Full text: Lübeckische Anzeigen 1911 (1911)

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ausgabe A. 
Aus den Nachbargebieten. — 
Hansestãdte. 
ßamburg, 3. Jan. Die Handelskammer hat 
für 1911 8. Edm. Bohlen zu ihrem Vorsitzenden und Justus 
Strandes zu dessen Stellvertreter erwählt. 
25 Jahre waren am Montag verflossen, seitdem die 
Straßenreinigung und Abfuhr in Hamburg in staat⸗ 
chen Eigenbetrieb übernommen worden ist. Aus diesem 
Anlatz veranstaltete die Baudeputation vormittaas im 
Patriotischen Gebäude eine kleine Gedenkfeier für die Be— 
amen, Angestellten und Arbeiter der Straßenreinigung. Zur 
Teisnahme an dem Festalt hatten sich eingefunden: der Präses 
Fer Baudeputation, Senator Hollhusen, die Mitglieder der 
Baudeputation und verschiedene höhere Beamte dieser Behörde. 
Bon der dem Ingenieurwesen der Baudeputation eingegliederten 
Abteilung für Straßenreinigung und Abfuhr waren der Vor—⸗ 
stand der Abteilung, Baurat Caspersohn, mit den lämtlichen 
Beamten und einer größeren Anzahl von Vertretern der 
Arbeiter zugegen. 
In der Silvesternacht 1860/ 61 wurde die Tor⸗ 
perre zwischen Hamburg und Altona aufgehoben. Samburg 
war bis dahin ein wahres vergittertes Vogelbauer, in welchem 
Aber 100 000 zweibeinige menschliche Wesen eingesperrt schliefen. 
In dem alten Torsperre⸗Reglennent heißt es: „Die Torsperre 
dauert bis 11 Uhr in der Nacht; mit dem Schlage 11 Uhr 
wird das Tor gänzlich geschlossen“ Die 50jährige Wieder⸗ 
ehr des bedeutungsvollen Tages der Aufhebung der Torsperre 
wurde von der Bürgerschaft im „Kaiserhof“ gefeiert. Am 
Nobistor ging es begreiflicherweise besonders lebhaft zu. 
Mehrere wagehalsige Burschen sIletterten auf die noch stehen⸗ 
den Torpfeiler, die die Inschrift „Nobis bene, nemini mali 
tragen, und riefen von dort dem Publikum jubelnd ihre 
Neujahrsgrüße zu. Im allgemeinen ist die Silvesternacht ruhig 
perlaufen. Das in früheren Jahren üblich gewesene Neujahrs⸗ 
schießen hat ganz aufgehört. 
Gleine Nachrichten) Eine Belobigung ist dem 
ungen Steuermann Mohr für sein heldenmütiges Verhalten 
beim Untergang des Schoners „Wilhelm“ im Kattegat von 
Regierungs wegen durch Vermittelung des Seeamtes erteilt 
worden. Mohr hat, als er zusammen mit seinem jungen 
dänischen Kameraden Petersen im Mast des untergegangenen 
Schoners hing, seinen Kapitän fünfmal aus dem Wasser zu 
sich in die Takelage gezogen. Beim sechlten Versuch ertrank 
der Kapitän, da der Retter selbst schon zu erschöpft war. 
Mohr hat dann, auf dem Pikblok stehend, seinen bereits 
oewuhßtlos gewordenen Kamerabden Petersen dadurch vor dem 
Ertrinken bewahrt, daß er Petersen mit dessen Füßen auf 
einen eigenen Halt fassen ließ. In seiner furchtbaren Lage 
hielt er volle 18 Stunden aus, bis die Rettung durch den 
braven Kapitän Kraft des Altonaer Fischdampfers „Proteus“ 
gelang. Außer einer Geldprämie erhielt er vom Seeamt 
auch eine neue vollständige Seemannsausrüstung. — Die 
Polizeibehörde sieht den Masseurinnen scharf auf 
die Finger, die unter dem Deckmantel dieses Berufes ihre 
Wohnungen zu wüsten Orgien zur Verfügung stellen. In den 
letzten Tagen sind hier wieder mehrere solcher „Damen“ in 
daft genommen. 
