Full text: Lübeckische Anzeigen 1911 (1911)

27 
—— 53 —9— 
J —S — J 
——VU 7 
J5 
Le —— — *9 
2 —— J 
Ausgabe A. 
Tagesbericht. 
übecke 8. September. * 
Festlichkeiten anlaͤßlich des Vesuches russischer 
Torpedoboote im hiesigen hafen. 
Frühstück im Rathausfe. 
Aus Anlal der Anwesenheit der wu sischen Torpedoboote 
in unserem Hafen gab der Senat den Offizieren der— 
elben am Mittwoch in den neu hergerichteten Räumen des Rat— 
hauses ein Frühstück, zu dem auch der russische Konsul Hof⸗ 
rat von Karassew geladen war. Bei der Tafel gedachte Seine 
Magnifizenz, Herr Bürgermeister Eschenburg, zunächst 
der durch mehr als ein Jahrhundert bewährten engen Freund⸗ 
ichast der Herrscherhäuser der Romanow und Hohenzollern. 
indem er hervorhob, wie die kraftoollen Gestalten der beider⸗ 
seitigen Herrscher sich die Sympathie ihrer Völker insbe— 
sondere dadurch erworben, daln sie die Erhaltung des Friedens 
zur Aufgabe ihres Lebens gemacht hätten. Nachdem das 
Zurra für beide Kaiser, in das al'se Teilnehmer freudig ein— 
stimmten. verklungen war, wandte sJich Seine Magnifizenz mit 
— D 
althergebrachten, besonders engen Beziehungen der alten Hanse⸗ 
tadt Lübed mit dem großen russischen Reiche gedenkend. An 
diese jahrhundertealten beiderseitigen Beziehungen anknüpfend 
und in lebhafter Weise dem Wunsche nach ihrem dauernden 
Fortbestande und ihrer immer weiteren Verstärkung Ausdruch 
zebend, antwortete Seine Durchlaucht Konteradmiral Fürst 
LSieven: indem er seine guten Wunsche in einem Hoch für 
Se'ne Magnifizenz und die Stadt Lübed zusammenfaßte. Den 
Schluß der gehaltenen Ansprachen machte Herr Konsul Hofrat 
von Karas]sew; indem er etwa folgendes ausführte: Die 
iebenswürdige Begrühung meiner Landsleute durch Seine 
Magnifizenz den Herrn Bürgermeister hat mich tief bewegt. 
Indem ich mich im Einverständnis mit meinen Landsleuten 
weiß, möchte ich Euer Magnifizenz und dem Hohen Senat 
vLübecks hiermit unsern allerherzlichsten Dank ausdrücken für 
die äußerst freundliche Aufnahme, die Angehörige der Kaiser— 
ich Russischen Marine in den Mauern der schönen, altbe— 
rühmten Hansestadt Lübeck wie früher, so auch heute wieder ge— 
unden haben. Ich bin überzeugt, daß unsere Seeleute, wie vor 
„wei Jahren; da ihre Kameraden an gleicher Stelle so fröhliche 
Stunden verbrachten, auch diesmal die alleranregendsten Ein— 
drücke aus dieser vortrefflichen Gesellschaft und dem gastfreien 
Lüheck mit auf den Weg nehmen werden und daß das schöne, 
sich immer mehr festigende Gefühl, hier als Freunde begrüßt 
und aufgenommen zu werden, den harmonischsten Widerhall 
erwecken wird in den Kreisen der russischen Marine wie im 
ganzen großen Vaterlande. Somit bitte ich meine Landsleute, 
unserer Dankesempfindung kräftia Uusdruck zu verleihen und 
mit mir einzustimmen in den Ruf: Se. Magnifizenz der re— 
zierende Herr Bürgermeister und der Hohe Senat der freien 
und Hansestadt Lübeck hocht 
Fünf⸗Uhr⸗Tee an Vord der Torpedoboote. 
