Brigade⸗Manöver. Am Sonnabend früh stellien sich die
glautruppen auf den Höhen westlich Schönwolde bereit, in der Ab⸗
— und dadurch Zeit zu gewinnen.
Die Maschinengewehr⸗Kompagnie des Regiments Bremen und die
weite Batterie des Feldartillerie-Regiments Nr. 214 waren für Sonn⸗
end anf die Seile der rolen VPartei getreten. — Blau (Führer:
Oberstleutnant Scheins vom Regiment Bremen) hatte von der
7. Division solgende Nachricht ab Buchenhof erhalten: „Mit
em Feind an der Warnow zusammengesloßen, babe ich mit det 34.
ĩ Wade den Uebergang bei Eichof be⸗
ind 81. Infanterie⸗-⸗Briga n
auptet. 33. Infanterie⸗Brigade steht östlich Gr⸗Goörnow: Uebergang
Fei Weitendorf ist im Besitze der 18. Insanterie⸗Diovision. Der Feind
jat mich nicht mehr angegriffen. Die 4. und 5. Schwadton der
F Draconer stehen bei RKühn. Das Armeelorps hat für den 2. Sept.
vcn Rüchin auf Dobbertin und Goldberg befohlen. weil der Feind
Jart uberiegen ist und auch die Uebergänge bei Necheln und nördlich
zaarz besetzt hat. Die Division marschiert in zwei Kolonnen. Rechte
esohne 34. Infanterie-Brigade. Gros derselben 5 Uhr morgens
»on Warnow aufbrechend, geht über Diedrichshof⸗ Lübzin⸗Multin an
e Chaussee Borkow⸗Dobberlin. Decken Sie diesen Abmarlch. —
Rot (Führer: Oberst v. Frankenberg und Ludwigsdorf) beabsichtigte,
über Schönwolde in Richtung Lohmen gegen den Rücken des ab⸗
jehenden Gegners vorzustohen, mußte hierzu jedoch vorerit Blau von
Zen Sohen wesilich Schönwolde zurückwerfen. Es ging mit zwei
Bataillonen uüͤber Bülow frontal zum Angriff vor, ein Bataillon
sinks gestaffelt. Blau nahm den Angriff an, da die eigene Division
erst in eiwa 126 Stunden die Gegend von Buchow erreichen konnte.
Der blaue Gegenstoß wurde abgewiesen. Das rote Umfassungs⸗
bataillon kam heran und drückte, unterstützt durch eine wirksame Attacke
Her roten Kavallerie, den blauen rechten Flügel ein. Blau enischloß
sich daraufhin zum weiteren Zurückgehen auf Lohmen. Rot solate.
Hier endeie die Uebung.
. Zir Frase der Wanderläger nimmt jetzt auch der „Ver
hband Deuischer Waren- und Kaufhäuser“ in einer
Zuschrift an uns Stellung. Auch er hat oft aus den Kreisen seiner
Mitglieder Klagen über diese zunehmende irreguläre Gewerbebetriebs⸗
art erhalten, die besonders an kleineren Orten eine schwere Gefahr
ür den orlsansähsigen Detailhandel, wie auch ür das Handwerk be—
deutet. Es ist meist billige Ramschware, die, sei es aus Konkursen
joder anderen Zwangsverkäufen stammend, sei es auch wohl direkt für
olchen Vertrieb fabriziert, möglichst schnell zu Schleuderpreisen aus⸗
verkauft werden soll. Man hat nun eine Ergänzung der Be—⸗
timmungen des 8 561e der Reichsgewerbeordnung durch eine Vor⸗
vorschrift geschlagen, wonach für den Betrieb eines Wanderlagers
eine von dem Nachweise eines vorhandenen Bedürfnisses abhängige
Frlaubnis erforderlich sein soll, und die Landesregierungen ver—⸗
oflichtet sind, den Betrieb eines Wanderlagers über die Dauer von
4 Tagen nicht zuzulassen. Diese Forderung dürfte jedoch unnötig
ein. Es dürfte vielmehr eine dahingehende Ergänzung der Aus—
fjührungs-⸗Anweisung zu 8 56 0 der Reichsgewerbeordnung genügen,
daß die Anzeige des Beginns eines Wanderlagerverkaufes mindestens
4 Wochen vorher bei der Orispolizeibehörde mit einem ge—
nauen Verzeichnisse der zu verkaufenden Waren
und ihres Wertes, ferner mit der Angabe der
Zeit und des Ortes, wo sich die Verkaufsgegen—
tände bis zum Verkaufstermine befinden, einzu—⸗
reichen ist. Auch könnte die Wan derlagersteuer nach dem
ßesamtwerte des Warenlagers abgestuft werden. Diese
Besßtimmungen würden die Aebelstände der Wanderläger beseitigen,
ohne jedoch das Prinzip der Reichsgewerbeordnung zu durchbrechen.
