Full text: Lübeckische Anzeigen 1911 (1911)

Der Inhalt der Schiedsverträge. 
(Telegramm.) 
Washington, 6. Aug. Der Senat ist mit der Ver— 
zjffentlichung der Schiedsgerichtsverträge zwischen 
England und Amerika, die er vor der Beratung über diese Ver— 
träge vornahm, von dem gewöhnlich befolgten Wege abge— 
wichen. Dies ist auf Ersuchen der Regierung in der Absicht 
geschehen, den Verträgen die weiteste Berüchsichtigung von seiten 
der Presse und der dffentlichen Meinung angedeihen zu lassen, 
um dem Senat auf diese Weise die Kenntnis der wirklichen 
Anschauungen des Landes zu erseichtern, die als Basis für 
eine Beratungen dienen werden. Der Inhalt beider 
Berträge ist identisch, nur die Einleitungen weisen einen 
rleinen Unterschied auf. Die Einleitung des Vertrages mit Eng— 
land hebt den Wunsch der vertragichlicebenden Parteien hervor, 
das zwischen beiden Nationen seit 1814 bestehende friedliche 
kinvernehmen, welches durch die im letzten Jahre erfolgte 
Lösung der schwebenden Streitfragen so sehr gestärkt worden 
sei, daß gegenwärtig zum erstenmal keine wichtigen Mei— 
nungsverschiedenheiten zwischen beiden Nationen beständen, dau⸗- 
eund zu gestalten. Beide Länder hätten beschlossen, daß künftig 
eine Meinungsverschiedenheit mehr Anlaß zu Feindseligkeiten 
„wischen ihnen geben oder ihre guten und freundschaftlichen 
Beziehungen stören solle. 
Der Vertrag enthält sieben Artikel, die mit 
»em Austausch der Ratifikationen in Kraft treten. Er kann 
mit zweijähriger Frist gekündigt werden. Durch Artikel 1 
werden Streitfragen zwischen den vertragschließenden Parteien 
enn Haager oder einem anderen durch ein besonderes Ab— 
ommen zu bestimmenden Schiedsgericht unterbreitet. Eng⸗ 
and behält sich, bevor es ein besonderes Abkommen trifft, 
das Recht vor, in allen Angelegenheiten, welche die Interessen 
einer Dominien mit Selbstverwaltung berühren, die Zustim⸗ 
nung des in Frage kommenden Tominions einzuholen. Ar— 
itel 2 sieht die Bildung einer gemeinsamen Kommission vor, 
die auf Ersuchen einer Vartei jich mit jeder Streitfrage be— 
rassen wird, ehe sie dem Schiedsgericht unterbreitet wird. 
Artikel 3 bestimmt, die Beschlüsse der Kommission sollen in 
einer Weise den Charalter eines Schiedsspruchs haben. Die 
Zommission soll nur entscheiden, ob die Streitfrage einem 
zchiedsgericht zu unterbreiten ist. Artikel 6 dieses Vertrages 
etzt den Vertrag von 1908 außer Kraft, berührt aber in 
einer Weise den Vertrag von 1909, betreffend die Beilegung 
zon Streitfragen zwischen den Vereinigten Staaten und Kanada. 
—MB————2— 
Inland und Ausland. 
DTeutsches Reic̃. 
Deutscher Handlungszehilfenverband. Der dritte Verbands⸗ 
rag des Deutschen Handlungsgehilfenverbandes 
wurde Sonnabend nachmittag nach herzlichen Begrüßungs— 
vorten des Vorsitzenden Reif⸗-Leipzig eröffnet. Aus allen 
Teilen Deutschlands waren Delegierte erschienen. Auch Ver— 
treser der Staats- und städtischen Behörden haten sich einge⸗ 
sunden. Die anwesenden Abgeordne'en Justizrat Trimborn 
und Dr. Potthoff versprachen, im Parlament dahin zu 
virken, daß den Wünschen der Privatangestellten hinsichtlich 
»es Pensionsgesetzes nach Möglichkeit entgezengesommen werde. 
