 
aß diesem gewiß nirgends in Deutschland wiederkehrenden 
zustand baldmöglichst ein Ende gemacht werde. 
Senator Dr. Fehling: Die betreffenden Vorarbeiten seien 
bgeschlossen, und er glaube, ohne erst in der Ratsstube anfragen 
u müssen, die Erklärung abgeben zu dürfen, daß die Vorlage 
obald wie möglich an die Bürgerschaft gelangen werde. Diese 
Ungelegenheit habe aber mit dem vorliegenden Antrage nichts 
al tun. 
B.⸗M. Köster: VWor etwa Jalresfrist habe der Senat 
ine Rebrision des Beamtenpensionsgesetzes in Aussicht gestellt. 
vr gestatte sich die Anfrage, wie weit die Arbeiten vorgeschritten 
eien und wann die Bürgerschaft eine entsprechende Vorlage 
Twarten dürfe. 
Senator Dr. Fehling: Ihm sei nichts davon bekannt, 
daß der Senat eine derartige Zusage gemacht habe. 
B.⸗M. Pastor Evers glaubte gleichfalls, daß Herr Köster 
ich im Irrtum befinde. Er meine wohl die Aufstellung von 
5rundsätzen für die Berechnung des Pensionsdienstalters. 
B.M. Schneider bestätigte, daß der Senat nur eine dahin⸗ 
ehende Erklärung abgegeben habe. FB 
Senatot Dr. Fehling: Was in dieser Hinsicht geschehen 
ei, darüber werde er der Bürgerichaft in der nächsten Sitzung 
Mitteilung machen können. 
Sierauf wurde die Senatsvorlage Iangenommen. 
2. 
Nachbewilligung von reichlich 166000 M 
ruf budgetmähige Ausgaben im Rechnungsijahre 
1910. Diesen Mehrausgabenstehen an 4160000 M 
Minderausgaben und Mehreinnahmen 
gegenüber. 
B.M. Rechtsanwalt Fehling: Vor einiger Zeit sei von 
em ehemaligen Senatssekretär Herrn Regierungsrat Dr. Brückner, 
eizt Bürgermeister in Schleswig, ein Werk über Lübed erschienen. 
in diesem seien auch die wesentlichsten Bestimmungen einer Ge— 
häftsordnung zum Abdrud gelangt, welche der Senat sich für die 
Im obliegenden Angelegenheiten aufgestellt habe. Es wäre 
aher wohl gewiß kein unbescheidener Wunsch, wenn der geseiz⸗ 
ebenden Körperschaft Lübedss die ganze Geschäftsordnung mit— 
eteilt werde. 
Senator Dr. Fehling: Die Geschäftsordnung der han⸗ 
⸗atischen Senate sei deren interne Angelegenheit. Wenn daraus 
was veröffentlicht werde, wäre des sicher nicht mit der Ein⸗ 
illigung der Senate geschehen. 
B.eM. Löwigt: Die Ueberschreitungen erschienen den 
zozialdemokraten a ußerordentlich hohe zu sein, insbesondere die⸗ 
enigen der Ehrenausgaben des Senates. Sie glaubten, daß 
er Senat sehr wohl etwas sparsamer wirtschaften koönne, vor 
Ilemn sei es nicht notwendig, daß bei jedem kleinen Anlaß 
in Festessen gegeben werde. 
Senator Dr. Fehling: Eine ähnliche Mahnung zur Spar⸗ 
imkeit sei schon vor einigen Monaten an den Senat gerichtet 
borden. Wie damals müsse er auch jetzt wieder auf die ver— 
assungsmäßige Bestimmung hinweisen, nach welcher dein Senat 
as Recht zustehe, nach seinem pflichtgemäken Ermessen Ehren— 
zusgaben zu veanspruchen. Die Bürgerschaft, nicht das einzelne 
qzürgerschaftsmitglied, könne hinterher eine Aufrechnung über 
ie Ausgaben verlangen, aber sie dürfe üherzeugt sein, daß 
er Senat die Staatskasse nicht mit Ausgaben belasten werde, die 
iicht zur Wahrung des Ansehens der Stadt und des Staates 
inbedingt ersorderlich wären. (Sehr richtig.) 
Hierauf wurde die Senatsvorlage angenommen. 
3. 
zewährung einer Staatsbeihilfe von jährlich 
400 Maan die Lübecker Badeanstalt für die 
Rechnungsjahre 1912;, 1913 und 1914. 