Rechtlich und sachlich ungerechtfertigt dagegen ist es, reguläre Filialen
»en Wanderlägern gleichzustellen, denn Filialen sind stehende Ge—
werbebetriebe, die mit Wanderlägern nichts gemein haben.
»Erhebungen über die Inhaber des Eisernen Kreuzes
erster und zweiter Klasse. Es sind mehrfach Wünsche laut ge—
worden, die Zahl oder die Namen der Inhaber des Eisernen Kreuzes
erster und zweiter Klasse zur Kenntnis nehmen zu können. Gegen⸗
wärtig lassen sich nur die in den amtlichen Handbüchern und Listen
geführlen Ordensinhaber mit Bestimmtheit ermitleln, so daß die stati⸗
itischen Angaben in dieser Beziehung wesentliche Lücen aufweisen
dürften. Wie mitgeteilt wird, ist beabsichtigt, im nächsten Jahre ein
gehende Erhebungen über die Inhaber des Kriegsordens ansiellen zu
assen, zu welchem Zwecke die Provinzialbehörden heranzuziehen sind
Es kann also in absehbarer Zeit damit gerechnet werden, daß ein
vollständige Liste der Inhaber dieses Kriegsordens aufgestellt wird.
NReue ungarische Briesmarken werden, wie wir von unter⸗
richteter Seite erfahren, ab Beginn des nächsten Zahres er—
scheinen. Briefmarkensammler wird diese Nachricht nicht über—
—
mehr den heutigen Ansprüchen der Kenner und den heutigen
Leistungen der Technik und Briefmarkenherstellungskunst ent—
sprachen. Um so erfreulicher ist, daß die neuen Marken Meister—⸗
werke darstellen.
Unfälle beim Segeln. Bei dem starken Winde haben sich
Sonniag vormittag auf dem großen Ratzeburger See zwei Unfälle
beim Segeln ereianet. Zwei Lübecker Segelboote, mit je drei Per⸗
onen besetzt, waren bei Rothenhusen ins Schilf geraten und ver⸗
nochten sich nicht wieder freizumachen. Erst nach längerem Warten
sonnten sie durch ein Motorboot der Ratzeburger Motorschiffahrt aus
hrer mißlichen Lage befreit werden. Die in Ratzeburg verbreiteten
Berüchte über das Kentern zweier Segelbooie sind unzutreffend.
*Flüchtiger Schiffskapitän. Wie gemeldet, war der Kapitän
des im hiesigen Hafen liegenden finnländischen Schoners „Luvia“,
R. N. Arpanen, unter Mitnahme von 3000 M Frachtgeldern ver⸗
chwunden. Nunmehr ist der Gesuchte in Hamburg ergriffen, von wo
—A
.7o. Eine goldene Damenuhr gestohlen. Montag in der
Zeit von 822 Uhr vormittags bis 525 Uhr nachmittags ist
aus einem Zimmer, eines an der Werftstraße belegenen Hauses
eine goldene Damen-Remontoiruhr mit goldenem Zifferblatt
und arabischen Zahlen abhandengekommen und vermutlich ge—
stohlen worden. 6 —
o.- Mit der Wäsche durchgebrannt. Am Sonntag nachmittag
hat ein hiesiger Bäckergeselle einem Malergesellen in der
Moislinger Allee einen Pappkarton, enthaltend 3 bs 4 weiße
Schürzen. 2 Semden, 1 weihe Hose, mehrere Taschentücher,
1 Unterhose und mehrere Bürsten, zum Tragen übergeben.
Die Wäschestücke sind mit den Buchstaben 5,.C. M.“ pder
.M.“ gezeichnet. Die weisßte Hose kträgt den Namen „Bender“.
