Full text: Lübeckische Anzeigen 1911 (1911)

ueber die Lohnfrage einigte man sich dahin, daß auf alle be⸗ 
tehenden Lohne der Bauanschläger, Tischler usw. bei der Wieder- 
zufnahme der Arbeit eine Erhöhung von 2 Pfg. per Stunde, 
ab 15. Februar 1912 2 Pfg. und ab 1. Oktober 1813 eine 
weitere Lohnerhöhung von 2 Pfa. eintritt. Betreffs der Ver⸗ 
ragsdauer einigte man sich dahin, daß der Vertrag gilt ab 
.August 1911 bis auf weiteres, mindestens aber bis zum 
. Aptil 189168. Nachdem man auch über alle anderen Fragen 
ich verständigt hatte, kam man zu dem wichtigsten Teil der 
Verhandlungen, zu den Satzungen über die Errichtung 
»des paritätischen Arbeitsnachweises. Auch hier ge⸗ 
ang es trotz der vorhandenen Schwierigkeiten, eine Einigung 
erbeizuführen. Nach längerer Debatte erklärte sich die Ver⸗ 
ammlung mit großer Mehrheit mit den Abmachungen über 
den Abschluß des Tarifvertrages einverstanden. Ueber das Re— 
zulativ des paritätischen Arbeitsnachweises fand eine getrennte 
Abstimmung statt. Die Satzungen wurden mit allen gegen 
eine Stimme angenommen. Zum Schluß teilte der Vorsitzende 
mit, daß dem Verein heute schon 60 Arbeitgeber. die 125 bis 
1400 Arbeiter beschäftigen, angehören. und es ist begründete 
Aussicht vorhanden, daß der Verein schon in nächster Zeit die 
Zahr seiner Mitglieder verdoppelt. 
Gleine Nachrichten) Beim Baden ertrunken 
rind Sonnabend drei Personen und zwar der Zollaufseher 
Siemers, der Packer Freitag und der Zimmermann Runge aus 
Liderstett. — Familiendrama auf der Strabe. 
Zonnabend nachmittag war der Großmannplatz der Schau⸗ 
platz eines blutigen Familiendramas, das aber glücklicherweise 
ohne schwerere Folgen verlaufen ist. Ein 285jähriger ehemaliger 
Matrose, der jetzt eine Landstellung inne hat, lag schon seit 
ängeter Zeit mit seiner Ehefrau in Streit und deshalb hatte die 
Frau schon wiederholt das Haus ihres Mannes verlassen, war 
iber auf seine Bitten stets wieder zu ihm zurüdgekehrt. Als 
»ie Streitigkeiten aber trotz der wiederholten Versprechen des 
Mannes kein Ende nahmen, trennte sich die Frau endgültig 
non ihm, bezog ein Quartier in der Stresowstraße und erwarb 
ich ihren Lebensunterhalt in einer Fabrik. Am Sonnabend 
rachmittag begab sich die Frau mit einer Bekannten, nichts 
ybses ahnend, nach Hause, als sie auf dem Großmannplatz von 
hrem Gatten angeredet und gebeten wurde, wieder zu ihm zu⸗ 
rückzukehren. Er zeigte ihr einen quittierten Steuerzettel und 
vollte damit beweisen, daß er sich nun von seiner Verschwendungs⸗ 
ucht, die die Ursache zu den haäufigen Streitigkeiten gewesen 
var, freigemacht hätte. Die Frau wies jedoch die Bitten ihres 
Mannes zurück. Darauf zog der Mann einen Revolver aus 
einer Tasche und bedrohte damit seine Frau, die laut auf⸗ 
chreiend die Flucht ergriff. Ehe sie in Sicherheit war, gab 
hr Mann zwei Schüsse auf sie ab, von denen einer fehlging, 
er andere aber in den Rüchen eindrang, so daß die Getroffene 
zusammenbrach. Die Frau wird in etwa vierzehn Tagen wieder 
aus dem Lohmühlenkrankenhaus entlassen werden köönnen. 
Sch—es wig⸗ Holstein. 
Altfona, 31. Juli. Der Abschluß der Stadt— 
rafse für 1910 gibt ein im allgemeinen recht erfreuliches 
Bild. Der Ueberschuß des Ordinariuns beträgt 411 600, 83 M. 