B.“M. G. Ehlers: Wenn die Bürgerschaft der Badean⸗ 
talt solche Zuschüsse gewähren solle, sei es wohl kein unbillges 
zerlangen, wenn die Bürgerschast von der Badeanstalt ver⸗ 
inge, daß sie ihr ihre Abrechnung vorlege. Sodann erwarte 
heute vom Senatskommissar eine Antwort auf seine vor 
iner Reihe von Wochen gestellte Anfrage, warum in den Frei— 
adeanstalten eine Gebühr sür die Benutzung von Kabinen 
rhoben worden sei. 
Senator Dr. Fehlin g: Die Lübecker Badeanstalt habe 
des Jahr einen Bericht an das Finanzdepartement gelangen 
assen. Schätze seien bisher nicht angesammelt. Senat und 
Bürgerausschufj seien der Ansicht, daß bei der Vage der 
siesigen Badeverhältnisse die Unterstützung im Interesse der 
zevölkerung gewährt werden müsse. 
Senator Rabe: Für die Benutzung der Kabinen in den 
Freibadeanstalten sei eine Gebühr von 10 Pfg. erhoben worden— 
im der überwiegenden Benutzung der Kabinen durch die Ju⸗ 
jend vorzubeugen. 
B.M. Dr. J. Meyer: Was Herr Ehlers wünsche, sei 
soch nicht in den Akten der Senatsvorlage zu sinden, denn die 
Ibrechnung und die Benutzungsziffer sei in dem Bericht des 
zorstandes der Badeanstalt nicht enthalten. Auch er halte es 
ür wünschenswert, dah die Abrechnung der Vürgerschaft und 
ie Benutzungsziffer dem Statistischen Amt mitgeteilt werde. 
Senator Dr. Fehling: Er werde diese Anregungen 
veitergeben. 
B.M. H. Thiele wünschte, dah nicht nur eine, sondern 
ille Badeanstalten geöffnet blieben. 
B.eM. G. Ehlers: Hinsichtlich der Benutzung der Ka⸗ 
inen durch jugendliche Personen glaube er, dah die Bademeister 
ezw. die Bademeisterinnen es an der nötigen Energie in der 
Tufsicht fehlen ließen. Die Freibadeanstalten würden bei 
pielsweise auch von Damen benutzt, die sehr wohl nach der 
trähenteichbadeanstalt verwiesen werden könnten. 
Senator Rabe: Die Benutzung der Kabinen in den Frei— 
zadecnstalten rechtfertige durchaus eine kleine Gebühr. Auch 
jehe es nicht an, daß der Bademeister bezw. die Bademeisterin 
»arüber zu entscheiden hätten, wer in Freibadeanstalten zu 
zaden habe oder nicht. 
B.⸗“M. A. Pape: Wie die Freischulen, würden auch wohl 
iach und nach die Freibadeanstalten aufgehoben werden. Be— 
auerlich sei es, s. E. dah in der St. Lorenz-Badeanstalt 
nicht Herren und, Damen gleichzeitig baden könnten. 
Hierauf wurde die Senatsvorlage angenommen. 
4. 
Voranschlag für das Forstwirtschaftsijahr 
1911/1912. 
Die Einnahmen sind auf 178 006 M, die Ausgaben auf 
0O5 147 Muveranschlagt, sodaß ein Reinertrag von 72918 Muzu 
rwarten ist. 
B.M. Wittfoht bemängelt, daß es den Forstarbeitern 
mtersagt sei, sich Brennholz aus den Revieren zu holen und 
ragte des weiteren, ob seitens des Finanzdepartements einmal 
krhebungen über die Lohn- und Arbeitsverhältnisse der Forst- 
irbeiter angestellt seien. Er habe kürzlich zufälligerweise einen 
Steuerzettel eines solchen Arbeiters gesehen und aus diesem 
mntnommen, daß diese Arbeiter nur 6—5700 Muverdienten. 
Fine Lohnerhöhung sei danach wohl angebracht. 
Senator Dr. Fehling: Sinsichtlich der Holzdeputate 
jabe er sich vorgenommen, der Bürgerschaft an der Hand 
zer Akten eingehende Mitteilungen zu machen, Dazu sei er 
illerdings augenblicklich nicht in der Lage, da die Akten nicht 
ur Stelle seien. Was die Arbeiter anbetreffe, so dürfe 
er sagen, daß vollste Zufriedenheit unter ihnen herrsche. Neben 
hrem Gehalt hätten sie manche schöne Nebeneinnahme, dazu 
reie Wohnung, Land usw. Es sei ihm nicht bekannt ge— 
oorden, daß die Forstarbeiter irgendwelche Aenderungen ihrer 
zezüge gewünscht hätten. 
