Full text: Lübeckische Anzeigen 1911 (1911)

ingsgerichts zeigt fich auch bei dieser Vorlage 
darr uͤnahweit gzre Noutwendiagkeit. 
Abar Tr. Südekum (Soz Tie Vestimmungen, über die Rechts- 
mittel find außerordentlich, unklar. Die jetzige Fassung dürfte sehr 
ele Proͤzesfe im Geiolge baben, dic, sich Monate, „a. Jahre hin; 
ziehen und dadurch die Regelunga der Eigentumsverhältnisse, überqus 
arschweren. Die Schairung eines Reichs Verwaltungsgexichts wäre 
der beste Auswega: ein Rochagerschtssenat könnte die Arbeit beauern 
eisten. Alle Rechtsmittel mit Ausnobme, des ordentlichen Rechts 
wenes sollten ausgeichaltet werden. Die Ueberlastung des Reichs⸗ 
gerich!s wird auch durch den Antrag Gröber nicht beseitigt. 
Abg. Graf Galen (3tr. begründet einen von ihm eingebrachten 
Antras'g, wonach die Steuer erst, nach Zu steüsunades VBore— 
bescheides erhoben werden ioll, für die von der. ersten Stener⸗ 
festieung bis zur Jahlung dex, durch den Bescheid festgestellten 
Steoer soll ein Aufschlag,byn 38 pizt entrichtet werden. 
Gohe Oberfinanzrat Schsvarz: Ich bitte, alle A b ände⸗ 
runaalräge abznlebnen. Turch Beschreitung deg ordent⸗ 
id n Rechtsweges würde einaroßer Emnariff zn die einzelstaatliche 
Zuständiafeit bedinat. Das Reichsgericht mit diesen Entiche dungea 
u belasten, erschent uns unangängig zu sein, die Richter sind aar 
nicht derart —8 — wih die Malerie ganz aus dem Rahmen 
der Tätigkeit des Reichsgerichts 
r Staasjekretär —9 Lisco: Es handelt sich hier nicht um Klar— 
leg aa von Rechtskfragen. diese Materie ist ledialich a uf dem Ver— 
waltunaswege zu regeln. Die Anträge bitte ich abzu- 
lehnen. 
Abg. Graf Westarvekons.); Der Antraa Gröber ist, uns nicht 
symv ihrich da ertt der Finanzminister mit der Angelegenheit befaßt 
werden muß. 
—DDD dem Antragsteller des 
Rechtsmittelverfahrens nur die, Kosten desselben sowie für die Er— 
sesund da ae ue Gebühr Ies des Erwerbspreises aufzu- 
erlegen, nicht aber auch noch einen Prozentsatz der Aufwendungen 
für Bauten, Straßenbau usw.). 
Nach weierer ehterkungen der Abga. Gröber Etre. Trim, 
— — 
und Graf Westarp Eons.erklärt 
Staatssekretär Wermuih: Die vielen Vorschläge zur Regelung 
der Rechssmitlel beweisen, wie ungemernn schwer es ist, diese Materie 
zu regeln. Viel mehr Möglichkeiten, als hier ventiliert worden sind, 
önnen überhaupt nicht gefunden werden.“ Heiterkeit.) Im Grunde 
hat der Regierungseniwurf das Richtige gefunden, der im 8 855 die 
Fatscheidung durch den Bundesrat vorsieht. J 
Die Abstimmung erdibt im wesentlichen, die unverändegte 
Anmahue der s838 un d 36. Bei der Abstimmung über einen 
Antrag der Polen, Fg7 Rbf. zu fassen: Die Frift für die Erhebung 
der gerichtlichen Klage beträat einen Monat. Die Frist beginnt 
mit der Zahlung oder Stundung der, Steuer“ ist abermaliger 
Ham surelfprüung nötig. Für den Antrag stimmen 101, dagegen 
(14 Abgeordnete. Der Antrag ist somit abgelehnt. 9J 
Abg Gröber Zir beantragt, hinter 8 87 eine Bestim— 
mung aufzunehmen, wonach die Entscheibungen der obersten Ver⸗ 
waituüngsderichte über die Auslegung dieses Gesetes in einer qge— 
meinfanen Veröffenslichung zur allgemeinen Kenntnis gebracht 
berden sollen. Bei abweichender Entscheidung der obersten Verwal— 
— D 
Der Antrag wird angenommen. 
