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Ausgabe . Sonnabend, den 26. August 1911.
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Aus den Nachbargebieten.
Sanßsestãdte.
Hamburg, 26. Aug. Auszeichnung. Dem Kapitän
ser Hamburg⸗Amerika Linie Kaumann wurde vom Kaiser von
Rußland der St. Annenorden III. Klasse verliehen.
Sparautomaten in den Volksschulen. Die von
zer Neuen Sparkasse ins Leben gerufenen Sparautomaten für
Volksschüler und -Schülerinnen Laben lich glänzend bewährt.
In der Zeit vom 1. Juli 1910 bie 30. Juni 1911 erbrachten
die Sparautomaten 121369,70 M. Durch Einlieferung von
blauen Sammellarten sind auf Sparbücher gutgeschrieben
112 144 M. Insgesamt waren am 830. Juni 1911 48 021
Sparbücher mit einem Gesamtgutbhaben von 265 083 Mevor-
handen. Fih a i
Eine Herbstrosenschau in Hamburg. Vom Verein
Deutscher Rosenfreunde (Gruppe Pinneberg) wird vom 8. bis
10. Sept. in der Ernst⸗Merck-Halle des Zoologischen Gartens
in Hamburg eine Herbstrosenschau veranstaltet.
Verhaftung einer gemeingefährlichen Soch—
taplerin. In der Nacht zum Freitag wurde die am 31. März
1884 zu Itzehoe geborene Erzieherin Emma Karoline Marie
Wulf im Wartesaal erster Klasse auf dem Hauptbahnhof ver⸗
haftet. Die W. wurde von einem auf dem Bahnhof postierten
Kriminalbeamten nach einer Photographie, die in einer größeren
Auflage zur schnellen Festnahme der gefährlichen Person ange—
fertigt und verteilt worden war, erkannt. Die Wulf ließ sich
ohne jeden Widerstand abführen und gestand die ihr zur Last
gelegten Betrügereien sofort ein. Nachdem die W. erst im
April dieses Jahres aus dem Gefängnis nach achtmonatlicher
Freiheitsstrafe entlassen worden war, erhielt sie bei einer in
horn wohnenden Gräfin Stellung als Kinderfräulein. Während
zie Dame in Mölln zur Kur weilte, verließ die W. ihren Dienst
jeimlich und ging wie früher auf Betrügereien aus. In einem
botel in der Schäferkampsallee lernte sie einen Sanitätsarzt
tennen, dem sie sich als Astra Luübbe aus Kopenhagen ausgab
und sich Gräfin titulierte. Der Arzt besuchte mit der W., die
rich infolge ihrer hervorragenden Bildung wie eine Weltdame
zu benehmen wußte, und drei fremde Sprachen vollkommen be—
jerrscht, verschiedene hiesige Lokale, unter anderen auch ein Nacht⸗
vergnügungslokal in der Neustadt. Dort legte die W. ihre leere
dandtasche unter einen Tisch und begab sich später mit dem
Doktor in ihr Hotel. Dort angekommen, „entdeckte“ die Hoch-
staplerin den Verlust der Handtasche, die, wie sie erklärte, außer
einer goldenen Uhr und mehreren hundert Mark in bar auch
ein Bankbuch der Kopenhagener Grund Eyre Bank über 70 000
Kronen enthalten sollte. Der Doktor erstattete sofort bei der
Kriminalpolizei Anzeige, worauf die angebliche Gräfin eine hohe
Belohnung für die Wiedererlangung ihres Eigentums aus—
setzte. Der fingierte Diebstahl wurde dann auch von allen Ham«
vurger Zeitungen der Oeffentlichkeit als wahr mitgeteilt. da
man ja nicht ahnen konnte, daß hier eine Hochstaplerin ihre
Hand im Spiele hatte. Erst als von der benachrichtigten Grund
Eyre Bank eine Mitteilung kam, daß dort ein Bankbuch auß
den Namen Astra Lübbe über 70 000 Kr. gar nicht deponiert
ei, und ein kurz vor diesem angeblichen Diebstahl gemeldeter ähn;
licher Fall zum Vorschein kam, schöpfte man Verdacht und suchte
die angeblich Bestohlene in ihrem Hotel auf, wo sie jedoch
inzwischen clusgezogen war. Vor dem fingierten Diebstahl in
diesem Nachtlokal hatte die W. einen Reisenden kennen gelernt,
dem sie in einem besseren Restaurant den Diebstahl ihrer Hand—
rasche mit einem Sparkassenbuch über 1040 Mevorgeschwindelt
zatte. Diesem Manne gegenüber hatte die W. sich als Astra
Imalie J. Oberlehrerin aus Stettin, ausgegeben, und erklärt,
ab sie sich gerade auf einer Ferienreise befände. Dieser gab der
Bessohlenen. die so qut zu flehen wußte und ihre plökliche mu,
—
Partien Burn—Alechin, Süchting —Dus-Chotomirsli, Salve —
Perlis in besserer Stellung für Burn, Dus⸗-Chotomirski resp.
