sein keures Andenken und Deiner Sympathie mit der hoch⸗
herzigen Tat der Bevölkerung Homburgs, die dieses Monu⸗
nent errichtete zum Zeugnis dessen, wie sie seine Liebe
zu ihrer Stadt und sein persönliches Interesse an deren
Wohlfahrt und Gedeihen hoch zu schätzen weiß. George V. R.“
Der Kaiser sandte folgende Antwort:
„An Seine Majiestät den König von England, London.
Ich danke Dir für Deine freundlichen Worte, die ich hoch
u würdigen weiß. Ich komme soeben von dem Gottesdienst,
»er schlicht und schön war. In dem Herzen unser aller, Deut⸗
cher wie Engländer, fand die Anerkennung, die der Bischof
in seiner Rede dem Andenken Deines Vaters zollte, leb⸗
haften Widerhall. Wilhelm.“
Ein Nachklang zum Fall Jatho. Die Norddeutsche Allge—
neine Zeitung schreibt: „Das Berliner Tageblatt bezeichnet
nit Namen vier Mitglieder des Spruchkollegiums, welche
ugunsten Jathos ihre Stimme abgegeben hätten. Wir sind
u der Feststellung ermächtigt, daß diese Angaben falsch sind.
da nach der Geschäftsordnung des Spruchkollegiums über
zen Hergang bei der Beratung und Abstimmung Stillschwei—
gen zu beobachten ist, werden weitere Berichtigungen nicht
tattfinden.“
Zur Tschechentagung in Berlin. Der Alldeutsche Verband,
ODrtsgruppe Berlin, ist im Besitze einer farbigen Postkarte
sschechischen Ursprungs, die bei der jüngsten Tschechentagung in
Berlin verkauft wurde. Auf der Karte wird gezeigt, wie
ein Sokol den deutschen Adler würgt. Fürwahr ein
teispiel dafür, wie weit die ischechische Verhetzung gegen
Deutschland vorgeschritten ist. In der ersten beschlagnahmten
Auflage trug der Adler sogar die deutsche Krone.
Schwere Bestrafung wegen Uebertretung der Viehseuchen⸗
Bestimmungen. Der Schaffer Alfred Scholz aus Schönau hatte
rotz des Verbotes mit Schweinen in Langenau Hausierhandel
zetrieben und an zwei dortige Besitzer Schweine verkauft.
Durch diese Schweine wurden in die Viehbestände der beiden
Besitzer die Maul- und Klauenseuche eingeschleppt. Mit Rück—
sicht auf die schweren Folgen seiner Handlungsweise ver⸗
urteilte die Strafkammer in Hirschberg den Scholz jetzt zu
drei Monaten Gefängnis.
Jungliberaler Parteiiag. Die Nationalliberalen platen.
ẽende November oder Anfang Dezember in Berlin thren
zarteifag zu. halten. Die Tagung ist gedacht als groke
seerschau vor den allgemeinen Wahlen, auf der die letzte
Bestimmung für die Wahltaktik zu treffsen und der Wahlarf⸗
uf zu erlassen ist. Der Zeitpunkt ist daher im Hinblick auf
den mutmahlichen Termin der Reichstagswahlen vorgeschten
ind kann unter Umständen eine Aenderung erfahren. Von
dem Termine des jungliteralen Parteisazes hat man bi her
nichts gehört. Die Hauptfrage ist, ob er vor oder nach der
dagung der Gesamtpartei angesetzt wird. Wir vermuten,
»afn die Jungliberalen diesmal zu dem Brauche zurücksehren,
sich vor dem allgemeinen nationalliberalen Parteitage zu ver⸗
ammeln. Im vorigen Jahre war man davon abzewichen;
die Nationalliberalen hielten im September zu Kaslel ihren
erühmt gewordenen Varteitag, und die Jungliberalen ver—
einigten sich einen Monat später in Köln. Naturgemäh
vird aber bei dieser Reihenfolge das Int:eresse der Oeffent—
ichkeit für die zweite Tagung erheblich herabgemindert; auch
ntspricht es dem Temperament der Jugend nicht, mit ihrer
Tagung nachzuklappen“. Als Zeilpunkt käme daher dies—
mal Ende Ottober oder Anfang November in Frage. Als
Irte stehen Saarbrüden und Berlin zur enseren Wahl. Von
Saarbrücken ist, längst ehe die dortige Kandidalur des Abge⸗
rdneten Bassermann proklamiert war, eine Einladung er—⸗
zangen, und es ist anzunehmen, dan schließlich auf diesen
Irt die Wahl fallen wird. Die Entscheidung ist noch nicht
jetroffen; sie ruht beim geschäftsführenden Ausschußn des jung—
iberalen Reichsverbandes in Käln. dem zu diesem Zwecke
Vollmacht erteilt ist.