Der Auirag Dr. Weber zu 8 874, betreffend die Berechnung 
der Kosten wird nach kurzer Debatte angenommen und damit 8 874. 
oei Bei's 88. Stftundunagder Stener und evtl. Teilzahlung 
ittet 
Abg. Dr. v. Zavigny (Itr.) darum, bei diesem Entgegenkommen 
recht liberal zu verfahren. 
Unterstaalssekretär Kühn sagt dies zu. 
Der Paragraph wird unverändertangenommen, ebensoö die 
38 89 48. 
Darauf wird die Weiterberatung auf Dienstag, Uhr vertagt. 
Außzerdem Reichsbeflene rungs-Gefeh, und Fernsprechgebühren-Ord— 
nung. Schluß 558 Uhr. 
— — — 
PreuBischer Landtag. 
Abgeordnetenhaus. 
3. Sitzung vom Freitag den 20. Januar, 11 Uhr. 
Am Regierungstische: v. Dallwitz. 
Die Besprechung der Interpellation der Abgg. Aron— 
an (f. Vp) und Gen. wegen der in einseitigem Parteiinteresse 
»rtoloaten 
Uebergriffe von Landräten 
und anderen Regierungsbeamten im Fall des Rittergutsbesitzers 
Becker⸗ Bartmannshagen, sowie bei der letzten Reichstagswahl in 
Labiaun- Wehlau und bei anderen Vorkommnissen wird fortgesetzt. 
Abg. Nifsen (Däne): Wir Dänen haben uns auch über viele 
Uebergriffe der Landräte zu beklagen. So hat der Landrat des Krei⸗ 
es e ebeen in ganz wiukürlicher Weise in die Verhältnisse 
der Kreissparkasse net ngegusen Er in allen Instanzen 
aber schließlich eine Niederlage erlitten. In demselben Kreise sind 
ehr viele Kreisbahnen gebaut, worden. Aus diesem Grunde wurden 
om Landrate eine ganze Reihe von Konzesslonen an EGastwirte ge— 
geben, trotzdem von den Kreiseingesessenen vielfach dagegen Protest 
erhoben worden ist. Das Eigentümliche dabei aber war, daß in den 
Gästwirtschaften nur das in einer bestimmten Brauerel in Haders- 
leben gebraute oder von ihr zugelassene Bier geschänkt werden darf. 
Geradezu ungeheuer in diesem Falle ist es aber, daß der Brauerei— 
esitzer, von dem hier gesprochen wird, nicht allein ein persönlicher 
veund des Landrats ist, neeze auch Mitglied des Kreisausschusses. 
Hört, hört!) Auch wir Dänen müssen eine aründliche Repision der 
andratswirtschaft bei uns verlangen. 
Abg. Dr. Friedberg (nl.):; Meine Freunde wollten sich an die— 
er Debatte nicht in großem Maße beteiligen, weil ich schon am 
Sonnabend ausgeführt, habe, was wir auf dem Herzen haätten; ich 
wollte dem — sofort Gelegenheit geben, seinen Standpunkt zuͤ 
entwickeln. Wir freuen uns über den Erfolg; ich darf im Namen 
meiner Freunde erklären, daß die Anssuhrungen des Mi—⸗ 
nisters über die Notwendigkeit der Unparteilichkeit der Beamten 
ungs durchaus befriedigt haben, und ich hoffe, daß er 
die Grundsätze, die er entwickelt hat, ausnahmslos in unserer Ver— 
waltung durchsetzen wird, Leider muͤß ich nochmals auf die Dinge 
urückkommen, weil der Abg. v. Arnimm am Sonnabend meine Aus— 
* für unzutreffend erklärte. Igꝙ habe a gesagt, daß 
r, Laändrat v Maltzahn über Becker bezüglich des Pferde— 
verlaufs nicht gerade einen Boykott ausgeübt habe, fondern daß der 
de vereinzelt sei. Herr v. Maltzahn hat sich sogar in freundlicher 
Weise darüber geäußert, daß Becker in der Pferdezucht ————— 
eeistet habe. Nach den Fraae aufgenommenen Zeugenaus—⸗ 
agen hat Herr v. Naltzahn selbst zugegeben, daß er zu Herrn 
Ahe gesagt haben könne, daß dieser als Kreisausschuß Mutglied 
