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eilungen 1Mk. d. Zeile. Tabellen⸗ u. schwieriger
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Beilagen: Vaterstädtische Blätter. — Der Familienfreund.
Amtsblatt der freien und Hansestadt Lübed 161. Jahrgang Nachrichten für das Herzogtum Lauenburg, die
—A rürstentümer Katzeburg, Lübed und das angren⸗
—EE ee zende medlenburgische und holsteinische Gebiet.
Orug und Verlag: Gebrüder Borchers G.m. b. H. in Lübed. — elchäftsstelle Adretz baus Goniastr. 463. Sernwreser ondo . 8001.
Abhend⸗Blatt Ur. 438.
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Que⸗
Große Ausadabe) Mittwoch, den 30. Auqust 1911.
Erstes Blatt. Rior⸗ RlIatt.
—EXEXe—e——⏑—⏑—⏑—⏑— 4[———ed——— —— —2 —JS——DC —
Umfang der heutigen eiten.
Nichtamtlicher Teil. 3
Der Statthalter von Pommern.
d. Lübed, 30. Aug.“
Der Reichsanzeiger veröfsentlichte ges'ern die vom Kaiser
roklamierte Verleihung der Statthalterschaft von Pommern
in seinen zweisen Sohn, den Prinzen Citel Friedrich, den
derrenmeister des Johanniterordens und Kommandeur der
Leibscwadron des Gardehu'arenregiments. Im Deutschen
deiche gibt es einen Statthal-er, den von Elsaß Lothringen,
er die höchste Regierungsgewalt im Reichsland ausübt. In
Preußen hat es nur einmal einen Statthalter mit Regierungs⸗
unktionen gegeben, das war Fürst Anton Radziwill, der im
zahre 1815 an die Spitze des an Preußen gefallenen Groß-
jerzogtums Posen gestellt wurde. Er war mit dem preu—
zischen Königshaus verschwägert und sollte seine polnischen
Landsleu'e mit der Neuordnung der Dinge, den Bestimmungen
es Wiener Kongresses, versöhnen, was ihm nicht gelunçen
ist und wohl auch über seine Kräfte ging. Sonst gibt es in
Preußen nur eine Statthalterschaft, die von
ßommern. Sie entbehrt aber jeder politischen
zedeutung; sie stellt einen Ehrenposten dar sür den
Inhaber und eine besondere Auszeichnung für die Provinz
Pommern und deren Hauptstadt Stettin. Politisch un! er⸗
teht die Provinz dem Oberpräsidenten in Stettin und den
stegierungspräsidenten in Köslin und Stralsund.
Den Statthalterposten begründele König Friedrich Wil—
elm III., indem er seinen Sohn, den Kronprinzen, späteren
König Friedrich Wilhelm IV. darauf berief. Nachdem dieser
m Jahre 1850 König geworden war, ernannte er in Er—
nange'ung eigener Nachkommenschaft seinen Bruder, den prä⸗
umtiren Thronfolger und späteren König und Kaiser Wil—
relm J. zum Statthal'ler, der dann seinerseils im Jahre 1831
em Kronprinzen und späteren Kaiser Friedrich dieses Ehren—
imt verlieh. Jetzt geht zum erstenmal diese Würde nicht
zuf den Kronprinzen, sondern auf dessen nächstfolgen—
»en Bruder, den Prinzen Eitel Friedrich über. Welché
Bedeutung dieser Abkehr ron der bisherigen Praxis zuzu⸗
chreiben ist, entzieht sich der öffentlichen Beur“e'lung; so viel
ves'ß man nur, daß Prinz Eitel Friedrich von den Söhnen
es Kaisers wohl der ausgesprochenste Vertreler der strammen
„reußischen Disziplin und der militärischen Tradition des
dohenzollernhauses ist.
W'e seine Vorfahren in der Statthalterwürde, so wicd
uuch Prinz Eilel Friedrich im Schloh zu Stettin residieren.
