Full text: Lübeckische Anzeigen 1911 (1911)

hangsamen Fahrt in den Bahnhof ein. Als der Lokomotiv- 
ührer plötzlich die Wagen vor sich sah, suchte er seinen Zug 
zum Stehen zu bringen. Aber trotz sehr scharfen Anziehens 
aller Bremsen war das nicht mehr möglich. Der Zug fuhr 
mit nicht unerheblicher Gewalt gegen die Personenwagen, wobei 
diese, wie auch die Lokomotive an den Puffern beschädigt und 
»er letzte Wagen des Personenzuges infolge des plötzlichen 
Rüchkstoßes mit einer Achse aus den Schienen geworfen 
vurde. Die Insassen des Zuges wurden natürlich recht 
unsanft aneinander und an die Wagenwände gestoßen, wobei 
manche der Fahrgäste leichte Verletzungen davontrugen. Als dieser 
Vorfall sich ereignete, befand sich der kaiserliche Hofzug bereits in 
Bewegung, und derjienige Teil des Zuges, in welchem sich 
die Majestäten aufhielten, hatte schon die Bahnhofshalle ver⸗ 
assen, so daß die Majestäten von dem Unfall nichts be— 
nerkt haben können, zumal der durch den Zusammenltoß ver⸗ 
irsachte Lärm kein besonders lauter war. — Diese Darstellung 
des Sachverhalts ist uns später von einem höheren Bahnhofs— 
heamten als zutreffend bestätigt worden. 
Von der Direktion der Lübeck-Büchener Eisenbahn-Gesell— 
ichaft erhielten wir heuie mittag folgende offiziele Mitteilung 
iber den Vorfall: 
Gestern abend fuhr der um 12.05 nachts aus Richtung 
kutin am 4. Bahnsteig auf Gleis 9 einlaufende Personen⸗ 
ug 68304 uf einzelne Wagen, welche auf diesem Gleise vom 
Personenzuge 37 (ab Lübeck 11.20) stehen geblieben und feh⸗ 
erhafterweise nicht vor Freigabe des Signals für den Zug 
383 entfernt waren. — Bei dem Zusammenstoß erlitten 
inzelne Reisende leichte Verletzungen. Oer an den Betrichs- 
mitteln angerichtete Schaden ist nicht erheblich. Die Nachricht 
ines Extrablattes, da der Kaiserzug von einem Gleis neben 
»er Unfallstelle abgefahren sei, ist irriumlich, der Zusammen— 
stto erfolgte am 4. Bahnsteig auf Gleis 9, während der 
ug 683 auf e inzelne Wagen, welche auf diesem Gleise vom 
Kaiserzug vom 2. Bahnsteig auf Gleis 5 abfuhr. * 
Die Direktion der Lübeck-Büchener Eisenbahn-Gesellschaft. 
Christensen. 
X Under Regiment „Lübed traf heute Montag morgen 
J Uhr mit der Bahn von der Kaiserparade bei Altona hier 
wieder ein. Ein zahlreiches Publikum gab den mit Musik 
durch die Stadt marschierenden Balaillonen das Geleit. 
Die Entlaffung der Herbstreserv sten der Marine erfolgt 
im Bereiche der Ostseestation rsan folgenden Tagen: 1. Ma— 
rosendivision an Land und von Schisfen 20. September (aus⸗ 
chlieklich Hochseeflotte und „König Wilhelm“). 1. Werft— 
division an Land und von Schiffen (ausschl. Hochseeflotte) 
22. Septez Hokleeflotte voraussichtlich 27. Sept. 1. Matrosen⸗ 
artillerieabteilung 28. Sept. 1. Seebetaillon 28. Sept. 1. Tor⸗ 
vedodivision an Land und von Schiffen 29. Sept. (aus⸗ 
schließlich Hochseeflotte), Reservisten der 1. Matrosen-Division 
vom z,König Wilhelm“ 29. Sept. Im Bereiche der Nord— 
eestation: Eingezogene Reservisten der Reservedivision 
15. Sept. Minenabteilung 16. Sept. 2. Matro'sendivision von 
Schiffen (ausschl. Hochseeflotte) 2. Sept. 2. Werftdivision von 
Schiffen (ausschl. Hochseeflotte) und an Land 20. Sept. 5. Ma⸗ 
trosenartillerieabteilung 21. Sept., 2. Matrosendivision an Land 
25. Sept. 3. Matrosenartillerie-Abteilung 25. Sept. 2. Ma— 
trosenartillerie-Abteilung 26. Sept., Hochseeflolte voraussicht— 
lich am 27. Sept., 4. Matrosenartillerie-Abteilung am 28. Sept., 
2. Seebataillon am 28. Sept. 2. Torpedodivision 29. Sept.— 
Bekleidungsamt Wilhelmshaven 25. Sept. 2. Werftdivision 
Sanitätsversonal 20. Sept. 