doch dem Landrat den Rücken staärken und daß er seine Pferde schließ— 
ich auch anderswo als bei Becker kaufen könne. Herr v. Maltzahn 
—* im Prozesse: „Es mag sein, aber Gweiß es nicht, ob ich es 
* agt habe, aber es ist mir so“ Ich würde das also Idt für einen 
oykott halten, sondern für einen einmaligen erit Bezüglich 
der Sonderakten über den liberalen Verein sagte der 
Mimister, die konserbativen Vereine hatien deine solche Muͤhe he 
nacht, während der dem sans der KÄlktendurch 
ie Mühen die der liberale Verein gemacht 
besondere Alkten nötig gewesen 3 
iese Erklärung köunte an sich befriedigen, hat aber doch Miß— 
deutungen hervorgerufen Wenn in den Atten weiter nichts stände 
als Anmeldungen, von Versammlungen, Mitgliederverzeichniffe 
und Berichte der Verwaltungsorgane, so hätten diefe Alten doch 
doregt werden können. 8 richtig! links.) So aber hat es 
den Anschein, als ob gerade der liberale Verein besonderer poligei⸗ 
icher Beobachtung aunterliegt. (Schr richtig Unts)VNuch die An— 
gelegenheit der ilitärmuftt habeich vollkommen 
Itis dargestellt. Der Erklärung des Herrn v. Malbahn, daß das 
—RB Tanzlokal, nicht geeignet gewesen sei, stehen Zeugen— 
aussagen gegenüber, daß in diesem Lokal nichts auideres vorgefallen 
sei als in aderen Lokalen, wo quch Tanzvergnügen ftaltfiuden, 
nämlich mal enentten eine Schläherei oder dernleichen. Ueber 
die Boykottierung des betreffenden Lokals wegen der angeblichen 
Verbrüderung der Liberalen mit der Sozialdemokratie haben wir 
8 Sachverständige in allen unseren Fraklionen, was es mit einer 
olchen Verbrüderung auf sich hat. Ran darf doch ein Lotal nicht 
eswegen hoykottieren, weil es auch von Sozialdemokraten benußt 
wird. In bezug auf die Anstellung eines Pribatbeamten des Land— 
rats als stellvertretenden Gutsvorsteher ertläte ich 
nich trotz der gestrigen Brovokation bereit, wie ich es Herxu 
endebrand zugcsant habe, meine Reußerung,zuruick- 
unehmen odereinzufchränken, falls ich durch die Ver— 
andlungen eines Bessern, helehrt würde. Becker ist wegen 
ines Vorschlags fur einen stellvertretenden Gutsvorsteher gefragt 
vorden, er antmortete nicht, weil er auf der Reise war. Der Land⸗ 
at war felbstverständlich in gutem Glauben, daß Becker absichtlich 
icht autworiete. Er war infofern gerechtfertigt, als er den Stell⸗ 
ertreter ernannte. Aber ich halte die —D—— seines Pripat⸗ 
camten für tief bedauerlich, denn es mußte dadurch eine falsche 
Neinung namentlich bei Becker felbit exregt werden, als ob er, be⸗ 
onders beaufsichtigt werden sollte. Als Becker von der Neise 
urückktehrte, machte er sofort seinen Vorschlag und schlug zu⸗ 
chft seinen Gutsinspektor vor. Der wird“ abgelehnt, weil 
er Kreisausschuß einmal 1901 beschlossen hatte, unter keinen Um⸗ 
tänden einen vom Gutsbesitzer abhängigen Mann, als, Guts5 
orsteher anzustellen,, Dieser Beschlußz mag damals vielleicht 
erechtsertigt gewesen sein und der Landrat v. Maltzahn mag auch 
adurch gerechtfertigt fein, daß Becker seinen Inspektor abgehalten 
aben foll, vor dem Landratsamt als Zeuge zu erscheinen. Aber 
dan konnie einen Versuch machen, man konnte den Inspeltor 
ehmen und sehen, wie, sich, die, Sache weiter entwitelte. 
