Die übertriebenen Darstellungen des jüngsten Be⸗
kriebsunfalles auf dem hiesigen Bahnhof. Unser Bericht
über das Auffahren des Eutiner Spätzuges auf
einige leere Personenwagen am Sonntag abend auf dem
hiesigen Bahnhofe gibt der Eisenbahnzeitung Veranlasfung,
ihre von unserer Schilderung des Vorfalles erheblich ab—
weichende Darstellung aufrecht zu erkalten und zu behaupten.
—DD
selige gewesen, sondern auch von dritter Seite beeinflußt
worden. Demgegenüber müssen wir erklären, daß die An—
gaben der Eisenbahnzei:ung über den Unfall nicht der Wahr-
heit entsprechen und ihre Behauptungen jeglicher Begründung
entbehren. Unsere Schilderung des Vorfalles halten wir Wort
für Wort aufrecht. Es handelt sich in der Tat nur um ein nicht
jonderlich bedeu!ungsvolles Vorkommnis. Zu ieder anderen
Zeit hätte die Presse diesen Betriebsunfall in wenigen Zeilen
unter den Tagesereignissen registriert. Lediglich der Zufall,
daß sich dieser Unfall zu einer Zeit ereignete, als der kaiser—
liche Hofzug nach Stettin zur Halle hinausfuhr, hat die
Eisenbahnzeitung veranlaßt. den Unfall des Eutiner
Zuges zu einer Sensation aufzubauschen und in einem
Extrabsatt die Meldung von einem „Eisenbahnunglück
neben dem Kaiserzuge“, das „dem (wörtlichl) Kaiser
nicht unsanft aus der Ruhe gerüttelt ha bew
dürfte“, in die Welt setßte. Erst diese offen⸗
sichtlich stark sensationell gehaltene Schilderung des Vor—
falles führte uns dazu, dem Vorfall eine größere Beachtung zu
schenken, als er tatsächlich verdiente. Wir kamen auf Grund
der Ermittelungen zu der veröffentlichten Schilderung, und
wir sind der festen Ueberzeugung, wenn die Eisenbahnzeitung
mit der gleichen Sorgfalt sich informiert hätte, wie wir es
zür unsere Pflicht gehalten haben, und was auch allezeit die
Schuldigkeit einer gewissenhaften Presse ist, sie ganz un—
weigerlich, wenn sie der Wahrheit die Ehre geben wollte,
zu einer ähnlichen Darstellung des Vorfalles hätte kommen
müssen, wie wir. Statt dessen bringt sie am Montag nach—
mittag eine noch übertriebenere Darstellung des Vorfalles,
als das Extrablatt am Morgen enthalten hatte, fügt hinzu—
daß der Unfall im kaiserlichen Hofzuge bemerkt worden sei,
und sagt dann wörtlich: „Lübeck hat sich dem Kaiser gegen—
über blamiert, blamiert durch seine Verkehrseinrichtungen. ...“
Wir stellten bereits fest, daß der Unfall im kaiserlichen Hof—
zuge kaum bemerkt worden sein kann, am allerwenigften aber
die Maijiestäten von dem Vorfall etwas gesehen haben können,
und der Unfall den Hofzug in keiner Weise berührt hat.
Es ist daher die obige Bemerkung der Eisenbahnzeitung
durchaus deplaziert. Auf die sonstigen persönlichen Aus—
fälle, die wir im Interesse einer geordneten Preßpolemik
bedauern mäüssen, unterlassen wir absichtlich, einzugehen; die
Tatsachen sprechen in diesem Falle völlig für sich selbst.
Ordensauszeichnung. Herr Postschaffner Trost, der den
Feldzug 1870,71 im Regiment Mr. 76 mitgemacht hat und
seit fast 30 Jahren im Paketbestelldienst beschäftigt gewesen
ist, tritt am 1. Sept. d. J. in den Ruhestand. In Anbe—
tracht seiner treuen Dienste ist ihm vom Kaiser das Allge—
meine Ehrenzeichen verliehen worden.
