worden zu sein. Wenn das parlantentarische Debut der neuen
Minister sich ohne den Ministerpräsidenten vo n Bethmaun
Hollweg vollzog, so ist dessen Abwesenheit wohl mit auf
den Groll über das Scheitern der Wahlrechtsvorlage
nrüchzuführen.
Im Reichstage brach mit der zweiten Lesung des Zu⸗
wachssteuergesetzes eine wahre Sintflut von Anträgen herein.
Was eigentlich beschlossen ist, wird sich erst klar erkennen lassen,
venn die Beschlüsse zweiter Lesung gedruckt vorliegen. Der Aus—
chuß zur Vorberatung der Reichsversicherungsordnung
vird ein schnelleres Tenpo in seine Arbeiten bringen müssen,
vofern ihr Abschluß rechtzeitig erfolgen soll. Die Erfahrungen,
die jetzt im Plenum bei der zweiten Lesung der Zuwachssteuer
zemacht werden, dürften sich bei der Reichsversicherungsordnung
rieberholen. Der lange erwartete Gesetzentwurf über die Pen⸗-
ionsversicherung der Privatbeamten ist jetzt ver—
zjfentnicht. Obwohl gerade bei solchen Vorlagen die Kritik nicht
rus denm Aermel geschüttelt werden kann, beeilt sich die sozial⸗
demokratische Presse damit, den Entwurf als völlig ungenügend
Wzulehnen. Die Tendenz dieser Parteitaktik liegt so klar auf
zer Sand, daß darüber kein Wort verloren zu werden braucht.
Der französische Ministerpräsident Briand wäre bei—
nahe das Opfer eines Irrsinnigen geworden, und sein Amts⸗
genosse Pichon sah sich politischen Angriffen ausgesetzt. Die
handhabe dazu bot der Umstand, daß eine französische Urkunden⸗
ammlung zur Vorgeschichte des Krieges von 1870 von einem
eutschen Verlage veröffentlicht worden ist; der wahre Grund
iber ist in der Unzufriedenheit gewisser Kreise mit der Haltung
zu suchen, die Pichon gegenüber der deutsch-russischen An—
zäherung einnimmt. Hier wünschen sich die Deschanel und Ge⸗
nossen ein forscheres, auf Rußlands Verschuldung pochendes
Auftreten, ohne darnach zu fragen, ob das russische Selbstbewuht⸗
ein eine derartige Behandlung nicht erst recht mit der Annähe—⸗
ung an Berlin beantworten würde. Gerade die Wirkung, die
pichon mit seiner herausfordernden Haltung gegenüber Hol⸗
and erzielt hat, mühßte die Chaubinisten an der Seine nach—
zenklich stimmen. Denn Pichons Ankündigung, er werde wegen
»er geplanten Befestigung Vlissingens in London und Brüssel
interhandeln, hat ihm von Holland den Bescheid eingetragen,
»aß man sich hier keine auswärtige Einmischung in eine ausschließ⸗
ich holländische Angelegenheit gefallen lassen werde.
Wie Pichon in den Niederlanden, so sind ausländische Preß⸗
reibereien, welche die Türken gegen Deutschland aufbringen
sollten, cam Goldenen Horn verpufft. Nach Lage der Dinge
'onnte es unserer Diplomatie nicht schwer fallen, die Türkei
davon zu überzeugen, daß die deutscherussischen Verhandlungen
iber Nordpersien und die Bagdadbahn keine türtischen Inter⸗
essen verletzen. Als Triebfeder der internationalen Hetze gegen
hie deutschrussische Verständigung ist von der Köln. Ztg. der
etzige Botschafter Iswolsky so deutlich wie nur möglich be—
eichnet worden.
In Portugal scheint die Streikbewegung der vorigen
Woche allzu schwarz gemalt worden zu sein: sie hat sich bisher
m sozialen Rahmen gehalten und nicht den Charakter einer po⸗
itijschen Gefahr für den Bestand der Republik angenommen.
Inland und Ausland.
Deutsches Reich.