Deste rreich⸗ Ungarn.
Zum Geburtstag des österreichischen Kaisers. 81 Jahre.
ITm heutigen 18. August vollendet Kaiser Franz Josef sein
31. Lebensijiahr. Wiederum liegt ein Jahr schwerer innerer
Wirren hinter ihm. Im Cis wie im Trans ist seinen Regie—
rungen die Abwicklung der parlamentarischen Geschäfte durch
Parteien-Zersplitterung und durch willkürliche Verschleppung
erschwert, und sorgenvoll schauen die militärischen Kreise
nuf das Schicksal der so überaus bedeutsamen Rekrutenvor⸗
age. Auch im Balkanlande schien einen Augenblick die Wand
⸗ßa, schlimmer noch! Irma, ihre um ein Jahr ältere Schwester,
war sichtlich von ihm bevorzugt worden.
Diese Tatsache hatte Addy der Freundin unter herben
Vorwürfen gegen das unerbittliche Schicksal in jedem Brief
jeklagt, auch im letzten noch, der allerdings wohl vor vier
»is fünf Monaten gekommen sein modte.
Und nun dies!
„Glückselige Braut!“ hieß es auf dem Kärtchen. Aiso
eine liebende und ebenso heiß wiedergeliebte Braut. Wie
wunderlich doch die Menschenherzen sind! Fünf Jahre der
Gleichgültigkeit von seiten dieses Hertn von Barbo, und nun
hatte ihn doch noch der Liebe Götteistrahl getroffen!
Ob da wieder einmal das Wort recht behielt, das da
agt: Liebe erzeugt Gegenliebe?
Josa schüttelte den Kopf und wünschte leidenschaftlich die
verheißenden, erläuternden Zeilen herbei.
So innig sie der Freundin ailles Glück wünschte, so mußte
ie, ihrer ernst veranlagten Natur nach, doch erst alles klipp
und klar vor sich sehen, ehe sie sich rüchhaltlos ihrem Freu—
dengefühl hinzugeben vermochte.
Schon manchesmal hatte sie sich über dieses Sichergehen.
»as ihr in gewissem Sinne als Pedanterie erschien, geärgert,
zrachte sie sich dadurch doch um viere Augenblicdsfreuden. An⸗
peterseits blieben ihr ja auch riere Enttäuschungen dadurch
uspart.
In diesen tiefen, grüblerischen Gedanken traf die Ge—
zeimrätin ihre Tochter und nahm sebhaften Anteil an deren
Bericht.
Es war ein schönes Verhältnis zwischen den beiden Frauen,
zjeide in ihrer Art so berückend, daß sie manchem Herzen
zu schaffen machten. Das heißt, sie glichen sich ungemein, nur
war die eine jung und die andere — — noch nicht alt!
Sehr bezeichnend hatte einmal ein aufrichtiger Freund
und Verehrer der beiden Damen die Heineschen Worte an—
gewendet:
In welche soll ich mich verlieben
Da beide liebenswürdig sind,
Ein schönes Weib ist noch die Mutter,
Die Tochter ist ein boldes Kind?
