Full text: Lübeckische Anzeigen 1911 (1911)

* 43* J —— — — M — — 9 * 
—JJ———— V C 
—5 —11 EA— X⏑ 
A AI —— —J—— * —— 1 
WB 8 —3 — ——8 —R 4 ——— 
99 m — 
Ausgabe 4. Sonntag, den 6. August 1911.. 
*2 — 
88 
—— F — 7* 
—28 3 —J 
——RX 
358344 
Morgen⸗Blatt Kr. 393. 
Tagesbericht. 
Lübec, 6. August. 
Veriretung. Während der Abwesenheit des Herrn Se⸗ 
nhators Dr. Eschenburg hat Herr Senator Dr. Lienau den Vorsitz 
mm Kirchenrat, und Herr Regierungsrat Dr. Lange den Vorsitz 
in der Zentral⸗Armendeputation übernommen. 
*X In den Ruhestand versetzt hat der Senat zum 1. Olt. 
h. J. auf sein Ansuchen den Werkmeister an der Strafanstalt 
Lauerhof Herrn F. J. H. Schreiber. 
X Die Rücklehr des Regiments „Lübed“ aus dem Lochstedter 
Lager erfolgte gestern nachmittag mittels Sonderzuges schon 
bald nach 2 Uhr. Das J. Bataillon marschierte mit klingendem 
Spiel durch die Stadt nach der Marli-Kaserne, das 2. Ba⸗ 
aillon nach der Kaserne an der Fackenburger Allee, und die 
Maschinengewehr-Kompagnie durch die Wallstrabße nach Marli. 
Der Sonderzug war 1014 Uhr vormittags vom Lodlstedter 
Lager abgefahren. 
Studien⸗ und Ferienfahrtteilnehmer in Lübed. Am 
heutigen Sonntag treffen ca. 85 Teilnehmer einer von der 
Abteilung für Bildungswesen des Deutschnationalen Sand⸗ 
ungsgehilfen-Verbandes veranstalteten Studien- und Ferien— 
jahrt in Lübeck zu kutzem Aufenthalt ein. Die Fahrt hat an 
hzie Nord- und Ostseeküste geführt und wird in Lübeck offiziell 
hzeendet. Die Gäste werden von Mitgliedern der hiesigen Orts— 
gruppe empfangen und geführt. Diese Fahrt ist eine der 
zahlreichen von dem genannten Verbande alljährlich ver— 
anstalteten Studien- und Ferienreisen. 
Die Deutsche Gesellschaft für Kaufmanns⸗Erholungsheime 
eilt folgendes mit: Die Zuwendungen für die Deutsche 
Hesellschaft für Kaufmanns-Erholungsheime nehmen einen er— 
reulichen Fortgang. U. a. wurden kürzlich von der Firma 
Deutsch-Amerikanische Petroleum-Gesellschaft in Hamburg 10 000 
Mark geschenkt. 
58 Eine Freilichtbühne in Travemünde. Auch unser 
Lübecker Badeort am schönen Ostseestrande wird jetzt 
in Freilichttheater erhalten und zwar auf der sich 
»afür ausgezeichnet eignenden Wiese an der Parkallee. Die 
Freilichtbuhne wird mit einem Gastspiel des Deutschen 
TDdheaters in Hamburg und des Herrn Alex Otto vom 
Deutschen Schauspielhaus in Hamburg am Donnerstag, dem 
.O. Aug., mit der Schönherrschen Tragödie „Glaube und 
deimat“ eröffnet werden. Sicherlich dürfte dieses Gastspiel 
nit dem sensationellen Drama, das allerorten die Zuschauer 
ief ergriffen und begeistert hat, hier auf der Freilichtbühne 
»as allerregste Interesse bei den Badegästen und dem Lübecker 
heaterliebenden Publikum finden. — Am Sonntag, dem 
23. August, wird „Glaube und Heimat“, das für Lübeck 
und Travemünde bisher noch Neuheit ist, wiederholt werden. 
