Full text: Lübeckische Anzeigen 1911 (1911)

Beröffentlichung in der marotkanischen Frage mit Mit⸗ 
teilungen über den Gang der Spezialverhandlungen zu erwarten 
ei, als absolut falsch bezeichnet. Die Verhandlungen dürften 
sich noch längere Zeit hinziehen. Es wird noch einmal darauf 
hingewiesen, daß man sich wohl über die Grundlagen geeinigt 
habe, aber alles andere durchaus noch in der Schwebe sich be—⸗ 
finde, so daß ein allzu großer Optimismus im gegenwärtigen 
Stadium als verfrüht bezeichnet werden müsse. 
W. Varis, 7. Aug. Wie hea!bamtlich versichert wird, ist 
zur Stunde kein Zweisel mehr an dem glücklichen Ausgang 
der deutsch-französischen Marokko-Verhandlungen, ungeachtet 
einiger abweichenden Gesichtspunkte. Von ihrem Ausgleich hängt 
die Tauer der Verhandlungen ab, doch nimmt man an, daß der 
Abschluß nicht mehr fern ist. Bezüglich des Inhalts der Ab⸗ 
machungen sehen sich die Pariser Blähter auf die gleichfalls 
ehr willkürlichen Kombinationen der deutschen Presse ange- 
viesen, aus denen man die Ueberzeugung schöpft, daß man 
»erhältnismäßig billigen Kauss davon kommen werde. Beson⸗ 
zers wird dem Botschafter Cambon, der nach beiden Seiten 
eine äußerst schwierige VPosition habe, Bewunderung und Aner⸗ 
ennung gezollt. 
W. Varis, 7. Aug. Zur Beschwichtigung der französi— 
schen Kolonialpartei wird hier von unterrichteter Seite 
neuerlich betont, daß die vom französischen Kongogebiet zu— 
junsten Kameruns abzutretenden Gebietsteile weder Libreville 
roch Loango berühren. und daß auch eine unmittelbare Nach— 
zarschaft Kameruns und des belgischen Kongostaates endgültig 
ausgeschaltet sei. Die französische Regierung mache sich darauf 
jefaßt, daß die hiesige Kolonialrartei einigen Lärm schlagen 
vreirde. In Wahrheit aber seien die in jenen Gegenden inter⸗ 
sierten oder indirekt interessierten französischen Ausbeutungs- 
Gesellschaften von der beschlossenen Gebietsveränderung unter⸗ 
richtet worden. Wie es heißt, beschäftigen sich diese schon mit 
den an die französische Regierung zu richtenden Entschädigungs-— 
insprũchen. 
W. Loudon, 7. Aug. Der Daily Graphic kommt heute 
auf den mehrfach von französischen Blättern gemachten Vor— 
schlag einer neuen Algeciras-Konferenz zu sprechen und 
meint, Frankreich solle im eigenen Interesse von einer neuen Kon— 
erenz absehen, es könne durch eine solche nur verlieren. Auf 
einen Fall könne Frankreich von einer solchen Kon— 
ferenz mehr hoffen, als Deutschland ihm ohne eine solche zu⸗ 
ugestehen gewillt sei. Es lägen leine Anzeichen dafür vor, 
»ah die anderen Mächte eine neue Konferenz wünschen. 
. 
Der Deutsche Katholikentag in Mainz. 
Telegramme.) 
V. Mains, 6. Aug. Die 58. Generalversammlung der 
Katholiken Deutschlands wurde durch einen Festzug von etwa 
00 Maͤnner⸗, Arbeiter⸗ und Jünglingsvereinen durch die im Felt⸗ 
chmud prangenden Straßen eingeleitet. Ueber 50 000 Menschen, 
ie doppelte Zahl der Teilnehmer der letztiährigen Augsburger 
datholilenversammlung, nahmen dauran teil. Zum ersten Male 
chlossen sich neben den Arbeitervercinen auch die latholischen 
aufmännischen Vereine dem Zuge an. Vor und nach dem 
zuge fanden eine Reihe von Nebenversammlungen statt. In 
zer Versammlung der kaufmännischen Vereine sprach seichstags· 
ibgeordneter Erzberger. Die eigentliche Generalversammlung 
xurde abends in dem neu hergerichteten Saale der Stadthalle 
nit einem Begrüßungsabend eingereitet, dessen Leitung in den 
zänden des Präsidenten des Lokalkomitees, Justizrat Dr. 
