Full text: Lübeckische Anzeigen 1911 (1911)

und den Speichelausfluk einzudämmen. Dies bewirkt in über— 
raschender Weise der Gerbstoff durch seine ihm anhaftenden 
Figenschaften, denn bei sachgemäher Anwendung überzieht er 
die Zunçe mit einer neuen Haut, macht das Maul hart und 
trocknet die entstandenen Bläschen. Den Speichel zersetzt er 
und beseitigt dadurch die Anstechun szefahr. Außerdem heilen 
die bei den Kühen am Euter durch das Mellen verur'ach!en 
Risse schnell aus und verhindern das Hinzukommen von 
Milchfieber. durch das in den meisten Fällen die Tiere ein— 
gehen. Eben'o werden durch ihn schnell die brandigen Ent— 
ündamngen und Wundstellen an den Klauen be'eitigt, wo— 
burch dem Vieh die frühere unbehinderte Fortbewegungs 
fleiheit wiedergegeben wird. Die Gerbstofflöo ungen sind teils 
in flassigem und teils in festem Zuslande käuflich. Bei An— 
wendumg des flüssigen Extraktes erhält das erkrankte Tier 
täglich einen Eßlöffel voll. Euter und Zitzen sind ebenfalls 
durch Einreiben zu behandeln, eben'o die Klauen. Bereits 
nach vier bis sechs Tagen ist in den allermeisten Fällen 
eine völlige Heihumg erzielt worden, und zwar beläuft sich 
die Zahl der behandelten Tiere auf etwa 800. Die Kolten 
sind minimal; sie stellen sich auf ca. 80 Pfa. pro Großvieh— 
S Lachswehr⸗Konzert. Das gestrige (Mittwochs⸗) Konzert 
n diesem allbeliebten und reizenden Gartenlokal an der 
Trave hatte viele Hunderte von Besuchern hinausgelockt, die 
an dem wunderbar schönen und angenehm kühlen Sommer⸗ 
abend den Klängen der Regimentskapelle unserer 162er unter 
Leitung des Herrn Obermusikmeisters Clausnitzer mit vieler 
Andacht lauschten. Die Lachswehr-Konzerte sind diesen Sommer 
vom schönsten Wetter begünstigt. Das lange, aber inter— 
essante Progranm des Konzerts, das um s Uhr nach— 
mittags beginnt und um 11 Uhr erst sein Ende 
rreicht, wurde infolge des lebhaften Beifalls durch za hl— 
reiche ERtranummernbereichert, die die Hörer eben—⸗ 
falls mit Dank und Beifall entgegennahmen. Der Besuch 
der Lachswehr durfte sich noch mehr steigern, sobald die 
neue Straßenbahnlinie nach Moisling in Betrieb genommen 
ist, da dann die Besucher von der Haltestelle Ecke Finken— 
jttraße—Moislinger Allee nur wenige Schritte durch 
die Finkenstraße zu machen brauchen, um zur Lachswehr zu 
gelangen. Wir machen die Besucher der Lachswehr-Konzerte 
auf diese neue vorzügliche Verkehrsverbindung schon jetzt auf— 
merksam. 
Sitze und Schulferien. Aus Berlin wird unter dem 
gestrigen Da'um hierzu geschrieben: Die Bestimmungen 
res Kul'usministeriums über den Schulausfall insole 
der Hitze sind heute auf Grund der Verfügcung des Pro— 
vinzialschulkollegiums den Rektoren der Gemeinde— 
schulen und den Leitern der höheren Schulen 
zugegangen. Eine allgemeine Verlängerung der 
Ferien ist dabei nicht in Aussicht genommen. Wenn 
gleich nach Beginn des Unterrichts, alo vom 15. Au ust ab, 
die Hitze nocha nhält, so wird den Direktoren und Reltoren 
das Recht gegeben, auf Grund der Bestimmungen vom 
Jahre 1905 den Unde richt ausfallen zu la sen. Da egen hat 
der Potsdamer Magistrat die Verlängerungl 
der Ferien um eine Wodhche in den städtischen Ge— 
meindeschulen angeordnet und will eine Verlängerung 
der Schalferien bei den höheren Lehranstalten 
ebenfalls in Anregungbringen. 
