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Ausgabe A. —III„III
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Abend⸗Blatt RKr. 399.
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Aus den Nachbargebieten.
Hansestãdte.
Samburg, V. Aug. Der neue Direktor ver
Dentschen Seewarte. Der zum Nachfolger des Ende Okt.
d. J. in den Ruhestand tretenden Konteradmirals a. D. Herz
ausersehene Kapitäͤn z. S. Behm ist am 20. April 1882
in die Marine eingetreten und wurde nach dem üblichen Aus—
bildungsgange am 8. April 1895 Kapitänleutnant, als der
er u. a. 1897,98 auf Schulschiff „Mars“ als Instruktions-
ooffizier kommandiert war, 1808/ 1900 Lehrer an der Marine⸗
schule, 1901,/02 Erster Offizier auf dem großen Kreuzer „Viktoria
Luise“. Nachdem er am 11. Jan. 1902 zum Korvettenlapitän
befördert worden war, wurde er zur Nautischen Abteilung
bes Reichsmarineamts kommandiert und 1906 zum Komman—⸗
danten des kleinen Kreuzers „Nymphe“ ernannt. Am 30. März
1906 rückte er zum Fregattenkapitän auf und kehrte Ende des
Jahres ins Reichsmarineamt zurück in das inzwischen errichtete
Nautische Departement; in dieser Stellung, in der er noch
heute ist, wurde er am 15. Olt. 1907 zum Kapt. 3. S.
Oesterreich ischer Besuch in Hamburg. Vom
österreichischen Arbeitgeber⸗Hauptverband treffen etwa 300 auf
einer Studienreise durch Deutschland befindliche Mitglieder am
Mittwoch abend über Dresden und Betlin bier au mehrtägigem
Aufenthalt ein.
DieErbauung eines FamburgerOpernhauses
auf dem Platze des Gesellschaftshauses „Erholung“ am Dra⸗
gonerstall scheint nunmehr endgültig aufgegeben zu sein. Wie
unsern Lesern bekannt ist, plant ein hiesiges Konsortium die
Errichtung eines neuen Opernunternehmens unter der Leitung
des früheren Opernsängers Erhard. Als Bauplatz war das
Grundstück der „Erholung“ in Ausficht genommen, mit deren
Inhabern Behrens K Kranold im Frühjahr d. J. ein Ver—⸗
tiag geschlossen worden ist, nach dem dem Konsortium bis
zum 1. Aug. 1911 das Vorkaufsrecht auf dieses Grundstück
zustand. Nachdem von diesem Rechte kein Gebrauch gemacht
worden ist, wird der Betrieb des beliebten Etablissements
in der bisherigen Weise von seinem jetzigen Besitkzer fortgeführt
werden.
Zu den Unterschlagungenbeider Reichsbank,
über die wir schon unter Telegramme in unserer heutigen Morgen⸗
ausgabe berichteten, ist noch folgendes mitzuteilen: Gegen den
in Untersuchungshaft genommenen Bankbeamten Wegener, der
sich nach Defraudation von 2850 000 Miäzum Nachteil der hie—
sigen Reichsbankhauptstelle nach Holland begeben hatte, war
bereits eine Strafanzeige bei der hiesigen Behörde eingelaufen
weshalb er dort von einem Hamburger Beamten verfolgt wurde.
W. hatte nämlich von Verwandten und Bekannten insgesamt
56 000 Mein Empfang genommen, um sie auf Hypotheken zu
belegen. Den gesamten Betrag hat er ebenfalls auf Renn⸗
pläten verspielt. Als er am 25. Juli auf Urlaub ging und
von einer größeren Reise sprach, schöpfte man Verdacht und zog
Erkundigungen ein, deren Ergebnis zur Folge hatte, daß gegen
ihn Anzeige erstattet wurde. Wegener hielt sich in Scheve⸗
ningen, Amsterdam, Rotterdam und anderen Städten auf,
brachte aber seine Absicht, nach Amerika zu flüchten, nicht zur
Ausführung, da er von Heimweh nach seiner Familie erfaßt
wurde. Nachdem er Sonntag, dem ietzten Tage seines Ur—⸗
jaubs, nach Hamburg zurüchgekehrt war, begab er sich Montag
morgen auf die Reichsbank. Als er auf der Direktion der
Reichsbank erschien, wurde er Fofort zur Rede gestellt und gab
auch bald unumwunden seine Verfehlungen zu. Wie schon be—
nrichtet, haben Rennwetten die unterschlagenen Summen in vollem
Umfange verschlungen; durchschnittlich opferte er täglich 6—7000
Mark dieser Leidenschaft, die ihn auch sein eigenes Vermögen
gekostet hat, das er sich in Gemeinschaft mit Bekannten durch
Grundstücksspekulationen erworben hatte. Bei der Direktion der
Bank war Wegener als Kalkulator beschäftigt; er genoß das
gröhte Vertrauen seiner Vorgesetzten. Zur Deckung der von
ihm veräußerten Depots benutzte ey solche mit längerer Ab⸗
laufsfrist. Hamanns Unterschlagungen bei der Bank belaufen
sich auf etwa 30 000 M. Beide Defraudanten sind verheiratet
und Väter von je zwei unmündigen Kindern.
