Full text: Lübeckische Anzeigen 1911 (1911)

tiller Resignation diese stattliche Summe nennen hören, sie 
wverden nicht so reichlich bedacht. Sie erhalten nach dem 
Diätengesetz vom 21. Mai 1906 nur 3000 Mäjährlich an 
„Aufwandsentschädigung“, wie es offiziell heißt. In diesem 
Jahre kommen allerdings wegen der Herbstsession ein paar 
veitere hundert Mark dazu. Aber auch in den deutschen 
Einzelstaaten zahlt man gerade keine hohen Diäten an die 
Parlamentarier. Die preußischen Abgeordneten er— 
halten z. B. 15 Mepro Tag, die sächsischen 12 M, die 
bayerischen 10 M. Uebrigens werden Reichsdiäten nicht 
üür Tage gewährt, an denen Doppelmandatare ihre Land— 
agsbezüge erhalten. Recht gut zahlen die Vereinigten 
Staaten von Nordamerika, die ihren Parlamentariern 
3000 Dollar zukommen lassen. Auch in Frankreich läßt 
es sich in dieser Hinsicht gut leben. Dort erhält der De— 
putierte 16000 Franken. Das ist aber nicht alles, denn 
iach vieriähriger Tätigkeit wird der Parlamentarier dort 
»ensionsberechtigt. Auch für seine Familie wird im Notfalle 
gesorgt. Das sind alles ganz nette Aussichten, die eine 
zroße Mandatsjägerei begünstigen. In Ungarn gewährt 
nan eine Pauschalsumme von 4000 M. Belgien gibt 3200 
Mark. Das finanziell schwache Griechenland begnügt sich 
nit 1440 M. Und Schweden läßt es bei 1320 Mube— 
wenden. Die anderen Staaten zahlen Tagegelder. Ruß⸗ 
land ist nobel und am freigebigsten mit 21 M. Auch 
Rumänien läßt sich mit 20 Municht lumpen. Dann folgen 
Desterreich mit 17 M. Bulgarien und die Schweiz 
mit je 16 M, Norwegen mit 13 M, Serbien mit 12 M 
und Dänemark mit 11 M. In Spanien und Italien 
nüssen sich die Deputierten vorläufig noch ohne Diäten be⸗ 
elfen. 
Inland und Ausland. 
Deurtsches Reich. 
O Sansabund und Sozialdemokratie. Unter dieser Spitz- 
narke nahmen wir in der Abendausgabe vom 19. August 
Stellung gegen die Haltung des Hansabundes gegenüber der 
Sozialdemokratie, die wir als nicht entschieden genug bezeich— 
ieten. Der Hansabund, so sagten wir, hat zwar seinerzeit er— 
klärt, eine irgendwie geartete Unterstützung oder Förderung 
»er Sozialdemokratie könne für ihn niemals in Frage kommen. 
Fin Abgrund, eine Welt trenne ihn von der Sozialdemo— 
kratie, die von ihm ebenso bekämpft werde, wie das seitens 
der in ihm vertretenen bürgerlichen Parteien geschehe. Wie 
ꝛber tatsächlich die Meinung der Leitung des Hansabundes in 
»iesem Punkte ist, so fuhren wir dann fort, dafür gab 
päter die Aeuherung des Herrn Geheimrats Riesser auf dem 
rsten deutschen Hansatag einen Anlaß. Er forderte nämlich, 
»aß wir die jetzt abseits stehenden sozialdemokratischen Kreise 
zur Mitarbeit im Staatsleben, insbesondere auch in den 
Varlamenten und der Selbstverwaltung heranziehen und da— 
nit das Selbstbewußtsein und das Gefühl der Verantwortung 
zegenüber dem Staatsganzen in ihnen wachrufen oder stärken. 