—0O An den Empfang im Rathause schloßn sich an Bord 
der Torpedoboote ein Funf-Uhr-Tee, zu dem zahl⸗ 
reiche Einladungen ergangen waren. Derselbe nahm 
bei der günstigen Witterung einen vorzüglichen WVer— 
auf. Auf zwei miteinander verbundenen Schiffen 
hatten es die russischen Gastgeber sehr geschickt verstanden, 
durch Teppich⸗, Blumen- und Fahnendekoration über das un⸗ 
jreundliche Aussehen und die räumliche Beschränktheit, die nun 
einmal für die Torpedoboote charakteristisch ist, hinwegzu⸗ 
tkäuschen und an festlich geschmückten Tischen ausreichenden Platz 
für über 60 Lübecker Gäste zu schaffen. Se. Durchlaucht Fürst 
Lieven, der an der Spitze seines Offizierkorps und unterstützt 
durch den hiesigen russischen Konsul, Herrn Hofrat v. Karassew, 
die Lübecker Gäste empfing, unter denen wir besonders unseren 
Bürgermeister und Frau Gemahlin sowie zahlreiche Mitglieder 
des Senates und Spitzen der Behörden mit Fämilien hervorheben 
möchten, war ein äußerst liebenswürdiger Gastgeber. Das 
gleiche Lob muß aber auch den Offizieren gespendet werden, 
die durch ihre anregende und interessante Unterhaltung, die 
zumeist in deutscher Sprache geführt wurde, und durch ihre 
Belehrung über die Einrichtung der Schiffe ꝛc. alles aufboten, 
hren Damen einige genußreiche Stunden zu bieten. Selbst ein 
klleines Tänzchen nach den Klängen eines Grammophons wurde 
entriert. Gereicht wurde Tee, Schokolade, Bowle und Kuchen. 
Etwa um 8 Uhr nahm die kleine reizende Festlichkeit ihr 
Ende. Bereits gestern früh sind die russischen Torpedoboote 
wieder in See gefahren, um sich mit den in zahlreichen nor⸗ 
dischen Häfen verstreuten Booten wieder unter der Flagge des 
Admirals Fürst Lieven zu vereinigen und die Häfen von Libau 
und Reyol vufuchen. 
— 
eιιααια Zòä2 
Den Vorsitz im Polizeiamt und im Stadt⸗ und Laud⸗ 
uimt hat für die Dauer der Abwesenheit des Herrn Senators 
Dr. Neumann Herr Senator Dr. Lie nau übernommen. 5 
b. Stadthallen⸗-Theater. Aus der Theaterkanzlei schreibt 
man uns: Heute, Freitag, geht noch eine Neuheit in Szene: 
„Norachen“ oder „Das Sperrjiahr“ von H. Katsch, die in 
Berlin im Kleinen Theater an 58 aufeinanderfolgenden Tägen 
jegeben ist und seit 14 Tagen täglich in Nürnberg zur Auf— 
jührung çelangt. In der bevorstehenden Winterspielzeit wird 
dieser Schwank wohl die größte Anziehungskraft ausüben, 
diele Stadttheater beeilen sich, ihn zu erwerben. Die heutige 
Aufführung ist zum Bemnefiz für Josefine Seifert bestimmt. 
Herr Hans Helmuth Koch hat seine Mitwirkung zugesagt, ein 
Anlaß mehr, ein volles Haus vorauszusagen. Sonnabend 
wird als letzte volkstümliche Vorstellung, jeder Platz 50 Pfg., 
„Cyprienne“ wiederholt und mit „Theodore ECie.“ soll die 
Spielzeit am Sonntag beschlossen werden. E—0—— 
b. Zirkus Peerre Althoff. Die Bremer Zeitung schreibt über 
Zirkus Perre Althoff: Der schon vor längerer Zeit durch 
die bekannten großen Reklameplakate angelündigt gewesene 
Zirkus traf am Freitag vormittag ein und in 
wenigen Stunden brachten eine geübte Schar Aufbauleute 
das Riesenzelt zur Aufstellung. Die ersten Zuschauer beim 
Aufbau stellte, wie gewöhnlich, unsere Jugend, die mit Kenner— 
blicen über die Art und EGröße disfkutierte. Veraleiche mit 
*AÆM * 9 2* 43. — 
Freitag, den 8. September 191. 
