Einführungsgefetz besondere Vorschriften erlassen sind. Ueber
den Zeitpunkt des Inkrafttretens der einzelnen Abschnitte der
Neichsversicherungsordnung sind teilweise bereits Entschließungen
auf der Konferenz der sozialpolitischen Abteilung des Reichs—
amts des Innern mit den Mirnisterialreferenten fämtlicher
Bundesstaaten gefaßt, so z. B. über das Inkrafttreten der
Vorschriften für die Unfallversicherung und für das Ver—⸗
fahren. Es herrschte dabei auch Uebereinstimmung darüber,
daß die Krankenversiche rung erst zu einem späteren
Termin zur Durchführung gelangen kann, weil
noch vorher sehr umfangreiche Vorarbeiten zu bewältigen sind.
Zunahme der Ehescheidungen in Deutschland.
Wie aus Zusammenstellungen in dem in diesen Tagen
erschienenen neuen Jahrbuch für das Deutsche Reich hervor—
geht, hat die Zahl der Ehescheidungen in der Provinz Sachsen
wie derum zugenommen. Während im Jahre 1908 auf 100 000
Einwohner 22,5 Ehescheidungen kamen, ist die Zahl im
letzten Berichtsiahre 1900 auf 23,2 gestiegen. Im Durch—
schnitt des Jahrfünfts 1904 -1908 hatte die fährliche Ehe—
scheidungszahl rund 21,8 betragen. Auch“ in anderen Pro—
vinzen zeigt sich ausnahmslos eine Zunahme, die besonders
stark ist in der Provinz Brandenburg (im fünfiährigen Durch—
schnitt 29,2 gegen jetzt 35,6), Stadt Berlin (78,6, jetzt 91,0)
Schleswig⸗Holstein (26,2, jetzt 30,0). Diese Zahlen zeigen,
daß die mit Einführung des bürgerlichen Gesetzbuchs erfolgte
Erschwerung der Ehescheidung einen dauernden Erfolg nicht
zu erzielen vermochte und daß die in den ersten Jahren nach
der Einführung eingetretene Abnahme der Ehescheidungen einer
Steigerung rasch Platz gemacht hat. Der absoluten Höhe der
Ehescheidungszahl nach steht die Provinz Sachsen etwa in
der Mitte der preußischen Provinzen und kommt mit der
Zahl 23,2 dem Gesamtdurchschnitt in Preußen (23,0) fast genau
gleich. Höher als Sachsen stehen die Stadt Berlin, die
Provinzen Brandenburg und Schleswig-Holstein, bei denen auch
die Zunahme gegen die Vorijahre besonders stark gewesen ist
Von den übrigen Teilen des Deutschen Reiches stehen nur
das industrielle Königreich Sachsen mit einer Ehescheidungs—
zahl von 32,4, Sachfen-⸗Altenburg von 30,9, Elsaß-Lothringen
von 24,1, sowie die drei freien Hansestädte höher.
Ein neuer Typ der Unterseeboote in England.
Unser militärischer Mitarbeiter schreibt hierzu:
Seit Wochen schon ist bekannt, daß die englische Marine⸗
derwaltung einen neuen Unterseebootstyp zu bauen beabsichtigt.
Wie jetzt mitgeteilt wird, sind tatsächlich sechs Boote von
ganz ungewöhnlich großem Deplacement in Bau gegeben wor—
den. Der neue F-Typ ist um 260 t größer als die bis—
herigen Unterseeboote, und übertrifft sogar das größte,
„Gustave Zoͤde“, noch um 70 t. Die bestellten neuen Boote
werden als tauchende Torpedobootszerstörer bezeichnet, sind
aber nicht zu verwechseln mit Tauchbooten, die genau so wie
jedes andere Schiff gebaut sind.
Der neue Typ bringt auch in der Armierung etwas Neues.
