Full text: Lübeckische Anzeigen 1911 (1911)

Harvard⸗ Universität, Th. H. Engeibracht-Obendeich bei Glüd— 
ladt, Professor Paul F. Gunckel-Gießen, Maler Professor Haider⸗ 
München, Verlagsbuchhändler Arnold Hirt-Leipzig, Bildhauer 
zugo LedererCharlottenburg, Ernst Freiherr von Plener⸗Wien 
ind Professor Wegehaupt-Hamburg. Von der medizinischen Fas 
kultät Geheimrat Professor Tr. Felix Dahn-VBreslau, Ober—⸗ 
präsident von Günther-Breslau, Geheimrat Professor Dr. Lud⸗ 
wig Elster⸗Berlin, Oberbürgermeister Dr. Bender-Breslau, Prinz 
Alexander von Oldenburg⸗Petersburg, Professor Tr. Starling, 
Anirersity College-London, Charles Richet, Physiologieprofessor 
Paris, Staatsminister von Dallwitz-Berlin, Dr. Theobald Smith/, 
Professor der Harvarduniversität-Boston. Von der ijuristischen 
Fakultät Kultusminister von Trott zu Solz, Ministerialdirektor 
von Bremen im Kultusministerium, Nicolas Murray Butler,; 
Präsident der Columbiauniversität Newyork, Kardinalfürsta 
zischof Kopp-⸗Breslau, Ernst Tröltsach, Theologieprofessor, Hei— 
delbeng, Johannes Conrad, Professor, Halle, Geheimrat Karl 
»on Heigel, Präsident der Akademie der Wissenschaften, München; 
Ditrich Schäfer, Geschichtsprofessor, Berlin, und Professor Alois 
Schulte-Bonn. 
Deutsche Acherbau⸗Kolonien in Mexiko. 
Welchen Wert die Regierungen fremder Staaten auch heute 
ioch gerade auf die Gewinnung deutscher Kolonisten legen, zeigt 
rneut eine Nachricht, welche die Mitteilungen des 
Bereins für das Deutschtum im Ausland mexila— 
rischen Blättern entnehmen. Danach plagt die mexikanischeRegie— 
ung die Aufteilung großer Ländereien zur Besiedelung durch 
deutsche, österreichische und Schweizer Bauern. Eine Privat⸗ 
gesellschaft mexikanischer Großkapitalisten will ausgedehnte, frucht⸗ 
bare und größtenteils bewässerte Landstriche parzellieren und 
borzugsweise an deutsche Siedler mit geringen Mitteln zu 
zünstigen Bedingungen abgeben. Die neugegründete Gesellschaft 
Fompania Agricola Colonizadora de Mexiko will zunächst die 
harzellierung von 62 000 Acres am Südufer des Chapala-⸗ 
Sees wegen ihres gemäßigten Klimas und der guten Ver— 
hindungen mit größeren Märkten in Angriff nehmen. In der 
deitung der Gesellschaft und als Auskunftsquelle für deutsche 
Bewerber zeichnet ein Herr Artur Tielheim in Mexiko. 
Zweifellos harrt in Mexiko noch eine ungeheure Menge 
fruchtbaren Bodens der Erschließung durch eine Siedler— 
oevölkerung, die tatkräftiger und fleißiger ist, als der indolente 
und bedürfnislose Mexikaner. Immerhin erscheint aber bei 
der gegenwärtigen Unsicherheit der ganzen 
volitischen Verhältnisse Mexikos und den sehr ver—⸗ 
chiedenartigen klimatischen Verhältnissen des Landes eine vor— 
ichtige und genaue Erkundung der jeweiligenVer— 
»ältnisse an zuverlässiger Stelle geboten. Es 
'ollte daher niemand sich auf Abmachungen einlassen, ehe er 
ine eingehende Auskunft eingeholt hat. 
Neueste Nachrichten und Telegramme. 
Der Kaiser bei Alten⸗Grabow. 
W. Alten⸗Grabow, 3. Aug. Der Kaiser speiste gestern 
ibend wieder im Offizierkasino des Lagers. Die Trompeter—⸗ 
korps der Kapvallerieregimenter führten einen großen Zapfen⸗ 
treich aus. 
