Full text: Lübeckische Anzeigen 1911 (1911)

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Amtsblatt der freien und Hansestadt Lüboch 
Beiblatt: Gesetz und Verordnungsblatt n 
BSSSCCGCC. TWTISASGSGSSGOSOSSSGSSSÆGS 
neilagen: Vaterstädtische Blätter. — Der Familienfreun 
19. Jahre Nachrichten sür das Herzogtum Lauenburg, die 
—— 822 Fürstentümer Ratzeburg, Lübeck und das angren⸗ 
iι zende mecdlenburgische und holsteinische Gebiet. 
»ruck und Verlag: Gebrüder B ot c er s BG. m. b. 8. in —X — Beichãrtsstelle Adretz baus ¶ Koniastr. 46). vernsvrecser —XX 
Ausqgabe 
Große Andgabe) 
Freitag, den 25. Auqust 191. 
Morgen⸗Blatt Nr. 428. 
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Erstes Blatt. hierzu Blatt. 
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Amsang ver heutigen Nummer 8 Ceitenc·. 
Nichtamtlicher Telii. 
die deutschen Eisenbahnen und der Streik. 
Angesichts der schweren Erschütterungen des englischen 
Wirtschaftslebens durch den Eisenbahnerstreik schreibt die Deutsche 
Industrie, das Organ des Bundes der Industriellen: 
„Auch in Deutschland wird öfter die Frage 
gzeprüft, ob der Verkehr der deutschen Staats- 
nrahnen gegen die Gefahr eines Eisenbahner— 
treils gesichert ist. Es ist nicht zu verkennen, daß ge— 
wisse Kreise der sozialdemokratischen Partei nichts unversucht 
lassen, um zur Vorbereitung eines solchen Streiks eine sozial⸗ 
demokratischen Wünschen gefügige Organisation der deutschen 
kisenbahnbeamten und -Arbeiter ins Leben zu rufen. Eine 
Hewerkschaft, der Deutsche Transportarbeiterverband, hat eine 
„Reichssektion der Eisenbahner“ gebildet, mehrere sozialdemo— 
ratische Blätter sind für die Agitation unter den Eisenbahn— 
Werkstättenarbeitern ins Leben gerufen worden, man versucht, 
Versammlungen von Eisenbahnarbeitern abzuhalten, verteilt 
regelmähßig vor den Bahnhöfen und Eisenbahnwerkstätten Flug— 
Rätter und „Weckrufe“. Insbesondere scheint diese Agitation 
etzt in Anlehnung an die Wirksamkeit der französischen Syndi— 
late in Elsaß-Lothringen tätig zu seien. 
Das Bemühen der Sozialdemokratie um die Organisation 
er Eisenbahner hat natürlich nur zum Schein das Ziel, die 
Löhne und Arbeitsbedingungen im Eisenbahndienste zu ver— 
essern. Da die Arbeitsverhältnisse bei den Staatsbahnen 
n vielen Fällen besser, vor allem aber gesicherter sind als 
zie entsprechenden Verhältnisse vieler Industriearbeiter, was 
urch den überaus großen Andrang gelernter und ungelernter 
Arbeiter zum Staatsbahndienste bezeugt wird, läge für eine 
o außerordentlich betriebsame gewerkschaftliche Organisations- 
irbeit unter den Eisenbahnern kein Anlaß vor. Die Arbeits— 
derhältnisse geben nur den Vorwand; das Ziel ist: eine 
uroße sozialdemokratische Organisation der Eisenbahnbeamten 
und -Arbeiter zu schaffen, die in der Hand der sozialdemo— 
ratischen Parteileitung ein überaus wirksames Mittel zur Er— 
wingung politischer Forderungen wäre. Eine sozialdemokratische 
Fisenbahnerorganisation soll dazu helfen, „alle Räder still stehen“! 
iu lassen, soll auch gewissen radikalen Wünschen im Mobil- 
uachungsfalle dienen. All die fruchtlosen und verlegenen. 