Der Antimodernistenend in Württemberg. Unser Stutt⸗
zarter Korrespondent schreibt: Der Bischof von Rottenberg,
das Oberhaupt der katholischen Kirche in Württemberg, hat
zen Geistlichen seiner Diözese die Ablegung des sogenannten
Antimodernisteneides ziemlich leicht gemacht. Er begnügte sich
mnit der mündlichen Eidesleistung beim Klerus der Bischof⸗
tadt Rottenburg und verordnete, daß die gesamte übrige
Geistlichkeit des Landes das Eidesformular unterschrieben
einzusenden habe. Aber auch in dieser Form soll der Eid
von einer größeren Anzahl württembergischer Geistlicher ver⸗
weigert worden sein. Außer den Tübinger Universitäts-Pro—
essoren, von denen übrigens die Ablegung des Eides nicht
erlangt worden ilt, werden jetzt zwölf Geistliche genannt, die
die Unterschrift verweigert haben. In Rottenburg wird zwar
ertlärt, es sei von Eidesverweigerungen nichts bekannt, aber
es ist ein offenes Geheimnis, daß gerade auch in Württem⸗
berg die Modernistenbewegung eine Anzahl enischlossener An⸗
hänger hat, von denen nicht anzunehmen ist, daß sie sich der
Fibesforberung beugen. Man nimmt nun an, daß Bischof
»on Keppler von dem Recht der Dispenserteilung in wei—
estem Umfange Gebrauch gemacht hat. Es ist bekannt, daß
Bischof von Keppler „innere Krisen“, wie sie durch eine
etweigerte Eidesleistung hervorgerufen werden, möglichst zu
ermeiden sucht.
Holland.
w. In dem Bericht des Ausschusses der Ersten Kammer
ur auswärtige Angelegenheiten wird dem Minister volle Aner⸗
ennung ausgesprochen für sein energisches Eintreten für die
Aufrechterhaltung der Verkehrsfreiheit auf dem Rhein. Man
wünscht, die Regierung solle versuchen, möglichit viele Schieds—
gerichisverträge abzuschliehßen. Der Minister solle Schritte tun,
im erreichen, daß die Autoritäten des internationalen Rechts
der ganzen Welt im Haag Konferenzen abhielten. Man be—
lagt erneut, daß Deurschland sortfahre, seine Grenzen gegen
die Vieheinsuhr aus Holland zu rerschliehen und erwartet, die
Regierung werde auf eine Aenderung bestehen. Mian fordert
de Regierung auf, sich Deutschland in den Bemühungen bei
FEngland anzuschließen, um auch für die holländischen srüheren
Angestellten der südafrikanischen Bahngesellschaft eine Entschädi—
zung zu erreichen. — In dem Bericht des Budgetausschusses
zer Ersten Kammer drücdcktten viele Mitglieder die Ansicht aus,
zie Regierung verdiene keinen Vorwurf, weil sie energisch für
ie Köstenverteidigung eingetreten sei, sondern volle Anerlennung.
Die Regierung habe aber mehr verlangt, als unbedingt notwendig
iei und den Plan für die Maßnahmen, wie die Vollendung der
Befestigung in Amsterdam und Vervesserung der Verteidigungs—
linie durch Vorbereitung dürstlicher Ueberschwemmungen auf die
weite Stelle verwiesen. Die geforderte Summe ist an sich kein
Anlaß für Einwendungen, sei aber zu ausscheießlich für ein einziges
Mittel der Verteidigung bestimmt. Was die Regierung für die
Küstenverteidigung allein rerlange, werde zum Teil besser für
die Hebung der Streitkräfte verwendet. (Tel.)
Frankreich.
FF. Der Matin veröffentlicht unter dem 21. Jan. sol-
gende Note: Man beschäftigt sich in politischen Kreisen in der
etzten Zeit mit der Frage der im Udschda- und Schauiagebiet
eplanten Eisenbahnen. Wir können mitteilen, dah die Frage
ntsprechend den Forderungen Frankreichs so gelöst wird, daß
ie im Ausland bei keiner Macht einem Einwand begegnen
wird (Tel.