A 
J 
a 
Morgen⸗Blatt KRr. 454. 
srecer nier gewesenen Zirkussen anstellte und die Ereignisse, 
welche für den Eröffnungsgbend ange'ündigt waren, in reger 
tinderphantasie im Geiste vorüberziehen liehen. Das Pro— 
ramm der Eröffnungsvorstellung war ein ebenso reichhaltiges 
n'e vorzügliches. Zu uns kommen seit Jahren die bedeutend— 
en Wanderzirkusse und sind wir deshalb in bezug auf zinsen⸗ 
ische Künste reichlich verwöhnt. Wenn uns der Zirkus Pierre 
Ilthoff trotz alledem einige neue Attraktionen bietet, so ist es 
icherlich ein Zeichen dafür, dan die Darbietungen auf der Höhe 
ehen. Das Innere des ZJirkuszeltes zeigte das hier be— 
annte Bild — ein ausgezeichnet besetztes Haus. Die gute Art 
e: Einführung muß sich im Publikum schnell herumgesprochen 
aben, denn die Vorstellung am Sonntag abend war voll—⸗ 
ändig ause kauft. Von dem umfangreichen Prog amm können 
ir an dieser Stelle nicht alle Nummern erwähnen, sondern 
tüssen uns auf einen Auszug beschränken. Zunächst interessierten 
ie Pferdedressuren, die in mannigfacher Weise und vollendet 
n ihrer Art dargeboten wurden. In ausgezeichneter Eleganz 
räsentierte Frl. Mile. Louise Dio einen arabischen Vollblut— 
„engst in der hohen Schule. Ganz erstaunliche Leistungen 
„erden in einem gymnastischen Rotpourri geboten. Ebenso 
erblüffend sind die Produktionen des chinesischen Gauklers 
schin Aa Hot auf dem Drahtseil, von denen besonders seine 
alto⸗Mortale ausgesuchte Glanzleistungen sind. Die Hand⸗ 
lkrobaten Gebr. Hartons bieten in ihrem Fache phänomenale 
craftleistungen. Einen reichen Beifall fand der Original-Jockey⸗ 
Ukt, der in einer feinen, großzügigen Manier von den Damen 
zrna und Elly und Herrn Herm. Althoff geritten wurde. 
Nit allen möglichen und unmöglichen Dingen zeigt der Meister⸗ 
Jongleur Cartella eine Gewandtheit, die ihres gleichen sucht. 
zöchste Beachtung und Bewunderung verdienen die Elefanten⸗ 
Dressuren des Kapitäns Rudolf. Man sollte es nicht für 
nöglich halten, daß die schwerfälligen, dickhäutigen Kolosse 
ruf so schwere vielseitige Produktionen zu dressieren sind. 
die Sensation des Abends bildete der Sturz von Mr. Gadbin II 
on der Kuppel des Zeltes. Es sind freilich nur wenige 
lugenblicke, welche die Ausführung des gefährlichen Aktes 
eansprucht, aber eine einzige kleine Ungenauigkeit kann einem 
ungen, mutigen Leben das Ende bereiten. 
b. Hausatheater. Aus der Theaterkanzlei schreibt man 
ins: Der Selbstmordklub erzielte wie überall, so auch hier, 
urch seine spannende Handlung, geschickken Aufbau der inter— 
ssanten Bühnenbilder, durch die flotte Darstellung der Mit— 
lieder des Taeger-Ensembles solossale Erfolge. Die Dar— 
eller werden nach jedem Akt, sogar auf offener Szene, durch 
kürmischen Applaus geehrt. Inßolge schnelleren Repertoir— 
vechsels finden nur noch einige Aufführungen statt. Sonn— 
ag, den 10. Sept. gelangt die neueste Sherlock-Holmes- 
Fortsetzung „Der Leuchtturm von Sandy Bay“ von Adolf 
zteinmann aur Aufführung. 
— — — — 2*8 
Travemünder Seewasserwärme. 
