den bisherigen Abgeordneten Jan Fegster ein, in Han—
nover II sollen die Nationalliberalen sofort von der Focta
chriltlichen?“ Volkspartei unterstützßt werden. In Olden⸗
zurg Jeuend II will die Zentrale der Nationalliberalen Partei
die Aufstellung von nationalliberalen Kandidaten verhindern,
ventuell nicht unterstützen. Die Kandidatur Held in Ver den
vird von der JZentrale der Nationalliberalen Partei des
wwouiert. — Man darf gespannt darauf sein, was die ört-
ichen Parteileitungen in Oldenburg dazu sagen. Bekanntlich
egten die Freisinnigen bisher stets Wert darauf, daß ihnen
Hr Besitzstand in Oldenburg J und II unter allen Umständen
zarantiert würde. Wie jedoch neuestens bekannt wird, wollen
ie Nationalliberalen im ersten oldenburgischen Wahlkreise
rotzdem an einer eigenen Kandidatur festhalten.
Unrichtige Angaben über die Aufstellung von Reichstags⸗
dand'daten. Die durch die Zeitungen gehenden Nadhrichten,
dah für die vevorstehende Reichsstagsersatzwahl (5,
hessen) verschiedene Parteien bereits ihre
Kandidaten endgüältig nominiert hätten, ent—
spricht nicht den Tatsachen. Insbesondere ist es
unrichtig, daß die Nationalliberalen an der Kandidatur
Gisevius festhielten und die Fortschrittler den bekannten
Marburger Theologie-Professsr Rade ihm entgegen—
gestellt hätten. Die Versuche zwischen Nationallibe—
ralen und Fortschrittlern, zu einer Einigung zu kommen.
dürften vielmehr noch fortdauern, obwohl gerade in Hessen
die Voraussetzungen zu solchem gemeinsamen liberalen Vor⸗
gehen ungünstiger als anderswo sind.
Die Verkehrscinnahmen deutscher Eisenbahmen für Dez. 1010
hetrugen aus dem Personenverkehr 57 266180 Moder
3534883 Mumehr, d. i. pro Kilometer 1128 Muoder
55 Megleich 5,14 40 mehr, aus dem Güterverkehr 147 716 875
Mäoder 12830935 Mumehr, d. i. pro Kilometer 2835
P oder 202 Mugleich 7,67 90 mehr. Für die Bahnen
nit dem Rechnungsjahr Januar-Dezember betrugen die
Verkehrseinnahmen im ganzen Jahr 1910 aus dem Per—
sonenverkehr 101 7582412 Mäoder 6691485 Mumehr, d. i.
»ro Kilometer 16018 Muäoder 934 Miugleich 6,19 06
nehr, aus dem Güterverkehr 190 220 628 Muoder 10 491 907
Mumehr, d. i. pro Kilometer 291154 Moder 1415 M
jleich 5,10 e mehr.
Daͤe Auszeichhnung bdeulscher Aussieller in Brussel. Der
Reichsanzeiger veröffentlicht ein Verzeichnis der auf der
Weltausstellung Brüssel 1910 an die deutschen Austteller
nerteilten Auszeichnungen.
Großbritannien.
Ueber das neue Programm des englischen
tabinetts wird unternt 20. Jan. aus London berichtet:
zeute findet die erste Kabinettssitzung nach den Wahlen statt.