Heute früh um 555 Uhr stieg der Kaiser zu Pferde, wo⸗ 
rauf alsbald die Uebung begann. Die Garde-Kavalleriedivision 
und die Kavalleriedivision A waren zu einem Kavalleriekorps 
zusammengezogen. Zu der Uebung traten zwei Bataillone des 
Infanterieregiments Nr. 66, ein Bataillon des Regiments Ar. 
26 sowie eine reitende Abteilung des Feldartillerieregiments 
sr. 74 hinzu. Der Kaiser führte das Kavalleriekorps gegen 
»inen markierten Feind, der von den heute hinzugetretenen 
»ben genannten Truppen gebildet wurde. Es wurden drei Ge—⸗ 
fechtsmomente durchgeführt. Die Uebung wurde um 10 Uhr 
10 Minuten abgebrochen. Der Kaiser ritt mit dem Prinzen 
Fitel Friedrich und den Herren des Hauptquartiers nach dem 
Lager und frühstückte mit dem Offizierkorps im Kasino des 
Lagers. Der Kaiser verlieh zahlreiche Auszeichnungen. Unter 
anderen erhielten den Stern zum Roten Adlerorden 2. Klasse 
nit Eichenlaub und der Krone Generalleutnant Burggraf Graf 
u Dohna-Schlobitten; die Krone zum Roten Adlerorden 2. Kl. 
nit Eichenlaub Generalleutnant Liman; den Roten Adlerorden 
2. Klasse mit Eichenlaub Generalmaior Frhr. v. Richthofen, 
9. Boddien, v. Pappritz und Loeb; den Kronenorden 2. Klasse 
Heneralmajor v. d. Decken, der Kommandant des Truppen⸗ 
1ungsplatzes Alten-Grabow, Oberst v. Schmettau; den Kro⸗ 
nenorden 1. Klasse der österreichische Feldmarschalleutnant Frhr. 
b. Gemmingen, ein Bildnis der englische General French, den 
Roten Adlerorden 3. Klasse Lord Brooke. 
Heute nachmittag um 5 Uhr gedenkt der Kaiser im Son— 
derzug nach Klitschdorf zu einem Jagdbesuch beim Fürsten 
Zolms-Baruth zu reisen. Von Klitschdorf wird er morgen 
übend nach Wilhelmshöhe fahren. 
Die Marinetechniker und das Reichsmarineamt. 
W. Kiel, 3. Aug. Die norddeutsche Bezirksverwaltung 
des Deutschen Techniker-Verbandes veranstaltete 
gestern abend eine stark besuchte öffentliche Versammlung, in 
der der Architekt Schubert-Berlin den neuen Vertrag des 
Reichsmarineamts betr. das Anstellungs- und Dienstverhältnis 
»er Techniker in den Marinebetrieben scharf kritisierte und u. a. 
nitteilte. daß die Sammlung, die zugunsten der Agitation vor 
etwa acht Tagen eingeleitet worden ist, heute bereits den 
Betrag von 10000 Meuergeben habe. Im Anschluß an die nach— 
olgende Diskussion, in die auch die Reichstagsabgeordneten 
Dr. Struwe-Kiel und Spethmann-Ecernförde eingriffen, wurde 
folgende Resolution einstimmig angenommen: „Die am 
2. August 1911 im Saale der „Hoffnung“ in Kiel tagende 
oom Deutschen Technikerverband einberufene und von 400 Per— 
sonen besuchte Versammlung verurteilt unter Teilnahme der 
Kieler Bürgerschaft aufs schärfste das Vorgehen des Reichs— 
marineamts gegen die Techniker. Die Versammlung erklärt 
den vom Reichsmarineamt vorgelegten Privatdienst-Vertrag für 
ußerordentlich verletzend, fordert die Angestellten auf, ihren 
Zampf fortzusetzen und verspricht, die Angestellten in diesem 
Zampfe zu unterstützen.“ 
die elsaß⸗lothringishhe Wahlordnung vom Kaiser bestätigt. 
W. Straßhurg. 3. Aug. Die Wahlordnung zur Zweiten 
zammer fand unter dem 31. Juli die kaiserliche Bestätigung 
ind wird übermorgen im Gesetz- und Verordnungsblatt für 
Elsaß⸗Lothringen veröffentlicht. 
Schlägerei im ungarischen Abgeordnetenhause. 
