Full text: Lübeckische Anzeigen 1911 (1911)

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Ausgabe A. 
—C J — —3 — — 
Aus den Nachbargebieten. I 
Hanfestãdte. — 
Hamburg, 25. Aug. GKleine Nachr en. 
va ar in zwei Tagen veriubelt hat vor 
inigen Tagen der aus Plettenberg in Westfalen gebürtige Haus- 
ziener Funk. F. war nach Unterschlagung von 2000 M aus 
Plettenberg geflohen, hatte zuerst Berlin aufgesucht und lich 
dort zwei Tage lang aufgehalten, wo er bei Spiel und 
Trank in weiblicher Gesellschaft über 1000 Muvergeudete. 
Ddann floh er weiter nach Hamburg, wo er den Rest des 
heldes versubelte. Bei Abholung postlagernder Briefe wurde 
er hier ergriffen und verhaftet. In seinem Besitz fand man 
nur noch 2 M. — Einen guten Fang machten Beamte 
des Fahndungskommandos in vorletzter Nacht in St. Pauli 
durch die Fesinahme zweier Tinbrecher, die Silberzeug und 
Schmuchsachen zum Kauf anboten. Beide segelten unter falscher 
Flagge. Der eine nannte sich bei der Vernehmung Maurer 
Walter Sager aus Berlin, wollte dann aber, als durch die 
Daktyloskopie festgestellt worden war, daß er mit GS. nicht 
identisch ist, ein Schlachter nameas Goes aus Braunschweig 
lein. Sein Genosse gab sich zuerst für einen Arbeiter Franke 
und später für einen Handwerler Tuwe aus Louisenfelde 
aus. Es wird angenommen, dab beide schwere Verbrecher sind 
und vielleicht aus einer Strafanstalt entsprungen sind oder 
schwere Strafen zu fürchten haben. Gestern morgen traf von 
Wandsbek die polizeiliche Meldung von einem bei dem Gast⸗ 
wirt Sieck in der Bleicherstrahße am Mittwoch abend verübten 
Einbruch ein, bei dem Silberzeug, Schmucksachen und 300 M 
Bargeld gestohlen worden seien. Die Verhafteten bequemten 
—D— 
von dem Bestohlenen als sein Eigentum anerkannt worden 
waren, zu einem Geständnis. Von der Summe haben sie in— 
zwischen bereits 60 Mäzum Ankauf von Kleidungsstücken ver—⸗ 
»raucht. — Aufsehen erregt die Tatsache, daß der Belitzer 
des sehr stark frequentierten Restaurants Bristol in St. Pauli, 
krich Harder, seine Zahlungen eingestellt hat. Die 
Passiva betragen nahezu 200 000 M. Die Aktiva sind aleich 
Null. 
Cuxhaven, 258. Aug. Ein Exerzierplatz mit 
Schießstand soll, wie ein Gerücht zu melden weiß, vom 
Marinefiskus in der Ritzebütteler Heide errichtet werden. Vor 
einigen Tagen war ein von der Marinebehörde beauftragter 
Offizier zweks Kaufs resp. Pachtung von Heidegelände mit 
Besitzern in Berensch, Arensch usw. in Verbindung getreten. Bei 
einem Kauf wurden 100 Mifür das ha bezw. bei einer Pach- 
kung 5 Mujährlich für das ha geboten. Man konnte anfänglich 
nicht recht handelseinig werden, und schließzlich erhöhte die 
Marinebehörde ihr Gebot auf 160 Mufür das ba bezw— 
J.M Pachtzins jährlich für das ha. Man wurde noch nicht 
handelseinig. 