dabei werden die festen Grundzüge des überaus wichtigen
Regierungsprogramms auäefgestellt werden. Man weiß,
»aß der Schwer⸗- und Angelpunkt der nächsten Gesetz-
zebune die Parlaments-oder Vetobill ist, die nach
dem Willen der Regierung und der Mehrheit dem Oberhause
eine fast unbeschränkte Uebermacht entreißen soll. Daneben
teht aber noch der Gesetzentwurf über die Diäten der Abge—
ordneten. Hierzu will die Arbeiterpartei ihren eigenen Vor—
schlag durchbringen, wonach die Trade Unions in der Lage
sein sollen, die Arbeiterabgeordneten selbst aus den Beiträgen
der Arbeiter zu besolden. Ferner soll nun endlich auch die
soziale Gesetzgebung zu ihrem Recht kommen. Lloyd George,
der übrigens wiederhergestellt ist, wird eine Invaliditäts-Vee r-
sicherung vorlegen, zu der die Arbeiter selbst die Hälfte
der Unkosten beisteuern sollen. Der Staat wird ein Viertel und
der Arbeitgeber das letzte Viertel zahlen. Eine Nenderung
der Wahlgesetßgebung ist ebenfalls in Aussicht
genommen. Dem mehrfachen Stimmrecht namentlich soll
zu Leibe gegangen werden. Das Budget wird in seinen jetzigen
Hrundzügen bestehen bleiben, nur wird im Miarineetat mit
einer Mehrausgabe gerechnet. Von mancher Seite wird auch
eine einschneidende Aenderung der Fremdengesetzge—
zung im Sinne einer Verschärfung der für die Sinwanderung
und den Aufenthalt Fremder geltenden Bestimmiungen gewünscht.
Gestern haben an der spanischen Küste die britischen See—
mansver, die nach der Gewohnheit des ersten Seelords sehr
rüh im Jahre angesetzt sind, begonnen. Die ganze Flotte
zesteht aus 23 Panzerschiffen und 14 Panzerkreuzern. Die rote
Fiotte hat die Aosta-Bay als Basis und steht unter Admiral
May. Die blaue operiert von Vigo her und wird von Admiral
dmond Poe befehltat
—
Ein heiliges, großes Glüdsgefühl quoll in Dorret auf. An
diesem hier hatte auch sie Teil, der gehörte ihr.
Der Morgen kam. Mit alutroten Säumen glomm er im
Diten empor.
Graf Reimar sah all den Glanz des jungen Morgens auf
»em jungen Gesicht, das sich jetzt forschend über den See⸗
ffizier beugte, den ihre Arme umfingen, und der sein Bruder
var, sein einziger Bruder, der sich in Groll und Haß von
hin gewandt, und den er doch so lieb gehabt.
Ausschreien hätte er mögen, als er in dem Mann, der
ich in Todesangst an einem Mast geklammert hielt und
hu nicht lassen wollte, seinen Bruder Timm erkannte, der
ein Haupt abwandte, als er ihn in seine Arme schließen
vollte, und die Augen schloß, als wollte er sterben.
Und nun hielt das fremde Mädchen seinen Bruder, der i hm
so fremd geworden, schützend umfangen, und er empfand, daß
rekeinen Teil da an den beiden hatte.
Die schwarze Regenkappe war Dorret in den Nacken ge—
zlitten. In Appiger Fülle bauschte sich das blonde Haar um
zas blühende, junge Gesicht mit den leuchtenden Augen. die
trahlend den Morgen grüßten.
Immer sieghafter wurde das rosige Licht. Immer mehr
glätteten sich die Wogenberge. Nur ein gurgelndes Rollen,
das immer wieder aus den Wellen stieg, kündete noch den
dampf des Meeres.
Wie umgürtet von Sitberschaum lag das kleine Friesendorf
ind dahinter im glühenden Morgenlicht, etwas erhöht, der
Horlingshof.
Dichtgedrängt staunden die Bewohner des kleinen Eilandes
im Strande. Hundert Hände streckten sich den Geretteten und
nen Rettern entgegen.
Und jetzt sah man auch eine hohe, schlanke Frauen⸗
gestalt, die Friesenhaube, wie die Dorfweiber sie trugen,
auf dem rotblonden Haar, mitten in der Menge, und ihre
Augen hingen voll GEntsetzen an dem bleichen Antliiz des Ohn⸗
nächtigen, den sie soeben vorübertrugen, und wie ein Schrei
m es von ihren Lippen:
Aimm Randolt!“
Gortsetzung foso⸗
Die Konferenz zur Bekämpfung der Schlafkrankheit in Lon—
on ist gestern beendet.