Bremen, 3. Jan. Das Präsidium des Senats 
führen im Jahre 1911 Bürgermeister Dr. Barkhausen und Bür⸗ 
germeisser Dr. Marcus; dieser und Senator Dr. Donandt bilden 
die Kommission für Reichs⸗ und auswärtige Angelegenheiten. 
Der neugewählte Senator Feuß gehört u. a. der Steuerdeputation, 
»en Deputationen für die Erleuchtungs- und Wasserwerke, für 
ie Straßenreinigung und für den Schlachthof, der Steuerkom⸗ 
nission für die Reichserbschaftssteuer sowie der stadtbremischen 
Armenpflege cals Direktor und der Direktion des Armenhauses 
als Spezialinspektor an. — Als Präses der Handelskam— 
ner fungiert 1911 Emil Wätjen, als Vizepräses Fritz Segnitz 
Schles wig⸗ Holstein. 
Kiel, 3. Jan. Wettbewerb für eine Garten— 
tadt. Der Schleswig⸗-Holsteinische Architekten- und Ingenieur— 
Verein hat beschlossen, dem Antrage des Beamtenwohnungs- 
vereins gemaß einen Wetibewerbo zur Crlangung von Entwürfen— 
für eine Gartenstadt in Ellerbek auszuschreiben. 
Neustadt, 3. Jan. Verkauft ist der 81 To. große 
ind sehr schöne Hof des Hofbesitzers W. Blöcker-Lübsche Mühle 
ür 100 000 Mean Knoop und Quistorff-Eutin. 40 To. werden 
harzelliert werden. 
Großherzogtum Oldenburg, Fürstenlum Lübed. 
Pr. Eutin, 3. Jan. Verkauft haben Gutermakler 
A. Knoop und Rühlicke von ihrem Grundbesitz in Malkwitz eine 
a. 134 ha große Stammstelle mit Inventar an Landwirt 
ug. Schröder, Altcalkar (Rheinl.), für 275 000 M. — Hollän⸗ 
er und Kaufmann Stölten, Krentzfeld, verkaufte sein Gewese 
nebst einigen To. Land an Meiereiverwalter Wulff für 16 000 
M. — Landmann Rix, Hutzfeld veräuherte an Bauunter⸗ 
nehmer Wulff einen Bauplatz. 
Lauenburg. 
83. Molln, 3. Jan. Eine Zusammenlegung der 
zeiden Zollämter Mölln und Ratzeburg wird aus Spar⸗ 
amfeitss⸗ weniger aus Zwedmäßigkeitsgründen beabsichtigt. 
Welche dieser beiden Städte bei der Vereinigung der Aemter den 
Borzug erhält, steht noch dahin. 
B. Sandesneben, 3. JZan. Die Postverhält⸗ 
risse werden hier vom 1. März 1911 bedeutend besser, und 
war in doppelter Beziehung. Erstens fährt anstatt der bis— 
erigen Kariolpost ein Postomnibus, der eine größere Anzahl 
bersonen befördern kann, täglich zweimal zum Bahnhof Kastorf, 
ind zweitens fährt dann die Polit, die bisher erst zum Zug 
Uhr nachmittags zum Bahnhof fuhr, schon zum 3,50 Uhr⸗Zug 
zin. Das Posifuhrwerk ist dem Gastwirt Jens übergeben worden. 
Großherzogtümer Medlenburg. 