Darüber wird lich hbesonders die Stadt Stettin und mit
——
ihr die Provinz Pommern freuen, da eine prinzliche Hof⸗
altung nach den verschiedensten Richtungen Vorteile zu bringen
ermag. Ohne eine Dotation für den Statthalter wird aber
hwerlich auszukommen sein. — Die bisherigen Statthalter
ezogen weder aus Provinzial-, noch aus Staatsmitteln einen
zuschul zu den Repräsentationskosten. — Auch wird das
ilte Stettiner Schloh zeitgemäß erneuert werden müssen, um
ür eine dauernde Residen?ur geeignet zu sein. Vielleicht
zird man die Provinz und den Staat zu den Kosten
seranziehen, in diesem Falle würde auch der preuhßische
andtag gehört werden müssen. Die letzte Erhöhung der
tivilliste für den Kaiser als König von Preußen ging im
andtage glatt durch, gerade auch mit Rückicht auf die der
ivillisse obliegende Sorge für die herangewachsenen Prinzen⸗
öhne des Kaisers. Ueberdies ist die oldenburgische Familie,
us der die Gemahlin des Prinzen Eitel Friedrich stammt,
nit Glücksgülern nicht übermäßig gesezgnet. Immerhin wäre
s möglich, daß im Land!age nicht bloß von sozialdemokratischer
zeite an etwaigen Neuforderungen Anstog genommen würde.
Zumal noch immer kein Sohn des Kaisers seinen Einzug
n das mit großen Kosten erbaute Königsschloß in Posen
ehalten hat.
Es wird öfters der Wunsch ausgesprochen, daß auch in
indere Provinzen prinzliche Hofläger kommen, da damit
ieue Beziehungen zwischen der Bevölkerung und dem Königs—
zause und neue gesellschaftliche Sammelpunkte geschaffen wür—⸗
»en. Wohl über 20 Schlösser, teilweise von hohem architek—
onischen Wert, besitzt der König von Preußen in seinen
zZrovinzen. Sie stehen, abgesehen von gelegentlichen Be—
uchen des Kaisers, leer, ihre Unterhaltung kostet aber so
iel Geld, daß die Hofverwaltung sich mit dem Gedanken
»ertraut gemacht hat, einige zu veräuhern; Schloß Benrath
»ei Düsseldorf ist schon veräußert. Auch das Schloß in
doblenz, das die Kaiserin Augusta bis in ihre letzten Tage
sinein bewohnt hat, steht jetzt lerr. Wie würden sich die
theinländer freuen, wenn ein Prinz des Königshauses wieder
auernd Aufenthalt in Koblenz oder in Brühl nähme! Nur
ie Provinzen mit Universitäten, die von den königlichen
zrinzen besucht werden, machen eine Ausnahme.
Der Kaiser versicherte die Stadt Stettin erneut seiner
andesherrlichen Fürsorge. Sie bedarf dieser Für—
orge auch. Stettin ist die bedeutendste Hafen—
tadt Preußens, aber von Hamburg, Bremen und
rzuch von Lübeck überflügelt worden. Stettin
vurde gewissermaßen als Aschenbrödel behandelt. Hamburg
ind Bremen wurden auf Reichskosten in jeder Weise ge—
ördert, Lübeck erhielt mit preußischer Hilfe den Trave—
anal, aber Stettin erhält erst jetzt den so lange ersehnten
zroßschiffahrtswes nach Berlin. Jetzt besteht die bestimmte
lussicht, daß unter dem neuernannten Statthalter die In—
eressen Stettins energischer gefördert werden, als dies bis—
zer oeschehen iu
— —
Englische Stimmen über die Beziehungen
zu Deutschland.
In VLondoner diplomatischen Kreisen ist man nach einent
tlelegraphischen Bericht der Täglichen Rundschau über den Tou
der deutschen Presse England gegenüber sehr ungehalten,
Die Times und die ihr verwandten politischen Blätter schließen
aus dieser Haltung, daß die französisch-deutschen Marokko—
verhandlungen nicht das Ergebnis erzielt haben, das man in
Deutschland erwartet habe. England dürfe aber keineswegs
für die gegenwärtige politische Lage verantwortlich gemacht
verden. Einzig und allein die unvorsichtige Politik der
Wilhelmstraße und die Festigkeit des Quai d'Orsay habe dite
gegenwärtige Lage heraufbeschworen. Es wäre kindisch, zu
zehaupten, daß die angeblich englische Diplomatenunterredung
in der Neuen Freien Presse auf die politische Lage von Einfluß
väre. In London war man von Anfang an davon über—⸗
zeugt, daß sich kein englischer Diplomat zu solchen Taktlosig⸗
keiten, wie sie sich in der Unterredung fanden, hinreißen lassen
vürde. Der englische Botschafter in Wien, Sir Cartwright,
hat denn auch gestern taätsächlich erklärt, daß er mit der
Verösfentlichung nichts zu tun habe. England erwarte, daß
ie deutsch⸗französischen Marokkoverhandlungen bald zu einem
zünstigen Ende führen werden. Deshalb hat es auch jede
Vermittlung unterlassen, obwohl es zu einer solchen durchaus
jerechtigt wäre. Das eine muß noch festgestellt werden, daß
die Hamburger Rede des Kaisers, in der er die
Beschleunigung der deutschen Flottenrüstungen andeutete—
keines wegs zur Besserung der deutsch-englischen
Beziehungen beigetragen habe.
