Full text: Lübeckische Anzeigen 1911 (1911)

17 9 9 —*8 
4— 
2 2 
—— 
Wöchentlich 13mal (Wochentags morgens und 
abends, Sonntags morgens) erschelnend. Bezugs⸗ 
preis fũr das Vierteljehr 3,80 Marl einschließlich 
Bringgeld in Luͤbeck. Durch die Post bezogen vohn 
Bestellgeld 300 Martk. Einzelnummern 10 Pig 
Anzeigenpreis (Ausgabe A und B) für die 5gesp. 
Zeile 20 Pfg. Kleine Anzeigen (Arbeitsmarti usw.) 
3 Pfg., für Auswärtige 30 Pfg., f. Geschäftl. Mit⸗ 
eilungen 1 Mk. d. Zeile. Tabellen⸗ u. schwieriger 
Satz den Anforderungen entsprechend hoͤher. o o 
Zeilagen: Vaterstadtische Blätter. — Der Famtlienfreun. 
Amtsblatt der freien und Hansestadt Lübed 
veiblatt: Gesetze und Verordnungsblatt Bt 
—— —80— 
161. Jahrgang Nachrichten sur das Herzogtum Tauenburg, die 
33rd ieennz Fürstentümer Ratzeburg, Lübed und das angren⸗ 
— zende medlenburgische und holsteinische Gebiet. 
Hruck und Verlaa: Gebrüder Borcbers G.m. b. 8. in Lũbed. — Geschäftsstelle Adreß baus (Kdniastr. 46). Fernsprecher soo 8 vooi. 
fAuec 
— 
(Große Ausgabe) Freitag, den 28. Juli 191. Morgen⸗Blatt Ur. 3056. 
Erstes Blatt. hierzu 2. Blatt, 
so wie — 
Gesetze und Verordnungsblatt 
der freien und Hansestadt Lübed, Nr. 31, 
enthaltend: 
Bekanntmachung, betreffend die Sonntagsruhe im Schneider—⸗ 
gewerbe. — Verordnung, betreffend Festsetzung der Ge— 
bührensätze für Hebammen. — Bekanntmachung, be— 
treffend Abänderung der Ausführungsbestimmungen zum 
Gesetze über das Verwaltungs-Strafverfahren bei Zu— 
widerhandlungen gegen die Zoll- und Reichssteuergesetze. 
OXuααα.ααà XXαααÛXαXRRιRιXιιXιαιναQααUαιαααα on ozgguhαäιαο ôα 
Amsang ver heutigen Nummer 8 Setcu. 
nNichtamtlicher Ceil. 
Bismarck und das Eisenbahnwesen. 
Lübeck, 27. Juli. 
Laß Bismardk seine ganze Amtszeit hindurch an der Ent⸗ 
widlung des Eisenbahnwesens lebhaften Anteil nahm, kann 
bei seiner außerordentlich vielseitigen Betätigung kaum Wunder 
nehmen, und doch muß man darüber staunen, „wie eingehend 
das Interesse des vielbeschäftigten Ministerpräsidenten, Ministers 
der auswärtigen Angelegenheiten und Reichskanzlers für eine 
Materie war, die er füglich doch ganz dem Fachminister hätte 
übetlassen kömen“. Wie sehr sich Bismarch mit diesem Ver— 
kehrszweige beschäftigte, geht aus einer Reihe bisher un— 
bekannter Urkunden hervor, die der unermüdliche Archivar 
des Saüuses Bismarck, Heinrich von Poschinger, in dem „Neuen 
Bismarck⸗Jahrbuch“ (erschienen bei Stülpnagel in Wien) neuer— 
dings veröffentlicht. Das Werk enthält außer den Urkunden 
über das Eisenbahnwesen noch Erlasse, von Bismarcdh inspirierte 
Zeitungsartikel und eine große Anzahl von Abhandlungen aus 
der Feder des Herausgebers selbst, die für Politiker und Hi— 
storiker besonders wertvoll sind. 
Das Material reicht bis in Bismarcks Petersburger Ge— 
sandtschaftszeit zurüch und geht hinauf bis zum Jahr 1879, 
dem wirtschaftspolitischen Wendepunkt im Leben Bismarfks. 