O Die Witterung im Monat Jul 1911. Im eben verflossenen 
MNonat war das Mittel des Barometerstandes 768,1 mm, 
den höchsten Stand erreichte die Quedhsilbersäule am 4. mit 
719 und fiel am 1. auf den niedrigsten Stand bis 750,2, 
o daß sich eine Differenz von 21,7 mm ergibt. Das Monats— 
nittel der Luftwärme war 17,8 Grad C. der höchste Stand 
im 30. brachte uns 31,6 Grad Wärme, während die Tem— 
eratur am 4. den tiefen Stand von 6,9 Grad aufweis, so daß 
eine Temperaturschwankung von 24,7 Grad stattfand. Das 
Bewölkungsmittel beträgt 4,0. Geregnet hat's im vergangenen 
Monat an 11, und an 3 Tagen war Gewitter. Der größte 
stiederschlag fiel am 27. mit 7,1 mm, Sturm und Hagel ist 
n diesem Monat nicht zu verzeichnen, aber 12 Sommer⸗ und 
heitere Tage. Unsern neulich gebrachten Notizen über die 
Witterung im Juli und die seit den letzten 25 Jahren be— 
»bachteten höchsten Temperaturen sei noch hinzugefügt, daß 
uch das letztgemeldete Maximum des Juli schon in diesem 
August überflügelt ist, denn am 3. August sind 32,9 Grad C. 
abgelesen worden. In der Reihe von 1887 findet sich aber 
ine noch höhere Temperatur am 19. August 1893 me⸗ 
— —— 
Internationale hygiene-Ausstellung zu Dresden. 
Ausstellungsbriefe 
unseres Berichterstatterss Otto Promb er, Dresden⸗Laubegast. 
XI. 
Eine der interessantesten Hallen der Ausstellung ist die 
der Kleidung und Körperpflege, dem Spiel und dem Sport ge— 
vidmete. Wissenschaft und Industrie sind hier vereinigt. Die 
dalle ist von verblüffender Vielseitigkeit. 
Bezuüglich Kleidung sind in einer Tabellenreihe die am 
neisten verwendeten Stoffe dargestellt, und zwar wird der 
Besucher über die physikalischen und chemischen Eigenschaften 
der verarbeiteten Gewebe, ihre Duirchlässigkeit hinsichtlich Licht, 
Wärme, Wasser und Luft, über die Methoden zur Bestimmung 
»er Stoffdichte sowie deren Festigkeit unterrichtet. Apparate 
ind Instrumente sind zur besseren Orientierung beigegeben. Es 
jandelt sich um Männer- und um Frauentleivung um Ober, 
und Unterkleidung, um Bekleidung des Kopfes wie des Fußes— 
Wir erinnern uns eines Ausspruchs des Professors v. Petten— 
ofer: „Unsere Haut ist dazu bestimmt, immer von der Luft 
tberfiossen zu werden“ und lernen die Schädlichkeiten erkennen, 
zie aus allerhand Druckwirkungen der Kleidung auf den Körper 
jervorgehen. Wie viele Menschen bürden einem bihßchen Zug⸗ 
Aufi“ alle ihre Leiden auf, Leiden, die doch zu geringe körper⸗ 
siche Ausarbeitung oder ungeeignete Nahrung, Stubengift, 
Schweiß oder Staub zehnmal eher hervorgebracht haben 
lönnten! Wir stecken in einer FJaut, die 21 Millionen Poren 
hat. Jede Stunde scheiden wir durch diese Poren 
vässerige oder gasige Bestandteile aus: Abfallstoffe des Blutes 
ind der Gewebe, die für den Körper zu Selbstgiften werden, 
venn ihre Ausscheidung durch ungeeignete Kleidung verzögert, 
ehemmt wird. Leider wird diesem Umstande von dem Durch⸗ 
chnittspublikum viel zu wenig Rechnung getragen. Warum 
aben wir denn so viele Uebel, wo wit uns doch wie kein 
inderes Lebewesen umhüllen und zu schützen suchen? 