Fraukreich.
W. In der Kammer erklärte bei Gelegenheit der Be—
atung des Budgets des Ministeriums des Innern Vaillant
s für dringend notwendig, Maßnahmen zu ergreifen, um
as Land vor dem Eindringen der Cholera zu schützen. Redner
orderte die Regierung auf, eine internationale Ge—
undheitskonferenz einzuberufen, die vorbeugende
NMaßnahmen ins Leben rufen soll. Ministerpräsident Briand
intwortete, die Einberufung einer internationalen Hygiene—
ronferenz sei soeben beschlossen worden.
Der Deputierte Pechadre (Marne⸗Departement) richtete an
den Ministerpräsidenten Briand wegen der Unruhen in der
Champagne eine Anfrage und setzte auseinander, daß die
Vinzer fürchteten, daß die Einfuhr zur Champagnerbereitung
eftimmten Weißweines sie am Verkauf ihres eigenen Erzeug⸗
aisses hindere. Briand erwiderte, trotz der letzten Vorfälle
tehe die Regierung den Winzern äußerst wohlwollend gegenüber
ind habe ihnen Beihilfen und Steuererlaß bewilligt. Die
Veinfälschungen würden streng unterdrückt. Die Abgrenzung
es Champagne⸗Bezirkes würde neu geregelt werden, aber
ie Winzer dürften sich durch Sabotage nicht die Sympathien
erscherzen. Geifall.) Damit ist der Zwischenfall erledigt. (Tel.)
W. Im Verlauf der Debatte über den allgemeinen
rbeiterverbund erklärte der Ministerpräsident, der allge—
neine Arbeiterverband sei eine Gruppe von dreitausend
Irbeitersyndikaten. Aber nicht bei diesen Syndikaten sei
er Keim der Entscheidungen zu suchen, die in Paris von
ewissen Führern gefaht werden. Der Verband, der sich
ewuhßt geworden sei, daß er an Einfluß verliere, habe
hu durch die Durandaffäre wieder gewinnen wollen, aber
ie Arbeiterschaft habe sich von der Herrschaft der etwa
wanzig Leiter des Verbandes befreit. Der Miinisterpräsi—
ent fuhr dann sort: Man dürse den allgemeinen Ar—
eiterverband nicht auslösen, weil es dann den Anschein
ätte, daß die Synditkatsfreiheit beeinträchtigt werde. Es
eien Maßnahmen getroffen, um zu verhindern, daß die
ßropaganda der Antimilitaristen in den Kasernen Eingang
inde. Er erklärte dann zum Schluß, man dürse sich
icht in der Unterdrücdungspolitik verirren. Es sei nötig,
„em Gesetze Achtung zu verschaffen und die Kollektiv—
erantwortlichkeiten, wenn solche Platz greifen, zu beseitigen,
wer man müsse auch das Gehiet der Syndikatsfreiheiten
erweitern. (Tel.)
Belgien.
Die durch die Auflehnung der streikenden Bergarbeiter
gegen die Streikleitung am Mittwoch abend geschaffene neus
dage hat sich inzwischen etwas geklärt, so daß man sich
jeute einigermahen einen Ueberblick machen kann. Nach
iner Statistik, die von der Bruüsseler Presse übereinstimmend
eröffentlicht wird, befinden sich von den 28000 Berg-⸗
euten, die am Dienstag sich im Ausstand besanden, noch
und 19 000 (genau 18520) im Streik. Die Unzufrieden—
seit wird durch den Umstand gesteigert, daß man sich
ber die Verteilung der Streikgelder nicht
inigen kann. Die nicht-organisierten Arbeiter, die sich
zum Anschlutz an die Sireitbewegung verleiten ließen und
die organisierten auf diese Weise unterstützt haben, haben
hisher überhaupt keine Streikgelder erhalten, die sie nun
heftig verlangen. Ueberfälle sind zu verzeichnen.