Daily⸗Cxpretz zur Hamburger Kaiserrede.
Zur BSamburger Kaiserrede schreibt der Daily-Exrpreß:
Deutschland will, wie der Kaiser betonte, seinen Platz an
der Sonne haben. Unserer Meinung nach soll das nichts
anderes heißen, als daß die deutschen Flottenbauten
beschleunigt werden sollen. Wir können unmöglich
zugeben, daß Deutschland uns an modernen Schiffen
überlegen wird. Die andauernden Versicherungen von
kreundschaftlichen Beziehungen zwischen beiden Staaten haben
zar keinen Zweck. Wir müssen handeln und ein ver—⸗
zrößertes Flottenprogramm aufstellen, um unsere
deberlegung zur See endgültig sicher zu stellen.
Das französische Echo der hamburger Rede.
Telegramm.)
W. Paris, 30. August. In den Artikeln, die der Ham⸗
»urger Kaiserrede hier gewidmet werden, gelangt die An—
»rkennung der Franzosen für den welten Blick des
Monarchen, für seine, das Große und das Kleine in der
Weltpolitik klar beurteilende Einsicht zum Ausdruck. Beson⸗
deres Interesse ermecken iene Stellen der Rede, die sich
—
widerfahren war. Und so trotzte das Bild immer noch glanz—
imflossen, und mit vielsagendem Lächeln betrachtet und vor—
gestellt auf ihrem Schreibtisch.
Für den kleinen Breesa bildete es stets einen Stein des
Anstoßes.
Nini kokettierte mit diesem Bilde, himmelte es schmachtend
an und schürte durch solches Gebaren die zart keimenden
ꝛdiebesgefühle in des Husaren Brust zu flammender Lohe.
Schon manchmal hatte Josa lich über das raffinierte kleine
Ding amüsiert und gewundert. Sie, ais ältere Schwester, würde
e2s ja nicht gelitten haben, aber vielrzeicht dachte sie zu pedantisch.
Endlich legte sie das Staubtuch aus der Hand. Sie setzte
ich vor Ninis Staffelei, auf der eine kleine Oelskizze stand.
die gedieh auch nicht weiter, obgleich Nini doch stundenlang
aran zuzubringen pflegte. Lucinde hatte einmal scheu verraten,
daß Nini beim Malen immer ein Buch auf dem Schoß habe,
»as, sobald Schritte nahten, in den Papierkorb flöge, der
Mallappen als Deckung hinterher.
Wie doch den armen Mädchen die Mutter fehlte!
Noch nicht lange hatte Josa nachdenklich und feiernd da—
gesessen, als Ingeborg frisch, strahlend und wunderhübsch aus
dem Schlafgemach trat.
„Saben Sie aufgeräumt, Sie liebes Biestchen Sie?“ lobte
ie, mit Genugtuung die wieder menschliche Verfassung des
zimmers wahrnehmend. „Gerade fiel mir ein, daß ich ver—
chiedene Schubfächer und Türen offen ließ ... aber Sie haben
ich ja keine Zigaretten geholt!“ Mit langen Schritten eilte
ie an das Rokokotischchen. „Ei verflixt, der Schlüssel! Das
Biest hat eine Gewandtheit, sich zu verkrümeln! Beste, Liebste,;
raben Sie ihn nicht gesehen?“
EEs klang ordentlich flehend.
Josa verneinte.
Ohne Besinnen warf Ingeborg sich platt auf den Boden
ind fuchtelte mit dem Stil des Staubwedels unter den Möbeln
imher.
„Aber Ingeborg, Sie sind doch ein furchtbares Mädchen!“
zosa brach in helles Lachen aus. Der Anblick des großen
Nädchens da auf der Diele war überwältigend. „Denken
zie doch nur an Ihr Kleid! Und Ihr Haar fängt auch schon
in, sich aufzulösen.“
Der Liebe Goͤtterstrahl. I
Roman von Marga Ranyle.
(110. Fortsetung.) Machdruck verboten.)
Es lag in der westlichen Hausecke. Das Nordfenster be—
errschte das Meer und die weiße Tüne, während die beiden
inderen nach dem Park hinausgingen. In der Nähe eines
eden Fensters hatte ein Schreibtisch Platz gefunden, die alle
drei verschiedenen Zeitaltern und Stilarten angehörten, wie
iberhaupt die ganze Einrichtung ein wunderliches Gemisch an
ostbaren und gewöhnlichen, alten und modernen Möbelstücken
4ufwies.