Gleine Nachrichten) Ein Ehedrama lvielte sich
am Dienstag nachmittag auf dem Platze vor der Schule am
Imstedt ab. Der Grünwarenhändler K., der seit mehreren
Wochen von seiner Frau getrennt lebt, hatte schon mehrfach
vergebliche Annäherungsversuche gemacht und suchte wiederum
Belegenheit zu einer Aussprache. Er stellte sich dieserhalb auf
dem Platz auf, an dem seine Frau, wie er wußte, vorbei⸗
ommen mußte. Als sie sich näherte, trat er ihr entgegen und
ersuchte, sie durch Worte zu beschwichtigen, die aber wiederum
esultatlos blieben. In seiner Erregung zog er plötzlich einen
Kevolver hervor und schoß auf seine Frau, die, in den Unter-
leib getroffen, sofort zusammenbrach und bald das Bewußtsein
»erlot. Darauf richtete K. die Waffe gegen sich und schoh
iich eine Kugel in die Brust. Er wurde in einen benachbarten
Neubau getragen, wo er bald statrb. Die Frau fand Auf—-
nahme im St. Georger Krankenhause. Es sind fünf unmün—
dige Kinder vorhanden, die von der Polizei untergebracht sind
Schles wig⸗ Holste in.
Neumünster, 9. Aug. Die städtische Spar- und
Leihkasse erstattet einen Bericht über ihre Geschäftstätigkeit
vährend des verflossenen Jahres. In einem Vorwort wird
iber die vor 75 Jahren erfolgte Gründung und Weiter—
entwidlung des Instituts näheres mitgeteilt. Leider sind die
ilteren Bücher, Beläge und Abrechnungen bei dem Brande des
Seifertschen Hauses im Jahre 1884 vernichtet, deshalb muß dieser
Bericht lückenhaft bleiben. Die Spareinlagen erreichten Ende
1910 die Höhe von 18 700 000 M, gegen 17300 000 M Ende
1909, der Zuwachs war also 1400000 M. Dies ist die
zöchste Ziffer, die seit dem Bestehen der Kasse in einem
Jahre erreicht ist. Ende 1910 war ein Reservefonds von rund
336 000 Mevorhanden; er ist in 27 Jahren um 767 000 M
estiegen, durchschnittlich in einem Jahre um 28 400 Mund
eträgt jetzt 5 00 der Spareinlagen. Das Hypothekengeschäflt
at sich sehr gut entwickelt. Der Personalkredit ist von der
Zasse ganz besonders stark geyflegt. Aus dem Reingewinn sind
eit dem Bestehen der Sparkasse rund 700 000 Mefür auher⸗
)rdentliche kommunale Bedürfnisse verteilt. 1909 wurden die
ßeimsnarbüchsen eingeführt, von denen 545 Stück bis Ende 1910
rusgeliehen worden sind. Im ganzen wurden 30 000 Meim
Jahre 1910 durch die Sparbüchsen eingezahlt. Der Verkehr
st während der Jahre 1884 bis 1910 in allen Geschäftszweigen
jedeutend gestiegen. 1884 waren 8900, 1910 dagegen 51000
zassapesten zu buchen. Einnahme und Ausgabe schließen im
Jahte 1910 mit 8152 135,91 Mäab. Die Vermögens-⸗Ueber—
ächt weist 19 679 044,52 Mäauf. Gewinn⸗ und Verlustrechnung
zeigt einen Abschluß von 102979,97 M.
BadOoOldesloe; 9. August. Blumentag. Die Mili
ärische Kameradschaft; deren Beteiligung am Kornblumentag
das Komi'ee vorausgesetzt hatte, hat ihre Mitwirkung abge—
sehnt. Damit ist die ganze Veranstaltung in Frage gestellt.
— Beim Baden in der Trave ertrank hier Montas
ein aus Hamburg gebürtiiger Knabe. Wahrscheinlich ist er
im Wasser von einem Schlaganfall betroffen worden.