Schönberg, 3. Jan. Der Kriegerverein für 
das Furstentum Ratzeburg hat eine Vereinsbibliothek ein⸗ 
zerichtet, aus der die Mitglieder unentgeltlich Bücher ent⸗ 
rehmen dürfen. — Die Schweinegilde in Gr. Siemz, 
vohl' die älteste derartige Vereinigung des Landes, hielt am 
Neujahrstage hier ihre Generalversammlung ab. Die Zahl 
der Miiglieder beträgt 339, während 750 Schweine versichert 
varen. Die Einnahme belief sich auf 1466 M; die Ausgabe 
ur 21 Entschädigungen betrug 820 M, sodaß ein Kassenbestand 
»on 6468 Muverblieb. Beschlossen wurde, noch in diesem 
zJahre zwei Vereinsbälle abzuhalten. — Der Ka— 
alleristenverein für das Fürstentum veranstaltete am 
steujahrsabend eine Weihnachtsfeier im Kösterschen Saale. Nach 
iner Ansprache des Vorsitzenden Stecker wurden 52 Kinder 
eschenkt. 
88 Grevesmählen, 3. Jan. Gewählt zum Rektor 
jer städtischen Schulen ist vomn Magistrat Rektor Schrader 
steustadt i. M. mit Amtsantritt zum 1. April. — Von der 
diederschlags-Beobachtungsstation wurden im 
Dezember an 9 Tagen mit Regen und 3 mit Schnee 32,6 mm 
ßesamtniederschlag gemessen gegen 67,0 mm 1909. 
Doberan, 3. Jan. Oberlanddrost v. Bülomw tritt 
zum 1. April in den Ruhestand. Sein Nachfolger wird Amts— 
jauptmann von Oertzen. Rihnib 
— 
sonderer Strenge durchgeführten Absperrung habe er nichts 
»emerkt. An einer Stelle, an der aus der Menge mit Steinen 
zeworfen wurde, sei er selbst in den Verdacht geraten, geworfen 
u haben. Als die Schatzleute mit dem Säbel vorgingen, 
chlüpfte er schnell in einen Laden und beobachtete von hier 
ius die weiteren Vorgänge. Mehrere Leute, die erst in 
rohender Haltung auf die Schutzleute losgingen, wurden sehr 
lein, als sie die Säbel über ihren Köpfen sahen. Alle hätten 
»lötzlich eine bittende Haltung eingenommen und gebettelt, sie 
»och lausen zu lhassen. Eingeschlagen wurde auf die Leute 
st, wenn verschiedene Aufforderungen zum Forigehen erfolglos 
eblieben seien. — Zeuge Naloscheck hat beobachtet, wie die 
Zeute, die johlten, schrien und „Bluthunde“ riefen, sich in die 
haustüren flüchteten. Wenn die Polizisten vorbei waren, 
amen sie wieder heraus. Aus den Häusern wurde auf die 
ßeamten geworfen. Es wurden auch Schüsse abgefeuert. — 
der Platzanweiser Wiesdorf hat gesehen, wie in der Rostocker 
Ztrahße die Straßenlaternen demoliert wurden. Bald darauf 
eien aus den Fenstern Schüsse gefallen, und die Polizet 
ritt eine Attacke. Die Leute hätten sich, sobald die Polizei 
herankam, stets in den Häusern verkrochen, um bald darauf 
vieder hervorzukommen. Dakß auf einzelne Leute eingeschlagen 
wurde, habe er nirgends wahrgenommen. — Zeuge Schmiede— 
neister Espenhahn wohnt in der Siclingenstralte; er hat gesehen, 
bie vier Berittene und sechs Schutzleute Kohlenwagen be— 
zleiteten. Zwei Schutzleute gingen weg, um Arbaäitswillige 
uu holen. Die Wagen wurden inzwischen beworfen. Tae 
Bolizei ging hierauf scharf vor; wenn die Leuie nicht schnell 
Jenug gegangen sind, wurde zugehauen. Der Zeuge selbit 
st durch die Schutzmannskette unbelästigt durchgelassen worden. 
