zeichnet dessen Beseitigung als eine der wichtigsten aber auch
schwierigsten Aufgaben der Zukunft. Er begründet seine Forde—
tung damit, daß das freie Kündigungsrecht des Großz—
unternehmers das Arbeitsverhältnis aus dem Rechtsverhältnis
zu einem Machtoerhältnis mache. Herr Dr. Heinz Potthoff
hat diese Forderung an den Schluß eines kleinen Artikels ge—
stellt, in welchem er auf eine ganze Anzahl anderer Be—
schränkungen der Privatbeamten zu sprechen kommt, wie die
Konkurrenzklausel, die Heranziehung der Privatangestellten zu
angeblichen Wohlfahrtscinrichtungen, namentlich Pensionskassen,
und mancherlei Uebergriffe der Großunternehmer in das Familien⸗
leben und die staatsbürgerlichen Rechte der Privatbeamten,
denen man eine gewisse Berechtigung nicht absprechen kann,
Hierbei geht der Verfasser entschieden zu weit. So zum
Beispiel, wenn er behaüptet, daß der Angestellte infolge der
wirischastlichen Uebermacht der Leiter großer Betriebe die Arbeit
unter den gebotenen Bedingungen annehmen müsse und so
aus dem formell freien Arbeitsvertrage das einseitige Vor
schreiben der Arbeitsbedingungen durch den Arbeitgeber wird.
Denn gegen eine derartige einseitige Bevormundung haben
tich die Angestellten sehr wohl durch ihre Organisationen zu
wehren gewußt, indem sie auf die Ausarbeitung von Normal⸗
vertrögen hingearbeitet haben. Wo aber derartige Normal—
berträge noch nicht bestehen, wird es eben Aufgabe der Ange⸗
stellten sein, sich in Achtung gebietende Verbände gegenüber
den Unternehmern zusammenzuschließen, um ihre Interessen in
virlsamer Weise zur Geltung zu bringen. Gerade auf diesem
Gebiete hat die Selbsthilfe die besten Ergebnisse aufzuweisen.
Die Beseitigung des freien Kündigungsrechtes des Großunter⸗
nehmers dagegen bedeutet einen sehr schweren Eingriff in
sein Selbstbestimmungsrecht, dessen Folgen sich von Anfang an
gar nicht übersehen lassen, weil sie aller Voraussicht nach den
Arbeitgeber in seinem eigenen VBetriebe machtlos machen werden.
Das aber bedeutet nicht nur eine teilweise Enteignung, sondern
darüber hinaus eine Lahmlegung der kraftvollen Initiative der
Unternehmer, der unser wirtschaftliches Leben seinen kolossalen
Aufschwung zum großen Teil verdankt. Bei den von Herrn
Dr. Potthoff angeführten angeblichen Tatsachen, die für diese
Maßnahme sprechen, handelt es sich im allgemeinen auch nur
um gelegentliche Uebergriffe und Ausnahmen, deren gänzliches
Verschwinden man einer von der Zeit zu erwartenden Klärung
unserer Ansichten über das Recht der freien Persönlichkeit über—
lassen soll.
Inland und Ausland.
Deutsches Reich.
Die Belastung des drutschen Volles mit Zöllen und Ver⸗
drauchssteuern. Die Belastung des deutschen Volkes mit Zollen
ist von 8 Mpro Kopfim Jahre 1890 auf 8,75 M
im Jahre 1800 und 11 Mim Jahrels910o gestiegen.
Damit steht aber das Deutsche Reich bei weitem nicht an
der Spitze der Zoll erhebenden Länder. Man darf eben
nicht übersehen, daß 55 0 unserer Wareneinfuhr gänzlich vom
Eingangszoll freigelassen werden und daß die zollpflich«
tigen Artikel mit wenig Ausnahmen nur einem verhältnis—
mäßig geringen Zoll unterliegen. In dem Freihandelsland
England ist die Zollbelastung pro Kopf der Bevölkerung im
Durchschnitt größer als bei uns, weil dort die zollpflich—
tigen Waren zumeist mit einem recht hohen Soll belegt
sind. An Getreidezöllen kamen in Deutschland im letzten
Jahre durchschnittlich 3,77 Mäauf den Kopf. Es folgt der
Kaffeezoll mit 1,55 M, der Rohtabakzoll mit 1,38 M, der
Petroleumzoll mit 1,20 M, der Weinzoll mit 0,a8ß M. Von
der Zolleinnahme des Rechnungsjahres 1910, insgesamt 715,7.