VPrüfungsschwimmen. Diese Sonntag, wie seit Jahren 
üblich, am letzten August-Sonntag im Krähenteich abgehaltene 
Beranstaltung des Ausschusses bür den freien Schwimmunterricht, 
zie auch das Schwimmfest der Gemeinnützigen Gesellschaft ge— 
nannt wird, hatte sich eines noch nie erlebten Zuspruches der 
schwimmkundigen Jugend zu erfreuen. Es waren 296 Knaben 
und 180 Mädchen dazu erschienen, die sämtlich schon die Frei⸗— 
probe abgelegt hatten und nun das Erlernte in breiter 
Oeffentlichkeit zeigen wollten. Die Witterungsbedingungen 
waren die denkbar günstigsten. Die Luftwärme betrug 23 
Grad, die Wasserwärme 20 Grad Cels, dabei herrschte Wind— 
tille. Ein leicht verschleierter Himmel verhinderte die Blen⸗ 
»ung des Wassers, so dah die Prahls Wall dicht beseht 
haltenden Zuschauer die Schwimmvorführungen gut ver—⸗ 
folgen konnten. Auf dem Balkon der Anstalt waren viele 
der Herren Hauptlehrer und jungere Lehrer versammelt. Die 
Vorsteherschaft der Gemeinnützigen Gesellschaft vertrat Herr 
Hauptlehrer Schulmerich. Vom Schwimmverein waren der 
Vorsitzende Herr Kommerzienrat Scharff, sowie viele aktive 
Mitglieder anwesend, von denen einige sich in der Ausübung 
des Sicherheitsdienstes betätigten. Das Amt des Ablassers 
und Zeitnehmers hatte Herr Lehrer Paul Kruse liebenswür— 
digerweise übernommen. Die Vorstellung begann mit einem 
Stafettenschwimmen der Mädchenschulen, zu dem 
acht Schulen je sechs ihrer besten, durch farbige Kappen kennt⸗ 
lich gemachte Schwimmerinnen gestellt hatten, und zwar das 
Waisenhaus, Domschule, J. St. Jürgenschule, Jenischsche Schule, 
s. St. Gertrudschule, Marienschule, II. und V. St. Lorenzschule. 
Jede von ihnen mußte einmal die 50 m lange Bahn zwi— 
chen dem Trennungsgitter und dem Ufer zurücklegen. Auf 
iede Schule entfielen allo 800 m. Den ersten Platz be— 
legte die Domschule in 6 Min. 3636 Sek. Teilnehmerinnen: 
Minna Bentien, Else Fent, Frida Fischer, Ella Jörgensen, 
Henny Rowedder, Erna Rüffel; den zweiten die Jenischsche 
Schule in 8 Min. 874 Sek. Teilnehmerinnen: Elise Feldroß, 
Erna Freitag, Frida Frenz, Emma Holz, Johanna Resen⸗ 
höft, Emmy Stüve. Als dritte langte die J. St. Jürgenschule 
an. Daran schloß sichder Aufmarsch aller Mädchen auf 
dem mit einem Kokosläufer bededten Trennungsgitter, Ab—⸗ 
sprung von seinem äußeren Ende, Hinschwimmen zum 50.m⸗ 
Pfahlgerüst, seine Besteigung und Absprung und Zurüc— 
ichwimmen zur Badeanstalt. Im Stafettenschwimmen maßen 
iich so dann acht Knabenschulen: das Waisenhaus, Dom—⸗ 
chule, J. und II. St. Juürgenschule, Burgschule, Marienschule, 
. St. Gertrud- und III. St. Lorenzschule Jede Schule hatte 
benfalls sechs Schwimmer gestellt, die je 50 m zurüd⸗ 
ulegen hatten. Den ersten Preis errang wie in den beiden 
iezten Jahren die J. St. Jürgenschule in 5 Min. 3510 Seb. 