Rmelhe pikante Reiz der Ungarin — die Geheimräfin
ses Nachbarhauses warm zu werden und die Diplomatie
atte alle Hände voll zu tun. das Feuer zu löschen. Der
reise Monarch selber war in den Frühijahrsmonaten aber⸗
ials von einer körperlichen Schwäche befallen, die wenig-
tens angesichts seines hohen Alters nicht unbedenklich schien.
zndessen erfreute er doch seine Verehrer im In-⸗ und Aus—⸗
ande durch die verhältnismäßige Leichtigkeit, mit der er
chließlich dass Unwohlsein überwand. Der freundliche Sonnen⸗
zlick, den die Verlobung seines zweiten Anerben in sein von
o vielen Schicksalsschlägen heimgesuchtes Haus gesandt hat,
nag das seinige zur Genesung beigetragen haben. Unser
ngverbündetes deutsches Volk wünscht dem bewährten' Freunde
ius voller Seele zu seinem Geburtstagsfeste Gesundheit und
anges, glückliches Leben!
V536bitannien.
Einschränlung der indischen Krönungsfeier. „Daily Mail“
neldet aus Kalkutta; dah das Procramm der indischen
drönungsfeier bedeutend eingeschränkt werden wird, da eine
zrohe Hungersnot insolge der Mißhernten bevorstehe.
Tußerdem sei in Delhi die Cholera ausebrochen
Rußland.
Sasonow wird Botschafter in Rom. An zuständiger Stelle
bdird bestätigt, daß der Gesundheitszustand des russischen
Uinisters des Aeußern Sasonow in absehbarer Zeit die
zückkehr in das ungünstige St. Petersburger Klima nicht
möglichen wird, obwohl die Operation gut gelungen und
ein Zustand zufriedenstellend ist. Sasonow wird den Bot—⸗
chafterposten in Rom übernehmen. An seine Stelle tritt
er bisherige Botschafter in Konstantinopel, Tscharikom
heer und Flotte.
Neue Unterseeboote. Zu Beginn des Jahres 1911 befanden
ich acht deutsche Unterseebootre im Dienste. Von diesen wurde
.U. 30 nach dem Unglück am 17. Januar zur Reparatur aus
»em aktiven Dienst zurückgezogen und 5, U. 2“ stellte am
25. Januar zur Vornahme bordlicher Verbesserungen in Danzig
rußer Dienst. Neu in Dienst gestellt wurden im Juni „U. 8
ind im Juli U. 70, beides auf der Germaniawerft in Kiel
jebaute Boote. Neuerdings hat 5,U. 120 die ersten Fahrt⸗
ind Tauchversuche unternommen und „.U. 100 wird in nächster
deit folgen. z, U. 100 und „U. 12“ sind auf der kaiser⸗
ichen Werft in Danzig erbaut. In kurzer Zeit wird die
Narine über ein Dutzend Unterseeboote verfügen. Von die en
wölf Booten hat die Germaniawerft in Kiel fünf und die
aiserliche Werft in Danzig sieben erbaut. Ueber die Zahl der
m Bau bersindlichen Boofte merden keine Mifteilsungen gemacht.
Tagesbericht.
Lübeck, 18. August
In der vorliegenden Nummer beginnen wir mit dem Ab—
;ruck eines neuen Romans:
Der Liebe Göotterstrahl
von Marga Rayle.—
In lebhaften Farben schildert die Verfasserin das Seelenleben
unger Mädchen bis in seine verborgensten Falten. Reizvolle
zilder adeligen Landlebens werden aufgerollt und auch das
kreiben der Großstadt tritt interessant in die Erscheinung.
»Die dritte Wahlpredigt in Genin hält am 20. August
bastor Carstensen aus Landlirchen bei Fehmarn.