Der Stadterweiterungsfonds schließzt mit einem Ueberschuß von 
227 461,63 Meab. Bemerkt wird hierzu, daß außerdem beim 
Stadterweiterungsfonds Kaufgeldereinnahmen für Verkäufe städti⸗ 
chen Terrains im verflossenen Jahre von Uber 550 000 M noch 
ausstehen. — Von einem Automobil überfahren 
und getbtet wurde Sonnabend vormittag in der Großen 
Bergstraße die sieben Jahre alte Paula Seinde aus der 
Srotzen Bergstraße. Das Kind war zum Einholen ausgeschickt 
und wollte die Straße überschreiten, als es von einem in 
poller Fahrt daherkommenden Auto erfaßt und überfahren 
ꝓurde. Die Kleine erlitt tödliche Verlezungen und starb 
zleich nach der Einlieferung im städtischen Krankenhaus. Der 
Führer des Kraftwagens fuhr in vasendem Tempo davon, so 
daß leider nicht einmal die Nummer des Autos festgestellt 
verden lonnte. — Ein schweres Brandunglüd er— 
rignete sich infolge Benzinexplosion in der Automobilreparatur⸗ 
werkstatt von Milz an der Flottbeker Chaussee während der 
Reparatur eines Automobils. Sierbei erlitt der 17jährige 
Lehrling Alfred Isbrandt schwere Brandwunden im Wesicht, an 
den Händen, Armen und der Brust und wurde in besorgnis⸗ 
erregendem Zustand nach dem städtischen Krankenhaus ge⸗— 
fahren. Ein zweiter Lehrling, der ebenfalls mit der Aulo— 
tepatatur beschäftigt war, kam unverletzt davon. 
Kiel, 31. Juli. Die Ermordung der Frau eines 
Kieler Torpedomatrosen, worüber wir vor kurzem berichteten, 
jat dem Kaiser Gelegenheit gegeben, seiner besonderen Fürsorge 
ür die Mannschaften der in jeinem persönlichen Dienst befind- 
lichen Schiffe Ausdruck zu geben. Als der Kaiser während 
eines Aufenthalts in Norwegen von der in Kiel erfolgten 
Ermordung der Frau des auf dem Begleitschiff, Sleipner“ 
dienenden Torpedomatrosen Kenntnis erhielt, beurlaubte er den 
d schwer Heimgesuchten, ließ ihn mit einem Depeschenboot 
nach Bergen bringen und gab ihm die Mittel für die Fahrt 
mit Schnellzügen nach Kiel, damit Stolz an der Beerdigung 
seiner Frau teilnehmen konnte. Der Mörder der Frau, der 
aus Rußland stammende Schlosser Ayer, der durch Selbstmord 
geendet hat, ist, wie sich nachher hergusstellte. geiitesaestarf 
ewesen. 
SGroßzherzogtum Oldenburg, Fürstenturx Lübed 
J Pr. Euttin, 31. Juli. Ein Sommerfest veranstaltete 
cSonntag die Gesangsabteilung der Guttemplerlogen unter zahl⸗ 
eicher Beteiligung auswärtiger Logen. Nachmittags fand ein 
Festzug durch die Stadt nach dem Vollsfestplaß stait, woselbst 
donzert und Belustigungen aller Art abgehalten wurden. 
Abends folade im, Deutschen Haus“ em Ball. 
Lauenburs. 
O. Sandesneben, 31. Juli In der Benofsen⸗ 
chaftsmeierei hierselbst wurde nach Abzug von 1Pf. 
Unkosten 7 Pf. für das Liter Milch ausbezahlt, eingeliefert 
vurden 73 544 Liter Milch; in der Genossenschaftsmeierei zu 
alintrade nach Abzug von 0,7 Pf. für das Liter Milch 7,4 Pf. 
eingeliefert wurden 146 831 Liter Milch; in der Vereins— 
neierei zu Nusse nach Abzug von 1Pf. für das Liter Milch 
83 Pf., eingeliefert wurden 149 114 Liter Milch; in *der 
Benossenschaftsmeierei zu Labenz nach Abzug von 1 Pf. fur 
das Liter Milch 7,5 Pf. eingeliefert wurden 58 228 Liter Milch; 
in der Genossenschaftsmeierei zu Wentorf⸗Linau⸗Sirksfelde nach 
Abzug von 0,8 Pf. fur das Liter Milch 7 Pf., eingeliefert 
vurden 154569 Liter Milch; in der Genossenschaftsmeierei zu 
Zchönberg⸗-Franzdorf nach Abzug von 0,5 Pf. für das Liter 
Milch 8 Pf. eingeliefert wurden 130142 Liter Milch: in der 
wenessenschaftsmeierei zu Schiphorst nach Abzug von 06 Pf. 
rür das Liter Milch 8 Pf. 
