Full text: Lübeckische Anzeigen 1911 (1911)

ab und das Kaiserpaar begab sich in seine Wohnräume an Bord 
der Jacht. 
Der Kaiser machte nachmittags einen Besuch auf der 
Werft von Blohm & Voß und im Anschluß daran eine 
Rundfahrt durch den Hafen. 
Die Kaiserin empfing um 4 Uhr in Gegenwart der Prin—⸗ 
»essin Viktoria Luise und der Vrinzessin Eitel Fried— 
rich an Bord der Hohenzollern die folgenden Damen: Exzellenz 
Freifrau von Plettenberg, geb. Gräfin Wedel, Exz. Frau von 
Bülow, geb. Wedderkop, Exz. Frau von Bülow-Martini, Exz. 
vräfin von Plessen-Cronstern, geb. Gräfin Hoyos, Exz. Lehns⸗ 
zräfin von Schimmelmann, geb. von Skeel, Exz. Gräfin von 
Moltke, geb. Freiin von Barnekow, Lehngräfin von Scheel— 
Blessen, geb. Lehnsgräfin von Scheel-Plessen, Gräfin zu Rantzau, 
geb. Freiin Vincke, Frifzu von Jenisch, geb. Gräfin Grote, 
Frau Priorin Gräfin von Baudissin, Frau von Bülow, geb. 
doon Döring, Gräsin von Platen-Hallermund, geb. Gräfin von 
Moltke, Frau von Rumohr, geb. Gräfin von Winkingerode, 
ßräfin von Platen-Hallermund, geb. Köppen, Gräfin von Re— 
oentlow⸗Criminil, geb. Gräfin Hoyos, Gräfin von Reventlow— 
Altendorf, geb. Stein, Gräsin von Brockdorff-Ahlefeld, geb. 
yon Jagow, Frau von Bülow-Wittmoldt, geb. Gräfin zu 
kantzau, Frau von Rumohr, geb. Wiechers und Gräfin von 
Baudissin, geb. Fretin von Ohlendorff. 
Wt. Altona, 25. Aug. Um 7 Uhr abends begann die 
Festtafel für die Provinz Schleswig-Holstein bei Ihren Maje— 
täten in den Sälen des Hotels Kaiserhof, Altona. 
Auf eine Ansprache des Oberpräsidenten v. Bülow er— 
viderte der Kaiser mit folgendem Trinkspruch: 
„Empfangen Sie, mein lieber Oberpräsident, den herz— 
ichsten Dank namens Ihrer Maijestät und in meinem Namen 
rür die freundlichen Worte des Willkommens und der Er— 
zebenheit, mit denen Sie uns soeben die Gefühle von Schles— 
vig⸗Holstein verdolmetscht haben. Wir sind ebenso tiet bewegt 
oadurch, wie durch den glänzenden Empfang der mächtig auf— 
blühenden Stadt Altona. Als wir vor sieben Jahren aus 
zleichem Anlaß hier weilten, da konnte ich Ihnen die Verlo— 
»ung meines ältesten Sohnes mit der holden Fürstentochter 
aus dem Meclenburger Lande mitteilen. Der Himmel hat 
die Ehe meiner Kinder reich gesegnet. Und inzwischen wurde 
zer Segen der Ehe auch zwei weiteren meiner Söhne beschert. 
der Eintritt einer lieblichen Tochter aus dem Hause Glücksburg 
n mein Haus knüpfte frische Bande zwischen Schleswig— 
holstein und mir, zu denen, die schon bestanden, durch meine 
berbindung mit Ihrer Majestät der Kaiserin. Die erlauchte 
Frau, welche als Königin von Preußen und Deutsche 
Kaiserin die erste in unserer Landen ist, wird, so bin ich über— 
eugt, mit Stolz von cn Schleswig-Holsteiner als seine 
Landsmännin angesehen, eine Frau, stets bereit zu helfen, 
vo es gilt, Not zu lindern, das Familienleben zu stärken, die 
Aufgaben der Weiblichkeit zu erfüllen und ihnen neue Ziele 
zu verleihen. Die Kaiserin hat dem Hohenzollernhause ein 
Familienleben beschert, wie vielleicht nur die Königin Luise 
s vor ihr getan hat. Und sie ist ein Vorbild geworden für 
die deutsche Mutter, indem sie sechs Söhne zu ernsten, tat— 
räftigen Männern herangezogen hat, die nicht gewillt sind, 
die bequeme Seite ihrer Titel und Stellungen auszunutzen und 
vie so viele junge Leute der Jetztzeit dem Genuß leben, son— 
dern in -harter, strenger Diensterfüllung ihre Kräfte dem 
Vaterlande zu weihen und, wenn es ernst werden sollte, 
reudig bereit zu sein, ihr Leben auf dem Altar des Vater— 
andes zum Opfer zu bringen. Deswegen ergreife ich gern die 
Belegenheit, den Dant an Ihre Majestät aqauszusprechen für 
den Segen, den sie meinem Hause gebracht hat. 