Die Lex Wagner. Beklanntlich liegt dem Reichstage noch 
eiine Novelle zum Strafgesetzbuch vor, die u. a. eine Ver⸗ 
schärfung der Strafbestimmungen für Belei— 
digungen durch die Presse fordert. In letzter 
Zeit hieß es nun, daß weder der Reichstag, noch die ver— 
vündeten Regierungen auf das Zustandekommen dieses Gesetzes 
Wert legten. Von der Deutschen Tageszeitung wird 
das aber als unrichtig bezeichnet. Die maßzebenden Par— 
teien des Reichstages (also der blauschwarze Bloch 
wünschen; daß gerade diese Bestimmung der Vor— 
age möglichst bald Geßetz werde. Und was die 
Verbündeten Regierungen anlangt, so glaubt das genannte 
Blatt zu der Annahme berechtigt zu sein, daß auch sie 
desonderen Wert darauf legen. 
Die Arbeiten der Kommission für das Strafgesetzbuch. Die 
Kommission zur Vorberatung des neuen Strafgesetzbuches hat 
nuihren Beratungen eine größere Unterbrechung eintreten 
assen, da vor einigen Tagen die Sommerferien begonnen 
———⏑ — —— —— — 
„Sie müssen sich Ihre Kräfte erhalten,“ sagte West be— 
timmt und legte ihr von den Speisen vor. 
„Wie soll ich Ihnen danken,“ sagte Irmgard gerührt 
zeim Abschied. 
„Betrachten Sie uns als Geschwister, liebe Frau von 
dörsbach,.“ bat Margarete. „Wir haben eine große Ver— 
hrung für Ihren Mann, mit Gottes Filfe bleibt er am 
deben!“ 
Um 8 Uhr abends kam der Arzt; mit ängstlicher Miene 
otichte Irmgard in seinem Gesicht. 
„Keine Veränderung, wir müssen warten.“ 
So lautete der Bescheid. 
Warten am Krankenlager eines geliebten Menschen! 
Warten, ob er uns erhalten bleibt, ob er uns genommen 
vird! Welche Qual liegt darin! Und sie, die bisher nur 
un sich gedacht, sie lernte kennen, was es heißt: 
„Gottes Mühlen mahlen langsam, aber sicher.“ 
Mit bitteren Selbstwworwürfen exinnerte sie sich, wie Lörs- 
zach bestrebt gewesen war, ein besseres eheliches Verhältnis 
wischen ihnen anzubahnen. Sie katte es nicht verstanden, 
var ihm mit keinem Schritt entgegengekommen, hatte seine 
zerechtfertigten Wünsche unbeachtet gelassen und seine Nachsicht 
mihbraucht. Ihre Launen, ihre Nechlässigkeit im Hauswesen 
iielen ihr ein. Und wie schlecht hatte sie die Kinder erzogen, 
ie bald verwöhnend, bald den Tienstboten überlassend! Schon 
zor ihrer Abreise nach Berlin batte Lörsbach über Kopfweh 
geklagt; sie hatte es nicht beachtet und es für unbedeutend 
jehalten. Die Krankheit hatte schon in ihm gesteckt; er hatte 
ich überwunden, damit sie die ersehnte Reise machen konnte. 
Seine Rücksichten, seine vielen kleinen Aufmerksamkeiten fielen 
hr ein. Wie schlecht hatte sie ilm alles gelohnt! Wie bitter 
düßte sie es jeßt! 
(Fortsetßung folgt.) 
Theater. Kunst und Wissenschaft. 
Lubeck, 7. Aug. 
tadthallen⸗Theater. 
„Giroflé⸗Girofla“, 
Operette In 3 Akten von Charles Lecoca. 