In Petersburg sollte Bismard im Auftrage des damaligen 
Ministers der auswärtigen Angelegenheiten, Freiherrn von 
Schleinitz, erforschen, ob die kaiserliche Regierung nicht gewillt 
sei, neben dem in Herstellung begriffenen breiteren Geleise auf 
der Strede von der preußischen Landesgrenze bis Kowno ein 
Geleis von diesseitiger geringerer Spurweite legen zu lassen 
und für den internationalen Verkehr nutzbar zu machen. In 
seinem Schreiben vom 13. Sept. 1860 teilte Bismarck dem 
Minister mit, daß wenig Aussicht auf Verwirklichung dieses 
Planes bestehe, und zwar, wie ihm vertraulich mitgeteilt 
worden sei, aus strategischen Gründen, weil man bei etwaigen 
Invasionen, wie im Jahre 1812, die Benutzung des west⸗ 
europäischen Eisenbahnmaterials auf russischen Bahnen unmög— 
lich machen wollte. Bereits am 6. November desselben Jahres 
nußte dann auch Bismarch dem Ministerium der auswärtigen 
Angelegenheiten in Berlin berichten, daß das russische Mini— 
terium sich endgültig weigere, auf die gemachten Anträge 
bezüglich der Legung eines zweiten Bahngeleises mit geringerer 
Spurweite einzugehen. 
Die von Poschinger veröffentlichte Korrespondenz beschäftigt 
sich weiter mit der Jade-,, Venlo⸗-⸗, Hamburger, Al— 
senz⸗Bahn, der Verbindung zwischen Breslau und Warschau, 
der Marienburg-⸗Mlawa-Bahn, der Lehrter Bahn usw. Von 
großem Interesse sind naturgemäh die Urkunden, die 
ich auf die Handhabung des Eisenbahnwesens 
während des Krieges 1870,71 beziehen. Beson— 
ders korrekt zeigte sich Bismarck hier in Ansehung der Verwen—⸗ 
»ung österreichischer Eisenbahnwagen in den okkupierten fran—⸗ 
ösischen Landesteilen; er gab den Auftrag, daß diese schleu— 
nigst nach den österreichischen Erenzbahnhöfen dirigiert werden 
In einem Schreiben vom 22. Tez. 1870 an den Handels— 
ninister Grafen v. Itzenplitz, betreffend die Notstände in Frank 
reich und Deutschland infolge des Mangels an kisenbahnmate— 
cial, wünscht er, daß die Bevölkerung Deutschlands keinesfalls 
darunter leiden soll, daß deutsche Eisenbahnwagen hergegeben 
vürden, um der in Frankreich herrschenden Kohlennot zu begeg— 
ien. Er sagt dann weiter: „die Entbehrungen, welche die fran— 
ösische Bevölkerung infolgedesscn zu leiden haben mag, wird 
ie dem Frieden geneigter machen“. Von Metz aus wandte sich 
Bismarck am 7. März 1871 mit einem Schreiben an den 
ßeneral v. Fabrice, um ihn zu bitten, das Oberkommando 
ind die Eisenbahn-Exekutiv-Kommission zu ersuchen, nicht zu 
»ulden, daß in den abgetretenen Landesteilen Eisenbahnbeamte 
der französischen Gesersschaften wieder in Funktion treten. Dies 
st die letzte Urkunde, die Poschinger aus der Zeit des Krieges 
1870,71 reröffentlicht; sie zeigt ebenso wie die übrigen, mit 
velcher Umsicht Bismarck den Krieg leitete, und wie er 
auch aus scheinbar kiebne Mittesn sich eine wirksame Waffe 
gegen den Feind zu schaffen wußte. 
Wie gerecht Bismarck auch in bezug auf das Eisen— 
hahnwesen gegenüber den deutschen Bundes— 
taaten war, beweist sein Verlangen, daß Preußen sich 
»ei der Wahl neuer Eisenbahnlinien nicht von dem partikula— 
istischen Interesse seiner beteiligten Gebietsteile, sondern von 
)em gemeinsamen Verkehrsinteresse leiten Iisse; selbst wenn 
Preußen den politischen Einfluß eines Bundesstaates durch 
eine Eisenbahnpolitik fördern solite, so düsfte dies kein Hindernis 
bieten. Im Gegenteil, Preußen müsse sich im In— 
teresse des Reiches darüber freuen, wenn die 
Finanzen der Bundesstaaten gutsstehen. 
