jo mehr Aufsehen, als bekannt wurde, daß Dr. Potthoff selbist
eserveoffizier im Königl. bayerischen 1. Trainbataillon
ist und daß er bei den letzten preußischen Landtagswahlen
offen für einen Sozialdemokraten gestimmthat.
Konservative und agrarische Blätter fordern nun von dem
hayerischen Kriegsministerium Aufklärung oder vrinzipielle
Stellungnahme zu diesen Tatsachen. Man darf daher an—⸗
nehmen, daß der „Fall Potthoff“ demnächst die Deffentlich-
eit noch weiter beschäftigen wird.
Neue englische Spionage.
b. An zuständiger Stelle wird uns bestätigt, daß tatsächlich
n Bremen wieder ein englischer Spion verhaftet worden ist.
Angaben über die näheren Umsiände sind jedoch im Inter⸗
esse der weiteren Verfolgung der Angelegenheit zurzeit nicht
rwünscht. Diese neue Verhaftung ist ein weiterer Beweis von
»er Energie und Ungeniertheit, mit der England gegenwärtig
eine Spionage bei uns betreibt. Man kann daher den Eng⸗
ändern nachfühlen, wie unbequem es ihnen ist, daß Deutsch⸗
and sich durch eine schärfere Absperrung der für Zwecdce
der Verteidigung in Betracht kommenden Stellen sowohl
iuf Helgoland wie auf anderen Nordseeinseln gegen ihre
Spionage zu schützen sucht und von diesem Wesichtspunkte die
mitleidsvollen Ergüsse über die durch unsere Rüstungen be—⸗
einträchtigte Schönheit unserer Nordseeinseln würdigen.
ilebrigens hat auch die Untersuchung des in Hamburg wegen
Spionageverdachtes verhafteten englischen Schiffshändlers
Schulz sehr belastendes Materidl ergeben und durch Auf⸗
angung von Briefen zweifellos festgestellt, daß Schulz
mit der englischen Admiralität in Verbindung
destanden hat. Leider sind in diesem Fall äuch einige
deutsche Staatsangehörige in trautriger Weise verwicelt, die
»on dem Engländer Schulz bestochen worden sind. Die Ver⸗
handlung des Falles Schulz vor dem Reichsgericht wird im
Oktober dieses Jahres stattfinden. Zweifellos werden die Be—
eiligten, besonders soweit sie deutsche Reichsangehörige sind,
treng bestraft werden. Aber auch der Schiffshändler Schulz,
»er als bezahlter Agent im Dienste der englischen Spionage
jestanden hat, wird wesentlich schwerer bestraft werden, als
die beiden vor einiger Zeit vom Reichsgericht abgeurteilten
englischen Offiziere, für die in erster Linie patriotische
Momente bei ihrer Spionage maßgebend gewesen waren.
Zur Beilegung des Albanesen⸗Aufftandes.
Nach den Meldungen aus Konstantinopel ist jetzt nicht mehr
daran zu zweifeln, daß der Albanesen-Aufstand beigelegt ist,
»hne daß die Türkei von neuem zur Anwendung von Waffen⸗
zewalt zu schreiten brauchte. Wie lange jedoch der neu ge—
chlossene Frieden dauern wird, ist eine andere Frage, deren
Beantwortung man der Zukunft, wenn auch nicht ruhigen
herzens, überlassen muß. Denn zweifelsohne würde Nikita
von Montenegro jeden Tag schon einen brauchbaren Anlaß
finden, um gegen die Türkei zu Felde zu ziehen, wenn ihm
eine solche Erlaubnis von Rußland zuteil würde. Kam es
»och dem greisen Fürsten bei seinem Eingriff in die albanesische
Frage nicht auf die Betätigung christlicher Menschenliebe an,
ondern lediglich auf die Möglichkeit, einen Vorwand zu finden,
uim einen kleinen Krieg auf dem Balkan zu inszenieren. Es
gebührt darum die Anerkennung für die Erhaltung des Frie⸗-
»ens nicht so sehr Montenegro selbsh oder auch nur den
Türtken, sondern vor allem der russischen Regierung, die zwar
König Nikita zuerst in seinem Wideistande ein wenig gestärkt,
dann aber rechtzeitig ihn stumm gemacht hat, ehe die Kanonen
u reden begannen. Und so lange Rußland noch über keine
leorganisierte Armee verfügt, werden alle Vorstöße des Pan⸗
siawismus gegen Süden inhaltlich bedeutungslos sein und
zöchstens als Mahnzeichen für eine spätere Zukunft wirken.