Die Fortdauer der Hitze. Heute Donnerstag) strahlt 
die Sonne heißer als die Tage zuvor von dem wolkenlosen 
Himmel auf Lübeck und Umgebung hernieder. Schon morgens 
d Uhr zeigte das Thermometer an unserem Geschäftshause im 
Schatten 25 Grad C.. Das Quecdjssilber kletterte schnell höher 
und erreichte um 12 Uhr mittags gar einen Stand von 
262 Grad T. im Schatten und 40 Grad C. in der Sonne, trotzdem 
der Wind aus nordöstlicher Richtung etwas Kühlung brachte. 
— Von fachmännischer Seite wird dem Hamb. Fremdenblatt 
geschrieben, daß diese neue Hitzeperiode wenigstens noch diese 
Woche anhält; in Nordrußland hat sich in diesen Tagen 
eine Menge heißer, trockener Luft angesammelt, die sich nach 
Finnland zu verschiebt, und die auf dem Ozean jerrschenden 
Wirbelwinde an dem Vorrücken nach dem Osten hindert. Im 
Südwesten Europas (Frankreich) hat sich ein neues Hoch— 
drudgebiet gebildet, das sich nach Mitteleuropa vorschiebt. In— 
folgedessen herrschen in Höhen von 4000 bis 6000 m wieder 
heihe Ostwinde. Unter dem Einfluß dieser Hitze nimmt 
die Dürre, über die schon von elsen Seiten geklagt murde, na—⸗ 
türlich au 
—Z — — — 
jein Aeußeres mit heraufführt. Man den'e sich Oedipus 
im Radfahrkostüm, man denke sich Faust im Zylinder! Man 
kann das nicht denken. 
Für die Münchener Pinakothek wurden drei Bilder aus 
Uhedes Nachlak, betitelt Mohrenkönig“, „Waldinneres“ 
und ,Engel“, erworben. Der „Engel“ ist des Meifters 
letzte Arbeit. 
Ein Protest gegen Gräüflingers Brudner-Biographie. Das 
Wiener Fremdenblatt veröffentlicht eine Erklärung, in der 
es uU. a. heißtt: zDie unterzeichnneten Verehrer des Tondichters 
Ahnton Brückner sehen sich hiermit veranlaht, gegen eine 
Veröffentlichumg Stellung zu nehmen, die geeignet ist, das 
Bild des Menschen und Künstlers Anton Brudner zu ent⸗ 
ttellen und die Brucknersche Kunst, deren Anerkennung und 
Verbreitung noch vielfachen Hemmungen unterworfen ist, 
schwer zu schädigen. Es handelt sich um das Buch: z.Anton 
Bruckner, Bausteine zu einer Lebensge'chichte von Franz Gräf— 
linger (Linz), Verlag von R. Piper &K Co., München.“ Das 
Werk, ein unerquidliches Durcheinander von Briefen, Lebens— 
erinneruingen, Zeitungsberichten, inhalts- und belanglosen Aklen 
And dergl., ist von keinem guten Gei'ste beherrscht. Es ent— 
hält zahlreiche Widersprüche und ist auch stilistisch nicht einwand- 
frei. Vor allem aber bringt es ein vollkommen verzerrtes 
Bild von Bruckners men'schlichem und künstlerischem Charakter. 
Der Protest ist u. a. unterzeichnet von: Prof. Rudolf Dittrich, 
k. k. Hoforganist, Schüler Bruckners, Wien: Prof. Camillo 
Horn, Komponist, Schüler Brucdkners, Wien; Ad. Kirchl, Ehren⸗ 
chormeister des Sängerbundes, Komponist. Wien; Dr. 
Ferd. Leutner, Hofrat, k. k. Unirer itätsprofessor, Innsbruck; 
Max von Millenkovich-Morold, k. k. Sektionsrat, Wien; 
Professor Franz Moißl, Tonkünstler, Graz, J. L. Nicodé, 
Kompomast, Langebrück (Sachsen), Siegfr. Ochs, Dirigent 
des „Philh. Chors“, Berlin; Jo'sef Pembaur, Musikdirektor, 
Schüler, Bruckners, Innsbruck; Jo'ef Reiler, Komponist, Di⸗ 
rektor des Mozarteums, Salzburg; Franz Schalk, k. k. Hof—⸗ 
kapellmeister, Schüler Bruckners, Wien; Franz Schaumann, 
. k. Oberlandesgerichtsrat, Ehrenvorstand des Wiener akade⸗ 
mischen Gesangvereins, Obmann des Wierer abkademischen 
Wannervereins, Wien; Martin Spärr, Kapellmeister des 
Wiennen Konzertoereins, Wien. 
