»atz die Presse auf Kombinationen angewiesen ist. Der Matin
unterstreicht nachdrücklichstt, daß Frankreich sich gegenwärtig in
bevorzugter Stellung befinde. Das Heer sei niemals besser
zewesen als jetzt, die Flotte beginne, dank den Bemühungen
Delcasss, ihren Rang wieder einzuaehmen. die moralische Stim⸗
nung im Volke sei vorzüglich und deine Macht besite ein Klee⸗
blatt von Diplomaten wie die drei Botschafter. die beiden
Tambon und Barrière. Frankreich sei bereit, in weitherziger
Weise die Frage der stompensationen zu behandeln, aber unter
der Bedingung, daß es nunmehr in Matokko vollig freie Sand
zabe. Frankreich müsse nftig in Marokko tun können, was
hmubeliebe, sei es eine Besetzung oder sei es die Errichtung
eines Protektorates. Ter Matin dient den Marokko⸗Inter-
issenten als Organ, denen offenbar daran gelegen ist, Deutsch⸗
ands wirtschaftliche Interessen in Marokko auszuschalten und
viesem Ziel eventuell größere Opfer auf anderen Gebieten zu
ztingen.
Die ministeriellen Vorbesprechungen mit dem Botschafter
Tambon sind so weit gediehen, daß binnen 48 Stunden die von
zem Ministerrat unter Fallières“ Vorsitz zu genehmigenden
ieuen Instruktionen des Botschafters Cambon abgefaßt sein
verden. Im Ministerium hält man sehr darauf, daß sich die
neuen Berliner Verhandlungen nicht allzu weit in den September
ausdehnen. Auf wesentlich neuse Jorderungen einzugehen, ist
nan nicht gewillt, weil man, wie die Liberts bemerkt, hier das
Bewußtsein hat, in dem von Cambon nach Berlin zu bringenden
ausführlichen Vertragsentwurf allen gerechten deutschen An—
prtüchen zuvorzukommen.
W. Paris, 22. Aug. Der Minister des Aeußern empfing
heute vormittag den französischen Botschafter in Berlin, Cambon.
Madrid, 22. Aug. In einem Interview erklärte Minister-
»räsident Canalejas, daß binnen kurzem die französisch⸗
spanischen Verhandlungen wegen Marokko ihren Fort-
gang nehmen und voraussichtlich zu einer friedlichen Verstän—⸗
digung führen würden.
Tanger, 21. Aug. Fine spanische Truppenab⸗-
na traf vor Arzila ein und lagert außerhalb der
ztadt.
RGen
W. Samburg. 22. Aug. Durch verschiedene Blätter geht
die Mitteilung, dah der Abgeordnete Dr. Heckscher in einer
Marokko-Volksversammlung als Redner auftreten
'ollte. An diese Mitteilungen werden allerhand Kommentare
ind Kritiken geknüpft. Daraufhin sendet Herr Dr. Hechkscher
in das Hamburger Fremdenblatt folgende Zuschrift: „Ich weiß
von meiner Beteiligung an einer Marokko-Volksversammlung
nur aus den Zeitungen, habe also weder zugesagt noch abgelehnt.
Dhne nun zu dem Marokkostreit irgendwie Stellung zu nehmen,
Akläre ich mich durchaus gegen eine solche. öffentliche Kund-
gebung, weil ich für die Entscheidung von Fragen der auswär—⸗
tigen Politik — noch dazu in kritischen Momenten — die Volks—
hersammlung nicht für das geeignete Forum halte.
Reichstagsabgeordneter Dr. Hedscher.“
Zur Versicherung der Privatangestellten.