Mill. Mark sind nicht weniger als 88 00 von Erzeugnissen
der Land⸗- und Forstwirtschaft, Nahrungs- und Genußmitteln
erhoben worden. Weitere 8 60 kommen auf Mineralöl, ferner
4 é0o auf Halb- und Ganzfabrikate der Textilindustrie, so daß
für alle übrigen Waren nur rund 3 06 übrig bleiben. An
Verbrauchssteuern kamen im letzten Jahr auf den Kopf:
Branntweinsteuer und Branntweinzoll 2,99 M, Biersteuer und
Bierzoll 2,28 M, Tabaksteuer und Tabakzoll einschließlich
Zigarettensteuer 2,000 M, Zuckersteuer und Zuckerzoll 2,45 M,
Salzsteuer und Salzzolhl 0,92 M, Schaumweinsteuer und
Schaumweinzoll 0,25 M. Dabei haben sich seit 1905 die
Erträge aus der Branntweinbesteuerung um 0,54 Mupro
Kopf, aus der Bierbesteuerung um 0,92 M, aus der Tabak—
besteuerung um 0,71 Mupro Kopf erhöht. Am meisten ist
hiernach die Steuerbelastung beim Bier gewachsen. An Bier—⸗
teuer kommen auf den Kovf in Ranern 4.78 M. Württem—
„Das hast du uns nicht jeschrieben.“
„Es war kurz vor dem Gefecht, das mir den Fuß nahm,
Vatet. Was nützt mir jetzt der höbere Rang, da es doch für
immer mit dem Dienst vorbei ist.“
Es soll heiter klingen und schneidet doch allen ins Herz.
„Sie haben unterdessen auch Sdweres erlebt,“ sagte Bruno
zu Emmy. „Ich erfuhr es erst durch meinen Vater; ich weiß,
vie Sie an Ihrem Bruder gehangen.“
„Ja, es gab keinen Besseren, als unseren Ernst.“
„Erinnern Sie sich noch unseres Gespräches am Tage vor
meiner Abreise, kleiner Kamerad?“
„Ja, ich habe es nicht vergessen.“
„Sie sagten: Sie werden nicht untergehen, ich glaube
an Sie, und Sie gaben mir einen Talisman mit, ein kleines
Kreuz an silberner Kette. Und wieder sprachen Sie Worte
zu mir, die mir als Schutz gegen Leichtsinn und Versuchungen
in das fremde Land folgten. Sie haben mich vor mir selbst
gerettet. Wenn ich das Kreuzlein sah und an die Spenderin
dachte, konnte ich nichts Schlechtes tun.“
„O, sie überschätzen mich. Wie sollte ich, die Blume, die
so fern Ihrer Sphäre ihr unscheinbares Dasein lebt, wie
sollte ich so Grobes vermögen? Ihr eigenes Herz hat den
Weg zum Guten zurücgefunden.“
„Ohne meinen kleinen Kameraden wäre es nicht gegangen.
Und wie habe ich auf Ihre Briefe gewartet. wie mich ühber
lie gefreut!“
„Auch ich hatte immer einen Festtag, wenn der Bote
mir Ihre Schreiben einhändigte. Tann war es mir, als sei
mir etwas besonders Schönes begegnet, etwas, das mich auf
meinen Gängen zur Arbeit wie ein Geschenk begleitete.“
In dieser Art hatten sie oft Gespräche. Kein Wort der
Liebe fiel zwischen ihnen, und doch näherten sie sich immer
mehr dem Zeitpunkte, wo der Schleier fallen mußte. So wie
einst Emmy die Liebe ihres Bruders zu Elfriede von Schorn
zeahnt, so deutete sich Elfriede iebt den Verkehr der beiden
anderen.
