peste den schweizerischen Postschedbureaus und der belgischen
Postverwaltumg wurden fast 454 Mill. M umgesetzt, und
zwar auf 2120 Uebertragungen in der Richtung nach und auf
doz0 Uebertragungen in der Richtung aus dem Auslande.
Was ist Neisegepãck? Das Reichsgericht hat vor lurzer
HBeit uüber die Frage: Was ist Reisegepäck? eine Entscheidung
gefällt, die besonders jetzt zur Reisezeit zur Verhütung
dieler unbegründeter Beschwerden von allgemeiner Bedeutung
ist. Aus Anlaß eines Falles — aus einem Behälter wurde
Geld gestohlen — bestimmte das Reichsgericht, dah eine Sache
ur dann als Reisegepäck angesehen werden könne, wenn
ie sich auf dem Beförderungsmittel (Eisenbahn, Schiff usw.)
ofsenbar zu dem Zwed befindet, um durch dieses Beförde⸗
wingsmittel von einem Ort zum anderen gebracht zu
wherden und in dem Zielort verwendet zu werden. Es werden
dagt Koffer und Gepäcdhstücke gehören, die einen derartigen
Inhalt haben. Eine Beförderung von Geld durch die Eisen⸗
bahn oder Schiff komme im allgemeinen nicht in Betracht.
Trotzdem könne auch Geld als Reisegepäck angesehen werden,
wenn der Reisende es in einem Behälter verfrachte, um es
don einem Ort zum anderen befördern zu lassen. Dann darf
es aber nicht vorher benutzt werden (z. B. bei längerem Auf⸗
enthalt eines Schiffes im Zwischenhafen) und es darf auch
nicht zu dem Zwed befördert werden, um unterwegs verwendet
hi werden. In diesem Falle ist ein Gegenstand nicht als
Reisegepäck zu betrachten und es kommen auch dann nicht die
gesetzlichen Bestimmungen in Betracht, die für Reisegepäck
gzelten. Dadurch wird die allgemeine Ansicht berichtigt, dahi
jeder Gegenstand, der sich auf einem Beförderungsmittel,
gleichgültig zu welchem Zwech, befinde, schon dadurch als
Reisegepäck anzusehen sei, daß es sich in dem von dem
Reisenden benußten Beförderungsmittel befinde
d. Lübeder Vacht-⸗Club. Der Vorstand teilt uns mit, daß
am Sonnabend, 12. August, abends 8243 Uhr ein Herrenabend
im Kurhause zu Travemünde stattfindet.
ve — —
CLustfahrt.
Inspektionsreise auf dem Luftwege. General Roques, der
Leiter der aviatischen Abteilung der französischen Armee, unter⸗
nahm, wie aus Paris gemeldet wird, Donnerstag seine erste
Inspektionsreise auf dem Luftwege, indem er sich
auf dem Zweidecker des Hauptmanns Eteve von St. Cyr
nach Etampes begab.
Ein neuer HSöhenrelord für Passagierflüge wurde von dem
Engländer de Montalent auf dem Flugplatz von Brooklands
mit einem Breget-Zweidecker aufgestellt. Der Flieger er—
reichte eine Höhe von 2250 m und schlug damit den auf dem
Johannisthaler Flugplatze von Schendel aufgestellten Rekord
von 1680 m, bei dem Schendel mit seinem Monteur t5dlich
oerunglückte.
Das Luftschiff „Parseval IX“ blieb am Mittwoch bei
seinen Nachmittagsaufstiegen, wie aus Zoppot berichtet wird,
zweimal unter sehr gefährlichen Verhältnissen an Bäumen
hängen. Anscheinend hat eine Motor-Havarie stattgefunden.
Weitere Aufstiege sind in Frage ⸗tια
hermischtes.
