zjer ein deutsches Marokko, daß wenigstens auf diesem
Wege ein Kontaktgebiet geschafsen wird, und die deutsche Zivili—
fation von Süden aus in Spanien eindringen kann. Mehr kann
man wohl von einem Spanier nicht verlangen, um die Be—
deutung unseres Volkes anzuerkennen! Abgesehen davon, hat
die jetzige liberale Vartei eine gewisse Scheu, sich Deutschland
in die Arme zu werfen. Man dann es eine gewisse Scheu vor
dem Frühaufstehen nennen. Die jetzige Ruhe und das bequeme
Leben würden durch scharfes Arbeiten ersetzt werden, und die
Zeit der noch zu viel herrschenden Redner aufhören. Deutschland
vird natürlich an Spanien Forderungen stellen müssen, die dem
Lande Lasten auflegen. Man sollte aber in dieser Hinsicht nicht
zu viel verlangen für den Augenblick weil das Land schon sehr
hohe Lasten trägt und natürlich nur allmählich in eine normale
Lage kommen kann. Andererseits ist das Bündnis für Deutsch⸗
and auf alle Fälle wertvoll, und sollte daher Deutschland,
wie gesagt, nur das unbedingt Nötige fordern. Als Verbün—⸗
deter wird Spanien mit der Zeit, wenn das Land bevölkert
ist, und seine Häfen entsprechend befestigt und ausgebaut sind,
bedeutend wertvoller sein, wie Italien, durch seine Lage an
zeiden Meeren, durch die neue Straße Europa— Amerika und
urch die Entwicklung von Nordafrika.“
Die deutsche Antwort auf die französischen Vorschläge.
Berlin, 8. Sept. Die deutsche Antwort lehnt sich, wie
ↄerlautet, afn die französischen Vorschläge vielfach an, indem
ie ihrem Text folgt und verschiedentlich Gegenvorschläge
nacht, die dem Standpunkt Deutschlands mehr gerecht werden
dürsten und auf die man in Paris bei einigermaßen gutem
Willen eingehen dürfte. Es wäre aber völlig irrtümlich, anzu⸗
iehmen, die deutsche Regierung habe den Wunsch ausgesprochen,
zie französische Antwort bis zu einem gewissen Tage zugestellt
zu erhalten. Ein solcher Wunsch liegt nicht vor, vielmebr sieht
man hier der Rückluherung Frankreichs mit Ruhe entgegen,
ohne einen Termin hierfür in Auslicht genommen zu haben. Die
Antwort Deutschlands ist bereits in vier Tagen formuliert
vorden, so daß man in Paris daum sagen kann, die Verhandlungen
zätten eine Verzögerung erlitten.
Varis, 8. Sept. Ministerpräsident Caillaux hat den
HVreinister des Aeußern, den Kolonialminister und den Minister
»es Innern zu sich gebeten, um über den neueften Cambonschen
Bericht zu beraten. Von dem Srebnis dieser wichtigen Kon—
erenz wird es abhängen, ob unverzüglich ein neuer Ministerrat
einberufen wird.
Die Zuversichtlichkeit der hiesigen s5ffentlichen
Meinung und ihrer Organe linsichtiich der Lösung der ma—
rotkanischen Krisis dauert auch heute noch an; es tritt jedoch
immer deutlicher auch eine nicht zu leugnende Enttäuschung darüber
zutage, daß sich die Berliner Verhandlungen nun doch in die
Länge ziehen. Die der Regierung nahestehenden Organe sind
ibereinstimmend der Ansicht, daß sich die Sachen verhältnismäbig
eicht zegeln lassen werden. Würde jedoch das Prinzip der fran—
»ösischen Einigungsvorschläge von Teutschland bemängelt, so wäre
alles von neuem in Frage gestellt und Deutschland täte dann
zut, seine eigenen Anträge einer nochmaligen Revision zu unter—
iehen.