Die Boote werden mit versenkbaren Geschütztürmen
versehen. Bei plötzlichem Auftauchen können die Türme empor—⸗
gehoben werden, worauf die darauf befindlichen Schnellfeuer—
geschütze in Tätigkeit treten. Ist das Boot vom Feinde ent
dedt worden, so werden die Geschütztürme in wenigen Augen⸗
blicken wieder versenkt und das Fahrzeug kann untertauchen.
Zwei dieser tauchenden Torpedobootszerstörer werden auf der
Königlichen Werft in Chatham und vier bei Viders K Barrow
gebaut.
Es steht unzweifelhaft fest, dah die Unterseebootswaffe
im letzten Jahre bedeutend verbessert wurde. Ein Beweis der
Leistungsfähigkeit wurde bei den letzten englischen Flotten⸗
mansövern an der Südwestküste von Irland erbracht. Die an⸗
greisende Flotte geriet in einen von Unterseebooten gebildeten
Zirlel und konnte weder vor⸗ noch rückwärts. Der Verlust
der angreifenden Flotte wurde mit zwei Drittel aller Schiffe
angenommen.
Bei uns sind nähere Angaben Über Unterseebootsbauten
nicht bekamt geworden, man ilt sogar nicht einmal über die
gegenwärtige Zahl der fertigen Boote unterrichtet. Jedenfalls
find im neuen Etat genau wie im Vorjahr wieder 15 Miil⸗
lionen Mark für Neubauten bewilligt worden. „Nauticus“
gibt die Zahl der fertigen deutschen Unterseeboote auf 12
an, läßt aber die Zahl der Neubauten frei Jedenfalls be—
Regimentskommandeur drohte. Bruno wußte, daß dies den
Abschied bedeutete. Er mußte dem Vater beichten; es sollte
wirllich das letztemal sein, dah e seinem guten Alten durch
seinen Leichtsinn Sorgen bereitete.
Baron Hugo von Schorn kam öfter in Geschäften nach
Berlin. Er hatte ein rundes Sümmchen bei der Bank ein—
zuzahlen, die Ernten waren gut gewesen. Schmunzelnd legte
er die blauen und braunen Scheine in seine Brieftasche. Der
Baton hatte einen festen Charakter. Als er dem Sohn das
letztemal bei Bezahlung seiner Schulden kategorisch erklärt
hatte, daß er es nicht mehr tun werde, war es ihm damit
sehr ernst gewesen. Um so unangenehmer berührte es ihn,
als Bruno ihm diese viel größere Schuld eingestand.
„Zum Teufel, Junge!“ brauste der alte Mann auf, „das
geht über die Hutschnur! Ich bin kein Millionär und habe
für Mutter und die anderen Kinder zu sorgen. Ich werde na⸗
türzich bezahlen, aber du nimmst den Abschied! Punktum!“
„Nein, Vater, nein, das kannst du nicht von mir ver—
langen!“ rief der Leutnant außer sich, „die Uniform kann ich
nicht ausziehen!“
„Du trägst sie unwürdig, wenn du so leichtsinnig bistl“
Hart fielen diese Worte.
Bruno warf sich dem Vater zu Füßen und schluchzte,
aber auch das verfing nicht.
„Ich werde mich zur Schutztruppe nach Afrika melden,
Vater.“
„Tue es! Du mußt die Schuste des Lebens kemen lernen,
vielleicht wird dann noch ein ordentlicher Kerl aus dir.“
Die Summe, die der Baron einzahlen wollte, ging fast
darauf, um die Schulden des Sohnes zu berichtigen.
Auch bei Lörsbachs schien nicht alles zu stimmen.
Der Hauptmann teilte dem Schwiegervater seine Ver—
setzung mit, womit Schorn sehr einverstanden war. Irm⸗
gard wollte darüber klagen, aber der Vater setzte ihr den
Kopf zurecht und stand auf seiten des Mannes.
