Full text: Lübeckische Anzeigen 1911 (1911)

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Ausgabe 4. Sonnabend. den 29. Juli 1911. Morgen⸗Blatt Rr. 378. 
—— — — 7 
TCaaesbericht. 
Lübed, 20. Juli. 
Damfe n ubau ders n'eatischen Dempfsshiff hetsg s1436ft. 
Wie wie hören. wu de der Schisfswe fo von Henry Koch, Attien⸗ 
gefellschaft in Lübeck, von der hiesigen Hanseatischen Dampf⸗ 
chiffahrtsgesellschaft, die seit Jahren mit gu?em Erfolge einen 
regelmähigen Verkehr zwischen Lübech, Reval und St. Peters⸗ 
burg unterhält, für diese Route ein Fracht- und Passagier⸗ 
bampfer von 1100 t Tragfähigkeit zur Lieferung Ende April 
912 in Auftrag gegeben. Der Dampfer wird in jeder Hin⸗ 
icht der Neuzeit entsprechend eingerichtet. Besonders wird auf 
dem neuen Dampfer für die bequeme und komfortable Unter⸗ 
zringung der Passagiere gesorgt werden, sodaß die Hoffnungen 
der rührigen Reederei, den Passagierverkehr nach Reval und 
St. Petersburg und vico versa noch mehrt wie bisher üher 
Zübeck zu ziehen, sich ersüllen dürften. 
7b. Siegreiche Lübecher Jacht. Die nationale Jolle 
Ahasver“, die auf der Jacht- und Brotswerft von J. Schlichting 
un. in Travemünde erbaut ist und den Stander des 
dübecker Yacht-Clubs vom 12. bis 18. Juli in der 
Münchener Woche auf dem Starnberger See, wie gemeldet, 
»reimal am 12., 13. und 16. Juli, siegreich vertreten hat, 
Jat zu diesen bisherigen Erfolgen einen weiteren am Mon⸗ 
ag, dem 17. Juli hinzugefügt. Unter 6 gestarteten Booten 
ersegelte sich Ahasver“ abermals einen zweiten Preis, so 
daß die Lübeder Jolle von 6 Regatten einen J. und drei 
II. Preise, also 4 Preise, von München nach Lübeck-Trave— 
münde heimbringt. — Das ist sicherlich ein ganz nennenswerter 
Erfolg für den Besitzer Herrn Kunstmaler Potente, Travemünde, 
owie für die Jacht- und Bootswerft von J. Schlichting jun., 
Travemünde. 
sh. Der 15. Deutsche Turntag wurde Mittwoch in Dres⸗ 
den mit einer außerordentlichen Sitzung des Ausschusses 
der Deutschen Turnerschaft eröffnet. Der Vorsitzende, Ge⸗ 
zeimer Sanitätsrat Goetz, machte einige geschäftliche Mit— 
eilungen. Aus der Goetz-Stiftung sollen 11200 Mean 34 
Vereine verteilt werden. In den Haushaltungsplan für das 
'ommende Jahr sind an Einnahmen und Ausgaben 31500 M 
ingesetzt. Der Ausschuß nahm auch Stellung zur Stadion— 
rage. Professor Reinhardt-Berlin führte hierzu aus, daß 
»ie Stadionfrage keine lokale Berliner Angelegenheit sei. 
Arsprünglich zur Pferderennbahn bestimmt, sei auf Anregung 
»es Kaisers der Platz zu einer Stätte des Turnens, Spielens, 
Sschwimmens usw. geworden. Das Stadion soll im Vahre 
916 gelegentlich der Internationalen Olympischen Spiele— 
in denen sich die Deutsche Turnerschaft beteiligen werde, 
röffnet werden. Es gelte, sich an den Vorarbeiten zu be— 
eiligen, damit man später auch Rechte daran habe. Viel 
leinere Verbände als die Deutsche Turnerschaft hätten be— 
reits Beiträge gezeichnet. Er beantrage daher, in den dies—⸗ 
ährigen Haushaltsphlan 1000 Mfür das Stadion einzu— 
tellen und später einen Jahresbeitrag in gleicher Höhe 
u leisten. Er gebe zu, daß die Verhältnisse tatsächlich nicht 
ganz klar liegen, aber wer nicht wage, könne nicht ge— 
winnen. Wenn die Deutsche Turnerschaft abseits stehe, dann 
werde sie auch nicht das Recht haben, später den Platz zu be— 
nutzen und werbende Vorstellungen dort stattfinden zu lassen. 