Die deutsche Antwort befriedigt in den leitenden fran—
zösischen Kreisen nur in geringem Grade, weil sie die hier er—
wmarteten Garantien für Deutschlands Nichtinteressiertsein in Ma-
rolto vermissen läßt und weil die Ansprüche im Kongo zu hoch
enich einen. Demgemäß wird Frankreichs Rückäuherung aus—
allen. Bisher ist hier allerdings nur die Tendenz der deutschen
Antwort bekannt, ihr Wortlaut wird erst Anfang nächster Woche
Atwartet.
Paris, 8. Sept. Ueber die deutsch-französischen Verhand—
ungen gab der Minister des Aeußern de Selves
nach dem gestrigen Ministerrat einem Mitarbeiter des Matin
olgende Erklärung ab: Man muß sich gegenwärtig ebenso sehr
vor einem lächelnden Optimismus, wie vor einem übertriebenen
Pessimismus hüten. Mein Eindruck — es ist nur ein Eindruck
— ist der, daß die in Berlin angeknüpften Besprechungen noch
ange dauern werden.
Wt. Paris, 8. Sept. Ministerpräsident Caillaur emp—
finag heute nachmittag den Minister des Aeußern, de Selves,
sowie die Minister des Krieges und der Finanzen. Da die
Bemerkungen, die Herr von Kiderlen-Waechter gestern Herrn
Lambon gegenüber gemacht hat, unverzüglich in einer endgül—
tigen Fassung vorgelegt werden sollen verweigert das
Ministerium des Aeußern die geringste Andeutung
über ihre Tragweite und Bedeutung und über die Aufnahme,
die ihnen die französische Regierungbereiten wird. Immerhin
bestehe der Eindruck, dah ziemlich beträchtliche Unter—
schiede zwischen den beiderseitigen Standpunkten vorliegen.
Botschafter Cartwright.
Ueber ein Vorgehen der deutschen Regierung gegen das
sänlespiel dieses englischen Diplomaten lautet eine Wiener
Orahtmeldung:
Wien. 7. Sept. Wie der Berliner Korrespondent der
„Zeit“ erfährt, hat sich der Reichskanzleer durch den
deutschen Botschafter in London Graf Wolff-Metter—
nich über den englischen Votschafter Cartwright wegen
dessen Aeußerung in der Neuen Freien Presse
beschwert. Man hat in Verlin s.cheren Anhalt dafür, dasi
die Aeußerungen von Herrn Cartwright stammen. Graf Wolff⸗
Metternich ist angewiesen worden, von Herrn Cartwright eine
öntschuldigung zu verlangen. Andernfalls wird man in
Berlin das gesamte Material über das Ränkespiel des eng⸗
lischen Vertreters gegen die Re'schsregierung, das sich schon in
München angehäuft hat, veröffentlichen, zumal die St'mmung
in Berlin augenblicklich viel schärfer gegen England als gegen
Frankreich gerichtet ist.
heer und Flotte.
W. Berlin, 8. Sept. Angekommen: „Geier“ am 6. Sept,
in Sansibar, „Vineta“ am 7. Sept. in Tanger, „Vaterland“
am 7. Sept. in Sthansi, „Iltis“ am 8. Sept. in PYolohama,
„Nautilus“ ist am 7. Sept. von Welhelmshaven nach Curhaven
degangen. Der Ablösungstransport für .Eber“ wird mit dem
am 11. Okt. von Hamburg ausgehenden Reichspostdampfer
Bürgermeister“ der Deutschen Ostafrika-Linie nach Las Palmas
ausreisen. Die abgelöste Besatzung wird in unmittelbarem
Anschlusß daran mit dem am 23. Okt. von Las Palmas ab—
gehenden Dampfer „Henny Woermann“ heimbefördert werden.
Neueste Nachrichten und Telegramme.
* * *
naubmord in der Palinger Heide.
