Full text: Lübeckische Anzeigen 1911 (1911)

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Ausgabe A. 
Taaesbericht. 
Lubeck, 11. August. 
Maul⸗ und Klauenseuche und hühnerjagdd. 
Ein gelegentlicher hiesiger Mitarbeiter teilt uns hierzu 
solgendes mit: 
Die Maul⸗ und Klauenseuche greift immer mehr um sich. 
Ein Gehöft nach dem anderen wird von ihr ergriffen, trotz 
aller Gegenmaßregeln, die von seiten der Tierärzte und Be⸗ 
hörden ergriffen werden. Diese fast unnötig erscheinenden 
Vorschriften lasten schwer auf der Landwirtschaft, die allein 
durch die Seuche Unsummen an Werten verliert. Die Ueber—⸗ 
tragbarkeit muß also eine derartig weitgehende sein, daß der 
Seuche durch die bisherigen strengen Maßnahmen nicht Halt 
geboten werden konnte. 
Nun kommt der Erlaß der Behörden in allen Blättern 
und für alle Gegenden: „Die Hühnerjagd ist an dem und 
dem Tage eröffnet.“ Sind mit dieser Bekanntmachung nicht 
sämtliche bisher von der Landwirtschaft getragenen Lasten 
zur Unterdrückung der Seuche ein Schlag ins Wasser? Wird mit 
bdieser Jagd nicht der bequemsten Uebertragung Tor und Tür 
deöffnet? Wer Hühnerjagd kennt, wird unumwunden im vollsten 
Maße zustimmen und mit mir das Verlangen stellen, die 
zZühnerjagd in genügend großen Gebieten zu verbieten und auch 
außerhalb derselben nur unter Vorsichtsmaßregeln zu gestatten. 
Das ganze Landgebiet wird wohl bei keiner Gelegenheit 
Koppel für Koppel so durchstreift und abgesucht, wie gerade 
bei der Hühnerjagd. Der Jäger und noch weniger der Hund 
kehren sich nicht im geringsten an verseuchte und nicht verseuchte 
Ländereien: die Jaod geht, wie dies ja nicht anders möglich 
ist, über Weiden und Aecker querfeldein und muß so die 
bequemste Uebertragung der Seuche ermöglichen. Eingehende 
Begründungen kann ich mir ersparen. Es tritt eben jetzt der 
Fall ein, daß Maßregeln auch anderen Veranstaltungen auf⸗ 
erlegt werden müssen, die die Landwirte gezwungen sind, 
trotz des fraglichen Erfolges schon lange zu tragen. 
Es ist daher das Verbot der Hühnerjagd eine notwendige 
Folge aller bisher erlassenen Schutzmaßregeln und müßte ovn 
den Landwirtschaftskammern gefordert werden. 
Sein 28iähriges Dienstjubiläum beging am 1. Aug. 
der Kirchendiener an der St. Jakobikirche H. Paritong. Der 
Jubilar wurde durch Ueberreichung eines Geldgeschenkes seitens 
des Kirchenvorstandes sowie der Verdienstmedaille des Senats 
geehrt. Ferner gingen noch zahlreiche Glückwünsche und Ge— 
schenke aus Bekanntenkreisen ein. 
DB. Delegiertentag ehemaliger China⸗und Afrikaldämpfer 
Deutichlands in Nürnberg am 5. August 1911. Am Sonn⸗ 
abend, dem 5. August 1911, nachmittags 2 Uhr, sanden die 
Beratungen der Vereinigung ehemaliger China- und Afrika— 
fämpfer Deutschlands unter dem Vorsitz des Reichstagsabgeord⸗ 
meten Dr. Arning im Restaurant „Rosenow“ in Nürnberg statt. 
