bes Friedens und greifen nur im äãukersten Notfalle zu den
Waffen, doch waren wir bisher das Opfer aller Verwickelungen.
Der Handel stocht an der Grenze, wir erleiden aber auch noch
anderen Schaden.“ Das können wir nicht lange ertragen; eine
asche Lösung tut not. Vorläufig überlassen wir die Lösung
anderen Mächten. Wenn wir sehen, daß sie vergeblich ist, wer-
den wir uns selbst an die Lösung machen. Schädliche Folgen
rüichten wir nicht, haben doch die Großmächte auch die terri—
oriale Intearität Marokkos garantiert.
So —
Das französische Oberkommando.
(Telegramm.)
W. Varis, 1. Aug. Kriegsminister Messimy erklärte einem
Berichterstatter, er könne mit Befriedigung feststellen, daß die
»on ihm durchgeführte Umgestaltung des Oberbefehls nirgend
iner ernsten, grundsätzlichen Kritik begegnet sei. Durch die Neu—
organisation habe Frankreich etwas erhalten, was es bisher
rnicht besessen. Der Oberbefehl sei jetzt in Friedenszeiten ebenso
eingerichtet wie in Kriegszeiten. „Ich bedauerte,“ fuhr der
riegsminister fort, „daß General Pau mein Anerbieten abge—
ehnt hat, aber noch erstaunter war ich, als ich sah, daß die
janze Partei, die die neue Einrichtung mit General Pau als be—
wundernswert bezeichnet hatte, mit einem Male erklärte, daß
ie ohne ihn nichts tauge. Beweist das nicht, daß nicht wir,
ondern unsere Gegner in alle Fragen die Politik hineintragen?
Die Regierung verlangt nun von den Generalen, denen sie die
yöchsten Posten verleiht, eine loyale Gesinnung. Im Kriegs⸗
alle würde der Oberbefehlshaber der Ostarmee mit dem Ge—
ieralstabschef an die Grenze abgehen, während General Dubail
in Paris beim Minister bleibt, und mit diesen drei Männern
derde ich mich bemühen. die Offenside zu enfwideln.
Neueste Nachrichten und Telegramme.
Der Kaiser in Swinemünde.
W. Swinemunde, 1. Aug. Der Kaiser unternahm gestern
achmittag eine Ausfahrt im Automobil. Zur Abendtafel war
Frau Konsul Staudt aus Heringsdorf mit Familie geladen.
Der Kaiser wohnte heute vormittag von 1d Uhr ab dem
Schießen nach See des ersten Bataillons des Fußartillerie⸗
regiments von Hindersin (J. pommersches Nr. 2) bei und hörte
snäter an Bord den Vortrag des Chefs des Militärkabinetts,
Senerals der Infanterie Frhrn. v. Lynder. Zur Frühstücksstafel
varen geladen: Graf und Gräfin Arnim auf Zichow und die
Offiziere des genannten Artilleriebataillons. Der Kommandant
des laiserlichen Hauptquartiers, Generaloberst v. Plessen, ist hier
eingetroffen. Der Kaiser gedenkt heute abend 10 Uhr von
hier nach Altengrabow abzureisen. Im Gefolge werden sich
befinden: Hausmarschall Frhr. v. Lyncker, die Generala diu⸗
anten Generaloberst v. Plessen, General der Kavallerie —XXXV
Heneral der Infanterie Frhr. v. Lynder, Oberstallmeister Frhr.
v. Reischach, General à la suite Generalmajor v. Chelius, Flü⸗
zeladiutant Maior Dommes, Oberstabsarzt Dr. Niedner und
Gesandter v. Treutler.
Maroklo.
Wit. Köln, 1. Aug. Der Spezialberichterstatter ber Koln.
Ztg. meldet aus Agadir unterm 31. Juli: In Agadir befinden
ich zurzeit noch vier Deutsche und zwei Spanier. Der Kreuzer
„Berlin“ ist heute nach Teneriffa zum Kohlen abgefahren und
vird inzwischen hier durch „Eber“ ersetzt. Dank der Anwesen⸗
hjeit der deutschen Kriegsschiffe herrscht im ganzen Gebiet von
Mogador bis zum äußersten Süden größte Ruhe. Selbst in
Tarudant wurden einige aus Marrakesch kommende Deutsche
jut aufgenommen. Dieser Tage besuchten Scheichs aus dem
zefürchteten Bergstamm der Utanen den Kommandanten des
Kreuzers „Berlin“ und erklärten ihm, daß überall Genug⸗
tuung über die Anwesenheit der Kriegsschiffe herrsche. Die
ltanen luden den Kommandanten und die Offiziere ein, in ihr
Sebiet zu kommen. Kommandant Löhlein empfahl ihnen, stets
ür die Erhaltung der Ruhe des Landes zu wirken.