Jiaolien.
Der vom Ministerrat angenommene Gesetzentwurf über die
Tusgaben für die Marine enthält keine wesentlichen
Jenderungen des 1909 aufgestellten Schiffbauprogramms. Der
zutwurf berücksichtigt die weitestgehenden Forderungen für die
tüstenverteidigung und trifft Vorsorge für die Integrität der
rjonds, die für Schiffsneubauten bestimmt sind, und für die
auernde Erneuerung des Bestandes der Flotte derart, daß eine
cleichmäßige Beschäftigung der staatlichen Werften gesichert ist.
ẽr sieht ferner vor, daß die Kredite für die verschiedenen
dienstzweige in ein Verhältnis gebracht werden zu den in
en Verband der attiven Schlachtflotte eintretenden Schiffs⸗
inheiten und der Erhöhung des Effektiobestandes der Flotte
zis auf 32000 Mann. Dann stellt der Entwurf für Schiffs—
zauten und die damit verbundenen ordentlichen Ausgaben
ine Erhöhung von etwa 20 Millionen jährlich in das konlso—
idierte Budget ein.
Portugal.
Zur Lage in Portugal wird der Köln. 3tg. aus
rissabon gemeldet: Eine Havas-Meldung aus Madrid, in
zortugal seien die Reservisten einberufen worden,
ätten aber den Gestellungsbefehl nicht befolgt,
st eine reine Erfindung. Auch die Nachrichten,
je von Pariser Blättern üher eine unmittelbar bevor⸗
tehende Gegenrevolution verbreitet werden, sind
urchaus grundlos. Die angeblichen Aeußerungen des
zräfendenten Dom Miguel, mit Aufopferung seiner Person
aPortugal die herrschende Anarchie beenden zu wollen,
erursacht selbst in monarchischen Kreisen Heiterkeit. Seit
er großen Kundgebung vom letzten Sonntag hat sich
ie allgemeine Lage fühlbar gebessert. Der
Ausstand der Gas⸗ und der Metallarbeiter ist ohne
virtschaftliche Bedeutung.
Ruũland.
Aus Petersburg wird geschrieben: Das stan dalöse
zßugulmabahnpanama, das im März zur gericht⸗
ichen Verhandlung kommen wird, bringt 17 Personen
uf die Anklagebank, von denen die meisten eine höhere
esellschaftliche Stellung einnehmen, wirkliche
ztaͤatsräte, also Exzellenzen oder Staatsräte lind.
zon den Angeklagten befinden sich die Bräüder Nera—
ow bereits in Haft, außer ihnen lind alle übrigen
Rirektoren der Bahn sowie das ganze Direktorium und
er Verwaltungsrat der Petersburger Privatbank und der
Rirektor der Demidowwerke, Ratkow-Rashnow einer Reihe
hwerer Mißbraͤuche angeklaagt. Die Summe der Unter⸗
chlagungen, die den Gegenstand des Prozesses bilden,
heläuft lich auf Aber zehn Millionen Mark.
TZürkei.
Der Standard, der vor einigen Tagen in einem Briefe
us Konstantinopel gemeldet hatte, dah die Jungtürken
nfolge des russisch-deutschen Ablommens eine feindselige
zaltung gegen Deutschlands Politik einnahmen,
st heute gezwungen, festzustellen, dah das Gegenteil der
rall ist. Derselbe Korrespondent in Konstantinopel, der die
rste Veldung brachte, erklärt heute, daß seit ijenem Tage
im Goldenen Sorn eine Aenderung eingetreten
st, dank der geschidten Tätigkeit des deutschen
8olschafters, der lich erfolgreich hemüht habe, den unan—
aenehmen Eindruck einer Sache zu verwischen, die ursprünglie
als den oitomanischen Interessen direkt zuwiderlaufend be
trachtet wurde. Das türkische Kabinett scheint jetzt geneigt
die Abmachung nicht nur als nicht aggresliv, sondern sogo
als vorteilhaft für die Türkei anzusehen.