6. August, mittags, 17 Grad Tels.: abends 17 Grad Cel 
7. August, morgens. 18 Grad Cels. Wind: West. 
Schles win⸗ Hosftein. 
Blankenese, 8. Sept. Einer Irrenanstalt soll 
zer unter der Beschuldigung zahlreicher Brandstiftungen in 
Blankenese, Dockenhuden, Stellingen-Langenfelde, Lokstedt und 
Zierlanden in Untersuchungshaft befindliche Dienstknecht Schubert 
ur Beobachtung übergeben werden. 
Neustadt, 8. Sept. Panik im Zirkus. In dem 
zirkus Roberti, der zurzeit hier gastiert, fiel während der 
dorführung der fünf Bären eines der Tiere über die mit 
m Käfig befindliche Dogge her und richtete diese arg zu. 
Das Publikum geriet in große Erregung, die sich zur Panik 
teigerte, als einer der Bären am Gitter emporkletterte. Man 
laubte offenbar, daß der Käfig oben offen sei. Sinnlos 
türzten alle den Ausgängen zu, wobei zahlreiche Personen 
türzten und Verletzungen erlitten. Den Zirkusangestellten ge— 
lang es, die Bären wieder zu beruhigen und auch die Dogge 
u retten. 
Burg a. F. 8. Sept. Verpachtungen. Das Gut 
ztaberhof. groß 200 ha, ist an den Besitzer des Hofes Bellevue, 
z. Haltermann, für 75 Mudas ha verpachtet worden. Die 
og. Systländereien der Stadtgemeinde haben bei der letzten 
zerpachtung einen Mehrerlös von 400. Mugegen vor 6 Jahren 
ibracht. — Eisbildung. In der Nacht vom830. auf 31. Aug. 
ank das Thermometer auf den Gekfrierpunkt, und hatte sich 
ine leichte Eisdecke auf dem in Behältern befindlichen Wasser 
ebildet. F 
Helgoland, 8. Sept. Wegen Photographierens 
er Festungswerke wurde ein höherer Beamter aus Sachsen 
»erhaftet, und da er sich nicht genügend ausweisen konnte, 
nußte er mehrere Stunden bis zur Ankunft einer Nachricht aus 
einer Wohnsitzgemeinde in Haft bleiben. 
Großherzogtum Oldenburg, Fürstentum Lübed. 
Eutin, 8. Sepyt. Der Großherzog ist Mittwoch von 
z»er Kieler Flottenparade nach Haus Lensahn zurückgekehrt. Am 
stachmittag trafen Exz. Oberhof- und Hausmarschall v. Wedderkop 
ind Kabinettsrat Meyer mit dem D-Zuge 5 Uhr 39 Min., von 
Oldenburg kommend, hier ein und begaben sich im Automobil 
aach Haus Lensahn. 
Großherzogtümer Medlenburg. 
Rehna; 8. Sept. Der Magistrat hat dẽr Stadt— 
chule eine neue Fahne geschenkt. Diese zeigt auf einer Seite 
iuf weißem Grunde die eingestiten Worte: „Stadtschule zu 
sehna 1911“ und auf der anderen Seite das Rehnaer Stadt—⸗ 
rappen. — Die zweite Lehrerstelle in Roggendorf, 
velche seit einem Jahre unbesetzt war, ist nunmehr zum 24. Okt. 
»em Seminaristen Tiede, Hamburg, ühertragen worden 
Vermischtes. 
Die Angelegenhent A. O. Weber. Rechtsanwalt Bahn er— 
lärt die Meldung als unrichtig, dafj sein Mandant, der „Sa⸗ 
iriker“ A. O. Weber, wegen Meineids, Betrugs und Urkunden⸗ 
älschung angeklagt sei, auch ein Haftbefehl liege nicht vor. Es 
andle sich lediglich um die Aushändigung der Geschäftsbücher 
des Weberhauses 
x 
Verhaftung eines Seiratsschwindlers in Wiesbaden. Ein 
Sdeiratsschwindler, der unter dem Namen eines Barons v. Langen 
n einer großen Anzahl von deutschen Städten sein Unwesen ge— 
rieben hat, ist in Wiesbaden verhaftet worden. Der Schwinde 
er heißt eigentlich Thieringer. In seinem Besitz sand man 
10 000 Minin bar. 