Vom Bau des Oberlandesgerichtr gebäͤudere. Nabdem der
äußere Bau schon seit längerer Zeit fertiggestellt ist, geht
jetzt auch die innere Ausstattung ihrer Vollendung entgegen.
Von besonderem Interesse ist die inmitten des Gebäudes,
unterhalb des Kuppelturmes gelegene mächtige Halle, in die
man unmitte bar nach Durchschreiten des Hauptportals ge—
langt. Vier hohe Säulen schmücken die die Kuppel tragenden
Ecpfeiler; über ihren Kapitälen gewahrt man vier Cheru—
bim, die Schilder mit den Inschriften: Gerechtigkeit, Klug—
heit, Weisheit, Milde tragen. Die gewölbten Deden sind in
Facetten gehalten, während die Mitte der Kuppel die von
den zwölf Tierkreiszeichen umgebene goldstrahlende Sonne zeigt.
Die Vorder⸗ und Rüchseite des Kuppelturmes sind durch bunte
Glasfenster geziert, deren Gemälden Molire aus der biblischen
Geschichte: Gesetzesauslegung und Gesetzezverlündung; zugrunde
liegen. An den Seiten führen kunstvoll ausgestattele Treppen
zu den oberen Räumlichkeiten.
o. Panamabhutdiebstahl im Großen. Innerhalb der letzten
drei Wochen sind aus einem hiesigen Geschäfte 25 Panama-—
hüte in der Gröhe von 54 bis 58 cm Kopfweite, ĩm Werte
bon 600 M, abhandengekommen und vermutlich gestohlen
worden. Für die Ermittelung des Täters ist eine Belohnung
von 100 Miaausgesetzt.
0- Portemonnaie und Brillantring geestohlen. Sonn!ag⸗
27. August, zwischen 984 und 102.4 Uhr ist in der Badeanstalt
im Krähenteich ein roBbraunes Portemonnaie. enthaltend 30
bis 40 Muund einen Brillantring im Werte von 180 M, ab—
handengekommen und vermutlich gestohlen worden.
o- Ein unbelaunter Schwumdler, anscheinend ein Händler
mit Bürsten und Besen, sucht auf folgende Weise in hiesiger
Stadt seine Ware zu vertreiben: Er benutzt vie Aowesenheit
des Geschäftsinhabers, schwindelt den Angestellten vor, der
Lhef habe einen Haarbesen bei ihm bestellt, den er bei sich
jührt, und sosort gegen Zahlung von 3 Meäabliefert.
o. Vorträge im Winterhalbiahr. Die Abteilung für Bil—
dungswesen der Ortsgruppe Lübeck im Deutschnationalen Hand—
lungsgehilfen-Verband veranstaltet im kommenden Winterhalb⸗
jahr eine Reihe von öffentlichen Vorträgen. Es ist der Abteilung
gelungen, für einen Abend den gerade in Lübeck sehr ge⸗
schätzten Vortragskünstler Leo Erikson zu gewinnen, der sich
durch seine Vorträge auf dem Gebiete der magischen Kunst
einen bedeutenden Ruf erworben hat. Außerdem ist Herr
Eberhardt (Hamburg) zu einem Vortrag über „Wilhelm Busch
und seine Werke“ vperpflichtet worden. Auch diesem Künstler,
der durch geschmadvolle Lichtbilder seinen Vortrag besonders
anziehend gestalten wird, geht ein bedeutender Ruf voraus.
Als dritter Vortrag wird „Die Reklame im Dienste des
Kaufmanns“ behandelt werden.