Es kamen schlimme Tage für den Leutnant. Tas Tropen⸗
fieber zehrte an seinem geschwächten Körper, die allgemeine
Kraftlosiakeit wich nicht. Tann laa er in seinem luftigen
herg 4,12 M, Baden 3,34 M, Elsaß-Lothringen 3,33 M—
und im norddeutschen Brausteuergebiet 1,93 M.
Die Polenisierung der preußischen Industrieprovinzen
machte durch Einwanderung polnischer industrieller Arbeiter
im Jahre 1910 wieder bedeutende Fortschritte. Das An⸗
wachsen der Volen läßt sich am besten feststellen, wenn man
zum Vergleich die Zahlen für die früheren Jahre heran⸗
zieht. Im Jahre 1890 waren z3. B. im Kreise Bochum⸗Land
twa 4200, im Kreise Reclinghausen-LSand 4500 Polen vor—
zanden. Ihre Zahl stieg im Jahre 1905 auf 17600 bezw.
8 700. Im Regierungsbezirk Munster vermehrte sich die
Zahl der Polen um 642 00, im Regierungsbezirk Düsseldorf
n den letzten Jahren gar um 876 00.
Eine bayerische konservative Vereinigung ist im Frühjahr
zegründet worden. Sie erläßt jetzt einen Aufruf zum Bei—
ritt. Von der Gründung einer Vartei soll zunächst abgesehen
wverden, bis die Reihen der Konservativen sich verstärkt
haben. Der vorläufige Ausschuß der Vereinigung, der den
Aufruf erlassen hat, besteht aus zehn Herren, unter ihnen
Frhr. v. Cetto, Dr. Ludwig Kemmer, Graf Leyden und
krnst Graf Moy, Frhr. v. Rummel und Rechtsanwalt
Zeufert.
Der Deutsche Tischlertag hat sich gegen die Einfüh—
rung des Zwangs⸗-Religionsunterrichts in
Fortbildungsschulen ausgesprochen.
Eine Gegenerklärung zum Falle Jatho. In Erwiderung auf
hdie von dem Breslauer Oberbürgermeister Dr. Bender und
»em Geheimrat Prof. Dr. Brie veröffentlichte Erklärung vom
8. Juli, in der für Jatho und gegen das Spruchkollegium
Ztellung genommen wurde, veröffentlicht jetzt die Schles.
3tg. eine Gegenerklärung, die weit über 100 Unterschriften
rufweist.
Zur medlenburgischen Verfassungsfrage. Die aus den
Herren Generalleutnant v. Haeseler (Vilz), Erblandmarschall
». Lützow (Eickhof) und Vizelandmarschall v. Oertzen (Leppin)
estehende Deputation, welche dem Großherzoge von Mecklen—
urg⸗Strelitz die auf dem ritter'chaftlichen Konvent in Rostock
jefaßtte Resohition zur Verfassungsfrage überreichen loll, wird
im Freitag in Neustrelitz eintreffen und im Schlosse
empfangen werden. F
Ein Tschechenfest in Berlin. Eine zahlreich besuchte Ver⸗
relerversammhuing der sogenannten nationalen Vereine
Berlins hat gestern eine Entschliekunng einstimmig ange—
sommen und an die Polizeipräsidenten von Berlin, Charlotten⸗
burg, Ricdorf und Schönebera gesandt, in der der Erwartuna
Ausdruck çe eben wird, dan die Genehmigung zur Ab
haltung des hier geplanten Tschechenfestes von den Behörden
urückgezogen wird.
Geßbreitaunien.