Leiden einer verunglückten Berafteigerin. Eine bei Ettal 
n der Nähe von Oberammergau bei einer Bergtour schwer ver⸗ 
aunglückte Kunstmalerin namens Jolephine Degen aus Karlsruhe ih 
von einem 20 Mann siarlen Streiskorps ausgefunden worden, nachdem 
ie fünf Nächte bei Kälte, Sturm und Regen, hungernd, dürstend und 
rierend mit gebrochenen Beinen im Freien gelegen hatte. Der 
Infall hat sich nicht eiwa in entlegener Gebirgsböhe, sondern an einem 
Gorbera ereignet, wo vorübergehende Leute ihre Hilferufe hätten 
jören zönnen. Man fand die Unglückliche, das Kleid und Hemd vom 
Leibe gerissen, mit irren Blicken das Haar strählend. Jetzt ist sie in 
orgsältiger Pflege im Krankenhaus; ihr Befinden hat sich gebessert. 
d. Te: libe Gott oder das Nachtlicht? Im Arzt als Er⸗ 
ießet“ handelt der Mannheimer Kinderarzt Dr. Meter vom 
kinschlafen der Kinder. In diesem Aufsatz findet sich folgendes 
veschichtchen: Ein kleiner Zunge war gewohnt, dan das Licht 
hrennen blieb, solange er noch nicht eingeschlafen war. Eines 
Ubendsbegann die Mutter den Versuch, diese Unslitte dem 
Kinde abzugewöhnen; sie hielt ihm eine längere Rede, in 
der sie hauptsächlich darauf hinwies, daßz das Kind im Dunkeln 
ich nicht zu fürchten brauche, da ja der liebe Gott bei ihm 
bleibe unnd acht gebe. Doch alles Zureden war vergeblich 
rurz und bündig gab der von gesundem Egoismus belseelte 
Junce zur Antwort: ;Mutti, nimm du den li ben Gott mit 
und lah mir lieber das Licht.“ 
Aussfichtswagen auf englischen Eisenbahnen. Die 
douristenzüge der London and North Western⸗Eisenbahn, die täglick 
vährend der Saison zwischen Llandudno nach Vettws-y⸗coed und 
Blaenau Festiniog verkehren, erhaltien je einen Aussichtswagen. 
dieser ist lang und nach allen Seilen zu offen, gut ventiliert und 
jett ausgestattet, ähnlich wie die Wagen auf den amerikanischen Eisen⸗ 
ahnen. Jeder Wagen hat 16 Sitzbänke für je 4 Personen und 
inen Gang in der Mitte, so daß 64 Personen bequem untergebracht 
verden können. Die Spiegelglasfenster an den Seiten des Wagens 
ind vorn und hinten gestatten den Fahrgästen einen guten Ausblick 
n die Landschaft, durch die der Zug fährt, und vom Innern des 
Wagens können ohne jede Unbequemlichkeit photographische Auf⸗ 
sahmen gemacht werden. Wenn der Versuch bei den Vergnügungs⸗ 
eisenden Beifall findet, sollen, wie aus London geschrieben wird 
iele Nussichtswagen allgemein eingeführt werden. 
D'ie Glegjichermühlen bei Kitzbih l. Aus Kitzbähel wird 
zeischrieben: Die jüngst entdeckten Gletschermühlen werden 
zächsier Tage — in die Luft fliegen und dem ursprünglich. he⸗ 
bsichtigten Zwecke der Beschotterung der erweiterten Straßze 
zitzbühes æ2St. Johann dienen. Die ersten Nachrichten über 
iese Mühlen erweisen sich ausnahmslos als übertrieben, und 
ie Hoffnungen, die die Kitzbüheler vielleicht in diese Ent— 
eckhung gesetzt Haben, erfüllen sich nicht. Geologe Professor 
Dr. Blaas aus Innsbruck, de:r fürzlich die Gletschermühlen be— 
ichtigte, mußte feststellen, daß sie wohl aus der Gletscherzeit 
zerühren und als ganz interessante Auswaschungen, nicht aber 
als formecechte Geetschermühlen gelten können. 
