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Ausgabe A.
Tagesbericht.
übecke 8. September. *
Festlichkeiten anlaͤßlich des Vesuches russischer
Torpedoboote im hiesigen hafen.
Frühstück im Rathausfe.
Aus Anlal der Anwesenheit der wu sischen Torpedoboote
in unserem Hafen gab der Senat den Offizieren der—
elben am Mittwoch in den neu hergerichteten Räumen des Rat—
hauses ein Frühstück, zu dem auch der russische Konsul Hof⸗
rat von Karassew geladen war. Bei der Tafel gedachte Seine
Magnifizenz, Herr Bürgermeister Eschenburg, zunächst
der durch mehr als ein Jahrhundert bewährten engen Freund⸗
ichast der Herrscherhäuser der Romanow und Hohenzollern.
indem er hervorhob, wie die kraftoollen Gestalten der beider⸗
seitigen Herrscher sich die Sympathie ihrer Völker insbe—
sondere dadurch erworben, daln sie die Erhaltung des Friedens
zur Aufgabe ihres Lebens gemacht hätten. Nachdem das
Zurra für beide Kaiser, in das al'se Teilnehmer freudig ein—
stimmten. verklungen war, wandte sJich Seine Magnifizenz mit
— D
althergebrachten, besonders engen Beziehungen der alten Hanse⸗
tadt Lübed mit dem großen russischen Reiche gedenkend. An
diese jahrhundertealten beiderseitigen Beziehungen anknüpfend
und in lebhafter Weise dem Wunsche nach ihrem dauernden
Fortbestande und ihrer immer weiteren Verstärkung Ausdruch
zebend, antwortete Seine Durchlaucht Konteradmiral Fürst
LSieven: indem er seine guten Wunsche in einem Hoch für
Se'ne Magnifizenz und die Stadt Lübed zusammenfaßte. Den
Schluß der gehaltenen Ansprachen machte Herr Konsul Hofrat
von Karas]sew; indem er etwa folgendes ausführte: Die
iebenswürdige Begrühung meiner Landsleute durch Seine
Magnifizenz den Herrn Bürgermeister hat mich tief bewegt.
Indem ich mich im Einverständnis mit meinen Landsleuten
weiß, möchte ich Euer Magnifizenz und dem Hohen Senat
vLübecks hiermit unsern allerherzlichsten Dank ausdrücken für
die äußerst freundliche Aufnahme, die Angehörige der Kaiser—
ich Russischen Marine in den Mauern der schönen, altbe—
rühmten Hansestadt Lübeck wie früher, so auch heute wieder ge—
unden haben. Ich bin überzeugt, daß unsere Seeleute, wie vor
„wei Jahren; da ihre Kameraden an gleicher Stelle so fröhliche
Stunden verbrachten, auch diesmal die alleranregendsten Ein—
drücke aus dieser vortrefflichen Gesellschaft und dem gastfreien
Lüheck mit auf den Weg nehmen werden und daß das schöne,
sich immer mehr festigende Gefühl, hier als Freunde begrüßt
und aufgenommen zu werden, den harmonischsten Widerhall
erwecken wird in den Kreisen der russischen Marine wie im
ganzen großen Vaterlande. Somit bitte ich meine Landsleute,
unserer Dankesempfindung kräftia Uusdruck zu verleihen und
mit mir einzustimmen in den Ruf: Se. Magnifizenz der re—
zierende Herr Bürgermeister und der Hohe Senat der freien
und Hansestadt Lübeck hocht
Fünf⸗Uhr⸗Tee an Vord der Torpedoboote.