B.M. 5. Thiele: Natürlich kämen die Unzufriedenen 
ächt zum Herrn Senator oder zum Förster, dann man 
visse wohl, wer sich beschwere, oder mehr Lohn fordere, werde 
ntlassen. Er möchte an das Finansdepartement die Bitte 
ichten, dan den Forstarbeitern, wie allen Arbeitern, der Lohn 
im Freitag und nicht mehr, wie es bisher üblich gewesen 
ei, am Montag, ausbezahlt werde. 
Senator Dr. Fehling: D'e Verallgemeinerung von 
dlagen müsse er als auf unrichtigen Voraussetzungen be— 
uhend, entschieden zurückweisen. Das Finanzdepartement habe 
inen prächtigen Stamm von Jorstarbeitern, von denen manche 
040 Jahre im Dienste seien. Die Herren, die so allgemein 
avon gesprochen hätten, daß das Finanzdepartement die Forst⸗ 
irbeiter nicht gut behandle, kennten die Verhältnisse sehr 
hlecht. So stehe das Finanzdepartement nicht mit seinen Ar⸗ 
eitern, daß sie diese ohne weiteres aus Lohn und Brot jage, 
denn sie ihre Wünsche vorbrächten. Im Gegenteil, alle 
VBünsche würden sowohl seitens des Herrn Oberförsters wie 
uch des Finanzdepartements in wohlwollender Weise geprüft. 
die Ueberzeugung hätten auch die Forstarbeiter, und es sei 
aher von Unzufriedenheit unter ihnen nicht das mindeste be— 
annt geworden. (Sehr richtig.) Es herrschten keinerlei ir⸗ 
sendwie zu bemängelnde Zustände. 
B.M. Jade: Ihm sei bekannt, daß die ständigen Forst- 
rbeiter im Istaelsdorfer Revier ein Einkommen von 1000 M 
ätten, und den nicht ständig beschäftigten Arbeitern im Sommer 
Irlaub gegeben werde, damit sie bei den Landwirten während 
er Ernte mehr verdienen könnten. Auch wisse er aus eigener 
zrfahrung, daß die Forstarbeiter mit ihrem Einkommen durch⸗ 
aus zufrieden seien und sie die Umwandlung ihrer Nebenein⸗ 
ünfte in Geldbezüge gar nicht wünschten, da sie sich bei dem 
Rebenverdienst viel besser ständen. 
Hieraus wurde die Senatsvorlage angenommen. 
3. 
KReuregelung des Gehaltes des Waisenvaters— 
Der Senat beantragt, das Cehalt des Waisenvaters auf 
3000 M, steigend bis 5200 M, festzusetzen, wovon 2000 M 
ür Wohnung usw. zu kürzen sind. 
B.eM. Schlomer fragt an, wmie sich Senat und Bürger— 
chaft zum Fortbestand der Waisenhausschule stellten. Vor zwölf 
zahren sei die Aufhebung der Schule beantragt, aber von der 
zürgerschaft abgelehnt worden. Die Schule sei derzeit allerdings 
u einer sechsstufigen gemacht worden, während die Volks— 
chulen achtstufig seien. Wenn auch durch den Internatsunterricht 
ind kleinener Klassensrequenz manche Nachteile der größeren öffent⸗ 
chen Schulklassen ausgeglichen würden, so habe das Internats— 
eben doch auch manche Nachteile. Ferner vermisse er bei der 
erorstehenden Neuordnung des Armenwesens und der Waisen— 
flege die organische Einfügung des Waisenhauses in die übrige 
Paisenpflege. Er meine, es sei eine Zentralbehörde zu schaffen, 
je dauüber zu hestimmen habe, welches Kind in Familien- und 
helches in Anstaltspflege gegeben werden solle. 
Senator Kulenkamp: So lange er dem Senat ange— 
zre, sei ihm nichts davon bekannt geworden, daß die Auf— 
ebung der Waisenhausschule erörtert worden wäre. Auch in 
er Oberschulbehörde sei eine derartige Anregung nicht gegeben 
horden. Vielmehr habe man von der Leistung und Leitung der 
Vaisenhausschule immer nur das leite gehört, und es habe daher 
ür den Senat keinerlei Veranlassung vorgelegen, einzugreifen. 
zerner sei zu bedenken, daß das Waisenhaus eine Stiftung, 
ine öffentliche Wohltätigkeitsanstalt und darum unter beson— 
»erem Gesichtspunkte zu betrachten jei. 
BeM. Köster: An der Strafanstalt Lauerhof sollten 
in Werkmeister und ein Oberaufseher angestellt werden, BVeide
	        
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