Jerlis.
Götebora, 26. Aug. Die Königl. Segelgesellschaft hat be—
chlossen, den Nord deutschen Regattaverein, dem
Zewinner des Eintonnerpokals, Glückwünsche sowie eine
zerausforderung für das nächste Jahr zu senden.
vermites.
Der aufgelöste Sofftaat einer Exlönigin. Der kleine Hof⸗
taat der portugiesischen Königinwitwe Maria Pia in
Capodimonte ist nach deren Tod aufgelöst worden. Die fast
irmselig zu nennenden Verhältnisse der einst so reichen, aber sehr
erschwenderischen Königin sind dabei grell zutage getreten.
ihr erster Kammerherr, Lt. Marquis Supulveda, ein früherer)
diutant König Manuels, ist technischer Leiter des
heaters San Carlo zu Neapel geworden; er ist vollkommen
nittellos und muß sich und seine Familie von dem kleinen Ge—
alt eines Theateringenieurs ernähren. Die Hofdame Marquise
zellas ist nach Lissabon zurückgekehrt. General Pinto bleibt
n Neapel und sehnt — wie er einem römischen Berichterstatter
rzählte — seinen baldigen Tod herbei, da seine geringen Mittel
u Ende sind. Der Herzog von Oports endlich ist als Gast
dönig Manuels nach England gegangen. Sein ganzes Ver—
nögen beläuft sich auf 50 000 Lire, die er für einen „alten
Neister“ aus dinem seiner portugiesischen Schlösser erhalten
at, den er vor der Revolution verkaufte, dessen Kaufsumme
t aber erst nach der Revolution erhielt.
tk. Vom Tagelöhner zum Millionär. In der Stadt
Rochester im Staate Newyork ist ganz pPlötzlich ein armer Tage—
öhner in einer dorttgen Maschinenfabrik, der eine große Fa—
nilie zu ernähren hat, zum zweifachen Millionär geworden.
Ddie Hauswirtin dieses Mannes hatte in einer
Zeitung die Bekanntmachung eines Abdvokaten ge⸗
esen, wonach die Erben eines Millionärs gesucht
verden, der vor drei Monaten durch einen Unglücksfall in einem
stewyorker Klublokal ums Leben kam. Die Hauswirtin, die
oußte, daß es ihrem Mieter nicht besonders gut ging, sagte
hm, die gesuchten Erben hätten den gleichen Namen, den er
ühre. Scherzweise fügte sie noch hinzu, er solle sich als Erbe
ielden, dann habe es mit seiner Misere gleich ein Ende. Bei
iner näheren Erörterung über die in der Bekanntmachung des
dvokaten angegebenen Verwandtschaftsverhältnisse stellte es
ich denn heraus, daß der arme Tagelöhner in Rochester wirk—⸗
ich der nächstberechtigte Erbe des verstorbenen Millionärs war.
Kach Erledigung der Formalitäten wird dem armen Teufel
in Vermögen von mehr als zwei Millionen Dollars ausgezahlt
verden
Lustige Ie.
Aus ben Fliegenden Blättern. Der dank—
zare Patient. „.. Diesem tüchtigen Arzte verdanke ich
virllich Leben und Gesundheit! Als er meine Behandlung
bernahm, war ich nicht imstande, auch nur ein Glied zu
ühren — und ein halbes Jahr später, nachdem er mich
degen der Rechnung verklagk hatte, konnte ich schon selbst
um Gericht gehen und den Offenbarungseid leisten.“ —
ßuter Rat. Der Dachstuhl eines Vorstadthauses brennt.
ZNer Hausmeister rennt verzweifelt in allen Straßen herum,
inen Schutzmann zu suchen, damit er das Feuer anmelde.
lber weit und breit läßt sich keiner blicknn. Da sagt ein
Roschkenkutscher zum Hausmeister: „Wissen S was? ...
-„chreiben S' a!“ Postkart'n an d' Feuerwehr!“ — Baulehre.
„Weißt du, was bei einem modernen Neubau nach dem
dellerg'schoß kommt?“ — „No ja, 's Parterr“ halt!“ —
— Mir isteal Dd GSuhbhshastation“
Syortnachrichten.
Internationales Schachturnier. Karlsbabd, 25. Aug.