Vertreten waren 54 Städte. Der Verein ehemaliger China— 
und Afrikakrieger für Lübeck und Umgegend war durch seinen 
ersten und zweiten Vorsitzenden, den Kameraden Haase und 
Echoldt. vertreten. Hauptsache der Beratungen waren feste 
Zusammenschlüsse der Vereine, Pflege der Kameradschaft, so— 
wie Anschluß mit dem Kolonialkriegerdank in Berlin. Nach 
lebhasten Debatten nahm Kamerad Echoldt-Lübeck das Wort 
zu einer unter lautem Bravo der Versammelten gehaltenen 
Rede, in der er es für notwendig hielt, einen Anschluß mit 
dem Kolonialkriegerdank anzubahnen, welches dann auch ein⸗ 
stimmig angenommen wurde. Sodann wurde eine sieben—⸗ 
gliedrige Kommission unter dem Vorsitz des Dr. Arning ge— 
wählt, um die Verhandlungen mit dem Kolonialkriegerdank 
aufzunehmen. Für den nächsten 7. Delegiertentag 1912 hatten 
fünf Städte gebeten, den nächsten Delegiertentaz in ihrer 
Stadt abzuhalten. Aber auf Antrag des Kameraden Haase— 
Lübeck, welcher seinen Antrag in sachlicher Art begründete, 
wurde der nächste Delegiertentag unter Zurückziehung sämtlicher 
anderer Anträge einstimmig nach Lübec verlegt. Hierauf 
wurde Sr. Magnifizenz Herrn Bürgermeister Eschenburg in Lübedck 
Meldung erstattet, worauf dann ein Telegramm mit den 
Worten: „19812 in Lübed herzlich willkommen!“ von Sr. 
Magnifizenz Herrn Bürgermeister Eschenburg einging, welches 
bei der Sonntagsnachmittagszusammenkunft vom Vorstand der 
Vereinigung mit einem Hoch auf den Senat der freien Hanse— 
tadt Lübeck verlesen wurde. Somit wird der nächste Delegierten— 
tag der Vereinigung ehemaliger China⸗ und Afrikakämpfer mit 
dem Kolonialkriegerdank Berlin im Juni 1912 in Lübed tagen, 
wozu auch die Fahnenweihe des Vereins ehemaliger China— 
und Afrikakrieger für Lübech und Umgegend geplant ist. Der 
Vorsland der Vereinigung ehemaliger China- und Afrika— 
kämpfer setzt sich aus folgenden Kameraden zusammen: 1. Vor— 
sitzender Reichstagsabgeordneter Dr. Arning, Hannover, 2. Vor— 
iitzender Dr. Schwartz, Frankfurt a. M., J. Schriftführer Post— 
Vsistent Kordes, Hannover, 1. Kassenführer Magistratsassistent 
Kroher, Nürnberg, 1. Beisitzer Kaufmann Echkholdt, Lübech, 
2. Beisitzer Mards, Berlin, Kassenredisor Haase, Lübed. 
ZJreiherr Karl Friedrich Drais von Sauerbronn. Zu 
dem in Nr. 399 der Lüb. Anzeigen im Feuilleton über den— 
selben Berichteten teilt uns Herr Oberamtsrichter Dr. Funk 
mit, daß er im Dezember 1816 der hiesigen Gesellschaft zur 
Beförderung gemeinnütziger Tätigkeit von Freiburg i. B. 
aus Mitlteilung gemacht hat über acht neue von ihm ge— 
machte Erfindungen, nämlich: „ein Wagen, der ohne Pferde 
läuft“, „eine neue Methode der Schnellschrift“, „eine sehr 
hute und schnell zu schreibende Geheimschrift“, „eine wohlfeile 
und zwecdmäßige Tauchermaschine“, „eine neue Schießmaschine“, 
„eine neue Maschine, wodurch Phantasien auf dem Klavier sich 
zugleich in Noten aufschreiben“, „ein Erhöhungs-Perspektiv“, 
„eine Verwandlungsmaschine zum Gebrauch beim Rechnen, 
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ihm in Verbindung getreten. 
Der Ballon „Lübeck“ machte am gestrigen Donnerstage 
einen Aufstieg von der Neuengammer Erdgasquelle aus unter 
Führung des Herrn Baron von Pohl, Hämburg. Der Auf— 
stieg erfolgte um 104 Uhr vormittags und die glatte Landung 
vald nach 2 Uhr nachmittaas unweit Bremerhaven 
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Freitag, den U. Auqust 1911. 