—
G. Travemünde, 80. Aug. Gezeichnete Fische.
Größere Fänge an Schollen wurden in den letzten Tagen
in der Lübecer Bucht durch Fischer des „Deutschen See—
fischerei Vereins“ mit einem Silberring in der Rücenflosse
gezeichnet und wieder ausgesetzt, damit festgestellt werden
sann, wie weit, in welcher Richtung und in welche Wasser—
tiefe der Fisch zu bestimmten Jahreseiten abwanderi —
Brobefahrt. Der auf der Kochschen Schiffswerft für die
Oldenburg⸗ Portugiesische Dampfschiffsreederei neuerbaute
Dampfer ubede segte hier gestern an, um heute von
zler seine Probefabrk amulreten.
Sportnachrichten.
Mitgeteilt vom Sportbureau Jo h. Ganzel,
Samburg J. F.: IV. 3790/3791.)
Rennen zu Baden-Baden, 29. Aug. Zukunfts-Rennen.
Quai des Fleurs (G. Stern) 1. Flagge 2. Caligula 3. Tot.:
11: 10, Platz: 11, 13: 10. — Oos-Handikap. Orenburs
Bullochk) 1. Kings Tax 2. Hod 3f. Sideslip 37. Tot.:
33: 10, Platz: 17, 20: 10, Hoch: 12: 10, Sideslip: 11: 10.
Rennen zu Vork, 29. Aug. Prince of Wales Plate. Merry
Maiden (W. Higgs) 1. Lady Americus 2. Bill and Coo 3.
7b Berliner Herbst⸗Segeiwoche. Auf dem Müggelsee ver—
anstalteten der Berliner Jachttlub und der Seglerverein die
1. Wettfahrt. Es siegten: 10,⸗m-Kl.: „Pinguin IV“,
83-m⸗Kl.: „Schwalbe““, 7-m-Kl.: „Blitz XIV“ (Kaiser—
preis), 6⸗ò„m-Kl.: „Undine“, 5⸗òm-Kl.: „Panther“. Son—
derklasse: „Seehund III“ I. „Tante Laura“ 2., „Wittels—
bach VIII 3. „Jugend II 4. und „Pardon“ 5.
Internationales Schachturnier. Karlsbad, 30. Aug.
In der gestern gespielten «.Kundegewannen im Anzuge:
Thajes gegen Loewenfisch, Perlis gegen Spielmann, Dus—
Lhotomirskti gegen Johner, Kostiet gegen Alapin; im Nach—
uge: Schlechter gegen Rabinowitsch, Süchting gegen Fahrni,
zuru gegen Rotlevi, Tartakower gegen Duras. Unent-—
chie den endeten die Partien: Alechin —Salwe, Leonhardt —
Marshall. Abgebrochen wurden die Parlien: Rubinstein—
Vidmar, Jaffé—Teichmann in besserer Stellung für die
Nachziehenden und Cohn— Niemzowitsch in ausgeglichener
Stellung.
Luftfahrt.
Casale-Monferrato, 30. August. Der König, der seit
inigen Tagen den großen Manövern beiwohnt, unternahm
jestern mit dem Generaladiutanten Brusati einen halbstün—
digen Aufstieg im Lensballon z,P. 20.
St. Pelersburg, 30. August. Vorgestern abend stürzte der
Bltriot-Flieger Leutnant Zeletuchin mit senem
Apparat so unglücklich, dah er in vergangener Nacht ge—
storben ist.
Große Brände.
Hirschberg, 29. August. Die Ludwigsbaude im
Isergebirge, zwischen Flinsberg und Petershof, brennt seit
3 Uhr abends.
Düsseldorf;, 30. Aug. Der Waldbrand an der
holländischen Grenze von Kaldenkirchen bis Dahsheim hat in
der gestrigen Nacht eine ungeheure Ausdehnung
zenommen. Der Brand ist schon auf deutsches Gebiet überge—
zriffen. Mehrere Bauernhäuser sollen vollständig vernichtet
ein. 6000 Morgen Wald stehen in Flammen. Das angelegte
Hegenfeuer läuft falsch und steigert die Gefahr. Zur Bekämp—
ung des Brandes sind auger drei Kompagnien Kölner Pio—
riere Truppen aus Roermond eingetroffen. Die bis gestern
dormittag abgebrannte Fläche auf deutschem und holländischem
Gebiet wird auf rund s50000 Morgen geschätzt.