Segeberg; 9. Aug. Auf dem Bahnhof ver—
haftet wurde dieser Tage ein junger Mann, der im Besitze
einer falschen Fahrkarte angetrofsen wurde, mittels der
er die Reise von Lübe nach hier zurückgelegt hatte. Er
vill die salsche Karte am Ausgangsort der Reise ausgehändigt
zekommen haben, was aber nach Lage der Dinge gänzlich un—
vahrscheinlich ist. Der junge Mann, angeblich Sohn eines Hof—
befitzers im Schleswigschen, wurde, da er sich über seine
Person nicht genügend ausweisen konnte. dem Amtsgaericht
ugeführt.
Wedel; 9. Aug. Durch einen Senfenhiebge⸗
ötet wurde der 18 Jahre alte Zimmerer Hatje, ein Sohn
des Maurermeisters J. H. Hatje in Schulau. Der junge Mann
vurde so unglücklich am Bein getrosfen, daß die Schlagader
durchbohrt wurde und er blutüberströmt zusammenbrach. Der
Arbeiter ist an dem traurigen Vorfall schuldlos, wie der
Verunglückte kurz vor seinem Tode in den Armen seines
Vaters felbst erklärte.
Großherzo rumn Dida burg, Türstentum Lübed.
Eutin, 9. Aug. Besitzwechsel. Landmann Grimm,
Neuhof, hat seine erst im Herbst erworbene, 90 To. große
Landstelle für 100 000 Mäan Holst aus der Gegend von
Flensburg zum 1. Oktober verkauft.
Lauenburg.
Ratzeburg, 9. August. Der Wetterdienst in den
Schulen. Ein neuer Schulunterrichtsgegenstand ist die Unter⸗
weisung in der Wetterkunde. Es ist eine allgemeine Ver—
fügung ergangen, nach der auf den Kreislehrerkonferenzen die
— —
Lehrer durch die Wetterdienstleitser oder mit dem Wetterdienst
Vertraute in der Wetterkunde zu unterweisen sind. Aufgabe
der Lehrer ist es dann, in der Schule das Verständnis für
den Wetterdienst, wie er fseit einigen Jahren durchgeführt
wird, zu erwecken und zu fördern. Eine besondere AUnterrichts⸗
tunde soll dafüur jedoch nicht angesetzt werden, die Unter⸗
weisung der Schuler durch Erläuterung der Wetterkarten soll
gelegentlich erfolgen.
Lauenburg, 9. August. Badeverbot. Mit Rücd—
sicht darauf, daß innerhalb acht Tagen drei junge Leute beim
Baden zwischen den Buhnen ertrunken sind, verbot die
Polizeiverwaliung das Baden un der Elbe und im Kanal
außerhalb der Badeanstalt.
Sylt; 8. Auhgust. Ein großhartiges Unter—
nehmen wird demnächst in Angriff genommen werden. Es
handelt sich um die Verbindung der Insel Sylt
mit dem Festlande. Ein 12-13 km langer Damm soll er⸗
richtet werden, der eine derartige Stärke haben soll, daß er
für den Bahnverkehr geeignet ist. Dadurch entstehen zwei
Buchten, in denen sich bald große Schlickmassen ansammeln.
die dann langsam die Insel mit dem Festlande verbinden.
Man rechnet damit; daß zwischen der Insel Sylt und dem
Festlande viele Hektar fruchtbarer Marschboden entstehen.
Großherzogtümer Medlenburg.
Schwerin, 9. Aug. Abbruch eines Teils des
Alexandrinenpalais. Gegenwärtig wird ein Teil des
alten historischen Alexandrinenpalais abgebrochen. Auf Ver—
fügung des Hofmarschallamts sind die Abbruchsarbeiten für
hden Saalausbau des von der früheren Großherzogin, der
Schwester Kaiser Wilhelms J., bewohnten alten Alexandrinen⸗
palais in Angriff genommen worden. — Meclenburgische
ZLandes-Geverbe- und Industrie-Ausstellung.
Nach dem jetzigen Kassenstande der Landes-Gewerbe⸗s und
Industrie-Ausstellung, die am 15. August geschlossen wird, ist
mit einem Defizit von rund 20 000 Mezu rechnen. — Besitz⸗
pechsell. Das im Schloßgarten gelegene Etablissement
Alexandrinenhöhe“ von W. Brenning ging durch Kauf an
Steineden, den früheren Besitzer des Hotels „Zum Fürsten
Bismarck— zum 15. August über.