Streitcreier der Sozialdemokratie über die Anbahnung des 
Generalstreiks“ müssen jetzt noch vor der Tatsache Halt machen, 
zaß ein sogenannter Generalstreik in Deutschland 
nsbesondere das hochbedeutsame Verkehrswesen 
regenwärtig unangetaitet lafsfen m? 
—— 
Unter diesen Gesichtspunkten sind die emsigen Bemühungen 
der Sozialdemokratie zur Organisierung der Eisenbahner sehr 
ꝛerständlich.“ Sie sind. aber seit. einer langen Reihe von 
Fahren ungefähr auf demselben Punkte der Bedeutungslosig- 
eit geblieben. Denn schon das für den eigentlichen Eisenbahn⸗ 
„ienst vor allem wichtige Heer der Unterbeamten, einschließlich 
er Lokomotivführer, Werkführer und Vorarbeiter, ist infolge 
eines Beamtenverhältnisses der gewerkschaftlichen Agitation 
hisher vpöllig unzugänglich gebliehen. Und unter den eigent⸗ 
ichen Eisenbahnarbeitern hat der Transportarbeiterverband 
isher bei aller Heimlichkeit nur wenig Mitglieder werben 
önnen. Denn allen Beteiligten ist durch die regelmäßig 
viederhälten Bekanntmachungen der verschiedenen Eisenbahn— 
ireltionen wohl bewußt, daß die Teilnahme an jenen sozial— 
»emolratischen, gewerkschaftlichen Bestrebungen unnachsichtlich die 
ofortige Entlassung aus dem doch von allen sehr geschätzten 
Arbeitsverhältnis bei der Staatsbahn nach sich zieht. In 
iner Reihe von Fällen haben die Verwaltungen auch die 
eingedrohten Entlassungen sogleich vorgenommen und sie trotz 
»es Lärms der sozialdemokratischen Presse aufrechterhalten. Im 
anzen kann man gegenwärtig feststellen, daß die Verhält- 
risse im deutschen Eisenbahndienste die Gefahr 
ines Streiks nach ausländischem Muster und die 
amit verbundenen überaus schweren Schädigungen des ganzen 
Wirtschaftslebens ausschließen 
Stapellauf des kleinen Kreuzers Straßburg“. 
Telegramm.) 
W. Wilhelmshaven, 24. Aug. Auf der Kaiserlichen Werft 
and heute mittag kurz vor 12 Uhr der Stapellauf des 
leinen Kreuzers Ersatß Condor statt. Das Schiff 
nar mit Flaggen und Tannengrün festlich geschmücht. Bald nach 
1 Uhr fand sich eine nach Tausenden zählende Menschenmenge 
uf der Werft ein und nahm zu beiden Seiten des Schiffes 
lufstellung, gegenüber dem Bug die vom 2. Seebataillon ge— 
tellte Ehrenwache mit Fahne und Musik. 
Kurz vor 12 Uhr erschien der Chef der Marinestation der 
dordsee Admiral von Baudissin mit dem Bürgermeister Dr. 
*chwander aus Straßburg Els.). Nach dem Abschreiten 
er Front der Ehrenkompagnie bestieg Dr. Schwander die Tauf— 
anzel in Begleitung des Oberwerftdirektors Konteradmiral Eder— 
nann und hielt folgende Taufrede: 
„Der Augenblich, da ein Kriegsschiff den Stapel verläßt, 
st voll von mächtigem Gegenwartsgefühl, denn der Anblich des 
zchiffskörpers zeigt den Schaffenswillen und die Leistungshöhe 
nherer Zeit in hellem und überzeugendem Lichte. Doch von 
»iesem Gefühl des Heute fliegt der Geist bald und unaufhalt— 
im dem stärkeren Zukunftsgedanken zu, der unsere Flotte trägt. 