9.
o àä. .
Deutscher Bäckertag.
Stutigart, 8. Aug. Nach Erledigung der geschäftlichen
Berichte und der Wahlen referierte Obermeister Fritz-Berlin
iber die Lohnbewegungen und Boykottschäbi—
rungen. Der Redner polemisierte schatf gegen die Sozial⸗
»emokratie. die beständig Streils und Boylotts anzettele. Bis
etzt seien alle Bemühungen dagegen an der Haltung der
Regierung gescheitert. Der Redner schlug eine Resolution
or, die eine Verschärfung der gesetzlichen Be—
timmur en neeie Saot al im Rader-⸗-verbe hab⸗ der
„Ernst, du hustest so arq,“ sagte die Maiorin zu ihrem
Zohn.
„Es ist nichts, Mutterchen, es geht vorüber.“
Aber es ging nicht vorüber. Es wurde eine böse Influenza
dataus, die den ohnehin schwachen Körper befiel.
Als Elfriede zur englischen Stunde in die Kaiser-Wilhelm⸗
Ztrahße kam, fieberte Ernst heftig und lag zu Bett. Emmy
ind ihre Mutter waren besorgt. und der Arzt konstatierte
eine Lungenentzündung.
Es ging schnell bergab mit dem Kranken. Elfriede sah die
otgeweinten Augen der Frauen, ein Gefühl der bangen Sorge
ag auf ihren Gesichtern. Ernst ahnte, daß er sterben muhte.
Er hing nicht am Leben, es fatte ihm viel Trauriges ge—⸗
btacht: einen siechen Körper, hatte Arbeit und das, was
wie ein verzehrendes Feuer an ihm nagte, jene ungestillte
Sonnensehnsucht, von der er nur zu Elfriede gesprochen. Sie
jatte ihn verstanden. Er wußte auch, dah sie seine leusch
herĩschwiegene Liebe zu ihr ahnte. Nun konnte sie ihr nicht
mehr zu nahe treten er nahm lie mit sich in sein stilles
Srab.
Nur der Gedanke an die Seinen machte ihm das Scheiden
ichwer. Der Bruder trat ins Leben, bedurfte seiner. Wie
ollte es werden, wenn er nicht nehr da war?
Baron Schorn hörte durch Elfriede, wie krank Ludolff
war. Er besuchte den Sohn leines einstigen Reaiments-
lamertaden.
Als er tief erschüttert das Krankenzimmer verließ, hatte
ex Ernst versprochen, Willi das Polytechnikum besuchen zu
lassen und auch der Majorin ein Jahrgeld zu geben.
„Nun kann ich ruhig sterben,“ dachte Ernst. „Der edle
Maun wird sich der Meinen annehmen, Gott segne ihn dafür.“
Fortsetzung folgt.)
Theater. Kunst und Wißenschaft.
Die Trauerfeier für Reinhold Begas fand Montag vor—
nftiag in Berlin statt. Die Leiche war in dem großen
Atelier aufgebahrt worden, an der Stätte, an der der Meister
eschaffen hat. Inmitten seiner Schöpfungen lag er unter
Rosen. Lorheeren und HSunderten von Kränzen. Die Halle war
—
Nißbrauch der Koalitionsfreiheit zu einer schweren Schädi—
ung des Gesamtberufs geführt. Die Bundesregierung würde
eshalb dringend ersucht, den Gewerbetreibenden und arbeits—
billigen Gesellen gröhßeren Schutz durch verschärfte gesetzliche
Bestimmungen gegen Bedrohung, Verrufserklärung, Streif-⸗
»ostenstehen und Boykott gewähren zu wollen. Eine in der
diskussion beantragte Resolution wünscht ein gesetzliches Verbot
es Streikpostenstehens und Verhinderung der mißbräuchlichen
Inwendung des Boykotis Beide Resolutionen wurden
tach eingehender Erörterung angenommen.
