Full text: Lübeckische Anzeigen 1911 (1911)

faluit ausz da nur drei Teilnehmer gemeldet sind. Es ist dirs 
igentlich unerklärlicht da außer Ehrenpreisen 1200 M 
Geldpreife ausgesetzt sind. 
V Der Neubau eines Empfangsgebäudes auf dem Trave⸗ 
muuder Stranbbahnhof ist dieser Tage seitens der Scuin⸗ 
spektion der Lübeck-Büchener Eisenbahn-Gesellschaft üffentlich 
ausgeschrieben worden. Bekanntlich sind im Winter 1910/11 
die Bahnsteiganlagen dieses Bahnhofes erheblich erweitert 
worden. Im kommenden Winterhalbiahr soll nun der Strand⸗ 
bahnhof auch ein neues, großes und schönes Empfangsgebäude 
erhalten. Der Zugang zu diesem Gebäude wird im wesent- 
lichen so bleiben, wie er jetzt ist. Er führt durch eie 
breites? oben habkreisförmig cçcewölbtes Tor in die Eingangs⸗ 
halle, an deren linken S'eeite die Diensträume für 
die Beamten liegen werden, während zur Rechten sich 
ein 18m hoher Ahrturm erheben wird. An diesen schließen 
sich dann die insgesamt an 400 qm großen Wartesäle und Re— 
staurationsräume. Sie werden so eingerichtet, daß im Winter— 
halbiahr nur die Wartefäle geheizt zu werden brauchen und 
diesen für den Sommerrerkehr die geräumigen Restaurgtions— 
säle angeschlossen werden können. Von emer 40 m langen 
und 10m breiten vor den Sälen sich hinziehenden Wandel— 
halle gelangt man zu den Bahnsteighallen. Diese werden 
eine Länge von 140m erhalten. Neben diesen genannten 
Räumen, großen Abortanlagen usw. wird das Empfangs⸗ 
gebäude eline größere Anzahl Läden für Geschäfte aller Art 
enthalten. Endlich wird vor dem Gebäude an der Straße, 
„Gode Wind“ ein ausgedehnter Restaurationsgarten gelchaffen 
werden. Wenn es irgend zu erreichen ist, foll das Empfangs⸗ 
gebäude nebst Garten bis zum 1. Mai nächsten Jahres fertig⸗ 
gestellt werden. Da dieses neue Gebäude vielen Hunderten 
von Reifenden bequeme Unterkunft gewähren wird, hofft die 
Fisenbahndirektion, daß der Andrang zu den Zügen bedeutend 
abnehmen wird und Fahrgäste, die mit einem Zuge nicht haben 
vefördert werden können, bis zur Abfahrt des nächsten Zuges 
in den Wartesfälen und Restaurationsräumen Aufenthalt 
iehmen werden. 
Vom Fremdenverlehr. Am Sonnabend, vormittags 
11,28 Uhr, treffen 500 Teilnehmer an der von der Orts— 
gruppe Eisenach des deutschen Flottenvereins veranstalteten 
Flottenfahrt unter Führung des Maiors Toegel hier ein. 
Die Veranstalter lenken die Fahrt zum fünften Male über 
Lübeck und haben auch jetzt wieder bei den Vorverhand⸗ 
lungen mit dem Fremdenverkehrsverein eine Wiederholung 
im nächsten Jahre in Aussicht gestellt. Der Aufenthalt hat 
in diesem Jahre nur kurz bemessen werden können. (Die 
Weiterfahrt erfolgt bereits 3,10 Uhr.) Der Fremdenverkehrs— 
verein hat an die Reiseleitung das Ersuchen gerichtet, den Auf⸗ 
ethalt mindestens auf die doppelte Zeit zu bemessen, doch 
hat sich das mit Rücksicht auf die Fahrplaneinteilung in diesem 
Jahre nicht bewirken lassen. — Die Reisegesellschaft wird 
auf dem Bahnhof vom Führungsausschuß des Fremdenver—⸗ 
ehrsvereins begrüßt. Dann wird die Gesellschaft in drei 
Teile eingeteilt, ein Frühstück im Restaurant des Hauptbahn⸗ 
hofes, im Restaurant , Flora“ und im Restaurant des Stadt⸗ 
theaters eingenommen. Darauf erfolgt ein kurzer Einblid 
in die Sehenswürdigkeiten Lübeds. 