Nach langer Zeit erneuten wir am gestrigen Abend die 
Bekanntschaft mit der früher so vielgegebenen heiteren 
—X 
saben, die ungefahr zehn Wochen dauern dürften. Die Be— 
atungen werden erst wieder Anfang Oktober — voraus— 
ichtlich am 10. oder 12. des Monats — aufgenommen 
berden. Ueber den Zeitpunkt, wann die gesamten Arbeiten 
er Kommission ihren Abschluß erreicht haben werden, läbt 
ich jetzt bestimmtes noch nicht mitteilen. Es ist Aussicht vor⸗ 
anden, daß alle Vorberatungen Anfang 19183 
bgeschlossen sind. Sowie dieser Standpunkt erreicht ist, 
ird man unverzüglich daran gehen, über die Beschlüsse der 
tommission in Verhandlungen mit den Bundesregierungen 
inzutreten. Da die Dauer dieser Verhandlungen ungewiß ist, 
oNläßt sich der Zeitpunkt, wann der Entwurf an den 
deichstag gelangen wird, nur ungefähr bestimmen. Die Er— 
ebnisse der Verhandlungen mit den Bundesregierungen 
ilden nämlich erst die Grundlagen für die Ausarbeitung des 
zntwurfes im Reichsjustizamt. Die Verhandlungen mit den 
z3undesregierungen und die Ausarbeitung des Entwurfes wer⸗ 
„en, soweit man die Sachlage schon jetzt übersehen kann, in 
wei bis zweieinhalb Jahren mit ziemlicher Sicherheit zum 
Ubschluß gelangt sein, und es ist darum anzunehmen, daß 
»er Reichsstag sich im Jahre 1915 mit dem Entwurf zu 
eschäftigen haben wird. 
Deutsche Marineofsiziere ale Flugzeugführer. Wie bei den 
IRffizieren des Heeres, so macht sich auch bei den See— 
ffizieren ein Interesse für die Flugschiffahrt geltend. Prinz 
zeinrich von Preußen hat bekanntlich schon vor längerer 
zeit, und zwar als erster Marineoffizier, sein Flugzeugführer⸗ 
eugnis erhalten. Als zweiter Angehöriger unserer Marine 
nachte dann Ober⸗Ingenieur Loew am 12. Mai seine Prü—⸗ 
ung auf einem Sommer-Doppeldecker. Loew ist aber auch 
hon auf der zweiten Gattung, dem Eindecler, heimisch, den 
rietzt ausschließlich fährt. Als dritter hat nun Oberleut⸗ 
zant z. S. Sartmann seine Prüfung in Johannisthal be— 
tanden. Oberleutnant Hartmann hat seine Ausbildung auf 
inem Wright-Flugzeug erhalten und ist auch beim Deutschen 
dundflug zeitweilig als Begleiter auf einer Wright⸗Maschine 
eflogen. Ein zweiter deutscher Seeoffizier, Oberleutnant 
zertram, bereitet sich augenblicklich auf die Prüfung vor. 
zr wird von Oberingenieur Hirth auf einem Etrich-Flugzeug 
eutscher Bauart ausgebildet. Oberleutnant Bertram hat 
ibrigens insofern schon eine ganz vorzügliche Vorbildung hinter 
ich, als er der Begleiter Vollmöllers, des zweiten Siegers 
m Deutschen Rundflug. war. 
Sröffnung einer Quarantäne⸗Anstalt in Saßnitz. Die Er—⸗ 
zffnung einer neuen Quarantäne-Anstalt in Saßnitz ist zum 
November d. J. in Aussicht genommen in der Voraussetzung, 
»aß die Bauausführungen bis zu diesem Termin fertiggeftellt 
ind. Die Anstalt soll zur gleichzeitigen Aufnahme 
»on 660 Stäckschwedischen Großviehs eingerichtet 
verden. Ihre Verwaltung wird der preußische Staat über⸗ 
ehmen, während die übrigen preußischen Quarantäne-Anstalten 
n Apenrade, Flensburg, Kiel und Altona verpachtet sind. Das 
jeue Institut dient zur klinischen Untersuchung schwedischen 
dindviehs, dessen freie Einfuhr in Preußen in der Provinz 
zchleswig⸗Holstein, und serner in Mecklenburg, Lübeck, 
Zremen und Hamburg verboken ist. Bekanntlich besteht ein 
auerndes Verbot der Einfuhr von Schweinen aus Schweden; 
»ie Einfuhr von Schafen bedarf keines besonderen Voerbots, 
da sie bedeutungslos ist. Die klinische Untersuchung 
nit einer unter Umständen folgenden bakte— 
iologischen Prüfung ist an Stelle der früher vor—⸗ 
eschriebenen Tuberkulinprobe, die sich als unzuverlässig er⸗ 
hiesen hat und der Fleischversorgung des Reichs bei der Ein—⸗ 
uhr hinderlich war, durch die neuen Bestimmungen des Bun—⸗ 
esrats über die Quarantäne des seewärts eingehenden Viehs 
hei allen in Betracht kommenden Quarantäne-Anstalten vom 
.Juli ab eingeflührt worden. 