Bremen, 25. Aug. Bürgerschaft. In der letzten 
Sitzung bildeten die Anträge betreffend Wassermesser den Haupt⸗ 
Jegenstand. Es wurde schließlich ein Antrag angenommen, wonach 
ich die Bürgerschaft für Ermäßigung des Wassergeldes von 3 auf 
1.50 Mefür das Tausend des Gebäudesteuerwertes ab 1. Juli 
für die Besteller von Wassermessern ausspricht, die vor dem 1. Okt. 
bei der Verwaltung ejnen Wassermesser verlangt haben. Außer— 
dem ein Antrag, wonach von der Einziehung des erhöhten 
Wassergeldes so lange abgesehen werden soll, bis der Senat 
über den vorstehenden Antrag entschieden hat, und ein Antrag 
vuf Nachprüfung der Wassermesser. — Der Tarifkampf 
im Schlachtergewerbe Bremens hat die für den sozial⸗ 
demokratischen Zentralverband der Schlachter unerquickliche Wen— 
dung genommen, diahß von der Fleischerimmung, einer Zwangs- 
innung, der alle Meister angehören müssen, jener Arbeitsver— 
trag angenommen ist, den Innungsvorstand und Gesellenaus— 
chus entworfen und dio Gefesson in ainer von ihrer Brüderssat 
nberufenen Versammlung fast unverändert genehmigt hatten. 
der von dem Zentralverbande erst dem Innungsvorstande und 
ann nach Ablehnung allen Innungemeistern zugestellte Arbeits- 
ind Tarifvertrag ist unberüchichtigt geblieben, nicht zum Schaden 
er Gesellenschaft, denn der von der Imung nun eingeführte 
zertrag lautet in mehreren Punkten, wie Urlaubsgewährung 
nnd Ueberstundenentschädigung, wesentlich wohlwollender den Ge— 
ellen gegenüber, als der sozialdemolratische, der, wie mitge— 
eilt, von etwa neunzig einen neuen Boysott befürchtenden 
Neistern eigenmächtig, d. h. ohne Rüdssicht auf die Haltung 
zrer Innung, schon angenomsmen worden war. Daß nun aber 
as Schlachtergewerbe Bremens aus lich selbst heraus zur Ein— 
ührung eines Tarifvertrages gelangt ist, ohne daß dabei der 
n Bremen nur schwach vertretene Zentralverband der Schlachter 
ie erstrebte Anerkennung als berusene Organisation der Ge⸗ 
llen gefunden hat, wird im sozialdemokratischen Lager mit 
nverhohlenem Aerger aufgenommen. Man antwortet zunächst 
uf das von der Fleischerinnung geschlagene Schnippchen damit, 
akß man die Namen der zu Kreuze gekrochenen Schlachtermeister 
ffentlich bekannt gibt und die Kynsumenten auffordert, bei 
znen ihren Bedarf zu decken. — Ein Kornblumentag 
zar, wie in vielen deutschen Städten, auch in Bremen für den 
.September in Aussicht genommen, und zwar zugunsten einer 
zeteranenspende. Jedoch die beim Margaretentag in Bremen 
utage getretene gehässige sozialdemokratische Gegenpropa— 
anda wie auch das nicht ganz befriedigende Ergebnis dieser Ver— 
instaltung haben dazu geführt, daß die Absicht, einen Korn⸗ 
»lumentag zu veranstalten, fallen gelassen worden ist. 
Schles wig⸗ Holstein. 
Eidelstedt, 258. Aug. Löschung des Großfeuners. 
sach dreitägigen angestrengten Löscharbeiten sind nunmehr die 
lammen auf der Brandstätte endgültig gelöscht, teilweise auch 
nfolge des inzwischen niedergegangenen Regens. Der Schrödersche 
Biehstall hat trotz seiner soliden Bauart doch dermaßen unter 
»er Hitze gelitten, daß sich vorgestern die eisernen Schienen des 
Hewölbes bogen und das Gebäude in sich zusammenstüczte. 
Großherzoctren . Fürentum Lũbed. 
Eutin, 258. Aug. Besitzwechsel. Landmann Chlers 
in Thürk verkaufte seine Gastwirtschaft mit Hökerei und 10 To. 
