Full text: Lübeckische Anzeigen 1911 (1911)

(1910:4). 21 Frauen (1910: 22) und 66 Madchen aller Ari 
Idio: 58). Dem standen 148 Meldungen von Herrschaften 
degenüber (1910: 140). Es wurden gefucht: 2 Sausdiener 
(1910: 5), 9 Frauen für vorübergehende oder stundenweise Be 
schäftigung (1910: 185) und 143 Mädchen (1910: 122); dar— 
unter viele nach auswärts, für die kleineren Orte der Um⸗ 
gegend, sowohl wie für Hamburg, Bremen, Leipzig, Berlin und 
anderen Städten. Nachweislich besetzt durch die öffentliche 
Stellenvermittlung wurden 60 Plätze (71910: 54): 1 Saus-⸗ 
diener (1910: 2), 12 Aushilfen (1910: 13) und 47 Mädchen 
910: 39) erhielten Beschäftigung. 
Stenographische Vereinigung von 1905 (Stolze⸗Schrey). 
In der letzten Monatsversammlung am 5. Aug. wählte man 
fur die Vertreterversammlung in Kleinen am 4. 'Sept. die 
Zerren Hinz und Liebst als Delegierte. Es ist in Aussicht 
genommen, das 6. Stiftungsfest durch einen Kommers und 
ein Festessen zu feiern. Dem Vorstand wurde die weitere 
Ausarbeitung des Festes überlassen. Im Berbst d. J. wird 
eine Fertigkeitsprüfung für Geschäftsstenographen stattfinden. 
Der Vorsitzende der Vereinigung, Herr Hans Sinz, errang 
beim Stenographenverband Stolze⸗-Schrey für die ausgeschrie— 
hene Juni⸗Preisarbeit einen 2. Preis und für dieselbe Arbeit 
beim Stenographen-Bund für Lübeck und Mecklenburg die sil⸗ 
zßerne Stenographennadel. 
DSDer Kameradschaftsbund der 7Ther und 162er veran⸗ 
staltete Sonntag eine Ausfahrt mittelst Sonderzuges nach 
Schwerin, welche recht aroße Beteiligung fand. Nach der 
Ankunft um 1055 Uhr ging es zunächst zur Tonhalle, wo 
ein kleiner Imbiß eingenommen wurde. Das nächste Ziel war 
das Schloß. welches in Gruppen unter Führung eingehend 
besichtigt wurde, ebenso der Burggarten und der WMarstall. 
Um 154 Uhr wurde in der Tonhalle ein gemeinfames Mahl 
ringenommen. Im Verlaufe des Essens fehlte es nicht an 
ernsten und launigen Reden. Herr Green eröffnete dieselben 
mit einem Hoch auf den obersten Kriegsherrn, Sr. Maiestät 
den Kaiser. Herr Prof. Dr. Hausbera gedachte des schönen 
Medlenburger Landes und seines Großherzogs. Herr R. 
Lübcke hatte Worte des Dankes für die Veranstalter der 
ichönen Ausfahrt und trank auf das Gedeihen und Wachsen 
des Kameradschaftsbundes. Nachmittags wurde dann der be 
sonders in dem landwirtschaftlichen Teil sehr reichen Ausstellung 
ein Besuch gemacht. Abends 98,16 Uhr führte ein Sonderzug 
die Teilnehmer wieder nach Lübeck, wo man nach einem ange— 
nehm verlebten Tage um 11.21 Uhr nachts eintraf 
S Die Vergnũgungsfahrt des finnländischen Salondampfers 
„Linnea“, Kapitän Dahlberg, die die Reederei Piehl & Fehling 
für die Mitte dieser Woche veranstaltet, hatte gestern (Diens— 
tag) eine große Teilnehmerzahl — 43 Passagiere aus Lübed 
und 15 Kurgäste aus Travemünde — gefunden, so daß sämt⸗ 
liche vorhandenen Kabinenplätze belegt waren. Abends 6 Uhr 
perließ die „Linnea‘ ihren Liegeplatz am Kulenkampkai in 
Lübeck und dampfte gen Travemünde, wo der schöne Tampfer 
um 714 Uhr san der Kaiserbrücke festmachte. Hier gingen die 
Travemünder Teilnehmer, Damen und Herren, an Bord, und 
um 8 Uhr krat der TDampfer seine erste Vergnügungsfahrt 
nach Bornholm an, vom schönsten Wetter mit leichter NO. 