—0O An den Empfang im Rathause schloßn sich an Bord
der Torpedoboote ein Funf-Uhr-Tee, zu dem zahl⸗
reiche Einladungen ergangen waren. Derselbe nahm
bei der günstigen Witterung einen vorzüglichen WVer—
auf. Auf zwei miteinander verbundenen Schiffen
hatten es die russischen Gastgeber sehr geschickt verstanden,
durch Teppich⸗, Blumen- und Fahnendekoration über das un⸗
jreundliche Aussehen und die räumliche Beschränktheit, die nun
einmal für die Torpedoboote charakteristisch ist, hinwegzu⸗
tkäuschen und an festlich geschmückten Tischen ausreichenden Platz
für über 60 Lübecker Gäste zu schaffen. Se. Durchlaucht Fürst
Lieven, der an der Spitze seines Offizierkorps und unterstützt
durch den hiesigen russischen Konsul, Herrn Hofrat v. Karassew,
die Lübecker Gäste empfing, unter denen wir besonders unseren
Bürgermeister und Frau Gemahlin sowie zahlreiche Mitglieder
des Senates und Spitzen der Behörden mit Fämilien hervorheben
möchten, war ein äußerst liebenswürdiger Gastgeber. Das
gleiche Lob muß aber auch den Offizieren gespendet werden,
die durch ihre anregende und interessante Unterhaltung, die
zumeist in deutscher Sprache geführt wurde, und durch ihre
Belehrung über die Einrichtung der Schiffe ꝛc. alles aufboten,
hren Damen einige genußreiche Stunden zu bieten. Selbst ein
klleines Tänzchen nach den Klängen eines Grammophons wurde
entriert. Gereicht wurde Tee, Schokolade, Bowle und Kuchen.
Etwa um 8 Uhr nahm die kleine reizende Festlichkeit ihr
Ende. Bereits gestern früh sind die russischen Torpedoboote
wieder in See gefahren, um sich mit den in zahlreichen nor⸗
dischen Häfen verstreuten Booten wieder unter der Flagge des
Admirals Fürst Lieven zu vereinigen und die Häfen von Libau
und Reyol vufuchen.
—
eιιααια Zòä2
Den Vorsitz im Polizeiamt und im Stadt⸗ und Laud⸗
uimt hat für die Dauer der Abwesenheit des Herrn Senators
Dr. Neumann Herr Senator Dr. Lie nau übernommen. 5
b. Stadthallen⸗-Theater. Aus der Theaterkanzlei schreibt
man uns: Heute, Freitag, geht noch eine Neuheit in Szene:
„Norachen“ oder „Das Sperrjiahr“ von H. Katsch, die in
Berlin im Kleinen Theater an 58 aufeinanderfolgenden Tägen
jegeben ist und seit 14 Tagen täglich in Nürnberg zur Auf—
jührung çelangt. In der bevorstehenden Winterspielzeit wird
dieser Schwank wohl die größte Anziehungskraft ausüben,
diele Stadttheater beeilen sich, ihn zu erwerben. Die heutige
Aufführung ist zum Bemnefiz für Josefine Seifert bestimmt.
Herr Hans Helmuth Koch hat seine Mitwirkung zugesagt, ein
Anlaß mehr, ein volles Haus vorauszusagen. Sonnabend
wird als letzte volkstümliche Vorstellung, jeder Platz 50 Pfg.,
„Cyprienne“ wiederholt und mit „Theodore ECie.“ soll die
Spielzeit am Sonntag beschlossen werden. E—0——
b. Zirkus Peerre Althoff. Die Bremer Zeitung schreibt über
Zirkus Perre Althoff: Der schon vor längerer Zeit durch
die bekannten großen Reklameplakate angelündigt gewesene
Zirkus traf am Freitag vormittag ein und in
wenigen Stunden brachten eine geübte Schar Aufbauleute
das Riesenzelt zur Aufstellung. Die ersten Zuschauer beim
Aufbau stellte, wie gewöhnlich, unsere Jugend, die mit Kenner—
blicen über die Art und EGröße disfkutierte. Veraleiche mit
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Freitag, den 8. September 191.