Schmitt, lag. Eine große Zahl von Bertretern der Katho— 
liken einzelner deutscher Landesteile und anderer Staaten, so 
u. a. aus Oefterreich, der Echweiz und Ungarn usw. hielten Be— 
grükungsansprachen. — An der diesjährigen Katholikenver⸗ 
ammlung nehmen außer dem Diszesanbischof von Mainz auch 
die Bischöfe von Würzburg, Limburg und Speyer und als Ver— 
urcter des Kardinalerzbischofs Fischer-Köln Weihbischof D. Müller 
leil. Ueber hundert Extrazüge hatten die ungeheure Zahl der 
Teilnehmer befördert. Das Wetter ist schön. 
W. Mainz, 7. Auq. In der ersten geschlossenen Versamm- 
ung des Deutschen Katholikentages wurde heute in der Stadt⸗ 
zalle die Wahl des Präsidiums vorgenommen. Zum 
»Asten Vorsitzenden wurde Reichstagsabgeordneter Erzkämmerer 
wraf Friedrich v. Calen aus Mänster, ein Neffe des Bischofs 
3. Ketteler, gewählt. Zu Ehrenpräsidenten wurden ernannt: 
Universitätsprofessor Reichslagsabgeordneter Frhr. v. Hertling⸗ 
Hünchen, Reichssstagsabgeordneter Kommerzienrat Cahensly⸗ 
Augsbuig, Friedrich Frhr. v. Ketteler. Zum ersten stell— 
zertretenden Vorsihenden wurde Rechtsanwalt Rumpf-München, 
um zweiten stellpvertretenden Vorsitzenden, Reichstagsabgeord- 
reter Justizrat v. Brentano-Offenbach a. M. gewählht. 
W. Mainz, 7. Aug. Das anläßlich der 58. Generalver⸗ 
samm!ung der Katholiken Deutschslunds an den Kaiser ge— 
randte Telegramm lautet: 
„Eurer Kaiserlichen und Königlichen Majestät bringen viele 
Tausende zur 58. Generalversammung der Katholiken Deutsch 
ands in Mainz versammelte Männer ihre Huldigung dar. 
In dem festen Grund der Treue gegen Gott wurzelt unsere 
Treue gegen jegliche von Gott gesetzte Autorität, unsere 
Treue auch gegen Euere Majestät. Keine Treue kann fester 
ein, als jene, die in der Gottesfurcht und der Religion 
begründet ist. Eurer Maiestät christlicher und gerechter Sinn 
macht es uns leicht, mit der Gesinnung deutscher Treue auch 
die Gesinnung wahrer Liebe und Verehrung gegen die er— 
habene Person Eurer Maiestät zu verbinden. Möge der 
allmächtige Gott Eurer Majestät noch viele Jahre in glüch und 
egensreicher Regierung dem deutschen Vaterlande erhalten.“ 
Das Telegramm au den Großherzog von Hessen lautet: 
Die in Ew. Königlichen Hoheit getreuer Stadt Mainz 
tattfindende Generalversammlung der Katholiken Deutschlands 
empfindet es als angenehme Pflicht, Eurer Königlichen Hoheit 
in Liebe und Treue zu gedenken und ehrfurchtsvollen Hul— 
digungsgruß zu enthieten. Wir flehen zu dem Allmächtigen, 
daß er Ew. Königliche Hoheit und Eurer Königlichen Hoheit 
janzes Haus bewahre und erhalte.“ 
Wt. Mainz, 7. Aug. Auf das Huldigungstelegramm der 
Heneralversammlung des Deutschen Katholikentages ist folgendes 
Antworttelegramm des Kaisers eingelaufen: Ich 
habe die freundliche Begrüßung der dort vereinigten Katho— 
liken gern entgegengenommen und danke bestens für den Aus—⸗ 
druck treuer Ergebenheit. 
—— —————— 
heer und Flotte. 