*Aus Anlaß des 81. Geburtstages des Kaisers Frauz
Josef hat das k. und k. österr.ungarische Konsulat in der
Bechergrube Flaggenschmuck angelegt.
Die Kaiserliche Oberpostdireltion Hamburg hat eine Ver⸗
ügung erlassen, wonach die Oberpostschaffner zur Ver—
retung für den Schalterdienst herangezogen
verden sollen. Ferner ist eine Umfrage damit verbunden,
velche Oberpostschaffner lich zur Aushildung in der Tele—
raphie melden wollen.
»Einstellung der Relruten im 9. Armeelorps. Im Be—
eiche des 9. Armeekorps werden die Rekrusen der Infanterie,
täger, Pioniere und Feldartillerie in diesem Jahre am
2. Oktober eingestellt. Die Kavalleristen; Oekonomiehand⸗
verker, Krankenwärter und die sür die Bezirkskommandos
estimmten Mannschaften werden bereits am 3. Oltober ein—
zestellt werden.
war aus Pest gebürtig —, der ihrer Mutter noch jetzt solchen
kharme gab, machte die Tochter hinreißend.
Die gleichen Augen, die die reife Schönheit der Mutter
rönten, strahlten aus dem reizenden Angesicht der Tochter
biedet. Diese prachtvollen schwarzen, in bläulichem Weiß ge—
etteten Augensterne, umschattet von seidigen Wimpern, über—⸗
völbt von tadellos gezeichneten Brauen, konnten dem jungen
hesicht leicht etwas Düsteres acben, wenn der Mund nicht
achte.
Der tat das aber oft, weniger aus Herzensbedürfnis, als
tus angeborener, tiefinnerster Liebenswürdigkeit, obgleich er
s auch wohl für eine Weile ganz verlernt hatte.
Aus jener Zeit her stand eine Falte über der geraden
sase zwischen den Brauen, die aber dem lieblichen Mädchen—
antliß einen erhöhten, geheimnisrollen Reiz verlieh.
(Fortsetzung folgt.)
Theater, Kunst und Wissenschaft.
Lübeck, 18. Aug.
Stadthallen⸗Theater.
„Emilia Galotti“,
Trauerspiel von Gotthold Ephraim Lessing.
Wie voriges Jahr „Minna von Barnhelm“, so gelangke
diesmal „Emilia Galotti“ auf besonderen Wunsch der eng⸗
ischen Gäste zur Aufführung, welche denn auch zahlreich das
cheater füllten.
Für meinen Geschmack ist diese meisterhaft aufgebaute,
nappe, fast lakonische Tragödie von Lessings Dramen heute
och das bühnenwirksamste, vorausgesetzt, daß sie wirklich
n Geiste des Rokoko, des mehr oder weniger aufgeklärten
Lespotismus, gespielt wird. Daran sehlte nun gestern freilich
itlerlei, doch muß anerkannt verden, daß alle Mitspielenden
ait ganzer Seele bei ihrer Aufgabe waren. Eine fein ziselierte
luffühtung ist bei den wenigen Proben, die im Sommer—⸗
heater jedem Stück gewidmet weiden können, ja ganz un⸗
aöglich. Lessings Sprache bereitet zudenn außergewöhnliche
chwierigkeiten, mit denen sich die Herrschaften nicht immer
estlos abfanden. Kleinoschegg war ein recht guter Prinz.
as weichlich Sinnliche. Unbeständige dieser Natur gelang ihm
NAllgemeine Erhõöhung der Bahnsteige. Wie verlautet
eabsichtigt die preußische Eisenbahnverwaltung eine Höher—
egung der Bahnsteige durchzuführen. Die Versuche, die man
zereinzelt mit Bahnsteigen gemacht hat, die 760 Millimeter
iber der Oberkante der Schienen liegen, haben ergeben,
daß sie wesentliche Vorteile für den Verkehr der Reisenden
zegenüber den niedrigeren Bahnsteigen bieten, was sich nament-
ich beim Aus⸗ und Einsteigen geltend macht. Es soll daher
zei Neuanlagen und Umbauten von Bahnhöfen die Einrich—
ung derartiger Bahnsteige zur Durchführung gelangen.