Die Arbeitszentrale für die Pridatversicherung in München,
»er u. a. der deutsche Handelstag, der Zentralverband deut—⸗
scher Industrieller und der Zentralausschuß des Provpinzial⸗
»orstandes in Sachen Pensionsversicherung der Privatangestellten
angehören, hatte in ihrer Sitzung am 30. Juni den Beschluß
nefaßt, einen Gegenentwurf zu der staatlichen Versicherung aus⸗
aubeiten zu lassen. Vor wenigen Tagen hat sich das Reichsamt
»es Innern an den Vorstand der Arbeitszentrale mit dem Er—⸗
suchen gewandt, die Bekanntgabe des Gegenentwurfs tunlichst
u beschleunigen, ARamit dieser noch vor der neuen Session des
Reichstages im Oktober dieses Jahres in den Händen des Reichs—
imtes ist. Im Anschluß daran sollen dann neue Verhandlungen
m Reichsamt stattfinden. Der Gegenvorschlag der Arbeits-
zentrale für die Privatversicherung ist, daß sich die Privat-
versicherungen zusammenschließen, und daß alle Angestellten dieser
o geschaffenen WVersicherung obligatorisch angehören müssen.
Vian ist der Ansicht, daß dieser Modus sich für die Privat⸗
ingestellten billiger stellen würde als eine staatliche Ver—⸗
ichetung.
seueste Nachrichten und Telegramme.
Der Kriegsminifter im Lenlballon.
W. Tegel, 22. Aug. Der Kriegsminister unternahm
heute morgen 812 Uhr vom Tegeler Schiehplatz aus kinen Auf—
tieg im Militärluftschiff „M 2“. Das Luftschiff ma—
iövrierte über Spandau, Haselhorst und Charlottenburg und
andete um 9 Uhr glatt auf dem Schießplatze Tegel. Die
Führung hatten Hauptmann George und Oberingenieur Ba—
enach.
Bald nach der Landung des Luftschiffes traf, von Döberitz
kommend, ein Militärzweidecker ein und umkreiste meh—⸗
rere Male den Schießplatz. Als die Insassen, Leutnant Macken⸗
hun und Leutnant Hailer vor dem Kriegsminister im Gleit—
luge landen wollten, gewahrten sie plötzlich hinter einem Wall
inen Graben. Der Apparat stieß auf den Wall und wurde
weils zerstört. Die Flieger blieben unverletzt.
Weiterberatung der Strafprozeßzordnung im Reichstag.
W. Berlin, 22. Aug. In der Tagespresse wird in letzter
zeit verschiedentlich die Nachricht verbreitet, es sei beschlossen,
n der Herbsttagung des Reichstages von einer Weiter—
zeratung der Strafprozeßordnung abzusehen. Die
Meldung entbehrt, der Norddeutschen Allgemeinen Zeitung zu—
folge, jeder Unterlage. Von den maßgebenden Faktoren ist im
Frühjahr die Beratung der Strafprozeßordnung für die Herbst—
saison in Aussicht genommen worden. Hieran ist inzwischen
nichts geändert. Die Verbündeten Regierungen geben sich der
ßoffnung hin, daß die Strafprozeßreform von dem gegen—
wärtigen Reichstag abgeschlossen wird.
Deutscher Sandwerkz⸗ und Gewerbekammertag.
W. Düsseldorf, 22. Aug. Heute vormittag begann die erste
Hauptversammlung des 12. Handwerls- und Gewerbekammer⸗
rages unter dem Vorsitz des Obermeisters Plate-Hannover. Zum
Irt der nächsten Tagung wurde Würzburg bestimmt. Der
Vorsitzende eröffnete die Versammlung mit einem Hoch auf den
Kaiser. Vortragender Rat im Reichsamt des Innern Jaup und
Geh. Oberregierungsrat Dr. Franke vom Handelsministerium
drückten das Interesse der Staatsregierung an der Tagung
aus. Nach den Begrüßungsansprachen gab Geschäftsführer Dr.
Meusch-Berlin einen Rückblick über die Tätigkeit des Kammer—
tages im letzten Jahr.
Die französischen Manöver.