Auf den vielen Besuchen, die ich Ihrer schönen Heimat 
zemacht habe, zu Wasser und zu Lande, habe ich mich mit 
xreuden davon überzeugen können, daß Schleswig-Holstein 
vorwärtsstrebend sich weiter entwickelt, zumal der landwirt—⸗ 
chaftliche Teil seiner Bevölkerung. Wie in anderen Lan— 
desteilen, sehen auch die Landwirte dieser Provinz der Ent⸗ 
vichelung dieses Jahres mit Sorgen entgegen. Was der 
Staat leisten kann, um ihnen zu helfen, das ist geschehen und 
wird geschehen. Ich meine aber, bei der religiösen christlichen 
Gesinnung meiner Landleute und zumal der Schleswig-Hol— 
teiner, werden sie nicht übersehen, daß die Dürre dieses 
ibnormen Jahres eine Prüfung ist, die uns der Himmel ge— 
chicht hat, und der wir uns zu beugen haben. Möge Schles— 
vig-Holstein auch fernerhin sich fortschreitender Entwicklung 
erfreuen und möge dieses schöne Vaterland Ihrer Maiestät, 
zas Land zwischen Königsau und Elbe, als ein ewig unlös— 
barer Tei lmeines Königreiches und des deutschen Vaterlandes 
»on einer Bevölkerung bewohntsein, die an Fleiß, hin— 
zebender Treue und Anhänglichkeit an mein Haus von keinem 
Teile meiner angestammten Länder sich übertreffen läßt. So 
rinke ich dieses Glas, gefüllt mit deutschem Wein, auf das 
Wohl von Schleswig-Holstein, das auf ewig ungedeelt mit 
inserem Vaterlande verbunden sei. Die Provinz Schleswig- 
Holstein Hurra! Hurra! Hurra! 
Die Zwischenpause. 
Die Zwischenpause der deutschtranzösischen Verhandlungen 
über Marokko wird von den Franzosen, wie es scheint, eifrig 
ausgenützt. In Paris finden täglich Konferenzen der leitenden 
Männer statt, Frankreichs beste Botschafter sind nach Paris 
geeilt, und die Presse spricht sich gegenseitig Mut zu. Diesem 
geschäftigen Treiben in Paris gegenüber ist es bei uns recht 
tili. 
Dieser Unterschied entspricht der Situation. Es ist jetzt 
an Frankreich, sich schlüssig zu werden, ob es die deutschen 
Forderungen annehmen oder ablehnen will. So lange sie sich 
zatüber nicht klar geworden sind, haben wir keinen Grund 
zu besonderer Gehässigkeit. 
Wie die französischen Entschlüsse ausfallen werden, läßt 
sich heute noch nicht sagen. Wenn man nach den französischen 
Preßstimmen urteilt, so wird der französische Botschafter neue 
Vorschläge Frankreichs mitbringen, die von der französischen 
Presse stolz als die letzten bezeichnet werden. In Paris 
wird jetzt, wie es scheint, auf die Formel des deutschen 
olitischen Verzichts Auf Marokko besonders Ge— 
wicht gelegt. Die Franzosen tun so, als hätten sie auf 
ziesen politischen Verzicht shon nach dem Ablommen von 1909 
Ansrruch gehabt, und als habe Deutschland sich an dieses 
Abtommen einfach nicht gehalten. Diesmal, meinen sie, müßte 
jedes „Mißverständnis“ ausgeschlossen, die Formel präzise und 
bindend sein. 
Wie steht es nun aber mit dem Abkommen von 19097? 