— Zeuge Maler Sieg wird zu dem Fall des Angeklagien Bock 
vernommen. Bot soll bekannilich einen Schutmann mit dem 
Messer gestochen haben. Er behauptet. aus Notwehr ge— 
randelt zu haben. Zeuge Sieg vestätigt, daß die Schutzleute 
ßock umringt haben und mit gezogenem Säbel auf ihn einge— 
rungen sind. Veranlassung zu diesem Vorgehen der Schautz⸗ 
eute habe Bock nicht gegeben. — Als nächster Zeuge wird 
Iriminalkommissar Huth aufsgerufen. Er erklärt, daß er die 
henehmigung des Polizeipräsidenten zur Aussage noch nicht 
zabe. Die Vernehmung des Zeugen wird zweds Einholung 
veiterer Information ausgesetzt. — Vert. R.A. Liebknecht 
*eantragt nunmehr, im Pilzschen Restaurant einen Lokaltermin 
ibzuhalten. — Das Gericht setzt die Beschlußfassung aus und 
»ertagt die Weiterverhandlung auf Mittwoch. Es bleibt nur 
toch die Vernehmung des Kriminalkommissars Huth übrig. 
dann sollen, wenn der Antrag auf Abhaltung eines Lokal— 
ermins abgelehnt wird, die Plädoyers beginnen. 
Sportnachrichten. 
ar. Ein internationales Aeroplanrennen Moslau—St. Pe⸗ 
ersburg —Moskau ist für dieses Jahr geplant. Der Kriegs— 
ninister hat bereits die Genehmigung erteilt. In Muaskau 
oll darauf ein aviatisches Meeting abgehalten werden, vei dem 
00 000 Rbl. zur Verfügung gestellt werden sollen. 
sr. Ein neuer Flugpreis von 50 000 Frs. wurde der Ligue 
Nationale Aerienne von der betannten Settfirma Vominery 
ür den weitesten Flug in gerader Linie zur Verfügung ge— 
tellt. Der Wettbewerb soll offen sein während dreier Jahre. 
Vermischtes. 
C.K. 12 Millionen auf die Straße geworfen. Der Bericht 
ber die Pariser Straßenreinigung, der nun dem Stadtrat zuge— 
zangen ist, singt ein schmerzliches Lied von dem Aussehen 
er Pariser Straßen, die von den Bürgern der Seinestadt sorz⸗ 
os als Papierkorb benutzt werden. Die Straßenreinigung sei 
chlecht organisiert und die Metropole Frankreichs sei eigentlich 
iur dann in einem präsentablen Zustande, wenn der libe Gott 
inen ordentlichen Platzregen über Paris niedergehen läht. Um 
o bitterer ist die Erkenntnis, daß man jährlich üÜber 12 
Millionen Mark für die Pariser Straßenreinigung aufwendet, 
ind daß im vergangenen Jahre über 3000 festangestellte Be— 
inte ihre Arbeitskraft nur der Sauberhaltung der sr nzösischen 
Metropole gewidmet haben. 
Der Moabiter Krawall-Prozeß. 
Berlin, 2. Jan. 
In der heutigen Fortsetzung der Zeugenvernehmung be— 
undete der Streikpostenkontrolleur Harmonit, dah er mit der 
ozialdemokratischen Parteileitung keine Verbindung habe und 
n den Tagen der Unruhen nicht in Moabit gewesen ist, er 
ilso an der vermuteten Organisation bei den Krawallen nicht 
eteiligt gewesen sein kann. — Zeuge Prüttschau hat beobachtet, 
aß diejenigen, die „Bluthunde“ riefen, und andere Schimpf⸗ 
worte gebrauchten, meistens dem Janhagel angehörten und davon 
gelaufen wären, wenn sie die Schutzleute beschimpft hatten, so daß 
die zurückbleibenden Leute, die nichts geian hatten, von den 
Schutzleuten geschlagen wurden. Dieser Zeuge, wie auch die 
beiteren Zeugen bekundeten verschiedene Ausschreitungen der 
zchutzleute. Zeuge Kaufmann Stock, der die Unruhen fünf 
Tage lang beobachtete, bekundete, daß die Schutzleute in der 
une rhörtesten Weise brüskiert wurden. Von einer mit be— 
Ordonnanzritte 187071. 