In der Entgegnung, die der Hansabund in der letzten 
Nummer seines offiziellen Organs bringt, hätten wir über 
den Widerspruch, der in diesen Sätzen offensichtlich steckt, 
eine Aufklärung erwartet. Statt dessen übergeht der Hansa⸗ 
hund diese Stellen mit Stillschweigen und begnügt sich, 
estzustellen, daß wir unbelehrbar über sein Wesen und seine 
Ziele sind. Dem fügt er dann noch folgenden Satz hinzu: 
„Läge es nicht viel näher, die Herren von der Agrar— 
demagogie und ihre Gefolgschaft zur Vernunft, zum Maß— 
halten, zur Anerkennung der Gerechtigkeit des Hansabund— 
Programmes zu mahnen, als vom Hansabund zu verlangen, 
daß er sein eigentliches Ziel, die Bekämpfung der Agrar— 
demagogie, die auch weiten Kreisen des Lübecker Bürgertums 
ils eine Hauptaufgabe unserer Zeit erscheint, aufgeben soll?!“ 
Wir müssen darauf erwidern, daß diese Forderung viel—⸗ 
leicht auf rein ländliche Wahlkreise zutreffen mag — (wir 
lassen das ununtersucht). In vorwiegend städtischen Wahl— 
es dagegen unbedingt des Zusammenhalts aller bürger— 
kreisen aber, wie es z. B. die Hansestädte sind, bedarf 
icher Parteien — kein Mann, keine Stimme ist zu ent— 
hehren; und daher kommt auch ein Kampf in solchen Wahl— 
reisen gegen nicht vorhandene „Agrardemagogen“ nicht in 
Frage. Uebrigens sind wir durchaus nicht abgeneigt, eine 
Belehrung des Hansabundes — mit dem wir ja sonst in 
den meissen Fragen übereinstimmen — über seine Stellung⸗ 
nahme zur Sozialdemokratie entgegenzunehmen. In der er— 
vähnten Entgegnung hat er sie nicht gegeben 
1 
Er war ganz aufgeregt. 
Nini lächelte überlegen, aber doch nicht ohne Eifersucht. 
Ib sie wohl jemals einen solchen Eindruck auf die Leute 
zervorzubringen imstande sein würde? „Geruhen“ — „leut— 
selig“ — — sie lachte hohnvoll. 
„Im Anfang wollten Sie sich wohl in sie verlieben?“ 
forschte sie drohend. F 
Er senkte schuldbewußt das Haupt. 
„Sie ist so wunderbar schön!“ 
„Andere Leute etwa nicht? Gott sei Dank sind die 
heschmäcker doch auch noch verschieden!“ 
„Es war ja auch nur die ersten paar Stunden,“ be— 
chwichtigte er zaghaft die Zornmütige. „Dann sagte ich mir 
ja gleich, daß sie meine Anbetung nicht annehmen, überhaupt 
zar nicht bemerken werde.“ 
Das war ein tapferes Bekenntnis. 
Seine Beichtigerin war nahe daran, blutige Tränen der 
Wut zu vergießen. Höhnisch die Achseln zudkend, stieß sie 
hervor: 2824. 
„Da müssen Sie sich halt eine andere Göttin suchen!“ 
„Ich habe sie schon!“ rief der Leutnant feurig, „ich 
erkannte ja am selben Abend, daß Eggelow noch eine zweite 
Hottheit birgt, die sich vielleicht menschlicher zu einem armen 
Sterblichen —“ 
„Nini, sind auch die Noten mitgenommen worden?“ unter⸗ 
»rach Irnia ahnungslos das sich gefährlich zuspitzende Ge— 
uräch und gesellte sich nebst Lucinde zu dem Paar. 
Die arme Nini mußte ersh ihre bittere Enttäuschung 
herunterkämpfen, ehe sie zu antworten vermochte. 
Den erhabensten Moment in ihrem ganzen bisherigen 
Dasein zerstörte die eigene Schwester mit ihrem „brutalen“ 
dazwischentreten. 
Fortsetzung solgt.) 