Wir brauchen nun nicht in das Urmenschentum zurückzu⸗ 
FAasinken und als lauter Adams und Evas die Welt zu be—⸗ 
ollkern. Aber wir könnten danach streben, mit der Natur 
33,7 Grad C. Trotzalledem wird eine nähere Untersuchung 
eigen, daß eine so anhaltende Wärme innerhalb dieser Be— 
'bachtungszeit früher nicht gewesen ist. 
Augult⸗Me!: eore. Schon im Monat Juli hat die stern⸗ 
chnuppenreiche Zeit, die mehr als die Hälfte des Jahres 
usfüllt, ihren Anfang genommen. Während in der ersten 
zahres hälfte nur ein Monat, der April, durch den reichen 
5chwarm der „Lyriden“ ausgezeichnet ist, werden in der zweiten 
ahreshälfte die lebhaften Fälle der , Perselden“ im August, der 
Leoniden“ uUnd „Andromediden“ im November und noch zahl— 
eiche minder bevölkerte Schwärme in anderen Monaten 
ichtbar. Die uns jetzt besonders interessierenden „Per— 
eüden“, deren Körperchen aus dem S'ernbi de des „Perseus“ 
usstrahlen, begegnen der Erde vereinzelt schon während des 
anzen ersten Drittels des August, erlangen ihr Maximum 
m 10. und erlöschen einige Tage später. Sie sind, wie 
5chiaparelli nachgewiesen hat, Teile des Komelen 1882 III. 
zim Volksmunde hießen sie früher „Tränen des heiligen Lau— 
entius“, der um diese Zeit im Jahre 258 bei den Christenver— 
olgungen einen schrecklichen Märtyrertod starb. Die Beob— 
ichtung der Verseiden, die besonders eifrig an der Engel— 
ardt-Sternwarte in Kasan berieben wird, hat den Beweis 
rbracht, daß einzelne dieser Meteore schon in der enormen 
zöhe von 440 Kilometern über der Erdoberfläche aufleuchten, 
»Oraus für die Erdoberfläche eine Höhe von mindestens 500 
dilometern folgt. — Wer die Perseiden beobachten will, richte 
bends seinen Blick hauptsächlich gen Nordosten, wo das Stern— 
ild des Perseus nicht sehr hoch in der Milchstraße zu finden 
st. Es sei jedoch darauf hingewiesen, daß die Meteore am 
anzen sichtbaren Firmament aufleuchten können, wenngleich 
zre Bahnen auf den Perseus weisen. Daneben werden natürlich 
aweilen noch andere Meteore sichtbar, die nicht zu diesem 
ichwarme gehören, also auch aus anderen Gegenden radiseren. 
insgesamt unterscheidet man im August zwölf wichtigere Stern— 
hnuppenschwärme. 
*Verspütete Rüdüberweisung der Zeiungen aus den Kur—⸗ 
Ind Badeortemn nach den ständigen Wohnplätzen bildet 
amentlich für die Abnehmer der durch die Post bezogenen 
»eitungen eine ständige Queile von Beschwerden. Erfahrungs— 
emäß wird aber die Rücküberweisung meistens erst bei der 
breise, gleichzeitig mit den Nachsendungsanträgen für Brief— 
nndungen, bewirkt. Hierdurch tritt oft eine mehrtägige Unter— 
rechung des Bezuges ein, die sich vermeiden läßt, wenn je 
ach der Entfernung des Verlagspostamts ein bis drei 
dage vor der Abreise die Veränderung beim Bestell— 
ostamt besonders beantragt wird. Bevor dieses das Ver— 
igspostamt benachrichtigt hat, pflegen noch mehrere Nummern 
inzugehen. Die Rücküberweisung erfolgt bhekanntlich postfrei. 