Wit. Teneriffa, 1. Aug. Der Kreuzer „Berlin“ ist aus
Agadir hier eingetroffen und vor Anker gegangen.
Zur medlenburgischen Verfassungsfrage.
we Rostock. 1. Aug. Der Großherzog empfing gestern
m Palais in Rostock die aus dem ritterschaftlichen Konvent
am 18. Juli erwählte Deputation. Nach Entgegennahme der auf
dem Konvent gefaßten, in der Presse bereits bekanntgegebenen
Beschlüsse eröffnete der Großherzog den Deputierten nach—
tehendes: Er glaube in dem Vorgehen der Ritterschaft den
Wunsch erblichen zu sollen, ihrerseits zu einer Verständigung
iber die Verfassungsfrage beizutragen. Ohne auf die Einzel—
seiten des von der Ritterschaft gefaßten ihm soeben überreich—
en Beschlusses einzugehen, müsse er doch darauf hinweisen, daß
oerselbe sich im wesentlichen mit den Vorschlägen dedt, welche
bereits bei den kommissarisch deputatischen Verhandlungen des
ietzten Landtages gemacht wurden, welche aber schwerwiegenden
Bedenken begegneten. Er nehme jedoch an, daß durch den Be—
schluß der Ritterschaft nur eine Grundlage für weitere Verhand—⸗
sungen geboten werden soll, so daß für die Frage Raum bleibe,
»b es möglich sei, durch eine Modifikation der Vorschläge den
ezeichneten Bedenken Rechnung zu tragen. Von dieser An—
niahme aus sei er bereit, die Prüfung der Vorschläge zu ver—
inlassen.
Das Recht auf Aussperrung und Ausstand in Portugal
abgelehnt.
W. Lissabon, 1. Aug. Die konstituierende Versammlung
lehnte mit 78 gegen 76 Stimmen den Varagraphen der Ver—
fassung ab, durch den das Recht auf Ausstand und Aussperrung
anerkannt wird.
Die Lage in Persien.
Wi. Teheran, 1. Aug. Das gegen den früheren Schah
Mohammed Ali ausgerüstete Detachement besteht aus tausend
Infanteristen, ungefähr zweihundert Bachtiaren und dreihundert
Fidais. Es verlautet, daß die Fidais planen, mit ihrem Chef
Muis es Saltaneh zum Scheine auf die Seite Mohammed Alis
überzugehen und ihn zu töten, um die auf seinen
Kopf ausgesetzte Belohnung zu erhalten. In Tehe—
ran wachsen die Sympathien für Mohammed Ali,
doch verbergen sich die Anhänger aus Furcht vor
den Demokraten.
Der englische und der russische Gesandte richteten gleich⸗
lautende Noten an die persische Regierung, in denen die eng⸗
lische und die russische Regierung anerkennen, daß der fruühere
Schah keinen Anspruch mehr auf die Pension habe, nachdem
er nach Porien zurückgekehrt sei, trotz der ihm zu wiederholten
Malen seitens der beiden Regierungen erteilten Mahnung,
ich von der politischen Agitation fernzuhalten. Beide Re—
gaierungen erklären, lie könnten. solange der frühere Schah
lich auf persischem Boden befände, nicht intervenieren, folglich
auch in dem gegenwärtigen Zwist nicht Partei ergreifen.
Es wird berichtet, daß Mohammed Ali Asterabad verlassen
und sich mit unbekanntem Ziel in Gumeschtepe eingeschifft habe,
doch ist die Nachricht unbestätigt.
Professor Duden F.
W. Wiesbaden, 1. Aug. Der Geheime Regierungsrat
Professor Duden, Altmeister der deutschen Rechtschreibung, ist
heute früh in Sonnenberg im Alter von 83 Jahren gestorben.
