Full text: Lübeckische Anzeigen 1911 (1911)

Gegen die Abtretung Togos 
chreibt die Deutsche Kolonialzeitung, wenn sie ausführt: 
„Der Temps glaubte kürzlich melden zu können, daß in den 
Merliner Besprechungen die Rede davon gewesen sei, daß Deutsch⸗ 
land die Kolonie Togo und ozeanische Grenzbezirke Kameruns 
au Frankreich abtreten würde gegen Schadloshaltung an an— 
deren Gebieten.“ Wir haben dieser Meldung des französischen 
Blattes keine Bedeutung beigemessen, weil wir es für ausge— 
schlossen hielten, daß u nsere Regierung auch nur einen der— 
artigen Gedanken fassen könne. Nachdem indes ein deutsches 
Blatt von dem Ansehen und den Beziehungen der Kölnischen 
zeitung die Angabe des Temps als im Bereiche der Möglich— 
eit liegend erachtet, halten wir uns für verpflichtet, mit aller 
kntschiedenheit Stellung zu nehmen gegen den bloßen Ge— 
»anken einer solchen Abtretung. 
Togo ist eine Kolonie, die, wenn auch klein, uns ans Herz 
jewachsen ist wie kaum eine andere. Sie ist in mühevoller, 
äher Arbeit und dank ihrer reichen Hilfsmittel ohne erheb— 
liche Kosten von uns entwickelt worden. Wir haben Eisen⸗ 
hahnen an der Rüste gebaut und im Inneren. Die Verwal—⸗ 
fung hat sich unter der vorbildlichen Leitung des Frafen 
Zech zu einer geradezu musterhaften ausgebildet. Wir haben 
Schulen gegründet, in denen von Regierungslehrern wie von 
den Missionen beider Konfessionen christliche und deutsche Ge— 
innung und Gesittung verbreitet werden. Handwerkerschulen 
ind entstanden. Eine Landwirtschaftsschule, von dem Wirt 
chaftlichen Ausschusse der Deutschen Kolonialgesellschaft be— 
aründet und von der Regierung übernommen, hat als erste 
in Westafrika dem Baumwollenbau feste Grundlagen ge— 
geben. Die Eingeborenen gehören zu den intelligentesten West⸗ 
afrikas. Sie haben sich für unsere Bestrebungen empfänglich 
jezeigt. Sie haben uns schätzen gelernt und sind stolz, unter 
inserer Flagge zu leben und zu gedeihen. 
Die Kölnische Zeitung knüpft an den Artikel des Temps 
toch folgende Bemerkungen: 
„Es würde sich dabei um eine großzügige Neuregelung 
des Besitzstandes in Westafrika handeln, die, wenn sie über— 
jaupt diskutabel sein soll, so eingerichtet sein müßte, daß 
nicht nur ein Austausch in Betracht käme, sondern eine wirk—⸗ 
iche wertvolle Schadloshaltung Deutschlands für diejenigen 
iberaus wichtigen Zugeständnisse, die es an Frankreich in 
Marokko machen könnte.“ 
Es kann bei dieser Schadloshaltung wohl nur an 
Aequatorial⸗Afrika gedacht sein, jenes Gebiet, das einst Congo 
Français hieß und wegen der an diesem Namen haftenden 
Greuel umgetauft wurde. Wir glauben wohl, daß es unserem 
Nachbarlande passen könnte, sein nordwestafrikanisches Militär— 
reich von 25 Millionen Einwohnern durch ein Land abzu— 
runden, das von uns auf das beste zivilisiert und entwickelt 
worden ist. Dafür sollen wir daunn ein Gebiet erhalten, 
das zum größten Teil noch auf Jahrzehnte hinaus an Aus— 
beutungsgesellschaften überlassen wurde, wirtschaftlich stagniert, 
sinanziell Not leidet, keine Eisenbahnen besitzt und ungezählter 
Millionen bedürfen würde, um den Keim zu einer gedeihlichen 
Entwichlung zu legen und in dem Frankreich soeben eine 
chwere Niederlage nach der anderen durch die streitbaren 
Sultane des Nordens erlitten hat. 