WVe Budapest, 8. Aug. Im Abgeordnetenhause dauert 
»ie Obstruktion der Opposition gegen die Wehrreformvorlagen 
„rt. Als heute der früher der Unabhängigkeitspartei ange— 
„örige Abgeordnete Okoliesoni für die Vorlagen eintrat, wurde 
er von' der Opposition mehrmals mit leidenschaftlichen Zwi— 
chenrufen unterbrochen. Zwischen den Abgeordneten Pozsgay 
don der Kossuthpartei und Val von der Regierungspartei kam 
:s im Verlauf zu heftigen Auseinandersetzungen und zu einer 
Schlägerei. Es entstand eine gewaltige Erregung. 
der Präsident hob die Sitzung auf und verwies nach Wieder— 
zufnahme die beiden Abgeordneten vor den Immunitätsaus— 
schuß. Zwischen Pozsgay und Pal findet nachmittags ein 
Säbelduell statt. 
Augenzeugen versichern, daß die Abgeordneten Pozsgay 
ind Pal mit erhobener Faust aufeinander losgingen, andere 
Abgeordnete aber dazwischen traten, so daß die beiden einander 
nicht tätlich verletzen konnten. Die Erregung im Hause war 
dadurch hervorgerufen, daß der Abgeordnete Ladislaus Oko⸗ 
iesanyi, der im Vorjahre aus der Kossuthpartei ausgetreten 
st, das Wort zur Verteidigung der Regierungsvorlage ergriff 
ind ausführte, daß das Interesse der Nation die Votierung 
»er Wehrvorlage gebieterisch erheische. Seitens der Opposition 
vurde die Rede von stürmischen Zwischenrufen und dem Zu— 
ufe „Renegat!“ unterbrochen, die die Erregung dermaßen stei— 
gerten, daß zwischen den beiden Abgeordneten der geschilderte 
zusammenstoß erfolgte. 
Wt. Budapest, 3. Aug. Zwischen den Abgeordneten Pal 
ind Pazsgay fand ein Säbelduell statt, bei dem Pazsgay 
iach fünf Gängen einen scharfen Kopfhieb und Val einen Flach— 
zjieb auf die Schulter erhielt. Die Gegner versöhnten sich. 
Nach dem Zusammenstoß zwischen Pal und Pozsgay in der 
seutigen Sitzung des Abgeordnetenhauses kam der Quästor 
des Hauses, Angyal, zur Berichterstattergalerie und sagte: Man 
eklagt sich, daß Sie Abgeordnete durch Zurufe aufreizen. 
zenehmen Sie sich anständig. Die Berichterstatter wiesen den 
zorwurf zurück. In der öffentlichen Sihung, in der das Vor—⸗ 
ehen des Quästors erörtert wurde, erklärte dieser, er habe 
raft seines Amtes die Berichterstatter ermahnen müssen, jedoch 
zabe er sie nicht beleidigen wollen. 
Nangelhafte Organisation desn französischen Flugseugdienles. 
W. Paris, 3. Aug. Der Matin richtete an den Kriegs— 
ninister ein offenes Schreiben, in welchem erklärt wird, daß die 
driegsverwaltung trotz der ihr seit Jahresfrist zur Verfügung 
ehenden bedeutenden Summen es nicht verstanden habe, den 
xlugzeugdienst zu organisieren. Es sei viel Papier verschrieben 
porden, aber fast nichts geschehen. An der Grenze sind keine 
schuppen vorhanden, es gäbe keine Schuppen für etwaige Aus— 
esserungen, keine Vorratsmagazine, die die Flugzeuge mit Ben— 
in und Oel versorgen könnten. Es herrsche ein heilloser Wirr— 
varr und es sei die höchste Zeit ihn zu beenden. 
Anterzeichnung des fran ösisch-amerilanisch'n Schied zwertrages. 
W. Paris, 3. Aug. 10 Uhr vorm. Heute nachmittag wird 
der französische Botschafter Jusserand in Washington, der zur— 
jeit hier weilt, den französisch-amerikanischen Schiedsvertrag 
unterzeichnen, der auf amerikanischer Seite vom Staatssekretär 
des Auswärtigen, Knox, unterzeichnet wird. In der Einleitung 
»es Vertrages, der dem englisch-amerikanischen gleichartig ist, 
vird ausgesprochen, daß zwischen beiden Ländern keine gewich— 
igen Streitfragen bestehen und beide Länder sich durch das 
Abkommen eine möglichst lange Dauer des Friedens und guten 
kinvernehmens sichern wollen. 