Arbeiterbewegung.
Wt. London, 1. Aug. Viertausend Hafenarbei—
ker und 1500 Kohlenträger sind auf der Themse in den
Ausstand getreten. Die von dem Ausstand betroffe—
ien Firmen beherrschen tatsächlich die gesamte Schiffskohlen—
ndustrie der Themse und umfassen fast alle ersten Schiffsfirmen,
Die Arbeiter weigern sich, die Arbeit aufzunehmen, bis die
Arbeitgeber die Gewähr leisten, daß sie das am letzten Donners⸗
ag erzielte Abkommen einhalten werden.
We Petersburg, 1. Aug. Seit gestern streiken die hie—
igen Hafenarbeiter, die Aenderung der Arbeitstarife und
dohnerhöhung fordern. Heute morgen erschienen 2000 Arbeiter
m BGafen, nahmen jedoch nicht die Arbeit auf. Ihnen gesellten
ich 1000 Hafenarbeiter aus Gutujewskij und anderen Bassins zu.
Wt. Reval, 1. Aug. Auf nahezu sämtlichen Dampfern
ind die Arbeiter und Lastträger, die eine Lohnerhöhung for—⸗
dern, in den Ausstand getreten.
Eloro (Mexiko), 1. Aug. Truppen erdffneten auf strei—
sende Bergarbeiter der Esperanzo⸗Mine, welche Gefangene aus
inem Gefängnis befreiten, ein Feuer, töteten 9 Personen und
erwundeten 32. Die Arbeiter der Mexiko-Mine stellten die
Irbeit gestern ein. Man erwartet, daß die Arbeiter der Eloro—
Nine heute ihrem Beispiel folgen. Die Arbeiter fordern die Er—
jöhung der Lohnsätze. Bisher befinden sich 4000 Arbeiter im
Lusstand. Die Fremden sandten ihre Frauen mit der Bahn
ach Mexiko-City. Die genannten Minen befinden sich haupt—
ächlich im Besitz von Engländern und Amerikanern.
Räheres über den Brand des Pyrmonter Kurhauses.
W. Pyrmont, 1. Aug. Der durch den Brand des fürst—
ichen Kurhauses verursachte Schaden wird auf 224 Millionen
Mark geschätzt. Die Ursache des Brandes war wahrscheinlich
Zelbstentzüundung von Feuerwerkskörpern, die auf dem Boden
agerten. Die Gäste konnten mit knapper Not ihr Leben retten.
Seit Sonntag wird auf dem Königsberg bei Pyrmont ein
Schützenfest abgehalten, das durch die Kunde von dem Brande
des Kurhauses einen jähen Abschluß fand. Einer der Kur—
jäste, der noch morgens gegen drei Uhr an dem Sützenfest
eilnahm, sah plötzlich aus dem neben dem Kurhause liegenden
Maschinenhause Rauch aufsteigen. Er wies die Nächst'tehenden
»arauf hin, und in wenigen Sekunden hatte sich die Nachricht
iber den ganzen Festplatz verbreitet. Mit dem Rufe: „Das
turhaus brennt!“ stürzten die Menschen der Brandstätte zu.
Als die Feuerwehr erschien, stellte sich heraus, daß das Wasser
inen vollkommen ungenügenden Druck hatte, um auszureichen.
Die Kurgäste logieren nun mit ihrem gesamten Gepäck in den
amliegenden Parkanlagen. Viele von ihnen wurden erst durch
hen Feuerlärm aus dem Schlafe gesichreckt und mußten in der
Nachtkleidung ins Freie flüchten. Von der Kurverwaltung, wurde
im Laufe des Vormittags ein Anschlag veröffentlicht, in dem
nitgeteilt wurde, daß keine Verletzungen vorgekommen sind
ind daß es gelungen sei, die im neuen Kurhotel untergebrachten
Altertümer zu retten. Mittags 12 Ubr konnte der Brand
ils gelöscht betrachtet werden.
Gewaltiger Waldbrand in der Lüneburger Heide
M. Lüneburg, 1. Aug. Seit heute früh wütet in Gifken⸗
dorf, Vastorf und Wendisch-Evern ein gewaltiger Heide- und
Waldbrand, der das Dorf Wendisch-Evern ernstlich bedroht.