Die Deutsche Kolonialgesellschaft muß mit Entschiedenheit 
jegen einen solchen Handel Widerspruch erheben, ganz allge—⸗ 
nein aber gegen jede Abtretung deutschen Gebietes. Der 
noralische Eindruck einer solchen würde für jeden Freund 
inserer Kolonien ein beschämender und schmachvoller sein.“ 
Inland und Ausland 
Deutsches Reich. 
Die Vollszahl des Deutschen Reiches gibt das soeben er⸗ 
chienene meuen; Statistische Jahrbuch für das Deutsche Reich“ 
für die Mitte des Jahres 1911 4uf 65407000 
an. Diese Zahl beruht auf einer vorläufigen Schätzung auf 
Grund der bisherigen Bevölkerungszunahme. Für Mitte 1910 
st die Bevölkerung auf 64551000 Personen geschätzt, so daß 
m Lause des letzten Jahres eine Zunahme um 856 000 Per⸗ 
sonen stattgefunden haben würde gegenüber einer solchen um 
354 000 von 1909 bis 1910. Das vorläufige Ergebnis der 
letzten Volkszählung vom 1. Dezember 1910 (das endgültige 
ist noch nicht bekannt) hat eine Bevölkerungsziffer von 
34 903 423 Personen ergeben, so daß in den sieben Monaten, 
die seitdem bis Mitte dieses Jahres verflossen sind, eine Be— 
zötkterungszunahme um rund 504000 stattgesfunden haben 
vwürde. 
—⸗ — — 
seinen weichen Bariton singen: „Die da sterben, wenn sie 
ieben.“ 
Wie bleich und elend sieht er aus, oder ist es nur das 
Miondlicht, das ihn so erscheinen läöhßt? 
„Sie sahen im Sommer besser aus, Herr Ludolff,“ beginnt 
Elfriede wieder, „Sie sixengen sich zu sehr an. Im Juni 
nüssen Sie und Emmy wieder nach Schornstätten kommen, nicht 
wahr? — bitte,“ fügte sie weich hinzu. 
„Nein, Baronesse, ich kann es nicht,“ 
Hequält kam es von seinen Lippen. 
Sie fragt nicht warum, sie weitßz es ja. Namenloses 
Mitleid zittert durch ihre Seele, Mitleid, das sie ihm nicht 
eigen darf. Mitleid, das ihr eigenes Herz in Aufruhr versetzt. 
Sie gehen am Droschkenstand vorbei, ohne es zu merken, 
ie vermeiden die hell erleuchteten Linden wie in stummer 
Uebereinstimmung und wählen die Museum- und Dorotheen⸗ 
traße, biegen in die Kirchstrabe ein und erreichen so die 
Mitltelstrahe. 
Elfriede hat von Schornstätten erzählt, von Bruno, und daß 
in diesem Jahre die Herbstjagden besonders ergiebig ausge— 
fallen sind. Graf Leopold Rombecks Name kommt einige 
PViale in ihren Erzählungen vor. Ernst tut hin und wieder 
eine Frage, um nicht unhöflich zu sein. Er lauscht dem 
Woh laut ihrer Stimme. Er könnte so lange an ihrer Seite 
wandern durch die sternenklare Nacht hinaus aus der Stadt, 
weit hinaus, wo sie ganz allein sind, mitten in der Weiße, 
m reinen Schnee, der die Erde so bräutlich zudeckt. 
Sie stehen vor Nr. 442; der Traum ist zu Ende. 