Teilnehmer: Friedr. Brodmöller, Heinr. Käbitz, Karl Müter, 
Seinr. Plagemann, Friedr. Steffen, Franz Rautenberg; den 
zweiten Preis, ebenfalls wie in den beiden Vorijahren, 
die Domschule in 5 Minuten 8439 Sekunden. Teilnehmer: 
Friedr. Gennburg, Ernst Junghans, Heinr. Schütt, Heinr. Som— 
mer, Bruno Suhrbier, geinr. Reyer. Als Dritte landete die 
Burgschule. Es ist unverkennbar, dah die den Kraͤhenteich 
»esuchenden Schulen, die ihre Vorübungen zu diesen Wettkampf 
auch bier abhalten, dadurch etwas im Vorteil inne Nach 
zeendigung des Stafettenschwimmens stellten sich die Knaben 
benfalls auf dem Gitter auf und schwammen auf dem 
mwege über das Pfahlgerüst zur Badeanstalt zurüch. Die 
naben führten meistens den Kopfsprung aus, während die 
Nädchen den Fußsprung bevorzugten. Für die Springkon⸗ 
irrenz hatten sich 11 Knaben gemeldet. Es waren 3 Sprünge 
om 1⸗m-⸗ und 2 Sprünge vom 4m-Brett auszuführen. Als 
zieger gingen hervor: 1. Preis Heinr. Wulf (Burgschule), 
Preis FJ. Gennburg (Domschule), 3. Preis Wilh. Mull (Burg⸗ 
hule), 4. Preis Fr. Werner (Burgschule), 5. Preis Johs. Wulf 
Zurgschule). Die Preisverteilung wurde im Wartezimmer der 
adeanstalt durch den dem Ausschuß angehörenden Herrn 
r. med. Rudolphy vorgenommen. Die Ausbildung sämtlicher 
inder muß als vorzüglich bezeichnet werden. Bei keinem 
er 476 Knaben und Mädchen war eine Hilfe seitens der Be— 
leitboote erforderlich. Bemerkenswert gegen früher war der 
urchweg gute Stil, das schlanke und gute Brusttempo, in 
em die Mädchen schwammen. Der schöne Sommer ist dem 
Ichwimmunterricht auch außerordentlich von Nutzen geewsen. 
doch nie ist eine so große Zahl von Freiproben abgelegt 
dorden. Der Aufwand für Schwimmabzeichen, goldene und 
elberne Streifen, erreicht fast den fünffachen Betrag, wie sonst. 
ztörend erwies sich der sehr niedrige, sm unter der Normal— 
öhe betragende Wasserstand des seit acht Tagen völlig sta— 
nierenden Teiches, ein wenig anbeimelndes Ereignis, das in 
en 12 Betriebsjahren der Anstalt noch niemals vorgekommen 
t. Herr Dauncker hatte in dankenswerter Weise seinen vor—⸗ 
aͤglichen Phonographen für Unterhaltungsmusik im Front— 
inimer der Badeanstalt in Tätigkeit gesetzt. Die laute Fröh— 
ichkeit der Jugend ließ indessen diese Musik nicht in erhofftem 
MNaße zur Geltung kommen. In wenigen Wochen wird leider 
ie frohe Betätigung unserer Jugend im Wasser ihr Ende er— 
eichen, da unter unseren kommunalen Einrichtungen eine zu 
Ilen Jahreszeiten benutzbare Schwimmgelegenheit noch immer 
ehlt. So manches Mitglied der badefeindlichen Opposition in 
inserer Bürgerschaft würde gewiß anderen Sinnes werden, 
venn es der gestrigen Veranstaltung beigewohnt hätte, und 
iicht mehr, wie kürzlich noch, auf Errichtung eines Hallen— 
chwimmbades hinzielende Maßnahmen vereiteln, dessen Be— 
itzes sich so viele, auch kleinere Städte rühmen können. In 
ber Erziehung unserer Jugend zur Reinlichkeit und Körper— 
oflege, verbunden mit der Betätigung in einer unserer idealsten 
Leibesübungen wird dadurch vährend der langen Winter— 
nonate ein höchst bedauerlicher Stillstand, wenn nicht ein 
Rüchschritt hervorgerufen 
7ravemunder Seewasserwärme. 
6. Aug., mittags, 1922 Grad Cels., abends 1992 Grad Cels. 
27. Aug. morgens, 1814 Grad Cess. — Mind: West. 
die Dilettanten. 
