vas Katharineum. Nach Beendigung seiner kaufmännischen
Lehrzeit trat er in die alte lübedische Firna J. J. Wedel ein.
deren Inhaber er bis zu seinem Hinscheiden war. Seine
geschäftllichen Beziehungen richteten sich in der Sauptsache nach
Finnland, wo er sich gleichfalls hohen Ansehens erfreute.
Der hiesigen Kaufmannschaft gehörte Herr Siemssen seit mehr
zenn 42 Jahren an und 26 Jahre war er Miitglied der hiesigen
Sandelskammer, wohl das schönste Zeichen“ dafür, welcher
Ichtung er sich unter seinen Berusskollegen erfreute. In der
handelskammer führte er den Vorsitz des Kassen-Ausschusses,
des Ausschusses für die Safengůterverwaltung und des Aus⸗
schusses für das Buredu und die Bibliothek, auch war er
nehesach Stellvertreter des Präses. Ferner war der Ver—
wigte wiederholt Rechnungsprüfer der Kaufmannschaft. Neben
seiner umfangreichen geschäftlichen und ehrenamtlichen Tätig⸗
ein fand sSerr Siemssen auch noch Zeit, im kommunalen
Leben sich zu betätigen und gemeinnützigen Bestrebungen zu
widmen. Lange Jahre war er ein angesehenes Mitglied der
Bürgerschaft und des Bürgerausschusses, gehörte dem Finanz⸗
departement, der Baudeputation und der Kanalbaubehörde als
bürgerlicher Deputierter an, war Vorsteher der Gesellschaft
zur Beförderung gemeinnütziger Tätigkeit und mancher Zweig⸗
institute derselben, Vorsteher des St. Johannis-Jungfrauen⸗
klosters und des Heiligen Geisthospitals, sowie Verwalter ver⸗
schiedener Testamente und Stiftungen. Ferner sei hervorgehoben,
daß der Verewigte Mitglied des Ausschusses der Lübeck-Büchener
Eisenbahn-Gesellschaft war und dem Aufssichtsrat der Deutschen
Lebensversicherungs-Gesellschaft in Lübeck, der Lübecker Privat⸗
bank, der Aktien-Gesellschaft Stanz und Emaillierwerke vormals
Carl Thiel & Söhne sowie der Lübecker Aktien-Bierbrauerei
angehörte. Nun hat ihn der unerbittliche Tod den Seinen
und seiner Vaterstadt genommen. Sie werden ihm allzeit
ein ehrendes Andenken bewahren.
Soher Besuch. Fürst Otto von Bismarih ein
Enkel des Altreichskanzlers, traf, im Automobil von Fried—
richsruh kommend, am Sonnabend in Gesellschaft der Gräfin
Hoyos; Gräfin Gödela Bismarck und Begleitung hier ein und
stiegen im Hotel Stadt Hamburg ab. Die Herrschaften be—
sichtigten das Rathaus; Marienkirche und den Dom.
Eübecker Strakenbahn. Betriebsergebnisse für den Monat
lugust 1911.
Befördert sind Eingenommen sind:
1911: 676 706 Personen, 1911. 67788,22 M,
1910: 614 333 1910: 59 208,89
* 62374 Personen. 4 8579,33 M.
Beiriebsergebnisse sür die Zeit vom 1. April bis 31. Auqust 1911.
Befördert sind:
Personen: Eingenommen sind:
18911: 3199915 1911: 320 671,44 M
1910: 2936 465 1910: 284 274,22.
* 261 450 36397, 22 M.
*Mehr Reklame für die Route Berlin — Gamburge —)
Warnemünde — Kopenhagen. Aus Kopenhagen schreibt man
dem Rost. Anz.: Der Weg von Deutschland nach Kopen⸗
hagen ist nicht so leicht zu finden, wie wohl die Anwohner
der Bahn glauben, an denen täglich der Schnellzug Warne—
münde —Kopenhagen vorüberrollt. Kürzlich kam ein Holländer
in Hamburg an und wollte von dort aus auch Kopen—
hagen besuchen; er erkundigt sich nach dem Wege und es
wird ihm zum Bescheid, daß dieser über Saßnitz —Trelle—
borg führte, welche Reise er denn auch gehorsamst machte,
um erst in Kopenhagen, nicht zu seiner Freude, eines Besseren
belehrt zu werden. Aehnlich so sollte es einem Kopen—
hagener Reisenden ergehen, der in Dresden ein Billeth
nach Kopenhagen forderte und ohne weiteres ein solches über
Saßnitz erhielt. Dieser, des Weges kundig, protestierte, aber
konnte erst nach längerem Disput ein solches über Warne—
münde erhalten, denn der Sachse meinte ganz aufrichtig,
daß alle Wege nach Kopenhagen über Schweden führten.