Köln; 30. August. Von mehreren Punkten im Kreise
Erkelenz dan der holländischen Grenze wird gemeldet, daß
»er dortige grohe Waldbrand aufgehört hat. Die Aus—
debnung des Brandes war noch nicht festzustellen. Die erst
naligen Angaben, es handle sich um 50 000 Morgen, sind un—
utreffend.
Lingen; 30. August. In den fiskalischen Wäl—
dern ist vorgestern nachmittag ein großzer Brand ausge—
»zrochen: dem bisher etwa 500 Hektar Fichten- und Kiefern⸗
»estand zum Opfer gefallen sind. Die Feuerwehren und
50 Mann von den hiesigen Eisenbahnwerkstätten sind an
der Brandstelle tätig. Gestern früh wurde das Feuer zum
Stillstand gebracht.
Bonn; 30. August. Im Commerner Gemeinde⸗
wald würet seit vorgestern ein gefährlicher Waldbrand, der
oermutlich großen Schaden anrichten wird. In Wettweiß
äscherte ein Großfeuer sünf mit Feldfrüchten gefüllte Scheunen,
‚ünf Ställe mit zahlreichem Vieh und zwei Wohnhäusfer mit
ihren Nebengebäuden ein.
Steinamanger, Komitat cisenburg, 30. Aug. Die Ort⸗
schaft Radasd brennt seit gestern mittag. Man befürchtet,
daß das ganze Dorf dem Brande zum Opfer fällt.
Athen, 30. Aug. Das chemisch-physikalische La—
boratorium in Athen wurde gestern früh ein Raub'
der Flammen. Alle wertvollen Sammlungen und Instru—
mente sind vernichtet.
Konstantinopel, 30. Aug. In Ulubolu in Ana—
kolien wurden zahlreiche Gebäude, datunter die Agrarbank, durch
eine Feuersbrunst zerstört. Nach amtlichen Meldungen sind
bei dem Brande in Aidin 457 Gebäude zerstört worden.
London, 30. Aug. Um Witternacht brach in dem Lager⸗
ause und Dodgebäude der Firma Pidford& Co. ein Feuer
aus, das fast den ganzen Gebäudekomplexr einäscherte. In der
Nähe lagernde ungeheure Bauholzvorräte konnten nur mit größter
Mühe vor dem Brand geschützt verden. Beide Ufer der Themse
varen fast taghell erleuchtet. Als das Dach des Lagerhauses
einstürzte, schossen die Flammen 150 Fuß hoch empor. Ob
Brandstiftung vorliegt, konnte noch nicht festgestellt werden.
Neun Versonen aus Lebensgefahr befreit.
Zondon, 30. Aug. Bei einem in früher Morgenstunde des
Dienstags in der Druderei von Kerstein in der Commercial
Road in Whitechapel ausgebrochenen Großfeuer spielten sich
aufregende Rettungsszenen ab. Als bereits das Erdgeschoß und'
der erste Stock in vollen Flammen standen, befanden sich noch
ieun Personen, nämlich Kerstein, seine Frau, sechs Kinder und
ein Dienstmädchen, in den oberen Stockwerken, wo sie geschlafen
hatten. Nach kurzer Zeit eilte die Feuerwehr mit langen Leitern
herbei und bewerhstelligte die lebensgefährliche Rettung der Be—⸗
drohten, indem sie die benachbarten DTächer erklomm und die
neun Personen in ihren Nachtgewändern der Reihe nach unter
dem brausenden Beifall der Menge in Sicherheit brachte.
Vermischtes.