*Wie schützt man sich vor dem Eririnken? Nach der 
Meinung eines Schwimmlehrers sind viese Unglücksfälle darauf 
trückzuführen, daß die meisten Leu'e in der Gefahr den Kopf 
erlieren und keine Ahnung davon haben, was in solchen Fällen 
u tun ist. Vor allen Dingen sollte jeder Nichtschwimmer, der 
us Wasser gefallen ist. sosange wie mözlich deen Mund ge— 
chlossen halten und mit den Händen das Wulser gleich— 
am vom Kopf unter den Bauch zu drängen versuchen. Es 
st erwiesen, daß man sich auf diese Weise eine ganze Weile 
iber Wasser halten kann. Die groiße Anzahl Ertrinkender 
chreit aus voller Kehle und schlägt mit Händen und Füßen 
im sich, anstalt kühlen Blutes auf Rettung zu sinnen. Wenn 
inmal das Wasser durch den Mund einzudritgen beginnt, 
‚ann ist die Atmung erschwert und dami:t die Wahrscheinlich— 
lseit einer Rettung bedeutend çgerinzer. 
Ein Rettungsnetz für Schiffbrüchig.. Aus Vokohama 
vird der Frankf. 3t9. unterm 17. Juli berichtet: Vorgestern 
anden in der Bucht von Tokio vor der Marineschule in 
Tsukiji Versuche mit einer neuen Vorrichtung zur Rettung 
schifsbrüchiger statt. Erfinder des neuen Apparates ist ein 
Ingenieur namens Tatsu'irs Imaizumi noß welchem er auch 
— — 
Imaizumi Auzon Hinantei IImaizumi — Rettungsnetz) genannt 
st. Eine grobe Zahl von Marineoffizieren, Seeleuten und 
Journalisten wohnten den Versuchen bei, die ein sehr gutes 
nesultat hatten. Der Apparat besteht aus einem ovalen, ziem⸗ 
ich großen Korkring; der mit Stoff überzogen ist und 
hessen Glieder beweglich sind, ferner aus verschiedenen Holz- 
tangen und einem großen, leicht zusammenrollbaren Nettz, 
das durch die Holzstangen ausgespannt wird. Wenn das Netz 
rusgespannt ist, kann es 18 Personen fassen. An dem Kork— 
rand sind schließlich noch vier Päischel (kleine Räder) befestigt, 
nit denen man den Apparat weiterbewegen kann, doch wird 
hierauf wenig Wert gelegt. Wenn das Netz ausgespannt ist, 
ieht der ganze Apparat einem Boot nicht unähnlich, besonders 
eigt er die Korkausrüstung der Rettungsboote. Er hat vol 
dem Rettungsring den Vorzug, daß er mehrere Personen sasser 
ann, die auch nach stundenlangem Treiben in dem Netz ge⸗ 
jalten werden, selbst wenn sie müde werden und sich nicht 
elbst mehr am Korkrand halten können. Vor dem Rettungs— 
zwoot hat der Apparat den Vorzug, daß er nicht von ders 
Wellen umgeschlagen werden kann und viel weniger Raum 
in Bord der Schiffe beansprucht, auch bedeutend einfacher 
ind leichter zu handhaben ist. Der Ersinder will die erste 
Inregung zu seiner Erfindung im russisch-japanischen Kriege 
rhalten haben, wo er die Beobachtung machte, daß viele 
m Wasser treibende Verwunde!e die Rettungsringe vor Er—⸗ 
nüdung losgelassen haben und dabei ume' ommen sind, wäh— 
end andere wie'er beim Umschsagen der Restun:sboole infolge 
ohen Seeganges nicht mehr zu retten waren. Der neue 
Ipparat ist am 15. Mai d. J. palentiert worden. Er kann 
ibrigens auch bein Seebaden von Nichtschwimmern 
hne jede Lebensgesfahr benutzt werden. 
*Die Wasserwärme in den städtischen Badeanstalten be—⸗ 
rug am 5. Aug.: im Krähenteich 241/3 Grad Celsius, auf dem 
Falkendamm 24 Grad Celsius. 