Die Mußestunden eines mühedollen Lebens angenehm aus— 
ufüllen, dazu bieten sich dem Menschen mancherlei Beschäfti— 
zungen. Keinen andern Zwech brauchen sie zu haben, als 
hn selbst und einige Nebenmenschen zu ergötzen. Aus diesem 
‚dilettare“ oder „dilettarsi“ hat sich der Begriff des Di— 
ettantismus entwickelt. „Dilettant“ zu sein, hat also im 
irsprünglichen Sinne durchaus nichts Anrüchiges. Wer sich 
‚der andere mit den harmlosen Liebhabereien oder Spielereien 
einer Mußestunden zu ergötzen gedenkt und seinem Ehrgeiz 
amit kein höheres Ziel stect, ist in der memnschlichen Gesellschaft 
ein gern geduldeter Gast. Selbst Goethe ließ dem Dilettantis— 
nus in künstlerischen Dingen wohlwollende Behandlung an— 
edeihen und neuerdings hat besonders Alfred Lichtwardh seinem 
kindringen ins Volk wieder das Wort geredet. 
Eine Gefahr entsteht erst dann, wenn die Dilettanten 
ind Dilettantinnen die Bescheidenheit ihrer Stellung vergessen, 
ich in die Oeffentlichkeit pdrängen und nach dem Lorbeer des 
künstlers greifen. Unvermutet haben wir dann einen Di— 
attantismus im übelsten Sinne vor uns, dessen Wirken nicht 
nehr dem Ergötzen, der Freude an stiller Beschäftigung ent— 
pringt, sondern der krankhaften, oft bis zu Eigensinn und ver—⸗ 
issener Wut gesteigerten Eitelkeit, überall mit dabei zu sein, 
»erühmt zu werden, in der öffentlichen Meinung eine Rolle 
u spielen. 
Diese Sucht nach der Oeffentlichkeit — so führt „Der 
zwiebelfisch“, die hübsche „kleine Zeitschrift für Geschmack“ aus 
»em Hyperion-⸗Verlag in München qus — grenzt vielfach schon 
ins Pathologische und weist alle Kennzeichen einer speziellen, 
sem Größenwahn verwandten Neucose auf. Wer ein Organ 
rür künstlerische Leistungen hat, wird auf der Stelle erkennen, 
„b er das Werk eines Schaffenden oder eine Pfuscherei vor 
ich hat. Ein Kunstwerk kündigt sich an durch den starken 
indruck innerer Notwendigkeit, durch seinen geistigen, per—⸗ 
zunlichen Gehalt, durch seine kraftöoll aufrecht geradegewachsene 
scheinung, durch Sicherheit der Technik und Leichtigkeit der 
and. Die Versuche der Stümper dagegen sind flach, leer und 
zillkürlich. schwächlich auch bei Verstiegenheit und Kraftmeierei, 
üßlich in der Empfindung, flau in der Farbengebung. Eine 
eschickte außere Mache ist ihnen manchmal nicht abzusprechen; 
ft aber fehlt selbst diese, und die Hilflosigkeit des Dilettanten 
n der Verwendung seiner Hilfsmittel enthüllt sich in den 
zeinlichsten Entgleisungen. 
Es gibt genug zumeist recht liebenswürdige Leute, die mit 
hren künstlerischen Liebhabereien daheim oder in der guten 
vesellschaft ganz harmlos anfangen. Aber ihre Begabung 
richt sich herum, sie kosten von der Süßigkeit des Ruhmes, 
erlangen nach mehr und immer mehc, berauschen sich daran, 
eben schließlich für nichts anderes mehr und träumen Tag und 
dacht von dem hohen Ziele, sich mit ihrem Talentchen in der 
zesellschaft, vielleicht sogar in der Welt eine Stellung zu 
nachen. Etwas ganz anderes haben die Gönner und Förderer 
ines gesunden Dilettantismus im Auge. Sie mißgönnen dem 
Rurchschnittsmenschen, der tagsüber seinem Berufe nachgeht, 
ür seine Mußestunden die Beichäftigung mit den schönen 
dünsten keineswegs, sondern betrachten sie vielmehr als för— 
erlich für die Ausbildung eines guten Geschmades und reifen 
A d 
Hermischtes. 