Ich habe den Beckexschen Vorschlag für einen durchaus gangharen 
ehalten. Das Fun ist aber, daß das unleidhiche VBer— 
irnis38FJahre fortbestand. Wie, das auf den nervösen 
Mann gewirkt haben muß, das können Sie sich ausmalen. Wenn 
ch'es also auch als richtig unterstelle, daß der Landrat zurzeit einen 
dern Gulsvorfteher nicht finden konnte als seinen Privatbeamten 
oonnie er doch später auf den Kreisgusschuß einwirken, daß mit 
»em Inspektor als Guisvorsteher ein Versuch gemacht würde. Daß 
ier deine Remedur eingetreten ist, das ist die bedauerliche Härte, 
Scehr richiig! bed. Ratsib Ich nehme den Audruc 
nicht. dornehm“ selbstverständiiich zurück Beifall). 
lber ich habe doch die Empfindung, daß ich, wenn ich an seiner 
Stelle gestanden hätte, anders gehgndelt haben würde. Sehr rich- 
sal'ü.d. Ratlibs 3wischen den Landräten im Osten 
jn d'denen,ime Westen,ist doch in ,ünterschred. Die 
Landräte im Westen sind erstens gar nicht konservativ Heiterkeit), 
ind zweitens üben sie, soweit sie konservativ sind, diejenige Zurück 
altung, die man von ihnen erwartet. (Sehr chtig! b. d. Natlib.) 
Im Osten scheinen die Verhältnisse aber doch anders zu liegen. 
Wenn in dem Fall Thomallg die Erklärung abgegeben ist, daß an— 
⸗ere als politische Gründe für die Verseßung maßgebend waren, so 
nuß man sich dem schon fügen. Aber es sind noch eine ganze — 
zahl anderer Beamten versetzt worden. Das beweist, daß man 
Jegen lberale Beamse sofort mit scharfen Mit— 
seln vorgeht. Eehr richtig! links.) Herr v. Hennigs hat sich 
iber ein Flügblatt gestern beschwert. In einem Flugblatt der Kon— 
ervafiven und, des Bundes der Landwirte ist aber gesagt, daß die 
Lationalliberalen, die Partei der Fürstenmörder, Broͤtwucherer und 
Schurken sei. Hört, hört! links.) Von konservativer Seite sind die 
Butsvorsteher um Abschrift der Wählerliften gebeten worden. In 
»emselben Schreiben hieß es ghber, daß die Gussporsteher nicht der— 
flichtet Feien, den anderen Parteien, die Wählerlisten zuzu— 
— Der Ge—⸗ 
neindevorsteher in Radagen,en hat sich srotz der Anweisung des 
landrats geweigert, die Wählerlisten herauszugeben. Es wurde 
ofort eine telegraphische Beschwerde an den Landrät abgesandt. Der 
Bote sagte dem Gemeindevorsteher, daß er warten solle. Als aber 
iun das Telegramm bei dem Gemeindevorsteher ankam, verweigerte 
ieser die — (Große Heiterkeit Im Kreise Labiau— 
Wehlau sind ebenfalls der Abschriftnahme der Wählerlisten außer— 
ardentliche Schwierigleiten in den Weg gelegt worden. Der Mi— 
nister entschuldigte das Verhalten der Landräte mit der undeutlichen 
Fassung einer Verfügung. Ich, meine, daß sich die Landräte doch 
ber gunächft nach den geseßlichen Bestimmungen richten müssen. 
Der Redner führt noch weitere Fälle an, ist, aber auf der Trihüne 
kanm verständlich. Auch im Hause werden während seiner Rede 
nehrmals Rufe;, Lauter! hörbar.) Daß ein großer Teil der Land— 
äte, so der Volksstimmung entgegenarbeitet, ist nur zu erklären da- 
urch, daß diese höheren Beamten einsleitig ausge— 
bählt werden., Der Minister so eine Statistik verlesen. 