5.* 8 
—0 
Die Lehrerinnen und die Privatbeamtenversicherung. In 
»en Kreisen der an Privatschulen angestellten Lehrerinnen 
esteht der Wunsch, in die kommende Privatbeamtenversicherung 
icht einbezogen zu werden. Die Lehrerinnen wünschen viel— 
nehr, dah i hnen ihre bestehende Vensionsanstalt erhalten bleibt, 
ndem sie als Ersatzkasse der Privatbeamtenversicherung an⸗ 
rkannt wird. In diesem Sinne spricht sich auch eine Eingabe 
in das Reichsamt des Innern aus, und das Kultusministe— 
ium wurde gebeten, dahin zu wirken, dah die allgemeine 
deutsche Pensionsanstalt in Berlin die Anerkennung a's Ersatz- 
asse erhält. Der erste Entwurf des Angestelltenversicherungs⸗ 
„esetzes hat nun nachträglich dahin eine Abänderung erfahren, 
»al bestehende Kasseneinrichtungen als Ersatzeinrichtungen zu— 
jelassen werden, wenn sie gewisse Bedingungen erfüllen. Dazu 
sehört in erster Linie, daß die Kassenleistungen den gesetz— 
ichen Leistungen mindestens gleichwertig sind und daß die Er— 
üllbarkeit dauernd gewährleistet ist. Ferner müssen die Bei— 
räge der Arbeitgeber zu den Kassen mindestens den gesetz- 
ichen Arbeitgeberbeiträgen gleichtommen. Da die Pensionsan— 
talt auf anderen Grundsätzen aufgebaut ist, so ist eine Um— 
inderung des Statuts erforderlich, um diesen Vorschriften 
u entsprechen. Außerdem wird auch durch eine bereits ge— 
ehmigte Lotterie eine Verstärkung der Mittel erreicht werden, 
velche die Erfüllbarkeit der Kassenleistungen gewährleistet. 
———— — — 
Frankreich. 
Die Marokkoverhandlungen. Nach der optimistischen Stim— 
nung der letzten Tage zeigt die Presse wieder eine pessi— 
nistische Haltung. Man befürchtet, daß Deutschland nicht ganz 
Marokko dem alleinigen politischen Einflun F ankreichs über 
assen werde, eine Bedingung, die Frankreich zur conditio sine 
ua non seiner Kompensationen macht. In diesem Falle hat 
kambon den Auftrag, die Verhandlungen abzubrechen. 
Die Reisepläne des Königs von Serbien. Der König Peter 
»on Serbien wird den Besuch, den er dem Präsidenten der 
ranzölischen Republik schon vor einigen Monaten zugedacht 
natte und wegen der Katastrophe auf dem Flugplatze von 
Issy in letzter Stunde aufgeben mußte, im Oitober oder 
ielleicht auch erst im November dieses Jahres in Paris ab- 
tatten. Die Nachricht, dan König VPeter J. von St. Petersburg 
us, wo er jetzt anlählich der Vermählung seiner Tochter weilt, 
sach Paris fahren werde, — wobei er Berlin berühren müßte 
— ist demnach unzutreffend. 
Rußland. 
Söflichleiten zwischen Rutland und der Türkei. Wis der 
Heutschen Orient-Korrespondenz aqus Konstantinovel berichtet 
hird, beabsichtigt die russische Flottenabteilung, die sich kürz— 
ich in Varna befand, auch die rürkischen Häfen an der 
dordküste von Kleinasien, Trapezunt, Samsun und Sinope, 
u besuchen. Die Regierung in Konstantinopel hat die lei— 
enden Beamten in diesen Städten angewiesen, die nötigen 
Naßnahmen zum Empfang der russischen Gäste zu treffen. 
Türkei. 
Der türlische Thronfolger in Vukarest. Aus Bukarest wird 
erichtet, dah der Besuch, welchen der türkische Thronfolger 
zussuf Izzedin dem König Carol dieser Tage abzelattet hat, 
inen nachhaltigen Eindruck in den politischen und diplo— 
natischen Kreisen Rumäniens hinterlassen hat. Dieser Besuch 
bezeugte, dah die Beziehungen zwischen der Türkei und Ru— 
nänien die denkbar freundschaftlichsten sind 
* 
Tagesbericht. 
Lübeck 2. September. 
Die Feier des Sedantages. 