Brise begünstigt. Prachtvoller Mondenschein verlieh der ange⸗ 
nehmen Seefahrt noch einen erhöhten Reitz. Morgen (Donners- 
kaa) Fruh kehren die Ausflügler nach Travemünde und Lübeck 
aurild. Soffentlich veranstaltet die Reederei, die auch die regel⸗ 
maähßigen Vergnügungsfahrten Uravemünde—Warne⸗ 
mAn de während der Monate Juli und August arrangiert, in 
nächster Woche Abermals eine Fahrt nach Bornholm. Die 
Q Fahrt dürfte licherlich eine aleich arose Anzahl Teilnehmer 
nden 
8izteserien. Man schreibt uns: „Das gestrige Ein—⸗ 
gesandt im Generalanzeiger, Sitzeferien betreffend, 
ist sicher allen Eltern, die um die Gesundheit ihrer Kinder 
naus irgend welchen Gründen besorgt sein müssen, aus der 
Seele gesprochen, und gerade von diesen würde es 
ganz besonders dankbar anerkannt werden, wenn sich die 
hiesige Schulverwaltung der in Preußen anschließen würde. 
Gleichzeitig wäre ein Entgegenkommen der Eisenbahnverwal⸗ 
tung, die Ferienkarten Lübed —Travemunde zu ver— 
längern, allseitig mit großer Freude zu begrüßen, auch unter 
der Voraussetzung. daß noch ein besonderer Zuschlag dafür 
erhoben würde. 
— —— 
tng gesunde denßie 
Stellungen, zuletzt als erster Staatsanwalt in Weimar, bis 
1873 angehörte. Am 1. April 1873 wurde Thon ord. Pro⸗ 
fessor der Rechte in Rostock und mit Beginn des Winter⸗ 
jemesters 1879/80 Ordinarius für römisches Recht in Jena. 
Drahtlose Telegraphie durch die Erde. Der Voss. Ztg. 
wird geschrieben: Bemerkenswerte Erfolge auf dem Gebiete 
der drahtlosen Telegraphie hatten dieser Tage Dr. 
Löwy und Dr. Leimbach (Gösttingen) zu verzeichnen. Es 
zelang ihnen, eine drahtlose Verständigung nicht nur inner— 
halb des Alkaliwerks Nonnenberg bei Hannover, sondern sogar 
zwischen diesem und der Gewerkschaft Deutschland bei Veetzen 
durch die Erde hindurch herzustellen. Sende- und Empfangs— 
apparate waren in einer Tiefe von 560 hezwm. 450 m 
aufgestellt. 
85 Millionen für ein Museum gestiftet. Der Umschau!““ 
zufolge hat der amerikanische Milliardär John Murray 85 
Millionen für ein im Newyorker Zentralpart zu erbauendes 
Meeresmuseum gestiftet. Mehrere Expeditionen sind bereits 
unter Leitung von belannten amerikanischen Tiefseeforschern 
unterwegs, um Material für das Museum zu beschaffen. 
Ein neues Verfahren der Freslomalerei. Die Freskomalerei, 
mit der die alten Künstler, besonders des Südens, unsterbliche 
Werke schufen, ist bei uns fast gänzlich außer Anwendung ge⸗ 
kommen, teils wegen der Schwierigkeit des Verfahrens, teils 
weil die Kunstwerke in unserer rauhen, an Kohlendunst und 
Schwefeldioxyd reichen Atmosphäre zu wenig widerstandsfähig 
sind. Da hat jetzt Georg Leuchs in Nüurnberg ein bereits 
durch Reichspatent geschütztes Verfahren gefunden, das eine 
volllommene Fixierung der Farben bewirkt, so daß sie auch 
in unserem Klima haltbar und sogar — mit Soda und Seife 
waschbar werden! Die Fixierung dürfte, wie Leuchs in der 
Chemikerzeitung ausführt, hauptfächlich in dem Ersatz des Kal⸗ 
ziumhydrats durch das etwa 27 mal köslichere Barythydrat 
und in dessen nachträglicher Anwendung begründet sein. Auch 
dürfte die Bildung von Schwerspat aus dem zugesetzten 
Gips eine wichtige Rolle spielen. Probestücke, die den Winter 
über im Freien der gewiß nicht rauch- und rußarmen Atmo— 
sphäre Nürnbergs in wagerechter Lage ausgesetzt wurden; 
blieben demenifprechend vollkommen unversehrt und ließen sich 
im Frühiahr durch Waschen mit Seife und Soda leicht reinigen. 