Zum Brande des Carltonhotels in London wird noch be—
richtet: Die amerikanische Schauspielerin Burke, die gerade
Toilette machte, wurde in Decken gewickelt und aus dem
Fenster gelassen. Die Polizei hatte zahlreiche Matratzen und
Decken herangeschafft, da mehrere Gäste nur aus den Fen⸗
stern gerettet werden konnten. Der bekannte amerikanische
Industrielle Isidor Most saß beim Ausbruch des Feuers
jerade in der Badewanne und mußte völlig nackt mit den
Hotelgästen flüchten. Der Brand ist in dem Fahrstuhl⸗
schacht ausgebrochen, der die im sechsten Stock liegenden
Küchen mit den Restaurationsbetrieben im Erdgeschoß ver—
bindet. Dieser Fahrstuhl ist im Zentrum des Hotels einge⸗
baut, und von hier aus verbreitete sich das Feuer über die
drei ersten Stodwerke. Zerstört sind nur zwei Stod⸗
werke, während die Restaurationsräumlichkeiten erhalten
dlieben. Als Gast des Hotels weilte auch der Präsident der
Newyorker Stadtverwaltung Mitchell in London, wie über—
haupt die Mehrzahl der vom Feuer Betroffenen Amerikaner
cind. Der Minister Winston Churchill eilte, als er von
dem Brande hörte, selbst an die Unglücksstätte. Das Hotel—
personal benahm sich sehr tapfer und rettete soviel
wie möalich vom Gepäd der Reisenden. Zur Zeit des Aus—
— u
Tas sollten sich unsere Dramatiker, insonderheit die jungen,
zesagt sein lassen und ihre beste Kraft nicht mit Ehestands⸗
urungen und Perversitäten verzetteln! Freilich, den rechten
Stoff zu finden, dazu gehört schon ein echter dramatischer
Dichter, und den gefundenen zu meiltern, dazu gehört wieder
einer. Schönherr hat den glüdlich gefundenen Vorwurf ge—
meistert, schlicht und kecht, wie es seiner Kraft entsprach.
Aus seinem Schauspiel spricht alies, was gut und kräftig,
was gesund und zukunftsfroh ist, zum deutschen Volke. Nicht
die Gedankentiefe, nicht der Zauber der Poesie machen seine
Stärke aus, sondern die Tiefe der Ueberzeugung und der
Zauber. den ganze, vollsaftige Menschenschöpfungen eines Poeten
siegend ausüben.
Die Darstellung war durchweg vor üglich. Der Unverträglich-
keit zwischen Schminke und Sonnenlicht waren die Kuntler
geschidt aus dem Wege gegangen, indem sie das Schminken
kunlichst einschränkten. Auch Perücken und Bärte wirkten echt,
bis auf die Perude des Sandpergers mit ihrem vadernelben
Scheitel. Dabei kam ihnen allerdings zuftatten. daß die
Sonne in ihrem Rüden schien und nicht die Gesichter traf.
Ueber die Einzeldarstellungen bann ich mich leider nur sehr
kurz fassen. Sie waren zum Teil ganz hervorragend, wie
der Christoph Rott von Alexr Otto. Besonders ergreifend
war die innige Heiterkeit, die nach Ablegung des Bekenntnisses
sein Wesen stützte. Frl. Marner spielte sein Weib herb
droßzügig und wahrhaftig. Sehr fein herausgearbeitet wat
der Alt⸗Rott des Dr. Pöschko und Frl. S0ppeden stellte
einen frischen, trotzigen Bengel hin von großer Natürlichkeit.