Orthopädisches Turnen. Nachdem das Kultusministerium 
m Jahre 1908 durch einen Erlah an die Regierungen und 
Schulkollegien die Einführung ortbopädischer Uebungen für 
Z„chüler und Schülerinnen im Turnunterricht angeregt hatte, 
ind in dem Jahre 1909/10 in 32 Städten Preußens ortho— 
ädische Turnkurse abgehalten worden, die, wie die amt—⸗ 
ichen Erhebungen festgestellt haben, recht günstige Ergebnisse 
hatten. Auf Grund dieser zufriedenstellenden Erfahrungen be— 
bsichtigt das Kultusministerium, in der nächsten Zeit die 
»rthopädischen Turnkurse noch weiter auszudehnen und auszu—⸗ 
hauen. 
perette „Giroflé⸗Girofla““. Vecocq, wie Offenbach Fran— 
ose und dessen gefährlicher Nebenbuhler, brauchte längere 
zeit, um sich mit Erfolg durchzusetzen; erst seine „Mamselle 
Ingöt“ und „Giroflé⸗Girofla“ sicherten ihm neben vielen 
achfolgenden, allerdings weniger bekannten Operetten dauern⸗ 
en Erfolg. Was der Feder Offenbachs leicht uͤnd geistvoll 
ntströmt, ist bei Lecocq viel besser durchdacht und sorg⸗ 
ältiger ausgearbeitet worden. „Giroflé-Girofla“ ist so recht 
ine Operette alten“Stils; das Sujet unglaublich; die Per— 
onen, nach dem alten Rezept, so lebensunwahr wie möglich, 
»och bei guter Vertretung von erheiternder Wirkung. Cilli 
zchönberger, in der Doppelrolle der Girofls-Girofla, 
ntledigte sich ihrer Aufgabe mit Gewandtheit und gutem 
tusikalischen Gelingen. Das würdige Ehepaar Don Boléro 
Julius Seidler) und Aurora Gianka Reinhardt) 
irkte drastisch und erheiternd, wenn auch Herr Seidler 
nmerhin seine Späße hätte etwas beschränken können. Der 
Marasquin, der nicht viel Gelegenheit hat, sich hervorzutun, 
durde von Herrn Redwitz musikalisch recht hübsch wieder— 
egeben; temperamentlich hätte der Kontrast mit Moursouk 
vohl etwas mehr hervortreten können. Henry Stone 
erkörperte den Maurenhäuptling recht überzeugend, ohne der 
ächerlichkeit zu verfallen. Nicht ganz so gut stand es mit 
einem Gesange, worunter besonders das hübsche Duett mit 
ßirofls im letzten Akt zu leiden hatte. Pedro und VPaquita 
ourden von Blanda Hoffmann und Josefine Sei— 
ert mit vieler Lustigkeit wiedergegeben. Einige Unreinheiten 
m Orchester wie auf der Bühne (Quintett im ersten Akt) wer⸗ 
en bei Wiederholungen vermieden werden können, ebenso 
die für das Ganze noch ein wenig mehr Sicherheit anzu— 
reben sein dürfte, beispielsweise für den Piratenchor. Das 
zublikum zeigte sich außerordentlich angeregt und spendete 
eichlichen Beifall. Der Saal war gefüllter denn sonst; man 
heint endlich das immerhin gewagte Unternehmen, die Be— 
üchsichtigung des Publikums hinsichtlich einer annehmbaren 
PRerette, unterstützen zu wollen. I M. Stiehl. 
Tagesdericht. 
Lübeck, 7. Aug. 
Weimarfahrt von Schüsern des Katharineums. Am 
Sonntag abend kehrten die 29 Schüler des Katha— 
ineums von den Nationalfestspielen des „Deutischen Schiller— 
zundes“ in Weimar zurück. Die Reise begann am 27. Juli. 