Venn man aber diese Statistik näher betrachtet, so ergibt sich, daß 
m Osten die Adligen ganz bedeutend vorherrschen. Ja, es zeigt 
ich im ganzen Beamtenkörper, daß in allen reprasentatt- 
»en, Stetlungen das agraxrische, adlige Fena 
orherrischt, daß in den nicht, leitenden Stellen, in denen des 
pneren Dienstes bürgerliche Elemente erst. an die Reihe 
ommen., Die konservative Partei soll besonders dazu ge— 
ignet sein, die staatliche Autoriät zu erhalten. Das 
at, auch, der, Abg. v. Goßler früher hier behauptet 
Auch die Libexalen erfüllen ihre Pflicht und setzen ihre Arbeits 
raft für den Stagt ein. Der Unterschied ist nur der: wir treten 
ein für die Staatsraison, für die Autorität der Staatsgewalt 
vir wollen diese unentbehrliche Autorität, die erft das ganze ge⸗ 
ellschaftliche Zusammenleben der Vevölkerung ermöglicht, möa⸗ 
ichst xein und schattenlos erhalten und nach allen Richtungen 
erbessern; die Konservativen sind mehr geneigt, fsür die Per— 
onen einzutreten, die jeweilige Träger des Staates sind. Wir 
neinen, daß es gerade der Autorität des Stagtes zugute kommt 
venn die Mißgriffe der Beamten ausgeschlossen werden. —8 
bate Weeb bei den Nationalliberalen.) 
g. Dr. Ruwoldt (tk.): Die Beamten 6* 
zerechtferxtigt aus entt v 
oo r. Die Interpellation verfolgt nur das Ziel, Agtationsste 
ür die Reichstagswahlen zu sammeln, ein falfches Vild über die 
Tätigkeit der Beamten vor die Wählerschaft zu 
bringen. Die Linke ist mit dem Landrat nur 
ufricden, wenn er nach ihrer Pfeife tanzt 
Der Interpellant hat gestern gesagt, das Gericht sei vbreingenon 
nen gegen Becker gewesen und das Urteil sei im Tyn des gereizten 
Hegners gehalten. Wenn der Interpellant außerhalb des Hauses 
ziese Aeußerung wiederholen würde, so würde er sich cine Strafe 
vegen Beleidigung zuziehen. Es ist uneryört, einem proußischen 
gericht einen solchen Vorwurf zu machen. Das Urteil geßg en 
Becker ist haxt, aber gerecht. Das Vorgehen der Juüter 
dur Fall Becker war verfehit. WBrifaͤn bechien 
Ibg. Dr. Bell (Zentr.);: Wir verlangen von den Landrä 
—W— unparteiisch alle Kreiseingesessenen behandeln. ndedn 
degen verstoßen wird, so werden wir Verwahrung dangegen m— 
Jen Der Abg. Lippmann hat es unterlassen, den ganzen Tat— 
dest tand, der Anlaß zum Prozeß gegeben hat, Ani Er hat 
3 nichts von den zahplreichen Eingaben —J 
ehreg des Becker erwähnt. In einer solchen Be— 
der e an den Minister des Innern hat Becker bemerkt, daß der 
Zandrat v, Maltzahn eine körperliche Züchtigung verdicne Im 
Fall Schröder handelt es sich garnicht um politische ueberarift. 
Hrute gehen die Freisinnlgen gegen die siegierungsbenmten 
wr Bei den Reschstagswahlen aber vor 4 Jahren, als es sich um 
das Blockgeschmeide haͤndelte GHeiterkeit), haben die Freisinnigen 
ein Bedenken getragen, die Hilfe der Regierung anzunehmert 
Sehr richtig! im Zentrum und rechts.) Abg. Dr griedbern dat 
uis Line demokratische Partei genannt. Wir find eine christtiche 
Lolksvpartei, zugleich aber auch eine wahrhaft staatserhaltende 
partei. gJu unseren Bestrebungen zur Erhaltung der MNonirche 
ind der christlichen Weltanschanung lassen wir nus von niemand 
rre machen. Wir begrüßen die Erklaͤrung des Ministers des 
Juuern, monagch die politischen Beamten gehalten fein follen uͤn⸗ 
artgisch ihres Anites zu walten. (Beifall im Zentrum) 
Abg. Hrßing WVpt.): Die Bebquptung des Vorredners, daß 
vir bei den Wahlen vor einigen Jahren die Hilfe der Regierunj 
n Anspruch genommen haben, eütbehrt der —D R 
rippmann hat gauch nicht gefägt, das Urleil im Falt — sei 
ewußt varteiisch, exr hat nur von einem gereizten Ton des Ur— 
eils gesprochen. Wir mißbilligen es n ehier wenn Herr 
3. Hennigs-Techlin das Verhalten von Becker als nicht ehren⸗ 
ver bezeichnet hat. Der Minister hat alle gegen Serrn 
d Raltzahn vorgebrachten Vorwürfe als — bezeichnet. 