„Natüurlich,“ sagte Irmgard sritz, hr haltet immer zu⸗
jammen, ich werde die Mutter bitten, für mich zu reden.“
«Fortsetzung folgt.)
sitzen alle gröheren Staaten eine stärkere Unterseebootsflottille
als Deutschland; England hat 63, Frankreich 62, Rußland 30,
Vereinigte Staaten von Amerika 19 und 20 im Bau, Italien7
und 18 im Bau usw. Sogar Japan hat bereits 12 fertige
Fahrzeuge und mehrere im Bau. d.
Inland und Ausland.
Deutsches Neich.
Das Befinden des Prinzregenten Luitpold. Ueber das
Befinden des Prinzregenten brachte ein pfälzisches Blatt und
nach diesem auch andere Blätter in den lhetzten Tagen Nach—
richten, die, wie die Korrespondenz Hoffmann ermächtigt ist,
restzustellen, nicht der Wahrheit entsprechen. Es ist wohl
richtig, daß auch der Prinzregent unter den Einwirkungen der
abnormen Hitze etwas zu leiden hat, doch find alle anderen
Einzelheiten, die von den Blättern über den Gesundheitszu—
tand verbreitet worden sind, direkt erfunden. Es ist un—
richtig, daß die Prinzen des königlichen Hauses München
nicht verlassen dürfen, im Gegenteil, sie haben von dem
Prinzregenten Reiseerlaubnis erhalten und sind auch sämt
lich von München fort. Es entspricht ferner nicht den Tat—
achen, daß die hohen Hofchargen und die Generalität auf—
zefordert worden find, einen etwaigen Wechsel des Aufent—
jaltes sofort dem Hofmarschallamte resp. dem Kriegsmini
terium bekanntzugeben. Auch die Mitteilungen sind in das
Gebiet der Erfindung zu verweisen, daß der deutsche Kaiser
der Kaiser von Oesterreich und andere Fürstlichkeiten wegen
des Befindens des Regenten Veranlassung hätten nehmen
müssen, wiederholt Erkundigungen im Hoflager in Hohen—
schwangau einzuziehen.
Zentralisierung der Schmutzbelämpfung. Nach der Inf.
schweben augenblicklich Verhandlungen zwischen der preußi—
schen Regierung und den Regierungen der Bundesstaaten,
um auf dem Gebiete der Bekämpfung des Schmutzes in Wort
und Bild eine Reichszentrale zu schaffen, der die Aufgabe
obliegen wird, diesen Kampf einheitlich für ganz Deutschland
zu regeln.
Der Erlös aus Beitragsmarken zur Invalidenverficherung
hat sich bei den Versicherungsanstalten im Monat Juni auf
15 Millionen Mark oder 400 000 Mumehr als im gleichen
Monat des Vorijahres belaufen.
Dritter Internationaler Mättesstandskoöngreß in München.
Zu dem vom 28. bis 30. September d. J. in München statt—
findenden dritten Internationalen Mittelstandskongreß haben
inländische und auswärtige Regierungen bereits die Abordnung
von zahlreichen amtlichen Vertretern zugesagt. Der Kongreß
wird von dem Internationalen Verband zum Studium der
Verhältnisse des Mittelstandes veranstaltet. Als Vortrags
und Beratungsgegenstände sind folgende Themata aufgestellt:
Schule und Mittelstand; Vergebung öffentlicher Lieferungen
an den Mittelstand; der Mittelstand im Verhältnis zu Waren—
häusern und Konsumvereinen; Hausindustrie in Bayern; die
Frau im Handwerk; gewerbliches Versicherungswesen; die
periodische Brot- und Fleischnot; die Güterzertrümmerung.
Desterreich⸗ Ungarn.