Die Patlamenisbill vor dem Oberhause. London;
9. August. Das Oberhaus war dicht besetzt und bot dke—
zröhte Seerschau der liberalen Peers in den
etzten Jahren. Lord Morley beantragte, dah über die Amen—
dements zur Parlamentsbill beraten werden sollte, wo—
auf die Gener aldis kussion begann. Lord Lans—
do wne führte aus: Die Peers hätten sich mit diesen
Amendements unter Umständen zu beschäftisen, unter denen
es klar sei, dan keinerlei Aussicht auf Prüfung ihrer An—
icht von seiten der Regierung bestände. Die Lords wüßten,
daß. falls sie auf ihren Amendements bestehen würden,
ie niedergestimmt würden durch Ausübung der königlichen
Brärogative. Sie seien nicht länger in der Lage, gegen die
Zolitik der Regierung wirk'amen Widerstand zu leisten. Under
iesen Umständen, hühr der Redner fort, sind einige von
ins der Ueberzeugung; daß weiteres Bestehen auf unseren
Unsichten nicht allein vorteishaft, sondern schädlich für das
zffentliche Interesse ist. Diejenigen, die dieser Ansicht sind,
chlagen vor, von jeder weiteren Einmischung abzustehen,
edoch Di erklären; daß, wenn die Gelegenheit sich bietet,
eine Mühe gescheut werden würde, das konstitutio⸗-
relle Gleichgewicht wieder herzustellen, das die Re—
zierunng so schwer gestört habe. Lord Salsbury er—⸗
lärte, er werde sich durch die Androhung der Ernennung
don neuen Peers nicht schreden lassen. Diejenigen, welche
sich von der Abstimmimmg zurückhalten liehen, machten sich
zu Apologiston der Regierung. Nichts werde ihn darau
xindern, gegen die Bill zu stimmen, von der er glaube,
zan sie schlecht und ein Jstandalöses Beispiel von
Hesetzgebung sei. Der Erzbischof von Pork sagte,
dal es rüchksichtslos sein würde, den König zur Ernennung
Zimmer, jedes Geräusch war ihm eine Qual. — Still liegen
und denken, denken:
„Was soll aus deinem Leben werden? Was hast du noch
zu erwarten?“
„Luftwechsel,“ sagte der Doktor. „Sie müssen in den Süden
zum Winter, nach Italien oder in die Schweiz.“
Fortsetzung folgt.)
Cheater, Kunfst und Wissenschaft.
Zweites Orgellonzert in St. Marien.
Der gestrige Besuch der Marienkirche war uns ein neuer Be—
weis von dem regen Interesse, das das Publikum diesen Kon—⸗
erten entgegenbringt, gründet es sich doch darauf, daß von dem
Konzertgeber nichts verabsäumt wird, diese Anteilnahme wach
u erhalten. Das Programm wies wieder Namen von bestem
Klang auf, unter denen derjenige des Thomaskantors an erster
S„telle vertreten war; seine Fanlalie und Fuge bildeten den An⸗
'ang der Vorträge. Mit dem siebentaktigen Orgelpunkt auf C
z»eginnend, bewegt sich der erste Satz in freier Fantasie zu
»em einfach schönen Fugenthema hinanführend, das in klarster
Weise von dem Komponisten durchzefülrt und von Herrn Licht—
vark wiedergegeben wurde. Mit vielem Geschmack war das
olnphone Choralvorspiel „Aus liefer Not“ durch das kleinere,
anftere „Herzlich tut mich verlangen“ in Hmoll vorbereitet
vorden. Das sechsstimmige, in phetygischer Tonart stehende
Thoralvorspiel „Aus tiefer Not“ zählt zu den genialsten Ton—
tücken der Bachliteratur. Während fünf Stimmen die kunst-
ollsten Verschlingungen untereinander bilden, ist die Me—
odie, in der doppelten Vergrößerung, dem ersten Pedal an-
nertraut. Fast erdrückend wirkte die geniale Tonschöpfung in
hrer Gewaltigkeit, ihrem Interpreten zu großer Ehre gereichend.
Pären wir nicht mit so interessanten Sachen bedacht worden,
o wären der Orgelborrräçe rielleicht ein wenig zu v'el gewesen.
der sehr begabte, sich in moderneren Bahnen bewegende VBlam—
änder Guilmant folgte noch mit dem fein abgetönten, ver—
lärten Pastorale aus der Orelsonate in D moll, das st m—
nungsvoll durch die von der Abendsionne beschienene Kirche
lang, und der Italiener Bossi machte den Beschluß mit der
zllänzenden Toccata für Orgel, von Herrn Lichtwark virtuos
potgetragen. Den Ueberaang von Bach au den der Allgemein⸗
neuer Peers zu zwingen, und schädlich für Haus und Land.