Hoffentlich werden die Bahnsteige der Bahnhöfe
Stadt⸗- und Strandbahnhof) in Travemünde sowie die
Bahnsteige der Bahnhöfe (Schwartau und Wald-
hvalle) in Schwartau baldigst erhöht, da sich in
dübeck diese erhöhten Bahnsteige auf dem neuen
zauptbahnhof sehr bewährt haben und das Ein- und Aus—
teigen der Reisenden dadurch sehr beschleunigt wird. In
Travemünde ist leider bei der Neuanlage der Bahnsteige
zuf dem Strandbahnhof keine Erhöhung erfolgt, da aber die'
zallen und das Empfangsgebäude dieses Bahnhofs erst im
zerbst in Angriff genommen werden, wäre es sehr wünschens-—
bert, wenn die Direktion der LübeckBüchener Eisenbahngesell⸗
chaft die Bahnsteige jetzt noch nachträglich höher legte. —
Inverzeihlich wäre es, wenn jetzt, wo der Travemünder
Strandbahnhof neu gebaut wird, diese Erhöhung der Bahn⸗
teige unterbliebe und auf Jahrzehnte hinaus dann in Frage
jestellt würde.
»Der Verband Deutscher Milchhündler⸗Vereine hält vom
O. -23. Aug. zu Hannover im Kriegerheim seinen 8. Ver⸗
andstag ab, der gleichzeitig Generalversammlung des Ver—
andes ist. Ein Blick auf die Tagesordnung beweist, wie
rnst es der Milchhändler-Verband mit seiner Aufgabe nimmt.
Ind vertieft man sich in die von den einzelnen Vereinen
gestellten Anträge, so begegnet man demselben Bestreben,
»as Milchprodukt in immer einwandsfreierer Form in den
zandel zu bringen. Schon das erste Referat des Verbands—
istizrats, Herrn Justizrat Dr. Ludwig Flatau-Berlin:
Deutschlands Milchversorgung und die Grenzsperre“, deutet
n, daß die Milchhändler im Interesse eines billigen Preises
ie Aufhebung der Grenzsperre für Milch fordern, selbstver—
ändlich unter Wahrung genauester hygienischer Kontrolle.
Peiter werden im 2. und 3. Referat die Herren Gerichts-
hemiker Reich-Berlin und Dr. Freese-Hannover mit allem
dachdruck fordern, daß nicht nur die Milch in den Städten
ind in den Läden der Milchhändler untersucht wird, son⸗
ern gleich auf dem Lande an der Produktionsstätte. Wenn
»ort erst einmal Schmutz hineingekommen ist, dann ist es
chwer, ihn wieder zu entfernen. Man muß also dafür
orgen, daß der Schmutz nicht erst in die Milch hinein⸗
ommt. Der Milchtransport auf der Eisenbahn, über den
zerr Leiter-Berlin referieren wird, liegt ebenfalls noch
ehr im Argen. Für Seefische hat man bereits eigene, be—
onders konstruierte, mit Kühlvorrichtungen versehene Waggons.
Zie Milchkannen aber werden ohne besondere Kühlvorrich—
ungen zwischen Heringstonnen und Käsekisten transportiert.
