Full text: Lübeckische Anzeigen 1911 (1911)

Zuschlag zur Einkommensteuer von 1293 
—D auf die mit 1200 M 
—J mmen zu erheben. Diesem Vorschlage tritt 
Deutscher Seefischerei⸗Verein. Unter dem Vorsitze seines 
W8 des Geh. LegRat z. D. Rose, hielt der deutsche 
Seefischerei-Verein in Berlin eine Ausschußsitzung ab. Der 
ßräsident berichtete zunächst über den Jubiläumsfonds, der 
Zi. 21433 Mäaufweist. Dabei wurde in Aussicht gestellt, 
8 dieser Jubiläumsfonds in absehbarer Zeit mit dem 
c 38000 Mubetragenden Fonds zirgunsten der Finken⸗ 
nläßlich des Unglücs vom Herbst 1895 
wärder Fischer anläß 
r hzen werden kann. Für die Zukunft soll eine ad hoc 
oerschmolz Adssion über die alljährlich zur Verteilung kom— 
zewährte Kommission über —— 
de Summe beschließen. Der augenblickliche Stan er 
jann nach zweijährigem außerordentlichen Tiefstand 
Incheren freulicher bezeichnet werden. Von ganz besonderem 
de *. 9 die Bewegung, die darin besteht, daß die 
eee sich im Uebergange zur Motorfischerei befindet, 
vorüuber sehr eingehende Mitteilungen gemacht wurden. Ueber 
das vom deutschen Seefischerei-Verein veranstaltete aige, 
zusschreiben berichteten Prof. Rosenberg und Geh. Rat ilß⸗ 
helms. Als Hauptergebnis darf gelten, daß unsere deut⸗ 
en Moloren den danischen in keiner Weise nachstehen. Eine 
andere wichtige Frage von wirtschaftlicher Bedeutungs war 
hiejenige der Beschaffung eines geeigneten „zollfreien“ Brenn-⸗ 
toffes. Geh. Rat Mundt regte die Bildung von Genossen⸗ 
chaften an, die an geeigneten Küstenplätzen Tanks anlegen 
ollten, die dann unter zollamtlichem Verschluß gehalten wer— 
den lönnten. Der Vorsisende teilte mit, daß er in der betr. 
Frage bereits einleitende Schritte unternommen und auch 
hie Zusage erhalten habe, daß behördlicherseits alles nur 
nögliche geschehen würde. Sodann berichtete der Prä— 
ident über die gleichfalls sehr wichtige Frage der Hebung 
»es Seefischkonsums oder der Einführung der billi— 
jen Seefische an Stelle des teuren Fleisches in der breiten 
Masse der Bevölkerung. Die Bewegung ist in gutem Fort- 
jang und veranstaltet der deutsche Seefischerei-Verein in 
zanz Deutschland Seefisch-Kochkurse, die überall sehr 
besucht und begehrt sind. Sie sollen zu einer stationären 
Einrichtung gemacht werden, in Berlin sind sie sogar in die 
Schulprogramme aufgenommen worden. Auch sind Bestre— 
hungen im Gange, dem Seefischkonsum wieder in 
der Armee Eingang zu verschaffen. Die Hauptsache 
ist, daß der Fisch mit Beilagen, wie Gemüse und Kraut ꝛc., 
deräbreicht wird. Herr Prof. Dr. Henking Tegte einige Ver— 
ardherüngen von Vischbildern aus dem von ihm bearbeiteten 
„Fischbilder buche“ vor, die für den Schulunter— 
icht bestimmt sind. Den Schluß der Tagesordnung bil— 
dets die Vorlage der Jahresrechnung, die in Einnahme und 
Ausgabe mit 75 390 Mubalanzierte. 