M Schwere Gewitter gingen infolge der großen Hitze 
der letzten Tage gestern abend zwischen 753 und 10 Uhr 
über Lübeck und Umgegend nieder. Das erste Unwetter 
war zwar ziemlich heftig, zog aber verhältnismähig schnell 
vorüber. Bald folgte ein von anhaltendem starken Regen be— 
gleitetes zweites starkes Gewitter, das hier wie in der Um— 
gegend bedeutenden Schaden anrichtete. Ein Blitz traf das 
sßaus Moltkeplatz 3, ohne aber zu zünden. Neben sonstigen 
Beschädigungen des Gebäudes wurde vor allem die elek— 
trische Lichtleitung zerstoört. Die Feuerwehr untersuchte das 
Haus, konnte aber Feuer oder irgendwelche fonstige Gefahr 
für die Bewohner nicht feststellen. Ein anderer Blitz fuhr 
in einen Leitungsmast der Straßenbahn an der Ede Faden⸗ 
burger und Schwartauer Allee und zerstörte die Verbindung 
des Stromzuführungskabels mit der Fahrstromleitung. Mäch— 
tige Stichflammen schossen aus dem Kabelkasten hervor, dessen 
Inneneinrichtung vollständig zerstört wurde, und ge—⸗ 
raume Zeit nach dem Blitzschläg entstiegen noch übelriechende, 
von der verbrannten Kabelumwickelung herrührende Dämpfe 
dem Erdboden. Von der St. Lorenz⸗Feuerwache 
war Silfe erbeten worden; doch konnte solche hier nicht ge⸗ 
leistet werden. Infolge der zerstörten Stromzuführung ruhte 
fowohl auf der Fackenburger⸗ wie Schwartauer⸗Allee⸗ und 
Marli⸗Linie der Strahenbahn der Beétrieb vollständig. Von 
Marli bis nach Facenburg und zum Polierkrug in der Schwar⸗ 
tauer Allee standen in gewissen Abständen die von den Fahr—⸗ 
gaͤsten verlafssenen Straßenbahnwagen; das Publikum mußte 
in dem strömenden Regen wohl oder übel zu Fuß nach 
Hause oder zum Bahnhof eilen, denn die Ausbesserung der 
Blitzschlagstelle nahm längere Zeit in Anspruch. Kurz nach 
b Uhr wurde die Feuerwehr nach der Großen Petersgrube 
Nr. 2 alarmiert, doch handelte es sich hier nicht um ein 
Feuer infolge Blitzschlages, sondern nur um einen kleinen 
Gardinenbrand. Größere Feusrscheine wurden dagegen in der 
Umgegend beobachtet. Vorm Bolstentor brannte es an dref 
Stellen 3wei Feuerscheine waren in der Richtung Krempels— 
dorf. Fadenburg und ein dritter in der Gegend von Schwattau 
sichtbar. Wie verlautet; soll letzteres Feuer wieder in Klein— 
Parin geweßfen sein. Ein weiteres Feuer wurde vorm Hurter- 
tor in der Gegend von Palingen gesichtet. Nähere Nach⸗ 
richten über diese Braände lagen zur Zeit des Redaktions⸗ 
schlusses noch nicht vor. Gegen 10 Uhr abends war das Un— 
wetter in nordwestlicher bis östlicher Richtung abgezogen. 
Wahrend hier der Simmel bereits wieder siernklar war, 
gingen in den angegebenen Richtungen noch unaufhörlich grelle 
Blitze nieder. Es war ein wunderbar schönes, von keinem 
Pyrotechniker auch nur im entferntesten nachahmbares gigan— 
tisches Feuerwerk, das sich am Himmel abspielte und mit 
Furcht und Staunen vor den in der Natur vorhandenen; und 
hin und wieder hervortre enden gewaltigen Kräften von Hun—⸗ 
derten von Menschen auf freien Plätzen, oder von ihren Woh— 
nungen aus beobachtet wurde. 
SIn die Gefahr des Ertrinkens geriet ein junger Mann 
im der Badeanstalt Falkendamm, weil er, obgleich des Schwim⸗ 
mens unkundig, in das Bassin für Schwimmer gestiegen war. 
