Full text: Lübeckische Anzeigen 1911 (1911)

vererʒantte. ruate er namdrũdic hinzu: „Nehmen Sie sich 
vor dem Mianne in Acht, der will das, was' er sagt, wirk— 
ich tun.“ Disraeli zeigte in diesem Ausspruch jedenfalls 
eine feinere Menschenkenntnis als Napoleon III. der sich 
iach der Abschiedsaudienz Bismarcks in St. Cloud am 
24. September 1862, in der der Gesandte dasselbe Programm 
enthüllt hatte, zu seiner Umgebung äußerte: „Ce n'est pas 
an homme sérieux.“ 
Aus Unterredungen' mit den anderen englischen Diplomaten 
erkannte Bismarck. wie schlecht sie über die Verhältnisse 
in Preußen unterrichtet waren. Palmerston erklärte ihm zum 
Beispiel, der König von Preußen müsse sein Ministerium unbe— 
dingt aus dem Schoße der oppositionellen Mehrheit wählen. 
Wenn die Liberalen ans Ruder kämen, so würde dies die 
ruswärtige Politik Preußens günstig beeinflussen. Es würde 
dann ein gutes Einvernehmen mit Oesterreich zustande kommen, 
an dem England viel gelegen sei. Als Bismarck erwiderte, 
daß die deutsche Fortschrittspartei gerade Tendenzen vertrete, 
die notwendigerweise in kurzer Zeit zum Bruch mit Oesterreich 
ühren müßten, war der englische Premierminister völlig über— 
rascht. Aus allen Anschauungen, die er hörte, entnahm Bis— 
narck, daß der englische Gesandte in Berlin, Lord August 
Ldoftus, seine Regierung über die inneren Angelegenheiten 
Preußens sehr schlecht unterrichte. Gleich nach seiner Rück— 
ehr von London nach Varis schrieb er an Roon: „Eben 
'omme ich von London zurück. Die Leute sind dort über 
China und die Türkei sehr viel besser unterrichtet. oals über 
Breußen, — Loftus muß noch mehr Unsinn an seinen Minister 
chreiben, als ich dachte“ 
Dieser erste und letzte Besuch Bismarcks in London hatte 
edenfails leine Antirathie irgend wescher Att in ihm hinter— 
assen, und auch später war er von keinem Gegensatz gegen 
England geleitet. Das beweist ein an eine hochgestellt? Person 
nerichtetet. dem Lond Grandille übermittester Brief Bismarcks 
rom September 1882, den Poschinger mitteilt. Der Brief 
ä'lt in die Zeit der Besetzung Aezyptens durch die Engländer 
ind gibt die Leitrunkte der deutschen Politik gegen England 
rieder. „Da direkte deutsche Interessen bei der künftigen 
Regelung ägyptischer Angelegenbeiten nicht mitspielen 
und sicher ist, daß Frankreich, und wahrscheinlich, daß Rusland, 
venn die Gelegenheit sich bietet, unsee Gegner we den, habe 
ch — ganz unabhängig von der mi'unter e tseslichen Politik 
späterer englissker Kabinette — dem Kaiser gegeruber die Not— 
wendigkeit ve treten, jeden Konflilt mit der beitischen Notion 
und der ösffentlichen Meinung Cnelands zu vermeiden. der 
das englishe Nationalzesühl gegen uns erregen könnte, so— 
ançe nicht höhere deutsche Interessen uas dazu rötigen. 
Ancenommen, dah der Ehrgeiz eine englische Regie ung dahin 
treiben so Tte, in Aeaypten die Geenzen zu übersch eiten. die 
nach meiner Ansicht eine vernünftige eiglishe Politik e'nhalten 
ollte, so dürfen wir daraus doch keinen Streitfall mit Eng— 
and machen. arh) nicht aus Freundschaft sür andere Mächte ... 