— 
Entmündigung des Erbarafen zu Erbach-Erbach. Der 
Feriensenat des Oberlandesgerichts in Frankfurt a. M. gibt 
ekannt, daß der Erbgraf Erasmus zu Erbach⸗Erbach wegen Geistes⸗ 
rankheit entmündigt worden ist. Graf Erbach hatte sich mit Dora 
Fischer, der Tochter einer Wäscherin in Erbach, verheiratet. Mit der 
Entscheidung des Oherlandesgerichts wird ausgesprochen, daß diese 
khe wegen Ausschlusses der frelen Willensbestimmung ungültig ist. 
damit ist der Sulzessionsanspruch der Nebenlinie, der sich auf die 
ngebliche Gültigkeit der Ehe sltützte, ebenfalls ungültig. Dora 
rischer ist pom Vater des Erbarasen abgefunden worden 
Mord aus Rache. Dienstag früh erschien in Kronstad 
n Siebenbürgen der 26iährige Anst reicergehilse Ludwig Gali bei 
einem Verwandten, dem Gastwirt Dominik Kun, und verlangte 
Zranntwein. Er rührte das Getränk aber kaum an, sondern lief in 
as Schlafzimmer des Gastwiris, fkötete diesen mit zwei Revolver⸗ 
chũssen und verletzte das zehnjährige Enkelklind Marie födlich. Dann 
vollie er die Galtin Kuns niederschießen, dieser gelong es aber zu 
lüchten und um Hilse zu rusen. Der Mörder entfloh dann gegen 
as Zenkgebirge. Die Polizei verfolgte ihn, und als Gati sah, daß 
r nicht entkommen lonnte, schoß er sich eine Kugel in die Brust, 
wurde aber nur leichter verletzt. Beim Verhör sagte er, daß Kun 
in um sein Erbteil gebracht habe. Im Gefängnis schlug er das 
Fenster ein und brachte sich mit den Glasscheiben schwere Verletzungen 
‚ei. Er wurde in bewußtlosem Zustand ins Geiänagnislazarett 
zebracht. 
Eme FJata Morgana in Paris. Die almosphärische Er⸗ 
chelnung der Kuftspiegelung (Fata Morganay die in gewissen 
üdlichen Gegenden, vor allem in den großen Sandflächen der 
Püstenländer, häusig beobachtet wird, ist kürzlich, wohl zum ersten 
Nale, auch in Paris wahrgenommen worden. Natürlich konnte o 
swas nur bei der übermäßigen Hitze und der ungewöhnlich trockenen 
Lust des diesjährigen Sommers vorlommen, in dem wir uns ja 
berhaupt ein wenig an tropische Gluten und Erscheinungen erinnert 
ühlen. Das leltene Naturschauspiel wurde von zwei Herren beob— 
htet, die am 17. Juli gegen 7, Uhr früh im Beois pazieren gingen. 
Ddie beiden Spaziergänger sahen plötzlich vor sich eine klare Washer- 
läche, die die Mitte und die rechte Seite der Chaussee bedeckte, 
er sie entlang gingen. Die Hügel von Saint-Cloud, die am 
zorizont sichtbar waren, spiegelten sih in dem Wasser, ebenso wie 
ie Silhouelle eines Radfahrers, der in ein'ger Entfernung vorbei 
am. Paris litt damals unter Waisermangel. Als die beiden das 
ierkwürdige Schau'piel vor sich sahen: da einen See, wo sonst sich 
eichsörmig die Chaussee dehnte, dachdten sie an den Bruch eines 
roßen Wasserrobres oder an etwas Aehnliches. Aber als sie nun 
uf den See zumarschierten, wich er zu ihrer großen Ueberraschung 
mmer weiter zurück und verschwand schließlich völlig. Es war eine 
Fata Morgona gewe'sen. 
—F 
Neuefte Nachrichten und Telegramme. 
Ankunft der Furstlichkeiten in Stettin. 
We Stettin, 28. Aug. Die Fürstlichkeiten, welche 
an den Festlichkeiten in Altona und Hamburg teilgenommen 
jatten, trafen heute früh um 8 Uhr hier ein, darunter 
der Kronprinz, das Prinzenpaar Eitel Friedrich, 
»ie Prinzen Oskar, August Wilhelm, Friedrich 
Leopold von Preußen und der Grokherzog von 
Mecklenburg-Strelitß 
Herbstmmanõrer der druischen Zlotte. 