Die Franzosen, die uns Vertragsbtuch vorwerfen, scheuen sich, 
»as Abkommen ganz zu zitieren. Tas Ablkommen ist nämlich 
aufgebaut auf den bekannten Prinzipien der Algecirasakte, 
also der Integrität und Unabhängigkeit Marokkos und der 
Souveränität des Sultans. Diese Prinzipien bilden die Basis 
und mithin einen intearierenden Bestandteil des Abkommens. 
Wenn nun auch die französischen Zeitungen nicht eingestehen 
vollen, daß Frankreich diese Prinzipien gebrochen und mithin 
elbst das Abkommen von 1909 verletzt habe, so können wir 
»och darüber eine Diskussion gar nicht zulassen. Die deutsche 
hegierung hat auch schon vor der Expedition nach Fez, 
im 30. April, in der Nordd. Allg. Z3tg. auf diese Konsequenzen 
es französischen Vorgehens aufmerlsam gemacht, und wenn 
ie auch von Ueberraschung und deutschem Vertragsbruch reden, 
o ist das nichts weiter als eitel Spiegelfechterei. 
Telegraphisch wird uns ferner gemeldet: 
Paris, 25. Aug. Die gestrige und vorgestrige Anter⸗ 
edung des deutschen Botschafters Frhrn. v. Schoen mit dem 
Minister des Auswärtigen de Selves werden als eine Art 
zindeglied zwischen den Phasen der Berliner Verhandlungen 
iufgefaßzßt und hier als gutes Zeichen für den schließlichen 
lusgang gedeutet. Es wird jedoch von offizieller Seite noch— 
nals betont, daß von einer Verlegung der Verhandlungen 
on Berlin nach Varis nicht die Rede ist. Das Echo de Paris 
ind der Figaro halten heute ein Abkommen auf der Grund— 
age für wahrscheinlich, daß Deutschland auf politische Inter— 
ssen in Marokko verzichtet, gleichviel wie die Form sein wird, 
nuder Frankreich als Gläubiger des Sultans sich zu seinem 
decht verhilft. Dafür soll Deutschland die vom ehemaligen 
zouverneur v. Puttkamer als wünschenswert bezeichnete Gren z⸗ 
egulierung am Kongo erhalten, die nach dem Fi— 
‚aro mehr als die Hälfte des französischen Kongo umfaßt. 
ZRie Frage der Bürgschaft für Deutschlands wirtschaftliche In— 
eressen könnte, was die Zölle anbelangt, durch die Schaffung 
iner schiedsgerichtlichen Instanz gelöst werden und die Frage 
er Konzessionen und Ausschreibungsbewerbungen durch die 
zründung eines marokkanischen Zentralkomitees. 
Botschafter Frhr. v. Schoen wird nach dem heutigen 
Ninisterrat wieder vom Minister de Selves empfangen werden, 
m sich über die Stimmung der Teilnehmer an dieser wichtigen 
zeratung aus erster Quelle unterrichten zu lassen. Die fran— 
oͤsische Regierung versteht sich nicht gern dazu, die von einem 
kdeil der Pariser Presse verbreiteten, zuweilen aus trüber Quelle 
ammenden tendenziösen Darstellungen über die deut— 
hen Ansprüche in Französisch-Kongo zu dementieren. Eine 
lusnahme von dieser Regel konnte sie sich zur Vermeidung 
edauerlicher Mißverständnisse gestatten, indem sie es für uüͤn— 
zahr erklären ließ, daß Deutschland über die Hälfte von 
rranzösisch-Kongo beanspruche. Dergleichen Ausstreuungen sind 
nder Tat geeignet, die öffentliche Meinung Frankreichs in diesen 
ritischen Tagen zu verwirren. Die der franzssischen Regierung 
ohlbekannten deutschen Ansprüche sind weit bescheidener, als 
in hiesiges Blatt angegeben hat. Leider sind noch Rüchsichten 
uf eine gewisse, über einen starken Anhang verfügende fran— 
ösische Kapitalistengruppe zu nehmen. 
Minister de Selves legte im Kabinettsrat den 
ztand der Besprechungen zwischen Frankreich und 
eutschland dar und versicherte sich der Zustimmung des 
dabinetts zu den allgemeinen Grundlagen der Verhandlungen, 
elche fortdauern. 