So ward auch dir, du stolzes Fahrzeug, edelster Saft und Ge— 
thalt der Gegenwart vegeben in dem Krver der dichk Fhn 
CCI 
und furchtbar macht. Und gläubig rühne Zukunft lebt in dir 
von dem Geiste, der dich schuf und von der Jugend und Mannes⸗ 
raft, die deinen Lauf in Glüch und Gefahren regieren wird 
zndem ich, dem Allerhöchsten Befehle folgend, dich nachhe 
Straßburg“ nennen werde, nach der Stadt, die allen 
Deutschen teuer ist, txitt aber auch der Geist einer reichen Ver 
jangenheit an deine Seite. Die Geschichte, die an dem Namen 
Straßburg haftet, spricht zu dir mit einstem und liebevollem Wort 
kine Geschichte, reich an Krieg und Politik, und nicht minder 
eich an Saaten und Ernten auf den Feldern der Gewerbe und 
der Künste, des Wissens und der Poesie. Die Kriegs- und 
Friedenslehren aus diesem Erinnerungsschatz, nimm sie mit dir 
aAls einen heiligen Weihegruß deutscher Geschichte, der dir ein 
Führer sei auf rühmlicher Bahn. Der Klang dieses Grußes 
öne dir im Wellengebrause und im Donner der Geschütze und 
ein. Licht leuchte dir durch Wolkendunkel und Kriengsgefahr. 
zo wirst du immer das sein, was Teutschland und sein Kaiser 
n dir sehen will. Ich vollziehe den Befehl, mit dem des 
Zaisers Majestät mich beehrte und taufe dich „Straß- 
„urg“. Die Stadt Straßburg wünscht den JFahrten ihres 
vaffenfreudigen Patenkindes Glüch und Ruhm. Uns aber, die 
wir seinem feierlichen Eintritt in das wirkende Dasein bei— 
vohnen, uns lassen Sie die Wünsche und Empfindungen, die 
wir diesem Schiff wie der gesamten deutschen Seemacht widmen, 
usammenfassen in einem Heil- und DTankruf an den hohen 
Schirmherrn, Förderer und unermüdlichen Schöpfer dieser stels 
wachsenden Macht. Se. Majestät Kaiser Wilhelm 1I. hurra, 
hutra, hurra!“ 0000 
Am Schlusse seiner Rede warf Tr. Schwander eine Flasche 
Rheingold gegen deen Bug des Schiffes. Bald darauf glitt 
das Schiff unter den Klängen der Nationalhymne in sein Element 
Die marokkanische Frage. J 
(Telegramme.) 
Varis, 24. Aug. Mehrere Blätter wollen wissen, bereits 
in einer gestrigen Unterredung des Ministers des Aeußern 
nmit drei Botschaftern seien endgültige Beschlüsse über 
»ie Regelung der deutsch-marokkanischen Ange—⸗ 
egenheit gefaßt worden. Es bestehe nicht die leisest, 
Meinungsverschiedenheit. Es heißt, Botschafter Cam 
von lege die Beschlüsse dem in Rambouillet weilenden Präsi 
denten vor. 
Der morgen stattfindende Kabinettsrat wird in der 
narokkanischen Angelegenheit keine neuen Beschlüsse fassen, son— 
dern nur das bereits vorgestern in den Besprechungen des 
Ministerpräsidenten Caillaux mit den Botschaftern Cambon und 
Barroͤre festgelegte Programm der Regierung sanktio— 
tieren, das dem französischen Botschafter zur Unterlage für die 
Wiederanknüpfung der Berliner Verhandlungen dienen soll, 
Der französische Stannunkt beaüglich der Komrensationen, 
Theater, Kunst und Wissenschaft. 
Die Bayreuther Festspiele wurden; wie aus München ge— 
neldet wird, Dienstag mit der Aufführung des „Parsifal“ 
zeschlossen. Die Verwaltung hat festgestellt, daß von den Fest⸗ 
pielbesuchern 88 Prozent aus dem Reiche und 12 VProzent 
aus dem Auslande stammen. — 
Ernst Hardts neue Bühnendichtung 5Gudrun“, die im 
Oltober oder Novenbber ihre Uraufführung im Berliner Lessing- 
heater erlebt, ist nch vor dieser von etwa 40 großen Bühnen 
Deutschlands und Oesterreichs, darunter das Wiener Hofburg— 
heater, ferner nahezu sämtliche deutsche Hoftheater sowie die 
Ztadttheater in Frankfurt a. M.; Leipzig, Bremen, Konigsberg, 
Hosen. Düsseldorf, erworben worden. Der Dichter hat nun⸗ 
nehr auch seine früheren Werke „Die tote Zeit“, „Ninon de 
Enclos“, „Der Kampf ums Rosenrote“ nach teilweise textlicher 
Kevision neu erscheinen und an die Bühnen gelangen lassen. 