Portugal.
V. Aus Lissabon geit als weueite Nachricht ein: In einer
Anterredung mit Vertretern der auswärtigen Presse wies der
Ainister des Aeusern auf die Ausgezeichnete Lage
»er Republik im Innern und Aeußern hin. Die
kegierung erhielt von einem englischen und einem amerikanischen
zause Angebote, welche gestatten würden, die Marine zu reor—
ganisieren. (Tel.)
Türkei.
W. Bei der gestern stattgehabten Einschifsung der nach
Jemen bestimmten Truppen erschien der Kriegsminister an
zord und hob in einer Ansprache hervor, daß es sich um
iie Rettung eines in Gefahr befindlichen Teiles des Landes
sandele. Der Minister bedauerte, daß er an der Teilnahme
er Expedition verhindert sei. — Den Blättern zufolge
prach der Sultan sein Bedauern über die Notwendigkeit
„er Expedition aus und wünschte den Truppen guten Erfolg.
— Zehn Marineoffiziere sind nach England abgereist, um den
ß8au der bestellten zum Wachtdienst an den Küsten von
Jemen und Bassorah bestimmten Kanonenboote zu besichtigen.
Japan.
Die Verhandlungen des Abgeordnetenhauses, das gestern
usammentrat, wurden vom Ministerpräsidenten Katsura mit
ner Rede eröffnet, in der er betonte, daßg die Beziehun—
sen zu den aus wärtigen Mächten herzlich seien.
das Bündnis mit England werdestärker mit seinem
unehmenden Alter. Er hoffe, neue Verträge mit allen Mächten
hne Schwierigkeiten zum Abschluß zu bringen. Die gegen—
värtige Finanzpolitik werde fortgesetzt. Die Rüstungs—
gauggaben würden auf das durchaus Notwendige be⸗
chränkt werden. (Tel.)
Heer und Flotte.
W. Berlin, 21. Jan. Konteradmiral von Krosigk, zweiter
Idmiral des ersten Geschwaders, wurde zum Nachfolger des
erstorbenen Chefs des Kreuzergeschwaders ernannt. Mit seiner
ztellvertretung bis zu seiner Ankunft in Ostasien, wurde der
Kommandant von „Scharnhorst“, Kapitän zur See Kraft,
zeauftragt. Kapitän zur See Zimmermann, Kommandant der
ersten Werftdivision, wurde unter Zuteilung zur Marinestation
»er Nordsee mit der Wahrnehmung des zweiten Admirals
»es ersten Geschwaders beauftragat. Kapitän zur See Begas,
isher zur Verfügung der Marinestation der Ostsee, wurde
um Kommandeur der ersten Werfid'pvision ernannt
eueste Nachrichten und Telegramme.
W“* Beérlin, 21. Jan. Die Nordd. Allg. 3tg. meldet:
Für die Wiederbesetzung des durch die Pensionierung des
ßrafen Pückler erledigten Posten eines Gesandtenin Socd—
zohm ist der bisherige Gesandte in Belgrad, Wirklicher Ge⸗
emer Rat von Reichenau, als dessen Nachfolger in Belgtad
er bisherige Vortragende Rat im Auswärtigen Amt, Wirk—
echer Legationsrat Freiherr von Griesingen, in Aussicht genom—
nen. Für den durch den Tod des Grafen Götzen sfreigewordenen
dosten eines Gesandten in Hamburg ist der bisherige
sesandte in Oldenburg, HSans Adolf von Bülow, ausersehen.
W. Berlin, 21. Jan. In der Budgeikommission des Ab—
eordnetenhauses erklärte der Landwirtschaftsminister, er hoffe
roch in diesem Jahre ein größeres Projekt fertig zu stellen
ür die Kultivierung fiskalischer Moore in Pommern, Schles—
vig⸗Holjtern und Hannover. Er hosse, daß von der Finanz
ꝛerwaltung das Geld hierfür zur Verfügung gestellt würde.
vVt. Paris, 21. Jan. In der heutigen Ministerrats—
itzung wurde Vizeadmiral Jauréguiberry zum Generalinspel⸗
eur der heimischen Geschwader und Konteradmiral Auvert
um Chef des Generalstabes der Marine ernannt.