W. Berlin, 25. Aug. Die Behauptung, daß die Deutschen 
rarudant verlassen haben, ist, wie die Norddeutsche Allgemeine 
zeitung mitteilt, nach den aus Agadir vorliegenden telegra— 
hischen Meldungen nicht zutreffend. In Tarudant befinden 
ich seit einiger Zeit drei Angestellte des Marokkominen-Syndi— 
ats (Mannesmann), darunter ein Reichsdeutscher. Alle drei 
baren noch am 21. August ungefährdet in Tarudant. Wäre in— 
wischen eine Gefährdung eingetreten, so würde das vor Agadir 
iegende deutsche Kriegsschiff durch Funsspruch Meldung erstattet 
zaben. 
Ueber Marokkos Eisenerze und die deutsche 
Indutrie 
nthält die Frankfurter Zeitung einen längeren Artikel, worin 
etont wird, daß der wahre Grund für die Bedeutung der 
Marokkoerze nicht in ihrer Quantität liege, sondern in ihrer 
igentümlichen Stellung im internationalen Erzhandel und in 
zrem Einfluß auf dessen zukünftige Gestaltung. Der Verfasser 
es Artikels weist nach, daß die deutsche Erzversorgung vor⸗ 
rst gesichert sei und die Marokkoerze quantitativ eine ver—⸗ 
ältnismäßig unbedeutende Rolle spielten. Wenn aber später 
er Kampf um spanische und schwedische Erze heftiger als je 
pischen Deutschland und England entbrennen werde, dann 
dürden diese beiden Erzlieferanten aus der Notlage Nutzen 
ehen und die Preise erhöhen. Besitze aber Deutschland die 
Narokkoerze, die mit den spanischen und schwedischen Erzen 
ehr wohl konkurrieren könnten, so sei ihm stets die Möglich— 
eit gegeben, durch eine stärkere Einfuhr marokkanischer Erze 
tatt schwedischer und spanischer übertriebenen Forderungen ent⸗ 
zjegenzuttreten und die Preise auf eine normale Höhe zu 
zingen. Das sei eine viel bedeutungsvollere Wirkung der 
Marokkofrage, als sie durch ihre Qualität allein jemals er—⸗ 
eichen könnten. Es sei klar, daß die günstige Wirkung in 
as Gegenteil umschlage, wenn England selbst nur wirtschaftlich 
eine Hand auf diese Erzschätze lege. Das schlimmste wäre aber, 
denn Frankreich wirtschaftlich oder politisch von den Erzfeldern 
zesitz ergreife. Der Verfasser des Artikels resümiert sich dahin: 
Die Marokkoerze haben also nur dann einen Wert für die 
eutsche Eisenindustrie, wenn der grötzere Teil der Erzfelder 
n deutschen Händen ist und die politische Macht entweder 
eutschem Einfluß' untersteht oder sich zum mindesten neutral 
»erhält. So, unabhängig in deutschen Händen, können die 
iel umstrittenen nordwestafrikanischen Erze bei geschickter und 
narsamer Verwendung als Preisregulator gerade in Zeiten 
zer Hochkonjunktur vorzügliche Dienste zugunsten unserer deut— 
schen Hötten leisten“ 
heer und Flotte. 
Berlin, 25. Aug. In See gegangen: 2. Minensuchdivision 
im 22. August von Cuxhaven nach der Ostsee, „Albatros“ am 
3. Aug. von Kiel nach Curhaven, „Württemberg“ am 24. Aug. 
on Flensburg nach Kiel. Eingetroffen: „Zieten“ am 23. Aug. 
u Grimsby, Abfahrt von dort erfolgt am 26. Aug. Postrege— 
ung: für das dritte Geschwader für den 1. bis 3. September 
zonderburg, für „Nautilus“ vom 24. Aug. bis 4. Sentember 
zorkum, dann Wilhelmshaven, für, Württemberg“ bis 1. Sept. 
diel, für „Hansa“ vom 25. Aug. ab durch das Marinepost⸗ 
ureau Berlin. Privatpakete. An die Besatzungen der in Ost— 
isien befindlichen Schiffe, an die Besatzung des Gouvernements 
diautschou und an die Angehörigen des ostasiatischen Marine— 
detachements in Peking können zu den bekannten Versendungs— 
orschriften Privatpalete kostenfrei verschickt werden, wenn sie bis 
pätestens 2. September 1911 früh bei der Speditionsfirma 
Natthias Rohde & Jörgens in Bremen porto- und bestellgeld— 
rei eintreffen. Für Verpackungs- und Ladegebühr in dem 
zeehafen sind bei der annehmenden Postanstalt 30 Pfg. zu 
atrichten. 
seueste Nachrichten und Celegramme. 