Die Moral von der Geschichte: Die Route Berlin — (Ham⸗
burg —) Warnemünde —Kopenhagen ist nicht so bekannt, wie
wir wohl annehmen, drum kann immer noch etwas mehr
äber sie geredet und geschrieben werden.
Der Lübecker Ferienkursus. Herr Direktor Dr. Schwarz
scchreibt über den diesjährigen Ferienkursus, über den wir
mehrfach berichteten, in den L. Bl. folgendes: „Der Ferien⸗
kursus der Teachers' Guild of Great Britain and Ireland, der vom
3. bis 14. August zum drittenmal in Lübeck abgehalten
wurde, unterschied sich von dem des Vorjahres vor allem
durch den stärkeren Besuch, der von 34 Teilnehmern auf
59 gestiegen war; rechnet man noch etwa 15 —20 Personen
hinzu, die mit herübergekommen waren, so ergibt das 75
bis 80 Personen, die drei Wochen lang, viele auch noch
etwas länger, in unserer Stadt geweilt haben. Die Teil—
nehmer waren wiederum meist Lehrer und Lehrerinnen, da⸗
neben aber auch Aerzte, Kaufleute, Ingenieure; auch ver—
schiedene Schulräte und Schulinspektoren nahmen teil. Sie
waren bei weitem zum drößten Teil Engländer, daneben war
noch Belgien, Dänemark und — Megypten vertreten. Die
Vorlesungen und AUebungen waren der gleichen Art wie
im Vorijahre, aber natürlich zahlreicher; sie bestanden aus
je einer Stunde Vorlesung von Direktor Dr. Schwarz über
verschiedene Kapitel aus dem modernen deutschen Leben, je
einer Stunde Phonetik, in zwei verschiedenen Kursen der
Herren Oberlehrer Grund und Thienhaus, und je einer
dritten Stunde Konversation, die unter Oberleitung von Frl.
Martha Bernhard von sechs jungen Damen gegeben wurde;
in dieser waren die Teilnehmer nach dem Grad, in dem sie
unfere Sprache beherrschten, zu verschiedenen Uebungen ver—
teilt. Hinzu kamen noch Spezialvorlesungen von Herrn Direktor
Schneider über kaufmännischen Briefstil und Herrn Dr.
Schaper über die Terminologie der Physik und Ehemie. An
geselligen Veranstaltungen fanden drei Abende im Kolosseum
statt und zwei Diskussionsabende im Schabbelhaus, in denen
unsere Gäste über ihre Eindrücke in Deutschland sich aus⸗
sprachen; sie waren alle, auch von Deutschen, stark besucht
Der letzte Abend bot den etwa 150 Anwesenden eine aller—
liebste Aufführung eines deutschen Einakters dar, bei der
die Herren Soering aus London, Coleman aus Hampstead
und die Damen Miß Trayler aus Sydenham, Miß Jones
aus Vork und Miß Dawes aus Castleford sich auszeichneten.