M Sandesneben, 81. Juli. Der Arzneifchatz 
ves zWunderdoktors von Duvenstä diesns 3 
»⸗hr vielseitiger zu sein. Während er an anderen Stellen 
erbrannte Frösche uswp. zur Bekämpfung der Maul⸗ und 
lauenfeuche verordnet, hat er für hiesige Gegend folgendes 
Nittel als ficher wirkend verschrieben: Der Urin von den 
ühen ist aufzufangen, nachts um 12 Uhr am Scheidewege zu 
schen und fofort die Grenzen der Weidekoppel und das Vieh 
amit zu besprengen. Natürlich hat alles stillschweigend zu 
eschehen. Leider hat dieses Rezept bei vielen, die es ange⸗ 
andt haben, nicht gewirkt. Sie trösten sich damit, daß sie 
ie Vorschrift nicht genau befolgt haben. Es geschehen also 
och Zeichen und Wunder! Anno 1911! — Die Roggen⸗ 
ante wird hier und in der Umgegend in den nächsten 
agen beendigt sein. Voraussichtlich dürfte der Körner⸗- und 
ztrohertrag ein zufriedenstellender sein. Der Hafer und Weizen 
eigen sich ebenfalls der Reife zu. Ersterer ist stellenweise 
unn und kurz geblieben. Im Durchschnitt dürfte aber der 
ertrag auch zufriedenstellend sein. Der Weizen zeigt dagegen 
ene Fülle, wie es in mehreren Jahren nicht der Fall gewesen 
t. Im Durchschnitt scheint eine ziemlich gute Mittelernte für 
iesige Gegend bevorzustehen. Das Schmerzenskind der Land⸗ 
eute sind die Weiden. Infolge der anhaltenden Dürre stehen 
ieselben fast kahl da. Das Vieh hat man bereits in die 
Viesen treiben müssen und geht dadurch die Nachmahd ver⸗ 
oren. Jedenfalls wird man gezwungen sein, das Weidevieh 
m Berbste rechtzeitig wegen Grasmançel in den Stall nehmen 
u müssen. Auch das Wasser ist bereits an vielen Stellen 
ehr tnapp. — Von dem Stand der Maul—- und 
dlauenfeuche ist zu berichten, daß dieselbe hier und in 
„er Umgegend in unverminderter Stärke fortbesteht. Bemer⸗ 
enswert ist, daß die Gemeinde Lüchow, obwohl ringsherum 
»on Seuchengebieten umgeben, bisher fruchenfrei geblieben 
st. Scherzeshalber erzählt man dort, daß des Nachts in 
»er Geisterstunde dort eine alte Frau die Feldmark abschreitet 
uind den gefährlichen Feind zurücktreibt. 
)A Steinhorsti 31. Juli. Die Jagd auf Flug—⸗ 
vild wird sich in diesem Jahre voraussichtlich ausnahms— 
deise ergiebig gestalten. Sowohl für Rebhühner als auch 
ür Fasanen sind die zumeist ausschsazggebenden Umstände 
vährend des Bru geschäftes in sestener Weise günstig gewesen. 
fFingänge von Belang sind daher kaum vorgekommen und 
»ie Völker, denen man begegnet, von einer Stärke, wie sie 
eit Jahren um diese Zeit wenig kerbachtet ist. Dabei haben 
ie Kücken schon jetzt cine ansehnliche Größe erreicht und werden 
vieselben also bis zur Eröffnung der Jaad voll cusgewachsen 
ein. 
Großherrogtümer Medlenburg. 