Das XII. Deutsche Turnfest. Das nächste Deutsche 
Turnfest, das zwölfte seiner Art, wird im Jahre 1913 
in Leipzig abgehalten werden, in derselben Stadt, wo 
chon im Jahre 1863 gelegentlich der 580jährigen Erinne— 
rungsfeier an die Völkerschlacht bei Leipzig ein großes 
eutsches Turnfest stattfand. Die alle 5 Jahre veran— 
talteten Turnfeste der deutschen Turnerschaft vereinigen 
edesmal Zehntausende deutscher Turner und sind dazu be— 
timmt, die Fortschritte des deutschen Turnwesens der großen 
Deffentlichkeit vor Augen zu führen. Das kommende Leip— 
ziiger Turnfest soll einen ganz besonders großarti— 
jen Verlauf nehmen, da es mit der Jahrhundertfeier 
der großen Vöolkerschlacht zusammenfällt und in demselben 
Jahre auch das gewaltige Völkerschlachtdenkmal fertig da— 
stehen und unter großen Feierlichkeiten eingeweiht werden 
wird. Es kommt noch hinzu, daß der greise Führer der 
deutschen Turnerschaft, Geh. Sanitätsrat Dr. Ferdinand 
Soör, in Leipzig seinen Wohnsitz hat und daß die Leipziger 
Turnerschaft, wie die Turnerschaft des Königreichs Sachfen 
uͤberhaupt, die stärkste Vertretung zur deutschen Turnerschaft 
tellt. Im Einverständnis mit dem Rat der Stadt und 
unter der eingeholten Zustimmung turnerischer Fachleute ist 
das 240 000 qm grohe, noch innerhalb der Stadt gelegene 
Gelände in der Vorstadt Eutritzsch, auf dem im Jahre 
1903 die Deutsche Landwirtschaftsausstellung stattfand, als 
Festplaz gewählt worden. Ueber die Einteilung desselben 
st vom Rat bereits ein Plan durch das städtische Bauamt 
ausgearbeitet, der die einhellige Zustimmung des vorbe— 
Ritenden Festausschusses gefunden hat 
agen brutal. Die Aufnahme, die das Stück gestern von dem 
jut besuchten Hause gefunden, war überaus lebhaft, wie es 
eine Eigenart und besonders auch seine prächtige Wiedergabe, 
um die sich die Regle des Herrn Bruno w auch durch 
timmungsvolle Dekoration verdient gemacht hatte, nicht 
— OD Wiederholungen 
rleben. Momos. 
— 
Bühnenarbeiterausstand in Wien. Der Generablstreik 
* dem Musikerbund angehörenden Orchestermitglieder und 
Theaterarbeiter an den Wiener Theatern hat Sonnabend 
»egonnen. Döch haben in allen Theatern die Vor— 
tellungen, wenn auch mit kleinen Störungen stattgefunden. 
Im Theater an der Wien, das seine sämtlichen 42 Orchester⸗ 
nitglieder beurlaubt hat, übernahm das Wiener Ton künstler⸗ 
rchester die Vorstellung, die einen glatten Verlauf nahm. 
aie Volksoper, das Deutsche Volkstheater, die Reimund⸗ 
»ühne, die Neue Wiener Bühne sind vom Sireik noch nicht 
erührt. Das Variets Apollotkheater hatte sämtliche Orchester⸗ 
nitglieder und Arbeiter beurlaubt; doch erklärten diese be— 
»ingungslos arbeiten zu wollen. Die Vorstellung verlief 
ruhig. Die Theater sind von der Polizei streng bewacht. 
Die Sonntag⸗ Nachmittagsvorstellungen der Freien⸗Volks⸗ 
vühne im Lustspieltheater und Josefstädter Theater wurden 
Wgesagt. Der Direktorenverband beschloß in seiner Sonn⸗ 
agssitzung, auf seinem Standpunkt zu verharren, die 
Musiker weiter beim österreichisch· ungarischen Musikerverband 
zu verpflichten und unbedingt nicht nachzugeben. 
Aus dem Reich des Todes. Kapellmeister Ru⸗ 
doif Bullertjahn, ein geborenet Berliner, ist 
m Moskau plötzlich gestorben. Bullerjahn, der ein Alter 
von 53 Jahren erreicht hat, war in Rußland und Amerika 
zeschätzt. Auch in Berlin hat er an der Spitze des 
Bhilharmonischen Orchesters mit Erfolg konzertiert. 