Die Teuerungsdebalte im österreichssch n Abgeordneienhause
Das Abgeordnetenhaus setz‘e gestern die Teuerungsdebatte fort
Der Ackerbauminister erklärte, er erwarte eine nach—
haltige Besserung in der Teuerungsfrage ven der Förderung
der Landwirtschaft und der Organisation des Absatzmarktes,
Er betrachte die Fleischeinsuhr nur als Notbeheff. Wenn
sich Produzenten und Konsumen'en zusammenschlössen und sich
das Wohl der gesamten Bevölkerung vor Augen hielten,
würde das angestrebte Ziel sicher erreicht werden. Geifall.“
Der Leiter des Handelsministeriums Mataia er.
örterte den internationalen Charakter der Teuerungsfrage
sowie ihre Ursachen. Auch in Deutschland bilde die
Fleischnot seit Jahren einen Gegenstand der Klage. Dort
eien die Viehpreise teilweise noch höher als in Oesterreich.
Redner erklärte, der hohe Stand der Preise in Deutschland
übe naturgemäß auch eine Rückwirkung auf Oesterreich aus
Er bilde an und für sich einen Anreiz für den Schlachtvieh—
zxport nach Deutschland, nam nlich nach Süddeuisch'and. In
der letzten Zeit sei wiederholt die Forderung des Viehaus—
fuhrverbotes aufgetaucht: doch sei dies mit dem Wortlauft
Theater, Kunst und Wissenschaft.
d. Karl Schönherr als Sieger. Der Erfolg ist ein ge—
fährlicher Geselle und trägt eine hohe, trutzige Stirn. Man
wird so rasch ein „Dichter“ mit all den Prädikaten, die der
Volksbegriff diesem schönen Wort anhängt. Den berühmten
Mann spielt es sich so rasch und leicht. Mit den Bittschriften
ängt es an. Dann kommen die Angebote für Vortrags⸗
tourneen und die stürmischen Bitten der Verleger um allt
möglichen Beiträge — mit einem Wort, ein Sekretär muß
engagiert werden. Der wird die rechte Hand des Dichters und
erledigt in seinem Sinne die vielen Geschenke des Ruhms
Karl Schönherr geht denselben Weg. den Leidensweg der Be—
rühmtheit. Wer nicht alles an seinen Tantiemen partizipieren
will, wieviel Menschen zu irgend einem Zwech in ein Ver—⸗
zältnis zu ihm treten wollen — davon könnte sein Papierkorb
ein Liedlein singen, wenn ein so totes Instrument sich jemals
u einer Gefühlsäußerung hinreißen ließe. Und davon werden
wir später einmak erfahren, wenn die Erinnerungen derer,
die einst mit ihm zusammentrafen, bis zu dem Buch seiner
Brötchenfrau „Wie ich ihn sah“ herab, ans Licht kommen
verden. Daß aber Kark Schönherr sich auch bald in die
Rolle hineinfand, in die ihn der Wille zur Heldenverehrung
wang, das zeigt seine neueste Tat: er hat „Glaube und
deimat“ für Tirol „gesperrt“, d. h. die Aufführung des
Dramas nicht genehmigt. Als wahrscheinlichen Grund hierzu
jibt man an, der Dichter sei durch den Mißerfolg, den eir
rüheres Stück „Erde“ von ihm in Tirol gehabt habe, ver⸗
ärgert worden. Bei einem Volkspoeten hätte man eine solch
routinierte Literaturpolitik gar nicht vermutet. Richard Strauß.
nun, der hat uns dereits an soiche Extravaganzen gewöhnt.
Man erinnert sich, wie er die Eriaubnis zur Aufführung des
„Rosenkavalier“ an eine Bedingung knupfte, die auch seine
Elektra häufiger auf den Theaterzettel bringen sollte. Was
Schönhert in Tirol getan hat, ist der Straußschen Laune nicht
sehr unähnlich. Aber schlieblich erscheint es doch als eine
hauptsache, daß alle an den poetischen Genüssen ihren Anteil
haben, denn des gütigen Spenders Sonne soll leuchten über
Herechte und Ungerechte. Vielleicht wird sie doch noch über
dem schönen Tirol aufgehen!
und dem Geiste der Handelsverträge nicht vereinbar. Uebrigens
sei der Schlachtvieherport im starken Ruckgang begriffen. Ar—
gentinisches Fleisch einzusühren statt Balkanfleisches wäre ein—
Anomalie.