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Moraqgen⸗Blatt Nr. 402. 
D Bornholm⸗Fahrt des Dampfers, Linnea“. Die Fahrt 
des D. Linnea“ nach der Insel Bornholm erfreute sich eines 
rußerordentlich großen Zuspruchs, sodaß einige Anmeldungen 
nicht mehr berücksichtigt werden konnten. Am 8. August 
nachmittags 6 Uhr fuhren die Teilnehmer bei herrlichstem 
Wetter von Lübeck ab nach Travemünde und auch dort wurden 
noch einige Fahrgäste an Bord genommen. Eine leichte 
Brise machte die Fahrt bei der herrschenden Hitze zu einer 
recht angenehmen. Um 8 Uhr wurde Travemünde verlassen 
uind nun ging es mit Volldampf Bornholm eitgezen. Gegen 
) Uhr, nachdem der Magen bereis ganz erheblich sein Recht 
zeanspruchte, wurde an der auf dem Achterdeck gedeckten Tafel 
nit großem Appetit der kmurrend: Gesele zum Schweigen ge 
zracht. Der Wind hatie sich i z vischen gelegt, die Sonne war 
im Horizont verschwunden und in malerischer Pracht beleuch— 
ete der Mond die spiegelglatte Fuut. Das Land war am 
Horizont vollkommen in der Dämmerung verschwunden und 
nir die einzelnen Leuchtfeuer liehen erkennen, wo dieselben 
uu suchen waren. Besonders wickungsvoll waren die Strand- 
ichter, welche, soweit es sich beucieilen ließ, zu Vrunshaupten 
ehören muß'en. Es war ein zanz wundervoller Abend und 
rst zu sehr später Stunde entschloß man sich, die Kabinen 
distzusuchen. Eon ganz früh am nächsten Morgen ver 
ammelte sich ein großer Teil der Fahrgäste wieder an Deck 
im die herrliche Fahrt voll genießen zu können. Die See 
bar inzwischen durch eine. leichte Brise wieder lebhaft ge— 
zorden, so da die Fahrt auch am Morgen wiederum ihre 
euen Reize hatte. Allmählich tauchte auch, einer Wolke gleich, 
zornholm am Horizonte auf und nahm beim Näherkommen immer 
reifbarere Formen an. Um 9 Uhr ließ der Dampfer vor 
zammerhafen den Anker fallen. Da aber die Ankunft der 
Linnea“ scheinbar nach Hammerhasen nicht gemeldet war, so 
vurden die Teilnehmer erst auf eine Geduldsprobe gestellt, 
»enn es schien fast, als ob das inzwischen an den Dampfer 
ekommene Motorboot die Fahrgäste nicht an Land bringen 
bollte. Aber auch diese Geduldsprobe erreichte ihr Ende, 
denn nach einiçer Zeit erschien das Molorboot wieder und nun 
vurden die Fahrgäste an Land befördert. Leider waren keine 
Fuhrwerke in Hammerhafen anwesend, so daß ein Teil der 
Fahrgäste den Weg nach Sandvich zu Fuß machte, während ein 
inderer Teil auf die inzwischen telephonisch bestellten Wagen 
vartete. Hierdurch kamen natürlich die Gruppen auseinander. 