Die „Mona Lisa“ aufgegeben? Allmählich scheint die Pa—
niser Behörde die Hoffnung aufzugeben, die „Mona Lisa“
viederzufinden. Arsène Alexandre beschäftigt sich im Figaro
schon mit der Frage, ob der Platz des Bildes im Loubre leer
bleiben soll, wmie der Platz einer unvergehlichen Toten. oder
ob eine Auswahl der besten Kopien und Reproduktionen die
Erinnerung an das verschwundene Meisterwerk wachhalten
mühte. Er kommt zu der Umnsicht, daß die letzte Entscheidung
vorzuziehen sei.
—
Neueste Nachrichten und Celegramme.
K. Berlin, 30. Aug. GPrivat-Telegranm der LübecksSen
Anzeigen.) Wir erfahren authentisch, daß in allen Königlich
Breußijchen Munitionsfabriken durch kriegsministerielle Anord—
nung die Arbeitszeit um 10 Stunden pro Woche verlängert
wurde.
Generalaussperrung in der Metallindustrie?
W. Berlin, 30. Aug. Die für gestern angekündigte Ver—
sammlung der Berliner Metallindustriellen, in welcher über
eine eventuelle Aussperrung heschlossen werden sollte, war
treng vertraulich. Die Beschlüsse werden erst im Laufe des
30. August bekannt gegeben. Im Verbande der Berliner
Metallindustriellen faßt man die Lage ernst auf, nicht kritisch.
Wie es heißt, traten besonders die Vertreter der Berliner Werke
vem Gedanken einer Generalaussperrung entgegen. Im Gesamt⸗
derbande werden diese Anschauungen nicht durchweg geteilt.
Der Metallarbeiterverband, der bei der Aussperrung in erster
Linie in Frage kommt, gewann in der letzten Zeit derartig
an Mitgliedern, daß er eine halbe Million überschritten hat.
Doch werden die Kassenverhältnisse als nicht so glänzend be—
zeichnet, um für einen Riesenkampf auszureichen.
Die Bremer Spionageaffäre.
W. Bremen, 30. Aug. Gestern nachmittag haben zwei Krimi⸗—
nalbeamte aus Leipzig den in der Spionageangelegenheit ver—
hafteten englischen Rechtsanwalt Herbert Stewart im hiesigen
Antersuchungsgefängnis in Empfang genommen und sind mit
ihm nach Leipzig abgereist.
Richters Aunseuthalt.
W. Jena, 29. Aug. Frau Richter telegraphierte gestern
an ihren Mann nach Saloniki und teilte ihm mit, daß in
seiner Familie alles wohl sei. Er möge über seinen Aufent—
jalt schnellstens Nachricht geben. Auch die Firma Zeiß teilte
»em deutschen Konsul in Salonili telegraphisch mit, daß Richter
von Frau, Mutter und Tochter in Jena erwartet werde.
Wie es heißt, wird Richters Gattin ihm enigegenfahren.
Beide werden dann vor der. Rügkehr nach Jena noch einige
Tage in einer süddeutschen Sommerfrische Erholung suchen.
Die Taufe der während der Abwesenheit Richters geborenen
Tochter findet erst nach der Eltern Rückkehr statt.
W. Saloniki, 830. Aug. Richter ist gestern vormittag
in Ostrova angekommen. Da er dort einer Quarantäne von
24 Stunden unterworfen ist, kann seine Ankunft in Saloniki
vor heute abend nicht erfolgen.
Ruchloser Ueberfall auf einen Arat.
W. Reckliughausen, 29. Aug. Der Bergmann Mattkowial
sockte den Arzt Feldmann in seine Wohnung unter dem Vor—
wande, sein Kind sei frank. Als der Arzt eingetreten war,
chlug ihn der Bergmann mit einer Eisenstange über den Kopf
und warf ihn die Treppe hinunter. Der Arzt wurde schwer
verletzt. Mattkowiak verübte die Tat aus Wut, daß der Arzt
hn, wegen einer angeblichen Krankheit feiernd, wieder gesund
schrieb. Der Täter wurde verhaitet.
Zu den Ausschresiungen itallexijcher Geme'nden.