88 Grevesmühlen, 31. Juli. Zwecks Anlage 
ines Wasserwerks für unsere Stadt, die der 
Internehmerfirma Gebrüder Scheven (Teterow) übertragen wor⸗ 
en ist, wurde in letzter Zeit auf dem Gänsebrink eine Probe— 
ohrung ausgeführt. Dabet hat man eine starke Kiesschicht 
ingetreffen, die reichlich Wasser enthält von anscheinend guter 
zeschaffenheit, wie durch eine erste Untersuchung seitens des 
zygienischen Instituts der Universität Rostock festgestellt worden 
st. Durch eine Umfrage will die Unternehmerfirma demnächst 
ie Beteiligung feststellen. Der Preis des Wassers beträgt 
ür das chm 30 Pf. — Gestrandet ist bei Barendorf 
iin Lustboot, 5 m lang und 1,10 m breit, ohne Namen. Der 
digentümer hat sich binnen 6 Wochen beim hiesigen Großzh. 
ztrandamt zu melden. — Der Kriegerverein zu 
friedrichshagen feierte in der sogenannten .Liesch“ ein 
zolzfeit mit Gewinnschießen und Tam 
— 
SSprechsaal. 
Für den Inhalt dieser Rubrik übernimmt die Redaktion 
keine Verantwortung.) 
(Eingesandt.) 
Kurkapelle Travp:münde. 
Die Wünsche des „Anwohners der Kaiserallee“ in dver 
Sonntagsnummer der Lüb. Anzeigen treffen meiner Ansicht nach 
n bezug auf die Zusammenste!lung des Programms 
er Kurkapelle für die letzten 14 Tage nicht zu. Es sind, soweit 
h beobachtet habe, eine Reihe von Schlagern der Neuzeit und 
ztüde aus der fröhlichen Musikliteralur in dem Programm ent⸗ 
alten. Nach meiner Ansicht ist und bleibt es ein Fehler, 
abß die vortreffliche Kapelle keinen Ort zur vollen Entfaltung 
er Tätigkeit zur Verfügung hat, das heiht, einen Konerisaat 
der mindestens doch einen geschlossenen Garten. Die jetzige 
lut der Anlage des Musikpavillons mit der davor liegenden 
reilen mit Grand beschütteten Promenadenstraße und dem Bier— 
jaarten der Konditorei lassen einen wirklichen Musikgenuß nicht 
u und geben nur einem Bläserkorps die Möglichkeit, sich 
iuf dem beabsichtigten Umkreis (Konzertpfatz, Konditorei und 
ertasse) dauernd hör bar zu machen. Wie ich übrigens höre, 
tdem mehrfach hervorgetretenen Uebelstande einer Teilung 
es Orchesters dadurch abgeholfen, daß dem Bade. 
ommissar für Gestellung von Extrabläserkorps, aus freien Mu— 
kern bestehend, zu Festlichkeiten, Umzügen ꝛc. Mittel vom Ver— 
in der Musikfreunde bewilligt sind. — In dem jetzigen „Kur— 
arten“ in ihrer jetzigen Zusammensetzung mag die Kapelle spielen, 
»as sie will, wenn sie nicht nur Märsche und nur Walzer und 
)perettenmusik spielen will, werden die Klagen nicht schweigen. 
ks liegt also der Grund zu den Klagen vorwiegend bei der 
zurch Herkommen und Oertlichkeit bedingten ganzen Anlage. 
ich zweifle nicht, daß die Abteilung des Finanzdepartements 
ur Travemünde sich dieses Mangels wohl bewuht ist, bin 
iber ebenso überzeugt, daß zurzeit eine Abstellung kaum 
unlich erscheint. Es wird der Aufwendung gröhberer Mittel 
»edürfen, um hier gründliche Abhilfe zu schaffen. Sie aber 
o vder so ins Auge zu fassen. ist fraglos Sache der be— 
teiigten Körperschaften. winKurqgast. 
Buntes Allerlei. 