inzelne blieben in Sandvich, andere in Allingen, noch andere 
aber fuhren gleich weiter nach dem von den Anwohnern als 
schönsten Teil bezeichneten Helligdommen. Wenngleich die Sonneé 
es ganz besonders gut meinte und der Staub auch die Wege recht 
lästig empfinden ließ, so war man doch reichlich entschädigt von 
»er landschaftlichen Schönheit, die Bornholm aufzuweisen hat 
ind es dürften recht viele interessante Aufnahmen von ver— 
chiedenen, mit Apparaten versehenen Fahrtteilnehmern gemacht 
ein. Besonders auch in bezug auf das Badeleben, welches auf 
Zornholm ganz ungeniert ist. Es werden die einzelnen Felsen 
ind Klippen als Badehütten benutzt, denn Hütten oder Bade 
arren sind auf Bornholm kaum zu finden. Gegen Mittag 
'and sich der größte Teil der Reisegesellschaft in Helligdommen 
vieder zusammen und niemand wird die Unbequemlichkeit der 
Wagenfahrt dorthin bereut haben. Die Fels⸗ und Klippen⸗ 
dildung ist eine ganz reizvolle und da der etwa zweistündige 
Rückweg sich so ziemlich an der Küste hinzog, welche gerade an 
diesem nördlichen Teil der Insel felsig und romantisch ist, so 
boten sich immer neue landschaftliche Schönheiten dem entzückten 
Blick. Das Motorboot, welches die Fahrgäste zum Dampfer 
urückbeförderte, besuchte auf seiner Rückfahrt auch noch eine 
ßrotte, welche sich unterhalb der prachtvollen Ruine Hammershus 
40 Fuß tief in den Felsen hineinzieht. Um 7 Uhr verließ der 
Ddampfer Bornholm, welches sich, von der Abendsonne voll 
veschienen den scheidenden Gästen nochmals in seiner ganzen Schön⸗ 
heit präsentierte, und nur schwer trennte sich der Blick von diesem 
vunderbaren Bilde, welches allen Teilnehmern noch lange im 
zedächtnis bleiben wird. Die Rügsahrt verlief, wie die Hin— 
ahrt bei spiegelglatter See und prachtvollem Vollmondschein. 
der Tag hatte jedoch in seiner Reichhaltigkeit die Fahrtteil— 
iehmer ziemlich ermüdet, so daß die meisten schon rechtzeitig 
hre Kabinen aufsuchten. Als der Dampfer am Donnerstag 
morgen gegen 8 Uhr wieder in Travemünde anlangte, waren 
iich alle Teilnehmer darin einig, daß die Fahrt vollauf allen 
krwartungen entsprochen habe und daß diese auf dem Dampfer 
bie auf Bornholm verlebten Stunden für alle recht angenehme 
ind erholungsreiche gewesen sind. Nicht unerwähnt soll bleiben, 
daß der Aufenthalt auf Bornholm genau auf den Ehrentag 
iel, den die Lübecker Seemacht vor 400 Jahren bei 
bornholm zu verzeichnen hatte. Am 9. Auqgust 1511 
nsochten die Lübecker bei Bornholm einen glänzenden Sieg 
gjegen die Dänen. Leider war diese Tatsache nicht früh genug 
»ekannt und hätte dieselbe gewiß noch zur Erhöhung der Fest— 
timmung dieser Fahrt beigetragen. Alles in allem kann man 
der Reederei und Herrn Kapitän Dahlberg, welche diese Fahrt 
oeranstalteten, für dieselbe herzlichtt danken. Möge der Anklang, 
den diese Fahrt gefunden hat, die Veranlassung sein, daß noch 
oft derartige Fahrten von Lübedk veranstaltet werden. An 
Fahrgästen zu denselben dürfte es dann wohl kaum fehlen. 
Deutjscher Verein für üffen liche Gesundheitspflege. Die 
diesiährige Jahresverammlung wird vom 13. -16. September 
in Dresden stattfinden. Folgende Verhandlungsgegenstände 
iind in Aussicht genommen: 1. Die Ergebnisse der letzten 
Städtebauausstellungen für die öffentliche Gesundheitspflege 
Referent: Landesbaurat a. D. C. Rehorst, Beigeordneter 
der Stadt Köln. 2. Die Bekämpfung der Infektionskrank⸗ 
heiten auf Grund neuerer wissenschaftlicher Forschungen. Ref.: 
Prof. Dr. Lentz-Berlin. 3. Die Bedeutung der Zahnnflege 
in den Schulen. Reserent: Geh. Obermedizinalrat Prof. Dr. 