China
Das englisch⸗japanische Bündnis in chin. sischer Beleuchtung.
Die chinesische Presse beurteilt die Revision des eng⸗
lisch-iapanischen Bündnisses als einen Beweis dafür, dah Eng—
tand dem Buündnis keine Bedeutung beilege; es sei nur ver—
ängert, damit Japan fein Gesicht wahren könne. England
gebe Japan freie Hand gegenüber Amerika. Einige Blätter
bezeichnen das Abkommen als einen Versuch Englands, Amerika
vor der Entente mit China zu dem Bündnis mit Japan
herüberzuziehen. Alle Blätter befürchten davon einen Nach—
teil für China.
Großbritannien.
Eine Erklärung zu Mohammed Alis Staatsstreich. Dillon
fragte gestern im Unterhause, ob irgend welche Mitteilungen
mit Bezug auf die Landung des früheren Schahs in
Perfsien zwischen der russischen und der britischen Regie—
cung ausgetauscht seien und ob diese Mitteilungen ver—
offentlicht würden. Mac Kinnon Wood erwiderte, er müsse
die erste Frage bejahen, die zweite verneinen. Beide Regie⸗
rungen würden sich in die inneren Angelegenheiten
Persiens nicht einmischen, da diese ihre beiderseitigen
Antertanen nicht berührten.
Rußland.
Reorganisation der russischen Polizei. Der Ministerrat be—
schloß in der Reichsduma eine Vorlage zur Reorgani—
jation der Polizei einzubringen. Mit Ausnahme der
Polizei des kaiserlichen Hofes und der Forstpolizei wird die
ganze Polizei dem Ministerium des Innern unterstellt. Eine
Munizipalisierung der Polizei wird abgelehnt. Die Gendar—
merie wird mit der übrigen Polizei vereinigt, doch die mili—
tärische Organisation beibehalten. Eine Erhöhung der Ge—
hälter wird eingeführt. Statt der bisherigen 35 Millionen
wird die Polizei in Zukunft 58 Millionen Rubel erfordern.
wovon 14 Millionen den Stadtgemeinden zur Last fallen
Türkei.
Hilsskomitee für die Brandkatastrophe in Konstennpel.
Aus Berlin wird geschrieben: Zur Linderung des durch die
Brandkatastrophe in Konstan!inopel verursachten großen Not—
istandes hat sich in Konstantinopel ein Hilfskomitee ge—
öildet, dem auch die bedeutendsten drutschen Firmen, auch die
Deuische Bank und die Deutsche Orientbank, brigetreten sind.
Aus Deuifchland selbst liegen bereits zahlreiche Anmelunzei
von Beiträgen vor. Um die werktätige Hilfe zu erleichtern,
sind die türkische Botschaft in Berlin und sämtliche türtischen
Konsulate Deutschlands bereit, Beiträge für das Hiifskomitee
anzunehmen. Desgleichen stellen die Deuische Bank und die
Deutsche Orientbank ihre Niederlassungen in Konstantinopel
zur Uebermittlung von Beiträgen an das Hilfskomitee zur
Verfügung. Die Hauptniederlassunçgen dieser Banken in Berlin
jowie das Bankhaus S. Bleichröder nehmen Einzahlungen
entgegen. Ueber die Beiträge wird öffentliche Quittung erteilt.
Tagesbericht.
Lübechks Handel und Schiffahrt im Jahre 1910.
In den heute ausgegebenen tabenarischen Uebersichten des
lübedischen Handels im Jahre 1910, zusammengestellt van der
handelskammer, wird u. a. ausgesführt: Die allgemeine Besse—
rung der wirtschaftlichen Lage, die in der zweiten Hälfte des
Jahres 1909 einsetzte, hat auch im Jahre 1910 angehalten.