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Morgen⸗Blatt KRr. 454.
srecer nier gewesenen Zirkussen anstellte und die Ereignisse,
welche für den Eröffnungsgbend ange'ündigt waren, in reger
tinderphantasie im Geiste vorüberziehen liehen. Das Pro—
ramm der Eröffnungsvorstellung war ein ebenso reichhaltiges
n'e vorzügliches. Zu uns kommen seit Jahren die bedeutend—
en Wanderzirkusse und sind wir deshalb in bezug auf zinsen⸗
ische Künste reichlich verwöhnt. Wenn uns der Zirkus Pierre
Ilthoff trotz alledem einige neue Attraktionen bietet, so ist es
icherlich ein Zeichen dafür, dan die Darbietungen auf der Höhe
ehen. Das Innere des ZJirkuszeltes zeigte das hier be—
annte Bild — ein ausgezeichnet besetztes Haus. Die gute Art
e: Einführung muß sich im Publikum schnell herumgesprochen
aben, denn die Vorstellung am Sonntag abend war voll—⸗
ändig ause kauft. Von dem umfangreichen Prog amm können
ir an dieser Stelle nicht alle Nummern erwähnen, sondern
tüssen uns auf einen Auszug beschränken. Zunächst interessierten
ie Pferdedressuren, die in mannigfacher Weise und vollendet
n ihrer Art dargeboten wurden. In ausgezeichneter Eleganz
räsentierte Frl. Mile. Louise Dio einen arabischen Vollblut—
„engst in der hohen Schule. Ganz erstaunliche Leistungen
„erden in einem gymnastischen Rotpourri geboten. Ebenso
erblüffend sind die Produktionen des chinesischen Gauklers
schin Aa Hot auf dem Drahtseil, von denen besonders seine
alto⸗Mortale ausgesuchte Glanzleistungen sind. Die Hand⸗
lkrobaten Gebr. Hartons bieten in ihrem Fache phänomenale
craftleistungen. Einen reichen Beifall fand der Original-Jockey⸗
Ukt, der in einer feinen, großzügigen Manier von den Damen
zrna und Elly und Herrn Herm. Althoff geritten wurde.
Nit allen möglichen und unmöglichen Dingen zeigt der Meister⸗
Jongleur Cartella eine Gewandtheit, die ihres gleichen sucht.
zöchste Beachtung und Bewunderung verdienen die Elefanten⸗
Dressuren des Kapitäns Rudolf. Man sollte es nicht für
nöglich halten, daß die schwerfälligen, dickhäutigen Kolosse
ruf so schwere vielseitige Produktionen zu dressieren sind.
die Sensation des Abends bildete der Sturz von Mr. Gadbin II
on der Kuppel des Zeltes. Es sind freilich nur wenige
lugenblicke, welche die Ausführung des gefährlichen Aktes
eansprucht, aber eine einzige kleine Ungenauigkeit kann einem
ungen, mutigen Leben das Ende bereiten.
b. Hausatheater. Aus der Theaterkanzlei schreibt man
ins: Der Selbstmordklub erzielte wie überall, so auch hier,
urch seine spannende Handlung, geschickken Aufbau der inter—
ssanten Bühnenbilder, durch die flotte Darstellung der Mit—
lieder des Taeger-Ensembles solossale Erfolge. Die Dar—
eller werden nach jedem Akt, sogar auf offener Szene, durch
kürmischen Applaus geehrt. Inßolge schnelleren Repertoir—
vechsels finden nur noch einige Aufführungen statt. Sonn—
ag, den 10. Sept. gelangt die neueste Sherlock-Holmes-
Fortsetzung „Der Leuchtturm von Sandy Bay“ von Adolf
zteinmann aur Aufführung.
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Travemünder Seewasserwärme.
6. August, mittags, 17 Grad Tels.: abends 17 Grad Cel
7. August, morgens. 18 Grad Cels. Wind: West.
Schles win⸗ Hosftein.