zum mindesten ist aber erwiesen, daß der Landratpoliti— 
che Dingemit anderen vermifscht.hat. die' Konser— 
ativen haben in diese Verhandlungen die Sailderung der Wahl— 
ampfe hineingezugen. Sie hahen aber, vergesfen zu exwühnen 
aß z bei der Wahl in LabiauszWeblau die Bestrebun⸗ 
jen der Fortschrittler als identisch mit sozialdemokratischen RNu— 
hauungen bezeichnet haben. Obwohl sie wissen, daß unser 
Lrogramm himmelweit von dem der, Sozialdemokratie verschie 
en ist, haben sie uns als Gegner der Regierung und der Stagts- 
rfgisnng hingestellt. Sie Eiu den Konf.) haben den dunkehi 
Zunkt wieder in die Debatte gezogen. Pag Bürgermeister 
Vagner ist aber vom Landrat, dem Regierungspraͤsidensen —* 
em Oberpräsidenten das Zeugnis ausgestellt worden, daß er 
echt gehandelt hat. Wir erwarten vom Minister, daß er Venn 
Uebergrisse von Landräten festgestellt werden, diesen einen gegö⸗ 
rigen Denkzettel gibt. (Beifall links.) 
Abnge Leinert (Soz.): Der Landrat ist die Seele der 
reüs'ischen dea ttion. Wir leben sonach nicht in een 
Reihosiaat, wie die Konservativen und das Zentrum meinen 
Indern in einem rechtsstehenden Staat. Durch den Prozen 
8—cr ist das pouütische System, nach dem die Landräte verfahren 
nthüllt worden. Die Landräte legen auch das 
Vereinsgeseß nicht zum Vutzen, des Volkes, sondern 
n ihrem eigenen konservativen Jutexesse aus. 
Im Kreise Liegnizg ist die Genehmigung zur Abhaltung einer 
dalaldemokratischen Versammlung versagt worden, weil der Gen⸗ 
em an dem Tage Pochzeit feierte Geiterkeit), und deshalb die 
hFerfammlinig nicht überwachen konnte. Also wegen der Braut⸗ 
acht eines Gendarmen wird einer Anzahl von Staatsbürgern 
ie Ausübung des Vereins und Verfammlungsrechts verwehrt. 
Cruͤeme Beuerkeit. In Taumenstgin woilte ein Gastwirt uns 
einen Saal zur Abhaltung einer Versammlung überlassen; er 
and ader davon ab, als der Buͤrgermeister ihn auf die Folgen 
uüfmerksam machte. (Gelächter rechts. Abg. Hoffmann ruit: 
hämen Sie sichn Große Unruhe. Ernente Zurufe des Aba. 
doffmnann. Ernente Unruhe.) 
Präfident v. Kröcher: Meine Herren, beruhigen Sie sich (Abg. 
offmann: Am Lachen erkennt man den —) Herr Aba. Hoff⸗ 
hann, ich kann Sie nicht ernst nehmen. (Abg. Hofsmannu: 
das ijt mir ganz gleichgultig; ich nehme die Gesellschaft daͤ drüben 
uch nicht ernft.)Herr Abg. Hoffmann, ich ruse Sie zur Ord⸗ 
nung Geiiͤall rechts). 
Abg. Leinert Gortfahrend): Die Dänen- und Polenpolitik ist 
in Schhandfleck für die preußische Verwaltung. 