Land an Meierist Jürs, Arfrade, für 38 000 M. 
K. Ahrensbök, 25. Aug. Der Männer-Turn— 
erein veranstaltet am Sonntag, dem 3. Sept., ein Spiel⸗ 
est und Sonntag, den 10. Sept. ein Schauturnen. — Einen 
Lusflug nach Gnissau macht am Sonntag, dem 27. Aug., 
»er Verein ehemaliger China- und Afrikakrieger für Lübed 
und Umgegend. 
O Gleschendorf, 25. Aug. Ob die geplante 
ßartenbaunusstellung dieses Jahr hier abgehalten 
vird, soll It. Beschluß des Vorstandes des Verbandes der 
sartenbauvereine in 14. Tagen entschieden werden. Der 
ßorsitzende wurde beauftragt, mit der Regierung in Ver— 
indung zu treten, um zu erfahren, ob angesichts der Vieh— 
uche eine Verweigerung der Genehmigung zur Abhaltung 
er Ausstellung zu befürchten sei — Von dem Berband 
er Fleischbeschauer des Fürstentums Lübed war Fleisch- 
eschauer W. Schuldt, hier, als Delegierter zum Deutschen 
leischbeschauertag in DreSen und zum Besuch der hygieni⸗ 
chen Ausstellung entsandt worden. Schuldt wird im Winter 
n Vorträgen Rechenschaft über seine Reise ablegen 
Lauenburg. 
Ratzeburg, 2585. Aug. Das Erträgnis der Korn— 
lumentage, die am 16. Junin d. J. für ehemalige 
triegsteilnehmer abgehalten wurden und unter be— 
onderen Verhältnissen auch noch für den Monat September 
ieses Jahres geplant sind, sollen nicht, wie irrtümlich öfters 
ingenommen wird, zu Barbeihilfen, sondern zur Gewährung 
sreier Rrunnen- und Badekuren für Neferanen resn um 
—— 
weiteren Ausbau der hierfür bereits vorhandenen Einrichtungen 
des Roten Kreuzes verwendet werden. Gesuche um Bar—⸗ 
zuwendungen, die an das genannte Zentralkomitee gelangen, 
haben daher keine Aussicht auf Berücksichtigung. 
2Möolln, 25. Aug. Rauberischer Ueberfall. Als 
zestern morgen der Koberger Postfuhrmann zum Postamt 
hierselbst kam, gab er zu Protokoll, daß er am Abend 
zorher von acht Handwerksburschen überfallen sei, die ihn 
nit Revolvern bedroht und ihm ein Paket aus dem Omnibus 
seraubt hätten. Bei dem Verhsör stellte sich denn bald 
eraus, daß die Geschichte sehr übertrieben sei und nur zwei 
Nänner den Ueberfall ausgeführt und den Fuhrmann durch 
ßedrohung mit einem geladenen Revolver zur Herausgabe 
ines Pakets genötigt hätten. Beim Durchsehen der Post- 
achen erfuhr man bald, daß das Paket von einem dem— 
ächst zur Reserve zu entlassenden Gefreiten abgeschickt und 
ür Breitenfelde bestimmt gewesen war. Es wurden nun so— 
ort eingehende Nachforschungen eingeleitet. Bald erfuhr man, 
»aß vorgestern abend zwei Männer, einer in Militärbein— 
leidern, in der Gräperschen Wirtschaft in Breitenfelde gewesen 
eien. Weiter erfuhr man, daß dieselben gestern früh wieder 
»urch das Dorf in der Richtung auf Woltersdorf gekommen 
eien. Sofort machten sich die beiden Bäcker Schmaliohann, 
»ie die beiden Burschen gesehen hatten, per Rad auf die 
Berfolgung und hatten das Glück, sie in der Burmesterschen 
ßastwirtschaft in Woltersdorf zu treffen. Unter dem Vor— 
zeben, daß er einen Arbeiter suche, wußte Schmaliohann 