Außerdem hielt Herr Direktor Dr. Schwarz an einem Nach—
mittag einen Vortrag über Lübecks Bauten zu den Licht-—
bildern des Fremdenverkehrsvereins. Die Nachmittage boten
wieder Gelegenheit zu einer ganzen Reihe von Ausflügen:
nach Ratzeburg, Mölln, der Holsteinischen Schweiz, Pade—
lügge, Schwartau, Waldhusen, Krummesse. Besonders gern
wurde wieder entgegengenommen, daß wir die Gelegenheit,
allerlei öffentliche Einrichtungen zu sehen, reichlich bieten
können, und Herr Direktor Schwarz fühlt sich verpflichtet,
nen Dank für das freundliche Entgegenkommen der beteiligten
direktoren und jhrer Mitarbeitet an dieser Stelle weiler—
ugeben, der ihm vielfach ausgesprochen ist; vor allem
zaben die Lehrer und Lehrerinnen in unseren höheren,
jach⸗, Nolks⸗ und Mittelschulen überall die liebenswürdigste
lufnahme gefunden und manches Wort der Anerkennung
iber das Gesehene war mehr als die Söflichkeit des gut
lufgenommenen. Auch mehrere Fabriken, wie die Kochsche
Berft, das Drägerwerk, die Maschinenbauanstalt, haben allen
„der einzelnen Mitgliedern offengestanden. Der Fremdenver⸗
ehrsverein hat durch die rührige Tätigkeit von Herrn
Zahms reichlich zu dem glücklichen Verlauf mancher Unter—
ehmung beigetragen. Von großem Wert, im Gegensatz zu
indern Ferienkursen in Deutschland, war den Teilnehmern
uuch, daß ihnen ein gutes Theater für die freien Abende
ur Verfügung stand; drei Vorstellungen: Emilia Galotti,
doktor Klaus und Halbes Strom waren von Herrn Direktor
'eldhusen ausdrücklich für den Kursus veranstaltet und dem—
ntsprechend stark besucht. Möglich gemacht wurde das ganze
lnternehmen erst durch die Unterstützung unserer Oberschul—
ehörde, die die nötigen Räume zur Verfügung stellte, die
keilnehmer bei der Eröffnung wie der Schlußversammlung
egrüßte und ihnen sonst manche Erleichterung verschaffte.
Zie Stimmung des Ganzen war auch in diesem Jahre, nach⸗
»em die ersten Schwierigkeiten der Fremdheit überwunden
»aren, sehr behaglich und erfreuend; ein gut Teil davon
»ar dem Umstand zu danken, daß wieder Direktor Dawes
rit seiner Frau von der Teachers' Guild mit der Leitung
eauftragt war. Der Rest des Dankes gebührt dem großen
interesse der zahlreichen Damen und Herren unserer Stadt,
ie durch Aufnahme von Pensionären, durch Teilnahme an
en Veranstaltungen, durch Vorträge dabei mitgearbeitet haben,
ind endlich — dem aufnahmebereiten und zufriedenen Gemüt
mserer Gäste.“
uc. Die Zeit ist wieder gekommen, wo es zeitiger zu dunkein
zeginnt. Es ist daher die Mahnung am Platze, die Haus⸗
luren und Treppen rechtzeitig zu beleustzten. Bei Unter—
assung der Beleuchtung hat bekanntlich der Hauswirt für
twa vorkommende Unfälle zu haften.
V Zum Mord in der Palinger Heide ist weiter mitzu—
eilen, daß der des Mordes dringend verdächtige Peters ein—
jestanden hat, die Nacht zum Freitag in einer Moorhütte in
»er Nähe der Mordstätte verbracht zu haben. Von dem von
hm zum Ankauf von Kleidungsstücken verbrauchten, teils in
er Herberge mit , Monarchen“ verjubelten, teils bei ihm ge—
undenen Gelde behauptet er, es seien seine Ersparnisse. Das
it indessen aus mancherlei Gründen höchst unwaäahrscheinlich.
jerner hat man in der Herberge in Schönberg einen Korb
nit Kleidungsstücken gefunden, von denen festgestellt wurde,
zah sie Peters gehören. Bei der Untersuchung der Kleider
and man verschiedene Flecke, die anscheinend von Blut her—
ühren. Sie werden chemisch untersucht werden. Dah Peters
eine Ersparnisse besessen hat, geht auch daraus hervor, daß
r entweder im Freien oder n der oben erwähnten Moor—
hütte übernachtete. Des ermordeten Rettschlag Ersparnisse sind
llerdings auch nicht so bedeutende gewesen, wie von anderer
zeite behauptet worden ist. Ste lönnen sich auf höchstens 20 M
„elaufen haben. Rettschlag ist ror einigen Monaten wegen
iner Straftat verhaftet worden. Damals hatte er reichlich
Mein seinem Besitz. Er hat dann eine Freiheitsstrafe von
inigen Wochen verbüßt, die vor durzem abgelaufen war. Wäh—
end dieser Zeit kann er sich nur wenige Mark erübrigt
jaben. Peters hat, wie schon erwähnt, offenbar infolge seines
ängeren Verkehrs mit Rettschlag, von dessen Gapflogenheit,
eine Ersparnisse bei sich zu tragen, gewußt und sich nun wohl
resagt, dah Rettschlag e inen für seine Verhältnisse nicht unbe—
eutenden Betrag besitzen müsse. Das wird ihn dann bewogen
aben, den Rettschlag an der abgelegenen Stelle zu überfallen,
u ermorden und auszurauben. Das heute vormittag in der
Zztadt verbreitete Gerücht, Peters habe dem Schönberger Gen⸗
darmen gestern auf dem Rückwege von der Mordstelle, wo
er der Leiche gegenübergestellt wurde, nach Schönberg ein Ge—
tändnis abgelegt, bewahrheitet sich nicht.