W. Betlin,7. Aug. „Berlin“ am 4. Aug. in Agadir, „Eber“ 
am 6. Aug. in Teneriffa, „Möwe“ am 5. Aug. in Lome (Togo), 
„Victoria Luise“ am 6. Aug. in Reykiavik (Island), „Ja— 
guar“ am 5. Aug. in Itsukushima (Japan), „Luchs“ am 
5. Aug. in Tschinkiang (Jangtse/ das Flußkanonenboot .Vater—⸗ 
and“ am b. Aug. in Tschangscha am Jangtse, das Torpedo— 
„ot „Taku“ am 7. Aug. in Tsingtau, „Westfalen“ mit dem 
hef des 1. Geschwaders am 5. Aug. in Odde, „Hannover“ 
nit dem 2. Admiral des 1. Geschwaders und „Schlesien“ am 
5. Aug. in Bergen, „Blücher“ mit dem Befehlshaber der Auf— 
närungsschiffe am 6. Aug. in Flaam, „York“ mit dem 2. Ad⸗ 
niral der Auftlärungsschiffe am 5. Aug. in Olden, „Nassau“ am 
1. Aug. in Bergen, „Roon“ am 5. Aug. in Sandene, „Stettin“ 
und „Lübeck“ am 5. Aug. in Loen, „Grille“ am 5. Aug. 
n Danzig und am 7. Aug. in Kolberg, „Albatroß“ ist am 
3. Aug. von Cuxhaven nach Hamburg gegangen, das 3. Geschwa⸗—⸗ 
er ist am 3. Aug. formiert worden. Briefregelung: für das 
dommando und den 2. Admiral des 3. Geschwaders sowie 
Kaiser Wilhelm II“, „Kaiser Wilhelm der Große“, „Kajser 
rriedrich III. „Kaiser Barbarossa“, „Wörth“, „Brandenburg“, 
Depeschenboot „S 78“ und „S 79“ vom 89. bis 14. Aug. durch 
as Marinepostbureau, dann Kiel. 
leueste Vachrichten und Telegramme. 
Das Kaiserpaar in Wilhelmshöhe. 
W. Wilhelmehsshe, TJ. Aug. Der Kaiser unternahm 
seute morgen einen Ausritt und hörte den Vortrag des Stell— 
ertreters des Chefs des Zivilkabinetts, Geheimrats Strempel, 
er morgens eingetroffen ist. 
W. Wishelmshöhe, 7. Aug. Vizeoberzeremonienmeister von 
jem Knesebechist abends um 9 Uhr 15 Min. im Kranken⸗ 
ause des Roten Kreuz in Kassel-Wahlershausen unerwartet an 
inem Herzschlag gestorben. Die Kaiserin verweilte 
ormittags einige Zeit am Sterbelager des hoch 
er dienten Mannes. Morgen Abend um 7 Uhr findet eine 
Trauerfeier in Gegenwart der Maiestäten statt. Die Beisetzung 
rfolgt in Bonn. 
Prof. Spahn kandidiert nicht in Sörter. 
W. Paderbotn, 7. Aug. Landtagsabgeordneter Dr. Wür⸗ 
neling erklärte in einer Zentrumsversammlung in Warburg, 
aß für die kommenden Reichstagswahlen im Kreise 
5rter-Warburg ein Kandidat aus dem Kreise, nicht 
iber Professor Spabn aufgestellt werden würde. 
Das neiue Lintenschiff Selgoland. 
Kiel. T. Aug. Das auf den Howaldtswerken erbaule 
rinienschiff Helgoland“ hat am Sonnabend, wie schon kurz ge⸗ 
neldet, seine Probefahrten so glänzend erledigt, daß es so fort 
zon der Marineverwaltung abgenommen und auf 
zie kdaiserliche Werft überführt wurde. Das Schiff hat die 
ertragsmäßigen Bedingungen bei weitem übertroffen, was um 
o mehr besagt,. als es das erste deutsche Linienschiff der Ho— 
vuldiswerke ist. Die Bauzeit von der Kiellegung bis zur Ab⸗ 
rahme betrug 31 Monate. 
Neue türlische Kabinetisrise in Sicht. 
W. Ronstantinopel, 7. Aug. Die Jeni Gazetta erfährt, 
dab unter den Kabinettsmitgliedern über gewisse Fra— 
jen eine Meinungsverschiedenheit entstanden ist. Das Blatt ver⸗ 
eichnet mit Vorbehalt das Gerücht von dem bevorstehenden 
zücktritt des Kabinetts. 