Der Antrag wurde hierauf angenommen. — Der Kassenbe— 
tand der Deutschen Turnerschaft ist folgender: Hauptkasse 
33 562,28 M, Abgeordneten- und Kampfrichterkasse 34 010,52 M, 
Dr. Ferdinand Goetz-Stiftung 102 082,48 M, ehemalige Jahn⸗ 
tiftung 10362,25 M. Die Vorbereitung des nächsten deut⸗ 
schen Turnfestes ist bereits energisch in die Hand genommen. 
Dem Wunsch der akademischen Turner- und Sportvereinigung 
»ezüglich Einfügung eines akademischen Olympia ist insofern 
entsprochen worden, als das Olympia im Anschluß an das 
Turnfest stattfinden kann. Nach dem Kassenbericht für die 
Jahre 1907 bis 1910 betrugen die Einnahmen und Ausgaben 
insgesamt 207 643,97 M. Der Barbestand am Schlusse des 
Jahres 1910 belief sich auf 18 485,78 M. An Steuern wur— 
den vereinnahmt 145 868,08 M, für Versammlungen der Aus— 
schußmitglieder, Ausschußsitzungen ꝛc. wurden ausgegeben 
27395,60 M, für Vertretungen auf auswärtigen Turnfesten 
2250,765 M. Für Errichtung deuischer Turnstätten wurden in 
den Jahren 1906 bis 1910 rund 40 000 M bewilligt. Nach 
sebhafter Debatte wurde die Einsetzung eines Spielausschusses 
beschlossen, wobei aber für jede Sportart ein Spezialausschuß 
ins Auge gesaßt wurde. Die veischiedenen Redner wiesen 
hierbei darauf hin, daß nur durch eine lebhafte Beteiligung 
er deutschen Turnerschaft an den Spielen etwas erreicht wer 
»en könne. Der übrige Teil der Verhandlunden drehte sich 
im die Frauenfrage, namenttich darum ob die Auf⸗ 
iahme seibständiger Frauenvereine mit gleichen Rechten und 
Pflichten wie die Männerturnvereine zulässig sei. Nach einer 
angeren Debatte wurde der Antrag auf Zulassung der Frauen⸗ 
utnvereine nahezu einstimmig angenommen. Nach einem 
Antiage Schröder (VBonn), der Annahme fand, soll die aktive 
Beteiliqguns an Turnfesten abhängig sein von den in den 
ßau⸗, Kreis- und Deutschen Junnerschaft geltenden Be— 
timmungen;: Damenturnvereine und Frauenabteilungen sollen 
nur für jene Gaue zugelassen werden, in welchen die Fesistadt 
iegt, weitere Frauenabteilungen rur nach Genehmigung des 
Tutnausschusses und des Ortsturnausschusses. 
Der Verband nordelbischer Arbeitsnachweise gibt folgenden 
Bericht über die Lage des Arbeitsmarktes im Juni in 
Schleswig⸗Holstein, Lübeck und Hamburg: Die Gesamtlage 
des Arbeitsmarktes wird allgemein als befriedigend, teilweise 
ogar als günstig dargestellt. Bemerkenswert ist der Umstand, 
»atz die Zahl der Arbeitgeber, die sich der öffentlichen 
Arbeitsnachweise bedienen, ständig zunimmt. Für Bolz- und 
Bauarbeiter machte sich zeitweilig ein Mangel an Arbeits— 
räften bemerkbar, besonders bei Stellmachern, Schiffszimmerern, 
Zimmerern, Malern und Maurern. Eisen- und Metallarbeiter 
varen unter den Arbeitsuchenden in Kiel reichlich vorhanden, 
»och erwies sich die Arbeitsgelegenheit für solche hier wie 
iuch anderswo als nicht gering. Spezialarbeiter blieben ge— 
ucht, in Flensburg auch Schmiede. Ungelernten Arbeitern boten 
ich genügend Erwerbsmöglichkeiten, allerdings in vielen Fällen 
wehr nach außerhalb als am Orte der einzelnen Arheits⸗ 
nachweise, so zum Teil auch beim Erweiterungsbau des Kaiser— 
Pilhelm⸗Kanals. In Hambucrg war die Nachfrage nach 
Peicherarbeitern befriedigend, an Lagerhausarbeitern machte 
ch zeitwetlig infolge gesteigerter Abforderung von Gütern ein 
Nangel bemerkbar. Die landwirtschaftliche Vermittlung war 
ege, zeitweilig wurde sie sogar sehr stark in Anspruch ge— 
ommen; doch konnte die Nachfrage infolge genügenden An⸗ 
ebots von Arbeitskräften fast stets sofort befriedigt werden. 