Salisbury unterstützte Halsbury aufs lebhafteste und er—
llärte: „Lassen Sie uns stimmen, wie wir denken! Mögen
die Konsequienzen sein, wie sie wollen.“
Portugal.
Unruhen in Portugiesisch: Westafrila. Aus Lissabon wird
unter dem gestrigen Datum geschrieben: In Lunda Fuilla
und anderen Teilen von Angço'la kaben sich die Eingeborenen
zrhoben und die Niederlassungen der Europäer angegriffen.
Die Regierung verfügte, daß eine Strafexpedition
abgefandt werde.
Ame rila.
Internationaler Sandelslammerlongreiß in Voston. Der
Ausschuhh der internationalen Handelskammerkongresse tagte
neulich in Paris, um über das Datum und die Tazesordnung
es nächstjährigen Handelskammerkongresses, der in Boston
tattfindet, zu bera'en. Im Einoerständnis mit den ameri
anischen Delegierten wurde als Datum des Bostoner Kon
zresses der 26. bis 26. September 1912 bestimmt. Die—
Caagesordunng ist vorläufig wie folgt festgesetzt worden:
J. Einsetzung internationaler Shiedsgerichte für den Handels—
berkehr, 2. internationale Postverkehrsfragen, 3. baldmög⸗
lichste Einrichtung einer internat'onalen Zentra stelle für die
Warenstatistik, 4. Regesung des Ausstellungswesens, 5. Ver⸗
einheitliching der Scheckzesetze ebung. Es wurden außerdem
noch andere Fragen, wie ein einheitliches Zusammengehen
der Emissionsbanken zur Verhütung der Handelskrisen, die
nternationale Regehung des Schiffahrtswe en?, sowie ein deaut⸗
cher Antrao; betre fend die Zollschwierizkeiten im Auslande
zrörtert. Definitiv soll die Tagesordnung iedoch erst auf
iner 2—24 Monate vor dem Bostoner Kongreh in Brüssel
abzuhaltenden Versammlung des Ständigen Ausschusses f.st⸗
gelegt werden.
bh *
Tagesbericht.
Lübeck, 10. August.
eZur Kaiserparade. Nicht weniger als 5000 Krieger—
vereinsmitglieder werden am Tagçe der Kaiserparade
auf dem Paradefelde in Lurup Aufstellung nehmen, und
ziwar ist ihnen ein Platz gegenüber der Paradeaufstellung
der Ttruuppen vor der „Wilhelmshöhe“ westlich der offi—
ziellen Tribüne angewiesen worden. Nach beendeter Parade
‚ilden die Kriegervereine in der Moltkestrahe in Altona
Spalier.
Flieger bei dem Kaisermansver. Der Kaiser hat den
Wamsch ausgesprochen,. dah bei dem diesijährigen Kaiser—⸗
nanöver so viel Flieger als möglich mit ihren Apparaten
nwesend sein mögen. Es handelt sich dabei um eine frei—
villige Teilnahme. Man glaubt, dah vier oder fünf Luft—
chiffer dieser Einladung Folge leisten werden. v. Gorrissen
and Wiencziers haben sich bereits ancemeldet. Vielleicht werden
Vich Büchner und König an den Flünen teilnehmen.
Das Schulschiff Großherzogin Elisabeth“ ist Diensta1
vohlbehalten in Zoppot angekommen und wird am 19.
d. M. nach Karlskrona weiter ezeln. —
*Inbetreff des gewerblichen Spielens der Militurmuliẽer
der Fußartillerie hat der Kaiser bestimmt, daß vom 1. Olt.
1911 4b die Musikkorps der Fußartillerie nur noch in einer
Ztärke von mindestens 15 Köpfen einschließlich des Leiters
n Uniform spielen dürfen.