Nur dem umsichtigen und energischen Eingreifen des Schwimme 
ehrers Wolter hat der junge Mam es zu danken, daß 
er noch am Leben ist. Unbegreiflich ist es überhaupt, wie 
ein des Schwimmens unkundiger Mensch so leichtsinnig sein 
lann, in das erste beste Bassin, das er in der Badeanstalt 
»orfindet, hineinzusteigen. Bei dem infolge der großen Hitze 
egenwärtig natürlich sehr starken Besuche der Badeanstalten 
Aß es dem Auflichtspersonal selbstredend unmöglich, auf jeden 
Vadenden besonders zu achten. Wenn die Badenden vaher 
elbst nicht vorsichtig sein wollen, ist es ihre eigene Schuld, 
wenn sie ihr Leben lassen müssen. 
NBeim Badenm ertrunlen ist gestern abend im Elbe⸗Trave⸗ 
Kanalk unterhalb der Glockengießerstrahe der 86jähr. Schlosser 
Vieck. Er wollte den Kanal durchschwimmen. Dabei büßte 
er sein Leben ein. Die Leiche ist noch nicht gefunden worden. 
Ferienstraflammer J. Sitzung vom 26. Juli. Wegen 
Diebstahlsverbrechens hat sich der Dienstknecht Julius 
Di. aus Schleswig zu verantworten. Der Angeklagte stand 
n den ersten Tagen des Juni 1911 bei dem Hufner Schumacher 
n Fsisau in Dienst und bewohnte mit dem Knecht Harms und 
»em Knechte Priess zusammen eine Schlafkammer im Hause 
eines Dienstherrn. In dieser Kammer stand eine Holzkiste, die 
ie Habseligkeiten des Harms enthielt. Als der Angeklagte sich 
im 2. Pfingsttage vormittags allein in der Kammer befand 
tbrach er die Harmssche Holzkiste mit einer Zange und eignete 
ich aus der so geöffneten Kiste ein Paar Manschettenknöpfe 
m Werte von 80 Pfg. und 2 Mebares Geld an. Ferner eignete 
r sich ein Liederbuch im Werte von 20 Pfg. und Briefpapier 
m Werte von 10 Pfg. an. Diese Sachen lagen frei in der 
zammer. Der Angeklagte, der bisher nicht bestraft ist, wird 
u einer Gefängnisstrafe von 4 Monaten verurteilt. — Wegen 
Diebstahls im Rückfalle hat lich der Schweizer Heinrich 
ze. aus Barfelde zu verantworten. Im Mai d. J. arbeitete 
ind wohnte der Angeklagte zusammen mit dem Knecht Hermann 
ztöpke bei dem Hufner Peters in Wulfsdorf im Fürstentum 
dübech. Am 19. Mai nachmittags verüeß der Angeklagte seine 
Irbeit bei Peters. Bei seinem Fortgehen nahm er ein Paar 
„em Stöpke gehörige Schnürstiefer im Werte von 10 Memit. 
der Angeklagte ist geständig. Er ist wegen Diebstahls schon 
reimal bestraft. Jetzt erhält er 5 Monate Gefängnis. — 
Wegen Vergehens gegen 8 284 bezw. 285 des 
StreGE.B. sind angeklagt 1. der Kaufmann Louis Ro. aus 
rübeck, 2. der Maurermeister Franz Sch. aus Pansdorf, 3. der 
ßastwirt Peter Th. aus Gleschendorf, 4. der Gastwirt Rudolf 
-p. aus Gleschendorf und 5. der Privatmann Ludwig Ka. 