Es sind bereits umfangreiche Strecen Wald und Heide abge—
brannt. Seit dem Morgen sind drei Eskadrons der 16. Dra—
goner und die Feuerwehren der Umgegend zur Hilfeleistung am
Brandplatze. Mittags gegen 2 Uhr rückte auch ein großer Teil
der Lüneburger Feuerwehr zur Löschhilfe nach Wendisch-Evern
1b. Es erscheint nicht ausgeschlossen, daß der Brand auch auf
Ddeutsch-ECvern übergreift. Es besteht noch keine Aussicht, daß
dem Brande Einhalt getan wird.
Wt. Berlin, 1. Aug. Der Reichsanzeiger veröffentlicht
heute das Zwedverbandsgesetz vom 19. Juli 10911.
Wit. Berliun, 1. Aug. Zum Rektor der Universität
Berlin für das Studienjahr 1911,12 wurde der Historiker Ge—
jeimrat Professor Max Lenz gewählt.
Wt. München, 1. Aug. In Anwesenheit des Prinzen
rranz als Vertreter des Prinzregenten fand heute vormittag
zie feierlihe Eröffnung des großen zoologischen
ßartens statt, der den Namen Tierpark Hellabrunn führt.
Der Prinzregent stiftete 250000 Mufür den Tierpark.
Wit. London, 1. Aug. Wie das Reutersche Bureau er—
fährt, finden jetzt in London Besprechungen statt, in denen
Reformen desschinesischen Währungssystems ge—
mähß den Bestimmungen für die kürzlich abgeschlossene Anleihe
don 10 Millionen Pfund erwogen werden. In Anbetracht der
Wichtigkeit der zur Beratung gelangenden Fragen sind alle
Teilnehmer an der Konferenz zur Geheimhaltung verpflichtet.
Unter den Teilnehmern befinden sich der frühere Staatssekre—
tär Dernburg sowie englische, amerikanische und chinesische Ver—⸗
treter
Wt. Königsberg i. Pr. 1. Aug. Unterschlagungen
in Höhe von 28 000 Muverübte der etwa achtzehnjährige Lehr—
sing Horstmann bei der Norddeutschen Kreditanstalt in Gemein—
chaft mit dem Buchhalter Bödece einer hiesigen Firma, der
»ortselbst tausend Mark veruntreute, dadurch, daß Bödede auf
inen mit der gefälschten Unterschrift versehenen, auf 42000 M
autenden Kreditbrief gestern bei der Stettiner Filiale der
Norddeutschen Kreditanstalt 28 000 Muäabhob. Beide sind
üchtig.
Wt. Samburag. 1. Aug. Nach einem hier aus Cowes
eingegangenen Telegramm gewann bei der heutigen königlichen
Regatta die Jacht „Paula II, Besitzer Herr Ludwig San—
)ers, den ersten Preis.
Wi. Göttingen, 1. Aug. Der alademisch-landwirtschaftliche
Verein Agronomia wurde wegen schwerer wörtlicher und tät—
icher Beleidigung von Ausschußmitgliedern der freien Stu⸗
Aentenschaft auf ein Semester suspendiert. Der erste Char⸗
nierte der Agronomia wurde von der Universität verwiesen.
Ws. Molde, 1. Aug. Der Torpedomatrose Rudolf Niedel
don S. M. S. „Nassau“ ist gestern nachmittag beim Baden
ertrunken. Die Beerdigung fand heute statt,
heer und Flotte.
W. Berlin, 1. Aug. Angekommen: „Scharnhorst“ mit vemn
Chef des Kreuzergeschwaders, „Gneisenau“, „Leipzig“, „Nürn.
berg“ und „S 90“ am 30. Juli in Castries Bay (Insel Sacha
lin), Flußkanonenboot „Vaterland“ am 30. Juli in Liling
(Provinz Hunan), „Tiger“ am 31. Juli in Schanghai, „Em—
den“ am 1. Aug. in Tsingtau, „Friedrich Carl“ am 31. Juli
in Hieltefiord. In Dienst gestellt: „Wörth“ am 31. Juli
in Wilhelmshaven. Postregelung: „Pelikan“ vom 3. bis 5. Aug.
Cuxhaven, vom 6. bis 7. Aug. Wilhelmshaven, vom 8. bis
9. Aug. Borkum, vom 10. bis 13. Aug. Cuxhaven, vom 14. Aug
ab bis auf weiteres Kiel.