— Travemünder Seewasserwärme.
9. Sept., mittags 18 Grad Tels., abends 179 Grtad Cell
10. Sept. morgens 17 Grad Cels. — Wind: Nord-West.
. Travemũnde, 11. Sept. Ein Einbruchsdiebstahl
wurde Sonnabend abend in der Villa Me Caw auf dem
Briwall verübt. Der Dieb gelangte durch das Kellerfenster
n das Haus. Es fielen ihm verschiedene Schmuchachen,
ine Damenuhr und ein Portemonnaie mit Inhalt in die
zände. Später am Abend soll ein Mann, der anscheinend
»em Seemannsstande angehörte, versucht haben, im Ort die
Schmucksachen zu verkaufen.
— —
Großherzogtumn Oldenburg, Fürstentum Lübed.
Ahrensbök, 11. Sept. Der Kanonstreit ist wieder
nein neues Stadium getreten, indem das Amtsgericht Ahrens⸗—
»ök die Zwangsversteigerung über das Grundstüch des Hufners
R. Wilcken in Barghorst auf Antrag der Regierung ohne Titel
ingeordnet hat. Auch über diese Maßregel hat man sich beim
zandgericht beschwert. Die Beschwerde ist abschlägig beschieden
vorden. Es ist zu erwarten, daß auch diese Zwangsversteigerung
»ie Grundlage für einen entscheidenden Prozek der Klasse der
dufner bilden wird. She e ,
Großhorzogtümer Vdecklenburg.
Lübtheen, 11. Sept. Stiftung. Der Präsident
des Hamburger Senates, Bürgermeister Dr. Predöhl, der sich
alliährlich längere Zeit in Alt-Jabel zur Sommerfrische auf⸗
hält, hat als Schmudk für die Sakristei der dortigen neuen
Kirche ein Oelgemälde. die „Verklärung Christi darstelsend,
gestiftet.
Sportncchrichten.
(Mitgeteilt vom Sportbureau Joh. Ganzel,
SHamburg J. F.: IV. 3790,3791.)
Rennen zu Berlin⸗Hoppegarten, 10. Sept. Ermunte⸗
rungs-Rennen der Sengste. Gulliver II GOleinik) 1.
Pindar 2. Mansfeld 3. Tot.: 44: 10, Platz: 17, 14, 24: 10.
* Lockvogel-Rennen. Oben Hinaus (Shurgold) 1. Harz⸗
urgerin 2. Gutes Zeichen 3. Tot.: 25: 10, Platz: 14, 19,
6310. — Renard-Rennen. 28000 M. Dolomit
Saxby) 1. Esche 2. Alvarez 3. Tot.: 13: 10, Platz: 11, 13,
3: 10 — Omnium. 25000 M. Cavello (H. Aylin) 1.
NRonsens 2. Laps 3. Tot.: 35: 10, Platz: 18, 44, 19: 10.
— Stuten-Biennial. Flagge (Warne) 1. Tot.: 12: 10.
— Versuchs-Handikap. La Turbie (H. Teichmann) 1.
Eilige 2. Tot.: 48: 10, Platz: 25, 21: 10. — Beruhigun ss—
Rennen. Isa (Teichmann) 1. Nikolaus 2. Lihelle II 3.