In einem unbewachten Augenblick verschwand der Maler, der
Karl Hartz heihen und aus Preetz stammen soll. Es wird ver—
mutet, dahn er dle Sachen zu seinem Nutzen verwenden will.
⸗ Die bstahl. Vom Boden eines an der Lachswehr-Allee
belegenen Hauses find in der Nacht vom 3. zum 4. d. M.
ein Paar schwarze Herren-Schnürschuhe gestohlen worden.
o- Fahrraddlebstahl. Montag ist am Bauptbahnhof ein
rend mit schwarzem Gestell, ebensolchen Felgen, Freilauf,
nücktrittbremse und der vom Polizeiamt gelieferten Erkennungs—
mummer 13542 abdanden gekommen und vermutlich gestohlen
orden.
Sportnachrichten.
Mitgeteilt vom Sportbureau Joh. Ganzel,
Hamburg J. F.: IV. 37903791.) *
Rennen zu Budapest, 3. Sept. Blennal-Zuchtrennen.
dandluft (Shaw) 1. Azusan (Tarslate) 2. Bony (M. Gulyas) 3.
Berliner Herbsiwoche. Sonnabend errangen Preise die Son⸗
ertlassenboote Troll“, „Wannsee“, „Pardon“, „Jugend“,
Seehund III“; der Zehner „Orchis“, die Achter „Toni“,
Dezima“; die Siebener,, Melusine“, „Blitz XIV“; die Sechser
Onkel Notta“, „Hans Jürgen II“, „Kiabautermann“, „Ha⸗
ild 1y5; der Fünfer „Hansi“ vor „Panther“; der Neuner
Ella“ und das Schwertboot,Prodepfeil“. — Am Sonntas
e Sonderklassenboote „Vawena“, „Tante Laura“, „See—
und III“, „Wannsee“, „Wittelsbach VII und „Pardon“; die
Zechser „Windspiel XV“, „Schelm“, „Undine“, „P. D. C.“;
ie Siebener;, Me'usine“, „Blitz XIV.“, der Zehner „Orchis“,
er Fünfer z.Panther“; die Achter „Stint“, „Piehne“; der
seuner „Ella“ und das Schwertboot „Probepfeil“
Internationales Schachturnier Karlsbad, 5. Sept.
zin der Sonnabend gespielten 10. Runde gewannen im Anzuge:
zchlechter gegen Leonhardt, Süchting gegen Duras, Spielmann gegen
llechin, Loewenfisch gegen Kostic, Chajes gegen Perlis; im Nachzuge:
zubinstein gegen Burn, Rotlewi gegen Salwe, Fahrni gegen Johner,
us⸗Chotomirski gegen Jaffe. Unentschieden wurden die
zartien: Marshall — Niemzowitsch, Tartakower-Cohn, Alapin — Rabi⸗
owitsch, Teichmann —¶Vidmar. Stand des Turniers:
zchlechter 8, Teichmann 722, Marjshall und Rotlewi 636, Rubinstein
nd Süchting je 6, Cohn und Perlis je 52, Alechin, Burn, Chajes.
hotomirstki, Johner und Vidmar je 5, Duras, Jaffé, Leonhardt,
remzowitsch, Spielmann und Tartakower je 428, Kostic und Salwe
e4, Loewenfisch 326, Alapin und Fahrni je 3. Rabinowitsch 2.
—A
Berlin, 5. Sept. Sonnabend abend gegen 7 Uhr ereigneten sich
uf dem Flugplatz in Johannisthal zwei Fliegerunfälle. Der
lugschüler Eckelnann kam beim Landen mit seinem Apparat so sieil
tBoden, daß er herausgeschleudert wurde und einige Hautverletzungen
rlitt. Der Wright-Schuͤler Friedrich stürzte aus eiwa 5 Meter Höhe
b und erlitt Verletzungen im Gesicht und am Oberkörper.
Kopenhagen, 5. Sept. Thelen itieg Sonnabend abend von
Nörköp auf Seeland um 6 Uhr 17 Min. zum Weiierflug nach
openhagen auf. Um 6 Uhr 42 Min. überflog er Broskilde und
raf um 7 Uhr über dem Flugplatz von Kopenhagen ein. Nachdem
r den Flugplatz umkreist hatte, schritt er zur Landung, die glatt von⸗
atien ging. Gleich nach der Landung durchbrach die Menschenmenge
ie Kette der Beamten, stürzte auf den Flieger zu und trug ihn nach
em naheliegenden Restaurant, in delsen Festsaal er unter großen
)valionen begrüht wurde. Thelen hat für den Flug den ausgesetzten
reis von 3000 Kronen betommen.