—chon am Nachmittage desselben Tages schauten die Schüler 
om Bergfried der Wartburg über das Thüringer Land. In 
frisch-fröhlicher Wanderung gelangten sie in 5 Tagen über 
en Inselsberg, Mehlis, Ilmenau, Arnstadt und Erfurt nach 
Weimar. Sier wurden viele von den ehrwürdigen Stätten 
zesucht, die an unsere großen Dichter erinnern. An vier 
benden sahen sie im Weimarer Hoftheater die Aufführungen 
von Sebbels „Nibelungen“ J und II, Shakespeares „Othello“, 
zrillparzers „Weh' dem, der lügt“ und Schillers „Räuber“. 
Dder Donnerstag jedoch dieser Woche war den Dornburgen 
ind Jena gewidmet. Dieser Tag erhielt noch ein besonderes 
zepräge durch den ausnahmsweise gestatteten Besuch der 
zeißwerke. Die Führung hatte Herr Oberlehrer Dr. Deecke, 
»em Herr Prof. Hoffmann sich angeschlossen hatte. Beson— 
vers erwähnenswert ist, daß einem Lübecker Schüler die Ehre 
uteil wurde, am letzten Abend beim Scheine der vielen 
»underte von Fackeln im Namen der aus allen Teilen 
deutschlands in Weimar versammelten Schüler und Schüler— 
nunen zu sprechen; es war der Primaner Lindenberg, der 
ich seiner nicht ganz leichten Aufgabe zu aller Befriedigung 
intledigte. Es ist in der Tat undenkbar, daß die herrlichen, 
o ganz eigenartigen Tage in Weimar ohne veredelnden 
kinfluß auf die jungen Gemüter bleiben sollten. 
o.· Einbruchsdiebstähle. In der Zeit vom 30. v. M. 
is 3. d. M. ist im Hause Marlesgrube Nr. 2 ein Ein— 
ruchs diebstahl verübt worden. Dem Diebe find folgende 
zegenstände in die Hände gesallen: 1 Herren-Tuchanzug, 1 
hwarze seidene Weste, 1 Beinkleid, 6 wollene Hemden, 
4 Paar Strümpfe, 6 Parchend-Unterbeinkleider, 1 Persianer 
Nütze. 3 Parchend-Nachtjacken, 4 Parchend-Damenbeinkleider, 
wollene Damenhemden, 2m Kammgarnstoff, 2 m graue und 
fwarze Seide, 31 Bettlaken, 18 Bettbezüge, 26 Kissenüber⸗ 
üge, 12 garnierte Kissenüberzüße, 3 Dutzend Damasthandtücher, 
großes Damasttuch mit 12 Servietten. 15 Tischtücher, 
2 Servietten, 8 Naco-Herrenoberhemden, 6 Herren Nachthem⸗ 
en, 3 Paar Herren⸗Unterbeinkleider, 6 Frauenhhemden, 4 Paar 
damen-Unterbeinkleider, 4 Keilkissenüberzüge, 3 bunte Kaffee— 
deden, 2 gestickte Handtücher, 1 versilberte Kasfeelann', 1 ver⸗ 
ilberte Teelanne, J1 versilberte Zuckerdose, 1 große altsiberne 
rruchtschale, innen vergoldet, 1 altsilberne Kalezbüchse, 1 sil— 
zernes Schreibzeug, 1 silberner Suppenlöffel, 1 vergoldete 
hrkette, 1 vergoldetes Pincenez. — In einem Hause der 
sreiten Straße find gestern nachbenannte Gegenstände 
nittels Einbruchs gestohlen worden: 9 große Tischmesser und 
) Forken aus Alpalalilber, 12 kleine Frükstücksmesser, b große 
ilberne Eßlöffel, 6 silberne Kompottlöffel, 6 silberne Tee— 
öffel, japanische Arbeit, 6 silberne Teelöffel, ver— 
iert mit Engelsköpfen; auf diesen Löffeln ist der Name 
Elionore“ graviert, 1 groher silberner Lösfel mit Engelskopf 
berziert, 6 schlichte silberne Teelöffel, 6 silberne Groglöffel 
mit gedrehtem Stiel, 1 Geflüge'schere mit Perlmuttereinlaaæ 
1 Buttermesser und 2 kleine Fotlen mit Knochengriff. 
Travemünder Seewasserwärme. J 
5. August, mittags 2312 Grad Cels., abends 21 Grad Cels. 
—A 
3. August, mittags 21 Grad Cels., abends 2112 Grad Cels. 
7. August, morgens 20 Grad Cels. 
West⸗Wind. 