241 Auszeichnung. Der Kal. preuß. Kommissionsrat, 
heateragent Paul Prahl, der Inhaber des bekannten 
Theater geschäftsbureaus in Berlin, ist mit dem Kgl. Kronen 
arden IV. Klasse dekoriert worden 
Der Kreisausschutß des 4. Turnkreises „Norden“, um—⸗ 
ssend die gesamten. Turnvereine der Deutschen Turner- 
haft von Schleswig⸗Holstein, Hamburg, Luübec und 
sedlenburg, hat in Segeberg anfragen lassen, ob der 
ortige Manner⸗-Turnverein das Kreisturnkest im 
li“ 1912 ubernehmen könne. Nach einer Zeitungs- 
eldung dürste aber mit Rüchksicht auf den Umstand, 
ah erfahrungsgemäß mehr denn 2000 auswärtige Turner 
ehrere Tage einzuquartieren sind, wegen der Hochsaison 
jseses Kurortes die Uebernahme große Schwierigkeiten bieten. 
ruch andere Gründe durften die Annahme. des Festes 
erbieten. — Der deutsche Turntag findet am 27. 
ad 28. Juli d. J. in Dresden statt. Der 4. deutsche 
zurnkreis Norden entsendet zu ihm 16 Abgeordnete. Aus 
Necklenburg sind als solche gewählt: Prof. Metzmacher— 
zchwerin, Lehrer Kroepelin⸗Güstrow und Lehrer Danlkbe— 
Pismar. Die Wahl der Lübecker Delegierten ist noch 
richt getroffen. 
Deusche Kolonialgesellschaft. Dem 19. Geschäftsbericht 
er Abteilung Lübeck vom 10. Januar 1910 bis 15. Dezember 
910 entnehmen wir folgendes: Die Mitgliederzahl ist von 278 
Januar 1910) auf 259 herabgesunken. Innerhalb des Vor—⸗ 
andes kam es zu einigen Veränderungen, und zwar wurde 
e Zahl der hinzugewählten 6 Mitglieder auf 3 herabgesetzt. 
ise Wahl fiel auf die Herren Landgerichtsrat Dr. Meyer, 
rauptmann Hagedorn und Kaufmann R. Zimmermann. Hier⸗ 
ach mußlen die Herren: Kaufmann Wachsmuth, Kapitän Nacht⸗ 
dey und Bankier Kohrs ausscheiden. An Stelle des auf 
einen Wunsch aus dem Amte eines 1. Schriftführers scheiden⸗ 
en Herrn Johs. Wilda wurde Herr Dr. Allendorf in den 
zorstand kooptiert. Als neues Vorstandsmitglied wurde ferner Se. 
zxz. Vizeadmiral Ehrlich aufgenommen. Die Einnahme betrug 
733,90 M, die Ausgabe 2629,52 M. Auch in diesem Geschäfts— 
ahr wurde die Auswanderer-Auskunftsstelle nicht in Anspruch 
enommen. Am Schlusse des Berichts spricht der Vorstand 
je Bitte aus, für die Abteilung Lübeck neue Mitglieder 
u werben, damit die bedauerlicherweise so sehr gesun—⸗ 
rne Mitgliederzahl wieder ihren alten Stand von über 300 
rreicht und damit die Abteilung wieder in die Reihe der 
rosßen Abteilungen einrücke. 
Das Urania⸗Theater aus Berlin führte uns bei seinem 
weiten Gastspiel im Stadthallen-Theater in das geschichts⸗ 
ziche Land der Pharaonen. Kairo, Alexandrien, Gezire, das 
deutsche“ Bad Helwan am Rande der Wülte, die Wülste 
ibst und im zweiten Teil die Totenstadt am linken 
dilufer mit ihren riesigen sagenhaften Pyramiden und 
5phinx bildeten das Ziel der Wanderung. Bilder von 
ounderbarer Klarheit in großen Dimensionen von treff— 
ichen Erläuterungen des Direktors Lang begleitet, ersparten 
»em Beschauer eine lange Reise und führten ihn in 
ühnem Fluge der Phantiasie an das Ziel seiner Wünsche. 
o- Fahrraddiebstahl. In der Nacht zum Sonntag, 15. Jan. 
ind ein Fahrrad und 3 Brote gestohlen worden. Das Fahr— 
ad trägt die Marke „Opel“ und ist bereits sehr abgenutzt. 
?s war mit der vom Polizeiamt gelieferten Erkennungs— 
ummer 183 und der Fabriknummer 194 698 versehen und 
rug einen gepolsterten Damensattel. 