Paris, 5. Sept. Sonnabend abend gegen 8 Uhr stürzle bei
thartres der Aviatiker Marron aus 300 Meier Söhe ab.
)der Flieger war sofort tot; der Motor hatte sich in seine Brust
ebohrt.
Vermischtes.
Eine internationale Postwertze chen⸗Ausstellung. In Wien
vird am 7. September eine internationale VPostwertzeichen-Aus—
tellung eröffnet. Die Ausstellung dürfte die größte Aufmerk—
amkeit der Philatelisten erwecken, da auf ihr glänzende Samm⸗—
ingen zu sehen sein werden. Der Wert der Obiekte läßt
ch zwar noch nicht ganz ermessen, doch gewinnt man immerhin
nen Anhaltspunkt, wenn man erfährt, daß die Versicherungs⸗
mme der vom Auslande bisher eingesandten Markenwerte
h bereits auf zehn Millionen Kr. beläuft. Das be—
utendste Objelt ist die Kollelition von ungebrauchten Post⸗
ertzeichen von Don Jorge E. Rodriguez in Buenos Aires,
ije aliein einen Wert von mehr als 1.2 Mill. Kr. repräsentiert.
is werden darunter die ältesten Marken sein, auch die vielbe—
ehrte alte , Mauritius“
deueste NRachrichten und Telegramme.
Flottenparade in Kiel.
W Kiel, 5. Sept. Die „Hohenzollern“ mit dem Kaiser
in Bord ist kurz nach 9 Uhr unter dem Salut der im Hafen
iegenden Schiffe und der Befestigungen zur Flottenparade aus—
elaufen. An Bord befanden sich außer dem kaiserlichen Ge—
»lge und dem Fürsten zu Fürstenberg der Erzherzog
ranz Ferdinand, der Grohßherzog von Olden—
„urg, Prinz Heinrichvon Preußen, Prinz Georg
on Bayern und der Reichßzranzler. Das Wetter ist
hön. — Zahlreiche Dampfer haben schon früh morgens den
„afen verlassen, um in der Kieler Bucht der Flottenschau
eizuwohnenn. 27
We Kiel, 5. Sept. Die „Hohenzollern“ traf gegen 10 Uhr
ei der Manöverflotte ein. Die Schiffe hatten Toppflaggen ge—
etzt und gaben Salut. Die Flotte passierte in einreihiger
tormation die „Hohenzollern“, wobei die Mannschaft drei
urras ausbrachte.
We Kiel, 5. Sept. Der Kaiser schiffte sich um 11 Uhr
uf S. M. S. „Deutschland“ ein, mit ihm die Fürstlich—
eiten und Gäste. Ein Teil der Gäste ging an Bord S. M. S.
Hela“ und folgte den Vorführungen der Flotte nach be—
onderem Programm.
cv Kiel, s8. Sept. Privattelegrämm der Lübekki—
chen Anzeigen.) Die Flottenparade vor der Kieler Förde
ꝛahm bei herrlichstem Wetter einen schönen Verlauf. Der
Hohenzollern“ mit dem Kaiser, dem österreichisch-ungarischen
hronfolger Erzherzog Franz Ferdinand und den kaiserlichen
*ästen an Bord, folgten über 100 gröhere und kleinere, meist
ehr stark mit Freunden der deutschen Flotte besetzte Lust-
ahrzeuge in das Paradegewässer. darunter auch der Dampfer
Prinzessin JIJrene“ mit der großen lübedischen
laage im Topp, sowie etwa 200 Flotten—
reunde aus Lübeck an Bord und der Lübeder
ampfer Condor“, auf welchem sich die Lehrer und
zsglinge des Lübecker Lehrerseminars befanden.