Der kommende kalte Winter. Allen jenen Menschen, 
zie unter der großen Hitze zu leiden haben, können wir 
eine erfreuliche Mitteilung machen. Die Badische Zeitung be— 
ich'et aus Neuershausen: Ein seltenes Naturschauspiel konn e 
nan gestern hier beobachten. Ueber hundert Störche hatten 
ich an einem bestimm'en Platze ver ammelt und erhoben sich 
autlos in die Lüfte, um den Flug nach Süden anzutreten 
— einen ganzen Monat früher, als in anderen Jahren. 
—J Leule schließen daraus auf einen nahen und strengen 
inter 
I Ferienstraflammer J. Sitzung vom 9. Aug. Wegen 
betruges im wiederholten Rückfalle ist der Knecht 
Hustav Sü. aus Redingsdorf angeklagt. Sü. erschwindelte sich 
Unfang März d. J. von dem Uhrmacher Relling in Eutin gegen 
ine Anzahlung von 3 Meäeine Uhr unter der falschen Angabe, 
r sei der Sohn des Arbeiters E. in Nathenkuhl und werde 
»en Kaufpreis der Uhr am 15. März begleichen, was jedoch 
zicht geschah. Ferner hat sich Sü. eines weiteren Betruges 
dadurch schuldig gemacht, daß er im April d. J. sich für die 
Zeit vom 1. Mai 1911 bis dahin 1912 bei dem Kronguts— 
zächtet Br. zu Redingsdorf als Knecht vermietete, ein Hand⸗ 
zeld von 3 Meäerhielt und sich bald darauf, nachdem er sich 
nzwischen bereits anderweitig wiederum als Knecht vermietet 
atte, unter Verschweigung dieses Umständes von Br. einen 
Vorschuß von 35 Miauf den mit ihm vereinbarten Lohn zahlen 
ieß, unter der wissentlich falschen Bebauptung, dah er vor An— 
ritt seines DTienstes bei Br. noch einige Einkäufe zu machen 
abe. Gleichzeitig bat er, um den Nichtantritt seines Dienstes 
unächst noch etwas zu verschleiern, ihm zu gestatten, daß er 
einen Tienst eist am 4. Mai antrete, da er, wie er unwahrerweise 
ingab, seinem erkrankten Pflegwater einige Tage Garten—⸗ 
rbeit verrichten wolle. Er trat aber auch am 4. Mai seinen 
Dienst nicht an. Das Gericht erkennt wegen beider Straf— 
aten auf eine Gesamtstrafe von 8 Monaten Gefängnis. — 
Wegen Diebstahls im wiederholten Rückfalle wird vor— 
zeführt aus dem Gefängnisse der Arbeiter Anton Lewandowski 
uus Nawra bei Thorn. Der Angeklagte hat im Laufe dieses 
Sommers einige Zeit bei dem KFöfbesitzer Sy. in Gr.-Meins- 
zorf in Dienst gestanden. Als er von diesem entlassen wurde, 
iahm er einen Sensenbolzen, einen Sensenhammer und eine 
Flöte, die dem mit ihm bei Sy, bedienstet gewesenen Knecht 
Pr. gehörten, an sich, in der Abäscht, sich die Sachen rechts— 
vidrig anzueignen. Le. behauptet zwar, daß er sich zur Mit— 
niahme der Sachen berechtigt gehalten habe, da Pr. ihm 60 Pfg 
ür von ihm an dessen Stiefel gemachte Reparatur schulde. 
zur Erhebung weiterer Beweise wird die Verhandlung ausge— 
etzt. — Berufung eingelegt hat die Staatsanwalt⸗ 
chaft gegen das Urteil des Schöffengerichts zu Eutin vom 
O. Juni d. J. durch das der Klempnermeister Wa. aus Eutin 
ron der Anklage der Hehlerei sreigesprochen worden war. Die 
zerufung wurde verworfen. — Wegen Uebertretung 
»er Wegeordnung — Nichtbeleuchten seines Fuhrwerks 
vährend der Dunkelheit — war der Hufnerssohn Rö. aus D. 