n Hamburg entsprach das Angebot allerdings nicht der 
dachfrage. Der Facharbeitsnachweis für das Gastwirtsgewerbe 
Flensburg lieferte ein gegen den Vormonat noch gesteigertes 
rgebnis. — Die Vermittlung weiblicher Personen hatte an 
er Besserung der Lage des Arbeitsmarktes Anteil. Es machte 
ich infolgedessen der Mangel an Dienstpersonal stark fühlbar, 
a hier Angebot und Nachfrage mit jeder Steigerung weiter 
„on einander abwichen. 
Frachtermäßigung für Preihelbeeren. Nach einer Mit—⸗ 
eilung der Königlichen Eisenbahndirektion Altona werden 
m deutsch⸗-schwe disch-norwe gischen Güterverkehr über Vamdrup 
ind Saßnitz—Trelleborg die Ausnahmefrachtsätze für die 
ztation Malmö für Preißelbeeren ermäßigt. Ferner sind 
erschiedene Stationen der schwedischen Bahnen in den Aus— 
ahmetarif für Preißelbeeren aufgenommen. 
Ausnahmetarif für Düngemittel und Rohmateriasn dir 
dunstdüngererzeugung. Die Gültigkeit dieses Tarifs ist bis 
um 30. April 1917 für den Verkehr der preußisch-hessischen, 
er oldenburgischen Staatsbahnen, der Reichseisenbahnen und 
er Militäreisenbahn verlängert. Der Anschluß weiterer Bah— 
ien an dieses Tarifübereinkommen steht zu erwarten. 
Vorparade zur Kaiserparade. Da die Truppen des 
J. Armeekorps bereits am 24. August zur Teinahme an der 
taiserparade (26. August) nach Hamburg, Altona und Um— 
zegend (Kreis Pinneberg) abrücken, soll am Tae vor der 
igentlichen Kaiserparade, also am 25. Auzust, ei e sogenann'e 
VBorparade abgehalten werden. 
* Die Wasserwärme in den städtishhen Badranjstalten be— 
rug am 28. Juli: im Krähenteich 24154 Grad Celsiu?. auf dem 
Falkendamm 25 Grad Celsius. 