Lübech, O. Sapt. Gestern abend 6 Uhr wurde von SHerrn
D)r. Steyer, der mit Schülerinnen der Ernestinenschule einen
lusflug in die Palinger Heide machte, eine männliche Leiche
efunden. Er benachrichtigte die Polizei, nach deren Ansicht
taubmord vorliegt. Der Ermordete ist der Arbeiter August
yriedrich Wilhelm Ernst Rettschlag, geb. am 4. August
843 in Brenkhofswalde (Kreis Friedeberg.). Rettschlag ging
neistens mit esnem Sack unter dem Arm, in welchem er für
»ie Gärtner Tannengrün zu Girlanden und Kränzen sammelte.
)die Leiche wies mehrere Wunden an der Stirn, Schläfe und am
dopfe auf; das Jackett lag einige Schritte entfernt. R. trug
wei Hosen, die obere war teilweise heruntergezogen und in
er zweiten die Taschen umgekehrt. Um den Hals hatte er
ine durchschninene Schnur, an der jedenfalls ein Beutel hing.
das Hemd war vorne offen. Bei der Leiche fanden fich Scher⸗
zen einer Weinflasche und eine mit Wasser gefülltse Honig-
ose, ferner ein Spankorb von 50 cm Länge und 25 em Vreite,
er offenbar neicht dem Getöteten gehörte, da dieser nie mit
inem solchen Korbe gesehen wurde. In dem Korbe fand
nan ein blaugestreiftes Tuch und einen Generalanzeiger vom
». September. Den Korb hat vermutlich der Täter zurück⸗
jelassen. Der Tote lag erst seit vorgestern oder gestern am
Tatorte. Personen, die über die Tat irgend welche Auskunft
jeben können, werden ersucht, bei der hiesigen Kriminalpolizei,
Schüfselbuden 16, o der beim Amtsgericht Schönberg i. M. sich
zu melden. Eine photographische Aufnahme des Tatortes liegt
im Bureau der Kriminalpolizei aus.
Die Teuerung. J
W. Berlin. 8. Sept. Zur Milderung der Teue—
ung in Nahrungs- und Futtermitteln beschloßj die Handels—
ammer in Berlin, beim Minister der öffentlichen Arbeiten zu
zeantragen, daß für das laufende Erntejahr, bis zum 1. Aug.
912, Getreide und Mühlenfabrikate sowie Fut—
ermittel aller Art; soweit sie in dem kürzlich einge—
ührten Notstandstarif noch nicht berücksichtigt sind, aus dem
zpezialtarif 1 in den Spezialtarif 3 versetzt werden, da der
Spezialtarif 3 durchweg den Ausfuhr-Ausnahmetarif für Ge—
reide usw. unterschreite, so daß mit seiner Einführung auch der
zesondere Anreiz zur Ausfuhr deutschen Gewächses fortfalle,
rzelchen jener Aussuhrtarif bicher in Verbindung mit den
zoll⸗Einfuhrscheinen für Getreide uswp. ausgeübt habe. Der
zerzicht aus den Identitäts-Nachweis bei der Ausfuhr von
betreide unter Zollerstattung habe zwar jedenfalls wesentlich
ur Steigerung der inländischen Getreidepreise beigetragen, er
zürde aber wirksam nur unter Abänderung des Zolltarifgesetzes
mzugestalten sein, die erst nach der Wiederaufnahme der Ver—
zandlungen des Reichstages erfolgen könnte. Ferner solle für
dartoffeln der jetzt geltende Rohstofftarif um 50 Rrogent
rmäßigt werden.
W. Paris, 8. Sept. Der von dem Ministerpräsi—
denten zur Bekämpfung sder teuren Lebensmittel—
ind Mietepreise geplante Gesetzentwurf, wodurch den Ge—
neinden die Beteiligung an Genossenschaftsfleischereien und
zäckereien und die Erbauung billiger Wohnhäuser in großer
zahl ermöglicht werden soll, wird von der gemäßigten Re—
ublique Nrancaise scharf kritisiert. Das Blatt meint,
oenn das Gesetz angenommen werden würde, bedeutete dies den
Lnfang des Kommunismus und das Ende der auf
»en Grundsätzen der Freiheit und des persönlichen Eigentums be—
ruhenden Republik.