WV. Lorient, 21. Jan. Die Miarinebehörden verweiger—
en die Annahme zweier neuer Turbinen für Torpedojäger,
a sich bei der Versuchsfahrt die Maschinen als mangelhaft
ꝛrwiesen.
W. Karlskrona, 21. Jan. Das Torzpedoboot „Thetis“
chleypte heute fruh 2 Uhr das vermißte Torpedoboot „Vesta“
n, welches sadöstlich Fanoe gesunken war. Die „Vesta wurde
nit gebrochener Schraubenwelle und verlorener Schraube an—
getroffen. Sie hatte Sirenen- und Feuersignale gegeben.
W. Tanuger, 21. Jan. Der italienische Gelandte
erlitt einen Schlaganfall. Sein Zustand ist ernst.
Wt. Tokio, 21. Jan. Ministerpräsident Katfura brachte
m Abgeordnetenhause das Budget ein. Die ordentlichen
kinnahmen betragen 492 Millionen Jen, die außerordentlichen
9, die ordentlichen Ausgaben 407, die außerordentlichen 144
MNillionen Jen.
Newunork, 21. Jan. Carnegie hat dem Carnegie-In⸗
titut in Washington abermals 10 Millionen Dollars über—
viesen. Im ganzen hat das Institut nunmehr 25 Millionen
Doslsars von ihm erhalten.
WV. Washington, 21. Jan. Der deutsche Marineattaché
detzmann sprach dem Marineßekretär Mener die Teilnahme der
eutschen Marine an dem Unglücksfsall am 17. Jan. auf der
Delamare“ aus.
Zum Unfall des „U 3.
W. Berhin, 21. Jan. Der Kai'fser hat folgende allerhöchste
Kabinettsorder an das Kommando der Marinestation der Ost—
ee in Kiel gerichtet:
Berlin, Schloß, 20. Januar.
Das Unglück, von welchem das Unterseeboot „U 3“ be—
trofsen worden ist, hat Mich tief bewegt. Mit allen Fa—
nilienangehörigen und näheren Kameraden der eingesklosse—
en Offiziere und Mannschaften empfand Ich die bangen
Ztunden mit, die vergingen, bevor die Rettung gelang oden
zewißheit über das Schidsal der leider nicht mehr zu Retten
en geschaffen war. Ich beklage innig den Tod dieser drei
apferen Männer, die als ein erneuter Beweis für den in Meiner
Narine herrschenden Geist bis zum letzten Augenblick, die
Rffiziere immer voran, ihre Pflicht getan haben.
Sie sind nicht umsonst gestorben, Ehre ihrem Andenken!
Mit großer Genugtuung hat es Mich erfüllt zu hören, mit
velcher Tatkrast die Rettungsarbeiten in Angriff genommen
ind durchgeführt worden sind. Allen Beteiligten spreche Ich
aför Meinen kaiserlichen Dank aus und behalte Mir be—
ondere Belohnungen für Offiziere und Miannschaften vor, die
Helegenheit fanden, sich bei den Rettungsarbeiten persönlich
uszuzeichnen. Zu den glüdlich Geretteten wie zu allen An⸗
ehörigen der Unterseebootswafse aber habe ich Vertrauen, daß
e unbeirrt durch das Unglück auf „U 3“, dessen Wieder—
ehr für die Zukunft auszuschließen, unzweifelhaft gelingen
bird. mit gleichem Eifer und Mut wie bisher ihren wichtigen
dienst tun werden. (gez. Wilhelm J. R.