II Ferienstraffe mmer II. Szung vom 27. Juli. Wegen 
derbrechens der Urkundenfälschung und Be— 
ruges hat sich der Handlungsgehilfe Georg R. aus Votsdam 
1verantworten. Der Angeilagte erschien am 23. April 1911 
ei dem Buchhändler Wilhelm Stümer hier, nannte sich Behrens 
nd bot dem Stümer acht angeblich von hiesigen Einwohnern 
uf sein Betreiben unterzeichnete Bestellschine auf von der 
zerlagsanstalt „Buntdrud G.em. b. H.“ in Berlin zu liefernde 
zeitschriften zum Kauf an. Stümer hielt die ihm vorge— 
»gten acht Bestellscheine für echt und ließ sich dadurch be— 
immen, dem Angeklagten für jeden Bestelischein 690 Pf. ins— 
esamt also 4 M 80 Pf. zu zahlen. In Wirklichkeit war, wie 
ch später herausstellte, kein einziger der Bestellscheine von 
en angeblichen Bestellern selbst unterschrieben, sondern der 
engeklagte hatte sie alle selbst unterschrieben, und zwar um 
urch diese fingierten Bestellungen Geld von Stümer zu er— 
ingen. Er will sich in großer Rot befunden haben und nur 
adurch zu der Tat gekommen sein. Das wird auch er— 
eblich strafmildernd berücksichigt. Das Urtell lautet auf 
ine Gefängnisstrafe von einem Monat. — Wegen Dieb— 
ahls und wegen intellektueller Urkunden— 
älschung hat sich der ehrmalige Meizriit Johannes Ahlrep 
us Krummesse zu verantworten. Der Angeklagte, der jetzt 
9 Jahre alt ist, wurde mit seinem 19. Lebensahre zum ersten 
Rale bestraft. Seit jener Zeit ist er nicht weniger als 
cunmal wegen Diebstahls weructeciit; er ist wiederholt schon 
liit Zuchthaus bestraft worden. Am 18. Februar d. J. mietete 
er Angeklagte, der sich den falschen Namen van Offen bei— 
»gte und behauptete, Architekt zu jein, sich in dem Pensionat 
er Witwe Helm hier ein. Am 20. Februar benutzte er den ˖Um—⸗ 
and, daß die andercu Pensfionäre des Hauses ausgegangen 
»aren, um aus den unverschtossenen Zimmern des Handlungs⸗ 
ehilfen Gärtner und des Sohnes der Witwe Helm die folgenden 
zachen zu stehlen: eine silberne Remontoiruhr im Werte 
on 30 M, Gärtner gehörig, eine goldene Remontoiruhr mit 
hwerer goldener Kette im Gesantwerte von 300 M, einen 
Binterpaletot im Werte von 90 Me einen Kragenschoner, ein 
zaar Handschuhe, eine Browningpistole im Werte von 36 M. 
Nit dieser Beute verließ er heimlich das Pensionat, um nicht 
hieder dahin zurückzukehren. — Am 20. Juni wurde der An— 
ektagte auf der Puppenbrücke von der Witwe Helm gesehen 
ind als der Mann erkannt, der als „van Offen“ bei ihr ge— 
sohnt und den Diebstahl begangen hatte. Die Helm veranlaßte 
eine polizeiliche Festnahme. Der Angeklagte leugnete nun 
unächst sehr hartnäckig, der angebliche van Offen zu sein, er 
annte sich vielmehr jetzt Dr. med. Reuter. Als die Polizei 
un den Polizeiarzt Dr. Feldmann hinzuzog und dieser nur 
inige Fragen an den Angeklagten richtete, stellte sich sofort 
eraus, daß er von der ärztlichen Wissenschaft keine Ahnung 
atte. Trotzdem blieb der Angeklagte bei seiner Angabe. 
luch bei seiner Einlieferung in das Marstallgefängnis nannte 
er Angeklagte sich Dr. med. Reuter und veranlaßte dadurch, 
»ab eine falsche Eintragung in das Gefangenenbuch beur— 
undet wurde. Erst als aus Ratzeburg Nachrichten über seine 
Lersönlichkeit eingetroffen und diese ihm vorgehalten waren, 
»equemte er sich, zuzugeben, daß er „Ahlrep“ sei. — Der 
AnoFlagte steht im Verdacht, auch in HRannover und Hamburg 
nioch eine Reihe Diebstähle begangen zu haben. In Rücsicht 
uuf seine Vorstrafen beantragt der Staatsanwalt, den An— 
jeklagten zu verurteilen wegen Diebstahls zu 2 Jahren Zucht⸗ 
‚aus, wegen intellektueller Urkundenfälschung zu 6 Wochen 
ßefängnis und diese Strafen zusammenzuziehen auf eine Ge— 
amtstrafe von 2 Jahren und 1 Woche Zuchthaus, ferner 
uuf Verlust der bürgerlichen Threnrechte auf 10 Jahre und 
zulässigkeit von Polizeiaufsicht. Das Gericht ist der Ansicht, 
aß ein Mensch, der seit 10 Jahren sich unablässig auf der 
zerbrecherbahn befinde, der, wenn er eben eine Strafe ver— 
üht habe, immer sofort wieder neue Straftaten begehe, 
anz energisch bestraft werden müsse, und erkennt auf 4 Jahre 
zuchthaus und die beantragten Nebenstrafen. — Wegen 
zettelnsund intellektuellerUrkundenfälschung 
at sich der Schlossergeselle Paul Sch. aus Danzig, mehrfach 
—— 
vorbestraft, zu verantworten. Am 30. Juni hat der Angeklagte 
hier in Lübeck gebettelt. Er nannte sich Paul Schellner 
rius Zürich, als er sich am Abend desselben Tages im Marstall⸗ 
zefängnis als Obdachloser meldete und veranlaßte durch seine 
Ungabe die falsche Eintragung in das Gefangenen-Hauptbuch. 