Der Kaifer und die Kasseler Primaner. 
W. Berlin, 26. Aug. Die Nordd. Allg. Itg. schreibt: Die 
Ansprache, welche der Kaiser gelegentlich der Uebergabe der 
ieuen Schulfahne an die Primaner des Kasseler Friedrichs— 
ßymnasiums gerichtet hat, ist in den von der Presse daran ge— 
nüpften Besprechungen vielfach dahin mißdeutet worden, als 
b der Kaiser allgemein einer erhöhten Berücksichtigung der 
ilten Sprachen, insbesondere des Griechischen auf allen höheren 
dehranstalten habe das Wort reden wollen. Demgegenüber 
tellen wir fest, daß der Kaiser gegenüber den Lehrern und 
5chülern der Prima des humanistischen Gymnasiums, zu dessen 
hulplanmäßigen Aufgaben das Studium des Griechischen ge— 
vört, lediglich die Gesichtspunkte ausgedrüchtt hat, auf welche 
einer Ansicht nach bei diesem Studium das Hauptaugenmerk 
u richten sei.“ Dem Kaiser lag es durchaus fern, seine Aus— 
ührungen allgemein auf alle höheren Lehranstalten zu beziehen 
der dem humanistischen Gymnasium den Vorzug vor den An— 
talten mit realen Lehrzielen einzuräumen. 
Wer wird Nachfolger Rechenbergs? 
Frankfurt a. M., 258. Aug. Nach einer Meldung der 
trankfurter Zeitung aus Daressalam verlautet dort be— 
immt, daß als Nachfolger des Gouverneurs von Deutsch-⸗ 
)stafrika, Frhrn. v. Rechenberg, dessen Rücktritt im kommenden 
Vinter erwartet wird, der vortragende Rat und derzeitige 
dirigent der politischen Abteilung des Reichskolonialamts Geh. 
berregierungsrat Dr. Schnee am ernstesten in Betracht 
omme. Man schließt aus dieser Wahl, daß das frühere System 
ser Militärgouverneure nicht wieder aufleben soll und daß man 
in maßgebender Seite die Notwendigkeit der Wahrung der 
pirtschaftlichen Interessen der Kolonie betonen wird. 
Das deutsch⸗russische Ablommen und Desterreich-Ungarn. 
iV. Wien, 25. Aug. Das Fremdenblatt schreibt: In 
hesterreichUngarn fand die Nachricht von dem Abschlusse des 
eutsch⸗russischen Abkommens sympathische Aufnahme 
»ie Presse, die dabei der allgemeinen Auffassung und Empfin— 
ung der politischen Kreise adaequaten Ausdruck verlieh, hat 
esonders hervorgehoben, daß das Abkommen, wenn es auch 
eine politischen Vereinbarungen enthalte, doch gewiß als ein 
eutliche Beweis der Festigung und Belserung der 
eutsch-russischen Beziehungen anzusehen sei. Schon 
eshalb mußte der Abschluß bei Oesterreich-Ungarn, dem treuen 
Ulliierten Deutschlands freudige Genugtuung wecken. Von poli—⸗ 
ischer Bedeutung ist auch der Augenblick der Unterzeichnung, 
oelcher jedenfalls der nicht leichten Stellung Deutschlands in 
»en Marokkoverhandlungen förderlich war. In wirtschaftlicher 
Beziehung war der Umstand wertvoll, daß in dem Abkommen 
oas Prinzip der offenen Tür in Persien ausdrücklich ausge— 
prochen wird. 
Anerkenmmung der Republik Portugal durch Frankrcich 
W. Naris, 25. Aug. Präsident Fallièeres tele— 
rraphierte dem Präsidenten Arriaga von Portugal 
»ie herzlichsten Glückwünsche. Die französische Republik 
rkennt so die portugiesische Republidd durch einen 
Ikt der Courtoisie an. Der französische Geschäftsträger in 
Lissabon erhielt den Auftrag, den Entschluß der portugiesischen 
Regierung mitzuteilen. 