das Wetter war zunächst regnerisch, klarte später aber völlig
uf und bei Beginn der Parade lag prächtiger Sonnenschein
uf der Ostsee. Die Flotte war bei Stollergrund
i Paradeaufftellung aufgefahren. In der Front
igen eine großt:“ Anzahl Torpedoboote, dahinter
ie Dreadnoughts, Helgoland, Osifriesland“ und5, Thüringen“,
sann felgten Linienschiffe und Kreuzer, hierauf das Reserve⸗
eschwader. sodann wieder eine grohe Reihe Torpedoboote und
hließblich die Unterseeboote. Der Kaiser fuhr auf der „Hohen⸗
ollexrn“ die Fronten der einzelnen Schiffsllassen ab, worauf
ich der Monarch mit dem Erzherzog Franz Ferdinand an Bord
des Flaggschiffes „Deutschland“ begab, während die daiserlichen
Häfte an Bord des kleinen Kreuzers „Hela“ gingen.
die Kaiserijacht „Hohenzollern“ kehrte nach Kiel zurück
Zodann wurde die Parade aufgehoben und von depy
driegsschiffen verschiedene Manöver ausgeführt. Gegen 1 Uhr
nittags langten der Kaiser und seine Gäste sowie die zahl—⸗
eichen Begleitfahrzeuge wieder in Kiel an.
Kirchbrand in Billwärder.
W. Billwärder a. d. Bille, 5. Sept. Die Kirche, an der
separaturarbeiten vorgenommen werden und die zu diesem Zwecke
ingerüstet ist, geriet heute in Brand. Das Feuer breitete sich schnell
us und in kurzer Zeit stürzte der Turm in sich zusammen. Das in
nmitielbarer Nähe befindliche Pastorenhaus und das Haus des
Irganisten gerieten ebenfalls in Brand. Die Hamburger Feuerwehr
zeteiligte sich an den Löscharbeiten, doch konnte dem Feuer bisher
9 Uhr vormittags) nicht Einhalt geboten werden.
We Billwärder a. d. Bille, 5. Sept. Den vereinten Be—
nühungen der Hamburger und der Feuerwehten der UAmgegend
elang es, den Brand zu lokalisieren. Vollstän dig nie-—
»ergebrannt sind die Kirche, das Past orat, das
zaus des Organisten und eine Scheune. Das Feuer
st durch Unvorsichtigkeit bei den Lötarbeiten entstanden.
Nun auf die Stettiner Sparkasse.
W. Stettin, 5. Sept. Infolge unsinniger und unkon—
rollierbarer Gerüchte im Zusammenhang mit den Marokko—
derhandlungen fand in den letzten Tagen ein Ansturm auf
je städtische Sparkasse statt, der besonders gestern sehr stark
var. Insgesamt sind in den letzten drei Tagen 500 000 M
Wgehoben worden, ein Fall, der sich noch niemals ereignete.
Eine w'ichtige portugiesesche Regierungserllärung.
W. Lifsabon, 4. Sept. Kammer. Der Miniserpräsident
erlas eine Erklärung, in der es heißt, die Regierung werde
ils Regierung einer republikanischen Einhcit niemals eine
zarteiregierung sein und werde antiklerikal bleiben,
ber ohne Feindseligkeit gegen irgend eine Glaubensgemeinschaft.
zdie werde die Arbeit der provisorischen Regierung prüfen, um
Ilmählich das Programm der republikanischen Partei zur Aus⸗
ührung zu bringen, ohne das unumgänglich notwendige Gleich—
ewicht des Budgets aus dem Auge zu verlieren. Sie werde
ie arbeitenden Klassen nicht enttäuschen, die stets die Hoffnung
egten, daß die Revolution ihnen eine Besserung bringen werde,
nd die Verteidigung des Landes sicherstellen. Die Regierung
yerde die Verhältnisse in der äußeren Politik Portugals nicht
indern, die sich in Aebereinstimmung mit derienigen des
Zortugal verbündeten England befestigte, ohne jedoch aufzu—
ören, wie es ihre Pflicht sei, Anregungen des Varlamenis
ind der öffentlichen Meinung Folge zu leisten und ohne die
5rundprinzipien des republikanischen Programms zu vergessen
Lebhafter Beifall.)
Sodann gaben die Führer des parlamentarischen Blode
ie Erklärung ab, die Regierung unterstützen zu wollen. Zum
Schluß ergriff der Ministerprälident noch einmal das Wort
ind bemerkte, das Gebäude der Republik stehe noch nicht
ollkommen gefestigt da. Die republikanische Idee sei in det
ffentlichen Meinung noch nicht gänzlich ducchgedrungen. An
en Grenzen gäbe es einen Feind, der zwar keinen Schrecen,
iber doch Beunruhigung hervorrufe. In den verschiedenen
ozialen Klassen herrsche eine Erregung. Aus diesen Gründen
„ürfe kein Republikaner die Regierung bekämpfen.