Trotzdem Josa sich durch das eben Gehörte noch stark
„eunruhigt fühlte, mußte sie doch fächeln, als sie einen dieser
zchreibtische nach dem andern vornahm. Sie waren das leben—
digste Abbild ihrer Besitzerinnen.
Die junge Braut hatte ihn delbstredend ganz und gar
»estellt mit Bildern des Geliebten und von allem, was
nit ihm im Zusammenhang stand. Seine Equipage, sein Dog⸗—
art, seine Pferde, seine Hunde, das Ständehaus, in dem er
vohnte und das auch ihre Heimat werden sollte, der Garten,
sein Arbeitszimmer.... Und er jelbst in allen nur dent—
bdaren Stellungen, Lebensaltern und — — Toiletten! Un⸗
geheuer wichtig mußte er sich sein Leben lang vorgekommen
ein und das Sichphotographieren⸗-assen zu seinen Lieblings⸗
beschästigungen gehören.
Wenig verlodend präsentierte das Eigentum Ingeborgs
ich. Zu dem zierlichen Rokokotischchen paßten die Aschenbecher
und Rauchutensilien, die Hundepeitsche und darauf hingeschleu—
verten leeren Zigarettenschachteln syottschlecht. Dazu einige Bil—
»er berühmter Rennpferde, jedoch ohne Rahmen. Hinter einem
derselben, schamhaft verborgen, eine alte, verblichene und ab⸗
zegrifsene Photographie Hans von Rohns.
Sie hatte der glückstrahlenden Lucinde das reizende Möbel
ersprochen und wollte nach Addys Verheiratung von deren
ichenem Pult, das der Dorftischler schiecht und recht zusammen-
efügt, Besitz nehmen. Sie fand, daß es weit besser für sie
asse. „Rokoko und ich, das ist eine scheuhliche Disharmonie,“
ratte sie einmal selbst von sich gesagt. Und sie hatte recht.
In der Nordecke hauste Nini.
In dieser Zimmerecke machte sich das Bestreben nach Zier⸗
ichkeit und Nettigkeit geltend.
Es war ihr gelungen, dem Vater das Biedermeier-Tischchen
bzuschmeicheln, das ihre Mutter schon als junges Mädchen
eerbt und benußzt hatte. Und als dazu gehörig, hatte sie
Jeich das Pastellbild der Verstorbenen mit herübergenommen
äs hing, als Eigentum von allen, trefflich beleuchtet, zwischen
em Nord⸗ und Westfenster und zeigte hübsche, ungemein sym⸗
athische, aber leidende Züge.
Erinnerungen an den ersten hinter Nini liegenden Ball—
ninter schmückten die Schreibtischplatte, dazwischen die Bilder
iniger angeschwärmter Bühnenkünstler männlichen und weib—
schen Geschlechts. Und in einem prächtigen Rahmen prunkend
in schwedischer Prinz, der im verflossenen Herbst während
es Kaisermanövers einige Tage auf Eggelow im Quartier
elegen hatte.
Damals dachte das kaum siebzehnjährige Geschöpf, ihr
züsse das Herz brechen, als er ihr beim Abschied mit be—
eutungsschwerem Blich sein wohlgetroffenes Konterfei über—
eichte.
Die Einquartierung zog weiter. Nini erwog ernsthaft,
b sie katholisch werden und in ein Kloster gehen oder in der
zee ewige Ruhe suchen solle.
Borher aAber beschloß sie, noch einmal gründlich vom Leben
Abschied zu nehmen und folgte der Einladung einer Cousine
iuf ein zehn Meilen entfernt liegendes Gut.
Das Kaisermanöver haätte auch hier gewütet, aber auch
- der schwedische Prinz!
Unter herzbrechendem Schluchzen wies ihr die Cousine das
uur zu wohlbekannte Bild und beichtete die ganze tragische
distorie, die sich Wort für Wort ... Blid für Blid hier wie
mf Eggelow zugetragen hatte.—
.Aber Nini war eine schlaue kieine Evastochter. Obgleich
ie in ihrem Tagebuch behauptete, ihr Herz sei in jenem
Nonment „klirrend in Stücke gesprungen“, ließ sie sich nicht
as Geringste anmerken. Ihr Stolz litt nicht, daß sie sagte:
auch ich!“ ... namentlich, da die Cousine nach ihr an die
nzeihe gekommen war!
Keinem Menschen erzählte sie von der Schmach, die ihr