„Danke schön,“ sagte Elfriede, „und auf Wiedersehen!“ 
Sie ist im Hausflur verschwunden. Ernst Ludolff aber 
geht noch lange allein in den Straßen umher, er kann 
noch nicht heimkehren. Emmys Augen ruhen zuweilen fra—⸗ 
zend, sinnend auf des Bruders Gesicht. Niemand darf das 
Heheimnis ahnen, daß er, der arme Buchhalter, der Mann 
ohne Rang und Vermögen, der Mißgestaltete, das vornehme, 
schöͤne Mädchen mit einer Leidenschaft liebt, die ihn wie ein 
—AD 
Fortsetzung folgt. 
andelsflagge mit dem Etisernen Kreu:?. Seit dem Jahre 
903 sind an 400 Führer deulscher Seehandelsschiffe, soweit 
ie Offiziere des Beurlaubtenstandes der Marine sind, Flaggen— 
scheine über die Berechtigung zur Führung der Hande!sflagge 
nit dem Eisernen Kreuz ausgegeben worden. Von diesen 
vurden wegen Verlaufs des Schiffes oder wegen Kommando— 
z»eränderung 312 Scheine wieder eingesogen, so daß gegen— 
wärtig 88 deutsche Kapitäne im Besitz von Flaggenscheinen 
ind. Auf Hamburg entfallen allein 60, auf Bremen 18, auf 
die Ostsee 7; der Rest verteilt sich auf verschiedene Nordsee— 
zdäfen. Von den Kapitänen sind 7 Leutnants zur See, 37 
Oberleutnants zur See und 44 Kapitänleutnants des Beur—⸗ 
aubtenstandes. Die Flaggenscheine werden nur Kapitänen er— 
eilt, die Kauffahrteischiffe führen, deren äußere Erscheinung 
nit der Bedeutung der Flagge in Einklang steht. 
Die Abwehr der Pest in Kiausschau. Das Marinever— 
rdnungsblatt veröffentlicht folgende, an das Marineamt ge 
ichtete allerhöchste Order über die Abwehr der Lungenpest in 
diautschau: 
Die im letzten Winter aus der Mandschurei nach Süden 
ordringende Lungenpest bedeute'e für das Schutzgebiet Kiau— 
schau eine sehr ernste Gefahr. Daß es gelungen ist, diese 
ßefahr abzuwenden, stellt einen über die ganze Welt aner—⸗ 
annten Erfolg dar, welcher zunächst den wohldurchdachten 
ind von allen Dienststellen tatkräftig durchgeführlen Maß— 
ahmen des Gouvernements zu danken ist, demnächst aber auch 
er verständnisvollen und opserbereiten Mitwirkung weitester 
dreife der europäischen wie chinesischen Bevölkerung des 
-„chutzgebietes. Indem ich aus dieser Veranlassung die in der 
Inlage enthaltenen besonderen Auszeichnungen verleihe, will 
ch gleichzeitig allen bei der erfolgreichen Durchführung der 
Bestabwehrmaßregeln Beleiligten meine vollste Anerkennung aus 
prechen. Sie haben sür die Belanntgabe dieser meiner Order 
Sorge zu tragen. 
Balholm, an Bord meiner Jacht „Hohen'ollern“, 
den 19. Juli 1011. Wilhelm. 
Ausstellung für nie dersachssches Kunsthandwerl. Die Aus⸗ 
tellung niederfächsischen Kunsthandwerks, 
Stade 1911 wurde gestern mitag 12 Uhr der Oe'fentlich 
eit übergeben. Zu der Feier der Erösffnung der Ausstellung 
hatten sich Ver reeer der Behörden mit Regierun szräsident 
Grashoff an der Spitze, die städtischen Kollezien von Stade 
unter Führung von Bürgermeister, Landschaftsrat Jürgens, 
Vorstandsmitglied des Vereins sür niedersächsisches Volks 
um in Bremen und andere geladene Gäste eingefunden. 
randschafissat Jürgens wies in seiner Ersffnungsanspracht 
juf die Bedeuiung der Ausstellung hin, die, wie schon der 
rste Rundgang zeigte, in den einzelnen Abteilungen eine 
reichhaltige Beschickung aufweist. 
Sachsen an der Lotteriegemeinschaft nicht beteiligt. Die 
sachricht, daß Sachsen sich dem Beispiel Bayerns und Württem— 
ergs anschließen werde und mit Preußen eine gemein-— 
ame Staatslotterie abschließen werde, ist, wie dem 
RNesdener Mitarbeiter des B. T. an zuständiger Stelle mit— 
jeteilt wird, nicht zutreffend. Preußen hätte bisher 
veder der sächsischen Regierung äinen derartigen Vorschlag 
uinterbreitet, noch würde Sachsen jemals seine eigene Staats- 
otterie in der preußischen aufgehen lassen. 