In der heute gespielten 4. Runde des Meisterturniers ge⸗
pannen im Anzuge: Cohn gegen Leonhardt, Vidmar gegen
dotlevi, Marshall gegen Rabinowitsch, Schlechter gegen Kostic,
zpielmann gegen Loewenfisch, Teichmann gegen Rubinstein;
n Nachzuge: Duras gegen Niemzowitsch, Fahrin gegen
bartacower, Jaffs gegen Johner. Unentschie den blieb
ie Partie Alapin —Chaijes Rbaebrochen murden vi—⸗
Welt und Wissen.
Der Bazillus der Berliner Weiße.
Von unserem ärztlichen Mitarbeiter wird
uns geschrieben: Das berühmte Nationalgetränk des Ber—
tiners verdankt sein Dasein, wie man seit einiger Zeit weiß,
der Existenz eines Bazillus, der ihm seinen Charakter, ins⸗
besondere seinen mundenden säuerlichen Geschmad rerleiht. Es
ist ein Mikroorganismus, der nicht, wie dies bei anderen Bieren
der Fall ist, zu den Hefepilzen cehört, sondern vielmehr
ein Mitglied der verbreiteten Famine der Milchsäurebakterien
ist. Milchsäurebalterien haben die Cigenschaften, überall da,
wo sie vorhanden sind, die Substanzen, mit denen sie in Be⸗
rührung kommen, so zu vergären, daß als Rein Gärungspro⸗
dukt Milchsäure entsteht. — Der Milchsäurebazillus der Berliner
Weiße trägt den Namen „Saccharobazillus pastorianus variet
beroliniensis“. Aber nicht genug mit dieser einen Form,
gibt es drei von einander verschiedene Abarten, deren jede
dem Weisßbier einen anderen Säuregrad und einen besonderen
Charakter gibt. Leider fehlen noch genauere Rachrichten, welcher
dieser drei Vertreter der edelste und welches Weißbier das
wohlsschmedendste ist. Die Saccharobazillen haben eine starke
Abneigung gegen die bitteren Hopfenble. Mit ihnen in Be—
rührung gebracht, gehen sie bald zugrunde. Auch das Weiß⸗
bier entbehrt ja bekanntlich des buleren Geschmackes. Dagegen
vertragen sie gut höhere Temperaturen als 37 Grad C.,
ganz wie ihr Verwandter, der „Bacillus bulgaricus“, der
Vogurthpilz, dem der berühmte französische Metschnikoff vor
einigen Jahren bekanntlich lebensberlängernde Cigenschaften in—
folge seiner Fähigkeit, die Darmflora umzustimmen, zuschrieb.
Es dürfte darum nicht allzu sehr rerwundern, wenn demnächst
das Publikum darüber belehrt würde, daß auch reichlicher
Weißkbiergenuß uns Methusalems Riter in sichere Aussicht stellt.
3.
deren äußerster an seiner Peripherie von der Erdoberfläche
900 km entfernt ist. Diese Zahl stellt alio die Dicke der
Itmosphäre dar. Die innerste, der Erdoberfläche anliegende
uftschicht, die sogen. Troposphäre, reicht bis 12000 m Höhe.
zie ist der Ort für die meteorologischen Vorgänge, Regen,
cchnee, Wolken und Nebel. Ueber sie erstreckt sich bis
6 9000 m Höhe die Stratosphäre mit DTämmerungserscheinungen
nd leuchtenden Nachtwolken. Aber schon bei 70 000 m Höhe
ndert sich die chemische Zusammensetzung der Atmosphäre.
zon hier beginnt sie im wesentlichen aus Wasserstoffgas zu
estehen. Die Wasserstoffatmosphäre reicht bis 210 000 m Höhe.
n ihr haben die strahligen Polarlichtformen und die Stern—
hnuppen ihren Ort. Als äußerste Hülle lagert sich dann bis
90 km die Geokoroniumsphäre an, so genannt nach einem
nihr vorhandenen, bisher nur ektroskopisch bekannten Gase,
em Geokoronium, das übrigens identisch ist mit dem Sonnen-
oronium in der Koronia der Sonne bei Finsternissen. d.
zeweile und dozieren vor leeren Auditorien. Anderen hat die
Natur eine so glückliche pädagogische Anlage gegeben, daß
as mündliche Mitteilen gefundener Ergebnisse, die praktische
lInleitung jüngerer Kräfte zu gelehrter Arbeit sie mehr anzieht,
ls die einsame Schreibtisch-Produltion. Jenem ist neben einem
bissenschaftlichen Ziel, das er nur in einsamer, strengster Kon⸗
entration erreichen kann, die Lehrpflicht eine entsetzliche Fessel,
ieser kann seine gewehrten Absichten nur im Zusammenwirken
nit Schülern in einer an das Lebren angeschlossenen größeren
Irganisation verwirklichen. Jede Wissenschaft aber hat heute
zustitute nötig, in denen das gesamte ihr nötige Material
eicht zugänglich gemacht ist, die Wiöglichkeit spezieller Einzel⸗
intersuchungen, das Durchprobieren neuerer Metboden gewährt
vird, wo eine weitsichtige Verwaltung die Arbeit erleichtert
ind der Gelehrte nichts anderem gehört, als der Bearbeitung
eines Problems. Solche Institute sind nicht nur den Natur⸗
vissenschaften nötig, die ja seit Jahren über sie verfügen,
ondern auch den historischen Tisziplinen, die teilweise freilick
in diesem Vunkte verwahrlost iind. d.
k *
Ein steinzeitli ces Mahl.