Tot.: 20: 10. Plat: 11. 13. 142 10
Rennen zu Paris⸗Chantilly, 10. Sept. Prix de Menne—
dal. Fitz Plum (Jennings) 1. Infortune 2. Quand 8.
Tot.: 64: 10, Platz: 21, 20, 82: 10. — Prix la Rochette.
0 000 Frs. Petulance (O Neil) 1. La Plata II2. La Faisan—
derie 3. Tot.: 33: 10, Platz: 16, 13: 10. — Prix la
Rochette. 20000 Frs. Zenith II (M. Barat) 1. Radial 2.
zouli 3. Tot.: 81: 10, Platz: 22, 12: 10. — Prix Jou—
»enée. 12000 Frs. Reinhart (O'Neill) 1. Tot.: 11: 10.
Internationales Schachturmer. Karlsbad, 11. Sept.
Stand nach der 15. Runde: Teschmann 1194, Schlechter
OV (I), Rotlewi 1092, Rubinste'n 9, Süchting, Bidmar und
Alechin je 852. Marshall 8 (1), Leonhardt, Perlis je 8, Cohn,
Zpielmann und Loewenfisch je 756, Burn, Chaijes, Duras,
Zostic, Niemzowitsch je 7, Tartakower und Chotomirs i je Gæ,
Johner, Jaffs, Salwe, Alapin und Fahrni je 52, Reabino-
vitsch 41/,.
— —
Zuftfahrt.
Paris, 11. Sept. Der Flieger Hellen legte die 104 Km
ange Strecke Etampes — Gidy in 14 Stunden 7 Mein. zwölfmal
im ganzen 1222 kxm) zurück und schlug damit seinen eigenen
m Kampf um den Michelin-Preis aufgestellten Resord.
Exyring abgestürzt und tot. Weil bei Eßlingen, 11. Sept.
Dder Aviatiker Eyring stieg Sonnabend abend auf, obwohl er
sewarnt war. Er stieh infolge der Dunkelheit gegen eine
Markierungsstange und wurde schwer verleßt ins Krankenhaus
zebracht, wo er, ohne das Bewußtsein zu erlangen, starb. Er
war beim Sturz unter die Maschine gekommen, sodan er
einen Schädesbruch; mehrere Rippenbrüche, einen Oberschenkel⸗
bruch und Knöchelbrüche erlitt.
London, 11. Sept. Die Eröffnung der Luftpost
wischen Hendon und Windsor fand Somabend statt; sie wurde
edoch durch starken Wind berinträchtigt, der den Start ver—
ögerte. Anstatt der vier gemeldeten Flieger flog nur einer
zon Hendon nach Windsor und zurück
seueste Nachrichten und Telegramme.
Das medlenburgische Kasermanöver.
M. Woldegk, 10. Sept. Der Raum, in dem sich das dies—
ährige Kaisermanöver abspielt, wird begrenzt, soweit dies mit
4ücksicht auf die freien Entschließungen der Führer sich durch—
ühren läht, im Norden durch die Peene, im Westen durch die
rinie Demmin—Neustrelitz, im Süden durch die Linie Neustrelitz —
Ingermünde und im Osten durch die Linie Angermünde — Uedcker⸗
nünde. Das abwechslungsreiche Gelände ist für alle Waffen⸗
attungen vorzüglich geeignet. Zur Stelle sind im ganzen 9844
Zataillone Infanterie, I8 Maschinengewehrkompagnien, 2 Ma—
chinengewehr⸗Abteilungen, 77 Eskadrons, 87 Feldbatterien, 14
chwere Batterien, 3 Pionierbataillone, die erforderlichen Tele⸗
raphenformationen, 2 Lenkluftschiffe, Flugzeuge. Unter der
jinfanterie befinden sich 6 Reservebataillone. Die Infanterie—
ind Pionierbataillone sind durch Reserven auf 700 Mann ver⸗—
zärkt. Die Gesamtstärke aller Wruppen beträgt 100 000. Es
sehmen teil das Gardekops. das zweite und neunte Korps
ind ein besonders aufgestelltes zwanzigstes Korps, das aus Ab⸗
aben der drei erstgenannten Korps gebildet worden ist. Auf
»et blauen Seite arbeitet „Me2“, auf der roten Seite „M 3“.