Präfident v Krasch er ruft den Redner zur Ordnun g.). Der 
summer der Welfen geht darauf hinaus, daß das Instrument des 
zimmels in Haunover nicht mehr vorhanden ist. Präsident 
Kröcher ruft den Redner zum zweiten Mal zur, Or d.e 
rungd Fahren Sie nur sort, die Gleichheit vor dem Gesetz auf⸗ 
nheben, den Vorteil davon wird nur die Sozialdemotratie haben. 
Beifall bei den Soz.) 
Abg. Kreih (kons.!; Eine Erwiderung auf, die An—⸗ 
gzriffe des Abg. Leinert halte ich nicht für nötig. bg. 
Tel“ Friedberg bat sich darüber, beklaat, daß die, Lan d⸗ 
te“imDsten durchweg konservativ-agrarisch eien. 
die Gegensätze zwischen Groß— und Kleing runbe zwelchen 
ürbengeber und Arbeitnehmer sind aber auf dem Lande gar nicht 
so erheblich, zudem ist es eine bekannte Erichrinung, dats überoll 
diejenigen, die, zur Macht gelangen, politisch mehr nach rechts 
icken. Das sehen wir z. B. bei den franzöischen Ministern 
Zriand und Millerand, das sehen wir bei dem Berliner Kommu— 
dal⸗Freifinn, der unter den freisinnigen Richtungen ç;h misten 
iach rechts neigt. Die Landräte in Ostpreußen haben sich bei den 
Vahlen keinerlei Uebergriffe zuschülden kommen lassen. 
Beifall rechts.) 
Zur Geschäftsordnunmnag bemerkt 
diba. Hoffmann (Soz.): Der Präsident hat vorhin erklärt, 
r könne mich nict ernuft nehmen. Er mag mich ietzt ernst nehmen, 
veün ich fage, ich halte seine Aeußerung für eine Unver— 
schämtheit. 
Präsident v. Kröcher: Es tut mir leid, daß ich ietzt, da wir 
»or dem Schluß der Sißung stehen, kein Machtmittel gegen den 
Aba. Hoffmann habe; sonst würde ich ihn von dieser Sitzung 
rusᷣi⸗non. 
Auf Antrag des Abg. v. Zedliß wird die Debatte aeschlossen. 
Fs folgen persönliche Bemerkungen. Die Interpellakion 
war damit erledigt. 
Hierauf vertaate sich das Haus. 
Fitchfie Sinung Sonnabend 11 Uhr: Intervossation Wallen— 
born Hentr.) betr. Bekämpfung der Rebschädlinge. 
Schluß geaen 64 Uhr 
Vermischtes. 
Die Goldkunde in der Eifel. Uns wird berichtet: Die bis— 
erigen Untersuchungen des Goldgehalts in der Eifel habenin 
Zoldvorkommen in den Gesteinsschichten bis zu zehn Meter Tiefe 
ergeben, und zwar im Durchschnitt einen Goldgehalt von 02241 
zis 1225 Gramm, Gold pro Kubikmeter Gesteinsmasse. Für Hie 
Frage der Rentabilität ist jetzt entscheidend, wie hoch sich die Ar⸗ 
heitslöhne und die Zusührung des Wassers stellen werden. Man 
arf auf Grund, genauer Berechnungen annebmen, daß ein Ar⸗ 
»eiter täglich 120 1,6 Gramm Gold zutage fördert, was einem 
Wert von etwa 4,50 A entspricht. Das abschließende Urteil 
autete bis jetzt dahin: Ein Rentabilität des Abbaus ist festge⸗ 
tellt unter der Voraussetzung, daß das Gestein einen etwas aröße⸗ 
cen Goldgehalt aufweisen wird. Zu berücksichtigen ist, daß mit 
der Abwäscherei noch ein erheblicher Verlust, des Goldes unver— 
meidlich ist. Es sind bis jetzt 414 Mutungsgesuche eingereicht und 
alle mit Ausnahme von zwei genehmigt worden. Man ist ietzt 
zu der Ansicht gelangt, daß die Spekulation in etwas übertriebe— 
ner Weise eingesetzt bat und die Erwartungen zu hodt neivannt 
ind. 