Güter für Schiff „Berlin“. Die Woermann-Linie hat sich
zereit erklärt, mit dem am 9. August von Hamburg abgehenden
Ddampfer „Lucie Woermann“ der Kamerun-Hauptlinie außer
Versonen auch Güter für „Berlin“ nach Teneriffa mitzunehmen,
oforn es sich nicht um Sprengstoffe oder andere Güter han—
delt, deren Beförderung mit Passagierdampfern ausgeschlossen
ist. Die Linie hat um rechtzeitige Aufgabe des benötigten
Schiffsraumes und Anlieferung der Güter durch die Firma
Matthias Rohde & Co. in Hamburg gebeten.
Privatpakete an die Besatzung des auf der australischen
Station befindlichen Vermessungsschiffes „Planet“ können zu
den belannten Versendungsvorschriften im Marineverordnungs—
blatt von 1909 Seite 205 koltenfrei geschickt werden, wenn sie
his spätestens zum 7. Aug. 1911 bei der Speditionsfirma Mat—
thias Rohde C Jörgens, Bremen, porto- und bestellgeldfre
eintreffen. Für Verpackungs- und Ladegebühr im Seehafen sind
außerdem 30 Pfennig zu entrichten.
W. Wilhesmshaven, 1. Aug. Das Linienschiff „Ostfries⸗
land“ hat in Dienst gestellt unter dem Kommando dés
Kapitäns Engelhardt. Die Herbstmanöver der Hochseeflotte
beginnen am 20. Augurft
Buntes Allerlei.
ue. Die kronprinzliche Famtlie in England. Bei Gelegen⸗
Jeit der Königskrönung hat sich das Interesse der Engländer und in
erster Linie der Londoner für die Familie des deutschen Kronprinzen
noch um vieles vermehrt. Zeitungen wetteiferten in allerhand No—
izen und längeren Berichten, um über die hohen deutschen Gäite etwas
steues sagen zu können und haben mit Sympatdiebezeigungen nicht
egeizt. Sogar die ersten Zeitschriften bemühten sich, die einzelnen
Hlieder der kronprinzlichen Familie — voran natürlich den Kronvrinzen
elbst — ihren Lesern bildlich vorzuführen. Ein entzückend schönes,
arbiges Kunstbild im großen Forniat unserer, Jilustr. Zta.“ brachte
The Illustradet London News“ in Nr. 3766 und ein ganz reizendes
benso großes Seitenbild vom „ältesten Sohn“ des Kronprinzen (nach
iner plastischen Darstellung der Nationalgalerie Berlin) brachte in
str. 2165 „The Graphie“, die Ueberschrift lautete: A life like Statne
„f the Crovnn Princes eldest son. Diesen vollendet ausgeführten Repro⸗
zuktionen könnten wir noch verschiedene andere anreiden, die alle ein
Beweis dafür sind. welches große Interesse der Engländer unserem
laiserlichen Hause und der jetzt durch die Krönungsfeierlichkeiten im
Vordergrunde stehenden kronvrinzlichen Familie entgegenbringt.
nge. Ein Jaurmarkt anf der Pfaueninsel. Der Geburtstag
der Erbprinzessin Charlotie von Meiningen, der ältesten Schwester
Wilhelms II. der am Montag dem 24. Juli wiederkehrte, ruft die Er—
innerung wach an ein merkwürdiges Fest, das in Gestalt eines Volks
und Jahrmarktstrubels auf der königlichen Pfaueninsel bei Potsdam
om Kronprinzen, späteren Kaiser Friedrich, veranstaltet worden ist
Am 24. Juli 1883, also zum 23. Geburtstage der Prinzeß Charlotte
zing die übermütigste und lustigste aller Festlichkeiten, die auf dem
tillen Eiland jemals erlebt ist, in Szene. Der Kammerherr der Kron⸗
zrinzessin Viktoria. Graf von Seckendorff, halte die ganze Festregie
ibernommen. vom Kronprinzen selber aber stammle die Idee, einen
cht märkischen Jahrmarkt aus der guten alten Zeit mit all seinem
Possenreißer⸗ und Budenzauber heraufzubeschwören. Die Mitglieder
zer Hofgesellichaft fanden sich mit guter Laune in drastischen Jahr⸗
narktsrollen und als Zuschauer figurierten die Potsdamer Bürger—
amilien mit Kind und Kegel. So aber wurde der Charakter eines
Bolksfestes vollendet. Als der Kronprinz in der fünsten Nachmittags—
tunde mit der Kronprinzessin und seinen beiden jüngsten Töchtern
)en Prinzessinnen Sophie und Margarethe, am Feltplatz vor Anker
sing, waren die erlauchten Seiltänzer, Degenschluder, Feuerfresser—
Schlangenbändiger, Marltschreier, Hökerinnen, Limonadenjungfrauen.