Tierärztekammern. Die Ausführung der Verordnung vom 
April 1911 über die Errichtung einer Standesvertretung der 
Tierärzte ist durch die Bezirksregierungen überall so weit in 
»ie Wege geleitet worden, daß bereits im Serbst die 
Bildung von Tierärztekammern erfolgen wird. 
Vorbereitungen zu den Reichstagswahlen. Aus Hanau 
vird geschrieben: „Eine Vertrauensmännerversammlung des 
ßundes der Landwirte für den Reichstagswahlkreis Friedberg⸗ 
Büdingen erklärte sich einstimmig für die Kandidatur des 
Amtsgerichtsrats Strakk-Gießen, der gemeinsamer Kandidat 
er bürgerlichen Parteien ist (mit Ausschluß der fortschritt⸗ 
ichen Volkspartei), und im Falle seiner Wahl der national— 
iberalen Vartei als Hospitant beitreten wird. 
Ein Einigungsamt für Mielstreitigkeiten in Franifurt. 
Nach langen Bemühungen ist in Frankfurt ein Einigungsamt 
ür Mietstreitigkeiten ins Leben gerufen worden. Die Anregung 
ing vom Mieterschutzverein aus, dem es gelang, die anfäng⸗ 
ichen Bedenken der Vertreter der Hausbesitzerinteressen zu 
eseitigen und sie zur Mitarbeit zu gewinnen. Die Vertreter 
jer Hausbesitzervereine legkien in den Verhandlungen großen 
Wert darauf, daß das Einigungsamt für Räumungs- 
und Mietzinstlagennicht zuständig sein solle. In— 
Theater. Kunfst und Wissenschaft. 
Lübeck 2. Aug. 
Stadthallen⸗Theater. 
ZumBenefizvonOberspielleiter Michael Pichon. 
„Manfred“. 
Dramatisches Gedicht von Lord Byron. 
Der umsichtige, unternehmende und fleißige Oberspielleiter 
und vielseitig treffliche Darsteller unserer Sommerbühne hatte 
es sich mit seinem Ehrenabend nicht leicht gemacht. Weit 
hequemer für ihn und anlockender fürs große Publikum wäre 
die Tarbietung irgend eines beliebten, allzubeliebten Stückes 
jewesen, welches ihm und seinen Hilfskräften nicht die außer⸗ 
rdentlich große Arbeit bereitet und ohne weiteres viele Hörer 
angelockt hätte. Aber daß Pichon auch literarischen Ehr— 
jeiz besitzt, zeigte schon die Art, wie er sich für die Ibsen⸗ 
Lorstellungen ins Zeug legte, leitend und darstellend, und die 
Lübecder ehrten auch sich selbst, indem sie verhältnismäßig 
ahlreich Pichons Ruf folgten, die Vorstellung mit regstem 
Anteil begleiteten und durch verständnisvollen Beifall aus— 
eichneten. 
Ein kleines Konzert bildete den Auftakt zu Byrons düsterer 
Tragödie. Nachdem Herr Walter Nizze mit angenehmer 
-ztimme Lieder aus dem „Landsknecht“Zyklus vorgetragen 
jatte, entfessette Marta Weber, deren Kunst hier noch 
n aller Gedenken lebt, mit Brahmsschen Liedern und einer 
eizenden Zugabe stürmischen Beifall Blanda Hoffmanns 
aletliebst schalkhaft vorgetragene Ccuplets wären im Interesse 
der gesammelten Stimmung wohl besser an den Anfang aesetzt 
vorden. 