rus Lübeck. Die ersteren beiden sollen im Jahre 1910 zu 
hleschendorf aus dem Glücksspiele ein Gewerbe gemacht haben; 
die letzteren drei sollen zu Gleschendorf im Jahre 1910 als 
Inhaber öffentlicher Versammlungsorte daselbst Glücksspiele ge— 
tattet haben. Die Geldautomaten „Komet“ und „Fortuna“ 
ollen Apparate zur Betreibung des Glücksspiels sein. Ro. und 
-„ch. haben im Jahre 1910 zu Gieschendorf, Ro. in der Gast— 
zirtschaft von Th. einen Apparat „Komet“ und einen Appa— 
at „Fortuna“ und in der damails noch bestehenden Herberge 
es Ka. einen Apparat „Komet“, Sch. in der Gastwirkschaff 
on Sp. einen Apparat „Komet“ nach Uebereinkunft mit den 
jenannten Wirten aufgestellt. In den Apparaten zu spielen 
tand jedem die Lokale besuchenden Gaste frei. Ro. und Sch— 
baren im Besitze der zu den Automaten gehörigen Schlüssel und 
amen von Zeit zu Zeit in die Wirtschaften, um die in den 
Automaten angesammelten Geldbeiräge zu entnehmen und mit 
den Wirten abzurechnen, welche bei dem Automat .Komet“ sowohl 
pon Ro. als auch von Sch. 30 00 des erzielten Gewinnes er— 
ielten. Bei „Fortuna“ erhielt Th. von Ro. 10 00 des Ge— 
winnes und außerdem Bezahlung der von ihm den gewinnenden 
Spielern verabreichten Getränke und Zigarren. Die Beweisauf— 
iahme dreht sich um die Frage, ob das Spielen aus den 
raglichen Apparaten als ein Glücks- oder Geschicklichkeitsspiel 
inzusehen sei. Zu dem Zwed werden auch Proben an den 
Uppataten vorgenommen. Der Staatsanwalt stellt sich auf den 
Ztandpunkt, daß es sich hier um ein Gücksspiel handele und dah 
»ie Angekiagten sich dessen auch bewußt gewesen seien, nament⸗ 
ich Ro. habe das zweifellos gewuhtt, denn er sei vor einigen 
Jahren schon einmal in eine gleiche Angelegenheit verwickelt 
ewesen und damals sei es ihm zweifellos zum Bewußtsein 
jsekommen, daß es sich um ein Glüdksspiel handele. Der Ver—⸗ 
eidiger stellt sich auf den Standpult, daß es sich um ein Ge- 
chicllichkeitsspiel handelt.“ Das Gericht ist der Auffassung, dahß 
es sich um ein Glücksspiel handelt und erkennt gegen Ro., da es 
ich um die denkbar mildeste Form des gewerbsmähßig betriebe⸗ 
ien Glücksspiels handelt, zu 3 Tagen Gefängnis und erkennt ferner 
nmif Einziehung der beschlagnahmten Apparate. Die übrigen An- 
zellagten werden freigesprochen. 
o.. Der vermißte Knabe Peters ist gestern abend als 
Leiche im Stadtgraben bei der Klappbrücke gefunden. Es 
iegt ein Unglüdcsfall vor. 
.- Verhaftet wurde ein Schweizer aus Plauen, der feitens 
des Königlichen Amtsgerichts in Neustadt a. Rbg. wegen 
Diebstahls steckbrieflich verfolat wird 
Gluthitze und Gewitter. 
Hamburg, 26. Juli. Nachdem sich am Sonntag abend 
infolge heftigen Gewitters die Temperatur abgekühlt hatte, der 
Montag mäßig warm und der Dienstag direkt kühl war, 
ist heute die Hitzwelle vom Sonnabend und Sonntag 
zurückgekehrt. Das Thermometer weist in der Sonne 
iber 40 Grad auf. Offizielle Messungen im Schatten ergaben 
jeute morgen 27,5 Grad. Die ßitze steigt ständig und dürfte 
heute nachmittag zwischen 2 bis 4 Uhr, den heißesten Tages— 
stunden, gegen 30 bis 33 Grad betragen. — Seftige 
—AVVV 
zegen 11 Uhr über Hamburg und der näheren Umgegend. 
leber der Stadt selbst kam das Gewitter mit seiner vollen 
deftigkeit nicht zur Entladung, dagegen hat es in der Um— 
jegend sehr schwer gewütet. Es wurden verschiedene große 
Feuer auf weiterer Entfernung gesichtet. In Hamburg selbst 
schlug der Blitz an drei Stellen ein, richtete aber, da es 
sich nur um sogenannte kalte Schläge handelte, keinen nennens⸗ 
werten Schaden an; er zersplitterte nur einige Hausbestand— 
teile, und zwar an der Wandsbeker Chaussee 102, Flotow— 
traße 15 und Ausschläger Allee 5. 
Breslau, 26. Zuli. Die tropische Sitze hält noch 
mmer an. In emnigen Teilen Schlesiens haben gestern nach— 
nittag die schweren Gewitter mtt wolkenbruchartigen 
Regengüssen erhebliche Schäden angerichtet. In Bad Kudowa 
wurde der Kurpark bis zur Meterhöhe überschwemmt. Das 
Küchenpersonal des Kurhotels konnte sich nur mit knapper Not 
retten. In Grünberg und Aanderen Orten wurden mehrere 
Menschen vom Blitz getötet. 