Siegreiche Lübeckerin auf dem Tennisturnier in Heiligen⸗
damm. Frl. Bollbrüg ge aus Lübed errang auf dem allge⸗
neinen Tawn-Tennisturnier in Heiligendamm in der 7. Kon—
turrenz (Damen⸗Einzelspiel) einen zweiten Preis.
*Ein Mit el zur Belämpfung der Maul⸗ und Klaucnenuche
vird von Herrn Immisch-Krempe-Tanin empfohlen, das bereits
hielfach mit Erfolg angewandt sein soll. Herr Immisch
schreibt darüber: Das von der Sexuche befallene Vieh hat
ehr unter der Freßunlust zu leiden, was seinen Grund darin
hat, dan sich von der Zungenspitze die Haut ablöst, ein Um ⸗
tand, der dem Vieh beim Weiden die Aufnahme von Graz
ur Unmöglichkeit macht. Der Speichelausfluß wird dadurch
zermehrt und zum Ueberträger der Krankheit auf Klauen
und Eu!er, während die Vöcel und das Wild den Krankheits⸗
toff wieder in alle Windrichtungen weitertragen. Ir folge⸗
dessen ist bei der Krankheit das Erste und Notwendi ste, dem
Nieh die Freklust ĩo rasch als irçend möalich wiederzugeben
— &
zeit näherstehenden Meistern bildeten Händel und Mozart, die
Frl. Helene Collin mit Gejangsvorträgen vertrat. Frl.
Follin hat, was Atemführung und ⸗Ausdehnung anbelangt, ganz
erhebliche Fortschritte gemacht, auch zeugt der kolorierte Gesang
hon fleißigem Studium. Die Stimme, die an und für sich
leine große Kraftentfaltung zu entwickeln vermag, hat den Vor⸗
zug der Tragfähigkeit, so daß die bekannte Arie aus „Josua“
„O hätt' ich Inbals Harf“ gut zur Galtben'ds kami.
wenn auch nach unserem Empfinden ein wenig mehr freu⸗
dige Begeisterung hätte herausleuchten können. Das⸗
selbe gitt von dem von Lilli Lehmann neu herausgegebenen
Allelnja“ aus der Motette „Et exultate“ von Mozart. Dieses
hübsche, klangvolle Werk ist mit loloristischen Schwierigkeiten
aller Art durchsetzt, die von Frl. Collin mit glockenreiner In—
tonation bestens gelöst wurden. Seltsamerweise standen sämt—
liche Orgelstücke in Moll, während sich die Gesangsvorträge
in heiteren Tonarten bewegten. M. Stiebl.
d. Wie Hamlet sich in Japan Heidet. Japan emanz'piert
ich. Mit traurigem Lächeln sieht man, wie es eur opäisch
pird — europäischet als Europa selbst. — Prinz
hßamlet ist imporliert worden und hat eine Stätte
zesunden im Osten. Schauspieler haben ihn in Japan auf
ie Bühne gestellt. Und zwar so: Im ersten At imGesell⸗
chaftsaenzuug modernsten europäischen Schnittes, den Konf
nit dem Zylinder geschmückt, mit Glacéhandschuhen. Im
weiten Akt: Radfahrkostüm mit Wa'enstrümpfen. ITmed itten
Akt wieder wie im ersten, mit einer Blume im Knopfloch.
Im vierten und fünften in der Tracht eines Studenten der
Tniversität Tokio. Nun mag es vielleicht etwas schwierig
ein, der Rassenpsyche des Japaners das Besondere und
kinzige des Hamilet zum Verständnis zu bringen. Doch dul
iese Kostüme das Verständinis vermitteln, mun man
üglich bezweifeln. Denn so wenig man sich die Psyche e? wa
»er Ibsenschen Menschen in den Kleidern der Renaissanck
»enken kann. so wenig die der Resaissance Menschen in mo—
»ernen. Nicht mit Unrecht ist ein pathetischer Mensch uuns
eute lächerlich. Unser Zeitalter ist nicht pathetisch. Wir
sönnen ihn verstehen Und würdigen; wenn wir, im Theater,
Uns mit ilem aurückperseken. wenn er sein Jeitalter durk