Blankenese, 8. Sept. Einer Irrenanstalt soll
zer unter der Beschuldigung zahlreicher Brandstiftungen in
Blankenese, Dockenhuden, Stellingen-Langenfelde, Lokstedt und
Zierlanden in Untersuchungshaft befindliche Dienstknecht Schubert
ur Beobachtung übergeben werden.
Neustadt, 8. Sept. Panik im Zirkus. In dem
zirkus Roberti, der zurzeit hier gastiert, fiel während der
dorführung der fünf Bären eines der Tiere über die mit
m Käfig befindliche Dogge her und richtete diese arg zu.
Das Publikum geriet in große Erregung, die sich zur Panik
teigerte, als einer der Bären am Gitter emporkletterte. Man
laubte offenbar, daß der Käfig oben offen sei. Sinnlos
türzten alle den Ausgängen zu, wobei zahlreiche Personen
türzten und Verletzungen erlitten. Den Zirkusangestellten ge—
lang es, die Bären wieder zu beruhigen und auch die Dogge
u retten.
Burg a. F. 8. Sept. Verpachtungen. Das Gut
ztaberhof. groß 200 ha, ist an den Besitzer des Hofes Bellevue,
z. Haltermann, für 75 Mudas ha verpachtet worden. Die
og. Systländereien der Stadtgemeinde haben bei der letzten
zerpachtung einen Mehrerlös von 400. Mugegen vor 6 Jahren
ibracht. — Eisbildung. In der Nacht vom830. auf 31. Aug.
ank das Thermometer auf den Gekfrierpunkt, und hatte sich
ine leichte Eisdecke auf dem in Behältern befindlichen Wasser
ebildet. F
Helgoland, 8. Sept. Wegen Photographierens
er Festungswerke wurde ein höherer Beamter aus Sachsen
»erhaftet, und da er sich nicht genügend ausweisen konnte,
nußte er mehrere Stunden bis zur Ankunft einer Nachricht aus
einer Wohnsitzgemeinde in Haft bleiben.
Großherzogtum Oldenburg, Fürstentum Lübed.
Eutin, 8. Sepyt. Der Großherzog ist Mittwoch von
z»er Kieler Flottenparade nach Haus Lensahn zurückgekehrt. Am
stachmittag trafen Exz. Oberhof- und Hausmarschall v. Wedderkop
ind Kabinettsrat Meyer mit dem D-Zuge 5 Uhr 39 Min., von
Oldenburg kommend, hier ein und begaben sich im Automobil
aach Haus Lensahn.
Großherzogtümer Medlenburg.
Rehna; 8. Sept. Der Magistrat hat dẽr Stadt—
chule eine neue Fahne geschenkt. Diese zeigt auf einer Seite
iuf weißem Grunde die eingestiten Worte: „Stadtschule zu
sehna 1911“ und auf der anderen Seite das Rehnaer Stadt—⸗
rappen. — Die zweite Lehrerstelle in Roggendorf,
velche seit einem Jahre unbesetzt war, ist nunmehr zum 24. Okt.
»em Seminaristen Tiede, Hamburg, ühertragen worden
Vermischtes.
Die Angelegenhent A. O. Weber. Rechtsanwalt Bahn er—
lärt die Meldung als unrichtig, dafj sein Mandant, der „Sa⸗
iriker“ A. O. Weber, wegen Meineids, Betrugs und Urkunden⸗
älschung angeklagt sei, auch ein Haftbefehl liege nicht vor. Es
andle sich lediglich um die Aushändigung der Geschäftsbücher
des Weberhauses
x
Verhaftung eines Seiratsschwindlers in Wiesbaden. Ein
Sdeiratsschwindler, der unter dem Namen eines Barons v. Langen
n einer großen Anzahl von deutschen Städten sein Unwesen ge—
rieben hat, ist in Wiesbaden verhaftet worden. Der Schwinde
er heißt eigentlich Thieringer. In seinem Besitz sand man
10 000 Minin bar.