dem mit der Militärhose Bekleideten seine Papiere abzu— 
nehmen. Als er ihm nun den Raub auf den Kopf zu— 
agte, entfloh der Gefährte. Beide Verfolger eilten ihm 
nach, mußten ihn aber laufen lassen, weil er sie mit 
»inem Revolver bedrohte. Der Komplize wurde dem Amts—- 
»orsteher in Breitenfelde zugeführt. Leider scheint der Ent—⸗ 
'ommene der schlimmere der beiden Burschen zu sein. Der 
Verhaftete führte seine Begleiter zu einer Strohmiete, wo 
ie übernachtet hatten, und wo man noch die Stiefel der 
zeiden Burschen vorfand. Sie hatten noch weitere Einbrüche 
»or; so wollten sie z. B. der Breitenfelder Kirche einen 
zächtlichen Besuch machen. Auch das geraubte Palet mit 
den übrigen Sachen fand sich wieder. Gestern abend wurde 
»er Verhaftete dem hiesigen Amtsgerichtsgefängnis zugeführt. 
Hoffentlich gelingt es, auch den entflohenen Verbrecher bald 
dingfest zu macher 
Reisen, Bäder, Sommerfrischen. 
248. Bad Gasienn, 22. Augqust. Trotzdem nunmehr auch 
das zehnte Tausend weil überschritten ist, hält der Fremden⸗ 
zuzug noch u nvermindert an. Die letzte Kurliste weist bereits 
10 230 Kurgäste und 7040 Passanten aus. —— 
248. Matierhorn. Von grotzem Glüdck sind dieses Jahr 
die Besteigungen des gefährlichen Matierhorn (485056 m üb. M.) 
zegleitet. Seit Anfang Juli sieht man von Sermalt aus 
äalich 15—20 kühne Kletterer on der imposanten Pyramide 
hinaufsteigen. Bei sehr günstigen Schnee- und Eisverhältnissen 
ind in dieser Saison bis ietzt alle Besteigugen des Matter⸗ 
horns vhne gröhere Unsfälle abgelaufen. 
248. Die Walhalla. Tausende, die der Reiseweg aus 
Norddeutschland gegen Süden führt. sehen kurz nach Ver— 
lassen der alten Reichsstadt Regensburg den 6tigen Bau 
der Walhal'a füchtig hetübergrühen, aber nur wenige nehmen 
sich Zeit. diese hochinte esante Shöpfung König Ludwigs I. 
aäher kennen zu lernen. Und doch genügt hlerfür ein geringer 
Auswand an Zeit und Geld. In nicht ganz einer Stunde 
ührt die Walhal'abahn zum Fuh des Hügels, auf dem der 
zewaltige Marmortempel, deutschem Ruhm und Heldentum 
zeweiht, in höchster künstlerischer Vollendung thront. In Stein 
zehauen finden wir hier die Gröften un'eres Volkes ver—⸗ 
ammelt, hehre Fürsten des Blutes und Ge'stes Fürsten des 
Qriegeßs und Fri⸗dene 
Für unsere Frauen. 
Die deutschen Damen und die Fußbekleidung. 
Woran liegt es, daß in Deutschland manche Damen, die 
ehr viel Geld für ihre Toiletten verwenden, zwar „qut an⸗ 
jezogen“, aber nie„schich“ aussehen? Es ist ganz einfach 
»er Unterschied zwischen Betsnung der Linie und Betonung 
des Stoffes. In vielen deutschen Städten herrscht das Bild 
der Frau, die, wenn sie sich gut anzieht, ein feines Kleid aus 
schönem Stoff, das auch gut sitt, zur Schau trägt. Auch 
der Hut wird noch mit Sorgfalt gewählt. Abetr Schuhe 
werden dazu getragen, die im Gegensatz zu der „Feinheit“ des 
Kleides in die Küche gehören. Der Schuh braucht nach 
der Ansicht dieser Trägerinnen nur ganz zu sein; Form. 