Wieder ein Ueberfall auf einen Geldbriefträger. 
WM. Straßzburg, 7. Aug. Seute morgen wurde der Gelv— 
zriefträger Zacher in einem Sause der Hohenlohestraße, wo 
r eine Bestellung machte, auf der Treppe von einem unbe⸗ 
annten gutgekleideten jungen Mann überfallen und durch einen 
zammerschlag am Hinterkopf schwer verletzt. Als auf die 
zilferufe Zachers Leute herbeieilten, erschoß sich der Unbekannte 
nit einer Browningpiftole. Er hatte eine Geldsendung nach dem 
zetreffenden Hause an sich adressiert, ohne dort seine Woh— 
rung zu haben. 
Die Typhusepidemie in Schneidemühl. 
W. Schneidemũühl, 7. Aug. In der vergangenen Woche 
ind sechs neue Erkrankungen und drei Todesfälle an Typhus 
zorgekommen. Damit ist die Zahl der bis jetzt vorgekom— 
nenen Typhuserkrankungen auf 283 und die der Todesfälle 
ruf 22 gestiegen. 
Alrbeiterbewe gung. 
W. Straßburg, 7. Aug. Der seit dem J. Mai dauernde 
hbafenarbeiterstreikt ist beendet worden. Die Arbeit 
bird morgen wieder aufgenommen. Die Arbeiter haben von 
hren Forderungen nichts durchgesetzt. E 
W. Erfurt, 7. Aug. Nachdem am vergange nenSonnabend 
O Prozent der Metallarbeiter ausgesperrt sind, legten 
seute in mehreren Betrieben die nicht betroffenen organisierten 
Irbeiter die Arbeit nieder. Infolgedessen mußte der Betrieb 
n mehreren Fabriken vollständig eingestellt werden. 
Wt. London, 7. Aug. Der Ausstand der Eisenbahnange— 
tellten breitet sich in Liverpool mit beunruhigender Schnellig— 
eit aus. Bei der London and Northwestern Railway schlossen 
ich dem Streik, wie erklärt wird, bereits 2000 bis 3000 
MNann an. Heute vormittag wurde ein Umzug von einer Sta⸗ 
ion zu den anderen veranstaltet. Die Angestellten aller Sta— 
ionen mit Ausnahme einer, legten die Arbeit nieder. Die An— 
restellten verlangen eine Arbeitszeit von 54 Stunden wöchent⸗ 
ich und eine Lohnerhöhung von 2 Schilling. 
Automobilunfall der Konstautinopeler Botschafterin. 
W. München, 7. Auqust. Die Gemahlin des deutschen Botschoafters 
n Konstantinopel, Freiherrn Marschall von Bieberstein wurde aus 
hrem Auto in der Nähe des Walchensees, als der Chanffeur, um 
inen Zu'ammenstoß mit einem französischen Automobil zu entgehen, 
art bremste, herausgeschleudert und erlitt erhebliche innere und äußere 
hFerletzungen. doch ist ihr Zujtand nicht lebensgefährlich. 
Die Mitglieder des italienischen Schülergeheimbundes frei 
gesprochen. 
W. Rom, 7. Aug. In Valermo sollte vor dem Schwur— 
ericht gegen sieben Gymnasiasten verhandelt werden, die Mit— 
lieder eines Geheimbundes sind, der den unbeliebten Ordi— 
arius dert Oberprima des Gymnasiums in Palermo, Prosessor 
zhelli zum Tode verurteilt haben sollte. Tat'ächlich wurde der 
rofessor Ghelli von dem Primaner Lidonni niedergeschossen, 
vorauf der Primaner sich selbst erschoß. Eine Reihe der Mit— 
chüler Lidonnis sollte wegen moralischer Mitschuld vor Gericht 
Jestellt werden. Die Anklagekammer hat jedoch jetzt ein Erkennt— 
nis erlassen, das sämtliche angeklagten Schüler freisprach. 