In der Erkenntnis, daß Deutschland unter der Zersolitte— 
tung seines Eisenbahnwesens schwer leide, und gestützt auf 
den Artikel 42 der Reichsverfassung. der die eicheitliche Ver— 
J 
— 
waltung vorschrieb, schickte sich Bismarck zu Beginn der 80er 
Jahre an, ein Reichseisenbahngesetz mit den nötigen 
einheitlichen Vorschriften beim Bundesrat und Reichstag einzu⸗ 
»ringen. Dieser Gedanke scheiterte aber an dem partilularistischen 
Widerstand der Mittelstaaten, die eine Schmälerung ihrer 
Rechte und ein allzugroßes Anwachsen der Reichsgewalt be— 
fürchteten. Bismard blieb endlich nichts anderes übrig, als 
„die vom Reich abgelehnte Konzentration in Preußen, als 
dem größten Staate, durchzuführen und ihm die feste Führung 
in der nationalen Eisenbahnpolitik auf eigene Rechzung zu 
verschaffen.“ In den von Poschinger veröffentlichten Urkunden 
hehandeln daher auch eine ganze Anzahl das Reichseisenbahn- 
;rojekt, die Errichtung des Reichseisenbahnamtes und des 
Reichssamts für die Verwaltung der Reichseisenbahnen und tragen 
»azu bei, Klarheit in die innervolitischen Kämpfe jener Zeit 
zu bringen. „Das Eisenbahnwesen ist ein Ruhmesblatt der 
inneren preußischen Staatsentwicklung“, so äußert sich Heinrich 
ven Poschinger, „die preußischen Einrichtungen werden üherall 
bei den anderen Staaten mit Neid angestaunt; Bismarck kann 
stolz darauf sein, auch für seinen Teil ein Stück zu den er⸗ 
rungenen Resultaten beigetragen zu haben“ 
Die englischen Beschwichtigungen. 
(Telegraphischer Bericht.) 
Aus London, 27. Juli, wird gemeldet: Wie das „Reuter⸗ 
sche Bureau“ durch Erkurdigungen in diplomatischen Kreisen 
erfährt, ist kein neuer Faktor aufgetaucht, der den Verlauf 
der jetzt zwischen Frankreich und Deutschland im Gange befind—e 
lichen Verhandlungen über Marokko stören könnte. Das Gebiet 
der Besprechungen erfuhr keine Erweiterung. Aus den Beratungen 
zwischen den Ministern im Auswärtigen Amte in London ist 
nicht zu schließen, dah die britische Regierung irgendwie eine 
Intervention erwägt, um einen direkten oder aktiven Anteil 
an den gegenwärtigen Verhandlungen mit Deutschland zu nehmen. 
Es wird betont, daß die Erklärungen der Minister und ihre 
Antworten auf die Anfragen im Unterhause nur beweisen, daß 
die Regierung die gesamten Fragen mit größter Aufmerksamkeit 
beobachtet. 