Köln, 26. Juli. Heute morgen sind in der Rheinprovinz 
schwere Gewitter mit strömendem Regen niedergegangen, 
die die ersehnte Abkühlung endlich gebracht haben. Das heute 
norgen um 8 Uhr hier einsetzende Gewitter hat durch Blitz— 
chlag vielen Schaden angerichtet. Aus verschiedenen Orten 
kommen Hiobsposten. In Obreghoren schlug der Blitz in das 
Haus eines Landwirts ein und 18tete einen Knecht, 
vährend die übrigen Hausbewohner unverlekt blieben 
Paris, 26. Juli. Seute früh ijt Uber Parls ünd Umd 
zegend ein heftiges Gewitter niedergegangen. Zahl- 
eiche Telegraphenleitungen sind zerstört. — Im Bois Lewoque 
Departement Nort et Moselle) schlug der Blitz während eines 
jeftigen Gewitters in das Militärlager ein und verletzte einen 
Unteroffizier und sechs Mann schwer. 
Brüssel, 26. Juli. Zum ersten Male seit vier Wochen 
regnet es seit heute früh in Strömen. 
—Kassel, 26. Juli. Eigenartige Folge des 
GFewittersturmes. Der starke Gewittersturm, der 
zestern abend hier losbrach, hat am Holländischen Tor zwischen 
dent Stadtbahnhof und der Henschelschen Lokomotiofabrik einen 
fFisenbahnunfall herbeigeführt. Sechs leere Güter⸗ 
vaggons, welche bei dem Rangieren auf dem Bahnhof den 
blichen Abstoß erhielten, wurden von dem Sturm erfaßt und 
iber das Bahnhofsgleis hinweggejagt und dann gegen die 
den Bahnhof abschließende eiserne Gittertür mit solcher Gewalt 
jestohen, daß diese zerstört wurde. Nun ging es in immer 
llerer Fahrt über das Anschlußgleis der Henschelschen Maschinen⸗ 
sabrik durch die abschüssige lange Wolfhagenstraße mit immer 
zrößerer Geschwindigkeit, die die eines D-Zuges erheblich über⸗ 
chritt, so daß Menschen und Tiete auseinanderstoben, um dem 
icheren Tode zu entgehen. Ein schwer beladenes Fuhrwerk, 
das nicht schnell genug ausweichen konnte, wurde überrannt, 
Wagen und Pferde beschädigt und der Kutscher lebensgefährlich 
verletzt. Dann rasten die Waggons immer weiter die Straße 
zinab und kreuzten unten am Holländischen Platz im rechten 
Winkel mit einem vollbesetzten Straßenbahnzuge, der glücklicher- 
peise mit einem Abstand von zwei Schritten vorbeikam, sonst 
väre er zermalmt worden. Dann ging die Fahrt weiter bis 
dem Henschelschen Maschinengebäude. Das eiserne Eingangs—⸗ 
ror wurde durchstoßen, ein 50 Meter weiter entferntes Gitter 
vurde ebenfalls eingerisser. Dann ging es immer weiter 
auf dem Anschlußgleis über die Drehscheibe und Weichen, die 
ertrümmert wurden, über eine Mauer hinweg an der Vorder⸗ 
ront des Maschinenhauses in die große Schmiede. Die bei 
der Arbeit befindlichen Gesellen komtten sich noch rechtzeitig 
in Sicherheit bringen. 
neueste Nachrichten und Telegramme. 
Cholerafũ.le in Danzig. 
W. Danzig, 27. Juli. In das Krankenhaus zu Marien⸗ 
hurg wurden gestern zwei Frauen aus dem Kreise Stuhm 
eingeliefert, die an Cholera erkrankt sind. Ferner wurden 
in demselben Kreise drei Personen unter Beobachtung gestellt. 
Die umfangreichsten Vorsichtsmaßregeln wurden getroffen. 
Zum Besfuch des englischen Königs in Indien. 
W. London, 26. Juli. Unterhaus. Der Varlaments- 
Unterstaatssekretär des indischen Amts, Montagu, 'agte bei 
der Einführung des indischen Budgets, er lenke die Aufmerksam⸗ 
keit des Hauses auf die indische Frage zu der Zeit, wo das 
därmen und die Erregung der Parteien den Höhepuntt er⸗ 
eichten und wo unheilverkündende Wolken tief über Europa 
hingen. Bezüglich des bevorstehenden Besuches des Königs 
in Indien sagte Montagu: Wir wünschen dem König eine 
glüdliche Reise und glauben, daß er von ganz Indien einen 
herzlichen Willkommen erhält. 