Wt. Paris, 22. Aug. Die Blättermeldung. wonach das
Programm der großen Manbdver insofern eine Aen—
»erung erfahren soll, als nur das sechste Korps. durch alle
elne Reserven verstärkt, daran tetlnehme, während das erste
dorps mit Rücksicht auf die Maul- und Klauenseuche in den
harnisonen bleiben solle, wird im Kriegsministerium als ver⸗
rüht bezeichnet. Gegenwärtig studiere noch eine Kommission
in Ort und Stelle die Maul- und Klauenseuche. Eine Ent—⸗
cheidung sei noch nicht getroffen.
Die Schulden dee Braganzas.
Liffabon, 22. Aug. Die Söhe der vom Königshause geseßtz⸗
widrigerweise kontrahierten Schulden ist von der parlamen⸗
tarischen Kommission mit 22 Millionen festgesetzt worden.
Zur Deckung dieser Schulden sollen die Güter der Familie
Zraganza beschlagnahmt werden. 160 Millionen sind von dem
Königshause verausgabt worden, ohne daß festgestellt werden
lonnte, zu welchen Zwecken. Die Angelegenheit soll der Staats⸗
anwaltschaft ũübergeben werden.
Arbeiterbewegung.
Saarbrücken, 22. Aug. Die Forderungen der ausständigen
Straßenbahner sind: Lohnerhöhung und Verkürzung
der Dienstzeit von 14 auf 10 Stunden sowie ein freier Sonntag
m Monat. Die Direktion erklärte sich mit der Lohnerhöhung
rundsätzlich einverstanden. In der gestrigen Besprechung zwi
chen Straßenbahnern und Direktion verlangten die Straßen⸗
ahner, einen christlichen Gewerkschaftssekretär zu den Ver—
zandlungen hinzuzuziehen, was die Direktion ablehnte. Der
Straßenbahnbetrieb wird zurzeit von den Bureauangestellten
notdürftig aufrechterhalten. Die Direktion beabsichtigt, falls
nan nicht bald zu einer Einigung gelangt, Personal von aus
värts heranzuholen. Die Polizei stellte Schutzleute bei der
Zentrale und an den wichtigsten Kreuzungen auf.
Triest, 22. Aug. Beute ist hier unerwartet ein Streik
her Straßenbahner ausgebrochen. Die Direktion hat die For—⸗
»erungen der Leute abgelehnt. Der Verkehr in der ganzen
Stadt ist gelähmt.
Posen, 22. Aug. Die Zuderfabrik Montwy in Bohensalza
entließ plötzlich alle Arbeiter, die dem polnischen Ver—
bande angehören.
Die Streillage in England.
Swanfea, 22. Aug. Die Eisenbahner erklärten wieder
den Ausstand. Als Grund führen sie an, daß nur 60 von den
300 Angestellten der Midlandbahn wieder eingestellt worden
eien. Im Hafen ruht wieder der Verkehr.
Wt. London, 22. Aug. Nach neueren Meldungen über die
Ausschreitungen in Tredegar, Ebbw Vale und Rhymney plün—
»erten die Aufrührer zunächst die Häuser von Juden,
a gegen die Juden, die einen beträchtlichen Grundstücsbesitz
n den drei Städten haben, seit langem wegen hoher Wohnungs⸗
nieten ein Groll besteht. Später griff das Volk, welches auch
iber die durch den Eisenbahnerausstand hervorgerufene Lebens—
nittelverteuerung erbittert ist, andere Gebäude an. In Tre—⸗—
»egar wurden über 30 Personen ins Sospital ge—
Rracht, die bei dem Zusammenstoß mit der Polizei schwer
erwundet wurden. Die Menge ist immer noch erregt uünd
droht mit neuen Gewalttaten.