Das Urteil lautet aquf 6 Wochen Haft und auf 6 Wochen 
Hefängnis. 
b. Stadthallentheater. Aus der Theaterkanzlei schreibt 
man uns: Für die heutige volks!ümliche Vorssellung ist „Gold⸗ 
ische“ von Schönthan und Kadelburg neu einstudiert. Das rei— 
ende Lustspiel, das durch die liebenswürdige, nie verletzende Art 
einer Komik für sich einnimmt, wird sicher ein volles Haus 
rzielen, zumal die Preise auf allen Plätzen, wie stets Sonn⸗ 
ibends, auf 50 Pfg. ermäßigt sind. Sonntag ist eine Doppel⸗ 
Vorstellung geplant, die außer der beliebten Dellingerschen 
Dperette , Don Cesar“ noch Otto Erich Hartlebens „Abschied 
;»om Regiment“ bringt. Montag wird als Fremdenvorstel⸗ 
ung letztmalig „Im weißen Reße“ und die Fortsezung „Als 
ich wiederkam“ wiederholt. 
* Travemünde, 29. Juli. Bei dem vorgestrigen Strand— 
'est, verbunden mit Burgprämiierung, sind drei erste Preise 
nerteilt worden, die entfielen auf Ines und Simone Mercier, 
hie Burg stellte dar einen aus Sand gefertigten überlebens— 
jroßen Fischer; der zweite erste Preis entfiel auf Frau Tromms— 
»orf und Frau Breitkreuz, Themnitz-Lübeck, „Villa Sorgenfrei“ 
zenannt; den dritten ersten Preis erhielt Diete Schlüter-Lübeck, 
»eren Burg sich durch wunderschöne Mosaikarbeit auszeichnete. 
Leiter kamen drei zweite Preise zur Verteilung, welche ent— 
ielen auf Kurt Köllke, Irmgard Fehling, H. Warncke, sämtlich 
us Lübeck. Die vier dritten Preise erhielten Paul Behr und 
ßeschwister, Frau Heyde, Kurt Spethmann, Otto Schädel, sämt— 
ich aus Lübeck. Fünf Anerkennungspreise wurden an Walter 
Wulf⸗-Lübheck, Kurt Dierks- Hamburg, Frau Dr. Lribowitz-Ruß⸗ 
and, Walter Evert, Lübeck, Merry Kroner-Lübeck verteilt. End— 
ich erhielten Trostpreise Kläre Fehling-Lübeck, Walter Schmidt— 
Kiel, Oskar Nicolai-Lübeck Milln Kalkow-Lübed 
MA 
Hanfestãdte. 
Hamburg, 29. Juli. Wieder ein neues Theakter⸗— 
uiunternehmen. Unter dem Namen, Hamburger wissenschaft- 
iches Theater Urania“, G. m. b. H., ist ein neues Theater— 
internehmen in das Handelsregister eingetragen worden. Es 
sandelt sich hier um ein großzügiges Unternehmen, das, ge— 
vissermaßen eine Filiale des Berliner wissenschaftlichen Theaters 
Urania“, am 1. Sept. seine Vorstellungen eröffnet. Die 
Borstellungen werden täglich nachnmittags (auch Sonntags) ver— 
instaltet, und zwar ist dazu das Neue Theater am 
ßesenbinderhof gewonnen worden, da dieses Theater an Nach— 
nittagen sonst nicht benutzt wird. 