(GFortsetzung.) 
Der Widerstand, den unterhalb Orléans der Großherzog 
am 7. Dezember bei Meung gefunden hatte, konnte von Ab⸗ 
keiliungen ausgehen, unter deren Schutz die Hauptmassen der bei 
Loiany und Poupry geschlagenen Korps (16. und 17.) etwa 
zei Beaugency und Blois ihren Uebergang auf das linke Strom⸗ 
ifer bewerlkstelligten, um sich an die Hauptarmee wieder 
jeranzuziehen. Endlich war auch die 6. Kavallerie⸗-Division, 
velche inzwischen die Verfolgung des geschlagenen französischen 
Zentrums nach Süden übernommen hatte, bei Salbris, etwa 
3 Meiten südlich von Orlé6ans, auf entschlossenen Widerstand 
Jestotßen. Die Hauptaufgabe dieser durch die 3. Pionier- und 
2 Infanterie⸗(36er) Kompagnien unserer Division verstärkten 
Kavallerie war die Zerstörung der Eisenbahn Tours —Nevers, 
welche gleichsam die Sehne des großen Bogens der Loire 
bidet, bei Vierzon und bei Bourges sich mit andern aus 
südacher Richtung kommenden Linien trifft und so den Fran—⸗ 
zosen die Möglichkeit einer überraschenden Versammlung ihrer 
Streitkräfte gegen Orléäans oder oberhalb oder unterhalb dieses 
Platzes bot. 
Die nächsten Stunden mußten Auffklärung bringen: auf 
nlen drei räumlich weit voneinander gelegenen Punkten, bei 
Gien im Osten, Beaugench im Westen und Salbris im Süden 
sorte am 8. Dezember mit der Tageshelle der Angriff wieder 
wsgenommen werden. 
Als wir am 8. früh von Olivet fortritten und, die 
Marschkolonnen der Division überholend, uns an ihre Spitze 
setzten, ertönte Kanonendonner von Beaugency herüber: das 
Gefecht wat dort im Gange. Wir wunderten uns nicht über 
die Wiederaufnahme des Kampfes, da doch die Franzosen den 
vurch den Vormarsch des Großherzogs und des 9. Korps auf 
beiden Loireufern arg bedrohten Regierungssitz Tours schützen 
mußten. Mir glauhten. der Großherzos würde in furzer 
Frist seiner Gegner Herr werden, nanentlich, wenn es uns 
»elingen sollte, eine der Brüden der unteren Loire unversehrt 
n unsere Hand zu bekommen, um so der Armeeabteilung drüben 
die Hand bieten zu können. Die nächste dieser Brücken sührte 
dei Bequgench (1 Meile unterhalb Meung) über den Strom. 
Nach einem Ritt von reichlich zwei Meilen hatten wir die 
Divisian überholt und gewannen bei Lailly einen Blick auf das 
zegenüberliegende Loireufer. Im Gegensatz zur Sologne, der 
m allgemeinen flachen, sumpfigen, schwach bevölkerten Land⸗ 
chaft südlich der Loire bis zum Cherfluß, ist das tief einge— 
chnittene Tal der Loire fruchtbar, dicht bebaut, reich mit Ort⸗ 
chaften, Landgütern, Schlössern und Parts besetzt, mit Wein⸗ 
ergen und Obstkulturen bedeckt, unübersichtlich und außerhalb 
zer Wege nur schwer gangbar. Bei Lailly ist die Marsch- 
raße des 9. Korps, welche die Loire stromabwärts he— 
leitet, etwa eine halbe Meile vom Strom entfernt. Wir 
ahen das enggebaute Städtchen Beaugency jenseits am Abhange 
»es Flußufers liegen. Der hohe jenseitige Hang benahm jede 
Aussicht über das weiter nordwärts sich drüben ausdehnende 
ßecände. Oben begleitete den Strom eine Chaussee, auf der 
„iel Fußgänger, Reiter und einzelne Fahrzeuge verkehrten. 