Ma Zur Feier der heutigen Wiederkehr des ruhmreichen 
kages von Sedan tragen die staatlichen und städtischen Ge— 
äude sowie zahlreiche Privathäuser und die Schiffe in 
en HSäfen Faggenschmuck, und am Bismard-Denkmal hatten 
»er Reichsverein einen Lorbeerkranz mit einer 
Schleife in den Reichsfarben, und der Verein der Be— 
vohner des Landgebietes der freien Hanse— 
tadt Lübecdc einen Eichenkranz mit einer Schleife in 
en lübeckischen Farben niederlegen lassen. 
Die Feiern in den Schulen 
nahmen folgenden Verlauf: Das Katharineum unter— 
acihm heute Ausflüge in die nähere und weitere Umgebung 
Lühecks. Die Primaner besuchten Friedrichsruh. die Ober 
Theater, Kunst und Wissenschaft. 
Lübech, 2. Sept 
Stadthallen⸗Theater. 
„Theodore & Cie.“ 
Schwankin 3 Akten von Nancey und Armont. 
Deutschvon Erich Motz. 
Frau Adrienne Chenerol ist das weibliche Gegenstüch zum 
zingenieur Barisard in „Sein Doppelgänger“. Aber, wie das 
Veib nun einmal ist, sehr viel amüsanter, prickelnder, toller 
ind unberechenbarer als der unternehmungslustige Ofenver— 
esserer. Das ganze Stüdh ist glänzend aufgebaut, der Dialog 
napp und schlagfertig und die Situation oft überraschend' 
»riginell, so die Szene mit dem Haustelephon. Schließlich 
nuß das leichtsinnige Weibchen, um ihren Mann ganz in 
Sicherheit zu wiegen, wirklich und wahrhaftig aufs Brettl 
ehen. Die schröpferische Handelsgesellschaft junger Bummelanten, 
velche den ganzen Ulfk anregt, ist auch eine famose Idee. 
Sert Pichon hatte klugerweise für alle die nicht gerade 
ehr glaubwürdigen Szenen dieses tollen Schwankes ein mög— 
ichst rasches Tempo angeordnet, bei dem gestern den Herr— 
haften nur noch hier und da der Atem ausging. Auch sonst 
daren Ausstattung und Anordnung sehr geschickt und erfolgreich. 
Im Mittelpunkt der Aufführung stand Frl. Bracco als 
ihes Weibchen, das in der Maske der Brettldiva sich seinen 
igenen Gatten untreu macht. Graziöse, kapriziöse Ausge— 
assenheit, welche nie einer gewissen Vornehmheit entbehrt, 
leht Frl. Bracco ganz ausgezeichnet. Dazu der Charme ihrer 
krscheinung, geschmachvolle Kostüme enthusiasmierten das Publi— 
um geradezu. Herr Pichon wahrte dem so toll übers Ohr 
zehauenen Ehemann einen Rest heiterer Würde und ließ durch 
einen feinen zurüchhaltenden Humor die lächerlichen Situationen 
nicht einmal zum fratzenhaften Zerrbild werden. Es ist sein 
und Frl. Braccos Hauptverdienst, daß die Nasführung des 
Gatten niemals abstohend wirkte. Unmöglich ist es, die zahl— 
teichen anderen Mitwirkenden näch Gebühr zu würdigen. Alle 
varen frisch und flott bei der Eache. Herr Seidler leistete 
hroßes in Verwandlunagskünsten. Als Schwiegermama brauchte 
etundaner machten eine Fahrt auf ber Wakenitz, ander 
Flassen besuchten Blankensee, Herrenburg, Groß⸗Gröndu, Grö 
iauer Seide, Falkenhusen, Travemünde, Schwartau, Blücher. 
iche, Ratelau, Hemmelsdorfer See, Ratzeburg, Uglei⸗See 
ind Israelsdorf nebst Waldhusen. Einige Klassen kehrten 
nereits mittags von ihrem Ausfluge zurdd, andere waren 
en ganzen Tag unterwegs. 