Farbe, Lederart ist gleichgültig. Deshalb aber kann diese 
Bestalt nie à quatro 6pingles aussetten. Betont man mehr die 
Linie, so muß man notgedrungen den Fuh mit in das Ge— 
samtbild einbeziehen. Da aber scheiden sich naturgemäß zwei 
Stile. Zu der Sportmode wie zu dem losen Kleid überhaupt 
gehört der breite Schuh mit englischem Absatz. Zu unserer 
heutigen Mode der engenKöde gehört der hoch— 
hadigeschmale Schuh. Das Stilgefühlsollte wach 
enug sein, um den Wandel der Mode jedesmai 
auch auf die Fußbekleidung zu erstrecken, und 
wenn die Kleidermode den Pariser Schuh — nennen wir ihn 
einmal generell so — verlangt, so sollten eben die Damen, 
die die Kleidermode mitmachen wollen, auch die S chuhmode 
folgerichtigmitmachen. Sonst gibt es eben ein Zwitter⸗ 
ding. Aber dem stehen gewichtige Gründe entgegen: in großzer 
Mehrzahl trägt die deutsche Frau lkeinen hochhadigen Schuh 
französischer Art, weil er, wie sie meint, ungesund und das 
Laufen darin eine Qual ist und — weil man ihn in den 
landläufigen Schuhgeschäften nicht bekommt. Dieser dritte Grund 
ist die Folge der beiden ersten, und nur ein paar wenige 
großstädtische Schuhmacher können überhaupt gut sitzende und 
chicke Schuhe machen. Daß das Ircgen ungesund sei, ist eine 
Aralte, aber deshalb nicht wahrere Maär, und wer von einem 
der seltenen Schuhkünstler verfertigte Schuhe trägt, kann darin 
bensogut wandern wie in tiefhadigen; freilich ist auch das 
Gewohnheitssache. „Ich kenne eine Frau,“ so schreibt ein Leser 
der Köln. Zta. und war schon lange und aut. denn es ist 
meine eigene, die dies praktisch crprobt hat und weite Wan—⸗ 
»erungen in solchen Schuhen macht. Daß das Gehen darin 
unmöglich“ sei, darf also mit Fug bestritten werden — 
ber es gehört natürlich dazu. daß es mehr Schuhmacher gibt, 
ie nicht nur einen gutsitzenden, sondern auch einen eleganten 
zchuh machen können — und damit kommen wir auf eine 
ndere alte Klage. Der „kleine Fuß“, der bei den Fran⸗ 
zsinnen so sehr gerühmt wird, ist also auch in Deutschland 
ioch nicht verloren, wenn man will. Und es scheint doch fast, 
ie Damenwelt wollte das — und die KHerroönmelt nicht 
ninder! 
Die Pariserin, die in der Mode und in ihrer Eleganz 
ir die übrige Frauenwelt tonangebend ist, weiß recht gut, 
aß vor allen Dingen in der richtigen Wahll des Hutes und 
ader Sorgfalt einer hübschen Fußbekleidung das Geheimnis 
res charme liegt. Es könnte wirllich unseren Landsmänninnen 
ur zugute kommen. wenn sie daraus eine Lehre gieben 
nröchten! 