Pfefferkuchenonkels und Kunstreiter sron in voller Tätigleit, Gekreisch
rtönte von den Schaukeln, Rutschbahnen und Karussells. Der Kron⸗
Arinz nun mitten hinein in den Trubel. „Kinder, immer feste
rängeln!“ das war die Varole, die er ausgab und nah Kräften
efolgte. Echt berlinisch. wie immer, rief er hier und dort bei den
Zauptbuden mit dieser und jener Moritat: „Hier münsen wir rin,
tzinder, hier jibt's 'n Hauptulk! Is ja freilich 'n bißchen viel für'n
Familienvater, 50 Psennige Entree. Aber Lotte hat ja heute Geburts⸗
ag in Meiningen und da darf man nicht jnitschig sein. Aiso immer
rin ins Vergnügen!“ Hochkomisch war die Szene in einem Zelt, wo
zier Paare auf Holzpferden Quadrille ritten. Der Kronprinz meinte?
Das is ja einfach zum Quitschen. Vicky, sieh doch bloß, wie schneidig
Hraf H. auf seiner Rosinante sitzt, und Leutnant v. R. macht auf seiner
englischen Fuchsstute Vater Renzen unheimliche Konkurrenz!'“ Um
Vorhang einer kunstvoll aufgeschlagenen Bühne spielte der Kronprint
elber den Logenschließer und nötigte zum Niedersitzen. Es stieg der
ausgelassene Schwank des Herzogs Elimor von Oldenburg „In Hemds«
irmeln“, unter förmlichen Lachsalven, dargestellt von Herrn von Arnim,
Frau von Petersdorff, Baron Bodenhausen und Herrn und Frau vor
Keszicky. Georg Engels hatte auf hohen Wunsch die Einstudierunt
zeleitet und der Kronprinz quittierte mit einer brillantsunkelnden
Busennadel. Schließlich wurde an langen Tafeln gespeist, Fackelr
und Lampions erjfüllten die Insel mit einem Zauberlicht und das
Ende aller Dinge war ein großartiges Feuerwerk. Erst in der drilten
Morgenstunde zerstreute sich die Festgesellschaft.
Das Befinden des Bezirksheustmannz von Kamrrun, Frei
herrn von Lüdinghausen, der, wie gemeldet, bei einem Auto—
mobilunfall eine schwere Gehirnerschütterung erlitt, üt jetz
oauernd bei Bewußtsein. Eine unmittelbare Lebensgefahr ist,
wenn nicht besondere Komplikationen eintreten, vorüber.
Ein strafrechtliches Kuriosum. Vor der Strafkammer in
Potsdam hatte sich am Mittwoch der am 11. April 1882
gebodene Stanislaus Weyeuther zu verantworten. Er hat in
dezug auf feine Vorstrafen jeden Resord geschlagen und stand
etzt zum 75. Male vor einer Strafkammer. Der Angeklagt(
st ein gewohnheitsmäßigçger Zed presler und Logiedieb. In 353
deutschen Städten war er angeklagt, und insgesamt wurde gegen
ihn wegen Sachbeschädizung, Vetruas, Bettelns, Urkunden—
älschung und schweren Diebstahls eine Strafe in Höhe von
03 Jahren verhängt, davon allein 320 Jahre und 10 Monate
Zuchthaus. Augenblicklich verbüßt der Angeklagte eine Stra'e
in Celle. Vor Eintritt in die Verhandlung weigerte sich der Au—
zeklagte, sich ohne ärztlichen Sachverständigen vernehmen zu
assen. Die Straffammer kam deshalb zu einer Vertagung
und beschloßz, den Wunsch des Angeklagten zu berücsichtigen