Ich bin in meinen Bestrebungen, unserer Politik eine Eng— 
land freundliche Richtung zu geben, beim Kaiser auf keine 
Schwierigkeiten gestoßen.“ Nachdem Bismasck dann die Schwie— 
tigkeiten erwähnt hat, die ihm von Wien aus innerba'b der 
deutschen Presse wegen einer Verständigung mit England be— 
reitet wücden, fährt er fort: „Die größtte Schwie igke't aber, 
auf die wir stoßen, wenn wir versuchen, unseren Sym— 
pathien für und unseren Beziehungen zu England einen prak— 
tischen Ausdruck zu geben, ist die absolute Unmöglichkeit konfi— 
dentiellen Verkehrs wegen der Indiskretion der englischen 
Staatsmänner bei ihren Mitteilungen an das Parlament und 
das Fehlen der Sicherheit von Allianzen, sfür die nicht die 
Krone. sondern nur das flüchtige Kabinett des Tages verant« 
rortlich ist. Es ist daher schwierig, eine zuverlässige Ver— 
sttöndigung mit England anders als öffentlich und im Ange— 
sichte ganz Europas zu erreichen. Solche öffentiche Verband- 
lungen werden von Anbeginn an, auch wenn sie nicht zum 
Ziede führen, für den größtten Teil unserer eutopäischen Be— 
ziehungen verderblich sein; aber alle diese Schwierigkeiten dollen 
uins nicht hindern, jedes Entgegenkommen, das uns gezeigt 
wird, herzlich anzunehmen oder unsere und Oesterreichs Freund— 
chaft mit England zu fördern.“ 
Bismarck hat ijedenfalls in seiner ganzen Po'litik danach 
zestrebt, mit den Engländern in gutem Einvernehmen zu stehen, 
ind wenn die Beziehungen zwischen London und Berlin nie— 
nals recht eng wurden, so lag die Schuld daran jedenfalls nicht 
an ihm. 
— EEEX5EBeBgS0S — — 
ufrieden zu sein mit dem, was ich dir gebe. Ja, du be— 
zauptetest, glücklich dabei sein zu wollen. Hast du dich ge— 
täuscht, siehst du ein, daß du es nicht kannst — oder willst 
gaut ...“ er zog den breiten, glatten Goldreif vom Finger 
und legte ihn neben seinen Teller — „noch ist es nicht 
u spät!“ 
„Nein — nein — nein!“ schrie Addy auf und warf die 
Arme um ihn. Schluchzend verbarg sie ihr Gesicht an seinem 
Rodärmel. „Habe doch Geduld mit mir, Hubert! Ich liebe 
ich ja so wal,n'innig, ja, über alles Verstehen. Ich bin 
ein behext — ich will dir ja die Hände unter die Füße 
reiten und dir dienen wie eine Sklavin. Nur manchmal, 
Subert, manchmal sei ein bißchen gut zu mir!“. 
Leidenschaftlich ergriff sie seine Hände und vreßte wieder— 
olt ihre Lippen darauf. Dann schob sie ihm wieder den 
sting auf die weiße, gepflegte Hand. 
EForisekung fosatv 
Theater, Kunst und Wissenschaft. 
Aeschylos“ „Oresteia“ in München. Als erste Vorstellung 
der Volksfestspiele München ging Donnerstag abend in der Aus— 
teilungshalle des Aeschylos“ ‚Dresteia“ in der Vollmöl'erschen 
Uebersetzung in Szene. Vor einem vieltausendköpfizen inter— 
iatl'onalen Publisum degab sich cin großartiges theatergeschicht- 
ches Ereignis, dessen Schöpfer wieder einmal Max Reinhardt 
var, welcher mit nahezu tausend Personen ein gigantisches 
Werk wahrhaft fasstinierend zur Aufführung brachte. 
Zusammenbruch der Direltlon Coßmann in Magdeburg. 
Fine Direktionskrise ernster Art hat, wie wir schon kurz 
zerichteten. gleich noch vor Beginn der neuen Spielze't (1. Sept.) 
»as Magdeb urger Stadttheater durchgemacht. Di— 
rektor Carl Coßmann, der bekanntlich vor drei Jahren 
die Leitung des genannten Theaters übernahm, sah sich jetzt 
solch bedeutenden finanziellen Verpflichtungen gegenüber, dal 
hmederen glatte und befriedigende Erledigung nicht mehr 
nöglich wurde. Seine finanziellen Engagements dürften immer— 
hin 200 000 Mebetragen. Die Verpflichtungen bei der Mittel— 
»eutschen Privathank erreichten allein die Höhe von 120 000 M. 