Motzdem scheint mir erwägenswert, ob man den ,Spatz“
nicht doch lieber männlich besetzt. Rotted war ein Peter
Rott von ergreisender Eindringlichkeit. Fri. Sprengel spielte
die Sandpergerin tief innerlich und heroisch Otto Bredow
fand sich mit der häufig ins Weatermähige hinüberreichenden
Gestalt des wilden Reiters ausgezeichnet ab, indem er sich nach
jeder Richtung vor Uebertreibungen hütete. Ueber die Berech
tigung des Vagantenpaares im Schönherrschen Drama kann
hier nicht a baehandelt werden. Die Wucht der Tragödie und
die zwingende Stimmungsmacht ihrer künstlerischen Wiedergabe
waren es, welche gestern auf der Travemünder Parkwiese trotz
allen Etbrungen des Ortes und der Zeit einen glänzenden Sieg
bruchs des Feuers befanden sich ungefähr tausend Per—
fonen in dem Gebäude. Das Dach st ürzte ein und zer—
törte viele Räumlichkeiten im vierten und fünften Stockwerk
In eine eigentümliche Situation kam der amerikanische Gene—
al Suddleston, der leicht bekleidet in seinem Zimmer
mit Schreibarbeiten beschäftigt war, als er plötzlich das Feuer
dbemerkte. Durch die Tür konnte er nicht mehr, da die
Flammen schon durch den Korridor schlugen. Er stieg zum
Fenster hinaus und rief um Hilfe. Zehn Minutenhing
er schwebend am Fensterkreuz, bis endlich zwei An—
Jestellte des Hotels ihn aus seiner Lage befreiten. Staats
ekretär Dernburg reiste vor einigen Tagen allein nach
London. Seine Familie befindet sich im Ostseebade Ahrens
hoop. Dernburg hat vorläufig im Savoyhotel Unterkunft
gefunden. Gleichzeitig war in dem Hotel der amerikanische
Frfinder Thomas A. Edison abgestiegen, der ebenfalls
vertvolles Gepäck verloren hat. Im ganzen wird der Schaden
auf ungefähr eine Million Mark festgesetzt. Ueber
zie Ursache des Brandes ist noch nichts Genaues festge—
tellt worden. Wie ferner aus London gemeldet wird, war
das Feuer im Carltonhotel gegen 11 Uhr abends völlig
gelöscht. In den ausgebrannten Räumen wurde bei den Auf—
umungsarbeiten die verkohlte Leiche des amerikanischen
Zchauspielers Finney gefunden. Drei Feuerwehrleute mußten
wegen Ueberanstrengung ins Krankenhaus gebracht werden,
doch ist ihr Zustand nicht bedenklich. Das herrliche Ge
bhäude ist einer der imposantesten Hotelbauten der Gegen—
wart. Es liegt an der Ecke des Hawymarket in der Pall
Mall neben dem Haymarket⸗-Theater im Herzen der Stadt
Seine Gäste rekrutieren sich aus der vornehmsten inter
nationalen Gesellschaft. Es wird vornehmlich von Deutschen
besucht. Auch der Kronprinz und andere deutsche Prinzen
haben gelegentlich ihres Aufenthaltes in London im Carlton—⸗
hotel gewohnt.
Ueber das Grubenunglück in Bochum machte ein Bergmann,
der sich auf dem verunglüdcktten Förderkorb befand, aber un—
verletzt geblieben ist, über den Hergang folgende Mit—
eilungen: Das Unglück ereignete sich um 5 Uhr, als eben
mit der Einfahrt begonnen worden war. Vorschsriftsmäßig
vurde bei dem ersten Transport nur einer der beiden
Förderkörbe besetzt, der andere suhr leer. Der erste Trupp
Bergleute war ungefährdet in die Grube eingefahren, beim
zweiten Transport geschah das Unglück. Es hatten quff dem
einfahrenden Förderkorbe 48 Bergleute Platz genommen, die
tich auf mehrere Etagen verteilten. Während der Fahrt von
der dritten zur vierten Sohle spürten die im Korbe Bekind—
lichen, dan etwas nicht in Ordnung sein mußte. Der Korb
fuhr schneller als gewöhnlich und sauste von der vierten
Sohle ab plötzlich mit rasender Geschwsindigkeit in die Tiefe
Eine dichte Wolke von Kohlenstaub wurde aufgewirbelt.
Man hörte Holz splittern und in die Tiefe stürzen. Durch
die Reibung wurde an der Zimmerung ein wahrer Sprüh
regen von Funken erzeugt. Dann ein hartes Aufschlagen
das Wimmern der Schwerverletzten und Verletzten. Das
Unglück war çechehen. Die Zahl der Schwerverletzten wird
auf 25 geschätzt. Ein Teil der Leichtverletzten lonnte
sich zu Funß nach Hause begeben. Nach neuerlichen Meldungen
—
doch befinden sich unter den Schwerverletzten einige. an deren
Aufkommen gezweifelt wird.