Zur Ausweißsung der englischen Journaisten aus Agadir. 
Wt. London, 3. Aug. Das Reutersche Bureau erfährt 
iber die Ausweisung der englischen Sonderberichterstatter Ost— 
er und Macdonald aus Agadir folgendes: Die britische Re— 
zierung habe die Angelegenheit energisch in die Hand genommen; 
iachdem schon der britische Vizekonsul bei den marokkanischen Be— 
jörden in Mogador nachdrücklich Protest erhoben habe, würden 
ruch in Tanger Vorstellungen gemacht werden. Es sei vollstän— 
»ig unrichtig, den Zwischenfall auf deutschen Einfluß zurüd⸗ 
uführen. Der Kommandant des deutschen Kriegsschiffes in 
Agadir habe seinerzeit mit größter Courtoisie und Rücksicht an— 
zeboten, zu intervenieren, aber sein Anerbieten sei abgelehnt 
vorden. Die Handlungsweise des stellvertretenden Gouverneurs 
tehe in keiner Weise in Zusammenhang mit der Politik. 
Wt. London. 3. Aug. Unterhaus. Gilbert Parker 
fragte den Unterstaatssekretär Vac Kinnon Wood, ob er seine 
Aufmerksamkeit auf die Ausweisung des Sonderberichterstatters 
des Daily Expreß aus Agadir gelenkt habe. Wood erwiderte, 
zer englische Vizekonsul in Mogador habe gemeldet, daß die 
zerichterstatter der Westminster Gazette und des Daily Expreß 
ruf Befehl des stellvertretenden marokkanischen Gouverneurs 
uus. Agadir ausgewiesen worden seien. Der augenscheinliche 
ßrund für ihre Ausweisung sei, daß die Korrespondenten sich 
seweigert hätten, den Anlaß zu ihrem Besuch anzugeben, und 
aß sie den örtlichen marokkanischen Behörden keine Empfeh— 
ungsbriefe mitgebracht hätten. Der Vizekonsul in Mogador 
sabe bereits Vorstellungen bei dem Gouverneur erhoben. Der 
dommandant des deutschen Kreuzers habe die Berichterstatter 
uvorkommend behandelt und sich erboten, bei dem stellvertreten— 
den Gouverneur vorstellig zu werden, doch sei dies Anerbieten 
ibgelehnt worden. 
Der Ausstand im Londoner Hafen. 
W. London, 3. Aug. Gestern waren 11500 Hafenarbeiter 
m Ausstand, heute soll sich die Zahl verdoppeln. Die See— 
nanns⸗ und Transportarbeiter-Union hat die deutschen und 
zelgischen Häfen, insbesondere Antwerpen, benachrichtigt, daß 
in Schiff, das von London abgegangen ist, als Streikbrecher 
mnzusehen und demgemäß zu behandeln ist. Die Ausständigen 
zielten gestern nacht in verschiedenen Teilen Londons Massen— 
zersammlungen ab. Die Blätter geben der Meinung Ausdruck 
»aß, wenn der Streik andauere, die Zufuhren Londons gefährdet 
vürden und dem Hafen ein Schaden drohe, der kaum wieder 
sut gemacht werden könnte. Lange Reihen von Schiffen liegen 
ain den Kais, die nicht entladen werden können. 
W. London, 8. Aug. UAngefähr tausend Hafenarbeiter 
des Handelsdocks Serrey legten die Arbeit nieder, weil die 
Arbeitsbedingungen, wie sie behaupten, nicht eingehalten wurden. 
Die türkisch⸗montenegrinische Streitfrage ernst? 
W. Konstantinopvel, 3. Aug. Während im Ministerium 
»es Aeußern eine optimistische Anschauung vorherrscht, bezeich— 
iet der Tanin die türkisch-montenegrinische Streitfrage noch 
mmer als sehr ernst. Das Blatt sagt, alles hänge von der 
zaltung Montenegros in den nächsten Tagen ab. Man hofft, 
»er König von Montenegro werde das wahre Interesse von 
Monteñnegro erkennen und die schwebenden Gefahren beseitigen. 