Die Einführung eines allgemeinen Backverbots
n Sonntagen für das Deutsche Reich behandelten Died-
off⸗Bochum, Wagner⸗Pforzheim, Simon⸗Leipzig und Kuntzsch⸗
Yresbden. Der erste Referent sprach sich für das von Berlin
eantragte 22ftündige reichsgesetzlichhe Verbot des Backens an
Zonntagen oder Montagen, die drei übrigen Referenten da⸗
legen aus. Nach einer zum Teil sehr stürmischen Debatte
hlug der Vorsitzende Benard-Berlin vor, von einer Reso—⸗
ution überhaupt abzusehen, doch wurde keine Einigung
rzielt und die Beschlußfassung auf heute, Dienstag, vertaat.
Inland und Ausland.
Deutsches Reich.
Der preußzische Landwir ischaftsminifter und der Oftmarken⸗
erein. Die Nationalzeitung erhält von einer Perfönlichkeit
m Rheinlande, die den Landwirtschaftsminister von seiner
Pirksamkeit in der Rheinprovinz her sehr gut kennt, eine
zuschrift, in der gesagt wird, es könne als Ausgeschlossen
gelten, daß Freiherr von Schorlemer irgendwie mit dem viel⸗
rörterten Rundschreiben gegen die Leitung des
Astmarkenvereins in Verbindung stehe. Die gezen ihn
euerlich erhobenen Angriffe entbehrten jeder tatfächlichen
ßrundlage. Wenn der Minister keine Berichtäͤgung veranlasse,
o werde es wohl daran liegen, daß er seinen Gegnern nicht
en Sefallen tun wolle, sich irgendmie zu verteidigen oder
u rechtfertigen, wenn nicht ein Schimmer von Schuld vor⸗
vanden fei.
Die Ausdehnung der Maul⸗ unb stlauenseucht geht aus
inem statistischen Nachweis über den Stand der Tierseuchen im
Deutschen Reiche am 831. Juli 1911 bervor. Danach waren im
teiche 4808 Gemeinden und 31926 Gehöfte von der Seuche
etroffen. Die Schweineseuche wurde von 6558 Gemeinden und
167 Gehöften gemeldet.
Zu den Vorgängen in der Charlottenburger Luifenkirche.
Die Vorgänge in der Charlottenburger Luisenkirche haben den
dommandeur des Elisabeth-Regimensts veran⸗
aßt, von einem weiteren militärischen Besuch der
ßottesdienste des Pfarrers Kraatz vo rläufig
1bzufehen. Von dieser Anordnung ist der Geistliche auch in
Zenntnis gesetzt worden. In der Sache gegen die Offißziere
»es Elisabethregiments, deren Namen bisher noch nicht genannt
vorden find, will Pfarrer Kraatz noch in dieser Woche eine
rußerordentliche Sitzung seines Gemeindekirchenrates zusammen⸗
herufen und diesen ersuchen, beinm Kriegsgericht die
Tnzeige wegen Störung des Gottesdienst es zu
rstatten. Ferner ist bereits der Antrag gestellt worden, dem
klisabeth-Regiment den stets auf ein Jahr geltenden Gastver⸗
rag mit der Luisenkirche zu kündigen.