Wt. London, 22. Aug. Unterhaus. Bei Eröffnung
zer Sitzung wurde der Minister des Innern, Churchill, seitens
»er Arbeiterpartei und der Radikalen mit Fragen nach der
dage überhäuft. Insbesondere wurde auf die Truppenentsen⸗
ung nach dem Ausstandsgebiet ohne vorgehendes Ersuchen der
zivilbehörden hingewiesen. Churchill erwiderte, bei der gegen—
ovärtigen Lage seien die Militärbehörden mit der allgemeinen
zflicht betraut, das Eisenbahneigentum zu schützen, Gesetz und
Adnung zu sichern und durch das Heer aufrecht zu erhalten.
dazu sei ein großes Truppenaufgebot verwendet. Ich bin glüd⸗
ich, sagen zu können, daß in der weitaus Mehrzahl Jälle
diese Truppen nicht benötigt wurden. Sie wurden unter den
Befehl von verschiedenen Generälen gestellt, die für bestimmte
Zezirkle verantwortlich waren. Diesen wurde Vollmacht er—
eilt, umstandsgemäß zu handeln, und sie werden diese Voll
nacht auch weiter ausüben. Geifall, vereinzelte Rufe bei
der Arbeiterpardei, Kriegsrecht) Premierminister Asquith
prach in kurzen Worten den Dank aus, den die Nation allen
chulde, die direkt oder indirekt mitgewirkt hätten bei der
Piederherstellung des Friedens. Die Haupftsache sei nicht die
Lbmessung von Lob und Tadel, sondern die Sorge dafür, daß
»as Abkommen wirksam werde. Er kündigte an, daß die
dommission, welche die Wirkung des Eisenbahn⸗ und Einigungs⸗
ibkommens von 1907 zu untersuchen und über eine eventuell
vünschenswerte Aenderung zwecks Herbeiführung eines befrie—
digenden Ausgleichs der Differenzen zu berichten habe, unter
em Vorsitz des früheren Parlamentssekretärs für Irland, Sir
Ddavid Harrel, tagen werde. Er bat, eine Erörterung der ver⸗
jangenen Vorkommnisse in diesem Augenblick zu vermeiden und
prach das Vertrauen aus, daß Haus und Land der Kommission
einen guten Fortgang in ihren Bemühungen wünsche.
Rumãnische Offiziere als Wechselfässcher.
Bukarest, 22. Aug. Großes Aufsehen erregt hier
die Verhaftung mehrerer Kavallerieoffiziere wegen
remeinsamer Wechselfälschung im Betrage von einer
halben Million Franken. Der Hauptmann Serghievu, Sohn
ines Generals a. D. legte ein Geständnis ab, wonach er mit
er nachgeahmten Unterschrift seines Vaters viele Wechsel ge⸗
älscht hat, aber von seinen Kameraden hierzu angestiftet wor⸗
den sei.
Tausend Mark Belohnung zZur Ermittelung des Burtebuder
Brandstifters.
Stade, 22. Aug. Der Regierungspräsident setzt anläßlich
der in der letzten Zeit mehrmals stattgefundenen Brände in
Buxtehude und in den Landgemeinden des Kreises Jork zur
Ermittelung des Brandstifters eine Belohnung von 1000 Miaus.
Die Gemeinden des Kreises Jork haben infolge des Ueber—⸗
zandnehmens von Bränden und der sich immer mehr verbreiten—
den Prophezeiungen einen Brandwachtdienst für den
Janzen Kreis organisiert, um bei Bränden immer
gleich bei der Hand zu sein und vor allem die Gefahren
eines Feuers von vornherein zu beseitigen.
Ein weltberühmtes Bild verschwunden.
Wt. Paris, 22. Aug. Heute nachmittag nahmen die Diener
des Louvremuseums zu ihrer größten Bestürzung währ,
vaß eines der berühmtesten BRilder der Sammlung di Gia—
onda von Leonardo da Vinci verschwunden war.
bon dem Bilde, das im Salon de Paris den Ehrenplat
ingenommen hatte, war nur der Rahmen zurückgeblieben. Der
dolizeipräfekt, der hiervon verständigt wurde, ließ sofort die
haleriesäle räumen und das Loudremuseum absperren. Man
laubte zuerst, daß einige Photographen, welche die Bewilligung
ur Reproduktion der Giacondas erhalten hatten, das Bild viel—
eicht in ihr Atelier geschafit hätten, doch stellte sich diese An—
sahme als Irrtum heraus. Man hält es für kaum möglich,
daß ein wirklicher Diebstahl vorltegt, da es ausgeschlossen er—
scheint, dieses weltberühmte Bild zu Gelde machen zu können.