W. Verlin, 21. Jan. Heute mittas gegen 2 Uhr fsand
e Ueberführung des verunglückten Leutnants zur See Kalbe
om Lehrter Bahnhof nach der Leichenhalle des Dreifaltig-
ettstirchhofes in der Bergmannstraße statt. Es hatten sich
u dieser Zeit die Angehörigen des Verstorbenen auf der
Rampe des Bahnhofes eingefunden. Ein Wagen über un
über mit Kränzen bedeckt. folgte dem Sarge. Unter de
Kränzen leuchtete ein weihes Kreuz,das Prinz Sein
r ich gestiftet hatte, hervor. Morgen nachmittag 3 Uhr finde
in der Leichenhalle des Dreifaltigkeitskirchhofes eine Trauerfeie
statt, an die sich die Beerdigungsfeier anschließen wird.
We Berlin, 21. Jan. An den Prinzen Heinrich vor
Preußen sandten anläßlich des Unfalls des Unterseeboote:
„U 39 die nachstehenden Fürstlichkeiten Beileidstele,
nramme: der Kaiser und die Kaiserin von Rußland, de
Broßherzog von Hessen, der Herzog und die Herzogin dvor
Glücksbura, Prinz Waldemar von Dänemark und der Herzog
von Genua. Bei dem Staatssekretär des Reichsmarineamt
ist folgendes Telegramm aus Karlsruhe eingelaufen: Es lieg
mir am Herzen, Ihnen auszusprechen, welch warme Anteij
nahme an dem schweren Verlust ich nehme, den die Marin
durch den Tod dreier Angehöriger, darunter zwei Seeosfft
ziere, erlitten hat, die das Opfer ihrer treuen Pflichterfüllung
wurden. Friedrich, Großherzog von Baden.
W* Kiel, 21. Jan. Für die drei Opfer des Untersechboote—
„U 3“ wurden drei Kränze übersandt mit der Aufschrift
In tiefstem Schmerz und Mitgefühl gewidmet von den auslän
schen Marineattachés in Berlin.
Die Wertzuwachssteuer.
W* Berlkin, 21. Jan. Die Norddeutsche Allgemeine Ztg
schreibt: Der Reichstag beschäftigte sich in der letzten Woche mi
der Wertzuwachssteuer. Die Vorlage wurde bis zum 8 41
zrledigt. Die Fülle der Verbesserungsbestrebungen in der
drei Kommissionslesungen führte auch in den Plenarverhand
lungen zu zahlreichen neuen Anträgen materieller und for
neller Art. Leider ist noch in der letzten Sitzung ein ernster
zwiespalt wegen der Steuerfreiheit der Landesfürsten zutage
etreten. Vom Bundesratstische wurden die schweren staats
echtlichen Bedenken gegen die von der Kommission beschlossen
Abänderung der Vorlage nachdrücklich hervorgehoben. Es is
Aufgabe der dritten Lesung, dieles Hindernis zu beseitigen
Uebrig bleibt für die Schlußverhandlung in zweiter Lesung
zie bedeutsame Frage des finanziellen Zwecks des Gesetzes
owie des Verhältnisses von Umsatz und Zuwachssteuer in der
Deffentlichkeit. Die im Reichstag vorgebrachten Bedenken und
Meinungsverschiedenheiten betrafen im wesentlichen das Prin—
ip der Technik der Zuwachssteuer selbst. Nachdem diese ir
ausführlicher Verhandlung ausgetragen sind, ist zu hoffen, daß
der letzte und wichtigste Punkt, die Deckung des finan
ziellen Bedarfes, die Würdigung findet, welche ihm für di
gefamte Etatsgebarung der nächsten Jahre und damit für di—
Entwickelung unserer Finanzen zukommt.
Vt. Berlin, 21. Jan. Der königliche Schauspieler und
Lehrer der Schauspiellunst, Heinrich Oberländer, wurd
zum Professor ernannt.
W. Berkin, 21. Jan. In der Schwurgerichtssitzung, in der
iber die Moabiter Unruhen verhandelt wurde, kam es während
des Plädoyers des Verteidigers Rosenfeld zu einem Zwi—
schenfall, als er davon sprach, daß während der ganzen
Verhandlung die Polizei neben den Angeklagten gesessen habe.