Am Johanneum fanden, wie an dieser Anstalt üblich, 
chon am Nachmittage des 1. Septembers Wettspiele und 
Wettkämpfe zwischen Klassen und einzelnen Schülern statt. 
Im 8 Uhr zogen Lehrer und Schüler in festlichem Zuge, 
nit Musik und Fahnen, nach dem Burgfelde zu Stafetten- 
äufen der verschiedenen Parallelklassen von VI bis UVII ein— 
hlieblich der 1. Realklasse; zu nach Altersklassen (92511 
ahre, 12214 Jahre, 15 und mehr Jahre) geordneten 
Lettläufen, an die sich die beiden schnellsten Läufer aus 
»eder Klasse beteiligten; zu Wettspielen im Faustball zwischen 
en Spielmannschaften der Klassen O IIb und RI (die siegende 
tlasse ist vorangestellt) und zwischen OI und UI, sowie im 
s„chlagball zwischen OIIIa und OIIIb und zwischen RI 
ind UII; zum Dreikampf (Echlagballweitwurf, Hochweit—-— 
prung, Hindernislauf) für Schüler von 12—-14 Jahren und 
um Fünfkampf (Gerwerfen, Kugelstoßen aus dem Stand, 
Veitsprung, Schlagballweitwerfen, 100.m-Lauf) für 15jährige 
uind ältere Schüler. Nach der Rückkehr vom Spielplaße 
vurden in der von jetzigen und früheren Schülern und 
»on Eltern dicht besetzten Aula den Siegern Kränze aus 
rischem Eichenlaub als Ehrenpreise überreicht und darauf 
»om Direktor diese Vorfeier mit einer Ansprache geschlossen. 
Zie eigentliche Sedanfeier wurde heute vormittag in der 
lula mit dem vierstimmigen Chorgesang des Liedes von 
l. E. Marschner: „Und hörst du das mächtige Klingen 
»on der Ostsee bis über den Rhein?“ eröffnet. Dann folgten 
Ddeklamationen von Schülern und ein Gesangsvortrag des 
semischten Chors, der „Wacht am Rhein“. In der Festrede 
yrach Oberlehrer Dr. Brückner über Deutschland in fran— 
ösischer Beleuchtung. Den Beschluß bildeten ein mit jugend— 
cher Begeisterung aufgenommenes Hoch auf Deutschland und 
er gemeinsame Gesang „Deutschland, Deutschland über alles“. 
Die Sedanfeier in der Realschule zum Dom 
tand unter dem Einfluß der unzulänglichen Raumverhältnisse 
Für die unteren Klassen mußte sie durch Ausflüge ersetzt 
verden; die anderen Klassen versammelten sich auf der 
Vordiele der Schule, wo Herr Oberlehrer Stemmann eine 
urze Ansprache zur Feier des Tages hielt. 
Die von Grossheimsche Realschule hat den 
jeutigen Sedantag wieder, wie alljährlich, durch einen Aus— 
lug an den Timmendorfer Strand gefeiert. Gleich nach 
Uhr zogen die Schüler mit ihren Lehrern in geschlossenem 
zug mit Musik und fliegenden Fahnen zum Bahnhof, wurden 
nit einer großen Zahl von Angehörigen in einem Sonderzug 
iach Pansdorf befördert und wanderten von da an :den 
yjerrlichen Ostseestrand, wo sie gegen 10 Uhr eintrafen. Nach— 
dem im Forstort Wohld das mitgebrachte Frühstück einge— 
tommen und die Strapazen des Weges vergessen waren, 
vurde von 11-512 Uhr unter den maiestätischen Buchen des 
Forstorts Kammer eine Schulfeier abgehalten, bei welcher 
ieben einer Reihe von Liedern und Deklamationen ein 
Schüler der Prima einen kurzen Ueberblick über des Turn— 
daters Jahns Leben, Verdienste und Schicksale gab, und der 
Leiter der Schule über den erschütternden Untergang der 
zohenstaufen und den jähen Sturz des deutschen Reichs aus 
einer höchsten Machtstellung in die kaiserlose, die schreckliche 
zeit sprach. Nach der Schulfeier wurde bis 3 Uhr nach 
zelieben zu Mittag gespeist, oder gebadet, oder unter der 
rührung erfahrener Fischer gesegelt. Von 3—414 Uhr wurden 
urnerische Freiubungen vorgeführt und Spiele der einzelnen 
tlassen veranstaltet; bis 552 Uhr wird getanzt, dann die 
Lelegramme und Festgrüße ehemaliger Schüler verlesen. Um 
Uhr wird der Rüctsarsch nach Pansdorf angetreten, von 
vo wieder um 8 Uhr ein Sonderzug die Gesellschaft nach 
Ldübeck zurückbefördert. Vom Bahnhof gehts dann in ge— 
chlosisenem Zug mit Lampions zum Schulhof zurück. Nach 
inigen Ansprachen, bengalischer Beleuchtung des Grundstücks 
ind Abblasen eines Chorals löst sich der Zug auf. Schüler 
ind Angehörige dürften auf einen vom schönsten Wetter be— 
zünstigten genußreichen Tag zurückblicken. 