Als Wetterkundige sind tätig Dr. Pohlins und Dr. Leß. Von
eun Flugzeugen sind die Eindecker System Taube der roten
iördlichen Partei zugeftellt; die Zweideder System Albatros
zehören der blauen südlichen Partei. Als Piloten fungieren
»ei Blau die Leutnants Machkenthun, Frhr. v. Thäna, Förster,
Lanter und bei Rot die Leutnants Carganico, Engwer, Braun
ind Barends. Jedes Flugseug trägt außer dem Piloten einen
eobachtenden Offizier. Beide Parteien führen Ballonabwehr⸗
ranonen auf Kraftwagen oder Räderlafetten mit. Die all—
emeine Kriegslage ist: Zwei rote Armeen traten am 7. Sep⸗
ember aus der Linie Bremervörde-Hamburg-Lübech den Vor—⸗
narsch in südöstlicher Richtung an. Die blaue Armee weicht
zeiderseits des Stromes zurüch. Im besonderen ist zu sagen,
»aß sich das Mandver auf den östlichen Flügeln dieser Haupt⸗
umee abspielt. Den beiden Parteien ist bekannt, daß im
Hreifswalder Bodden neue starke rote Kräfte gelandet sind.
sor denen etwa eine Infanterie⸗-Division starke blaue Abteilung
um Küstenschutz in südlicher Richtung ausweicht. Diese Küsten⸗
chutz⸗Division erreichte abends die Linie Landgraben⸗Tollensefluh
non Ferdinandshof, Friedland, Neddemin und Neubrandenburg.
Die nördliche rote Armee befehligt Generaloberst Prinz Friedrich
Leopold. Chef des Stabes ist Generalmajor Stein. Führer
»er südlichen blauen Armee ist Generalfeldmarschall Freiherr
. d. Goltz, Chef des Stabes der bayerische Generalleutnant
ßraf Montgelas. Das Gardekorps steht unter General Löwen⸗
eld, das zweite Korps unter General Linsingen, das neunte
inter General der Infanterie Frhrn. v. Plettenberg und das
wanzigste unter Generalleutnant Scholtz, Kommandeur der 21.
division. Bei der südlichen Armee steht die Garde-Kavallerie—
Dirilion heute östlich von Woldegk. Sie arbeitet mit einem
ieutralen Fernsprechnez von 400 Km. Drahtleitung. Dieses
Netz wird jedesmal mit dem Standort des Kaisers im Ge—
lände verbunden. Wetter schnö bei starkem Wind.
Vom Deutschen Staädtetag.
W. Posen, 11. Sept. Den geschäftlichen Verhandlungen
des Städtetages, die mit einem Bericht über die Kredit⸗
»erhältnifse der deutschen Städte beginnen, während der
iächste Punkt der Tagesordnung die Stellungnahme zut
Frage der Arbeitslosenversicherung betrifft, ging gestern ein
Bßegrüßungsabend voraus, zu dem ungefähr 500 Delegierte
und Gäste erschienen waren. *
Schwere Dampferkollision vor der Elbmündung. J
WM. Cuxhaven, 11. Sept. Heute nacht hat bei der Oste
wischen den beiden einkommenden Dampfern „Cumberland“
und „Hedwig Heitmann“ eine schwere Kollision stattgefunden,
„Cumberland“ ist gesunken.
— — —
W. Berlin, 11. Sept. Ein Begrüßungsabend vereinté
gestern, am Vorabend des dritten internationalen
dongresses für Säuglingsschutz, den größten Teil
»er Kongreßteilnehmer mit ihren Damen in der Wandelhalle
zes Reichssstagsgebäudes. Um das internationale Verständnis
u erleichtern, trugen französisch sprechende Deutsche eine blaue,
nglisch sprechende Deutsche eine gelbe Schleife. Eine grüne
Schleife galt dem italienischen Idiom. J
W Stettin, 11. Sept. Der italienische Kreuzer
„Etna“ ist hier eingetroffen. J
W. Wien, 11. Sept. Bürgermeister Dr.Neumenyer
»egibt sich in Begleitung mehrerer Gemeinderäte am 17. Sept.
rach Berlin, um an dem Binnenschiffahrtskonareß
eilzunebmen