Neuer Tumult auf dem Alkoholgegnertag. Bei der gestrigen
etzten Veranstaltung im Rahmen der Alsoholgegnerwoche,
inem Vortragsabend; bei dem Professor Forel-Zürich das
zauptreferat erstattete, ereigneten sich wieder turbulente
zzenen. Der Einfluß der Brauereien, so behauptete
yorel u. a, erstrece sich auf einen grohßen Teil der Aerzte,
das Alkoholkapital vergifte auch die ärztlichen fachwissenschaft⸗
ichen Zeitungen und sogar die Errichtung von Lehr⸗
tũhlen an Univerfitäten suche es zu erzwingen. Der Vortrag
Forels und auch die Vorträge der beiden anderen Redner
ahrlen wiederholt zu erregten Auseinanderfes un—
Jen zwischen Anhängern der Antialkohol-Bewegung und ihren
hegnern, die ihren Böhepunkt erreichten, als während der
Debatterede bes Sozialdemokraten Katzenstein plötzlich das
lektrische Licht erlosch. In der Dunkekheit wurden nun die
vustesten Schimpfreden laut, wie Lugner, Erpresser, Betrüger
yw. Nach einer Viertelstunde funktionierte wieder das elek⸗
rische Licht; und nun konnte Kommerzienrat Arnold in sach⸗
icher Weise den Darlegungen der Vorredner erwidern.
Ueber die Preisangebote der Sandwerlkervereinigungen bei
atskauten führt das banrische Finanzministe-
—— 27 —7—— — 2— .
unter Leitung von Professor Bräuer;, des langiähriçcen Freun⸗
des des Entschlafenen, ausgeschmückt worden. Die Wände
varen mit schwarzem Tuch behängt. Ueber dem Sarg stand
as Originalmodell des Genius vom Kaiset⸗Wilhelm⸗Denkmal.
den Sarg umgaben die letzten plastischen Werke des Ent⸗
chlafenen. Die Trauernden waren zum größten Teil Kunst⸗
reunde und Kunstgenofsen. Nach einer überaus zu Herzen
ehenden Feier wurde der Sarg auf sechsspännigem Leichen
vagen nach dem Lehrter Bahnhof gebracht; von wo aus nach—
nittaas die Ueberführung nach Homburg erfolate
Bayreuhh 1912. Die Festfspielperwaltung hat sich, wie
wus Bayreuth gemeldet wird, entschlossen, die diesjährigen
Festspiele, umsassend „Parsifal“, Meistersinger“ und „Ring“,
m Jahre 1912 zu wiederholen. — Kronprinzefsin
Lecilie ist, wie aus Bayeuth gemeldet wird, unerwartet in
Sayreuth eingetrolfen. um der .Varsifal“ Auffübrung bei—
umolhbnen.
„Glaube und Heimat“. Anläßlich der Samburger Auf⸗
ührung von „Glaube und Heimat“ auf der Freilichtbühne in
dravemünde schreibt die Neue Hamburger Zeitung über
as Spiel des Herrn Alex Otto: Alex Ottos Bauer
hristoph ist mit seinen ergreifenden und niederschmetternden
issonanzen, mit seinen packenden und aufrichtenden Harmonien
in Wunder für sich. Mit dieser meisterlichen Offenbarung kann
ich der eherne Tell des bewunderungswürdigen Künstlers
iessen. Hermann Pöschkos Vater Rolt sekundiert mit der rüh—
enden Einfalt einer verschwiegenen Natur, die im letzten Augen⸗
licke zu dämonischen Bekenntnissen emporwächst. Und Otto
Frones phantastischer Sandperger fügt die Tragik eines ab—
rünnigen Schächers hinzu, der sich aus seinem unbegrenzten Leid
zuf den schmalen und steilen Gipfel eines schlafwandlerischen
Wahnsinns rettet. Fri. Wieder, Frl. Sprengel, Frl. Hüppeden,
xrau Krilling, Paul Harmuth, C. Rotteck, A. Zessach, A. Stett⸗
ser und F. Rathen schliehen sich wirlsam an. Aber das Otto—
höschto Crone-Terzett beherrscht die Höhen des Dramas mit
inem triumphierenden Dreiklana, der unsere Sinne überwältigt.