Zweifacher Mörder eingeliefert. Montag vormittag wurde,
wie der Bote aus dem Riesengebirge meldet, in das Ge
richtsgefängnis in Bunzlau ein 28jähriger Mann einge—
iefert, der unter dem Namen Wilhelm Schmidt bei einem
Gutsbesitzer in Eichberg im Bunzlauer Kreise als Stall—
chweizer in Diensten war. Der Verhaftete steht in dringendem
Verdachte, zwei Morde verübt zu haben, nämlich den einen
vor drei Jahren an einem Schutzmann in Chemnitz und den
anderen an einem Schiffer in Bromberg. Er soll sich dieser
Verbrechen seinen Mitarbeitern gegenüber gerühmt haben.
75 000 Frls. unterschlagen. Die Polizei in Marseille
oerhaftete einen Deutschen namens Walter v. Salvisberg,
der als Vertreter einer deutschen Reederfirma seit mehreren
Jahren in Marseille ansässig ist und Gelder im Betrage von
75 000 Frks. unterschlagen hat. v. Salvisberg behauptet
Ichweizerischer Staatsaugehöriger zu sein, ist aber, wie die
Marseiller Polizeibehörde festgestellt hat, geborener Münchner
Erdrosselt. In Taurin haben nachts zwei Bersaglieri
einen in der Kaserne beschäftigten Kantinengehilfen auf das
Anstiften seines eifersüchtigen Kollegen im Schlafe er dros—
selt;, beraubt und die Leiche über die Kasernenmauer nach
EF — —————— —cÜh—uttoueeeüegeüeüececüxc XX
davontrugen, nicht aber die Idee des Freilichttheaters. Meine
Bedenken hiergegen als künstlernsche Institution an sich sind durch
die gestrige Aufführung keineswegs widerlegt oder aus der Welt
geschafft 8. 0F
Ein Industrieller als Ehrendoktor. Geh. Kommerzienrat
Louis Ravené; der Vizepräsident der Berliner Handels—
lammer, ist, wie die „Textil-Woche“ erfährt, von der philo—
sophischen Falul:ät der Universität Erlangen zum Ehren—
doktor ernannt worden. Die'se Ehrung soll nach Mitteilung
des genann‘en Blattes wegen der Verdienste erfolgt sein, d'e
siich Geheimrat Ravens um die Orcçanisation der drutschen Ab
leihung der Brüsseler Weltausstellung erworben hat.
Der Berliner Bildhauer Reinhold Boeltzig hat vom Prinz⸗
regenten von Bayern die Prinzregent-Luitpold-Medaille in
Silber erhalten. — Ferner wurde dem Künstler für ein Mar—
norwerk die Medaille der Stadt Saszbura in der dortigen
Ausstellung zuerkannt.
Kumstgewerbeausstellung in Darmstadt. Wie die groß—
»erzoliche Kabinettsdirektion mitteilt, ist mit Genehmigung
des Grokherzogs beschlossen worden, im Sommer 1013 eine
zrohe Ausstellung der Künstlerkolonie in Verbindung mit
einer Ausstellung für Kunstindustrie und Kunstgewerbe zu ver—⸗
anstalten. Die Ausstellung wird im Ausstellungshauie auf
»er Mathildenhöhe stattfinden und in erster Linie künstlerische
Wohmungseinrichtungen Jür Mietwohnungen von Familien
mittleren Einkommens zeigen. Die Rezierung wird eine An—
ahl Staatsmedaillen zur Prämiierung von Firmen zur Ver—
iugurng stellen. Die gesamte Leitung der Ausstellung hat auf
Anordmuing des Grohßsherzoas die großberzogliche Kabinetts—
direktion selbst übernommen.