— Die sommerliche Hitze laßt nicht nach. Die offiziellen 
Witterungsberichte lassen noch kein merkliches Nachlassen der 
Zitzperiode erkennen. Das Barometer bewegt sich seit dem 
3. August in aufstetgender Richtung. Während es am Sonn— 
ag, dem 6. Aug., 758,5 min anzeigte, stieg es am Montag, 
»em 7. Aug., auf 765,2 mm und am Dienstag, dem 8. Aua., 
iuf 769,3 mm. Das Thermometer zeigte an allen drei 
Tagen eine gleichmähige Temperatur von 25,8 Grad C. als 
vöchsten Wärmegrad an. Die letzten Nächte herrschte eine 
angenehme Temperatur; am 5. Aug. 14 Grad C., am 6. Aug. 
12, am 7. Aug. 15,4 und am 8. Aug. 12,5 Grad C. Die 
offizielle Wetterprognose der Deutschen Seewarte für Mitt— 
woch mittag bis Donnerstag mittag lautet: warm, ruhig 
neist heiter, trocken, so daß eine Aenderung der gegenwärtigen 
Witterung nicht anzunehmen ist. Heute mittag 12 Uhr zeigte 
das Thermometer an unserem Geschäftshause im Schatten 
25 Grad C., in der Sonne 38 Grad C. an. 
. Wem gehört die Handkarre? Seit dem 5. Juli 
d. J. steht auf dem hiesigen Güterbahnhofe eine herrenlose 
weiräderige Hand'arre. Diese hat einen neuen Kasten. Der 
rechtmähige Eigentemer wird ersucht, sich im Bureau der 
Kriminalpolizei zu melden. 
Travemünder Seewasserwärme. 
8. August, mittags 24 Grad Cels., abends 24 Grad Cels. 
9. August, morgens 21 Grad Cels. 
Wind: Güdost. 
Schles wig⸗ Holstein. 
Neumünster, 9. Aug. Feuer entstand auf brei an ver 
Anschar⸗ uczd Vicelinstraße belegenen Grundstücken der Witwe 
Bunge, Burmeister und Lienau. Der Brand kam auf dem 
Materialienlager der Frau Bunge zum Ausbruch und vernichtete 
zas Gebäude mit seinem wertvollen Inhalt vollständig. Mit—⸗ 
„erbrannt sind für etwa 3000 MuCOele und Farben und mebrere 
heschãfts wagen. 
Stellingen, 9. Aug. Das Niendorfer Gehölz 
vird Privatbesitz. Gestern vormittag wurde beim öffent- 
ichen Verkauf des Kgl. Niendorfer Gehölzes das höchste Gebot 
on 578 000 Mevon der Maklerfirma J. L. Völckers K Sohn, 
damburg, wie verlautet, für Hermann Mutzenbecher, Hamburg, 
ibgegeben. Die Bemühungen der vier Gemeinden Stellingen— 
Ldangenfelde, Eidelstedt, Lokstedt und Niendorf, das Gehölz in 
ihren Besitz zu bringen, von denen wir berichteten, sind also 
dergeblich gewesen. Die Vertretungen der vier Gemeinden 
hatten bekanntlich zu diesem Zwech eine gemeinsame Kommission 
eingesetzt und schließlich 300 000 Meüdafür bewilligt. Dem Fis. 
kus bleibt der endaültige Zuschlag bis nach Verlauf von sechs 
Monaten vorbehalten 
Fortdauer und Zunahme der hitze. 