Für das erste Pommersche Musikfest, das der Stettiner 
Musikverein unter seinem Dirigenten Robert Wiemann am 
9. und 80. Okt. abhalten wird, ist ein glänzendes Pro⸗ 
ramm aufgestellt worden. Am ersten Tage wird „Die Le— 
ende von der heiligen Elisabeth“, von Liszt, am zweiten 
kage die Neunte Sinfonie zur Aufführung kommen. Ferner 
dird Max Schillings das Vorspiel zum dritten Akt seines 
Pfeifertages“. das „Hexenlied“ und das Hochzeilslied felofi 
irigieren. Als Solisten sind gewonnen: Lilly Hafgren-Waag, 
MNargarete Ober, Emil Pinks, Alfred Kale und Kammerfänger 
Marl Mayer (letzterer für den deklamatorischen Teilh. 
Ein Denkmal für den Kompon sien der ‚Mignon“ in 
Amerila. Ambroise Thomas, der Komponist der „Mignon“ 
ind des zHamlet“ wird in Newyork ein Denkmal erhalten, 
ind zwar in der Nähe des Metropolitan⸗Opera⸗House. Im 
»odel werden zwei große Bronzereliess angebracht werden, das 
on Christine Nilsson als ,Ophelia“ und das von Sigrid 
Arnoldson als 5, Mignon', J 
Kleine Witteilungen. Die Akademie der Künste in Ber lin 
eabsichtigt, zu Ehren ihrer verstorbenen Mitglieder Reinhold 
ßegas und Ludwig Knaus eine große Gedächtnis-Aus— 
ellung im November und Dezember zu veranstalten. Es 
»llen die gessamten Werke der beiden Künstler, soweit sie aus 
valerien und Privatbesitz zu beschaffen sind, zur Ausstellung 
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gelangen. — In der Angelegenheit des Streits um die Echt⸗ 
heit von Rembrandts „Mühle“ war u. a. auch be— 
hauptet worden, daß bei der Reinigung dieses herühmten, 
»on dem amerikanischen Millionär Widener angekauften Werkes 
ich die Signatur ,H. 8.“ gefunden habe, woraus man auf 
hercules Seghers als Schöpfer des Bildes schloß. Diese 
zignatur soll aber, dem „Cicerone“ zufolge, tatsächlich nicht 
orhanden sein, Auch aus zeitlichen Gründen komme die Autor— 
haft von Seghers nicht in Frage. — Die Metropole am 
zudson wird in Kürze dem gröhten Dichter Iltaliens ein 
rachtvolles Denkmal errichten: das grohe Dante-Monu— 
nente das der Bildhauer Ettore Ximines geschaffen hat, soll 
ntweder auf dem Newyorker Upper Times-square oder auf dem 
ßroadway Aufstellung finden. — Der Popolo Romano be— 
ichtet, der großbrikannische Botschafter habe im amt— 
ichen Auftrage der Stadtverwaltung von Rom vorgeschlagen, 
einer Regierung das jeßt von der englischen Ausstellung ein— 
senommene Grundstück dauernd zu überlassen, um darauf 
in englisches Institut oder eine Schule für Archäologie und 
chöne Künste zu errichten. — Die berühmte Sammlung 
rdeiblscher Bilder aus dem Besitz des Berliner Hofrats 
zeeger soll im Oktober dieses Jahres im Wallraf-Richartz- 
Nuseum zu Köln ausgestellt werden. Wie das B. T. aus 
scherer Quelle hört, hat die Stadt Köln noch bevor die 
lusstellung eröffnet ist, die Sammlung mit den Meister⸗ 
höpfungen Wilhelm Leibls a ngekauft. — In dem Oertchen 
zee am Mondsee in Salzkammergut wurde an dem Hause, 
as Gottfried Keller während seines mehrwöchigen Auf—- 
nthalts dort bewohnt hatte, eine Gedenktafel angebracht. 