Rostock, 9. Aug. Das 70jährige Doktorijubi—
äum feierte Sonntag in Berlin der 93 Jahre alte Geh.
Zanitätsrat Dr. Körte. Der Kaiser sandte aus diesem An—
aß folgendes Telegramm: „Zu dem heutigen Tage, an dem
Sie das seltene Fest des 70;ährigen Doktorjubiläums begehen
ind auf eine lange, dem Wohle der leidenden Menschheit
jewidmete, reich gesegnete Tätigkeit zurücblicken, sende ich
Ihnen meine besten Glüch- und Segenswünsche. Wilhelm J. R.“
Der preußische Minister des Innern, der Chef der Medizinal⸗
ingelegenheiten, depeschierte: „In Anerkennung der hohen
Verdienste, die Sie sich in sieben Jahrzehnten als Doktor
oer Medizin um die leidende Menschheit erworben haben,
ende ich Ihnen zum heutigen Erinnerungstage meine herzlich—
ten Glückwünsche.“ Ferner waren Telegramme von der Ber—
iner Medizinischen Gesellschaft und der chirurgischen
Klinik in Rostock eingegangen. Auch an Blumen fehlte
s nicht. So hatte die Berliner Aerztekammer ein lostbares
Arrangement gespendet und Schwestern des Elisabeth-Kinder—
Hospitals, dessen Vorstandsmitglied bet alte Herr seit mehr
als 50 Jahren ist, brachten einen Korb prangender Rosen.
Eine besondere Freude bereiteten dem Inbilar der Glüd—⸗
wunsch. den das Lehrerkollegium der einst von ihm besuchten
Schulpforta aussprach, und eine Adresse des Vereins ehemaliger
Schüler dieser Anstalt.
Heiligendamm, 9. Aug. Der Großherzog begab
sich gestern früh an Bord des Führerbootes S. M. Torpedo⸗
boot 8S. 176 und machte mit der 11. Torpedobootshalbflottille
eine Fahrt in See. Mittags wohnten die Allerhöchsten und
die hier weilenden Höchsten Herrschaften der Preisverteilung
beim Tennisturnier bei. Die Frau Großherzogin überreichte
den Siegern die Preise. Sonnabend nachmittag begab sich
der Großherzos im Automobil nach Schorsow, wo auch die
Frau Kronprinzessin Cecilie weilte und kehrte nach dem Diner
im Automobil nach Heiligendamm zurück.
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Prahst hierselbst, der zältesfte Baubeamte in den großherzog⸗
lichen Aemtern, der schon im' Jahre 1853. die Bauprufung
Hleanote frit“ um 1 Oktoher in den Ruhestand
Freihert Karl Friedrich drais von Sauerbronn.
zu Gast war, bewunderte des Forsimeisters tüchtiges Vehikel
und verehrte seinem Konstrukteur einen Brillantring. Drais
zeigte seinen Wagen während des Fürstenkongresses in Wien,
erregte mit seiner Erfindung Aufsehen und Anerkennung. aber
»2x mußte obne Bestessungen nach Hause ziehen.
— ⸗
Ein unstetes Wandern und Versuchen setzt von der Zeit um
1820 an ein: in Paris führt der unruhige Baron seine Fahr-
maschine vor, er unternimmt eine Neile nach Brasilien, plant
und probiert neue, kleinere und gröhere Apparate und Instru⸗
mente — und muß von der Hand in den Mund leben. 1832
empfiehlt der Heidelberger Mathematiker von Langsdorf eine
Tastenschreibmaschine, die von Lrais konstruiert worden.“ Nie⸗
mand will von diesem unnötigen Ting wissen. Der Freihert
quält sich mit Formeln, die die Auflösung aller möglichen
Wurzeln der numerischen Gleichungen jeden Grades gestatten,
schteibt Verteidigungsschriften gegen Cinwände deny
Art. die man gegen die Draisine erhebt, baut von dieser
neue Modelle, experimentiert mit einer Schießmaschine, kon-
struiert einen DToppelspiegel und erklügelt eine Fleischhad-
maschine.