W. Rom, 29. Aug. Die aus elnigen Orten gemeldeten
Ausschreitungen sind auf Unwissenheit und Aberglauben der
Bevölkerung zurück usühren. Dem Tumult in Verbicaro sind
nehrere Personen zum Opfer gefallen. Ein Amtsd'ener wurde
zu Tode gemartert, weil er beschuldigt wurde, eiren Brunnen
vergiftet zu haben. Die wülende Menge überrumpelte auch
das Telegraphenamt. Der Bürgermeister und dessen Familie
konnten entflieken. Der Landrichter starb auf der Flucht an
einem Herzschlag.
We Kiel, 30. Aug. In der Angelegenheit des dä nischen
Fischereibootes wird noch gemeldet: Bei dem verineint⸗
lichen Verhör handelte es sich lediglich um die Erfüllung
mon sanitätspolizeilichen Vorschriften, die zurzeit
angesichts der Gesundheitsverhältnisse in manchen ausländischen
Häfen mit besonderer Strenge beobachtet werden müssen. Bet
dieser sanitätspolizeilichen Rebision ergaben sich insofern Schwie⸗«
rigkeiten, als die Insassen des Bootes nur unzureichende Legiti⸗
nationspapiere führten, so daß man zunächst gar nicht wuß teẽ
nit wem man es zu tun hatte. Es erwies sich als notwendig,
einen Dolmetscher hinzuzuziehen, wodurch die Angelegenheit
in die Länge gezogen und daducch nach außen der Eindruch
nervorgerufen wurde, als ob Spionageverdacht vorliege.
We Weißwasser (Oberlausitz), 320. Aug. Der angetrunkene
z5jährige Reisende Feodor Jürke aus Rietschen war mitternachts
ius einer hiesigen Wirtschaft gewiesen worden. Er schoß auf
einen Fleischer, der ihn hinauswerfen half, ohne zu treffen;
»arauf ist er geflohen. Als der herbeigerufene Nacht-Polizei⸗
ergeant Febe ihn in einem Hause der Görlitzer Straße ver—
‚aften wolite, wurde er von Jürle durch einen Re—
olverschuß getötet. Jürke wurde erst nach heftiger
Begenwehr überwältigt. Der erschossene Polizist hinterläht eine
Frau und drei kleine Kinder.
W. Bern, 30. Aug. Bei dem Leichenfund im Lötsch⸗
bergaletscher handelt es sich nicht um die beiden Engländer
Benecke und Cehen, sondern um den sLweizerischen Elektriker
Aummer, der seit zwölf Jahren im Gletschereis gelegen hat.
der Verunglücdte hatte zwei Hüte, eine Kappe und ein großes
Kleiderbündel bei sich, was zu dom Irrtum verleitete, da
mindestens zwei Leichen vorhanden sein müßten.
We Lille, 30. Aug. Gestern abend fand in Billy—
Montignn eine Kundgebung gegen die Teuerung
der Lebensmittel statt, wobei ein Bäder von der Menge
tätlich angegriffen wurde. Als dieser darauf Revolverschüsse
abaab, wobei einer der Angreifer schwer verwundet wurde,
plünderte die Menge den Laden und die Wohnung des
Bäders und hätte ihn gelyncht, wenn nicht Gendarmerie ein⸗
geschtitten wäre. Zwei Gendarmen wurden durch Stein⸗
würfe verletzt.
We Santiago de Chile, 29. Aug. In dem Bericht det
Finanzkommission an die Deputiertenkammer wird vorge⸗
schsagen, die Eingangszöllee um 10 60 zu er⸗
höhen, eine Anleihe von 724 Millionen Psund Sterlinq
aufzunehmen. jährlich kleinere Terrainz von ausgedehnten sal—
»eterhaltigen Ländereien zu verkaufen. Aus dem Erlös Eud
der Anleihe sollen 5 Millionen Pfund zum Bau von Eisen—
vahnen und der Rest zur Zahlung von Bankschulden und
rur Herstellung des finanziellen Gleichgewichts verwendet
werden.