Ein wissenschaftliches Laboratorium im Lufeschiff „Schwaben“. 
Baden-Baden, 25. Aug. In das Luftschiff „Schwaben“ 
st ein wissenschaftliches Laboratorium eingebaut 
vorden, in welchem Versuche mit drahtloser Telegraphie und luft⸗ 
lektrische Experimente gemacht werden. Die Versuche mit draht— 
oser Telegraphie betreffen Erprobung einer Empfangsanlage, 
ie gleichzeitig der Orientierung und meteorologischen Beobach⸗ 
ung dient. Bewährt sich diese Einrichtung, so soll sie all— 
nemein bei den Luftschiffen eingeführt werden. Es gelang dem 
ruftschiff „Schwaben“ bisher durch die Empfangsanlage, stän— 
dig in Fühlung mit den Landstationen zu bleiben. Die luft— 
echnischen Versuche bezwecken die Erkundung der elektrischen 
Beziehungen zwischen einem Luftschiff und der Atmosphäre. 
Beim Baden eritrunken. 
Wt. Berlin, 25. Aug. Das Berl. Tagebl. meldet aus 
Folberg: Im Ostseebad Deep sind heute morgen die Witwe 
es Oberpfarrers Herold-Friedenau, ihre 20jährige 
Dochter und ihr erwachsener Sohnm beim Baden ertrunken. 
Frau Herold ist anscheinend in einen Strudel geraten. Auf ihre 
hilferufe eilte ihr Sohn vom Herrenbad hinzu und ging eben⸗ 
alls mit unter. Die Tochter, welche halb angekleidet war, stürzte 
ich gleichfalls zur Hilfe ins Wasser und ist wahrscheinlich einem 
zerzschlage erlegen. Ein 12jähriger Sohn war im Hotel zu— 
ückgeblieben. 
Berlin, 25. Aug. Staatssekretär des Reichsmarineamts 
». Tirpitz ist nach Beendigung seines Sommerurlaubs nach 
Berlin zurücgekehrt. Er nimmt an der Flottenparade am 
. September teil. 
Petersburg, 25. Aug. Das Gutachten des Ministerrats, 
nach welchem zwei Kirchspiele des Wyborger Gouvernements 
ndas Petersburger Gouvernementeinverleibt 
verden sollen, wurde vom Kaiser bestätigt. 
W. Godesberg a. Rh., 25. Aug. Nachts wurde die Be— 
itzerin des Kölner Hofes, die 55)ährige Witwe Sauer 7n 
Zett erdrosselt aufgefunden. Es liegt ein Raubmord 
»or. Der in Görkendorf (Kreis Rössel) geborene Schlosser 
ßZiermann wurde als Täter morgens auf der Landstraße 
wischen Rolandseck und Godesberg verhaftet. 
Wt. London, 25. Aug. Nach einer Lloydsmeldung aus 
Zchanghai brach auf dem deutschen Dampfer „Mer— 
hun“ im Hafen Feuer aus, das nicht eher gelöscht werden 
onnte, als bis das Schiff stark beschädiagt worden war. Die 
Ladung litt durch Feuer und Wasser. Das Schiff ist bis zur 
Wasserlinie verbrannt. 
W. Mosselban (Südafrika), 25. Aug. Das der Slandard 
Dil Company gehörige Frachtschiff „Lundhorst“, das 
staphtha an Bord führte, fing am Mittwoch vormittag auf der 
zöhe von Fishpoint durch eine Explosion Feuer. Das ganze 
Zchiff war in Flammen eingehüllt. Die Mannschaft rettete 
ich auf den Rettungsbooten und wurde von dem Dampfer „Glan 
Maclaren“, der den Feuerschein auf 35 Meilen bemerkte, aufge— 
nommen 
Sportnachrichten. 
Mitgeteilt vom Sportbureau Joh. Ganzel, 
Hamburg J. F.: IV. 379 3791.) 
Reuntu zu Baden⸗Vaden, 25. Aug. Fürstenner y. Nöie uoÇi. 
30 000 . Royal Flower (O'Neilt) J. Ecaille I 2. LRe 
Sopha 3. Tot.: 17: 10. Pl.: 12, 15: 10.
	        
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