In den Mittel- und Volksschulen fanden Festakte 
tatt, in denen auf die historische Bedeutung des Tages hin— 
gjewiesen wurde. Im übrigen war der Tag schulfrei; teil— 
veise fanden auch Klassenausflüge statt 
CX 
»x nur sein blumengeschmücktes Haupt zu zeigen — und ein 
Tufschrei des Entzückens im Zuschauerraum verschlang den 
Tialog. Die Wiederholungen werden hoffentlich besser be— 
ucht als die Erstaufführung, deren Teilnehmer sich großartig 
rmüsierten und zeitweilig, z. B. bei dem lustigen „Ferngespräch“ 
don Zimmer zu Zimmer das Schauspiel durch ihre Heiterkeit 
zur Vantomime machten. S.O.P. 
Richard Voß, der ausgezeichnete Romancièr, feiert heute 
Sonnabend., 2. Sept., seinen 60. Geburtstag. Der Dichter 
jat sich mit seinem reichen Schaffen für immer in der Gunst 
»es Publikums befestigt und vor allem durch seine Licbe zu 
Jtalien. die seinen Novellen und Romanen immer wieder 
ieue Nahrung gab, die deutsch-talienische Freundschaft nicht 
venig gefördert. Berühmt ist seine Novelle . Villa Falconieri““ 
geworden, eine Verherrlichung des wunderbaren Renaissance— 
zaues bei Frascati, in dem Voß sange Jahre gelebt bhat, und 
n dessen Park ihm Verehrer schon bei Lebzeiten eine Ge— 
enltafei widmeten. Richard Voß, der ein gebürtiger Pommer 
st, iebt im Sommer in Berchtesgaden und dient mit alter 
Frische den Musen. 
Ein deutscher Professor unter öralianischen Indianern. Pro— 
fessor Grünberg. Dozent der Freiburçer Upipersität, ist nach 
em oberen Uraricuera, im bra'ilianische Staale Amazonas, 
bgereist, um die dortigen nomadisierenden Zudiane: 
u studieren. Professor Grünberg hat bereits zwei Jahre 
inter den Indianern an den Flüssen Nabés und Japura ge— 
eht, und dies in seinem Buche „Zmei Jabre unter den In— 
vinrearn“ hoöoschrieben 
Die vom Kaiser und der Kaiserin gestifteten Glasgemälde, 
zestimmt für die Christuskirche in Tsingtau, sind im Haupt— 
geschoög des Hamburger Rathauses sür einige Tage 
rusgestellt. Die Fenster sind im Atelier Gebr. Kuball 
utworfen. Künstlerische Komposition und fei ste Technik ver— 
nigen sich zu einet äußerst respektabeln Gesamtle'stung. Die 
Kilder stellen das Abendmahl und die Tause im Jordan dar. 
Die Farben sind satt und edel, sie vermitteln ein aage nhbm:s 
mattes Licht, wie es bei modernen Kirchenbauten mit ihrer 
rieslen Lichtgauellen gern verwandt wirn
	        
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