Doch sind diese durchweg durch Bürgschaften gedeckt. Nachdem 
ich mehr und mehr heracesstelste danr es Heren ECoßmann 
Inland und Ausland. 
Deutsches Ralch. 
d. Reichsversicherung und Heirat. Man schreibt uns: Zu den 
derschlechterungen, die die „Reform“ der Reichsversicherungs— 
,rdnung mit sich bringt, gehört auch die Bestimmung des 
rtikels 76 des Einführungsgesetzes, wonach heiratende Ehe— 
auen nach dem 1. Januar 1912 nur dann noch Rüc— 
estattung ihrer Invalidenbeiträge erhalten, wenn ein ent— 
vrechender Antrag vor Verkündigung des neuen Gesetzes 
estellt worden war. Da die Publikation der reformierten 
zeichsversicherungsordnung und des Einführungsgesetzes am 
.August 1911 erfolgte, nahm man in der Presse und in 
iteressierten Kreisen allgemein an, daß von diesem Tage 
b alte Anträge auf Beitragserstattung zwecklos seien. Dem 
st aber glücklicherweise nicht so. Die Landesversicherungs⸗ 
nstalten werden vielmehr alle bis zum 31. Dezember 1911 
estellten Anträge in seitheriger Weise erledigen, also ohne 
zerspätung, ob sie vor oder nach, dem 1. August 1911 
estellt waren. Dagegen werden die nach dem 31. Dezember 
311 bei den Versicherungsanstalten einlaufenden Er— 
attungsanträge nur dann Berüchksichtigung finden, wenn schon 
or dem 1. August die Heirat erfolgte und die unteren 
zerwaltungsbehörden den Antrag in Händen halten. Heirats— 
astige Ehefrauen und Mädchen, die längere Zeit „geklebt“ 
innd daher Aussicht auf Rückerstattung namhafterBeitragssummen 
aben, müssen sich also mit der Hochzeit beeilen. Nur 
»enn sie bis 31. Dezember dieses Jahres gefeiert und 
leichzeiiig bis zum Abend dieses Tages ein entsprechender 
lntrag auf Rückerstattung der aufgewendeten Invalidenmarken 
ingereicht ist, wird die für den jungen Hausstand sicher 
icht unerwünschte Rüchzahlung gewährleistet. 
Das stärkere Anwachsen der katholischen Bevölkerung. Die 
zolkszählung vom 1. Dezember 1910 hat für Preußen 
me bemerkenswerte Tatsache ans Licht gebracht. Danach ist 
uch in der Periode von 1905 bis 1910 die katholische Be— 
ölkerung in Preußen stärker als die evangelische gewachsen. 
im Jahre 1871 waren von 1000 Einwohnern Preußens 
och 649 evangelisch und 336 katholisch. Im Jahre 1910 
etrug der Anteil der evangelischen nur noch 618, der der 
itholischen 363. Wahrscheinlich wird die stärkere Zunahme 
er polnisch sprechenden Bevölkerung hierzu viel beigetragen 
aben. Jedenfalls ist die Entwicklung auf diesem Gebiete 
echt bemerkenswert. 
d. Vermittelungsvorschlag zu den kirchenpolitischen Streitig⸗ 
iten. Einen Vorschlag zur Güte macht Generalsuperintendent 
. Theodor Kaftan zu den kirchenpolitischen Streitigkeiten. 
Nan lasse, sagt er, die Modernchristlichen sich von der be— 
ehenden Landeskirche trennen und räume ihnen einen ge— 
ührenden Teil an den äußeren Gütern der Kirche, insbe— 
yndere der Finanzverwaltung, ein. Allen Gemeinden, deren 
eordneters Organe beschließen, nicht mehr zur lutherischen 
zekenntniskirche gehören zu wollen, gestatte man das. Die 
en Wechsel nicht wollenden Gemeindemitglieder müßten von 
er Landeskirche weiter versorgt, den austretenden eine an— 
emessene Mitbenutzung der Kirchen und ein Teil der Kosten 
ir ihren Geistlichen garantiert werden. Der Vorschlag läßt 
ch hören und darf auch in kirchlich-orthodoxen Kreisen 
ruf Erwägung rechnen. Freilich, die kirchlich-liberalen Kreise 
enken, wie man beim Falle Jatho sieht, gar nicht daran, 
us der Landeskirche auszutreten, sondern wollen in ihr ihren 
influß geltend machen. 