Leiden einer verunglückten Berafteigerin. Eine bei Ettal
n der Nähe von Oberammergau bei einer Bergtour schwer ver⸗
aunglückte Kunstmalerin namens Jolephine Degen aus Karlsruhe ih
von einem 20 Mann siarlen Streiskorps ausgefunden worden, nachdem
ie fünf Nächte bei Kälte, Sturm und Regen, hungernd, dürstend und
rierend mit gebrochenen Beinen im Freien gelegen hatte. Der
Infall hat sich nicht eiwa in entlegener Gebirgsböhe, sondern an einem
Gorbera ereignet, wo vorübergehende Leute ihre Hilferufe hätten
jören zönnen. Man fand die Unglückliche, das Kleid und Hemd vom
Leibe gerissen, mit irren Blicken das Haar strählend. Jetzt ist sie in
orgsältiger Pflege im Krankenhaus; ihr Befinden hat sich gebessert.
d. Te: libe Gott oder das Nachtlicht? Im Arzt als Er⸗
ießet“ handelt der Mannheimer Kinderarzt Dr. Meter vom
kinschlafen der Kinder. In diesem Aufsatz findet sich folgendes
veschichtchen: Ein kleiner Zunge war gewohnt, dan das Licht
hrennen blieb, solange er noch nicht eingeschlafen war. Eines
Ubendsbegann die Mutter den Versuch, diese Unslitte dem
Kinde abzugewöhnen; sie hielt ihm eine längere Rede, in
der sie hauptsächlich darauf hinwies, daßz das Kind im Dunkeln
ich nicht zu fürchten brauche, da ja der liebe Gott bei ihm
bleibe unnd acht gebe. Doch alles Zureden war vergeblich
rurz und bündig gab der von gesundem Egoismus belseelte
Junce zur Antwort: ;Mutti, nimm du den li ben Gott mit
und lah mir lieber das Licht.“
Aussfichtswagen auf englischen Eisenbahnen. Die
douristenzüge der London and North Western⸗Eisenbahn, die täglick
vährend der Saison zwischen Llandudno nach Vettws-y⸗coed und
Blaenau Festiniog verkehren, erhaltien je einen Aussichtswagen.
dieser ist lang und nach allen Seilen zu offen, gut ventiliert und
jett ausgestattet, ähnlich wie die Wagen auf den amerikanischen Eisen⸗
ahnen. Jeder Wagen hat 16 Sitzbänke für je 4 Personen und
inen Gang in der Mitte, so daß 64 Personen bequem untergebracht
verden können. Die Spiegelglasfenster an den Seiten des Wagens
ind vorn und hinten gestatten den Fahrgästen einen guten Ausblick
n die Landschaft, durch die der Zug fährt, und vom Innern des
Wagens können ohne jede Unbequemlichkeit photographische Auf⸗
sahmen gemacht werden. Wenn der Versuch bei den Vergnügungs⸗
eisenden Beifall findet, sollen, wie aus London geschrieben wird
iele Nussichtswagen allgemein eingeführt werden.
D'ie Glegjichermühlen bei Kitzbih l. Aus Kitzbähel wird
zeischrieben: Die jüngst entdeckten Gletschermühlen werden
zächsier Tage — in die Luft fliegen und dem ursprünglich. he⸗
bsichtigten Zwecke der Beschotterung der erweiterten Straßze
zitzbühes æ2St. Johann dienen. Die ersten Nachrichten über
iese Mühlen erweisen sich ausnahmslos als übertrieben, und
ie Hoffnungen, die die Kitzbüheler vielleicht in diese Ent—
eckhung gesetzt Haben, erfüllen sich nicht. Geologe Professor
Dr. Blaas aus Innsbruck, de:r fürzlich die Gletschermühlen be—
ichtigte, mußte feststellen, daß sie wohl aus der Gletscherzeit
zerühren und als ganz interessante Auswaschungen, nicht aber
als formecechte Geetschermühlen gelten können.