WM. Paris, 8. Sept. Bei den Teuerungsunruhen
n Nordfrankreich überschritten mehrere hundert Ruhestörer die
elgische Grenze, schlugen in einem Hause in Mouseron Fenster⸗
cheiben ein und wurden schliehzlich von belgischen Gendarmen
urückgetrieben.
Luftfahrt.
Wi. Gotha, 8. Sept. Die Rundfahrk des Luftschiffes
„Schwaben“ an der außer dem Großherzog von Sachsen
ruch die Großherzogin teilgenommen hatte, endete gegen
1 Uhr. An der zweiten Fahrt, die eine halbe Stunde später
egann, nahm das Herzogspaar von Sachsen-Ko⸗
surg-Gotha teil.
Wt. VPotsdam, 8. Sept. Das Luftschiff „Schwaben“ wird
norgen, wie beabsichtigt, um 5255 Uhr früh von Gotha ab⸗
ahren und die Fahrt je nach dem Winde über Leipzig oder
Magdeburg nehmen. Bei Ostwind fährt das Luftschiff vermut—
ich über Leipzig. Wenn der Westwind anhält, kann das Luft—
chiff scoon morgen gegen 10 Uhr in Berlin sein. Nach seinem
kintrefsen macht das Luftschiff sofort eine Rundfahrt über Ber—
in, die etwa eine halbe Stunde dauert und führt dann nach
Botsdam zur Landung. Dort wird es voraussichtlich bis
Zonntag bleiben. Am Sonntag wird das Eintrittsgeld auf
ine Mark ermäßat
Thegaterensturz in Nizza.
Wt. Nizza, 8. Sept. Heute mittag stürzte hier die Decke
ines Theaters ein, an der Au besserungcarbeiten vorgenommen
rurden. 16 Tote wurden unter den Trümmern heroorgezogen.
Das im Umbau befindliche Theater in der Rue Pastorelli
ürzte heute morgen über etwa 100 Arbeitern zusammen, von
enen ungefähr 40 unter den Trümmern verschüttet wurden.
Militär und Feuerwehr schritten zu den Aufräumungsarbeiten,
mm die Opfer zu befreien. Die Arbeiten gestalteten sich sehr
nühsam, da e in Teil des Gebäudes, der stehen geblieben ist,
nachzustürzen droht. Wie schon gemeldet, wurden bis 11 Uhr
bormittaas 16 Tote und mehrere Verwundete hervorgezagen.
W. Berlin, 8. Sepf. Der Reichskanzler begab sich
ür einige Tage nach Hohenfinow zurück.
Darmstadt, 8. Sept. Der Besuch des russischen Kai⸗—
erpaares in Deutschland ist für dieses Jahr definitiv auf—
zegellen.
Wt. München, 8. Sept. Der Prinzregent hat das aus
ßesundheitsrücksichten eingereihte Rüchtrittsgesuch des
rsten Präsidenten der Kammer der Reichsräte
ürsten zu Löwenstein-Wertheim-Freudenberg, unter Verleihung
ines Reliesbildes in Bronce genehmigt und zum ersten Prä—
denten der Kammer der Reichsräte den Reichsrat Grafen
ugger von Gloett ernannt.