0- Gestohlen wurden aus einer Bretterbude auf dem Felde 
ei Hohenwarte mittels Einbruchs 2 große und 2 kleine Kar— 
offelhacker, 1 eiserne Harke, 2 Spaten, 1 Leine und 1 Forke. 
serner wurden am Montag, 23. Jan., nachmittags gegen 
11 Uhr, einem in der Hüxstraße wohnenden Zigarrenhändler 
9 Zigarren gestohlen. Der Tat dringend verdächtig ist ein 
twa 17 Jahre alter Mann, mit vollem Gesicht, dunklem 
takettanzug und Schirmmüke 
des Totschlages ihres Mannes angeklagt. 
Nürnberg, 23. Jan. 
In Ergänzung der Mitteilung im Morgenblatt über die 
eutige Verhandlung teilen wir noch nachstehendes mit: Der 
zerteidiger Rechtsanwalt Dr. Stauder richtete zunächst an 
en Sachverständigen Oberarzt Dr. Klüber-Erlangen noch 
inige Fragen: Ich bitte den Sachverliändigen, sich zu äußern, 
b das Benehmen der Angeklagten während der Verhandlung 
hm theatralisch vorgekommen ist und ob nicht bei der— 
rtigen krankhaften Persönlichkeiten die Gedächtnisschwäche eine 
atürliche ist. — Sachverst. Oberarzt Dr. Klüber: Das 
zenehmen der Angeklagten ist mir wohl „ttwas gekün— 
eit“ vorgekommen. Die Angeklagte hat überhaupt das 
zestreben, sich in Szene zu setzen. Dagegen findet der Sach⸗ 
erständige, daß es absolut nicht auffällig ist bei psycho— 
athisch veranlagten Personen, daß Gedächtnislücken vorhanden 
nd, oder daß später wieder bei Vorhalt die Erinnerung 
arückkommt. Gedächtnislücken sind für den vorliegenden Zu— 
iand nicht typisch, aber sie kommen bei vielen Krankheits— 
uständen vor. 
Darauf erstattete Aniversitätsprofessor Dr. Hans von 
zudden-München sein Gutachten. Aus der ungeheuren Fulle 
blicher Belastung namentlich auf väterlicher Seite, die bei 
rau Herberich vorliegt, erklärt sich daß sie schon von Jugend 
n eine abnorme Charakteranlage aufwies. In späteren Jahren 
atwidelte sich ihr Charakter weiter in recht stürmischer Weise. 
im meisten angegriffen war ihre Gefühlssphäre. Sie ist 
ihrem Gefühlsleben schon von jeher sehr minderwertig 
ewesen. Ich komme zu dem Schluß, daß bei dem an sich 
ankhaften Wesen der Frau Herberich der Affekt ein der— 
ctiger gewesen ist, daß er als akut anzusehen ist, daß sie daher 
ch zur Zeit der Tat im Zustande krankhafter 
jeistesstrung befunden hat, die die freie Willens 
e stimmung ausschloß. — Vors.: Also, Herr Professor, 
zie halten Frau Herberich für geisteskrank? — Sachverst.: 
zm Augenblick der Tat ist sie es jedenfalls gewesen. — 
ßors.: Sie haben ja auch in Ihrem schriftlichen Gutachten 
argeleat, daß die Angeklagte längst hätte in der 
rrenanstalt untergebracht werden mussen. — 
Irof. Dr. v. Gudden: Ich bin der Ansicht, daß bel ihr schon 
ängst zeitweise Spuren von Gemeingefährlichkeit zu— 
age getreten sind, die ihre Unterbringung in einer Irren⸗ 
mnitalt rechtfertigten. 
Das Urteil des Schwurgerichts lautete wegen Tot⸗ 
chlages unter Zubilligung mildernder Umstände zu 410 
zahren Gefängnis. 8 Monate Untersuchungshaft werden 
u Anrechnung gebracht. Bei der Verkündigung des Urteils 
ief die Verurteilte: Das halte ich nicht aus, Ihr habt 
neinen Tod auf dem Gewissen. — Ein Antrag des Vertei— 
igers, die Verurteilte wegen ihres Gesundheitszustandes aus 
er Haft zu entlassen, wurde abgelehnt. 