Beschaͤdigaung der Lichstetnwarte durch Erdbeben. Die
berühmte Lidssternwarte hat nach einer Meldung der 5.Science“
durch ein Erdbeben erheblichen Schaden gelitten. Das grohe
Fernrohr von 90 em Oeffming ist um mehr als 2 em auf seinewn
jesten Zementpfeiler verrudt worden. Ferner wurde eine wert⸗
volle astronomische Uhr unbrauchbar gemacht, von kleineren
Schäden abgesehen. Glücklicherweise ist es geungen, das Fern
rohr schon in burzer Zeit wieder in seinen vorigen Stand
uurũckzuversetzen
vem nahen Exerzierplatz geschleppt. Die beteiligten Ber⸗
saglieri sind sämtlich geständig und werden sich vor dem Kriegs-
gericht zu verantworten haben.
Panik bei einer Kinderparade in Newyork. Während einer
Kinderparade im Badeort Rocawan bei Newwork brach
ein Plankensteg am Strand ein. Es entstand eine großbe
Panik. 75 Frauen und Kinder stärzten von dem Steg
herab und wurden verwundet, feltsamerweise niemand
schwer. Der Anblick der durcheinandergeworfenen Menschen
erschien zuerst als ein großes Unglüd,, jedoch verhütete der
weiche Strandsand und die geringe Söhe des Falles eine
schwerere Katastrophe.
Vier Mülliarden französische Spargelder. Der statistische
Ausweis über das französische Sparkassenwesen des Jahres
1909, der soeben vom Arbeitsminister dem Präsidenten der
Republik übermittelt worden ist, zeigt ein bedeutendes An⸗
vachsen der Depots. Das in den Sparkassen devponierte
Kapital beträgt nicht weniger als 3 Milliarden 833 Mill./
die Zahl der Einleger beträgt 8 116 270. Der größte Teil
dieses Sparkapitals ist in französischer Staatsrente und Immo⸗
Zilien angelegt; 5 Millionen haben zum Bau billiger Ar—
zeiterwohnungen »odien
Neueste Nachrichten und Telegramme.
Das Ende der englischen Parlamentiskrisis.
W. London, 10. Aug. Das Oberhaus nahm die Parla⸗
mentsbill mit 131 gegen 114 Stimmen an. Die Krisis ist
damit beendet.
Nach der Verkündung der Abstimmungsziffern eilten viele
liberale Mitglieder des Unterhauses rasch aus dem Ober—⸗
haus ins Unterhaus zurück, um diesem die gute Nachricht
zu überbringen. Die Ministeriellen erhoben sich von ihren
Plätzen und brachten Hochrufe aus.
Ueber die Sitzung im Oberhaus heißt es in einer anderen
Depesche weiter:
Im Oberhaus verlief die Debatte bis zum Schluß höchst
dramatisch. Nach einem leidenschaftlichen Appell durch Lord
Zelbornes und Lord Curzon, der Vertreter der beiden in
der Opposition herrschenden Anschauungen, schritt das Haus
ur Abstimmung Über die Frage, ob das Oberhaus auf den
Amendements Lansdownes beharren solle oder nicht. Das
war die Frage, und wenn der Antrag Morley, das Haus
iolle auf die Amendements nicht bestehen, verworfen worden
wäre, wäre die Parlamentsbill gefallen und das Land
hätte sich gegenüber einer neuen Krise befunden. Das Ergeb⸗
nis der Abstimmung war lange zweifelhaft; allmählich wurde
jedoch klar, daß die Regierung gewonnen hatte, obwohl
Halsburys Anhänger viel zahlreicher waren, als man er—
partet hatte. Aber auch die Regierung fand unerwartete
Unterstützung. Mehrere Bischöfe und eine Anzahl unionistischer
Peers stimmten mit der Regierung. In und vor den Wandel—
zängen drängten sich die Menschen und begrüßten Haldane
und Morley laut, als diese hinausgingen. Lansdowne und
seine Anhänger verließen nach der Abstimmung den Saal.
um ihr Ergebnis draußen abzuwarten. Als die Abstimmungs⸗
ziffern verküundet wurden, brachen die liberalen Peers in Hoch—
rufe aus, während einige unionistische Peers zischten.
Die Entgegnung der „Post“.