M. Sigmaringen, 8. Sepk. Bei dem gestern abend anläßlich
des hundertsten Geburtstages des Fürsten Karl Anton statige
habten Galadiner hielt Fürst Wilhelm eine längere Anu—
prache, in der er auf die Bedeutung des Tages hinwies, durch
die die Feier über den Rahmen eines Familienfestes hinaus—
age. Der Fürst dankte allen anwesenden Verwandten, auch
er Gräfin von Flandern und dem Könige von Rumänien,
den noch lekenden Kindern des Fürsten, die beide am Erscheinen
nerhindert waren, den Wgesandten des Königs der Belgier und
der Großherzogin Luise von Baden, sprach über die heroor⸗
agende Bedeutung Karl Antons, des treuesten Ratgebers und
Freundes Kaiser Wilhelms J. und schloß mit dem Ausdruck der
anlbaren Anerkennung, daß die noch lebenden Kinder des
Fürsten ganz im Sinne ihres großen Vaters wirkten. Fürst
Wilhelm stiftete eine Erinnerungsmedaille, die er zahlreichen
Persönlichkeiten verliehen hat.
W. Neapel, 8. Sept. Der Kreuzer „San Giorgio“,
der am 12. Aug. im Hafen von Neapel auf einen Felsen auf—
cief, ist heute vormittag wieder flott gemacht worden und wird
ins Dock geschleppt.
Die Nachrichten über die Wiederflottmachung des Kreuzers
„San Georgio“ waren verfrüht. Beim ersten Versuche
vurde der Kreuzer nämlich nur um ungefähr einen Meter aus
einer Lage bewegt. Dann mußten die Arbeiten wegen Trossen⸗
zruchs eingestellt werden. Sie sollen beim nächsten hohen
Wasserstande wieder aufgenommen werden.
Wt. Paris. 8. Sept. Die Polizei verhaftete heute
inen flüchtigen rüssischen Untertan namens Ho—
trowisky unter dem Verdacht, an dem Diebstahl der phönizischen
Ztatuetten, die kürzlich dem Louvre-Museum von einem hiesigen
zlatte wieder zugestellt worden sind, beteiligt zu sein. Die
Lolizei stellte ferner fest, dag die entwendeten Statuetten bei
inem Freunde des verhafteten Russen ausbewahrt worden
varen. Man bringt den Diebstahl der Statuetten mit dem
staub der Mona Lisa in Zusammenhang und glaubt
einer internationalen Diebesbande in Paris auf die Spur
zekommen zu sein.
WMWit. Paris, 8. Sept. Nach Blättermeldungen aus Ra—
bat wurden durch eine Explosion alter Pulvervor—
äte; welche aus dem Arsenal des Machsen in ein Fort ge—
chafft wurden. ein Artilleriehauptmann und zwei Marinesoldaten
»es französischen Besatzungskorps getötet und ein Hauptmann
sowie vier Soldaten schwer verwundet.
London, 8. Sept. Aeber Odessa erhält die Daily News
Telegramme aus Persien, nach denen die Sache des frühe-
ren Schahs als verloren gilt. Sein Bruder Salar el Dau—
leh solk indessen bemüht sein, sich des Thrones zu bemächtigen.
vportnachrichten.
sr. Für den Eintonner-Pokal 19012 ist beim Norddeuischen
Kegaita⸗Verein in Hamburg, der den Polal infolge seines diesjährigen
Sieges durch „Wind'piel XV“ zu verteidigen hat, bereits die dritte
herausforderung eingegangen, und zwar von England. Bisher liegen
omit schon Herausforderungen von Frankreich, Schweden und Eng—⸗
land vor. Die siegreiche Jacht „Windspiel XV“ ist übrigens, wei
wir hören, nach dem Au⸗sl⸗ude nerkufst narden.
Oermischtes.
Fahzrkartenverkauf in Berlin. Ueber 157 Mill. Fahrkarten
ind im letzten Rechnungsjahr auf den Stationen des Eisenbahn-
Direktionsbezirkes Berlin verkauft worden. Es sind dies über
,2 Mill. mehr als im Vorjahre. Von der Gesamtsumme ent«
allen auf den Fernverkehr mehr als 12 Mill. und auf den
zerliner Lokalverkehr über 145 Mill. Die größte Zahl der
jahrkarten, nämlich 1763 160, wurde auf dem Stettiner Bahn—⸗
of verkauft. Für die Stadtbahn sind im abgelaufenen Rech—
rungsjahre 670 027 Arbeiter-Wochenkarten ausgegeben worden,
ür die Ringbahn 2886 838, für den Vorortverkehr 889 442.