Byron ist unstreitig der geniarste aller Sänger des Welt—⸗ 
chmerzes, der Gefilhlszerrissenhett. Was Heine und viele mit 
hm später sangen, war meist nicht mehr als ein starkes Echo 
einer großen Kunst. Auch der ätzende, schneidende Ton, der 
invermittelt in zerfließende Weichheit hineinschrillt, wie eine 
seröste Saite in die Melodie der anderen schnurrt, ist sein 
zeistiges Eigentum, ebenso die graziöse Frivolität, welche so 
nengqlisch iit wie irgend möglich. Wahrhaft groß wird der 
solge dieser Einschräntungen werden dem Cinigungsamt vor 
däufig nur kleinere Streitigkeiten; z. B 
Differenzen aus den Hausordnungen oder 
iber Reparaturen usw. überwiesen. Die Forde— 
rungen der Hausbesitzer, daß der Vorsitzende und sein Stell—⸗ 
oer reler beamtete Staatsrichter sein müssen, konnten 
dank dem Entgezenlommen des Oberlandesgerichtspräsidenten 
und der in Frage kommenden Richter ersüllt werden. Ferner 
bestanden die Hausbesitzer darauf, daß die Verhandlungen in 
einem der Stadt gehörigen Raume stattzufinden haben, und 
daß als Schriftführer ein städtischer Beamter 
jungiere. Auch diese Forderungen lind durch das Entgegen— 
kommen der städtischen Behörden erfüllt und auf diese 
Weise die letzten Hindernisse aus dem Wege geräumt, so daß 
das Einigungsamt am 15. September seine Tätigkeit 
beginnen kann.— 
Defterreich⸗ Ungarn. 
Die ungarische Wahlrechtsfrage. Seit einiger Zeit sind 
Bemühungen im Zuge, die in der Frage des allgemeinen, 
leichen und geheimen Wahlrechts zwischen den beiden Gruppen 
der Unabhängigkeitspartei bestehenden Gegensätze auszugleichen 
ind ein gemeinsames Wahlrechtsprogramm auszu— 
irbeiten. Die diesbezüglichen Verhandlungen sind nach einer 
Meldung der Köln. Ztg. aus Budapest weit vorgeschritten 
und sollen Erfolg verheißen, was von großer Tragweite für 
die Gestaltung der Dinge in Ungarn wäre. 
G 83b itannien. 
Das Versicherungsgesez im Unterhause. Das englische 
Unterhaus hat am Montag die Verhandlung über das Ver— 
sicherungsgesetz wieder aufgenommen und wird sie 
wahrscheinlich in den nächsten beiden Tagen fortsetzen. Man 
erwartet, daß die Beratung der Amendements zu der 
ßarlamentsbill am Donnerstag stattfinden wird. 
Ame rika. 
Zum amerikanischen Botschafter in Berlin soll Präsident 
Taft, wie der Köln. Ztg. aus Washington telegraphiert wird, 
beschlossen haben, den bisherigen Botschafter in Rom Leish— 
mann zu ernennen. An dessen Stelle soll der bisherige ameri— 
kanische Botschafter in Tokio Orien treten. 
Taagesbericht. 
Lübeck, 2. Aug. 
Dreitägige Sperrung des Elbe-Trave⸗Kanals. 
Der Elbe-⸗-Trave-Kanal wird wegen Reparalur 
der Lauenburger Schleuse vom 5. d. M. ab für den durch— 
jehenden Verlehr bis auf weiteres, voraussichtlich drei Tage. 
gesperrt. (S. amtl. Teil.) 
*Meisterprüfung. Der Tischlergeselle Johannes Christian 
zermann Wolters aus Lübed hat am 31. Juli 1911 vor 
zer Meisterprüfungskommission für Tischler, und der Buch— 
rucergehilfe Jean Reinhold aus Hannover, wohnhaft hier⸗ 
elbst, hat am 31. Juli 1911 vor der Meister prüfungskom⸗ 
nission für Buchdrucker zu Lübeck die Meisterprüfung bestanden. 