Der Wirtschaftsgeograph Dr. ECduard Hahn in Berlin und
eine Schwester und Mitarbeiterin Ida Hahn unsere Lübecker
dandsleute, die seit Jahren bemüht sind, die Aufmerksam-
eit von neuem auf die alte Völker- und Verkehrsstraße der
Nonau zu lenken, wollen in diesen Tagen von Ulm aus wieder
ine Tonaufahrt auf ihrer „Ulmer Schachtel“ antreten, die
lußabwärts bis Wien führen soll; dabei sollen die Natur—
chönheiten und die reichen Kulturschätze studiert werden, die
ziese Straße bietet. Prof. Ehrenreich-Berlin, Prof. Hauthal-
zildesheim und Kunstmaler Ostermayer-München werden an dieser
jahrt voraussichtlich tejilnehmen. Zur Einleitung der Fahrt
ab Dr. Hahn seinen Gaͤsten, unter denen auch Teilnehmer des
zeilbronner Anthropologen-Kongreises waren, ein „steinzeit⸗
sches Diner“ in Ulm auf einer ron der trockenen Jahreszei
an der Donau freigelegten Steinbank, das — wie in prä«
istorischer Zeit — aus Holznäpfen und Holztellern mit hölzernen
öffeln eingenommen wurde. Die eigenartige, aber nach Aus⸗
age der Teilnehmer recht eßbare Speisenreihe war folgende:
zräutersuppe, aus den heiligen 27 Kräutern, mittels heißer
zteine in hölzernem Gefäh gekocht; Pferdeschinken mit Ressel-
emuse; Schweinebraten mit Hirse; in der Asche geröstete Kohl-
üben:; getrochnete Backbirnen. in Honia einqemacht
*
Forschungsinstitute.
Beachtenswerte Ausführungen über die neuen Forschungs⸗
istitute sinden sich in einem Auisatz von Ludwig Curtius
ber „Universitätsreform“, den mit einer Reihe anderer, poli⸗
sche, religiösse und andere Zeitfragen behandelnden Aufsätzen
riedrich Naumanns neuer Patria-Band veröffentlicht. (Patria,
zücher für Kultur und Freiheit. 12. Band. Fortschritt, Buch—
erlag der „Hilfe“.) Nachdem Curtius die Forderungen der
ußerordentlichen Professoren, Sitz und Stimme in den Fakultäten
u erhalten, symwathisch besprochen hat, fährt er wie folgt
ort: Eine andere Frage der Unioersitätsreform ist mit der
zründung der großen neuen For'chungsinstitute aktuell ge—
vorden. Entsteht mit ihnen nicht die Gefahr, daß Forschung
nd Lehre auseinander fallen, daß schlieblich nur die erstere
nd ihre Posten erstrebt, die Unibersitäten zu einer Art
üherer Mittelschule degradiert werden? Uns scheint die Ge—
ahr übertrieben. Der Konflikt zwischen den beiden Hauptauf⸗
aben des akademischen Lehrers, eigener Forschung und Unter⸗
icht, ist zu allen Zeiten empfunden worden. Akademischer
ehrer kann nur der sein, der zugleich Forscher ist, von diesem
zrundsatz kann nie abgegangen werden. Aber nun liegt es in
en Naturen, wie auch in der Entwidlung der Wissenschaften
egründet, daß beides sich selten gleichmälsig in einer Persön⸗
ichleit verbindet. Hervorragende, geistreiche Forscher von größter
zroduktivität sind zuweilen im Hörsaal von erschredender Lan⸗
Die Dicke der Erdatmosphäre.
Man schreibt uns: Ueber die Frage, bis zu welcher Dice
die Erde mit einer atmosphärischen Hülle umgeben ist, sind
viele und widersprechende Lösungen bisher gegeben worden.
Neuerdings ist das interessante Problem wieder von einem
Physiler Dr. Alfred Wegener in Angriff genommen worden und
hat folgende Beantwortung gefunden: Tie gesamte, die Erde
umagebende Gasbüllle gliedert sich in vier konentrische Ringe.
⸗—