Z 
Neuefte Nachrichten und Celegramme 
W. Berun, 24. Jan. Der Reichsanzeiger berichtet: Auf 
Hrund des 8 21 des Gesetzes über den Absasb von 
Kalisalzen vom 25. Mai 1010 beschloß der Bundes— 
rat die niedrigsten Sätze für Abzüge bei schwefelsaurem 
dali, berechnet auf 90 6 K2 SO q, in Abänderung der 
»arüber durch Beschluh des Bundesrates getroffenen Be— 
timmungen — vgl. Bekanntmachung vom 8. Juli 1910 — 
anderweit, wie folgt, sestzusetzen: bei jährlicher Abnahme 
bon mindestens 10 bis 499 Doppelzentner reines Kali 70 
Pfga. von 500 bis 4999 90 Pfq. von 5000 bis 12000 
«10 Pfa. und uber 12000 130 Pfgau. 
W. Berlin, 24. Jan. Dem Lokalanzeiger zufolge fand im 
ultusministerium eins konstituierende Sißzung des Senats der 
Kaiser⸗Wilhelm⸗Gesellschaft statt, in welcher die Wahl des Ver— 
valtungsausschusses der Gesellschaft erfolgte. Der Ausschuß be⸗ 
seht vorbehaltlich der kaiserlichen Genehmigung aus dem Prä—⸗ 
identen Adolf Harnach ferner den Herren Krupp-Bohlen-Halbach, 
Bankier Ludwig Delbrüch, Geh. Kommerzienrat Arnold, Pro⸗ 
essor Emil Fischer, Franz von Mendelssohn und von Böttinger⸗ 
Aberfeld. 3 
W. Bremen, 24. Jan. Die Maul⸗ und Klauenseuche ist unter 
zem auf dem hiesigen Schlachthof aüfgestellten Schlachtvieh 
usgebrochen. Der Abtrieb der fur die Seuche empfänglichen 
diere ist für die Dauer der Seuchengefahr verboten worden. 
Straßzburg. 24. Jan. Der Statthalter stiftete zur Lin⸗ 
derung des Notstandes eines großen Teiles der Winzer Elsaß— 
zdothringens dus dem Dispositionsfonds 285000 M. 
W. Meiz, 24. Jan. Gestern um 9 Uhr abds. war das Feuer 
m Garnisonlazarett noch nicht gelöscht. Die Ent— 
ehungsursachs ist unbekannt. Der Dachstuhl ist eingeäschert, 
benso ein Teil des zweiten Stodkwerks, in dem sich die Kammer⸗ 
orräte befanden. Von den Feuerwehrleuten wurden eine An— 
ahl leicht verleßt, drei Wehrleuten drohte der Erstickungstod; 
nittels Sauerstoffapparates wurden sie ins Leben zurückgerufen. 
W. Meg 24. Jan. Mitternachts konnte der Brand im 
ßarnisonlazarett als gelöscht angesehen werden. Die Auf— 
umungsarbeiten dauern fort. 
W. Wien, 24. Jan. Wie die Morgenblätter melden, ist 
»er Abgeordnete Funke gestern morgen an einem Schlaganfall 
n Leitmeritz gestorben. 
Wien, 24. Jan. Sier fand gestern der erste Hut⸗— 
radelprozeß statt. Eine Frau hatte Vassanten auf der 
Ztraße mit ihrer Hutnadel belästigt. Sie berief sich darauf, 
aß die heutige Hutmode das Tragen großer Hutnadeln nötig 
nache, und daß alle Damen solche Hutnadeln benutzten. Das 
Irteik laukete auf zwei Kronen Geldstrafe eventuell 
12 Stunden Arrest. 
W. VPVisa, 24. Jan. Als gestern nachnittag der Flieger 
Tobianchit mit dem Kommandanten der in Pisa liegen— 
den Brigade, General Dechaurand als Vassagier einen Flug 
ruf seinem Zweidecker unternahm, stürzte das Flugzeug 
rus etwa 100 Metern Söhe infolge eines Winmdstoßes 
olötzlich ab. Der General zog sich leichte Gesichtsverletzun— 
gen zu, Cobiancht brach das linke Bein. 