Begleitpapiere für Ausfuhrsendungen. Zu der vom Ver⸗ 
ehrsbureau der Handelskammer zu Berlin herausgegebenen 
zroschüre „Begleitpapiere für Ausfuhrsendungen“,, die in den 
dreisen des Handels und der Industrie weite Verbreitung 
efunden hat, ist soeben ein ca. 70 Seiten starker Nach⸗ 
rag J erschienen, der alle bis zum 1. Juli d. J. bekannt⸗ 
ewordenen Aenderungen in den gesetzlichen Vorschriften um— 
aßt. Insbesondere ist bei der Ausarbeitung des Nachtrages 
der neue Paketposttarif, ferner die neuen Vorschriften für 
Ursprungszeugnisse nach Serbien und Portugal usw. berüd-— 
richtigt worden. Auch wurde eine Reihe von Ländern neu 
aufgenommen. Der Nachtrag wird gegen Einsendung von 
30 Pfg. in Briefmarken an das Verkehrsbureau der Handels⸗ 
tammer zu Berlin, N.W. 7, Dorotheenstraße 8, an alle Inter⸗ 
ssenten portofrei übersandt. 
287. Französische Polizeihunde nach deutschem Drejsur⸗ 
juftem. Seit Jahren halten sich ausländische Polizeibeamte 
ijn Deutschland auf, um hier unser Polizeihundwesen zu 
tudieren und sich zu Poli eihundsührern ausbilden zu lassen. 
So haben sich auch viele französische Poli:eibeam!e in Deutsch— 
land in der Kunst des Volizeihnndsührens underrichten lassen. 
— ⸗ 
ruhbelose Pilger, der heimatfremde Ahasver der Literatur in seinen 
epischen Gesängen, deren Schilderungen durchtränkt sind von 
wundervollster poetischer Stimmungskraft: als Dichter des 
Childe Harold“ und, Don Juan“. Aus diesen Versen strömt 
‚ein eigenster Gesang“, wie Goethe dem großen Engländer 
icichrühmt, der bestimmt scheint, unsterblich zu tönen. Ein 
Dramatiker aber ist Byron nicht — wie keiner der echten 
— 
Manfred“ seinen genialen „Kain'“ aufzuführen — doch, so 
zeistig tief und padend in einzelnen Szenen Byrons Tramen 
zuch sind, ich nenne nur noch „Himmel und Erde“, das echte 
dramatische Leben, den zwingenden Aufbau, die schlagende 
Zdogik der Handlung vermisse ich. 
Die gestrige Vorstellung war ganz vorzüglich. Herr Pichon 
ahßzte den Manfred, aus dem Hamiet und Faust oft vernehmlich 
nitreden, mit reifer Kunst und scharfem geistigen Eindringen, 
uuch seine Maske war überzeugend. Ein ganz besonderes 
rob aber gebührt auch allen denen, welche zum Entstehen 
ꝛer schönen, zwecentsprechenden Büynenbilder, der eindrucs— 
ollen, edlen und wuchtigen Ensembleszenen beigetragen haben. 
Pichon — der Manfred spricht ja den ganzen Abend falt allein 
— mußte sich mehr als gewöhnlich auf seine Mitarbeiter 
»erlassen, und er hatte sich nicht in ihnen getäuscht. Dar⸗ 
tellende wie technische Mitglieder waren hingebend bei ihrer 
chönen Aufgabe. Der „Manfred“ bringt ganze Scharen von 
heistern vor die Rampe. Nun wirkt bekanntlich keine Bühnen⸗ 
igur leichter Jächerlich, als ein Geist. Gestern abend konnte 
nan das auch nicht von einem behaupten: alle Geister waren 
xürdig Und eindrucksvoll in Gebärde und Sprache. Die Be— 
chwörung der Astacte hätte noch erschütternder gewirkt, wenn 
Unna Stettner ihren Worten mehr schmerzlichen Wohl— 
aut geliehen hätte. Josefine Seifert dürfte dagegen 
als Alpenfee etwas geisterhafter sprechen, um an Ueberlegenheit 
u gewinnen. Kleinoschegag gab den Gemsjäger zu jung 
and zu hastig, während Kempf ein würdiger, zum Herzen 
prechender Abt war. 
Die Schumannsche Musik ist überaus klangschön, sie wird 
dem rtomantischen Stimmungszauber ebenso gerecht, wie dem 
elbstguälerischen Grübeln des Helden. Schumann empfand eben 
als echtet Romantiker kongenial. Für das Verständnis der
	        
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