W. Lissabon, 5. Sept. Der Ministerpräsident wiederholte
m Senat die in der Kammer abgegebenen Erklärungen.
Es geht das Gerücht, daß ein Generalstreik erklärt werden
olle. Die Korkeichen-Arbeiter erhielten zahlreiche Zustimmungs⸗
rklärungen aus der Provinz.
Zur Besitzergreifung Ifnis durch die Span'er.
W. Barzelona, 5. Sept. Die am spanisch-marokkanische:“
zandel beteiligten Kreise telegraphierten der Regierung und
»erlangken energisch die Besitzerzreifung Ifnis durch Spanien
nnerhalb der festgesetzten Frist, andernfalls würde die schlechteste
Wirkung im Lande hervorgerufen werden, da man die Nicht—
esetzung auf die dagegen gerichteten Angriffe der franzölischen
Bresse zurückführen würde, die hier tiefen Eindruck machten.
ẽäs wird eine Versammlung einberufen werden, um die Regie—
ung aufzufordern, die Rechte Spaniens zu wahren.
Straßenkampf.
M* Nautes, 5. Sept. Zwischen den streikenden Berg—
irbeitern und Gendarmen fand ein blutiger Zusam—
nenstoß statt. Zehn Gendarmen wurden schwer verletzt,
avon einer lebensgefährlich. Bei den Streikenden sind zwanzig
zchwerverletzte, wovon fünf hoffnungslos sind.
Neue NKRämpfe in Meriko.
W. Newyork, 5. Sept. Nach einem Telegramm aus Mexiko
tießen Regierungstruppen unter General Morales bei Chinameca im
Zztaate Morelos mit einer Truppenabteilung des Generals Zapata
usammen. Nach bei dem Departement aus dem Innern eingetrof⸗
enen Meldungen sollen 50 Anhänger Zapatas getötet und Zapata
elbst während des Gefechtes gefallen sein.
W. Düsseldorsj, 5. Sept. Tie Metallarbeiterbewegung
ührte zu einem Nachgeben der Arbeitgeber. 40 Betriebe mit
O00 Arbeitern bewilligten die gestellten Forderungen. In meh—
eren Werkzeugmaschinenfabriken sFreiken nur noch 680 Mann.
W. Bonn, 6. Sept. Zwischen Studenten und Po—
izistenn kam es in einem Tanzsaal zu einer Schlägerei.
zinige Schutzleute zogen, als fie angegriffen wurden, blank und
erletzten zwei Studenten. B. T.)
W* Paris, 5. Sept. Die aus der Kirche St. Sauveur
nw Verdun gestohlenen Bilder stellen Christus, die heilige
tlara, Christus und Maria Magdalena dar.
WM Lissabon, 5. Sept. Nach einer Meldung aus Sagres
ind dort vier Boote mit der Besatzung eines italienischen
dampfers angekommen, der nördlich Kap. St. Vincent Schiff⸗
»ruch gelitten haben soll.
W. Verdun, 5. Sept. Aus der Kirche St. Sauveur
nurden während einer Tauffeierlichleit drei Bilder von
ohem Wert, die an der Wand des Gotteshauses hingen,
on Unbekannten entwendet. Die Bilder wurden, um besser
ortgeschafft werden zu können, aus den Umralhzmungen gelöst,
ie man später in der Kirche erbrochen auffand.
W. Huelva, 4. Sert. Der fsconzösische Flieger Le
Forestier ist aus 80 Mieter Höhe abgestürzt und in
en Trümmern des Flugzeuges, das insolge der Explosion des
MNotors in Flammen aufging, verbrannt.
we Perviguan, 5. Sept. Fünf Angestellie eines hiesigen Er⸗
ehungsinstitutes sind nach dem Genuß von Weintrauben
zestorben. Die, Untersuchung ergab, daß die Trauben aus einem
Beinberg stammten, dessen Besitzer zur Vernichtung von Weinschäd'
ingen Arlenikmittel benutzt hat