Statistisches über das Frauenstudium. Nach einer vom 
ßeheimen Oberregierungsrat im Kultusministerium Tilmann 
ufgestellten Statistik ergibt sich im Sommersemester 1911 
zieder eine Zunahme der an den preußischen Universitäten 
udierenden Frauen. Im Sommersemester 1910 betrug ihre 
ahl 2035, im Sommersemester 1911 2312. Es bedeutet 
ies also eine Steigerung um 277. Auf die Fakultäten 
erteilten sich die studierenden Frauen folgendermaßen: 
kheologie 29, Jurisprudenz 18, Medizin 268, Philosophie 
997. Die stärkste Zunahme gegen das Voriahr weist die 
hilosophische Fakultät auf; sie betrug 240. Von den 2312 
udierenden Frauen des Sommersemesters 1911 waren immatri— 
uliert 1760, die übrigen 552 waren als Gastzuhörerinnen 
ugelassen. Von den immatrikulierten Frauen entfallen auf 
ie Theologie 12, Jurisprudenz 16, Medizin 253 und Philo— 
ophie 1479 
aus eigener Kraft nicht möglich wurde, ein Arrangement zu 
reffen, ist jetzt unter Hinzuziehung des Direttors Hagin 
zon der Berliner Sommeroper die Sanierung der finan— 
iellen Lage des Theaters in die Wege geleitet. Coßmann 
neldete von Berlin aus bereits telegraphisch, dah er zurzeit 
nicht in der Lage sei, seine Direktionstätigkeit aufzunehmen, 
ondern zwicks Herstellung seiner Nerven zunächst 
in Sanatorium aufsuchen müsse. Direktor Hagin 
ibernimmt sofort die Leitung des Theaters. — Die Ursachen 
»es finanziellen Zusammenbruches der Direktion Coßmann, 
»er man schon im vergangenen Winter durch eine wesent— 
iche Erhöhung der Eintrittspreise entgegenlam, liegen zum 
uten Teil auf persönlichem Gebiet. In den letzten zehn 
Fahren der Direktion Cabisius brachte das Magdeburger 
ztadttheater einen Durchschnittsjahresüberschuh von mehr als 
0 000 M. Direktor Cohmann haite anfangs wohl Schwierig— 
eiten zu überwinden, wäre dieser aber wohl gleichfalls Herr 
eworden, wenn seine geschäftsmännische und auch künstlerische 
zegabung eine zielbewußtere und beständigere gewesen wäre., 
lnhaltbar wurde seine Position zuletzt infolge mißglücdter 
zommertheaterunternehmen m Saunover und Berlkin in diesem 
zommer. — Aus Magdeburg wird noch folgendes berichtet: 
In der gestrigen Sitzung der Stadtverordneten wurde die An— 
lelegenheit des Magdeburger Stadttheaters zur Sprache ge— 
racht. Man erfuhr durch den Berichterstatter. dah inzwischen 
Direkter Cohmann den Konkurs angemeldet habe, und daß der 
Nagistrat Schritte tun müsse, um das Weiterbestehen des 
heaters zu sichern. Das sei man den Abonnenten, die für 
wei Monate ungefähr 70 000 Mugezahlt hätten, welche Summe 
icht mehr vorhanden sei, und den Mitgliedern des Theaters 
hjuldig. Der Magistrat sei mit der Mitteldeutschen Privatbank 
n Verbindung getreten, und sie habe sich bereit erklärt, in den 
zertrag einzutreten. Sie verlangte eine Erhöhung der dem 
direktor bewilligten Summe von 12000 Mäauf 15 000 M. 
zürgermeister Schmiedel teilte mit, grohe Wechsel seien in 
Imlauf. Die Passiven gingen in die Hunderttausende. Coß⸗ 
nann habe es trefflich verstanden. seine Verhältnisse zu ver— 
chle ieru. J 
DBelgten. 
Unreuhen wegen Lebensmittelteuerung. Auf den Wochen— 
närkten ist es fast an allen Industrieplätzen zu lärmenden 
dundgebungen der Hausfrauen gekommen, die den 
zauern die Preise für Milch, Eier und Butter vorschreiben 
vollten. In La Louviere besetzten?die Gendarmen de. 