Von seinem „Fahrrad“ läßt der alte verbitterte Baron
nicht. Man hat ihm eine Ordnungsstrafe zudiktiert, weil
er in Uniform auf der Draisine gesehen worden. Das schmerzt,
und obendrein ist die Not eingekehrt. In einem Winkellokal
gerät der hitzige Mann mit einem englischen Wanderkomö-
dianten in Streit, der ihn, in der Kammerherrnuniform, nie«
derschlägt. Man nimmt ihm die Kammerherrnwürde
Schon 1835 redet man von ihm als einem „Geistes-
verwirrten“, und in einem Tiefunglücklichen erlischt das Lebens«
licht am 10. Dezember 1851. Die Hinterlassenschaft, in der
jich seine letzte „Laufmaschine“ befindet, wird auf 30 Gulden
und 54 Kreuzer geschätzt und rersteigert. — Wer hinter des
reiherrn Sarg hergegangen, weiß die Chronik nicht zu sagen,
Draffine und Schreibmaschine hielt ein alter Karlsruher Schlosser
meister hoch in Ehren: er“ mag der einzige gewesen sein, der
dem armen Erfinder die lekte Chre gab g. P.
Vom 6. his 13. Aug. feiert der Deutsche
Radfahrerbund in Frankfurt a. M. sein
Bundesfest. Da scheint es uns angebracht.,
auch des Triinders der Draisine zu geden—
ken, der durch seine Schöpfung den Grund—
stein legte zu der gewaltigen Entwicklung,
die das Fahrradwesen genommen hat.
„Auch Karl Friedrich Drais von Sauerbronn mußte alle
deiden des Erfinders bis zur Neige kosten — obzwar der Mark—
zraf Karl Friedrich, der nachmalige badische Großherzog, und
Prinzen und Prinzessinnen bei seiner Taufe Paten gewesen, da
der Vater bei Hofe eine bedeutende Stellung einnahm. Das
Wohlwollen, das man dem Hof⸗ und Regierungsrat Drais
von Sauerbronn entgegenbrachte, ließ man zwar anfangs auch
leinem am 29. April 1785 geborenen Sohne Karl Friedrich
zuteil werden: in einer Privatlehranstalt zum Forstmann heran⸗
gebildet und durch die Heidelberger Universität mit Kenntnissen
der Baukunst, Physik und Oekonomie ausgestattet, ward er
schon mit 19 Jahren zum Jagdjunker ernannt und avancierte
auf dem raschesten Wege zum Forstmeister. Doch damit hatte die
fürstliche Gnade ihr Ende erreicht, der Großherzog Karl Ludwig
schien für den talentierten Beamten nicht dasselbe lebhafte
Interesse zu hegen, wie sein Vater.
Und Karl Friedrich Drais selber hatte der „Erfinderteufel“
erfaßt. Seine erste Schöpfung war ein vierrädriger Wagen,
der durch die Kraft des in ihm sitzenden Menschen angetrieben
wird. Für dieses „Automobil“ bewarb er sich um ein Patent,
man fertigte den Beherber mit einer Aufmunterungsmedaille
ab. Kaiser Alexander von Rußland. der am badischen Hofe
Sofort griff er Neues an; am 12. Juli 1817 rücktte er mit
her „Laufmaschine“, der „Draisine“, dem ersten Fahrrad, heraus
auf der er seine erste Fahrt von Miannheim nach Schwetzingen
unternahm. Für jene Zeit verhältnismäßig schnell machte die
Nachricht die Runde, in Baden babe ein Forstmeister eine gar
merkwürdige Einrichtung, aus „nur zwei hintereinander lau—
fenden Rädern“ ersonnen und zur Ausführung gebracht. Sehr
pahig nehme sich die durch die Kraft der Beine (ohne Kurbel,
zuich Abstohen mit den Füßen) angetriebene Maschine in Bewe—
jung aus, wenn die Beine und Rodschöße lang durch die Luft
fllögen. Die Menge staunte. aber der Spott liek sich nicht
zurückhalten.
Für Drais begann wieder das aufreibende Bemühen, der
neuen Erfindung ein Privileg zu verschaffen. Er wendete sich
in den Großherzog selbst, legte Jeichnungen und Berechnungen
dei und war unablässig tätig, diesmal besser abzuschneiden.
Man übertrug auch wirklich den beiden ersten Technikern Badens
die Prüfung der „Laufmaschine“, dem Ingenieurobersten von
Tulla, dem Schöpfer der großen Oberrhein⸗Korrektion, und
dem Oberbaudirektor Weinbrenner. Die Denkschrift aber, die
don den beiden über ihren „Befund“ abgefaßt war, fiel recht
nager und wässerig aus, war weder zustimmend, noch ablehnend
Und nur nach neuem, unausgesetztem Drängen wurde dem Frei⸗
zerrn von Sauerbronn ein Patent auf seine Draisine erteilt
Kurz danach ward Drais zum „Professor der Mechanik“ er—
nannt, seiner Stelle als Forstmeister indessen enthoben.