om Schöffengericht Ahrensbök in eine Geldstrafe von 10 M 
erurteilt worden. Angeklagter und Staatsanwaltschaft haben 
zegen dieses Urteil Berufung eingelegt. Auch diese Berufungen 
wurden vom Landgericht verworfen. 
o.· Ein Agent verhaftet. Festgenommen wurde ein Agent 
bon hier, der sich von hiesigen und auswärtigen Firmen 
zrößere Posten Waren auf Kredi‘ verschaffte und die Waren 
wieder unter Preis verschleuderte. — Ferner wurde ein h'er 
Agereister Schneidergeselle aus Hamburg festgenommen, der in 
»er Nacht zum 9. d. M. durch ein offen stehendes Fenster 
eines Hauses der Dornestraße gestiegen ist, und aus dem 
Schlafzimmer eine goldene Uhr mit Kette und ein Vortemon— 
naie gestohlen hatte. 
Hermischtes. 
Doppelraubmord in einem ungarischen Dorfe. In der un ari— 
schen Gemeinde Edeleny wurden der Gastwirt Czeisler und 
eine Frau im Schlafe durch Axthiebe ermordet und die 
Z-chwester Czeislers so schwer verletzt, daß sie im Sterben 
iegt. Ueber die Bluttat berichtet der B. L.A.: Das Ver— 
rechen wurde in der Nacht zum Montag gegen 2 Uhr ausge— 
ührt. Der Täter ist von der Flußseite beim Keller in das 
haus eingedrungen, hat Ziegel entfernt, ist durch ein kleines 
Loch in den Keller gekrochen, und von dort aus drang er durch 
das Schankzimmer in das erste Wohnzimmer ein, wo Czeisler 
chlief. Er tötete Czeisler im Schlaf durch einen einzigen Axi— 
zieb. Auf den Lärm stürzte die im Nebenzimmer schlafende 
Frau Czeislers und die erst seit vier Monaten verheiratete 
i8ijährige Rosa, geborene Deutsch, aus Kovacsvagas in das 
zZimmer. Auch sie wurden von dem Mörder mit zwei Axt— 
ieben niedergestrekct. Die Schwester Czeislers hatte micht mehr 
»ie Zeit, aufzuspringen; sie wurde im Bette niedercçeschlagen. 
Früh um 5 Uhr entdeckle die Frau des Tagelöhners Molnar 
„ie im Blute liegende Frau Czeisler und alarmierte die Nach— 
zarschaft. Es liegt unbedingt ein Raubmord vor. Verwand!e 
Fzeislerts behaupten, daß 900 bis 1000 Kronen im Hause 
varen, die von dem Mörder geraubt wurden. Am Nach— 
nittag traf aus Miskolc der Staatsanwalt Dr. Bulyovsti 
ein, der die Untersuchung leitet. Als die Axt in dem seichten 
Flußbett der Boldva gesunden wurde, zeigte der Staat!san⸗ 
zalt die blutbedeckte Axt den angesammelten Leuten und 
erfprach 400 Kronen demienigen, der über die Herkunft des 
Nordinstruments Aufklärung geben könne. Am Abend wurden 
2 Zigeuner verhaftet, die jedochh ihr Alibi nachweisen konnten. 
Dringend verdächtigt wird der Sohn eines Tischlers, Edmund 
segula. Er wurde von Nagybator, wo er bei seiner 
Zzraut weilte, nach Budapest eskortiert; man fand bei ihm 
2 Kronen, über die er keine Auskunft zu geben vermag. 
da er auch kein Alibi nachweisen kann, blieb er in Haft. 
Die Schwester Czeislers, Ilonk, liegt im Budapester Spital ohne 
zewußtisein. An zwei Stellen ist die Schädeldecke durch Art⸗ 
ziebe zersprengt, außerdem sind die Arme vollständig zer—⸗ 
leischt. Ihr Zustand ist hoffnungslos. — Die Gendarmerie ver—⸗ 
jaftete ferner einen verdächtigen Hirten⸗ deisen Kleidung Blut— 
puren aufwies. 