Ind ist nicht die Milch ein noch wichtigeres Nahrungsmittel
As die Seefische? Bedarf sie nicht ganz besonders guter und
rorsichtiger Behandlung? Wie viel besser könnte die Milch—
»ersorgung sein, wenn die Eisenbahnbehörden im Sommer
ür die nötigen Kühlvorrichtungen sorgten. Viele Tausende
on Litern Milch würden dadurch vor dem Verderben ge—
chützt und der Volksernährung zugeführt werden. In wei—
eren Referaten werden von den Herren Ullrich, Barnack
ind Schmidt internere Fragen, die hauptsächlich das Milch⸗
andelsgewerbe interessieren, behandelt, von denen das Thema:
„Sonntagsruhe im Milchhandelsgewerbe“ die Oeffentlichkeit
esonders interessieren dürfte. Schließlich gibt noch der, Ver⸗
andsvorsitzende, der Schöneberger Stadtverordnete Herr
J. Lulay, einen Bericht über den 5. Internationalen Kon⸗
zreß für Milchwirtschaft in Stockholm, auf dem er den Milch—
zändlerverband vertrat, und durch ein Referat den Stand—
nunkt sehr energisch Ausdrückte, der auch in den obigen
zeilen hervorgeht und der in Hannover von allen Seiten
mmer und immer wieder zum Ausdruck gebracht werden
ürfte: Kontrolle für ein so wichtiges Nahrungsmittel musj
ein; nur muß sie da beginnen, wo sie am Platze ist.
den Milchhändler, der fälscht oder leichtsinnig mit dem
ostbaren Trank umgeht, soll man scharf bestrafen. Mit dem
Nilchvroduzenten aber auf dem Lande soll maͤn genau so
erfahren. Das verlangt nicht nur die Gerechtigkeit, sondern
or allem auch die Volksgesundheit, die Gesundheit unserer
inder.
ortrefflich, nur etwas fürstlicher müßte er noch sein. Rokoko—
ürsten liefen z. B. niemals wie vielbeschäftigte Oberkellner
ber die Bühne. Herrn Pichon möchte ich desgleichen bitten,
ie graziös umständlichen Formen des 18. Jahrhunderts noch,
nehr zu betonen, sie dienen dem Marinelli gleichzeitig zut
Interstreichung seiner aalglatten Niederträchtjzakeit. Baldera,
mann hatte die schönen Kunstmarimen des Conti reiflich durch⸗
»acht und sprudelte sie nur zu rasch hervor. Er machte
ine gute Figur. Während Otto Kempf in heißem Kampfe
nit seinet Bonhomie sich einen recht imponierenden Odoardo
bzwang, bewies die Klaudia einmial wieder Frau Marianne,
zZawlows tüchtige Auffassung und kräftige Tarstellung. Die
zräfin Orsina liegt Clara Bracco nicht so recht, auch
eimmlich nicht. Ihre ganze liebenswürdig vornehme Art lommt
n der Salonkonversation am vorteilhaftesten zur Geltung.
Nichtsdestoweniger war ihre Orsina eine beachtenswerte Lei⸗
lung. Adolf Mehner gab den Appiani ausprechend als
chlichten, vornehm denkenden Edelmann. Die Emilia endlich
var eine sehr sympathische Talentprobe von Anna Stettner.
Turchaus gewinnend auch in der Erscheinung, führte sie das
inbetührte, streng behütete junge Mädchen bis zum Schlusse
urch, soweit Lessing nicht selber durch die Betrachtungen dei
Zterbeszene ein fremdes Element in den Charakter gebracht
at. Frl. Stettner muß sich nur ror zu starkem Auftragen
rüten. Sie spricht bisweilen etwas gewaltsam. Die Schluß—
vorte hätten wohl zarter, gebrochener hingeseufzt werden
önnen.
Das Zusammenspiel klappte nodct nicht immer ganz, aber
XVV
resvpielt. 8.0. B.
Lübed, 16. Aug.
FreilichtTheater in Travemünde.
„Dedipus“,
Tragödie von Sophokles, bearbeitet vor
Adolph Wilbrandt.
Untet einem mit schweren Woiken verhangenen Himmel,
vortrefflich zur Stimmung des Dramas pahte, ging die nu
naßia besuchte Voritellung einer der gewaltiasten Magödie