Berichte amtlicher Wetterstellen. 
Die Weilburger Wetterwarte berichtet unterm 
8. August: 
In Nordrußland hat sich in den letzten Tagen eine Menge 
hheißer, trockener Luft angesammelt, die sich nach Finnland zu 
»erschoben hat. Diese hindert, nun die auf dem Dzean 
jerrschenden Wirbelwinde immer noch an dem erwarteten Vor— 
lücken nach dem Osten. Die Lage ist daher ähnlich der wie 
der Ausbruch der grohen Hitze. Im Südwesten Curopas (Frank⸗ 
reich) hat sich ein neues Sochdrudebiet gebildet, das sich nach 
Mitteleuropa vorschiebt. Infolgedessen herrschen in Söhen von 
4000 bis 6000 Metern wieder keiße Ostwinde. Es ist daher 
noch längere Zeit mit dem Andauerndes jezigenkheißen 
Wetters zu rechnen; ja die Hitze dürfte morgen und über⸗ 
morgen sogar noch zun ehmen. 
Die Wetterdienststelle Frankfurt a. M. teilt 
unterm 8. Aug. mit: Das südwestliche Hochdrudgebiet, das 
nach der normalen Lage seines Hauptkerns den Namen Azoren⸗ 
maximum führt, hat sich als überaus stark bewiesen. Uehber— 
raschend schnell ist es nach Nordosten vorgestoßen und die 
Depressionswirkung ist wieder zurücdgedrängt worben. Der 
Hochdrudkern von 770 mm über dem nördlichen Mitteleuropa 
bringt wieder marnme Süskostninde, also große Hitze. 
CLujftfahrt. 
RKöln. 8. Aug. Der Flieger Dr. jur. Hoos ist von 
Berlin-⸗Johannisthal nach Köln übergesliedelt, wo er eine 
Fliegerschuke auf dem Flugplatz in Meerheim eröffnen 
wird. Vier Eindedcker stehen zu diesem Zwede zur Verfügung. 
Der Kölner Verein für Luftschiffahrt unterstützt das AUnter— 
nehmen 
Vermischtes. 
Edisons sprechende Fums. Edison ist Montag in Liver— 
pool angekommen, um einige Zeit mit leiner Familie in 
Wales und England Automobiltouren zu unternehmen 
Er äuherte einem Journalisten gegenüber, daß sein für Auto 
mobile, Eisenbahnen und Schiffe verwendbarer Akkumulaton 
etzt, nachdem er Nickelstahl, statt Blei und eine Löfung von 
ohlensaurem Kali statt Schweselsäure verwende, nicht schwerer 
als die Petroleummaschinen sei. Die Kosten seien reduziert 
und betrügen durchschnittlich nur einen Schibling auf 
hundert Meilen. Edison sprach sich auch über seinen 
neu erfundenren Anephonographen aus. In kurzer Zeit 
würden feine Fabriken die Theater der ganzen Welt mit 
Films und Bildern versehen, auf denen die sich bemegenden 
Tiauren laut vorechen wmr den 
Neueite Nachrichten und Telegramme. 
Die Carnegiekonserenz. 
W. Bern, 8. Aug. Die Carnegiekonferenz beschäftigte sich 
in zwei Sitzungen mit den Fragen nach den Ursachen und 
Wirkungen der Kriege. Neu aufgenommen wurde die Prüfung 
der Fragen nach den fördernden oder schwächenden Wirkungen 
der Kriege auf die Völkerenergie und ihre politischen Or— 
ganfationen sowie eine Untersuchung des Einflusses der Er— 
werbung neuer Gebiete auf das ökonomische Leben der Annek⸗ 
lierenden und des annektierten Volles und des Einflusses der 
Politik der offenen Tür auf Krieg und Frieden. 
Das Miß rauensvotum der Lords. 