Der Eisenbahnpräsident Württemberags und die Müll⸗ 
heimer Katastrophe. Der württembergische Eisenbahnpräsident 
von Stieler hat, der Frankfurter Zeitung zufolge, einen 
charfen Erlaß an sämtliche württembergische Eisenbahndienst- 
tellen und Beamte gerichtet, der mit den Worten beginnt: 
„Im Sinblick auf die schreclliche Katastrophe bei Müllheim, 
welche durch den Alkoholmißbrauch eines Loko— 
motivführers herbeigeführt wurde, warne ich vor den 
Folgen des Alkoholmißbrauchs.“ 
Das Befinden des Schutzmanns Hager, der 
zei einem Zusammenstoß mit Einbrechern in der Genthiner Straßze 
n Berlin kürzlich einen Schuß in die Brust erhielt. ist 
eidlich guk; der Patient befidet sich aber immer noch nicht 
rußer Lebensgefahr. Eine Operation wird an Hager voraus⸗ 
ichtlich nicht vorgenommen. 
— — —— 
Neueste Nachrichten und Telegramme. 
Zum Stande der deutsch⸗französischen Verhandlungen. — 
W. Paris, 10. Aug. Der Temps meldet: Der Kolonlal⸗ 
ieamte Vollenhoven, welcher anläßlich der deutsch-französischen 
Zerhandlungen als fachmännischer Beirat Cambons nach 
Berlin entsandt wurde, kehrte zurück. 
Pastor Kraaßtz erhielt einen Verweis. d 
W. Berlin. 10. Aug. Das Konsistorium für die Ptubkæt 
Brandenburg erteilte dem Pfarrer Kraatz von der Luisen⸗ 
irche in Charlottenburg wegen seiner am 23. Juli —F 
jaltenen Rede einen einfachen Verweis. Die Erörterung des' 
Falles Jatho, an welcher die Offiziere des Elisabeth-Regi⸗ 
ments Anstoß genommen hätten, gehöre nicht auf die Kanzel. 
Die Hitze in Berlin und VLondon. 
W. Berlin, 10. Aug. Mit dem gestrigen Tage sind 19 
rufeinanderfolgende Sommertage zu verzeichnen, an denen 
das Thermometer über 25 Grad Celsius gleich 20 Sras 
Reaumur stieg. Eine solche Zahl von aufeinanderfolgenben 
Sommertagen ist seit Beginn der amtlichen Beobachtungen im 
zahre 1848 noch niemals zu verzeichnen gewesen. 
W. London, 10. Aug. So lange es eine Wetterstatistik 
niibt, erreichte gestern die Hitze die nie dagewesene Söhe 
oon 2824 Grad R. 
Deutsche Studenten in Italien. 
W. Genua, 10. Aug. Die deutschen Studenten trafen 
jestern hier ein und' wurden von den Genueser Studenten 
degeistert empfangen. Heute findet zu Ehren der Studenten 
ein von den städtischen Behörden gegebenes Festmahl statt. 
Haifische in der Nordsee? 
W. Vlissingen, 10. Aug. Ein holländischer Lotse will auf 
einer letzten Fahrt durch die Nordsee zahlreiche Haifische 
zesehen haben, die durch die tropische Hitze zu der weiten 
Wanderung veranlaßt wurden. 
Dernburas Verluste beim Brande des Carlton-So els. 
W. London, 10. Aug. Die bei dem Brande im Carlton⸗ 
zʒotel Umgekommene wurde als eite Amerikanerin festgestellte 
Inter den Gästen befand sich der frühere Kolonialstaatssekre⸗ 
är Dernburg, der fast sein ganzes Gepäck verlor und enem 
Mitarbeiter des Standard auf Befragen erklärte: Ich be—⸗ 
vohnte ein Zimmer im dritten Stockwerk und verlor alle 
Anzüge, ausgenommen, den ich trage. Als Alarm gegeben 
vurde, eilte ich auf die Strakße, die voll vein Gästen war,⸗ 
von welchen viele, darunter Damen. nur notdürftigq bekleidet 
varen. 
W. London, 10. Aug. Das Feuer im Carlton⸗Hotel 
var çezen 11 Uhr aLends völ iz gelöscht. In den ausge— 
rannten Räumen wurde eine vercohlte Leiche gefunden. Dreh 
Feuerwehrleute wurden wegen der Ueberanstrengung in dax 
Krankenhaus gebracht, doch ist ihr Zuskand unbedentlich. 
Die Enten emüchte und die Malissorenfrage. 