b. Stadttheater. Aus der Theaterkanzlei schreibt man 
uns: Die Vorbereitungen für die neue Spielzeit haben seit 
1. August wieder begonnen. In einigen Tagen wird der Pro— 
pekt erscheinen, welcher über das neue Künstlerpersonal, den 
Spielplan und die Abonnementsbedingungen berichtet. Als 
rste Schauspiel-Novität wird das epochemachende neue Werk 
darl Schönherrs „Glaube und Heimat“ im September zur 
lufführung kommen. — In der Oper sind als erworbene Neu— 
jeiten an erster Stelle Richard Strauß „Rosenkavalier“ und 
F. Humperdincks „Königskinder“ zu nennen. 
b. Stadthallentheater. Aus der Theaterkanzlei schreibt 
nan uns: Sonntag wird „Girofté-Girofla“, Operette von 
decoq, gegeben mit Frl. Cilli Schönberger in der Titel— 
artie. Den Marasquin jsingt der Gast, Fritz Redwitz. Julius 
Seidler, der den Bolero spielt, zeichnet verantwortlich für die 
Jorstellung, die musikalische Leitung liegt in den Händen des 
dapellmeisters Seydel-Stöger. — Montag wird noch einmal 
„Manfred“ aufgeführt und um den Wünschen vieler auswär— 
iger Besucher zu genügen, beginnt die Vorstellung schon um 
n/2 Uhr. Damit ist die Gelegenheit geboten, die Abendzüge 
echtzeitig zu erreichen. Auch den Schülern sei Lord Byrons 
ewaltiges Werk bestens empfohlen. Die Preise lind auf 
5 und 50 Pfg. ermäßigt. — Dienstag geht zum Benefiz 
rür Willy Kleinoschegg Beyerleins „Zapfenstreich‘“ in Szene. 
b. Liedertafel des Gewerkvereins. Auf das heute statt— 
indende Sommerfest und Vogelschießen wollen wir nicht unter— 
assen, nochmals hinzuweisen. Das Vogelschießen beginnt mor— 
jens 11 Uhr und findet nachmittags 3122 Uhr seine Fort— 
setzung. Der Nachmittag wird durch Konzert eingeleitet, dem 
ich Gesangsvorträge des Männerchors anschliehen. Im wei— 
eren Verlaufe des Festes werden Damen- und Kinderver— 
mügen sowie Aufstiege von Luftballons und sonstige Belusti— 
sungen für Kurzweil und Unterhaltung sorgen, während bei 
dunkelheit eine Fackelpolonäse durch den bengalisch beleuch— 
teten Garten des Kolosseums veranstaltet wird. Zum Schluß 
—— 
900 von 88 Liter pro Kopf (Kinder, Frauen, Greise mitge— 
echnet) auf 125 Liter gestiegen, was die besseren Erwerbs— 
erhältnisse und das in der Brauindustrie angelegte Kapital 
»ewirkt haben dürften. Auch trug hierzu wohl der Mitte LOer 
zahre überhandnehmende Flaschenbierhandel (infolge der Er— 
indung des Patentverschlusses) seinen Teil dazu bei. 1900 war 
»er Biervetrbrauch am größten (pro Kopf), dann fand wieder 
in starker Rückgang statt, den wirtschaftliche Krisen, Auf— 
lärungs⸗ und Erziehertätigkeit, Bierstreiks usw. herbeigeführt 
‚aben mögen. Ende 1908 kamen auf den Kopf der Bevötlke⸗ 
ung des Deutschen Reichs 111,2 Liter geistige Getränke, seit 
1900 ein Rückgang von 14 Litern. 