W. London, 8. August. Im Oberhaufe beantragte Lord 
Turzon ein Mißtrauensvotum gegen die Regierung, das gleich 
lautend ist mit dem gestern von Balfour im Unterhause ge— 
tellten Mißtrauensrotum. Curzon grisf in heftigen Ausdrüden 
das Verhalten des Ministers an, das er als einen unverzeih⸗ 
lichen Mißbrauch seiner Pflicht gegenüber dem Könige, dem 
Rarlament und dem Volke bezeichnete. Earl of Crewe er—⸗ 
widerte. Er aab einen Bericht äber die im November erfolgte 
Unterredung mit dem König. Gemäkß der von Asquith gestern 
abgegebenen Erklärung sagte er: Wenn auch der Premier—⸗ 
minister persönlich ungern die Notwendigkeit, neue Peers zu 
schaffen, angeregt hat, würde die Regierung vor diesem Ver— 
fahren nicht zurüchchrecken, falls es notwendig sei. Das Miß— 
trauensvotum gegen die Regierung wurde mit 282 
gegen 68 Stimmen angenommen. Natürlich hat ein 
solches Vorum im Oberhause keine politischen Folgen. 
Das wirkliche Interefse konzentriert sich vielmehr auf die Frage, 
ob die Peers auf den Amendements beharren oder nicht. Die 
Abstimmung hierüber wird nicht vor morçgen abend vorgenom— 
men. Sehr wahrfcheinlich wird sich die Debatte bis Don— 
nerstag hinziehen. — Nach weilerer Debatte wurden die Amen 
dements der Lords bezüglich der Finanzvorlagen mit 291 
gegen 146 Stimmen abgelehnt, dagegen das Amendement der 
Regierung, nach welchem der Sprecher mit bestimmten Mit. 
gliedern des Hauses Rücksprache darüber zu nehmen habe 
ob die Vorlage lediglich finanzieller Natur sei oder nicht, mil 
einer von der Regierung gebilligten Abänderung angenommen 
Besuch deutscher Studenten in Itaien. 
W. Neapel, 8. Aug. Heute abend sind die deutschen Stu 
denten unter Sympathiekundgebungen seitens der hiesigen 
Kommilitonen nach Pisa abgereist. 
Zur Meuterei auf der „Numancia“. 
W. Madrid, 8. Aug. Nach einem Schreiben eines Offiziers 
der „Numancia“ beteiligten sich an den Meutereien an Bord 
des Kreuzers ungefähr 30 Marinesoldaten, die ausriefen: 
„Es lebe die Republik!“ 
Drer Petersburger Hafenarbeiterstreit. 
W. Petersburg, 8. Aug. Der Streik der Hafenarbeiter 
dauert fort. Die Schiffe werden größtenteils durch Tage— 
löhner und Militär gelöscht. 
Folgenschwerer Automobilunfalt. 
W. Paris, 9. Aug. Zehn Studenten von der medizinischen 
Schule in Tours hatten in einem Automobil, das nur fünf 
Platze bot, einen Ausflug angetreten. Plötzlich platzte 
der Reifen eines Vorderrades und der Lenker verlor die Herr⸗ 
chaft über das Fahrzeug. Dieses schleuderte zur Seite, über⸗ 
schlug sich und rannte in den noch geschlossenen Saden eines 
Friseurs. Die Insassen wurden auf die Straße gelschleudert. 
Drei Studenten blieben auf der Stelle tot, die anderen 
sowie der Chauffeur wurden schwer verletzt. 
Das Vordringen der Cholera. 
W. Saloniki, 8. Aug. In Ipek sind in den letzten 24 
Stunden 39 Todesfälle an Cholera vorgekommen. In Dia— 
kova sind von 12 Cholerafällen 4 tödlich verlaufen. 
W. Konstan inopel, 8. Aug. Heute wurden 10 Erkrankungen 
und 24 Todesfälle an Cholera festgestellt. 
Die englijche Note an Persien. 
W. Teheran, 8. Aug. (Meldung des Reuterschen Bureaus.) 
Der britische Gesandte überreichte der persischen Regierung 
eine Note des Inhalts, daß die persische Regierung auf die 
Ernennung des Majors Stokes nicht bestehen sollte, falls sis 
nicht darin willige, daß Stokes nicht in Nord⸗Persien ver— 
wendet werde. Wenn die persische Regierung ein solches 
Bersprechen nicht gebe, werde England Rußland das Recht 
zuerkennen, Schritte zu unternehmen, die es zum Schutze 
seiner Interessen in Nord⸗Persien für notwendig halte. Die 
persische Regierung antwortete, sie beabsichtige nicht, Stokes 
für militärische Operationen zu verwenden. 