Cuxhaven, 29. Juli. Das Torpedoboot „Nr. 45“ 
annte beim Einlaufen in den Hafen mit voller Wucht gegen 
as Minenschulschiff „Albatros“ und bohrte sich tief in das 
Schiff hinein, so daß Schleppschiffe die beiden Schiffe ausein— 
nder bringen mußten. Beide sind schwer beschiödigt. — An 
zord eines Fischdampfers irrsinnig geworden. 
Mittwoch mittag passierte hier auf der Ausreise zum Fang der 
Iltonoer Fischdampfer „Gudrun“. Er kehrte nachts um 12 Uhr 
»lötlich aus See zurück und landete an der Alten Liebe einen 
Mann der Besatzung, der wohl insolge der großen Hitze 
einen Verstand verloren hatte. Etwa dreißzig Seemeilen von 
zelgoland begann der Kranke plötzlich wirre Reden zu führen 
ind ging in bedrohlicher Weise auf die Mannschaft los. Dem 
Zapitän blieb nichts anderes übrig, als umzukehren und hier 
»en Kranken abzugeben. Amtsphysilkus Dr. Schmidt nahm ihn 
in Empfang und von zwei Bootsleuten wurde der Unglückliche, 
der sich inzwischen merklich beruhiat hatte. in Bealeitung des 
Arafes fortagebracht. 
Großherzogtümer Mecklenburg. 
Boizenburg, 29. Juli. Jum Raubmord. In 
Zarrentin wurde, wie schon gemeldet, ei Lehrer ermordet 
rufgefunden. Es handelt sich um den 70 Jahre alten 
Lehrer a. D. Prahl, der vor drei Jahren pensioniert wurde 
und der sich im Besitz größerer Geldmittel befunden haben soll. 
Brahl wohnte in einem kleinen Häuschen neben dem Dorf— 
ruge, der sogenannten „Waldschenke“, deren Besitzer der Sohn 
des Ermordeten ist. Gegen 3 Uhr nachts haben Nachbarn 
jehört, wie ein Hund plötzlich heftig anschlug. Als am 
ächsten Morgen der alte Mann nicht kam und die Kinder 
hm sein Frühstück bringen wollten, war die Tür zum Häuschen 
des Großvaters verschlossen. Man sah noch durchs Fenster 
ind erblickte den alten Mann quer über dem Bette liegen. 
ẽs wurde geöffnet und es fand sich ein schauerlicher Anblick. 
)er alte Mann lag gefesselt an Händen und Füßen über dem 
ßett. Das Bett war zerwühlt. Schränke, Kästen und andere 
—tubengeräte waren aufgebrochen, durchwühlt und zertrümmert. 
die Untersuchung ergab folgenden Befund: Der alte 
Mann ist sicherlich im Schlaf überfallen. Man hat ihn ge— 
esselt und ihn wahrscheinlich veranlaßt, den Aufbewahrungsort 
eines Vermögens mitzuteilen. Es scheint so, als wenn er 
sat schreien oder sich hat wehren wollen, wenigstens war 
»as Gesicht durch Kratz- und Druchstellen entstellt. Neben der 
deiche fand sich ein schmieriges Taschentuch, das ihm in den 
Nund gepreßt worden war, um die Stirn herum noch ein 
errissener Brustlatz, womit ihm die Augen verbunden waren. 
der Hergang wird wohl der gewesen sein, daß der alte 
Mann bei diesen Fesselungs- und Würgversuchen erstickt ist. 
Weitere körperliche Verletzungen sind nicht gefunden als diese 
Zeichen des Erwürgens. — Das Amtsgericht Boizen⸗ 
urg begab sich Donnerstag vormittag sofoxt an den Tatort, 
bofelbst auch nachmittags die beiden Staatsanwälte Schmidt 
ind Haacert aus Schwerin eintrafen. Der Polizeihund 
„Flocd“ aus Hamburg nahm am Tatort anscheinend die Sput 
»er mutmaßlichen Mörder auf. Die Staatsanwaltschaft fahndet 
riuf drei bei Bahlenburg bedienstete Knechte, die in 
der Nacht von Sonntag auf Montag demselben davongelaufen 
ind. Einer der Knechte wurde bereits in Hamburg erariffen 
ind wurde gestern der Leiche gegenüberagestellt
	        
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