Anton Lindner.
ium in einem Er asse der nachträglich bekannt wird, lebhaft
tlage. Es lägen, so teilt die Frankfurter Zeitung über den
Inhalt dieses Erlasses mit, insbesondere in jenen Fällen, in
zenen die Arbeiten an Innungen und sonstige gewerbliche
Bereinigungen vergeben wurden, vielfach sehr bedeutende Vreis—
teigerungen gegenüber den Detailkostenvoranschlägen vor, so
ahß die bauamtlichen Reserven, die zur Bestreitung unvorher⸗
esehener Mehrarbeiten bestimmt sind, zur Deckung dieser Aus—
zaben verwendet werden muß'en. Wenn auch nach den Ab—
ichten des Ministeriums die Handwerksorganisationen und ähn-
iche Vereinigungen durch freihändige Vergebung lslaatlicher
Arbeiten und Lieferungen tunlichst berücksichtigt werden sollten,
o könne diese Rücksichtnahme doch nicht so weit gehen, daß Ar—⸗
eiten und Lieserungen auch dann übertraren würden, wenn
ie Vereinigungen Übermähig bohe Preihe sordern. Es
önne eine freihändige Vergebung an solche Vereinigungen
rur stattfinden, wenn es gelinge, eine entsprochende und den
ur Verfügung stehenden Mitteln angemessene Preisverein⸗
zarung mit ihnen zu erziesen. Unter keinen Umständen dürfe
s gut gehe hen werden, staatlihe Arbeiten und Lieferungen
reihändig an Sandwerferorganisationen und derartige Ver—⸗
inigungen zu vergeben, wenn die gesorderien Preise die in
»&en Deiailkostenvoranschlägen sür die einzelnen Arbeils attungen
orgesehenen Beträge übersteigen. Falls es daher nicht gelinge,
ingemessene Preisvereinbarungen zu erwirken, so erübrige sich
mur, die Arbeilen und Lieserungen zur öffentlichen oder be—
chränkten Bewerbung zu brin en. Es unterliege keinem
bedenken; die Arbeiten, wenn die ortsanfässi—
ren Bewerberwesentlichhöhere Preisefordernz
an andere Bewerber zu vergeben. Hiernah sei bei
hen weileren Verakkordierungen zu versahren und dafür Sorge
u sfragen, daß die Ssaatslasse vor Uebervorteilung bewabrt
perde.
Defterreich⸗ Un garn.
Rosegger Herrenhausmitgied? Anläßlich des im Dezember
in erwartenden „Peersschub“ soll der bekannte Schriftsteller
Peter Rosegger zum Herrenhausmitgließ ernannt werden.
Der Rücktritt des Ktriegsministers. Der Reichskriegs⸗
ninister Baron v. Schönaich wird, wie aus Wien berichtet
wird, in den nächsten Tagen dem Kaiser sein Demissionsgesuch
iberreichen und von seinem Amte zurücktreten. Freiherr von
Schönaich begründet sein Demissionsgesuch mit dem Umstande,
daß er im 49. Dienstjahre nicht mehr im Vollbesitz seiner
Hesundheit sei. Das Demissionsgesuch dürfte vom Kaiser
renehmigt werden. Als Nachfolger wird Feldmar—
challeutnant Krobatir genannt. Der Kriegsminister fällt,
deil seine Armeepolitik sich schon seit langem im Gegen—⸗
atz zu der Meinung befand. die in den dem Thron—
olger naheste henden Kreisen herrscht. Das war in
er letzten Zeit durch Aeußerlichkeiten erkennbar. Der Kriegs—
ninister ist den großen militärischen Feierlichkeiten der letzten
Wochen bereits ferngeblieben. So wohnte er weder dem
Zztapellauf des ersten österteichischen Dreadnoughts „Virihus
mitis“ noch der Einweihunag des Artillerieparlks in Svai—
naosfer bei.
Nußland.