In letzter Stunde erfährt der Tanin, daß Montenegro die Be—⸗ 
eutung der ihm erteilten Warnungen erkannte. Aus gauter 
ZRuelle sei ihm mitgeteilt, daß die Malissoren binnen vier bis 
uünf Tagen zurückkehren. Im Ministerium des Aeußern be— 
eichnet man die Nachricht, Montenegro würde eine Geldent— 
hädigung für den Unterhalt der Maluissoren erhalten, als 
inrichtia. 
Mexiko vor neuen Unruhen. 
Mexiko, . Aug. In der Stadt ist grohße Erregung über 
die Entlassung Gomez'. Zahlreiche ehemalige revolutionäre Offi— 
ziere erklären offen, daß sie gewillt sind, ihre Anhänger zurück— 
zuführen und sie zu einer zweiten Revolution zu führen. Ein— 
zelne Offiziere haben bereits die Hauptstadt verlassen, um Streit. 
kräfte zu sammeln. 
Die Revolution in Saiti. 
W. Mewyork, 3. Aug. Die Gesandten mehrerer Mächte 
in Port⸗au⸗Prince kündigten dem Präsidenten vor der Abreise 
an, daß sie die Verantwortung für die Weigerung der National— 
bank von Haiti übernehmen, der Regierung Simons, die als 
gefallen betrachtet werde, keine Regierungsgelder auszuzahlen. 
Wir. Newyork, 8. Aug. Wie aus Port⸗au⸗Prince ae⸗ 
meldet wird, hat sich dort auf die Initiative des diploma— 
tischen Korps ein öffentliches Sicherheitskomitee gebildet, das 
aus der gleichen Zahl Anhänger von Firmin und le Vonte 
sowie aus Neutralen besteht. Britische und deutsche Marine— 
soldaten sind gelandet, um den vorläufigen Behörden Beistand 
zu leisten. Plünderungsversuche während der Nacht machten 
es nötig, daß auf verschiedene Plünderer geschossen wurde. Ins« 
gesamt sollen 40 Personen während der Besetzung der Stadl 
und infolge der Unruhen getötet worden sein. Simon erwartet! 
die Ankunft eines Frachtdampfers, um seine Reise nach Kingstor 
(Jamaica) fortzusetzen. 
Folgenschwere Kesselexplosion in Hamburg. 
W. Samburg, 8. Aug. Seute vormittag 11 Uhr explo— 
dierte in den Hartsteinwerken von Wulff C Stavenow in Hin⸗ 
chenfeld-Wandsbek ein 16 Meter khanger Kessel. Die Explo— 
ion erfolgte mit solcher Gewalt, daß der Deckeel des Kessels unter 
Zerstörung von Gebäudeteilen über die Straße hinwegflog und 
ein gegenüberliegendes Haus derart demolierte, daß es einzu— 
türzen droht. Einem vorüberfahrenden Radfahrer wurde durch 
einen Eisenteil der Kopf zerschmettert. Unter den Trümmern 
der Werke wurden zwei Tote hervorgezogen. Vier 
Personen wurden schwer und vier leicht verletzt 
Db noch mehr Tote oder Verletzte sich unter den Trümmern be— 
finden, ist nicht bekannt. 
Zum Untergang des Samburger Dampfers, Edea“. 
V. HSamburg, 3. Aug. Die Hamburg-Amerika Linie er— 
hielt von ihrem Agenten in Noqui am Kongo die Nachricht, 
daß an Bord des Dampfers „Edea“ eine Explosion stattge— 
runden hat, durch die drei Personen der Besatzung getölet wur 
den. Nach dem Telegramm, das nur die Nummern der Muster- 
rolle angiebt, sind die Verunglückten der 2. Offizier Keller— 
mann, der Matrose W. Lange und der Stewardkeeper E. Merkl 
doch bleibt eine Bestätigung abzuwarten. Die Explosion ist 
vahrscheinlich auf die Entzundung von Sprengstoffen zurüch 
uführen, die aus dem Hinterraum des Schiffes gelöscht wurden 
Das Schiff ist stark beschädigt, leck gesprungen und infolge des in 
den Raum eindringenden Wassers in der Nähe der Piers auf 
Grund gesunken. Arbeiten, es abzudichten und zu heben sind im 
Gange. 
Die Typhus⸗Epidemie in Schneidemühl. 