Nirchner⸗RPorslin 
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Ver giftungen durch Aalblut. Forschungen des Dr. Stein⸗ 
dorff in Berlin haben ergeben, dah in vielen Fällen Frauen, 
denen in der Küche beim Ausnehmen eines Aales, oder 
Verkäuferinnen, denen beim Aalschlachten einige Tropfen Aal—- 
bhut ins Gesicht spritzten, an Entzündungen der Augen-⸗ 
bindehaut erkrankten. In einigen Fällen stellten sich auch 
allgemeine Vergiftungserscheinungen ein. Die Fälle verlefen 
zwar stets günstig, doch ist beim Zurechtmachen von Aalen 
immerhin Vorsicht geboten. 
Hitze und Kindersterblichkeit. Eine auffallende Steige⸗ 
rung der Sterblichkeit hat nach dem letzten statistischen Aus—⸗ 
weis die Hitze bei uns in Deutschland im Gefolge gehabt. 
Besonders die Säulingssterblichkeit ist rapide angewachsen. 
So starben in der letzten Juliwoche in Berlin 106 Säug— 
singe, in Köln 138, Dortmund 55, Duisburg 66, Düsseldorfß 
68, Hamburg 44, Leipzig sogar 134. Dieselbe Folgewirkung 
hat die Hitze auch in Varis gezeitigt. Die Sterblichkeit hat 
in so außerordentlich hohem Maße zugenommen, daß die 
Angestellten der Leichenbestattung mit dem Ausstand drohen,. 
da sie sich mit der Arbeit überlastet fühlen. Die Hitze zeigt 
sich namentlich mörderisch bei Kindern bis zu zwei Jahren, 
von denen täglich 604 bis 95 sterben Verdorbene Milch 
soll die hauptsächlichste Ursache der Kinder— 
tterblich keit sein. Den bedauernswerten Kindern fehlt 
die natürliche Nahrung, deshalb fallen sie dem Brechdurch⸗ 
fall zum Opfer. Mit der Flasche und mit sog. Nähr— 
mitteln erzogene Kinder sind bei der Hitze viel mehr 
gefährdet, als solche, die die natürliche Nahb— 
rung erhalten. 
Sitze und Dürre vor 400 Jahren. Die Bremer Nach— 
richten teilen folgendes mit: Die jetzige ungeheure Hitze— 
periode weckt die Erinnerung an frühere Zeiten, wo eben⸗ 
falls abnorme Witterungsverhältnisse herrschten, und die 
Menschen noch weit mehr wie heute unter ihr und ihren 
Folgen zuu leiden hatten. Gerade vor 400 Jahren war eine 
solche Zeit, und die Chronisten wissen darüber Erschreckliches 
zu berichten. „1509 ist ein so heißer Sommer gewesen, daß die 
Wasser gar klein geworden und etliche Bäche ausgetrodnet, 
durch die Elbe hat man an vielen Orten fahren können. 
Im Anfang 1514 war eine unerhörte kalte Zeit und der Frost 
war so grimmig, dan vielen Menschen zu Wasser und zu 
Lande die Zehen von den Füßen abgefroren. Den Sommei 
darauf ist Dürre und Hitze çewesen, der Herbst naß und sucht. 
Weizen und andere Früchte sind sehr ausgeblieben, der 
Wein hat nicht können reif werden, und was davon fortcçe— 
kommen, hat keinen Geschmack gehabt, ist sauer geworden. 
Stroh, Butter, Käse, Rüben, Möhren, Zwiebeln ist sehr teuer 
und übel zu bedommen gewesen. Aber der fol ende Winter 
ist so linde und warm gewesen, dah die Früchte so auf 
den Acckern verdorben, al'o hernach gewachsen, dah das Vieh 
schier bis um Weihnachten daran Futter gehabt. Auch 1515 ist 
eine große Hitze und Dürre gewesen, daher großer Mangel am 
ganzen Gewächs verursacht und große Teuerung erfolgt ist.“ — 
Die Wetterkundigen prophezeien ja eine Rihe heiker Sommer, 
von denen 1911 der erste und heißeste ein soll. Es schein 
alo getade vor 400 Jahren eine ähnliche Witterungsperiode 
geherrscht zu haben. 