Verbot der russischen Getreideausfuhr? Die St. Peters-
zurger Telegraphenagentur ist ermächtigt, bekanntzugeben. daß
die Blättermeldung. das Handelsminifterium habe die Ge—
reideausfuhr verboten, den Tatsachen nicht ent⸗
preche. Ein derartiges Verbot sei weder erfolgt noch ge⸗
lant. In einem vom Börsenkomitee vetsandten Rundjchrei⸗
hen sei lediglich Vorsicht empfohlen bei der Reali—
ation der dorhandenen reichen Getreidevor—
räte, damit sie nicht zu Preisen ausgeführt werden, die der
stoniunktur des Getreidemarktes nicht entsprächen.
Perfien.
Ein Bannfluch gegen Mohammed Ali. Der Oberpriester
Nedscheff hat über den ehemaligen Schah Mohammed Ali
den Bannfluch ausgesprochen. Wo der Exschah steckt, weiß
nan nicht genau. Man vermutet ihn noch in Masendheran, wo
er zuletzt gesehen wurde. Die Panik im Lande nimmt zu.
Die Uebertragung des Gendarmeriebefehls an den ena⸗
lischen Maijor Stokes ist Rußland so unangenehm,
daß es dagegen offiziell Einspruch erhoben hat und die An⸗
tellung auch eines russischen Offiziers fordert. Neuerdings ist
man in Teheran auch empört über die amerikanischen
Finanzberater, die mit größter Dreistigleit vorgehen,
um den belaischen FRollbeamten das Leben zu er—
chweren.
Ame rika.
Verschärfung der amerikanischen Einwanderungsgesetz
gsebung. Senator Dillingham brachte einen Gesetzentwurf ein,
»urch den die Einwanderungsgesetze erheblich verschärft werden.
Auch Analphabeten werden von der Einwanderung ausge—
chlossen.
*
Tagesbericht.
Zübeck, 8. Auaust.
Die neue Maiß⸗⸗ und Gewich sordnung für das Deutsche
keich tritt am 1. April 1912 in Kraft. Wir sehen uns daher
eranlaßt, auf die nachfolgenden, eus dem am 21. Juni 1911
nuch von der Senatskanzlei im emtlichen Teil der Lübeckischen
Anzeigen veröffentlichten Gesetz ausgezogenen und für die Ge—
verbetreibenden wichtigsten Paragraphen und Erläuterungen hin⸗
suweisen: Zum Wiessen und Wägen im öffentlichen Verkehr
ofern dadurch der Umfang von Leistungen bestimmt werden soll,
ürfen nur geeichte Maße, Gewichte und Wagen angewendet
ind bereit gchalten werden. Zum öffentlichen Verkehre gehört
ʒet Handelsverkehr auch dann, wenn er nicht in offenen Verkaufs—
tellen stattfindet. Auch zur Ermittelung des Arbeitslohnes in
abrikmäßigen Betrieben dürfen nur geeichte Mabe, Gewichte
ind Wagen angewendet und beieit gehalten werden. Bei⸗
pielsweise werden zukünftig alle Handwerler, welche den Preis
hret Lieferungen nach der Einheit von Maß oder Gewicht be
echnen, sich geeichter Meß⸗ und Wiegegeräse bedienen müssen:
z0 der Maler, welcher die angestrichene Wandiläche nach Qua
ratmetern. der Maschinenbauer, rielchet das gelieferte Schwung⸗
ad nach Gewicht bestimmt. Ebenso hat die Ermittelung von
Arbeitsleistungen nach Maß und Gewicht durch geeichte Meß⸗
ind Wiegegeräte zu erfolgen. Es werden daher künftig auch
ie zur Feststellung der Qualität einer Ware dienenden Mebßb⸗
jeräte, sofern sich nach dem Ergebnisse dieses Messens oder
Pägens der Umfang von Leistungen, z. B. der Kaufpreis.
estimmen soll, im Verlehre nur gebraucht werden dürfen, wenn
ie geeicht sind. (Hierzu gehören z. B. die Getreideproben.)
Auch die Landleute sind verpflichtet. sich geeichter Wagen und
hemichte zu bedienen. Für den Verkauf weingeistiger Flüssig⸗