Der Finanzminister bestimmte, daß die bei der deut.
schen Reichsbank erhobenen, in deutschen, französischen
und englischen Konsols angelegten Depots des früheren
Sultans Abdul Hamid im Betrage von 13 Mill. Mean
die Deutsche Bank überwiesen und dort für Rechnung des
türkischen Tresors weiter verwaltet werden
Frankfurter Zeitung.)
Vereinigte Staaten.
Nach einer Meldung der Times aus Waslhington ist de
Gegenseitigskeitsvertrag zwischen den Vereinig
ten Staaten und Kanada gestern abend abge
schlossen worden.
Sechzehn englische Chefredakteure haben dem Präsideunten
Taft ein Glückwunschtelegramm gesandt für seine Anstren,
gungen, eine Einschränkung der Rüstungen herbeizuführen.
Am Donnerstag, dem 19. Jan., starb, wie schon im
Morgenblatt télegraphisch gemeldet, Paul Morton, ein
hochangesehener Finanzmann, PVräsident der
Equitable Lebensversicherungsgesellschaft“, vierundfünfzig
Jahre alt am Gehirnschlag. Morton war Marine—
ninister unter Roosevelt und früher Präsident großer
vestlicher Bahnen. Er übernahm die Leitung der „Equitable“
nachdem die bekannten Finanzstkandale im Jahre 1905 den
RKücktritt James Hagen Hydes, der der Sohn des Gründers
der Gesellschaft war, veranlaßt hatten. Morton ha
»urch Information, die er der Regierung lieferte
dieser den Kampf gegen die gefährlichste wirtschaftliche Wafse
der Trusts, die jetzt verbotenen geheimen Eisen
zahnfrachtrabatte möglich gemagcht
—QB—— Wα Vd. —— Vöä—
Vor 40 Jahren.
In den Lübeckischen Anzeigen vom, Sonmw
abend, dem 21. Januar 1871 sinden dich solgende
offizielle Kriegsnachrichten:
BVersailes, 49. Jan, Aus einem Telegramm an
die Kaiserin. Ich kehre soeben von einem Ausfall—
»1 gefeqhlt zurück das heftig an Kanonade war, gher ohne
.Nallen Erfoiq. gez. Wilhelm.
Rouviy, 19. Jan. Nord⸗Armee vor St, Quentin
in 7stündigem Kampfe geschlagen. Bis ietzt über 4000 un⸗
verwundels Gefangene und 2 Geschütze.
VSersaises, 19 Jan. Vor Paris am 19. Aus⸗
fall bedeutender feindlicher Streitkräfte vom Miöont
Salérien aus gegen die Stellung des 5. Urmeekotus J
zurücgewiesen. KHampf von vormittags 11. Uhr bis 8
nach Einbruch der Dunkelheit. Diesseitiger Verlust, soweit *
zu übersehen, nicht bedeutend. Belagerungs-Arxtillerie setzte
ihr Feuer ununterbrochen mit gutem Erfolge fort.
General v. Werder hai die Verfolgung der,
Armee Bourbabkis unter glücklichen Gefechten begonnen.
Die 1. Armee warf bam 18. vorgeschobene Ab⸗
leilungen der Nordarmee von Beauvois auf St. Quentin
zurud, wobeln der Feind 1 Geschütz und 5300 unverwundete Ge⸗
zangene verlor. Am 19. greiff General v. Goeben die
französische NRordarmee in ihrer Stellung vor St. Quentin
an, warf sie n 7tündiger Schlacht aus allen
Positsonen und nach hartnäckigem Kampfe nach St. Quentin
hinein. Sis jetzt konnatiert: 2 Geschittze im Feuer ge⸗
nommen, über 4000 unverwundete Gesfangene.
Von Abieisungen der 1II. Armee wurde am 19.
Tours ohne Widerstand besetzt.