Grodzer amerilanischer Eisenbahnerausstand. 
W. Newvork, 8. Aug. Ein ausgedehnter Ausstand det 
Bahnangestellten bedroht die Bahnen westlich des Mississippis. 
Die Forderungen der Bahnangestellten würden eine jährliche 
Mehrausgabe von 50000 Doll. zur Folge haben. Kleinere 
Ausslfände sind bereits in verschiedenen Städten ausgebrochen. 
Die Ausbreitung des Ausstandes auf die Ostbahnen gilt als 
unwahrscheinlich. Der Vizepräsident der Harrimanbahnen be— 
zeichnete die Forderungen als unbillig. Es verlautet, die 
Situation sei so ernst, daß die Newyorker und Chicagoer 
Finanzinteressenten die Entwicluna mit der grökten Vesoranis 
verfolaten. 
Die zweite Opinmkonferenz. 
W. Washington, 8. Aug. Sier wird bekannt gegeben, daß 
die Niederlande, nachdem alle interessierten Mächte den Vor—⸗ 
schlag einer zweiten, Opiumkonferenz gebilligt haben, die Ein— 
ladungen zu der Konferenz, die am 15. Oktober im Haag 
beginnen soll, binnen kurzem ergehen lassen werden. 
Neue Staaten in Nordamerila. 
W. Waßshing'on, 9. Aug. Der Senat nahm einen Gesetz⸗ 
entwurf an, der den Terri orien von Neu-Mexifo und Arizono 
den Charakter von Staaten merkennt. 
W. Berlin, 9. Aug. Nach Ablauf der Ferien wird die 
Akademie der Künste eine Trauerfeier für Professor Begas 
veranstalten, bei der auch auf das Erscheinen des Hofes 
gerechnet wird. 
W. Berlin, 9. Aug. Der Vorwärts fordert die 
Einberufung des Reichstages und verweist auf den 
Anfang Juli in den sozialdemokratischen Versammlungen er— 
hobenen Einspruch gegen die Marokkopolitik. 
W. Berlin, 9. Aug. In der Untersuchung wegen 
Mordes gegen den verhafteten Magistrats-GBGBureau⸗ 
assistenten Sternbeck fand gestern in der früheren 
Wohnung des Beschuldigten in Dahlem wieder eine Orts— 
hbesichtigung statt. Der Beschuldigte blieb bei der Behauptung,. 
er habe seiner Frau erst die Schlinge um den Hals gelegt, 
um Selbstmord durch Erhängen vorzutäuschen, als sie bei dem 
Veisuche, ihm einen Brief zu entreißen, durch einen Fußtritt 
über den Teppich gestolpert. hingefallen und tot liegen ge— 
blieben war. 
W. Berlin, 9. Aug. Nachdem die von dem Hochstapler 
Margolin eingelegte Revision vom Reichsgericht 
verworfen worden ist, wurde der Genannte der Strafanitalt 
Rawitsch überwiesen, wo ihm die Speisen nach jüdischem Ritus 
angerichtet werden. Seine Geliebte Erna Fröhlich wurde in 
das Frauengefängnis nach Breslau gebracht. 
W. Braunschweig, 9. Aug. Zwischen Rübeland und Trese⸗ 
berg fanden Spaziergänger einen havarierten 
Freiballon mit leerer Gondel. In der Nähe wurden 
Instrumente und Geräte der Luftichtffer ausgefunden. Die Her— 
kunft des Ballons ist unbekannt. 
W. Hohenhaff, 9. Aug. An der Küste des Frischen 
Haffs machte sich in einem Lehmlager ein sonderbares Zischen 
und Brausen bemerkbar. Nachdem ein Bohrloch angelegt wor—⸗ 
den war, entwich Gas unter starkem Druck. Es hrannte 
in einet zehn Meter hohen Famm«—
	        
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