W. Wien, 10. Aug. Das Fiemdenblatt schreibt: In einen 
Teile der ausländischen Presse wird von gewisser Seite die 
Noachricht verbreitet, die Ententemächte hätten im Verein 9 
Italien der Pforte gegenüber die Malissorenfrage als eine 
nnertürkische Frage bezeichnet und die Aufforderung des bster- 
eichischen Botschafters in Konstantinopel, zu intervenieren, ab- 
gelehnt. Offenbar verfolgt diese Ausstreuung den Zwed,. die 
ibereinstimmende Auffassung der Mächte hinsichtlich der Lagé 
uuf dem Balkan zu trüben. Diese Mache ist schlecht. In den 
etreffenden Meldungen ist nämlich von den Ententemächten, 
ind anderen Mächtegruppen die Rede, während doch bekanntk 
st, daß gegenüber den Ereignissen der letzten Zeit eine der— 
irtige Gruppierung nicht bemerkbar war, sondern ein freund⸗ 
icher Gedankenaustausch sämtlicher Wächte stattgefunden hat. 
ßerade in der Malissorenfrage ging die Aktion der Mächteée 
»on dem Axiom aus, daß sie eine rein innere Angelegenhell 
er Türkei sei. Um Zwietracht in den Ballkanfragen zu säen, 
müssen sie ihre Erfindungsgaben mehr anstrengen. 
Die Cholera in Marseille. 
W. Paris, 10. Aug. Eine halbamtliche Note erklärt, det 
Hesundheitszustand in Marseille sei nicht beunruhigend. Es 
eien einige Cholerafälle in einer Irrenanstalt vorgekommen. 
och seien energische Maßnahmen getroffen, um eine Weiter⸗ 
„erbreitung der Krankheit zu verhindern. Ebenso seien in 
der Stadt einige wenige Fälle festgestellt unter Umständen,. 
»ie es ermöglichten, einer Ansteckungsgefahr vorzubeugen. 
Zum Untergang des Dampfers „Emir“. 
W. Paris, 10. Aug. Unter den Geretteten des Dampfers 
Emir“ befinden sich der am Arm verletzte Kapitän sowit 
zessen Stellvertreter und vier andere Decdoffiziere. Diese 
erichten, daß es ihnen bei der Explosion der Maschine 
jach dem Zusammenstoß mit dem englischen Dampfer „Sil— 
zerte“ absolut unmöglich war, zur Hilfeleistung in die unteren 
Schiffsräume zu dringen und daß tatsächlich nur die im 
lugenblick des Zusammenstoßes an Dechk befindlichen Personen 
hurch Springen ühber Bord der Katastrophe entgehen konnten. 
Zum amerilanischen Efenbabrer“ reil. 
W. Newhork, 10. Aug. Die Lage in bezug auf die Eisen⸗ 
sahnen ist noch ungeklärt. Die Meldungeèn aus verschiedenen 
Orten weisen auf eine Möglichkeit des Streiks bezw. von Aus« 
pertungen bei Harriman und Gould, ebenso bei der Reek Is— 
and und der Illinodis Centralbahn hin. Die Haltung der 
ßesellschaften läht schliehen, daß sie den Kampf ohne Jögern, 
iber ohne Provokationen aufnehzmen werden, wenn er audh 
oei längerer Dauer für beide Teile recht kostspielia werden 
dürfte.“ 
W. Berlin, 9. Aug. In Lichtenberg trat gestern einige 
Stunden vollständiger Wassermangel ein. 
W. Berlin, 9. Aug. Die Kindesmordaffäre der Wirt- 
chafterin Dersch hat eine überraschende Wendung genommen, 
Ddie Dersch hatte nachgewiesenermaßen im April ihr Kind 
inmittelbar nach der plötzlichen Geburt in die Fenerung einer 
zochmaschine gestefst und verbrannt. Von gerichtsärztlicher 
Zeite wurden starke Zweifel an der Zurechnungsfähigkeit der 
Mörderin geäutzert. Daraufhin wurde die gerichtliche Unter« 
uchung eingestellt und die Haftentlassung verfügt. 
W. Etampes, 10. Aug. Der Flieger Vedrines legte bei 
»er Bewerbung um den Michelinpokal eine Strede von ins 
rsamt 808 kKmärurüd
	        
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