Die Polizei habe viel getan, um aus einem harmlosen groben
Unfug grohe Ausschreitungen zu machen. Der Vorsitzende anm
die Bemerkung. Die übrigen Verteidiger verwahrten sich gegen
derartige Unkerbrechungen, die geeignet seien, die Verteidigung
zu beschränken. Auf Gerichtsbeschluß wurden solche Unter—
hrechungen für zulässig erklärt.
W* Berlin, 21. Jan. In der Depositenkasse der Com—
merz⸗ und Diskontobank in der Chausseestraße wurden ver—
mutlich durch einen Angestellten: durch Quittungsfälschungen
Unterschlagungen in Höhe von 35 000 Mark begangen
W. Berlin, 21. Jan. Ein 52jähriger aus München-Glad—
bach gebürtiger Buchhalter einer hiesigen Getreidegroßhand
lung ist Aber See entflohen, nachdem er im Laufe der Jahrt
für kostspielzge Passionen 54000 Muunterschlagen hatte.
Wt. Sanmnover, 21. Jan. Der Arbeiter Wilhelm
Fischer gab im heutigen Verhör durch den Untersuchungs
richter der 19. Division auch diesem gegenüber die Erklärunt
ab, daß er mit dem Mord an dem Rittmeister v. Krosig
richts zu tun habe. Die Untersuchung gegen Fischer durch die
Militärbehötrde wurde besonders deshalb fortgesetzt, weil fich
Verdachtsmomente ergeben, daß er eventuell als Mitwilse;
der Tat in Frage kommen könnte.
W. Luda (Sachsen⸗Altenburg), 21. Jan. Die gesamte Be—
leaschaft der Grube Ramsdorf ist gestern in den Ausstand
getreten.
Wt. Londen, 21. Jan. Nach einer Meldung aus Goobt
ist der Dampfer „Liberty“, nach Hamburg bestimmt, Don
nerstag Nacht auf Bloctoftsand gestrandet.
Wi. Narmoulhh, 21. Jan. Ter Dampfer „Lincoln'
ist auf der Reise von Antwerpen nach Grimsby bei Has
borough-Sand gestrandet. 18 Paslsagiere wurden heut
morgen durch das Rettungsboot „Wintortou“ an Land ge
bracht. Das Schiff wurde heute nachmittag wieder flott
Wt. Vort Said, 21. Jan. Der deutsche Dampfer „Neu en—
fels“ setzte, nachdem sein Led gedichtet war, die Reise vor
Suez fort.
Wi. Tschata, 21. Jan. Seit Beginn der Pestepidemi
bis zum 20. Januar sind innerhalb der Mandschurei 831 Chi—
nesen und 25 Europäer erkrankt. 821 Chinesen und 29 Europäe
sind gestorben.
— — ——
Wie aus Trier gemeldet wird, hat der Rendant Mülle,
in der Kreissparkasse in Zell a. d. Mosel dem Staatsanwal
ressanden, 30000 Mark unterschlagen zu haben
das Defizit wurde bei der Untersucheung gegen den mit 25 OM
Mart geflüchteten Gegenbugsüheer Johannes festgestellt.
Eine russische Schmuggierin, die bei Stralkowo le—
zitimationslose Räckwanderer aus Amerika heimlich üũber die
Frenze bringen wollte, wurde, wie der Graudenzer Ge
ehlige berichtet, von einer russischen Grenzpatrouille über
rascht und erschossen, während sich die übrigen Persone;
auf die preußische Seite flüchteten.
Gräfin Tarnows?ka ist Donnerstag aus dem Zucht
haus in Venedig noch Mailand übergeführt worden
um dort operiert zu werden.
Im Opernhause zu Hamilton in Kanadabrach wahrent
eines orientalischen Tanzes die Klinge eines Sch wertes
das ein Sänger schwang, flog ins Varkett und durchbohrt«
einem Zuschauer den Kopf. Eine Panik wurde nu
dadurch verhütet, daßz das Orchester weiter spielte.
Auf der Newyorker Untergrundbahn ariff —
Neger, weil er gedrängt worden war, die Vassagiere mit einen
langen Messer an und verwundete wei.