W. London, 23. Jan. Weder bei der Admiralität noch 
m Auswaärtigen Amt ist eine Meldung eingegangen, durch 
dis die in der auswärtigen Presse verbreitete Nachricht 
Wer einen Kampf zwischen englischen Matrosen und Türken 
n Dubays im Kilstengebiet von Hadramaut bestätigt würde. 
Dia Meldung über einen derartigen Kampf ist vermutlich 
ine verspätete Wiedergabe der Vorkommnisse am 24. Dez. 
1910, wo Matrosen vom Kreuzer „Syacinth“ vei Dibai am 
Persischen Golf von Eingeborenen überfallen worden waren. 
W. Paris, 23. Jan. Im Beisein des Präsidenten Falliéres 
and heute abend die Einweihung des vom Fürsten von Monaco 
geg rũndeten ozeanographischen Instituts statt. 
WM. Petersburg. 23. Jan. Die Sonderkommission zur 
Ausarbeitung des Tracierungsproiektes der neuen Eisen— 
dahnen hat im Ministerrat ein vom Minister der öffent— 
ichen Arbeiten begutachtetes Programm eingebracht, dem— 
ufolge sür das Jahr 1911 die Tracierung von 10 neuen 
Bahnlinien mit einer Gesamtlänge von 4180 Werst, für 
1912 von 11 Linien mit 4920 Werst, für 1913 von 
Linien mit 3890 Werst und in den folgenden Jahren 
on 14 Linien mit 6060 Werst Gesamtlänge proiektiert ist. 
W. Athen, 24. Jan. Der ehemalige Kriegsminister Oberst 
dapathiotis und vier Unteroffiziere wurden aus noch un— 
zekannten Gründen verhaftet. 
Newyork. 24. Jan. Aus Presidio (Texas) wird ge— 
neldet, etwa hundert Mann der mexikanischen Ret 
zierungstruppen seien in einem zweitägigen 
kampfe mit den Revolutionären bei Ojibinaga gefallen. 
Wahhington. 24. Jan. Nach Mitteilung des haitiani— 
schen Gesandten nahm die dominikanische Republik den 
Vorschlag an, im Grenzstreit ein Schiedsgericht ent— 
cheiden zu lassen. 
W. Vort au Prince, 24. Jan. Haiti und San Domingo 
willigten ein, die Streitigkeiten einem Schiedsgerichtshof zur 
dösung zu unterbreiten. 
O. 
W. Srankfurt a. M., 24. Jan. Die Kriminalpolizei ent⸗ 
jedte in einer Vorstadtstraße eine grobe Falschmünzer— 
derkstatt. Die Gesellschaft scheint in den anderen Städten 
deutschlands Niederlassungen zu haben, denn gleichzeitig wurde 
n Mannheim eine ebenso wie die Frankfurter Werkstatt 
rusgestattete entdeckt. 
W. Frankenhausen, 24. Jan. Nach Unterschlagung von 
10 000 Miäist ein 17jähriger Banklehrling der hiesigen Filiale 
»er Thüringer Bank flüchtig geworden. 
W. Oldenburg, 24. Jan. Der unter dem Verdacht des 
ßiftmordes an einer Witwe verhaftete Landmann 
Zander wurde wieder freigelassen. 
W. Penzig, 24. Jan. Ein Ende Dezember der Berliner 
kharite entsprungener Krankensträfling namens 
Müller wurde hier verhaftet, der wegen Diebstahls von 
5 000 Mezu 3 Jahren Gefängnis verurteilt wurde. 
W. Nürnbera, 24. Jan. Etwa 700 Personen sind an 
Influenza erkrankt. 
W. London, 24. Jan. Bei der Eisenbahn— 
atastrophe in Wales war der Anprall so entsetzlich, 
»aß der Krach meilenweit gehört wurde. Das Geschrei der 
ingeklemmten Passagiere war schrecklich anzuhören. Man sab 
ius den Trümmern blutige Gliedmaßen hervorragen. Die 
rste Leiche, die geborgen wurde, war die eines furchtbar 
verstümmelten kleinen Maädchens. Ueber die Ursache der 
Katastrophe verlautet noch nichts. 
W. St. Beter-burg, 24. Jan. Die hiesige Vollszählung 
ergab ungefähr 1900 000 Einwohner. Die letzte Voltszählung 
vor zehn Jahren ergab ungesähr 15 Vällionen Einwohner.
	        
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