Rheingold. Es sind sehr verlschiedenartige Vorstellungen, 
zie das Wort „Rheingold“ in uns weckt. Je nach Ver— 
inlaaung und Neigung denkt der eine dabei an Wagner, 
»er andere an eine Sektmarke, der dritte an den Nibelungen- 
chatz, und nur sehr wenige werden das Wort im wörtlichen 
zinne nehmen und an die Goldblättchen denken, die aus 
»em Rheinsand gewonnen werden. Denn nur sehr wenige 
bissen heute um diesen Goldgehalt des Rheinsandes, obgleich 
chon Kelten und Römer und dann die „alten Deutschen“ einft 
nit heißem Bemühen und mit beträchtlichem Erfolg ihm nach- 
estellt haben. Da ist es ebenso lehrreich wie interessant, einen 
Kenner dieser Verhältnisse, Dr. Emil Karthaus, eingehend über 
ie Geschichte der Rheingokdgewinnung erzählen uu 
ören, wie er es in seinem Artikel Rheingold in Nr. 21 
er Gartenlaube tut. Beginnend mit den Goldwäschereien der Ur⸗ 
sewohner des oberrheinsschen Landes, der Kelten deren „Regen⸗ 
ogenschüsselchen“ genannte Goldmünzen immer noch im Rheine 
esunden werden, läßt er die praktischen, ewig gosdhunagriaen 
nömer, dann die Deutschen in ihren Bemuyungen um das Rheim— 
iold au uns vorüberziehen, und belegt seinen Bericht durch 
ie Urkunden und Schriftsteller, die diese Goldgewinnung an den 
heinufern erwähnen. Nächst den Römern TDiodorus, Posi— 
onius uund Nonus von Panopolis ist es die Chronik des 
diosters Ebersheim an der Ill, die zuerst authentische Nach- 
icht darüber gibt. Sie erzählt, daß dem Kloster schon in 
en sechziger Jahren des siebenten Jahrhunderts von Herzog 
llatich der Gau Witzwilze — das heutige Wittenweiler — 
nit den dazu gehörigen Goldwäschereien geschentt wurde. Bis 
ns neunzehnte Jahrhundert hinein ist Gold aus dem Rhein— 
and gewonnen worden, oft in reichen Massen, und wenn Kart⸗ 
zaus weiter erzählt, daß nach den Berechnungen des französischen 
seologen Daubrée die Gesamtmasse des im Rheinsand zwischen 
Zasel und Mannheim enthaltenen Goldes etwa 52000 Kilo 
eträgt — ein Kubikmeter Sand im Gewicht von 1800 Kil⸗ 
nit O, 0146 Gramm Gold angenommen —, daß dieser Goldgehait 
inent Werte von 150 Mill. M. gleichkommt, so schwindelt es 
einen förmlich vor diesen ungehobenen Schätzen. 
Betrunkene Fische. Man schreibt der Frankfurter 
zeitung: Ein seltsames Phänomen wird aus der Dilß 
ind Lahngegend gemeldet, und zwar aus der Nähe des 
omantischen Städtchens, in dem der junge Goethe am seligen 
deichs kammergericht manchen Anfang, aber niemals das Enbe 
ines Prozesses erlebt hatte. Die Fische zeigten an manchen 
Ztellen ein Benehmen, das bei ihnen, die doch ständig in 
ie kühlen Fluten tauchen, jedenfalls nicht auf den Einfluß 
»er abnormen Hitze zurückzuführen ist; sie schwammen rückings, 
nachten die wunderlichsten Capriolen, schlugen, wie manche 
Bolitiker, eine nicht zielbewuzte Zick-Zack-Kichtung ein und 
vurden- mit leichter Mühe eine Beute der heimtückischen Netze 
ind todbringenden Angeln. Manchmal konnte man glauben, es 
»erde dort unten Kerb gefeiert. Man fand bald die Ursache 
»es absonderlichen Verhaltens und Gehabens dieser verhexten 
-cchuppenträger. Haben da zwei Mühlenbesitzer in Dorlar, 
Areis Wetzlar, vor einiger Zeit eine Mühle in Katzenfurk 
Station der Bahnstrecke Gießen-Köln) in eine Hefenfabrik 
mgewandelt. Diese Fabrikanten stehen nun außerhalb des 
zefen-Ringes und verkaufen billiger Um aber die billigen 
ßreise behaupten zu können, müssen sie die auf dem 
S„piritus (einem Mitprodukt der Hefenfabrikation) lastende 
rhebliche Steuer zu vermeiden suchen; sie lassen daher 
nen Spiritus einfach in die Fluten des vorüberfließenden 
dillfsusses laufen. Die Folgen davon sind: Billige Hefe, 
iber betrunkene Fische 
sieueste Nachrichten und Telegramme. 
Einweihung des Abbe-Denkmals. 