W. Berlin, 11. Aug. Tie Poll veröffentlicht die Ent—
gegming auf den Brief des Fürsten Hatzfeldt, worin sie davon
ausgeht, daß es nicht in der Absicht des Schreibers gelegen
Fabe, diesen Brief zu veröffentlichen. Tann heißt es u. a.:
Im Interesse der Freikonservativen und der Reichspartei liegt
die Veröffentlichung sicher nicht und wird deshalb auch von
maßgebender Seite der freikonservativen Partei bedauert. Was
die Post selbst anbetrifft, so gehört sie seit dem 1. Juli 1910
nicht der freikonservativen oder Reichspartei, sondern einem Kon—
'ortium, dessen Mitglieder sich über das ganze Reich verteilen.
Die Post krieb aber freikonservative Politik, weil das Pro⸗
aramm der freikonservativen Partei zugleich das Programm
der jetzigen Besitzer der Post ist. Eanz unabhängig davon.
ob die Reichspartei dem Vorschlage ibres Vorsitzenden zustim⸗
men witd oder nicht, wird die Post auch fernerhin freikonservative
Politik treiben. Der Artikel selbst ist während des Urlaubs
des Haupfischriftleiters geschrieben und in seinen Schärfen miß⸗
billigt worden.
J Der Londoner Fuhrleuteausstand brigeleg?.
W. London, 11. Aug., 1 Uhr 15 Min. früh. Der Streil
der Fuhrleute ist beigelegt.
Melallarbeiierausstand in Berlin.
W. Berlin, 11. August. Dreitausend Elektromonteure und
Helfer GroßBerlins, die im deutschen Metallarbeiterverband
organisiert sind, beschlossen gestern. in eine Lohnbewegung
einzutreten.
Passagierjahrten des Luftschifses Schwaben“.
W. Baden-Dos, 11. Aug. Das Lustschiff „Schwaben“ isl
unter Führung Dr. Eckeners heute morgen 6 Uhr 35 Min.
mit 9 Passagieren zur Fahrt nach Frankfurt aufgestiegen
Die Reise geht über Rastatt, Karlsruhe und Heidelberg die
Berigstraße entlang direkt nach Krankfurt, von wo ein Ab—
stecher nach den Taunusbäüdern çemacht und dann die Rüch—
fahrt über Kneuznach die Haardt entlang unternommen werden
soll. Abends zwischen 5 und 6 Uhr wird das Luiftschiff ir
Baden-ODos zurückerwartet.
Waldbrände.
W. Chemnitz,. 11. Aug. Durch Lokomotivfunken entstand
gestern auf dem Revier Hetzdorf ein großer Waldbrand, dem
ein beträchtlicher Fichtenbesiand zum Opfer fiel.
W. München, 11. Aug. In der Nähe von Kichstädt breitete
sich ein Waldbrand aus, und zwar längs der Bahnlinie
München —Berlin. Der Brand war so gewaltig, dak offene
Güterwagen nicht verkehren durften.
W. Köln, 11. Aug. Waldbrände sind auch in der hiesigen
Umgebung an der Tagesordnung. Aus dem ganzen Westen
werden Hitzschläge. besonders auch von Landleuten, gemeldet.
Am Oberrhein wurden gestern drei Frauen wahnmsinnia.
W. Dresden, 11. Aug. Auf einer Studienfahrt
durch Deutschland trafen die Bürgermeister sämtlicher
Städte Ungarns, etwa 120 Personen, zum Besuch der
Hygiene-Ausitellung und verschiedener kommunaler Einrichtungen
hier ein.
W. London, 11. Aug. In Colchester erbhielt die
ganze Garnison gestern abend plötzlich Befehl, sich
bereit zu halten, um augenblicklich nach London
abgehen zu können. In Aldershot sind ebenfalls 10 000
Mann marschbereit. Militär und Polizei bewachen die Weicher
der Regierungsbahn und haben Befehl, jedermann fernzuhalten
der von den Vorbereitungen etwas sehen will. Man glaubte,
daß die Truppen noch während der Nacht nach London ab—
marichieren werden