— —— 
Wet. Berlin, 7. Aug. Die zu größeren Kavallerieübungen 
m Lager von AlItengrabow vereinigt gewesenen Regimenter 
»er Garde⸗Kavalleriedivision find am 5. August von Alten—⸗ 
rabow in ihre Standorte abmarschiert. Nur 13 Mann mußten,. 
um Teil wegen Darmerkrankungen im Lazarett zurückgelassen 
verden. Durch bakteriologische Untersuchung wurde festagestellt, 
daß Ruhr nirgends vorliegt. Alle hiervon abweichenden Nach 
richten verschiedener Blätter beruhen auf irrigen Annahmen. 
Wt. Berlin, 7. Aug. Amtlich. Bern meldet: Wegen Ueber— 
astung der marokkanischen Linien sind die Telegramme sehr 
zroßen Verzögerungen unterworfen. Die scherifische Verwaltung 
ann Telegramme nur unter jedem Vorbehalt der Verzögerung 
oer Uebermittlung annehmen. 
W. Bremen, 7. Aug. Von zuständiger amtlicher Stelle 
vird dem Boesmannschen Bureau zu der von auswärtigen 
Blättern veröffentlichten Mitteilung über die angebliche Verhaf— 
ung eines englischen Spions in Bremen mitgeteilt, daß 
sier von einer solchen Verhaftung nichts bekannt ist. 
Wt. Seilbronn, 7. Aug. Der Anthropologenkon— 
a reß wurde vom Vorsitzenden der Deutschen Anthropologischen 
vesellschaft, Professor Seeger-Breslau eröffnet. 
Wt. Rom, 7. Aug. Der Osservatore Romano veröffentlicht 
heute abend folgende Note: Der Papst, der von der Hals— 
ꝛffektion, die ihn kürzlich befallen hatte, beinahe vollständig 
viederhergestellt ist, leidet seit gestern abend an einem leich— 
Aen Gichtanfall. im rechten Knie und wird auf Anraten 
der Aerzte sich an den kirchlichen Handlungen nicht beteiligen. 
Wt. Neapel, 7. Aug. Die deutschen Studenten besuch— 
en heute vormittag das Museum, nachmittags das Aquarium 
ind die landwirtschaftliche Hochschule in Portici, überall festlich 
mpfangen. 
W. Paris, d. 7. August. In St. Etienne erschoß der So— 
kalist Philibert den Stadtrat und Vorsitzen den des 
Zzozialistenausschusses Philippot undtötete dann 
ich jselbst. Die beiden waren langjährige vertraute Freunde 
ewesen, zuletzt aber wegen politischer Meinungsverschiedenheiten aus⸗ 
einander gekommen. 
Wt. London, 7. Aug. Die Kruppsche Jacht Germa⸗— 
nia“ gewann den vom König für die internationale Jachtwett⸗ 
ahrt bei Ryde gestifteten Pokal. 
Wit. Cetinje, 7. Aug. Bis gestern sind über 700 Albaner 
urückgekehrt. Der König hat den Sultan zur Beendigung 
es Albaneraufstandes telegraphisch beglückwünscht. Die Mel— 
ungen auswärtiger Blätter, wonach Montenegro für den Un— 
erhalt der Malissoren Entschädigung verlangt, werden amtlich 
ils unzutreffend bezeichnet. Montenegro würde jedes ander⸗ 
veitige Anerbieten entrüstet zurüdweisen. 
Wt. Saloniki, 7. Aug. Issa Bolietinetz hat, wie ver—⸗ 
autet, dem Wali von Uesküb seine Wünsche betreffend Zahlung 
iner Entschädigung von 2000 Pfund, staatliche Anstellung und 
Vermittlung zur Beilegung seiner Fehden bekanntgegeben. 
——— 
W. Berliu, 7. August. Gesltern abend ereignete sich auf den 
kegeler See bei Hasselwerder ein sch weres Bootsunglück 
der Untersteven des Passagierdampfers „Hoffnung“ geriet gegen 
in Voot, in welchem sich eine Dame und zwei Herren befanden. 
das Boot versank, wobei die Dame und ein Herrertranken. 
der zweite Herr konntie nach langen Bemühungen wieder zum Leben 
urückberufen werden. 
Wt. Triest, 7. Aug. Heute sind hier drei neue Cho—⸗ 
erafälle festgestellt worden. 