Einschienenbahn. Ueber ein sehr wichtiges Bahnbauprojekt,
das im Taunus ausgeführt werden soll und bei dem zum ersten
hiale das Scherlsche Einschienenbahnsystem prak—
tisch verwertet werden soll, bringt, wie aus Frankfurt a. M
zemeldet wird, der Frkft. General-Anzeiger einen längeren Ar—
siilel aus zuverlässiger Quelle, dem wir folgende Mitteilungen
ntnehmen: Der Plan einer besseren Verbindung von Frankfurt
nit den Taunusbädern und einer direkten Verbindung dieser
Bäder untereinander wurde 1906 vorgeschlagen. Die Verhand-
ungen zerschlugen sich aber damals. Landrat v. Marx hat
ann damals das Projekt wieder aufgenommen und energisch
zetrieben. Es sind hierauf verschiedene Vorschläge eingereicht
über die lange verhandelt worden ist, u. a. eine günstige Offerte
»er Continental-Eisenbahnbaus und SBetriebsgesellschaft. In
iesem Moment der Verhandlungen tiat dann Scherl in Berlin
mnit seiner Arbeit, dem sog. Einschienensystem, an die Oeffenta
lichkeit und Landrat v. Marx benutzte sofort die Gelegenheit,
en Propagator dieses Systems für den Plan zu interessieren.
die Verhandlungen haben sich dahin verdichtet, daß Scherl ge—
aeinsam mit einer Bank die Gründung einer Taunusbahn-A.-G.
elbst übernimmt. Die Bank dinanziert eine Aktiengesellschaft,
zie den Bau und den Betrieb der Bahn auf ihre eigenen
tosten übernimmt. Der Grunderwerb und Unterbau der ge—
amten Strecke von Homburg nach Königstein und von Nieder—
irsel nach Oberföchstedt wird von vornherein in der für eine
zweischienenbahn erforderlichen Breite hergestellt und auf diesem
interbau zugleich auch eine Teilstreckke von fünf Kilometern als
robebahn einschienig gebaut. Sobald die Versuche mit der
zrobe-Einschienenbahn beendet sind, wird die Genehmigung des
zreises und der zuständigen Behörden nachgesucht, und wenn
iese erfolgt ist, so wird die Kinschienenbahn auf den ganzen
„eiden Strecken hergestellt werden.
O.K. Eine „E'chenholzmine“. Im Süden Rußlands gibt es
eine merkwürdige Mine, die ihrem Besitzer nicht Gold oder
Ddiamanten o der wenigstens Kohlen liesert, sondern Holz. und
war Eichenholz in einem ausgezeichneten Erhaltungszustand.
kin großer Holzhändler hat, wie die Revue Forestidre de
zrance berichtet, vor einigen Wochen diese eigenarlige Mine
ntdeckt, als er in einem Flußbett Baggerungen ausführen
ieh. Genauere Nachforschungen führten dann zu der Fest—
tellung, daß in geringer Tiefe über eine Fläche von etwa
300 qkm ein großer Eichenwald versentt lag. Man hat bereits
Stämme von 40-250 m Länge und über e m Durchmesser
utage gesördert und dabei die überraschende Entdedung
gemacht. dah das Holz außerordentlich verschiedenartige Tö—
zungen aufweist, vom tiefen Braun über Blau und Gelb bis
um Hellrosa. Der Besitzer nimmt an, daß seine „Mine“ ihm
venigstens 1850 000 dieser vielfarbigen Eichen liefern wird,
hie für kunstvolle Holzenlagearberten ausgeteichnet Verwen
oung finden können.