Die Wasserwaãrme in den städtischen Badeanstalten betrug 
am 10. August: im Krähenteich 241/23 Grad Celsius, auf dem 
Falkendamm 25 Grad Celsius. 
b. Stadthallenheater. Aus der Theaterkanzlei schreibt man 
uns: Heute, Freitag, findet bestimmt die Uraufführung von 
„Die ideale Forderung“ statt, zu der mehrere bekannte 
Theaterleiter ihre Anwesenheit zugesagt haben, und am Sonn⸗ 
abend wird als volkstümlicher Operettenabend „Don Cesar“ 
von Rud. Dellinger letztmalig zur Wiederholung gelangen. 
Die Preise sind auf 75 und 50 Pfg. ermähigt. Trotz der 
anhaltenden Hitze ist der Aufenthalt in den selten kühlen 
Räumen der Stadthalle ein äußerst angenehmer zu nennen, 
auch bietet der herrlich am Wasser gelegene Garten in den 
Zwischenakten eine schöne Erholung; wir sind überzeugt, wenn 
diese Tatsachen mehr bekannt, würden sie wesentlich zum Be— 
iuch der Vorstellungen beitragen. — Es ist der Direktion ge— 
iungen, das Elite-Ballett-Ensemble „Excelsior“ unter Leitung 
der Ballettmeisterin der Kgl. Niederländischen Oper, Frl. 
Marianne Kunschmann, welches sich auf der Durchreise nach 
Kopenhagen befindet, für Sonntag und Montag zum Gastspiel 
zu gewinnen. Wo das Ensemble bisher aufgetreten ist, ent⸗ 
zückten die 8 jungen Damen durch ihre duftigen, farben⸗ 
prächtigen Kostüme, durch die Anmut und Grazie ihret 
Bewegungen die Augen der Zuschauer. Es sind nur diese zwei 
Gastspiele zu ermzglichen 
b. Die Büchersendungen für eine Bücherei in den dentscher 
Kolonien haben erfreulicherweise ein gutes Resultat gezeitigt. 
Das Ordnen wird jetzt in Angriff genommen. Sollten sich 
Freunde der guten Sache bereit finden, noch Bücher zu stiften, 
io wäre es sehr wünschenswert, wenn einige Lüchen in der 
Klassikerliste gefüllt würden (Freytag, Hebbel). Im In. 
seratenteil dieser Zeitung spricht der Frauenbund der deut—⸗ 
schen Kolonialgesellschaft seinen besonderen Dank für di 
Unterstützung des Unternehmens aus. 
Schleswig⸗ Hohstein. 
Altona; 11. Aug. Unter den Geschäftsleuten 
der Nahrungsmittelbranche Gäcern, Schlachtern 
Kolonialwarenhändlern, Grünwarenhänd ern), hier, ist eine Be— 
wegung im Gange, die über die ganze Provinz ausgedehn! 
werden soll. Der Regierungspräsident soll gebesen werden, aud 
in den Wintermonaten an Sonn⸗ und Festtazen das Offen 
halten der Verkaufslokale nur bis 2 Uhr nachmittags zu ge 
statten. Die Geschäftsleuute erklären, daft die S'unde von 2 
bis 3 Uhr für sie ohne jede Bedeutung ist, da in dieser Zeit 
fast gar keine Käuffer mehr kommen. Die Handelskammer sowie 
die Detaillistenvereine sind gebeten, die Bestrebungen zu un⸗ 
terstütßen 
Durch den Arbeitsnachweis des Arbeitgeber⸗Verbandes 
für das Baugewerbe zu Lübeck wurden im Monat Juli 73 
Personen in Arbeit gestellt. Hiervon befanden sich im Alter 
don unter 21 Jahren 8 Personen, von 21 -30 Jahren 24 
Bersonen, von 31 -40 Jahren 17 Personen, von 41 -50 Jahren 
i6 Personen, von 51-60 Jahren 6 Personen, von 61-70 
Jahren 8 Personen. Alle Eingestellten wohnten schon längeres 
Zeit bier in Lübeck oder in dessen nächster Umgegenn
	        
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