Daß die Frauen der lateinischen Rasse, an der Spitze die 
zZariserin, unsern Damen um einizes an Schick voraus sind, 
ird wohl ein ehrlicher Kenner nicht abstreiten, vbwohl sich 
mden letzten Jahren vieles zugunsten des deutschen Gretchens 
eändert hat. Ich fragte gerade in diesen Tagen eine schicke 
dölnerin, ob sie auch meine Beobachtung gemacht habe, und 
voher der Umschwung käme. Sie sagte mir kurz: „Ja, man 
zagt mehr.“ Stimmt's? Ich glaube ja. Wenn unsere DTamen 
ioch mehr wagen, besonders in bezug auf den unter den 
Nittelschuh geschobenen hohen Absatz. und die über⸗ und 
ochstehende Ferse, die sich beim Sitzen noch geschikt mit dem 
docd verbergen läßt, so werden sie auch in den Ruf der kleinen 
jühchen kommen, wie die Par'serin. Den wirklich kleinen 
iuß und die kleine Hand von Natur haben Kreole und Kreolin. 
nd sie sind stolz darauf. Diese zierrichen Füße und Hände sieht 
ian sowohl beim Dienstmädchen und Knecht als auch beim 
ornehmen Kreolen der Hauptstädte Südamerikas. Wer die 
deone und Sirvientas (Knechte und Mägde) beobachtet hat 
m Camp Argentiniens, wenn sie sich nach schwerer Arbeit beim 
lang der Gitarre drehen. der weik. wo die kleinsten Fuhe 
u finden sind 
—— — — — 
„Zehn Toiletten für den Tag.“ 
Wenn man Mr. Charles C. Kurzmann, der es als 
Inhaber eines tonangebenden Modemagazins der Fifth-Avenue 
n Newvork füglich wissen muß, Glauben schenken darf, findet 
ie elegante Pariserin mit Bezug quf das Luxusbedürfnis 
in Sachen der Toilette nicht ihresgleichen im internationalen 
Reich der Mode. Wechselt sie doch, wie der von seiner Europa— 
our eben nach Newyork zurütckgekehrte sachkundige Kritiker 
den heimischen Pressevertretern gegenüber behauptete, zehnmal 
am Tage ihre Toiletten, und da man die Kosten für jede der⸗ 
elben im Durchschnitt auf 1000 Mberechnen muß. so prä— 
entiert diese Tagestoilette den Kapitalaufwand von rund 
10 000 M. „Sie braucht ein Kostüm für den Morgenritt im 
Bois de Boulbogne, ein zweites für das Dejeuner, es folgen 
die entsprechenden Toiletten für die Kaufbesorgungen in der 
Stadt, das Diner, den Fünf⸗Uhr⸗Tee, die Visiten, die Oper, das 
Zouper, ausschließlich das kostbare Neglige, das sie vorm 
zubettgehen anlegt,“ führte Herr Kurzmann zum Beweis seiner 
Behauptung an. „Das bedingt für die Pariserin, die etwas 
nuf sich hält, den Besitz von etwa 60 verschiedenen Kleidern, 
venn anders sie in standesgemäßer Weise all den Verpflich- 
ungen gerecht werden will, deren Erfüllung ihr erst die 
kxislenzberechtigung in dem wirbelnden Strudel des Pariser 
vesellschaftslebens gibte“ 
e 
u¶ 
Der Sad⸗Hut. 
Nachdem die Damen schon so ziemlich alles auf vew 
Zorf getragen haben, was sonst am wenigsten dorthin gehört, 
Kochtöpse, Lampenschirme, Kinderwiegen und homerische Schilde, 
ommt im nächsten Herbst noch e!was Besseres dran. In 
ẽngland hat man den Sad-Hut erfunden. Er sieht so aus 
vie eine über den Kopf gestülpte „Gretchentasche“, wie man 
ie bis jetzt an langen Schnüren Uber den Arm trug. Diese 
dut enthält aber auch tatsächlich mehrere verborgene Taschen 
worin seine Trägerin ihr Portemonnaie, Puderbüchschen, 
Taschentuch, Spiegel und andere wichtige Kleinigkeiten aufbe⸗ 
wahren kann. Man hofft, mit der Zeit auch größere Dinge, 
wvie Reisekoffer, Kind und Amme. Schlafdiwan usw. in den 
2uten unterzuhringen..
	        
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