*1Zwei englische Geschwader gehen nach Gibraltar? 
WM. London, 27. Juli. Nach einer Meldung des Standard 
gab Admiral Moore, Kommandant von Portsmouth, bekannt, 
daß die Schlachtschiffe ‚Prince of Wales“ und „Venerable“ 
owie die Rreuzer „Good Hope“ und, Venus“ von der atlantischen 
Flotte am 30. Juli nach Portsmouth gehen, um Mannschaften 
vachweise zu beurlauben, und zwar soll jede Wache 14 Tage 
Urlaub erhalten. Auf diese Weise werden Schiffe für den 
aächsten Monat in Portsmouth sein. Das Schlachtschiff 
PLondon““, das zweite Flaggschiff des atlantischen Geschwaders, 
erteilte der Besatzung bereits Urlaub und ist nach Berehaven 
zegangen., Das Schlachtschiff „Queen“ wird sich einer Reparatur 
m Devonport unterziehen. Nach einer nichtamtlichen Meldung 
werden die atlantische Flotte und das 5. Kreuzer«- 
geschwader wahrscheinlich demnächst nach Gibraltar gehen. 
Ruthe im Champagnergebiet endgültig hergestellt. 
SGieW. Paris, 26. Juli. Da die Ordnung in dem Marne⸗ 
und Aubegebiet fast vollständig wieder hergestellt ist, sind 
die in die dortigen Weinbaugebiete entsandten Truppen in 
ihre Garnisonen zurüuckgekehrt. 
Zusammenstoß zwischen vortugiesischen Royalisten 
und Republikanern. 
ꝛWM. Lissabon, 26. Juli. In der Kirche von Lobrigo in 
ber Nähe von Ragoa kam es zu einem ernsten Zusammenstoß 
zwischen Royalisten und Republikanern. Der Führer d 
Republikaner, Costa, wurde von hinten erstochen. Es kam 
zu einem Gefecht, wobei Revolver und Messer gebraucht wur—⸗ 
den. Truppen mußten die Ordnung wieder herstellen. Nach 
dem Seculo wurden vier Personen getötet, vierzehn schwer und 
dreißig leicht verletzt. 
Erleichterung der russischen Zuckerausfuhr. 
W. Petersburg. 26. Juli. Der Ministerrat beschloß, laut 
8 87 der Grundgesetze das Gesetz betreffend die Maßregeln 
zur Erleichterung der Zuckerausfuhr zu veröffentlichen. 4 
Die türlischen Bahnbauten. 4 
WM. Konstantinopel, 26. Juli. Der Ministerrat genehmigté 
die mit der Regie der Generale des Chemins de fer abge« 
schlossenen Verträge über die Studien sür die Adriabahn nach 
der gemeldeten Trace, sowie über den Bau der Bahn nach 
Monastir; Janina und Reschadie. Die Unterzeichnung soll 
morgen erfolgen. Die Anschlußlinie Monastir — Bulgarischeé 
Grenze ist nicht in den Verträgen enthalten. 
W. Hamborn, 26. Juli. Der in der städtischen en 
lasse beschäftigte Kassenassistent Achten ist nach Un 
terschkagung von etwa 10000 Mark städtischer 
Gerlder geflüchtet. 
W. Kiel, 27. Juli. 312 Lehrer aus allen Gauen de 
Reiches find einer Einladungdes deutschen Flotten« 
vereins folgend, gestern per Sonderzug hier einge« 
troffen. Es fand eine Begrüßung der Gäste statt. Die 
Gäste besichtigen morgen und übermorgen die Marineanlagen 
Kiels und begeben sich dann nach Helgoland und Bremen. 
W. OTberhausen, 27. Zuli. Der Prokurist Robertk 
Mahlberg unterschlug in den letzten vier Jahren der 
Firma Oberhausener Stahl- und Eisengießerei annähernd 
100 000 Mark. Der ungetreue Prokurist ist 35 Jahre alt 
und seit 2 Jahren verheiratet. Er wurde gestern nachmittag 
verhaftet. 
W. Zürich. 27. Juli. Der Romanist Dr. Hermann 
Hitzig ist gestern an den Folgen einer Gallensteinoperation 
destorben.
	        
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