Dah hinter dem hohen Ufer drüben ein heftiges Gefecht im 
Fange war, bewies der Kanonendonner und die zahlreichen 
ich vom Himmel abhebenden Rauchwölkchen der platzenden 
Hranaten und Schrapnells. Ein direktes Eingreifen in das 
Sefecht mit unserer Infanterie schien unmöglich, da die über 
nen Strom führende Brücke von den Franzosen beim Nahen 
der vor uns marschierenden 25. Division durch Sprengung 
erstört worden wat. Auf dem von Lailly zur Brüdenstelle 
ührenden Wege trafen wir den kommandierenden General 
nit seinem Stabe. Wir erfuhren, daß auch vor uns die 
Zedien gegen feindliche Infanterie im Gefecht standen. Als 
wir uns dem Strom näherten, wurden wir über das Wasser 
hinüber aus der Stadt mit Infanteriefeuer begrüßt. Wir 
gewahrten drüben hinter der Stadt geschlossene Abteilungen, 
uch Artillerie Der kommandierende General befahl di—⸗ 
n 
ßatterien der 18. Division und die Korps-Artillerie an die 
Zpitze der 18. Division, vorzuhoslen. Als dann das Gefecht 
ich näher an Beaugency heranzuziehen schien und deutsche 
Irtillerie an der Chaussee nordöstlich der Stadt auffuhr und 
iiese unter Feuer nahm, auch feindliche Insanterie-Kolonner 
ichtbar wurden, die auf die Stadt zurückgingen, ließ Generde 
». Manstein die vier Batterien unserer Division im Trabe 
vorziehen, auf dem Felde zwischen Chaussee und Loirestrom 
ruffahren und auf 2000 Schritt das Feuer gegen Beaugency 
ufnehmen, um der feindlichen Insanterie den Weg durch die 
ztadt zu verlegen. Die fünf Batterien der Korps-Artillerie 
hbiossen sich links vorwärts an. Deutlich erkannten wir eine 
sute Wirtung der Geschosse. Französische Infanterie verließ 
neäAuflösung die Stadt; Schützenschwärme der 17. Division 
ingen an der Chaussee und längs des Stromes vor. Dann 
chwieg unser Feuer, um deren Vordringen nicht aufzuhalten. 
Tls sich dann herausstellte, daß Beaugency noch immer stark 
esetzt war, ging ein Teil unserer Batterien bis nahe an den 
5trom heran und schoß nun aus einer vorzüglichen, durch 
en Loiredamm gededten Stellung auf ganz nahe Entfernung. 
das starke Infanteriefeuer, mit dem die Franzosen aus der 
ztadt die Batterien überschütteten, schadete ihnen so wenig, 
zie das Feuer einer französischen Batterie, die erst zum 
ztellungswechsel, dann zum Verschwinden gezwungen wurde. 
lls es anfing, dunkel zu werden, begrüßten unsere am Ufer 
usgeschwärmten Jäger die Medlenburger Couleur (14. Jäger) 
iber den Strom herüber und ließen sich mitteilen, daß Beau— 
jeney von der Infanterie der 17. Division besetzt sei. 
Mittlerweile hatten die vor uns marschierenden Hessen 
ie ihnen gegenüberstehenden französischen Abteilungen durch 
utschlossenen Angriff in südwestliche Richtung zurückgedrängt, 
o daß nach Einbruch der Dunkelheit beide Divisionen des 
zorre, die 25. in vorderer Linie, dahinter die 18., sich längs 
er Chaussee in engen Kantonnements sür die Nacht unter⸗ 
ringen konnten. 
IForFetuno foset
	        
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