Sie ist ein Geschenk des Wiener Physiologen Professor S. 
kxner. — Eine Mommsenbüslte beabsichtigt der Berliner 
Bildhauer Splieth der Vaterstadt des Forschers, Garding in 
Schleswige zu schenken. 
Thorwaldsens Museum gefährdet. Aus Kopenhagen schreibt 
nan dem Hamburger Fremdenblatt: 3,Seit Jahren schon 
pörte man aus kunstinteressierten Kreisen vielfache Klagen 
ber die unverantwortliche Verwaltung und 5, Instandhaltung“ 
»es bekannten, im Kristiunsborger Schlohkomplex belegenen Ge— 
‚äudes, das Bertel Thorwaldsens, des berühmten alten dä— 
ischen Bildhauers, Kunstichätze birgt, und neuerliche Auftlä— 
zungen in der angesehenen z, Berlingske Tidende“ haben diesen 
Klagen das größte Gewicht und der ganzen Frage eine trau⸗ 
rige Aktualität verliehen. „Thorwaldsens Museum“, 
wohl eines der populärfien und besuchtesten Museen Europas; 
teht vor offenbarem Verkall Und doch hinterlieh 
Thorwaldsen seiner Vaterstadt nicht nur seine Kunstsamm— 
ungen, sondern zu deren Tewahrung und WVerwaltung auch— 
eine ansehnliche Summe Geldes, die jeßt etwa eine Viertel— 
million ausmachen dürfte. Das Kuratorium indessen erfüllt 
»es alten Künstlers Bntie um Feinen sicheren und anständigen 
Aufbewahrungsort“ für seine Schätze nur sehr kümmerlich. 
Die eigentümkchen Fresken an den Außenwänden verwittern 
ind vergehen, Mauern und Wände bersten und zeigen un— 
»erdeckte, gefahrdrohende Spalten, in den Räumen steht eine 
euchte trübe Luft, und im Keller wie auf den Böden ver⸗ 
ommen in traurigster Verpackung ungezählte Kunstwerle und 
Thorwaldsen⸗Religuien in Wzassen. ..« Armer Vater Thor— 
valdsen! Tausende deutsche Reisende besuchen ihn allsommer⸗ 
lich und staunen über die schier unerfaliche Menge seiner 
Funstschöpfungen. Schon um seiner Zugkraft willen für Kopen⸗ 
hagen hat er dies traurige Schickal nicht verdient. Ob es 
wohl jemals anders wird? Die Schatzhüter sind stumm wie 
Fische. J ä 
Teniers⸗Feier. In Antwerpen wurde am 20. August der 
300jährige Geburtstag David Teniers! durch einen Fest⸗ 
akt im Rathaus begangen. Bürgermeister und Schöffen, Aka— 
»emiemitglieder und andere Notabeln wohnten der Feier bei, 
der Schöffe für Kunft van Kunk schilderte das Leben Teniers', 
Dann hielt der Museumsdirektor Pol de Mont eine glän— 
ende freimütige Rede. Er betonte, daß. wenn man nieder⸗ 
ändische Künstler feiern molle, man ebensogut Snyders, Cor⸗ 
nelis de Vos und vor allen Dingen Brouwer feiern müsse, 
der an flämischer Eigenart weit über Teniers stehe, wn 
dieser allerdings wieder mit seinen siebenhundert Bildern vie 
zrößere Fruchtbarkeit und Mannigfaltigkeit zeige. Der Schöffe 
für Kunst kündigte an, daß in nier Jahren eine neue Alka— 
demie nebst einem neuen Museum in Antwerpen eröffnet 
verden soll. Nach der Feier im Rathaus begab man sich 
m Zug nach dem künstlerisch ziemlich mittelmäßigen Denk— 
mal Teniers“ im Stadtpark,; wo Kränze niedergelegt wurden 
und der Akademiedirekter Devrient eine Festrede hielt.
	        
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