UVtarkt. In Jolimont und Fontaine LEveque mußte 
die Polizei die Bauern schützen. 
Portugal. 
Anerkennung der portugieseschen Republil durch Deulsch— 
and. Die Anerkennung der portugiesischen Republik durch 
Deutschland wird demnächst gemeinsam mit den anderen Drei— 
undstaaten erfolgen. Portugal hat die deutschen Forderungen 
rfüllt. Die Anerkennung durch England steht kurz bevor. 
* 
Tagesbericht. 
Lübed, 1. September. 
Nochmals der Eisenbahn-Betriebsunfall am Sonntag 
bend. Im Laufe des gestrigen Tages hat uns, neben anderen 
bersonen, ein hiesiger höherer Beamter, der mit dem be— 
roffenen Eutiner Nachtzuge am Sonntag abend in Lübed 
ngekommen ist, angeboten, wenn es noch notwendig sei⸗ 
ollte, zu bezeugen, daß es sich um einen keineswegs 
chweren Zusammenprall von Wagen gehandelt hat, 
»ei dem natürlich die Passagiere ein wenig zusammen ge— 
chüttelt worden sind, sich auch wohl an Wagenwänden und 
Fenstern gestoßen, aber sicher keine ernstlichen Verletzungen 
mpfangen haben können. Am allerwenigsten kann aber, 
o ist uns von dieser Seite nochmals ausdrüclich bestätigt, 
,der kaiserliche Zug gefährdet“ oder der „Kaiser unsanft 
ius der Ruhe gerüttelt“ oder „Lübeck blamiert“ sein (und 
iber diese Wendungen wird doch lediglich debattiert). Der 
herr ist frei von dem Verdacht, der Lübeck Büchener Bahn 
rgendwie Gefälligkeiten erweisen zu wollen, fand es aber 
och unangebracht, daß aus diesem Anlasse generelle An— 
zrriffe gegen die Bahnverwaltung als solche gerichtet werden. 
diese Ansicht berührt natürlich die von uns schon früher 
ingehend beleuchteten Erfordernisse der Einführung von Ver— 
esserungen auf den Strecken der Bahn, insbesondere 
er Linie Lübeck—7Travemünde, in keiner Weise. Der 
dame des Herrn steht der Eisenbahn-Zeitung, die noch immer 
ekränkt ist, daß wir die Geschehnisse mit Rücsicht auf das 
Insehen Lübecks auf thren richtigen Standpunkt zurüdge— 
ührt haben, auf Wunsch zur Verfügung. Der Herr wünscht 
iur nicht öffentlich genannt zu werden. 
Schiffsliste für bIige Briefe nach den Vereinigten 
ztaaten von Amerisa (10 Pfg. für je 20 Gramm): „George 
Vashington“ ab Bremen 2. Sept. „Kronprinzessin Cecilie“ 
b Bremen 5. Sept., „Cincinnati“ ab Hamburg 7. Sept., 
Kaiser Wilhelm der Große“ ab Bremen 12. Sept., „Kaiserin 
luguste Victoria“ ab Hamburg 14. Sept., „Prinz Friedrich 
Vilhelm“ ab Bremen 16. Sept. „Kaiser Wilhelm II.“ ab 
zremen 19. Sept. „Victoria Luise“ ab Hamburg 23. Sept. 
Kronprinz Wilhelm“ ab Bremen 26. Sept. „Amerika“ 
ib Hamburg 28. Sept., „George Washington“ ab Bremen 
30. Sept. (Postschluß nach Anlunft der Führüze), Alle di se 
z5chiffe außer „Cincinnati“ sind Schnelidampfer oder solche, 
ie für eine bestimmte Zeit vor dem Abgang die schnel.ste 
zeförderungsgesegenheit bieten. Es empfiehlt sih, die Briefe 
nit einem Leitvermerk, wie „di eter Weg“ oder „über Bremen 
der Hamburg“ zu versehen. Die Portoermäßäjung ecstreckt 
ich nur auf Briefe, nicht auch auf Postkarten, Drucksachen 
isw. und gilt nur für Briefe nach den Vereinigten Staaten 
»on Amerika. nicht auch nah anderen Gebieten Ame ilas, 
. B. Kanada. 