kEs heißt, bei der Volizei neige man zu der Ansicht hin, daß
is sich um einen schlechten Scherz eines Reporters handle, der
hierdurch beweisen wolle, daß die Ueberwachung des Louvre—
nuseums, die schon so oft gerügt worden, in der Tat eine sehr
mangelhafte sei.
Grarqiger Tob.
Paris, 22. Aug. Auf dem Bahnhofe Blage bei Bordeaux
türzte eine Rangierlokomotive in einen Kanal. Es war unmög—
lich, den Lokomotioführer, dessen Kopf und Arme aus dem
Wasser hervorragten, zu retten, da seine Beine in die Maschine
eingekeilt waren. Man mußkte zusehen, die ver Mann
allmählich ertrank.
—
Berlin, 22. Aug. Trotz aller Dementis erhält sich hier
das Gerücht von dem bevorstehenden Rücktritt des Vorstehers
der Presseabteilung im Auswärtigen Amt, Geheim⸗—
rats Dr. Sammann. Inwieweit dieses Gerücht darauf
urückzuführen ist, daß sich die Vresseabteilung während der
narokkanischen Krisis gegenüber dem wüsten Treiben in einem
Zewissen Tei Eder Presse vollständig öoHnmächtig gezeigt hat
entzieht sich unserer Beurteilung.
W. Wien, 22. Aug. Prinz Wilhelm von Radzi—
will ist im Alter von 66 Jahren ge storben.
MNRom, 22. Aug. Heute morgen verließ der Papst in
Begleitung geistlicher Würdenträger seine Gemächer und unter⸗
nahm eine halbstündige Spazierfahrt in den Gärten. Der Vapst
sah gut aus und war glänzender Laune. Die Aerzte besuchten
den Papst heute morgen nicht. J
Toulon, 22. Aug. Das Dueell, das zwischen dem Pariset
Journalisten Cassagnat und einem hiesigen Marinekomman-
danten, infolge einer Kritik Cassagnacs über die Art der Hin—
tichtung der beiden wegen Mordes verurteilten Matrosen statt⸗
finden sollte, unterbleibt, da der Marineminister Delcasso dem
Offizier den Urlaub zur Reise nach Paris verweigert hat mit
der Begründung, daß das Tuell unnünz sei.
Wt. Haag, 22. Aug. Die Reglerung legte dem Varlament
einen Gesetzentwurf vor, durch den das am 4. Mai 1910
in Paris von Vertretern von 15 Mächten abgeschlossene Ab—
kommen zur Unterdrückung des Handels mit Veröffentlichungen
unsittlicher Art genehmigt wird.
London, 22. Aug. Dem Daily Chronicle wird aus Ron⸗
stantinopel telegraphiert, daß eine Anzahl türkischer Offi—
siere und auserlesene Leute heimlich nach Teheran ab—
zegangen seien, um die dortige Regierung in ihrem Kampf
zegen den früheren Schah zu unterstützen.
W. Kopenhagen, 22. Aug. Infolge der in Deutschland
auftretenden Maul- und Klauenseuche widerrief heute
der Landwirtschaftsminister die den Viehquarantäneanstalten in
Apenrade, Flensburg, Kiel, Lübeck und Rostock erteilte Er—
aubnis, nach Deutschland ausgeführtes und dort zurückgewiesenes
Vieh nach Dänemark zurückzubringen.
Wt. Konstantinopel, 22. Aug. Wie verlautet, verhandelt
das Ministerium der öffentlichen Arbeiten mit der Anatolischen
Bahngesellschaft uber den Bau einer 650 Kilometer langen
Bahnlinie von Diarbekr zur Bagdadbahn.