W. Jena, 31. Juli. Gestern wurde hier ein Dentmal 
ves verstorbenen Volksfreundes Professor Abbe enthüllt. 
Typhus in Westpreußen. 
W. Schneidemühl, 31. Juli. Die Zahl der Typhus- 
erkrankungenist auf 277 gestiegen. Auch in Marien— 
verder tritt der Typhus in bedenklicher Weise auf. Amt— 
ich ist die Zahl der Erkrankungsfälle in Marienwerder auf 
210 angegehben. 
34 
Erreaung geacu die Rufslen in Perfien. 
MW. Tetzerau, 31. Juli (Meldung des Reuterschen Bureaus.) 
ks heißt, der russische Gesandte sei äußerst aufgebracht über 
sie Ernennung des englischen Majors Stokes zum Organisator 
»er Zollgendarmerie und beablichtige, die Ernennung eines 
dussen als Gegengewicht zu fordern. Die Haltung des russischen 
zelandten hat bei den Persern große Erregung hervorgerufen. 
»ije davon überzeugt sind, daßz Rußland beabsichtigt, jeden 
rnstlichen Versuch, den früheren Schah zuructzuhalten, zu ver- 
jindern. — Eine große Streitmacht, bestehend aus Infanterie 
ind Kavallerie, gina heute unter dem Befehl von Sardar 
Mohi nan Teheran nach Asterabad ab. 
Der Euschah auf dem Wege nach Teheran. 
W. Loudon, 31. Juti. Wie dem Standard aus Teheran 
inter dem 30. Juli gemeldet wird, ist der frühere Schah 
pon Asterabad mit starken Streitkräften nach Teheran auf⸗ 
rehtochen. 
W. Washington, 21. Juli. Wie der Kommandant des Ka— 
ionenboots „Petrel“ aus Kap Hailien meldet, nahmen die 
kevolutionäre den Distrikt Tiburon ohne Blutvergießen écin 
und machen weitere Fortschritte. 
Der Kreuzer „Bremen“ ist auf der Fahrt nach Haiti in 
Newport-News angekommen und nimmt Kohlen und Lebens— 
mittel ein. 
Der Kreuzer „Melpomeme“ ist in St. Thomas einge— 
laufen. 
Eine Stadt verbrannt. 
W. Warschau, 31. Juli. Tas im Gouvernement Lublin 
zelegene Städtchen Konskavola ist abgebrannt. Drei⸗ 
sundert Häuser wurden eingeäschett. Auch Menschen sollen 
umatkommoöen sein. 
Die RNevolution auf Haiti 
æ 
W. Koburg, 29. Zuli. Sier fand heute die Sitzung 
zes Hauptausschusses des Zentralvereins für deutsche 
Binnenschiffahrt statt, die vom Vorsitzenden Geh. Reg.⸗ 
Rat Flamm⸗Berlin geleitet wurde. Baurat Contag-⸗Berlin hielt 
inen Vortrag über den geplanten Main⸗Werra⸗-⸗Kanal. 
Dder Kanal soll in Hamoversch-Münden beginnen und 
298 Kilometer lang sein. In der Diskussion ergriff den 
ünftige Thronfolger von Bayern, Prinz Ludwig, als Ehren— 
nitgäed des Zentralvereins das Wort zu einer halbstündigen 
Kede, in der er für ein großzügiges Wasserprojekt eintrat. 
Wenn man einmak Kanäle baue, sollte man sie nicht an 
nittlere Flüsse, sondern an Ströme anschließen und damit 
eine Sonderinteressen treiben. Auch Dr. Marcus, der Bürger- 
neister von Bremen, vertrat seinen Standpunkt. Nach drei— 
tündiger Sitzung gelangte eine Resolution zugunsten des Main—⸗ 
Perra⸗Kanals zur Annahme. 
W. Leipziag, 31. Juli. Gestern vormittag brannten vier 
zpeicher des Zentralbahnhofes aus. Der Schaden 
st sehr grotß. Der Brand entitand durch Selßstentzündung 
nfolge der Hitze. 
W. Konstantinovpel 31. Juli. Der Großscherif von 
Netka kraf nach bedeutenden Kämpfen am 185. Juli mit 
euen Hilfstruppen in Ebbo, dem Hauptorte der Asirs, ein 
ind entsetzte die seit Monaten heagerten Truppen.
	        
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