Schneidemühl, 3. Aug. Die Typhus-Epidemie zieht immer 
weitere Kreise. Das Schneidemühler Krankenhaus reicht nicht 
mehr aus, um alle Kranken aufzunehmen. Es müssen Baracken 
errichtet werden. Gleichzeitig macht sich ein Aerztemangel fühl— 
bar. Die Behörden greifen zu den schärfsten Vorsichtsmaßregeln, 
und es scheint ihnen auch zu gelingen, die Seuche aufzuhalten. 
Aus allen Teilen der Provinz werden Erkrankungen gemeldet. 
Wit. Wilhelmshöhe, 3. Aug. Die Kaiserin ist leicht an 
Angina erkrankt. 
Wt. Rom, 3. Aug. Beute morgen fand der feierliche 
Empfang der deutschen Studenten im großen Saale der 
Universität in Gegenwart des Unterstaalssekretärs im Unter— 
richtsministerium, Vicini, des Bürgermeisters Nathan, des Rek— 
tors Tonelli, der Professoren und der zahlreich erschienenen Stu— 
denten statt, die die deutschen Komilitonen mit groher Be— 
geisterung empfingen. Der Rektor hieß die deutschen Stu— 
denten in deutscher Sprache willkommen. Ein Student sprach 
iamens der römischen Studenten. Hierauf erwiderte ein deut— 
cher Student auf italienisch, indem er die Freude ausdrückte, 
die Komilitonen des verbündeten Italien besuchen zu können. 
Wi. Paris, 3. Aug. Die Agence Havbas erfährt aus beson— 
derer Londoner Quelle, daß man dort den optimistischen Nach— 
ichten, welche gewissen Berliner Blättern zugingen, keinen großen 
Wert beilege, da die deutschen Ansprüche noch immer über— 
mäßig seien. 
Eine weitere Note der Agence Havas lautet: Ministerpräsi 
dent Caillaux und Minister des Aeußern de Selves hatten heut 
eine längere Unterredung über die deutsch-französischen Ver⸗ 
handlungen. Diese nehmen einen normalen Fortgang. 
Wt. Petersburg, 3. Aug. General Reinbot, der frühere 
Stadthauptmann von Moskau und sein Gehilfe Oberst Korotke— 
sind vom Kaiser begnadigt worden. 
W. Sellin, 3. Aug. Bei einem Bootsunfall in der Höhe 
»er hiesigen Landungsbrücke stürzten zwei Damen und ein Post- 
»eamter ins Meer. Alle sind ertrunken. Die Leichen der 
Mädchen wurden geborgen. 
Wt. Triest, 3. Aug. Heute wurde ein neuer Cholera 
fall festgestellt. 
Wt. Paris, 3. Aug. Nach einer Meldung aus Larache 
vom 2. August zerstörte ein Brand vollständig den Material— 
chuppen der deutschen Hafenbauunternehmung. Die Wohnräume 
oer Angestellten blieben verschont. Der spanische Kreuzer „Ca— 
taluna“ schiffte eine Abteilung zur Hilfeleistung aus. Men— 
schenverluste sind nicht zu verzeichnen. 
Wt. Cowes, 3. Aug. Die Jacht des Kaisers, „Meteor“ 
gewann den Cowes-Preis. Unter sieben Jachten gewani 
„Paula II“ nach dem gestrigen und dem heutigen Sieg den 
Commodores International Challenga-Coup des Royal London 
Yacht⸗Club. 
heer und glotte. 
W. Berlin, 3. Aug. „Iltis“ am 2. Aug. in Tsingtau 
„Jaqguar“ am 3. Aug. in Shimonoseki (Japan), „Augsburg“ 
am 1. Aug., „Hohenzollern“ und „Sleipner“ am 2. Aug. il 
Kiel. In See gegangen: „Friedrich Carl“ am 2. Aug. vor 
Hiltefiord nach Kiel, „Cöln“ am 2. Aug. von Kiel nach Neu— 
fahrwasser, „Woerth“ und „Brandenburg“ am 2. Aug. vor 
Wilhelmshaven nach Kiel, „Pelikan“ am 2. Aug. von Kie 
iach Cuxhaven und geht am 6. Aug. von dort nach Wilhelris 
haven weiter. In und außer Dienst gestellt: Torpedoboo 
„T 31“ am 2. Aug. in Wilhelmshavben in Dienst gestellt u 
zur 1. Minensuchdivision getreten. Torpedoboot „T 37 an 
2. Aug. in Wilhelmshaven außer Dienst aestellt.
	        
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