Die nachstehende Tabelle zeigt die siewärtige Einfuhr und Aus—
fuht Lübecks in den beiden letzten Jahren:
1910:
Einfuhr 1131 300 t im Werte von 114 100 000 .
Ausfuhr 432 700 t im Werte von 235 000 o00
1564 000 t in erie von 349 100 000 .
Einfuhr 1133 700 t im Werte von 10 100 000 AM.
Ausf uhr 391 400 t im Werte von 210 500 000 .
1505 100 t im Werte von 320 600 000 A.
Hiernach hat der seewärtige Cüterverlegr des Jahres 1910
jegen das Vorijahr der WMenge nach um 58 800 t, d. i. 3.9 46
zugenommen. An dieser Verlehrssteigerung ist die Einfuhr mit
17 600 t. die Ausfuhr mit 41300 t beteiliat gewesen. Bei
A
Eine pfreisgekrönte Bildhauerin. Der Grand Prix de
Rome in der Skulptur wurde zum ersten mal einer Dame,
der Bildhauerin Lucienne Heuvelmans, Schülerin von Mam
Queste und Hannaux, zuteil, die somit als erste Frau in
der Villa Medicis zu Rom Aufnahme findet, was den Bruch
einer zweihunderijährigen Tradition bedeutet.
Johannes⸗Fastenra heStiftung zum Besten drutscher Shhrift⸗
sieller. Der am 16. März 1908 zu Köln am Rhein verstorbene
Schriftsteller Hofrat Dr. Joh. Fastenrath hat letztwillig eine
Summe von 300 000 Meäzu einer Stiftung bestimmt, aus deren
Zinsen alljährlich Schriftsteller und Schriftstellerinnen, die
sich mit Arbeiten deutscher Sprache auf dem Gebiete der
schönen Literatur ausgezeichnet haben, ohne Rückhsicht auf
Staatsangehörigkeit, religiöse, soziale oder politische Richtung
unterstützt und vor allem starke literarische Talente gefördert
werden follen. Die Stiftung hat ihren Sitz in Köln a. Rh.
und wird verwaltet durch einen ehrenamtlich tätigen Stiftfungs—
rat. Bewerbungen um die Stistungsgaben sind bis späte—
tens den 1. Oktober 1911 an den Vorsitzenden des Stiftungs—
rats unter der Aufschrift „An den Oberbürgermeister der Stadt
Köln a. Rhein (Rathaus). Betr. Fastenrath-Stiftung“ ein—
zureichen. Die Entscheidung wird Ansang Mai 10912 getroffen
werden. Die Satzungen der Stiftung können vom Bürger—
meisteramt Köln bezogen werden.
Kleine Mitteilungen. Das Schillerhaus zu
Gohlis. In dem kleinen Häuschen, wo Schiller im Jahre
1785 als Gast des Buchhändlers Göschen wohnte, an „Don
Tarlos“ arbeitete und das „Lied an die Freude“ dichtete, soll,
wie aus Leipzig berichtet wird, der Zustand, in dem es sich zu
Schillers Zeit befand, wiederhergestellt werden. Die niedrigen
Zimmer des Obergeschosses, in denen Schiller wohnte, werden
genau wie zu Schillers Zeiten, zum Teil noch mit den von
Schiller felbst benutzten Möbeln; ausgestattet werden. — Auf
dem Konvent der Rabbiner in St. Paul; Minn., wurde
beschlossen, darauf zu dringen, daß Shakespeares „Kauf⸗
mann von Venedig“ aus dem Lehrplan der öffentlichen
Schulen ausgeschieden werde, ebenso dahin zu wirken, daß
alle Vorstellungen, die eine Karikierung der Juden involvieren.
von der amerikanischen Bühne verschwinden.