Doppelmord und Brandstiftung. In dem Dorse Vieilleville 
hei Limoges brach am Donnerstag, wie uuns berichtet wird, 
jener aus, das ein von den Brüdern Duboucheron bewohntes 
zaus beinahe ganz einäscherte. Als man den Brand nach vielen 
instrengungen endlich gelöscht batte, fand man die beiden 49 
ind, 533 Jahre alten Brüder tot auf ihren Betten liegen. Die 
eichen waren durch Beilhiebe schrecklich zugerichtet. Ans dem 
Tatbestand scheint hervorzugehen, daß die beiden im Schlafe 
iberrascht, und ehe sie exrnusteren Widerstand leisten konnten, er— 
chlagen worden sins. Die beiden Brüder hatten ein Baarver— 
nögen von rund 40 000 Fres. im Hause und letzthin noch eine 
rößere Summe in die Hände bekommen. Nach einem eheémali— 
sen Angestellten der Erschlagenen wird gefahndet, da dieser 
or kurzem entlassen und gesehen worden war, wie er sich vor 
An des Teitors in der Umgebung des Hauses zu schaffen 
machte. 
Eine „all⸗britische Einkaufswoche“. Aus London wird be— 
ichtet: Die vor kurzem in der nationalistischen Presse Eunlands 
reschilderten Leiden und Nöte der all-britischen Frau, die in 
London auszog, nur britische Waren zu kanfen, und schließlich 
iach mühevoller Wanderung mit einem RMfund süderanösischer 
Tomaten heimkehrte, sind nicht ohne Echo geblieben. Die 
riga der englischein Fabrikanten hat das Thema aufge— 
zriffen, an. den Patriotismus aller Briten appelliert 
ind mit Geschick eine Bewegung ins Leben gerufen, die schnell 
zuß gefaßt zu haben scheint und sich immer weiter ansbreitet. 
eun hat sich diese von den Interessenten klug geleitete Strömung 
u einem Plan verdichtet, der von dem patriotischen Vublikum 
ils eine willkommene Nbwechslung mit Begeisterung bewisskoönmm— 
et wird. Vom 27. März au soll in ganz London eine große 
all-britische Einkaufswoche“ stattfinden, bei der das Publifiiin 
Ar englische Produkte kaufen und die Ladeninhaber nur enalische 
Vare empfehlen sollen. Die nötigen Mittel zux, Durchführung 
es Plans strömten sofort hinzu und mit ihnen die Zustimmung 
er meisten großen Warenhausinhaber und Ladenbesitzer, die be— 
eitwillig die von der nationalistischen Vresse gelcistete Reklame 
usmünzen wollen; wirken doch derartige Veranstaltungen stets 
timulierend auf die Neugier des Publikums und damnt odircti 
»der direkt auch auf die Kauflust. In allen größeren Goichäften 
verden Muster-Ausstellungen veranstaltet, die die Leistungs 
ähigkeit der britischen Industrie dem Känfer veranichaulichen, in 
den Schaufenstern sollen während dieser all-hrititsevn Woche nuv 
uglische Erzeugnisse gusgestellt werden, und wanrend der adf 
Tage sind fremdländische Ware nur auf besonderes Vaan ven 
u verabfolgen und jedenfalls in den Hintergrund zu drängen. 
Wie klug der Plan der englischen Fabrikanten qaufgebant ist, mag 
man daraus ersehen, daß aus einer Reihe anderer eunlifeher 
vroßstädte, aus Maunchester, Livervool und Leicester, 3— Ana 
qungen ergingen, die auf die Einrichtung einer all-britischen 
kinkaufswoche in ganz England abzielten. Die Handelstamnctn 
zaben die Förderung dieser Bestrebungen übernommen. Alla 
däden und Geschäfte, die an diesem patriotischen und nicht wenn 
jer geschäftlich aussichtsreichen Unternehmen teilnehmen. werden 
von der Liga englischer Fabrikauten ein Abzeichen erhalten, das 
in den Schaufenstern ausgehängt wird, um den britischen Fänfern 
zZeigen, welche Kaufleute in jener Woche nur ahdritische 
Varen“ ausstellen und, wo der Känfer Anssicht hat, durch sein 
Held die helmische Industrie zu fördern. Das“ wird für das 
Lublikum eine unschätßbare Lehre sein über vii das. was das 
Vaterland zu leisten vermäg“
	        
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