Vet Kiel, 28. Aug. Die Herbstmanöver der deut— 
chen Flotte haben heute begonnen. Die durch ein 
zrittes Reservelinienschiffgeschvader, eine dritte Aufklärungs— 
zruppe und einige Torpedobootsflottillen verstärkte Hochsee— 
lotte verließ in den Morgenstunden den hiesigen Hafen. 
Der König von Griehenland in Hamburg. 
We Hamburg, 28. Aug. Der König von Griechen-— 
tand trifft heute nachmittag 5 Uhr inkognito mit Gefolge 
hier ein und nimmt im HSamburger Hof Wohnung. 
Gegen das Streikrecht der staatlichen NAbeiter. 
W. Lyyon, 28. Aug. Der Minister der öffentlichen Arbeiten 
Augagneur sprach sich auf einem Bankett gegen das Streik— 
echt der in öffentlichen Düensten Angestellsen aus. Er er— 
lärte ferner, er sei überzeugt, daß die Konflikie zwischen den 
Pölkern immer sellener und schwieriger würden. Sehr un⸗ 
lug seien diejenigen, die behaupten wollen, daß solche über— 
jaupt nicht mehr entstehen könsen. Die größte Unklugheit 
ür das Land würde es sein, ahne Machtmittel und Waffe zu 
bleiben, wo andere ihre milisärische Stärke ausrecht erhielten. 
Das sei ein Grund, warum die Regierung die Antimilitaristen 
bekämpfe. 
WMord. 
W Nottweil, 28. Aug. Gestern abend erst ach der Pulver—⸗ 
arbeiter Dehner seine bei ihn wohnende Schwieger— 
mutter, die Witwe Kustermann, und stellte sich der Polizei. 
J Zur Leefreiung Richters. 
W. Salvniki, 28. August. Der Kaimakan von Elassona meldet 
elegraphisch hierher, Ingenieur Richter trat die Resise über 
Serfidsche nach Salonmiki an, wo er voraussichtlich morgen abend 
intrifft. 
Ein schwerer Automobilunfall. 
W. Londen, 28. Aug. Zu dem schweren Automobilunglück 
auste das Gefährt dahin und lief bald mit einer Geschwin— 
»igkeit von 50 englischen Meilen. Schließlich rannte es gegen 
inen Baum. Sümtliche Insassen flogen in weitem Bogen auf 
»ie Straße. 10 blieben sofort tot liegen, die anderen 
vurden zum größten Teil schwer verletzt. — 
Bei einigen ist keine Hoffnung vorhanden, sie am Leben 
zu erhalten. Der Führer des Automobils kam mit leichten 
Verletzungen davon. Der Chauffeur forderte die Passa— 
ziere auf, abzuspringen, aber nur der Kondukteur folgte; 
er blieb unverletzt. Die Passagiere klammerten sich in ihrer 
Angst an den Sitzen fest. Der Wagen stürzte in eine tief— 
iegende Baumschule und begrub einen Teil der Passagiere 
unter sick 
Die versischen Wirren 
W. Teheran, 28. Aug. (Meldung des Reuterschen Bureaus.) 
zergam es Sultaneh soll von Sardar Arshad geschlagen worden 
ein, der augenblicklich im Besitz des 80 Meilen östlich von 
keheran gelegenen Aradam ist. Sardar Bahadur ist gestern 
nit einer ansehnlichen Streitmacht auf dem Marsch nach 
Teheran in Kum eingetroffen. Sardar ed Dauleh verließ 
dermanschah und rückt aquf Hamadan vor. — Ein englischer 
Beamter des indisch-europäischen Telegraphendienstes, der heute 
n Perd eintraf, wurde auf der Reise awischen Kaschan und 
Nerd angefallen und heraubt 
W. Bregenz, 28. Aug. Der gestern nachmittag aufgestiegene 
Aviatiker Fiedler stürzte bei einer Kurve etwa 200 
Meter vom Ufer entfernt aus 30 Meter Höhe in den Boden⸗ 
ee. Der Flieger war mit einem Schwimmgürtel versehen 
ind wurde bald von einem Boot aufgenommen. Der nicht 
inbeschädigt gebliebene Apparat konnte aus einer Tiefe von 
Metern gehoben werden. 
W. Warschau, 28. Aug. Im russisch-polnischen Industrie— 
jebiet hFerrscht die Dollwut in bedenklicher Weise. Im 
daufe von 2 Tagen wurden 100 ron tollen Hunden gehbissene 
Jersonen nach Marschau gebracht
	        
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