Die gestrige Konferenz imn Auswartigen Amte, 
welcher der Botschafter Bertie beiwohnte, sei auf einen Wunsch 
der leitenden Mitglieder der Regierung zurüchzuführen, sich aus 
erster Hand über die Faktoren des Problems und den Fortschritt 
der Verhandlungen unterrichtet zu halten. Es ist zu bemerken, 
daß die Erklärung des Premierministers im Un— 
terhause, als Deutschlands Aktion in Agadir bekannt 
wurde, sich auf die neugeschasfene Situation in 
Marokkobezog und auf die Absicht der britischen Regierung, 
alle britischen Interessen in Marokko zu schützen, die berührt 
werden könnten. Man hegt keinen Zweifel, daß, wenn irgend 
ejne Lösung auberhalb Marokkos gefunden wird, die Frank— 
reich befriediat. diese sich für die britischen Interessen nicht als 
v 
Ene n u Versch: bihe. Einer Anregung Friedrich Kayß— 
lers in dem 3, Grenzboten“ folçzend, hat sich in Berlin unter 
dem Namen Berliner Freie Bühne“ eine Versuchsbühne für 
unaufgeführte Autoren konstituiert. Die Berliner Freie Bühne 
erstrebt die Förderung der dramatischen Dichtkunst und fordert 
alle diejenigen, de jsen die Eniwick ung des drutsfdei Dramas 
am Herzen liegt, zu recger Mitarbeit auf. Alle unaufgeführten 
Autoren werden ersucht, ihre Bühnenwerke der unten ange— 
jebenen Adresse einzurcichen und eine kurze Shisderung des 
debenslaufes beizufügen. Die Einsendungen sind zu richten 
in die Berliner Freie Bühne, Kurfürstendamm 118. Die Ber— 
iner Freie Bühne wird, ohne eine bestimmte Richtung zu 
oflegen, den „Unaufgeführien“ Gelegenheit geben, in einem 
»rsten Theater vor der Kritik zu Worte zu kommen. Die 
Vorstellungen werden teils in Berlin, teils in Wien und 
München, vor geladenem Publikum stattfinden. Sämtliche 
Billetts gelangen unentgeltlich zur Ausgabe. Für die kom— 
mende Saifon sind ca. 20 Ausführungen vorgesehen. 
Naturtheater Triberg (Schwarzwald). Mit großem Er—⸗ 
'olge ging Karl Schönherrs Trarödi „Glaube und Hei— 
nat“ in Szjene. Nicht endenwollender Beifall brauste zum 
Schlusse durch den herrlicen Tallessel, in welch m die Nalur⸗ 
hühne angelegt ist. Teiverg mit seinem großen Fremdenper⸗ 
kehr eignet sich wie selten ein Ort jür eine Naturbühne. 
Ein Schuckert-Denlsmal wird in Nürnberg in den Anlaçen 
vor der Steinbühler Christuskirche errichtet. 
Franz v. Studs großes Gemälde „Ore stes und die 
Frinnyen“ wurde auf der Weltausstellung in Turin vom 
italienischen Senat für die Moderne Galerie in Rom 
angekauft. 
Das Dresdener Schiller-Denkmal. das in der Neustadt 
am Ende der Haupistraße errichtet werden soll, geht seiner 
Vollendung entgegen. Der betrefende Ausschuß hat sich sür 
eins der zwei überlebensgroßen Modelle en schieden, die Prof. 
Selmar Werner hergestellt hat. Womöglich soll die Ausfüh— 
rung des Standbirdes in weißem deutfch-ostafrikanischen Mar— 
mor erfolgen, und für die Enthüllung ist der 10. November 
1913 in Aussicht genommen. 
Wilhelmine Seebachs Testament. Die kürzlich verstorbene 
Künstlerin, die auch in Lübed am Stadttheater unter Direktor 
Jesse ein Jahr lang (1878/79) erfolgreich gewirkt hat, hat 
folgende Legate ausgesetzt: Es erhalten beispielsweise das 
Marie-Seebach-Stift in Weimar eine erneute Zuwen⸗ 
dung von 100 000 M, dem Deutschen Kaiser werden 30 000 M 
zur Begründung einer Stiftung für Offizierswit— 
wen und ⸗»waifen zur Verfügung gestellt; die Deutsche 
Schillerstiftung erhält 15 000 M, der Kinderhort für arme 
Schauspielkinder 6000 M, die Armen der Sladt Weimar 3000 
Mark, die Witwen- und Waisen⸗Pensionsanstalt der Genossen— 
schaft Deutscher Bühnenangehöricer 30 000 M. Es sind dann 
noch ferner zwei größere Stiftungen in dem Testament mit 
je 50 000 MeKapital gegründet worden, und war an der könig⸗ 
lich akademischen Hochschule für die biltenden Künste zu Char⸗ 
lottenburg und der königlich akademischen Hochschule für Musik 
u Charlottenburg zu Stipendien für Angehörige der beiden 
Hochschulen. Als Erbin selbst ist die Pensionsanstalt 
der Genofsenschaft Deutscher Bühnenangehöriger einge— 
jetzt worden. Die Höhe des Nachlasses dürfte sich auf unge⸗ 
fähr 450 000 M belaufen. 