S Verein Hüxtertor-Marli. Man schreibt uns: In der 
estrigen stark besuchten Versammlung wurde keschlossen, dem 
ßaterstädtischen Verein folgende Kandidaten für die bevor— 
lehenden Bürgerschaftswahlen in Vorschlag zu bringen: für 
St. Gertrud: Peofessor Dr. Grube, Gärtner Adolf Vollert. 
dentner Gustav Langhoff und Kaufmann Paul Engelbrecht: 
ür St. Jürgen: Juwelier Buchwald, Zimmermeister Behrens. 
Telegraphenmechaniker Rudolf Ringius und Banktbeamter Kon— 
ad Pauels. — Entsprechend dem Beschluß in der lezten Ver— 
ammlung, zur Einführung des 5-Minutenbetriebes 
wruf der Marlibahn eine Eincabe an die Bürgerschaft 
u richten, hat der Vorstand eine Eingabe ausgearbeitet, 
eie zur Verlesung kam und die allseitig Zustimmung fand. 
Die Eingabe wird der Bürgerschaft vor ihrer nächsten Sitzung 
ugehen. — Die Abrechnung über das Sommerfest ergab eine 
leine Unterbilanz, die aus dem Ga antiefonds çedecktt wurde. 
Allgemein wurde die Befriedigung über diese wohlgelungene 
Leranstaltung Ausdruck verliehen. — Lebhafte VBeschwerde 
zurde wiederum über den mangelhaften Zustand der Warenitz- 
iser zwischen Travelmannstraße und Moltkebrücke geührt, die 
urzeit einen sehr schlechten und ungepflegten Anblick gewährtn. 
fks wurde beschlossen, eine Eingabe an die Baudeputation zu 
ichten, in welcher gebeten wied, diesem Zustande ein Ende zu 
nachen und die Ufer unserer schönen Walenitz in einen wür— 
sigen, das Auge erfreuenden Zustand zu versetzen. Bei dim 
etzt erheblich gebesserten Stande der Stoatsfinanzen sollten 
ziersür die schon früher einmal auzgeworfenen Beträge nun— 
nehr endlich angewandt werden. Eine Anzabl weiterer Wünsche. 
zie sich auf den Zustand der Radfahrerwege, der gärinerischen 
Anlagen usw. besiehen, wird ebensa'ls zußändien Ortes unter— 
zreitet werden. 
Konzert in der Forsthalle. Das gestrige Konzert in der 
eim Publikum so sehr beliebten städtischen Forsthalle war ebenso 
bie die vorhergehenden Tonnerstags-Konzerte vom schönsten 
Wetter begünstigt. In den späteren Abendstunden wurde der 
lufenthalt im Freien allerdings durch die merkliche Abkühlung 
er Temperatur etwas beeinträchtigt. Auf den Besuch hatte 
iese kühle, fast kalte Witterung zwar keinen Einfluß auszuüben 
ermocht, da der rührige Pächter der Forsthalle, Herr Peder⸗ 
ani, für dieses Extrakonzert die rühmlichst bekannte Kapelle 
er II. Matrosendivision aus Wilhelmshaven unter Leitung des 
Ibermusikmeisters Fr. Wöhlbier verrprflichtet hatte, welche 
dapelle hier in Lübech zum ersten Male konzertierte. Die 
Vöhblbierkonzerte im Hamburger Zoologischen Garten sind 
eit 26 Jahren eine ständige Einrichtung. Das Hamburger 
Zublikum ist stets entzückt von den Leistungen des vortrefflichen 
Heusitkorbs aus Wilhelmshaven, wenn es gastweise in Hamburg 
nuftritt. Ter Zulauf zu diesen Wöhlbierkonzerten im Ham— 
urger Zoologischen Garten ist daher auch ĩtets ein sehr großet 
von seiten des Publikums. Wie die Hamburger, wurden auch 
zestern (Donnerstag) die Lübecker Konzertbesucher der Forst— 
zalle auf das angenehmste durch die ausgezeichneten künstlerischen 
Leistungen der Kapelle unter Leitung des Obermulikmeisters 
PVöslthbier üherrascht. so dak wir Herrn Pederzani dringend emp—
	        
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