Fest steht, daß alkoholische Cetränke die Widerstands— 
fähigkeit des Menschen lähmen, nicht nur körper ich, sondern 
auch geistig. Wie viele Männer im schönsten Alter sterben 
an Herzschlag! Das Rheuma — wie oft muß es auf reich 
ichen Biergenuß zurüclgeführt werden. Die Tuberkulose wähllt 
nit Vorliebe ihre Opfer in den Reihen der Trinker. Die 
Irrenhäuser sind voll von geistesktanken Trinkern. Sogar 
die Nachkommenschaft leidet schwer unter der Trunksucht der 
Eetern. Der langjährige Leiter des Kinderhospitals in Bern, 
demme, hat jahrelang die Verhältnisse von 10 Trinker— 
amilien und 10 nüchternen Familien beobachtet und hatte 
)ann folgendes Ergebnis: Von 57 Kindern der Trinkerfamilien 
tarben 27 in den ersten Lebenswochen, 6 waren geborene 
Blödsinnige, 5 blieben sehr klein, 5 litten an Epilepsie, 5 
an anderen angeborenen Krankheiten, 1 Kind erkrankte später 
in Veitstanz und eins wurde noch blödsinnig.' 10 Kinder nur 
zeigten eine normale Entwicklung! Dagegen hatten die 10 
nüchternen Familien 61 Kinder. Von ihnen starben in den 
»isten Wochen nur 5, 4 litten an heilbaren Störungen de—e 
Nervensystems, 2 an angeborenen Fehlern. 50 entwickelten 
ich normal! — Ein anderes Beispiel: Bourneville unter— 
uchte 1830 - 1890 die Verhältnisse von 1000 Schwachsinnigen 
ind fand, daß 471 Kinder einen Gewohnheitstrinker zun 
Vater hatten, 84 eine Gewohnheitstrinkerin zur Mutter; be 
55 Kindern tranken beide Eltern. — Ein drittes Beispiel: 
Von 300 blödsinnigen Kindern stammten (nach Bunge) 145 
von Trinkerfamilien 
wieder in engere Fühlung zu kommen. In erster Linie dadurch, 
daß wir, unsere Bekleidungsweise reformieren. Die Leinen— 
jemden sollten ganz verschwinden, sie sollten durch einen 
jut durchlässigen Baumwoll- oder Halbwolltrikot ersetzt wer— 
Aen, der sich von der Haut durch ein großmaschiges, luftiges 
detzgestrik abhebt. Prächtige Netzunterjacken haben die indu— 
lriellen Aussteller der Halle 566 den Ausstellungsbesuchern vor— 
elegt. Was gibt es in allen den vornehm ausgestatteten 
ztänden an Damen⸗ und Herrenwäsche zu sehen! Hier ent— 
ücken uns die Dr. Lahmannschen Unterkleider. Da leuchten 
ie schön gemusterten Wollunterkleider des Dr. Jaeger ins 
Auge. Jede der zahlreichen Firmen der Unterkleider-Branche 
at ihr besonderes „System“. 
Auch Oberkleidung und Fußbekleidung sind hier reich ver— 
reten. Als etwas Neues wird ein origineller Ersatz für den 
zosenträger gezeigt. Damit die Schultern nicht herunter- 
edrückt werden, wird die Hose mittels eines kurzen Gurtes 
m Aermelloch der Weste befestigt. — 
Interessant ist auch die Gruppe über „Badewesen“, „Sport⸗ 
yygiene“, „Rassenhygiene“ und „Askoholismus“ der wissenschaft⸗ 
chen Abteilung. Reizende Bilder bietet die angegliederte 
Elizabeth-Duncan-Schule“. 
Bezüglich Alkoholismus findet sich eine große Anzahl schöner 
abellen. Diese äußerst genauen statistischen Angaben beweisen 
indringlich, welche furchtbaren Wirtungen der Alkohol im 
ienschlichen Körper hervorzurufen rermag. Im Deutschen Reich 
»erfallen jährlich 30 000 Alkoholiker dem Säuferwahnsinn! 
O00 Trinker enden durch Selbstinord jährlich, 1300 verunglücken 
afolge Alkoholgenusses, 35 000 Trinler-Familien fallen jährlich 
»er Armenpflege anheim; 180 000 unserer Volksgenossen müssen 
ihrlich vor dem Strafrichter erscheinen — alles durch Alkohol. 
r verschlingt jährlich 2839 Millionen Mark deutsches Kapital, 
bährend wir für Heer und Flotte noch nicht die Hälfte, 
aͤr Arbeiterversicherung noch nicht das Viertel und für Volks⸗ 
hulen — noch nicht das Fünftel genannter Summe auf— 
denden. id 
Natürlich gehört zu den alkoyolischen Getränken auch das 
Zier, dessen Konsum dem Werte nach neunmal so groß ist 
wie der des Schnapses. Der Verbrauch an Bier ist 1885 bis
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.