— — 
G. Travemünde, 7. Aug. Ein großes Feuerwer?f? 
jatte die Badeverwaltung Sonnabend abend vor dem Kur— 
zause arangiert. Wie bei allen Veranstaltungen in diesem 
Jahre, war auch vorgestern das Wetter ungemein günstig. Die 
rust war mild und klar, aber der Abendhimmel war dunkel, 
oeil der Mondschein hinter den Baumgruppen des Kaldarien⸗ 
zerges verschwand, bevor man mit dem Abbrennen des Feuer— 
herkls begann. Infolgedessen kam letzteres voll zur Wirkung. 
zegen 954 Uhr kündeten mehrere Kanonenschläge die Eröffnung 
er Veranstaltung an. In bunter Reihe folgten Raketen, 
ruftfeuerwerk und Frontstücke. Das Publilum war in großem 
Imfange erschienen. Herren und Damen aus dem Ballsaalk 
n Smoking und duftiger Toilette und Tausende von Sommer— 
zästen drängien sich lustwandelnd auf der Promenade vor den 
durhausanlagen. Die Terrasse des Kurhauses und die Kon 
itorei waren voll besetzt, übrigens der normale Zustand in der 
reutigen Hochsaison. Trotzdem zwei noch nicht ganz dem 
Knospenalter“ entwachsene junge Damen das Feuerwerk kri— 
isierten: Voriges Jahr in Wiesbaden haben wir ganz etwas 
inderes gesehen“, was hiermit nicht bestritten werden soll, 
and das glänzend verlaufene Feuerwerk reichlichen, unge 
eilten Beifall. 
—r — 
Hansestãdte. 
Hamburg, 7. Aug. Frei von Cholera. Naq 
iner amtlichen Meldung war bei einem Matrosen des 
dampfers „Zar Nikolaus II“, der auf den Fahrfh 
,on Konstantinopel nach hier begriffen war, in Algier durch 
„akteriologische Untersuchung Cholera festgestellt worden. Der 
Dampfer ist Freitag bei der Quarantäneanstalt in Groden— 
Fuxhaven eingetroffen. Die sofort vorgenommene bakterio— 
ogische Untersuchung dieses Matrosen und der sämtlichen übrigen 
zchiffsinsassen hat ergeben, daß sie frei von Cholera— 
zazillen sind. Vorsichtshalber ist aber der Dampfer, der 
nzwischen desinfiziert wird, bis zum Ablauf der fünftägigen 
Zeobachtungsfrist in Groden zurückgehalten worden. 
(Kleine Nachrichten, Vom Fahrstuhl totge— 
uetscht. Einen schrecklichen Tod hat der Ingenieur Johannes 
disse in der Nacht zum Sonntag in seinem eigenen Hause, 
jsestraße Nr. 39, gefunden. Er war mit seiner Familie kurz 
orher nach Hause gekommen und hatte den Fahrstuhl bis zu 
einer Wohnung im zweiten Stockwerk benutzt. Da an der 
Fahrssuhlbeleuchtung etwas nicht in Ordnung war, kehrte er 
nit einer Trittleiter zurück. Während er nun den Kopf in 
ie Fahrstuhlöffnung hineinbeugte, muß er wohl unabsichtlich 
»en Knopf berührt haben, der den Fahrstuhl in Bewegung setzt, 
ind er wird nicht wahrgenommen haben, daß der Be— 
örderungskasten herunterlam. Als seine Frau und andere Haus— 
jenossen auf einen dumpfen Schrei auf den Treppenflur eilten. 
and man Kisse mit dem Kopf zwischen dem Fahrstuhl und der 
essen Kante eingeklemmt; der Körper hing im — 
rei in der Luft. Der Tod muß auf der Stelle eingetreten 
ein, denn das Gewicht des Beförderungskastens lastete so —X 
auf dem Kopf des Unaglücklichen, daß die Hilfe der Feuerwehn
	        
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