W. Berlin, 22. Aug. In vergangener Nacht tötete in
Hohenschönhausen der Schuhmacher Plint den Barbier Penzig
zurch einen Messerstich in die Brust. Plint war mit einem
ungen Mädchen in einem Ballokal. Als sie sich auf dem Heim⸗
wege befanden, hänselte sie Penzig und es kam zu Tätlich
eiten, in deren Verlaufe Plint ein Schuhmachermesser dem
Penzig. der erst seit vierzehn Tagen verheiratet war, in die
Brust stieß, so dah dieser tot zusammenbrach. Der Täter wurde
festgenommen.
Königsberg, 22. Aug. Auf dem Schloßteich kenterte ein
mit zwei Damen und zwei Herren besetztes Boot. Die Damer
und ein Herr ertranken.
Frankfurt a. O., 22. Aug. Bei einem Brande im Dorft
Altenließ kamen drei Frauen ums Leben.
Hombura v. b. S., 22. Aug. Sier soll, angeblich auf
Wunsch des Kaisers. ein Theater in Arenaform
erbaut werden.
Frankfurt a. M., 22. Aug. In Heppenheim an der Bera⸗
ttrahe wurde durch eine Feuersbrunst das bekannte Hotel
Halber Mond vernichtet. Eine als Kurgast dort weilende
Dame vermochte ihr Leben nur durch einen Sprung aus dem
Fenster zu retten. Den übrigen Bewohnern des Hotels gelans
es, durch die Ausgänge das Freie zu erreichen.
W. Paris, 22. Aug. Infolge der gesteigerten Milch—
preise boykottierten die Bewohner verschiedener Städte
die Milchhändler und kaufen nur die für Kinder und Kranke
notwendige Milch.
W. Innsbruck, 22. Aug. In vielen Teilen Tirols sind
nachts schwere Gewitter niedergegangen. Die Oeztztaler
Ache ist über ihre Ufer getreten; sie riß Stege und Brücken fort
und überschwemmte Ortschaften und Felder. Auf der Strecke
Mittenwalden — Franzensfeste wurden alle Brücken fortge—
schwemmt. Die Straße Gomagoi—Prad, die die Aufahrt nach
Sulden und Trafoi bildet, ist zerstört.
Wt. Prag. 22. Aug. In der Betrugsaffäre Se—⸗
dene Seitz, welche, wie gemeldet, den Großgrundbesitzer Ja—
novsky um 250 000 Kronen betrügen wollte, wurde deren Ge⸗
liebter Steinbruchbesitzer Seibt aus Teplitz verhaftet, welcher mit
der Seitz einen Wechsel auf Janovskys Freund, den Apotheker
Zoula in Höhe von 50000 Kronen gefälscht hat und bei dem
großen Betrugsversuch mitschuldig sein soll. Ferner wurde
Seibts Gattin und eine zweite Geliebte desselben verhaftet.
Nowotscherkask, 22. Aug. In einem nahen Gehsft wurder
sechs Personen in der grauenvollsten Weise er—-
mordet.
heer und Flotte.
W. Berliu, 22. Aug. „Hnyäne“ ist am 20. Aug. in Kiel
eingetroffen. „Cöln“ ist am 21. Aug. von Kiel nach Neu⸗
fahrwasser gegangen. Die zweite Minensuchdivision wurde am
21. Aug. in Cuxhaven in Dienst gestellt.
Madrid, 22. Aug. General Ramos, der General-—
stabschef der Armee, wird auf besondere Cinladung des Deutschen
RKaisers an den deutschen Manövern teilnehmen. Mar
ersieht hierin einen weiteren Schritt der Annäherung zwischen
Spanien und Deutschland.
Paris, 22. Aug. An Bord des Torpedobootzerstörers
Voltigeur“ in Toulon explrodierte, getade als das
Fahrzeug von Schiehübungen zum Hafen zurückkehrte, ein Kessel—
zylinden, wobei drei Mann der Besatzung schwer verwunde⸗
wurden.“