Wt. Saloniti, 7. Aug. In Ipek ereigneten sich 47 neue 
Tholera fälle, von denen 80 tödlich verlaufen sind. Aus 
diakovo werden acht Erkrankungen gemeldet, von denen zwei 
ödlich verlaufen sind. Aus Monastir werden zwei Cholerafälle 
emeldet. 
Buntes Allerlei. 
Anschusdig ins Zuchthaus. Der jetzt in Berlin in Haft 
jefindliche internationale Hoteldieb Neumnan hatte 
einerzeit auch Frankfurt'a. M. beglückt. Im Herbste vor. 
zahres stahl er in einem Kaffeehausgarten eine wertvolle 
Ihr. Der Arbeiter Friedrich Kutscher war in den Verdacht 
seraten, die Uhr entwendet zu haben und wurde, obgleich er 
„ie Schuld energisch bestritt, von der Strafkammer zu zwei 
Jahren Zuchthaus verurteilt. Inzwischen ist in dem Ge— 
äck Neumanns, das in einem Frankfurter Hotel beschlagnahmt 
vurde, auch die Franksurser Uhr gefunden worden. Kutscher 
purde daraufhin aus dem Zuch haus vorläufig entlassen und 
vird sofort die Wiederaufnahme des Verfahrens betreiben, 
um seine Freisprechung zu erlangen. 
Die Unterschleise auf der sibirischen Bahu. Das B. T. 
neldet aus Petersburg, 6. Aug. Senator Graf Medem 
'at beschlossen, etwa ta usend Beamte der sibirischen Bahn 
oegen Bestechlichkeit, Erpressung und Unterschlagung den 
zerichten zu übergeben. Da die Verwaltung der Bahn mit 
„ijeser Entscheidung unzufrieden war, wurde die Prüfung der 
kevision des Grafen Medem dem früheren Chef der Bahnver— 
ung in Tomsk, Golubin, übertragen, der seinerzeit wegen 
ahlloser Unterschlagungen von Graf Medem entlassen wurde. 
d. Der „Schuetterlingszüchter!. Endich hört man auch 
inmal von einem Beruf, der noch nicht überfüllt ist, von 
iner neuen Erwerbsquelle, die viel, viel zu verdienen gibt 
ind vorerst wenigstens noch deine Konkurrenz kennt. In 
Zexley in der englischen Grafschaft Kent besteht seit einigen 
zahren eine „Schmetterlingsfarm“, auf der alle möglichen 
zachmetterlinge, nach denen viel Nachtrage ist, gezüchtet werden. 
der Sammeleifer der englischen Schuljugend hat beträchtliche 
lusdehnung angenommen. Da aber Schulbuben im allgemeinen 
zicht viel Geld in der Tasche laben, so int's gut, daß auch 
indete Kundschaft in aller Herren Länder so reichlich vor— 
zanden ist. dah der Bedarf kaum gededt werden kann. Die 
Farm liefett besonders seltene Schmetterlinge und soll bis 
200 Mefür das Stück bekommen. Man kann da autralische. 
aranische, chinesische Schmetterlinge kausen, von seltener Farben⸗ 
racht, die freifich ihre Heimat nie gesehen haben. Etwa 
000 Raupen sotlen vorhanden sein und tagtäglich werden 
und 500 in⸗ und ausländische Schmetterlinge produziert, was 
in hbübsches Sümmchen ergibt. 
Der „Schwachsinnige“. Der neueste Simplizijsimus 
ringt folgenden netien Roda Roda⸗Scherz: Eines Tages 
anden wit in Reih und Glied im Kasernenhof — schon seit 
teben — und warteten auf den Herrn General' Es war halb neun. 
Da trat der Schwabe Furtinger, Relrut-Unterkanonier, aus der 
Front, legte seine Flinie hin und wrach mit freundlichem Lächeln: 
Dem Furtinger dauert's allweil z'lang.“ — — 
daas darauf ward Furtinger als schwachsinnig, auch zu jedem 
randsturmdienst ungeeignet, aus dem Heeresverband entlassen. 
Schnürte sein Bündel und zog ab. — Der Oberst blickte ihm sinnend 
ach. Und sprach: „Mir scheint — mir scheint, meine Herren; 
»en Allerschwachsinnigsten ham mir da allweil nit 
ntlassen.“ 
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