Warnung vor Lotte eschwindlern. Aus Berlin wird ge—
chrieben: Noch ehe das neue preußische Lotteriegesetz in Kraft
ritt, versuchen gewisse Leute, mit dem Serienlosschwindel noch
chnell ihr Schäfchen ins Trockene zu bringen und das Publisum,
esonders in kleinen Städten und auf dem Lande, auf die
mnverschämteste Weise zu schröpfen. Sie bedienen sich dabei
anz neuer Tricks, die zur Warnung für jedermann bekannt
jegeben seien. In Provinzblättern findet man beispielsweise
in größeres auffälliges Inserat von Georg Schmidt, Halle a. / S.,
»er Lose offeriert auf die „om. Bas. Dombau⸗Lotterie“, zum
Preise von 3 Mi60 Pf. für eine Nummer, nicht etwa für ein
2es, worauf man ja zunächst nicht achtet. Der unbefangene
Leser sagt sich, ein Los von der Baseler Dombau⸗Lotterie
önnte man ja nehmen, setzt sich hin und schreibt flugs an
derrn Georg Schmidt in Halle a. /S. dem er auch das Geld
insendet. Die Antwort trifft ein aus — Kopenhagen von
er Aktiengesellschaft Georg Schmidt K Co.; die Lose der Baseler
DdombausLotterie entpuppen sich als solche der Budapester
zasilika⸗Dombau)⸗Lotterie. Der Besteller erhält auch kein
zos, sondern ist nur mit einem Bundertstel daran beteiligt.
Endlich stellt sich, abgesehen davon, daß das Spielen in qus⸗
ändischen Lotterien bei uns verboten ist, auch heraus, daß
zie offerierten Riesengewinne nur auf dem Pavpier stehen.
cchmidt in Halle ist nur ein Strohmann, und die Schwindel⸗
firma in Kopenhagen wechselt alle Augenblicke ihre Namen
und findet auf diese Weise immer wieder Leute, die auf
ihre Anerbietungen hereinfallen. Eine andere Firma bieteit
zieler Lose an. Verlangt man diese für sein eingesandtes
Geld, so erhält man — ebenfalls aus Kopenhagen — unter
dem Vorwand, die Kieler Lose seien vergriffen, Dänische Kolonial
lose, die nicht einmal im Mutterlande, sondern nur in den
dänischen Kolonien vespielt merden dürfen
—üAM—m—
Lustige Ecke.
Veon der Sekundärbahn. Fahrgäst (zornig)?
Ja. was ist denn das heut' wieder für eine grenzenlose
ßummelei?“ Schaffner: „Nehmen's halt a biss'l Rück⸗
icht, wir ham eine Eier⸗Ladung im Gepäckwagen!“ —
Reußerste HSöflichkeit. Herr Peterle (erzählt am
?tamnetischh: „Ja, die Pariser, überhaupt alle Franzosen
ind sehr höflich. Am höflichsten aber sind die dortigen Fiacres
der Droschkenkutscher.“ Ein Gast: „Warum denn gerade
iese?“ Herr Peterle: „So hatte mich mal einer ein Stüch
sefahren und wollte mich mit der Taxe schändlich übers
Ihr hauen. Bezahlen mußt' ich, dafür aber sprang der Kutscher
nachher vom Bodck herunter und half mir in meinem Wörter«
zuch die Grobheiten herausfuchen, die ich ihm sagen wollte.“ —
zumutung. ESchmuhl: „Kauf mir ab ä Reisetasche!“
Resedablatt: „Kann ich nix brauchen!“ Schmuhl: „Nu,
„achst du rein dei Kleider!“ Resedablatt: „Sehr gut! Soll
ch tragen die Kleider in de Reisetasch und geben nackt wie
Adamꝰ?“