Die Veschiezung von Longwy hat heute begonnen.
Verslailles, 5O. Jan. Der Kailerin⸗Königin in
Berlin. General v. Goeben hat getern vor St. Quentin
den Feind abermals geschlagen, in die Stadt hineinge—
worfen und will ihn heute verfsolgen. Sosind alle
drei Armeen zur Entsetzung von Parisge—
schlagen. Der gesttige Ausfall war stark an Truwppen.
ohne Erfolg, doch steht der Feind noch außerhalb Varis in
der Ebene vom Mont Valérien und greist gewiß heute
wieder an. —V —
6 v
Tagesbericht.
Lübeck, 21. Jan.
0 Die Bestatiung des verunglükten Rechtsanwalis Dr
Walther Kohrs zur letzten Ruhe erfolgte heute, Sonnabend,
pormittag auf dem Friedhof vor dem Burgtor. Die Trauet
zemeinde versammelte sich vorher zu einer letzten, stillen
Totenandacht in der Friedhofskapelle, der auch die Eltern
ind Angehörigen des Verstorbenen beiwohnten. Der Sarg
var in herrlichen Blumen und Kränzen gebettet, die von
»en Angehörigen, von dem Verblichenen nahestehendven
Finzelpersonen, von den Luftschiffahrtsvereinen Lübed, Ham—
uurg und Berlin, dem Personal des Berliner Bureaus, den
Angestellter der väterlichen Fitma u. a. gewidmet waren
die Lübecker und Hamburger Vereine für Luftschiffahrt hatter
Deputationen entsandt. Vom Lübeder Verein für Luftschiff—
sahrt war der Vorstand vollzählig und die Mitglieder sehr
ahlreich erschienen. Der Hamburger Verein für Luftschiffahrt
var vertreten durch die Herren Baron von Pohl, Kapitan⸗
euinant Meinardus, Amtsrichter Dr. Rümder und Direttor
Marret. Die Trauerfeier wurde mit dem Gesange der drei
rsten Verse des Oiedes „Jesu, geh' voran auf der Lebens
ahn“ eröffnet. Die Rede hielt Herr Pastor Aereboe. Unter
Zzugrundelegung des Bibelwortes aus dem 12. Kapitel des
Zriefes an die Ebräer „Es ist ein köstlich Ding....“, sprach
ruvon dem überaus tragischen Schitdsal, das dem jungen,
sofsnungsvollen Leben jäh ein Ende leztzte, und von der
rohßen Trauer, die über die Familie des Verunglüdten her—
üngebrochen ist. Noch tragischer habe sich das Unglückh da⸗
durch gestaltet, als der Sohn erst am Weihnachtstage im
xlternhause weilte und in einigen Tagen zurüdklehren
vollte, um auch in der Heimat — am 31. Dezember —
einen 30. Geburtstag zu feiern. Da sei er kurz vor
einem Geburtstage einer Ballonkatastrophe zum Opfer ge—
allen. Noch einmal solle auch an dieser Stätte besonders
etont werden, daß das Unglüch nicht durch das
Verschulden des Verstorbenen herbeigeführt Jei. vier
dabe eine höhere Gewalt ihre Hand im Spiele
sehabt und — den Menschen allerdings unverständlich — dem
ungen Leben der kühnen Balloninsassen ein Ziel gesetzt. Mit
em gemeinschaftlichen Gesange des letzten Verses von „Jesu,
jeh voran“ schloß die Jeier in der Kapelle und der Sarg wurde
iuf tannenbestreutem Wege nach der Gruft getragen, gefolat
‚on den Leidtragenden. Herr Pastor Aereboe nahm hier die
kinsegnung vor. Mit gemeinschaftlichem Gebet erreichte die Feietr
hr Ende. Damit hatte sich auch zugleich der letzte Akt eines
Tramas abgespielt, das über die Grenzen des Vaterlandes hin—
aus in allen Kreisen die herzlichste Teilnahme her voraerufe⸗