Marie Barlanny, die auch in Lübed wohlbelannte Künst- 
lerin, hat sich in Bad Kissingen einer von Würzburger 
Profefsoren vollzogenen, seht schmerzhaften Kniegelenk⸗— 
operation unterziehen müssen. 
Der kranke Scheidemanel. Aus Weimar wird gemeldet: 
Der Kammersänger Karl Scheidemantel, Mitglied des 
Dresdener Hoftheaters, der seit seiner erst kürzlich erfolgten 
Penfionierung sich nach seiner Vaterstadt Weimar zurückge⸗ 
zogen hatte, ist als schwer nervenleidend in die Privatklnik 
des Professors Stintzing in Jena überführt worden. Die 
Erkrankung wird auf fee lische Erregungen, die mit 
einem Rücktritt verbunden waren, zurüdge“ührt. 
Kadelburgs sechzigster Geburtstag. Die vielen Gratulanten, 
die Mittwoch in Kadelburgs Heim in der Brüdenallee zu 
Berlin vorsprachen, fanden das Geburtstagskind nicht zu 
daufe. Der beliebte Schwankdichter hatte sich schon vor meh— 
eten Tagen nach Feldafimg bei Munchen geflüchtet. wo ihn 
Theater, Kunst und Wissenschaft. 
die Glückwünsche stiner vielen Freunde und Verehrer wohl 
rreicht haben werden. Ein Teil hatte es vorgezogen, das 
derwaiste Berliner Heim Kadelburgs mit Blumen zu schmücken. 
Telegramme sandten unter anderen der Generalintendant Graf— 
dülsen-Haeseler, Max Reinhardt, Oskar Blumenthal, der 
Deutische Bühnenklub. 
Künstlermachrichset. Im Neuen Königlicken Operntheater 
zu Berlin sprang Dienstag für die erkrankte Darstellerin der 
Eva in Richard Wagners „Meistersingern“ Fräulein 
Melittaa Lindt von dem Boftheater in Koburg-Gotha 
ein, die im Winter 1906/07 in Lübeck am Stadttheater-Pro— 
visorium unter Direktor Piorkowski als jugendliche drama— 
tische Sängerin mit Erfolg tätig war. Der Berliner Tag schreibt 
über Frl. Lindt folgendes: Die junge Künstlerin bot eine über⸗ 
raschend gute Leistung. Ihe wohlgçebilde“e, klangvolle Stimme 
und die sympathische Erscheinung lassen sie für derartige 
Rollen besonders geeignet erscheinen, schade, daß die Partie 
ihr zu wenig Gelegenheit gibt, ihr Können mehr zu entfalten. 
Bayrcu her Festspiele. Eine wunderbar fein abgetön?‘e Vor— 
tellung der „Welküre“ Ueitete den ersten Tag des „Ring des 
Nibelungen“ ein, wie lie nicht vollendeter und schöner gedacht 
verden kann. Der Schsuß (Fereczauber“) dürfte nirgends 
o gelingen wie in Bayreuth. Ven dem tiefblauen Abendhimmel 
sebt fich die schwarze Silhouette des fernen Gebirges ab, kein 
VPölkchen trübt den Ausblick — und dann leuchtet auf Wotans 
ßeheiß Loges lodernde Flamme auf, um, der Musik genau 
olgend, den Brünhildenfelsen flacernd einzuhü len. Auch die 
»orhergehenden Bilder waren von hervorragend dekoraiiver 
Wirkung. Die überragende Gestalt Ellen Gulbransons schuf 
»ie Wunschmaid schauspielerisch und gesanglich in erstaunlich 
rischer Weise. Soo mer; Wotan, sang die Rezitative — be— 
onders den Abschied — mit ergreisender Innizkeit und Frau 
Reuß-Belce lieh der Fricha ihre energische Wucht. Neu war 
»er Siegmund des Jakob Urlus, der eine warm tim— 
)rierte, schöne Slimme hat, während die Siglinde Minnie 
Salzmann-⸗-Stevens' und der Hunding' Ernst Lehmanns 
erst in einigem Abstand, wenn auch hochachtbar, zu nennen sind. 
Die schwierigen Ensembles der Wallüren waren gut studiert, 
und das Orchester brachte die Partitur in vollendeten schwelge⸗ 
rischen Farben heraus,
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.