Warnung vor Lotte eschwindlern. Aus Berlin wird ge— 
chrieben: Noch ehe das neue preußische Lotteriegesetz in Kraft 
ritt, versuchen gewisse Leute, mit dem Serienlosschwindel noch 
chnell ihr Schäfchen ins Trockene zu bringen und das Publisum, 
esonders in kleinen Städten und auf dem Lande, auf die 
mnverschämteste Weise zu schröpfen. Sie bedienen sich dabei 
anz neuer Tricks, die zur Warnung für jedermann bekannt 
jegeben seien. In Provinzblättern findet man beispielsweise 
in größeres auffälliges Inserat von Georg Schmidt, Halle a. / S., 
»er Lose offeriert auf die „om. Bas. Dombau⸗Lotterie“, zum 
Preise von 3 Mi60 Pf. für eine Nummer, nicht etwa für ein 
2es, worauf man ja zunächst nicht achtet. Der unbefangene 
Leser sagt sich, ein Los von der Baseler Dombau⸗Lotterie 
önnte man ja nehmen, setzt sich hin und schreibt flugs an 
derrn Georg Schmidt in Halle a. /S. dem er auch das Geld 
insendet. Die Antwort trifft ein aus — Kopenhagen von 
er Aktiengesellschaft Georg Schmidt K Co.; die Lose der Baseler 
DdombausLotterie entpuppen sich als solche der Budapester 
zasilika⸗Dombau)⸗Lotterie. Der Besteller erhält auch kein 
zos, sondern ist nur mit einem Bundertstel daran beteiligt. 
Endlich stellt sich, abgesehen davon, daß das Spielen in qus⸗ 
ändischen Lotterien bei uns verboten ist, auch heraus, daß 
zie offerierten Riesengewinne nur auf dem Pavpier stehen. 
cchmidt in Halle ist nur ein Strohmann, und die Schwindel⸗ 
firma in Kopenhagen wechselt alle Augenblicke ihre Namen 
und findet auf diese Weise immer wieder Leute, die auf 
ihre Anerbietungen hereinfallen. Eine andere Firma bieteit 
zieler Lose an. Verlangt man diese für sein eingesandtes 
Geld, so erhält man — ebenfalls aus Kopenhagen — unter 
dem Vorwand, die Kieler Lose seien vergriffen, Dänische Kolonial 
lose, die nicht einmal im Mutterlande, sondern nur in den 
dänischen Kolonien vespielt merden dürfen 
—üAM—m— 
Lustige Ecke. 
Veon der Sekundärbahn. Fahrgäst (zornig)? 
Ja. was ist denn das heut' wieder für eine grenzenlose 
ßummelei?“ Schaffner: „Nehmen's halt a biss'l Rück⸗ 
icht, wir ham eine Eier⸗Ladung im Gepäckwagen!“ — 
Reußerste HSöflichkeit. Herr Peterle (erzählt am 
?tamnetischh: „Ja, die Pariser, überhaupt alle Franzosen 
ind sehr höflich. Am höflichsten aber sind die dortigen Fiacres 
der Droschkenkutscher.“ Ein Gast: „Warum denn gerade 
iese?“ Herr Peterle: „So hatte mich mal einer ein Stüch 
sefahren und wollte mich mit der Taxe schändlich übers 
Ihr hauen. Bezahlen mußt' ich, dafür aber sprang der Kutscher 
nachher vom Bodck herunter und half mir in meinem Wörter« 
zuch die Grobheiten herausfuchen, die ich ihm sagen wollte.“ — 
zumutung. ESchmuhl: „Kauf mir ab ä Reisetasche!“ 
Resedablatt: „Kann ich nix brauchen!“ Schmuhl: „Nu, 
„achst du rein dei Kleider!“ Resedablatt: „Sehr gut! Soll 
ch tragen die Kleider in de Reisetasch und geben nackt wie 
Adamꝰ?“
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.